Nr. 536
Götzendämmerung
Aktion Trantus-Tona – 500 Millionen Menschen sollen vor dem Tod bewahrt werden
von ERNST VLCEK
Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Mitte Mai des Jahres 3442.
Für Perry Rhodan und die von der galaxisweiten Verdummung nicht oder nicht mehr betroffenen Terraner – ihre Schar ist im Vergleich zu den vielen Milliarden Geschädigten verschwindend gering – bietet sich eine Fülle von wichtigen Aufgaben, die sich wegen akuten Mangels an qualifizierten Kräften kaum bewältigen lassen. Sie suchen nach Mitteln und Wegen, den Schwarm auf seinem unheilvollen Vordringen in die Galaxis aufzuhalten; sie versuchen, die Not auf der Erde und anderen besiedelten Welten zu lindern; sie kümmern sich um das »Heimliche Imperium«, dessen Existenz eine zusätzliche Bedrohung darzustellen scheint; und sie versuchen, alle noch nicht erfassten intelligenten Kräfte der Galaxis zu mobilisieren. Bei diesen schwierigen Missionen wurden, allen Widerständen zum Trotz, inzwischen schon beachtliche Teilerfolge errungen. Und jetzt scheint sich ein weiterer Erfolg bei der Konfrontation mit dem Schwarm abzuzeichnen.
Die Operationen des Spezialschiffes GEVARI, das sich seit einiger Zeit im Schwarm aufhält, beginnen Früchte zu tragen. Das zeigt sich in dem Moment, als eine Teilungsflotte den Schwarm verlässt und das Heleva-EX-System anfliegt.
Die Gelben Eroberer werden in ihren Plänen gestört – und die GÖTZENDÄMMERUNG bahnt sich an ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator kämpft um den Bestand einer Welt.
Atlan – Der Lordadmiral macht Gefangene.
Blazon Alpha und Blazon Beta – Die ungleichen Zwillinge werden als »Sternengötter« angesehen.
Gahork – Ein Gelber Eroberer von Kokon.
Cleran Raklanka – Ein Ritter ohne Furcht und Tadel.
Shavi Yanar, Raga Yanar und Losho Yanar – Drei Götzen sollen gestürzt werden.
1.
Y'Xanthymona, der lacht.
Er hatte die Stätten Aclars vorbereitet für »jene, die in schmerzvoller, doch freudiger Erwartung der Teilung sind«.
Die Zeit der Freude und des Dienens war angebrochen.
Der kleine Purpurne durcheilte trippelnden Schrittes die schmalen Korridore des gigantischen Wabenschiffes, das aus zwei Millionen Sechskantröhren zusammengesetzt war.
Er war kleiner als andere seiner Art, nicht ganz 1,50 Meter; die Haut über den knochigen Hornplatten seines Körpers hatte unzählige Falten, die ehemals stahlharten Nägel seiner siebenfingrigen Hände waren vom Alter brüchig. Aber das hatte nicht unbedingt etwas zu bedeuten. Ausschlaggebend für seine Position war die Farbe des Haares, das an einer einzigen Stelle kreisrund aus dem sonst kahlen Schädel wuchs und in der Art eines Pferdeschweifs in den Nacken fiel. Die Farbe des Haares war weiß – und das kennzeichnete den Purpurnen als weises Oberhaupt.
Er war der einzige auf diesem Schiff, der eine weiße Haarpracht besaß. Andere Purpurne, die seinen Weg kreuzten, wichen ihm ehrfürchtig aus. Es war nicht nötig, dass er ihnen Befehle gab; sie kannten ihre Aufgabe.
Zu dienen, das war ihnen angeboren.
Y'Xanthymona, der weint.
Er hatte 1500 Wabenschiffe bereitgestellt, um »jene, die in schmerzvoller, doch freudiger Erwartung der Teilung sind« zu den Stätten Aclars zu bringen ...
Musik schwächte die Instinkte der kleinen Purpurnen und stimmte sie gleichzeitig elegisch und melancholisch, weckte seltsame Gefühle.
Auch die schrillen, spitzen Schreie, die durch die Korridore des gigantischen Wabengebildes hallten, waren eine Art Musik. Das Schreien, Wimmern und Klagen der in der Teilung begriffenen Ockergelben war ein disharmonischer Kanon, der sich in den Gehirnen der kleinen Purpurnen einnistete und gewisse Reflexe auslöste.
