Nr. 531
Die Macht der Sieben
Sie lenken die Geschicke der Völker – und bestimmen über Krieg und Frieden
von H. G. EWERS
Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Anfang April des Jahres 3442.
Der mysteriöse Schwarm setzt nun seit rund anderthalb Jahren seinen Flug durch die Milchstraße unbeirrt fort – ebenso unbeirrt, wie Perry Rhodan und seine immunen Gefährten in gefahrvoller Arbeit dem Sinn und Zweck der unheimlichen Invasoren auf die Spur zu kommen suchen.
Perry Rhodan und seine Helfer wissen inzwischen längst, dass die Emissäre des Schwarms Unheil über mehrere Welten gebracht haben. Sie ahnen auch, dass der Schwarm weitere Überraschungen in sich birgt, die für die Bevölkerung weiterer Planeten tödlich sein können.
Aber für Perry Rhodan und die anderen Verantwortlichen des Solaren Imperiums geht es nicht darum, dem unheilvollen Wirken des Schwarms Einhalt zu gebieten, sie haben auch noch andere Aufgaben durchzuführen.
Eine dieser Aufgaben ist, Informationen über das »Heimliche Imperium« einzuziehen, dessen Vertreter anlässlich der galaktischen Konferenz der Immunen, die im November des Jahres 3441 stattfand, erstmals öffentlich in Erscheinung getreten sind.
Und als die mysteriösen Fremden schließlich die Konferenz fluchtartig verlassen, lässt Perry Rhodan sie von einer Space-Jet der INTERSOLAR verfolgen.
Den Terranern, die diese Mission übernehmen, steht eine schwere und gefährliche Zeit bevor – sie stoßen auf DIE MACHT DER SIEBEN ...
Die Hauptpersonen des Romans
Captain Dalaimoc Rorvic – Ein Mann, der gerne meditiert.
Tatcher a Hainu – Captain Rorvics »Wecker«.
Bescrilo Nonderver, Riev Kalowont und Peltrow Batriaschwili – Captain Rorvics Begleiter.
Eptont Aquul, Glortai und Uptor – Drei der heimlichen Herrscher Redmares.
Perry Rhodan – Der Großadministrator lässt einen Begrüßungsschluck servieren.
1.
Hypnoschulung
Und das, während wir im Zwischenraum hinter einem rätselhaften schwarzen Diskusraumschiff herjagen.
Doch die Einsatzvorschriften sind streng und lassen sich nicht beliebig auslegen. Wäre ich auf Dessopato dabei gewesen, brauchte ich mich jetzt nicht darüber zu informieren, was vor, während und der so genannten Galaktischen Konferenz geschah. Leider war ich zwischen dem 20. und 27. November 3441 zur INTERSOLAR abkommandiert, um die Besatzung der Ortungszentrale zu verstärken.
Missmutig blickte ich auf den Informationstransmitter, der neben der zerbeulten alten Kaffeekanne auf dem Ecktisch meiner engen Kabine stand. Die Kanne zitterte unter den Vibrationen, die der Schwarzschild-Reaktor des Waring-Konverters erzeugte. Ich nahm sie und warf sie wütend in eine Ecke.
Danach stülpte ich mir den silbrig schimmernden Transmitterhelm auf den Kopf, schob die Informationsspule in die Eingaberöhre des Geräts und drückte auf die Abspieltaste. Anschließend legte ich mich auf die Couch neben den Tisch.
Sekunden später war ein anschwellendes Summen in meinem Schädel. Für einen Mentalstabilisierten wie mich ist es immer problematisch, sich einer Hypnoschulung zu unterziehen. Das Unterbewusstsein wehrt sich dagegen und erzeugt alle möglichen Effekte, um den Teil des Geistes, der sich den Hypnoimpulsen öffnen möchte, davon abzubringen. Man muss sich anstrengen, um die psychische Schranke abzubauen und sich den Impulsen zu überlassen.
Das Summen stieg in den Ultraschallbereich an und verursachte rasenden Kopfschmerz, obwohl es nur eine Fiktion des Unterbewusstseins war. Ich, Tatcher a Hainu, Sohn des Mars, Galaktogeologe und als Angehöriger der Immunenbesatzung der GOOD HOPE II im Rang eines Captains der Solaren Flotte, kämpfte mich durch eine Hölle von Qualen.
Bis endlich die Schranke fiel ...