Reflexe des Dienens.
Wann immer das klägliche Schreien ertönte, hielten die kleinen Purpurnen an, drangen in die Wabenröhren ein, um den sich teilenden Ockergelben Linderung zu verschaffen. Es war eine Instinkthandlung, so wie alles im Leben der purpurnen Stummen vom Instinkt bestimmt wurde.
Der Weißhaar-Purpurne durchquerte das Wabenschiff nicht nach einem bestimmten Schema. Ebenso wie seine Artgenossen unterbrach er seinen trippelnden Marsch nur dann, wenn aus einer Röhre schrille Schreie ertönten. Und wenn er seinen Weg fortsetzte, wandte er sich wieder in jene Richtung, aus der das Wimmern eines Ockergelben erklang.
Die Schreie verrieten ihm, in welcher Brutwabe seine Hilfe benötigt wurde. Er suchte dann die betreffende Zelle auf und besprühte den aufquellenden Ockergelben mit Nährflüssigkeit, Narkotika und anderen Mitteln, die den Prozess der Geburtsmetamorphose hemmen sollten.
Diese Maßnahmen waren unbedingt nötig, denn der Teilungsprozess durfte erst dann in sein entscheidendes Stadium treten, wenn die Stätten Aclars erreicht waren.
Y'Xanthymona, der schwitzt.
Er hatte das Zeichen für den Start der Teilungsflotte gegeben. Die 1500 Wabenraumschiffe mit den drei Milliarden teilungsbereiten Ockergelben verließen die Planetenbasis und stießen in Begleitung von 5000 Wachschiffen in den Weltraum vor.
Die prophylaktischen Maßnahmen wurden eingeleitet, die ersten Vorbereitungen für den späteren Teilungsprozess getroffen. Die Temperatur innerhalb der Wabenraumschiffe erhöhte sich, die Schwerkraft stieg langsam an.
Die kleinen Purpurnen, die zwar eine ungewöhnlich widerstandsfähige Konstitution besaßen, doch an eine Temperatur von unter 20 Grad gewöhnt waren, begannen zu schwitzen. Trotzdem unterbrachen sie ihr emsiges Treiben nicht.
Der Purpurne mit dem weißen Haarschweif registrierte es nicht bewusst, dass ihm der Schweiß ausbrach, in dicken Tropfen von seiner Stirn rann und von den Knochenleisten über den Augen zur Stirn abgeleitet wurde. Er ertrug die Belastungen demütig, und in aufopfernder Weise leistete er weiterhin jenen Hilfe, die den Schmerz der fortschreitenden Teilung aus ihren Wabenröhren schrien.
Er würde es so lange tun, bis die Stätten Aclars bereit waren.
Y'Xanthymona, der tötet.
Er hatte noch nie getötet um des Tötens willen, sondern nur zum Schutze seiner Geschöpfe.
Der Purpurne mit dem weißen Haarschweif kam zu einer Wabenzelle, aus der kein Klagen drang. Dennoch hielt er an. Sein untrüglicher Instinkt sagte ihm, dass hier etwas nicht stimmte. Ohne weiter über sein instinktives Misstrauen nachzudenken, drang er in die Brutwabe ein.
Zuerst registrierte er, dass die Temperatur und die Schwerkraft im gleichen Maße angestiegen war wie überall. Das beruhigte ihn vorerst. Aber er war noch nicht völlig zufriedengestellt.
Er durcheilte die Vorkammer, in der die wabeneigenen Maschinen und Geräte untergebracht waren und begab sich in die eigentliche Brutkammer.
Aufruhr!
Alle seine Sinne gaben gleichzeitig dieselben alarmierenden Daten an das Gehirn weiter: Vor ihm war einer von »jenen, die in krankhafter Erwartung der Teilung sind!« Der Ockergelbe war nicht verformt, sondern besaß noch seine ursprüngliche Gestalt. Die Birnenform seines Körpers war noch ausgeprägt, obwohl eine hektische Pulsation festzustellen war; die Multiorgane und die Glieder waren immer noch unverändert.
Das alles war besorgniserregend, aber noch kein Beweis dafür, dass es sich tatsächlich um einen Kranken handelte. Diesen Beweis erhielt der Weißhaar-Purpurne jedoch, als sich der Ockergelbe auf ihn zubewegte: Er hinterließ während der Fortbewegung keinerlei hypnosuggestive Spur.
Das war das typische Symptom für eine Erkrankung!
Der kleine Purpurne wirbelte um seine Achse und wollte in den Vorraum zurückkehren, um den Generalalarm auszulösen.
Da sah er sich plötzlich zwei monströsen Fremden gegenüber. Es waren »jene, die das Fleisch braten!« Für die kleinen Purpurnen, die sich fast nur von Ungekochtem ernährten, war diese Bezeichnung eine tödliche Beleidigung. Aber auf die Fremden angewendet, bekam der Ausspruch eine besondere Bedeutung.
»Jene, die das Fleisch braten« waren in diesem Fall Feinde!
Der Purpurne stürzte sich in jäh erwachendem Hass auf einen der Fremden und verkrallte sich in dessen dickem Schutzanzug. Seine Fingernägel brachen, und im nächsten Moment traf ihn ein Strahl, der sein Nervensystem lähmte.
Bevor er das Bewusstsein verlor, dachte er noch:
Räche – Y'Xanthymona, der du lachst, weinst, schwitzt und tötest zugleich!
2.
»Was soll nun mit dem Kleinen geschehen?«, fragte Blazon Alpha mürrisch und steckte den Paralysator in den Kombigürtel seines schweren Druckanzuges zurück.
»Schneiden wir ihm einfach den Pferdeschweif ab und schicken wir ihn so zu seinen Artgenossen zurück«, schlug sein Zwillingsbruder Blazon Beta kichernd vor. »Wäre doch interessant zu sehen, wie die anderen Purpurnen darauf reagieren.«
Blazon Alpha, 1,79 Meter groß, massig gebaut, das schwarze Haar bürstenkurz geschnitten, war von Natur aus zurückhaltend. Er ging nur aus sich heraus, wenn er seinem fast kindlichen Spieltrieb nachgeben konnte. Spiele jeder Art schlugen ihn in Bann.
Als er jetzt seinen ungleichen Zwillingsbruder ansah, trat ein seltsamer Glanz in seine Augen.
»Gut«, sagte er. »Aber wenn wir den Kleinen seines Pferdeschweifes berauben, musst du dich von deinem überlangen Rotzopf trennen. Dann vertauscht ihr einfach eure Haarpracht. Da du ungefähr die Größe eines Purpurnen hast, wäre es leicht, dich mit etwas Schminke so herzurichten, dass du seine Rolle übernehmen könntest. Das wäre ein Ding, Beta! Für dieses Spiel würde ich mich ohne weiteres erwärmen.«
Blazon Beta merkte an der schneller werdenden Sprechweise seines Bruders, dass er tatsächlich Gefallen an diesem Gedanken fand. Instinktiv wollte er sich an die Wurzel des über 150 Zentimeter langen roten Zopfes greifen. Seine Hand stieß jedoch gegen den Helm des Druckanzuges.
»Du bist übergeschnappt«, stieß Beta ärgerlich hervor. »Dein Spieltrieb nimmt langsam beängstigende Formen an. Um ihn befriedigen zu können, würdest du sogar mein Leben aufs Spiel setzen. Das führt zu weit, Alpha, entschieden zu weit! Machen wir uns lieber ernsthaft Gedanken darüber, was mit dem Purpurnen geschehen soll. Wenn sein Verschwinden auffällt, dürfte das für uns unangenehme Folgen haben.«
»Vergiss nicht, dass du es warst, der sich den Spaß erlauben wollte, dem Purpurnen eine Glatze zu rasieren«, hielt Alpha seinem Bruder vor. Er seufzte resignierend. »Genug davon. Zerbrechen wir uns einstweilen nicht den Kopf über das Schicksal des Kleinen. Mein Paralysatorstrahl hat ihn voll getroffen und für gut zwölf Stunden außer Gefecht gesetzt. Da ist nichts zu machen.«
»Und wenn sein Verschwinden entdeckt wird?«, gab wieder Beta zu bedenken.
»Glaube ich nicht.«
»Was macht dich so sicher?«
Blazon Alpha seufzte wieder. Er hatte seiner Meinung nach in den letzten Minuten schon viel zuviel geredet. Deshalb fasste er sich kurz. »Die Purpurnen sind Instinkthandler, das wissen wir. Sie verrichten ihre Aufgaben, kümmern sich aber nicht umeinander. Sie gehören nicht in die Kategorie der ›Herdenwesen‹. Deshalb wird der Weißschopf niemandem abgehen.« Damit war das Thema für Alpha beendet. Er wechselte es. Mit einem Blick auf das Außenthermometer stellte er fest: »Ziemlich heiß.«
Blazon Beta nickte zustimmend. Sein schmallippiger Mund war verkniffen, die lange Nase stach wie ein Monolith aus seinem faltigen Gesicht hervor.