Die rote Zwergsonne Heykla-Beru warf ihr trübes Licht auf eine trockene Geröllwüste. Thermische Strahlen hatten eine große Fläche glasig erstarrter Schmelze geschaffen, die gleich einem bleigrauen Spiegel in der Wüste glänzte. Schmale, eingebrannte Furchen teilten die ebene Fläche in mehr als dreihundert Quadrate. Raumschiffe aller möglichen Konstruktionen standen in den Quadraten. Es waren fast nur kleine Schiffe, denn die galaktischen Völker verfügten nur über wenige Immune, die ein Raumschiff steuern konnten. Dadurch fiel das dreihundert Meter große kugelförmige Schiff mit den stark abgeplatteten Polen besonders auf.
Ein akonisches Schiff!
Natürlich, die Akonen glaubten, verpflichtet zu sein, mehr darzustellen, als andere Völker; sie waren schließlich Vertreter des ältesten Sternenreiches humanoider Intelligenzen in unserer Galaxis.
Eine mitleiderregende Demonstration, denn ihre Macht war ebenso fiktiv wie die der übrigen bekannten galaktischen Zivilisationen.
Bedeutend eindrucksvoller wirkte das kleinere schwarze Kugelraumschiff vom Planeten Halut. Vielleicht nur deshalb, weil die Haluter in ferner Vergangenheit der Schrecken unserer Galaxis gewesen waren und heute immer noch Rätsel aufgaben.
Das Bild wechselte.
Die Trümmer eines uralten Amphitheaters ragten in der Wüste auf. Stellenweise waren die starken Mauern noch an die zweihundert Meter hoch. Halbverfallene Torbögen durchbrachen das Mauerwerk. Große, schwarze Vögel kreisten über der ehemaligen Arena. Die Aktivität der Besucher musste sie aufgescheucht haben; wahrscheinlich hatten sie ihre Nist- und Schlafplätze in dem Gemäuer. Das Spielfeld der Arena war von Trümmern befreit worden. Verschiedene Geräte standen darauf, unter ihnen ein Podest mit Translatorenanschluss und ein kugelförmiger Bildschirm, der in einem Kraftfeld ruhte.
Das Bild wechselte erneut, ohne dass die Änderung der Szenerie verwirrend gewirkt hätte. Am Rand des Landefeldes schwebte ein flaches diskusförmiges Objekt von schwarzer Färbung. Ausschnitte von Gesprächen wurden eingeblendet. Aus ihnen ging hervor, dass weder Anflug noch Landung dieses Diskusschiffes beobachtet worden waren. Und das, obwohl die INTERSOLAR im Raum stand und ihren hochwertigen Ortungsgeräten eigentlich nichts entgehen konnte, schon gar nicht ein ins System einfliegendes Raumschiff, das ja beachtliche Energie-Emissionen entwickeln musste.
Eigene Erfahrung: Ich saß zu dieser Zeit in der Ortungszentrale der INTERSOLAR. Wir hatten jedes einfliegende Schiff angemessen, mit Ausnahme des schwarzen Diskusschiffes.
Zurück zum Landefeld.
Großaufnahme.
Die Außenhülle des Diskusschiffes sah aus, als bestünde sie aus schwarzem Glas. Sie war völlig glatt und besaß weder eine kuppelförmige Steuerkanzel noch Triebwerksöffnungen, Geschützmündungen oder Landebeine.
Kommentar: Weder mit Hilfe von Mental- und Individualtastern noch von den telepathischen Kräften Guckys und Fellmer Lloyds konnten die Hirnimpulse denkender Lebewesen ermittelt werden. Das schwarze Diskusschiff wirkte tot – bis auf geringe Energie-Emissionen.
Ein Kaleidoskop verschiedener Ereignisse jagte vorüber, unwichtige Fakten, die mit unserem Einsatz nichts zu tun hatten.
Dann befand sich in dem schwarzen Diskusschiff plötzlich eine Öffnung. Sie reichte von der Mittelkante bis zum unteren Pol. Eine schmale Rampe schob sich heraus und stieß gegen den Boden des Landefeldes.
Kurz darauf entstand Bewegung in der Öffnung. Drei Gestalten traten ins Tageslicht. Drei vollkommen humanoid wirkende Gestalten in enganliegenden schwarzen Kombinationen. Ihre Gesichter wirkten männlich und glichen einander so sehr, dass der erste Impuls des Unterbewusstseins sie als Drillinge einstufte. Auch Körperform und -größe stimmten überein; die Proportionen entsprachen denen eines Durchschnittsterraners.
Die Fremden gingen mit gleichförmigen Bewegungen zur Arena, unbeeindruckt von den Blicken, die ihnen von Angehörigen anderer Völker zugeworfen wurden. Sie schienen nicht zu merken, dass ihr Erscheinen allgemeines Aufsehen erregte.