»Trotz der steigenden Temperatur und der übermäßigen Schwerkraft bin ich der Meinung, dass wir unsere Druckanzüge zu früh geschlossen haben«, sagte er giftig. »Wir hätten noch aushalten sollen. Was, wenn dieser Flug länger dauert, als unsere Energiereserven vorhalten? Dann werden wir von der Hitze gesotten und von der Gravitation zerquetscht.«
»Du übertreibst.« Alpha blickte auf den halbrunden Bildschirm, der von der gegenüberliegenden Wand leuchtete. Darauf war zu erkennen, dass die zirka 1500 Gigant-Wabenschiffe und die 500 Begleitschiffe den Planeten verlassen hatten und in den Weltraum vorstießen.
Allerdings war es nicht der Weltraum, den Blazon Alpha kannte. Sie befanden sich innerhalb des Schwarms. Hier war das All keine samtschwarze Unendlichkeit mit Myriaden von Lichtpünktchen darin, vielmehr war der Leerraum zwischen den Sternen hier von einem schwachen Leuchten erfüllt. Die Quelle des diffusen Lichtes, das die Sonnen nicht überstrahlte, aber ihre Leuchtkraft abschwächte, war der Schmiegschirm, der sich um dieses geheimnisvolle Universum spannte.
Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die Teilungsflotte mit ihren Begleitschiffen diesen Schmiegschirm erreichte, ihn durchdrang und in den freien Raum der Milchstraße hinausflog.
Blazon Alpha und sein Bruder hofften, dass sie dann Kontakt zur GOOD HOPE II aufnehmen konnten, um Perry Rhodan über ihre Erlebnisse innerhalb des Schwarms Bericht zu erstatten. Nur deshalb hatten sie das Wagnis auf sich genommen, sich an Bord eines der Wabenraumschiffe zu begeben.
Sie wollten Perry Rhodan die erste Erfolgsmeldung der 5. Kolonne, die innerhalb des Schwarmes agierte, überbringen. Die Bilanz der 5. Kolonne hörte sich nicht schlecht an:
Die acht Sonderagenten der Terraner hatten den Schwarzen Dämon überwältigt und dessen Station gekapert, die den Planeten Kokon auf Energieschienen umlief. Kokon war eine verbotene Welt innerhalb des Schwarms; sie wurde von allen Völkern gemieden, denn auf ihr lebten jene Ockergelben, die von einer hochinfektiösen Krankheit betroffen waren und sich in einer explosionsartigen Megamutation verformt und zu einem wuchernden Zellplasma vereint hatten, das den gesamten Planeten umschloss.
Der 5. Kolonne war es gelungen, das Vertrauen des Plasmas zu gewinnen und den Kontakt zu anderen Ockergelben herzustellen, die auf Kokon lebten. Es handelte sich dabei um die so genannten »Immun-Kranken«, die zwar den Keim der hochinfektiösen Krankheit in sich trugen, andere artverwandte Wesen auch anstecken konnten, selbst aber nicht von der Zellwucherung betroffen waren. Sie besaßen immer noch ihre ursprüngliche Gestalt und – was sich für die Pläne der 5. Kolonne als vorteilhaft erwies – sie besaßen immer noch den Drang, sich zu teilen und zu vermehren.
Als dann von einem der bekannten Kristallplaneten der hypnosuggestive Aufruf an alle gebärbereiten Ockergelben erging, sich an einem Sammelplatz einzufinden, um zu den Stätten Aclars gebracht zu werden, hatte Alaska Saedelaere blitzschnell gehandelt. Er brachte 800 der Immun-Kranken mit der GEVARI zu dem Sammelplatz, wo diese in die Wabenraumschiffe aufgenommen wurden.
Niemand in der Teilungsflotte merkte, dass es sich um Kranke handelte, die den Keim der explosionsartig wirkenden Zellwucherung in sich trugen. In der allgemeinen Hektik, die auf dem Sammelplatz für die gebärbereiten Ockergelben herrschte, fiel es nicht einmal auf, dass Blazon Alpha und Blazon Beta sich mit einem der Immun-Kranken in eine der Wabenröhren begaben.