Wieder jagte ein Kaleidoskop von Ereignissen vorüber.
Perry Rhodan eröffnete die Konferenz und erklärte den übrigen Teilnehmern, er sähe das einzige Ziel der Zusammenkunft darin, dass die galaktischen Zivilisationen ihre wissenschaftlich-technischen Anstrengungen vereinten, um ein wirksames Mittel gegen die Verdummungswelle zu finden.
Ein wenig später versuchten die drei Mitglieder des ertrusischen Triumvirats einen Zwischenfall mit den Fremden zu provozieren. Nach unbegründeten Beschuldigungen hob Nos Vigeland die Hand mit der Strahlwaffe und drückte ab. Die Waffe versagte, und die drei Fremden verließen ihre Plätze. Vigeland wich überrascht zurück und stürzte dabei. Diese Szene wurde mehrmals wiederholt; sie wirkte gespenstisch. Eine Strahlwaffe versagte ohne ersichtlichen Grund!
Das Bild wechselte und zeigte Perry Rhodan, der auf dem Translatorpodest stand und den drei Fremden den Platz am Mikrophon räumte.
Einer der Fremden sprach mit beherrschter Stimme. Er erklärte, dass sie keine Spione aus dem Schwarm, aber auch keine Menschen seien. Sie hätten sich nur entschlossen, auf dieser Konferenz als Menschen aufzutreten, weil diese Erscheinungsform allen Anwesenden vertraut wäre.
»Wir haben«, erklärte er wörtlich, »in dieser Galaxis ein Imperium aufgebaut, das nun durch den Schwarm bedroht wird.«
Abermals wirbelte ein Kaleidoskop von verschiedenen Ereignissen vorüber. Ein Chronograph zeigte schnell wechselnde Zeitanzeigen.
Als das Bild sich normalisierte, zeigte es ein Chaos. Der Kommentar erklärte, dass der Schwarm eine Transition ausgeführt hätte, durch die ein heftiger Strukturschock ausgelöst worden sei. Auf der Sonne Heykla-Beru tobten heftige Eruptionen, und der Planet Dessopato wurde durch schwere Beben erschüttert. Die meisten Konferenzteilnehmer litten vorübergehend unter geistigen Störungen. Nur die Aktivatorträger, die Mentalstabilisierten und Mutanten blieben davon verschont.
Und die drei Fremden aus dem schwarzen Diskusschiff!
Die Konferenz war gescheitert. Sobald die Teilnehmer sich von den Auswirkungen der Strukturerschütterung erholt hatten, zogen sie sich fluchtartig zu ihren Raumschiffen zurück.
Perry Rhodan und Atlan standen den drei Fremden gegenüber.
Einer der Schwarzgekleideten sprach. Er kündigte an, dass er und seine Gefährten Dessopato verlassen würden und bedauerte, dass die Konferenz keinen Erfolg gezeitigt hatte. Aus seinen weiteren Worten klang heraus, dass sie mehr Informationen über den Schwarm besaßen als alle Vertreter der anderen galaktischen Zivilisationen zusammen. Rhodan und Atlan versuchten, die Fremden zur Preisgabe ihrer Informationen zu bewegen. Sie erhielten nur rätselhafte Andeutungen über Spuren, die eine ferne Vergangenheit überall hinterlassen haben sollte.
Und dann wurde eine Reproduktion der Stimme von ES eingeblendet, des geheimnisvollen Kollektivwesens von Wanderer II.
Auch ES »sprach« von Spuren, die überall wären, bezweifelte jedoch, dass es gut wäre, sie zu finden. Perry Rhodan antwortete laut. Der Terraner und das seltsame Wesen diskutierten über alte Prophezeiungen und den Weg der solaren Menschheit, Rhodan erregt und impulsiv, ES ohne jede Gefühlsäußerung.
Einer der Fremden sagte plötzlich: »Er spricht zu ES!«
Das Bild erlosch.
Zusammenfassender, gezielter Kommentar: Die Fremden aus dem schwarzen Diskusraumschiff sehen aus wie Menschen, sind aber keine Menschen. Sie verfügen entweder über technische Möglichkeiten, die den unseren überlegen sind, oder über unbekannte parapsychische Kräfte. Sie wissen mehr als wir über den Schwarm und deuteten an, dass in der Vergangenheit Dinge geschehen seien, deren Spuren uns wichtige Hinweise geben könnten. Sie behaupten, aus einem Heimlichen Imperium zu kommen, das in unserer Galaxis existiert – und sie kennen ES.
Der Kommentar brach ab. Ein scharfer Schmerz bewies mir, dass ich aus der Hypnose aufgetaucht war. Allmählich klärte sich mein Blick. Ich nahm den Transmitterhelm ab und schaltete das Schulungsgerät aus.
Langsam ging ich zur Versorgungseinheit und tastete einen Becher Kaffee. Während ich das belebende Getränk mit kleinen Schlucken schlürfte, wanderten meine Gedanken zu den Ereignissen nach der Konferenz zurück. Das schwarze Diskusschiff war gestartet; diesmal hatte man es einwandfrei orten können.
Dann hatte ich den Befehl erhalten, mich in einer Schleuse der INTERSOLAR einzufinden und auf die Übernahme in eine Space-Jet zu warten.
Sonderauftrag!
Ich wurde sogleich von düsteren Ahnungen geplagt, die sich bestätigten, als ich in die Space-Jet umgestiegen war und die Steuerkanzel betrat.
Captain Dalaimoc Rorvic, dieser übergroße fette Albino, hatte mich aus seinen kleinen roten Augen angestarrt und mir erklärt, dass er mich für einen Sondereinsatz angefordert hatte. Ziel dieses Sondereinsatzes sollte es sein, das schwarze Diskusschiff zu verfolgen, sein Flugziel festzustellen und nach Möglichkeit umfassende Informationen über dieses Ziel und die Fremden sowie das Heimliche Imperium zu sammeln.
Das war vor zwei Tagen Standardzeit gewesen.
Heute, am 29. November 3441, jagten wir noch immer diesem seltsamen plattgedrückten Diskus nach.
Ich warf den geleerten Becher seufzend in den Abfallvernichter, griff nach der zerbeulten Kanne und machte mich auf den Weg in die Steuerkanzel.
*
Dalaimoc Rorvic hockte mit unterschlagenen Beinen auf einer Matte, die im freien Raum der Steuerkanzel ausgebreitet war. Er wirkte wie eine Buddhastatue. Seine Augen waren geschlossen.
Dalaimoc meditierte.
Ich stellte meine Kanne hörbar auf einem Schaltpult ab. Der Pilot unserer Space-Jet wandte sich um und grinste über sein breitflächiges Gesicht. Bescrilo Nonderver war ein Umweltangepasster vom Planeten Epsal und so breit wie hoch, nämlich 1,60 Meter.
»Nun, Captain Hainu«, sagte er mit seiner abscheulich lauten Stimme, »haben Sie etwas für Ihre Bildung getan?«
Bildung! Wie konnte man Hypnoschulung mit Bildung gleichsetzen! Der Mann hatte keine Ahnung von wahrer Bildung.
Ich murmelte eine Verwünschung und wandte meine Aufmerksamkeit dem Bildschirm des Halbraumspürers zu. Die Tasterzeichnung des Diskusschiffes sah noch genauso aus wie vor zwei Stunden, als ich die Steuerkanzel verlassen hatte.
»Ich möchte wissen, wie lange wir den Fremden noch durch den Zwischenraum nachschleichen sollen«, sagte ich.
Dalaimoc gab einen grunzenden Laut von sich. Ich blickte schnell hin. Doch der Koloss war immer noch in Meditation versunken.
Jemand lachte leise.
Ich sah mich nach dem Lacher um und blickte in Riev Kalowonts schmales Gesicht. Kalowont war gebürtiger Terraner und ehemals Pilot eines Vergnügungsluftschiffes gewesen, das innerhalb der irdischen Lufthülle verkehrte.
»Was gibt es da zu lachen?«, fuhr ich Kalowont an.
Der Terraner winkte ab und widmete sich wieder seinen Kontrollen. Er war als Maschineningenieur ausgebildet und hatte die Aufgabe, die Aggregate unserer Space-Jet zu überwachen.
»Von dem ehemaligen Piloten eines windgetriebenen Gasballons kann man natürlich keine vernünftige Reaktion erwarten«, bemerkte ich.
Riev Kalowont wandte sich wieder zu mir um und erwiderte: »Erstens war es kein Ballon, sondern ein gasgefülltes starres Luftschiff, und zweitens wurde es nicht durch den Wind, sondern durch Düsenaggregate angetrieben, die historischen Vorbildern nachgebaut waren. Luftschiffe dieser Art erfüllten eine wichtige kulturhistorische Aufgabe; sie zeigten den Passagieren, dass auch ihre Vorfahren nicht auf den Kopf gefallen waren.«
»Dafür sind Sie es!«, gab ich zurück.