Das Ziel dieser Aktion war klar: Alaska Saedelaere hoffte, dass die Immun-Kranken die anderen Ockergelben infizierten, was zumindest eine heillose Verwirrung innerhalb der Teilungsflotte hervorrufen musste. Darüber hinaus ergaben sich für die Terraner eine Reihe weiterer erfreulicher Perspektiven.
So gesehen, war der 5. Kolonne bei ihrem zweiten Einsatz ein voller Erfolg beschieden. Blazon Alpha hoffte nur, dass Alaska Saedelaere und seine Leute es schafften, sich mit der GEVARI nach Kokon zurückzuziehen.
Über sein und das Schicksal seines Bruders machte er sich keine Gedanken. Sie hatten in Gahork, so hieß der Immun-Kranke, mit dem sie sich diese Brutwabe teilten, einen wertvollen Verbündeten. Und wenn die Teilungsflotte erst einmal den Schwarm verlassen hatte, würde es nicht allzu schwer sein, mit der GOOD HOPE II in Verbindung zu treten. Blazon Alpha war sicher, dass Perry Rhodan den Ausbruch des Raumschiffpulks nicht unbeachtet lassen würde.
»Der Start der Teilungsflotte erfolgte vor über einer halben Stunde«, sagte Blazon Beta. »Jetzt müsste eigentlich bald ...«
Weiter kam er nicht.
Die Wabenröhre, das gesamte Wabenschiff, wurde in seiner innersten Struktur erschüttert, als sich ungeheure energetische Gewalten entfesselten. Alle Schiffe entmaterialisierten gleichzeitig, wurden zu einer Energiespirale umgewandelt, die fünfdimensionalen Charakter besaß und in dieser Form in den Hyperraum eindrang. Am Ende dieses exakt vorausberechneten Hypersprunges umgewandelt und vom fünfdimensionalen Kontinuum als Fremdkörper in das Einsteinuniversum zurückgeschleudert, wo die Schiffe wieder in ihrem ursprünglichen Aufbau rematerialisierten.
Die erste Transition hatte stattgefunden. Blazon Alpha und sein Bruder hatten während des schmerzhaften Ent- und Rematerialisierungsprozesses das Bewusstsein verloren.
3.
In seinem Körper pochte ein heftiger Schmerz.
Er öffnete die Augen und richtete sich benommen auf. Zuerst sah er durch die Klarsichtscheibe des Helmes nur einen grauen Nebel, in den sich allmählich Farben mischten. Purpur und Gelb.
Der kleine Purpurne!
Gahork, der Ockergelbe!
Konturen bildeten sich. Die beiden Körper wurden erkennbar – der Purpurne, der immer noch reglos dalag, und Gahork, der das Schott geöffnet hatte und aus seiner Brutkammer gekommen war.
»Bald haben wir die Stätten Aclars erreicht«, hörte Blazon Alpha die Automatenstimme seines Translators sagen, der Gahorks Worte übersetzte.
Alpha blickte automatisch zum Bildschirm. Tatsächlich, es konnte nicht mehr lange dauern. Die erste Transition hatte sie bis knapp an den Schmiegschirm herangebracht. Er leuchtete – nur wenige hunderttausend Kilometer von ihnen entfernt – wie eine gigantische Kristallwand, die sich nach allen Seiten hin endlos erstreckte. Die Raumschiffe der Teilungsflotte hoben sich davor als dunkle Punkte ab.
Wie Motten, die dem Licht entgegenstreben, dachte Blazon Alpha. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sich der Kristallschirm öffnete und die Gelben Eroberer in die Milchstraße hinausließ.
Der Gedanke an die drei Milliarden Teilungsbedürftigen und die damit verbundene Bedrohung für eine bis jetzt noch unbekannte Welt brachte ihn endgültig in die Gegenwart zurück.
»Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass ich eine bessere Konstitution habe als du«, hörte Alpha seinen Bruder neben sich sagen. »Ich war um sieben Sekunden früher auf den Beinen.«
»Meine Gratulation«, meinte Alpha unwirsch. Er wandte sich an Gahork. »Sie scheinen den Transitionsschock gut überstanden zu haben. Oder vielleicht doch nicht? Benötigen Sie unsere Hilfe?«