»Aber ich bitte Sie!«, sagte der Mann, der sich bisher schweigsam verhalten hatte, Peltrow Batriaschwili, ein Erdgeborener und früherer Kriminalspezialist und Psychologe der Solaren Abwehr. Mit seinen 168 Zentimetern und den breiten Schultern sah er aus wie ein abgebrochener Riese. »Wir sind nur fünf Personen, aber wir haben eine Aufgabe zu erfüllen, zu der man früher einige hundert spezialisierte Abwehrleute eingesetzt hätte. Wenn wir uns auch noch streiten, gefährden wir nicht nur unsere Mission, sondern auch uns selbst. Bitte, Captain Hainu, gehen Sie an Ihren Platz.«
Ich gehorchte widerwillig.
»Natürlich«, murmelte ich, »immer gibt man mir die Schuld, wenn es zu Reibereien kommt. Ihr Erdgeborenen habt eben ein eingefleischtes Vorurteil gegen Marsianer.«
Batriaschwili blickte mich durchdringend an. Mit seinen schwarzen Augen, der schmalrückigen gekrümmten Nase und dem mächtigen schwarzen Schnauzbart sah er aus wie ein Krieger aus den kaukasischen Bergen auf dem uralten Bild, das ich früher im Völkerkundemuseum in Terrania gesehen hatte. Eine Strähne seines lockigen schwarzen Haares hing ihm in die Stirn.
»So etwas sollten Sie nicht einmal denken, geschweige denn aussprechen, Hainu!«, sagte er scharf. »Die Herkunft eines Menschen hat längst keinen Einfluss mehr auf seine Wertbestimmung. Entscheidend ist der Charakter, und da gibt es bei Ihnen allerdings einiges zu kritisieren.«
»Pah!«, machte ich wegwerfend. »Sie übertreiben wie üblich, Batriaschwili.« Ich deutete auf den Schirm des Halbraumspürers. »Das beweist es. Sie behaupten, früher hätte man einige hundert spezialisierter Abwehrleute eingesetzt, um das lächerliche Linsenschiff zu verfolgen. Wollen Sie mir vielleicht verraten, womit diese Menschenmenge sich beschäftigen sollte?«
»Während der Verfolgung im Zwischenraum reichen natürlich fünf Personen wie wir aus«, erwiderte er. »Die Schwierigkeiten und Gefahren werden erst am Ziel beginnen ...«
»Da irrst du dich gewaltig, Freundchen!«, dröhnte eine tiefe Stimme durch die Steuerkanzel. »Die Schwierigkeiten haben schon begonnen, Erdling!«
»Na bitte!«, sagte ich automatisch, bevor mir klar wurde, dass keiner von uns gesprochen hatte.
Ich zuckte zusammen und richtete meinen Blick auf die riesenhafte Gestalt, die plötzlich in unserer Steuerkanzel aufgetaucht war. Der Riese konnte nur vornübergeneigt stehen, hatte einen langen weißen Bart, bernsteingelbe glühende Augen und trug einen Lendenschurz, der von einem Gürtel aus Metallgliedern gehalten wurde.
Riev Kalowont schrie hysterisch. Peltrow Batriaschwili zog seinen Paralysator und feuerte auf den Riesen.
Der Bursche quittierte den Schuss mit dröhnendem Lachen. Dann winkte er mit dem Arm – und im nächsten Augenblick standen drei andere Gestalten in der Steuerkanzel.
Drei schlanke hochgewachsene Gestalten mit gelben leuchtenden Köpfen und langen, lose herabfallenden gelben Gewändern!
Unser epsalischer Pilot stieß einen Wutschrei aus, der an Lautstärke den Riesen übertrumpfte, und sprang auf. Er raste mit gesenktem Kopf auf den Eindringling zu, prallte mit ihm zusammen – und flog zurück, als wäre er gegen eine Gummimauer gesprungen. Er flog gegen seinen Kontursessel und brach bewusstlos zusammen.
Ich blickte zu Batriaschwili hinüber, in der Hoffnung, der erfahrene SolAb-Mann wüsste ein Mittel, um mit den Fremden fertig zu werden.
Doch ich entdeckte nur Ratlosigkeit in seiner Miene.
Im nächsten Augenblick wurde mir der Grund dafür klar. Peltrow Batriaschwili musste nach seinem vergeblichen Schuss angenommen haben, der Riese und die Gelbmäntel wären nur fiktive Gebilde, Projektionen, die jemand auf unerklärliche Weise in unsere Steuerkanzel warf.