Nr. 544

 

Die Späher der GEVARI

 

Ein Götze wird gestellt – ein Abenteuer mit Sandal Tolk, dem Rächer

 

von HANS KNEIFEL

 

 

Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Anfang Juli des Jahres 3442.

Im Kampf gegen das galaxisweite Chaos der Verdummung und gegen die Macht des Schwarms hat Perry Rhodan mit seinen wenigen Immunen bereits beachtliche Erfolge erzielt, und auch auf der Erde selbst waren Fortschritte zu verzeichnen. Die meisten Menschen dort haben ihre frühere Intelligenz teilweise wieder zurückgewonnen und nutzbringend eingesetzt. Das gilt besonders für die Männer und Frauen der MARCO POLO. Sie kehrten an Bord des Flaggschiffs zurück und erlangten, als sie in den Schwarm eindrangen, ihre Intelligenz völlig zurück. Mit der voll bemannten und voll kampffähigen MARCO POLO und ihren Beibooten verfügt Perry Rhodan nun über eine beachtliche Streitmacht, mit der es gelingen sollte, die weiteren Pläne der Beherrscher des Schwarms empfindlich zu stören.

Mit dem Unternehmen »Infekt« haben die Terraner der MARCO POLO bereits Verwirrung und Panik in die Reihen des Gegners getragen. Doch bald erweist sich, dass die Beherrscher des Schwarms in der Lage sind, mit gleicher Münze zurückzuzahlen.

Die auf Erkundung ausgeschickten Mitglieder der unter Atlans Kommando stehenden GEVARI-Expedition bekommen dies zuallererst zu spüren. Sie geraten trotz des Einsatzes der »Weltraumkavallerie« in schwere Bedrängnis und hoffen auf Hilfe von Seiten Perry Rhodans.

Dieser – er hat sich mit der MARCO POLO ebenfalls in einer äußerst kritischen Lage befunden – unternimmt alles in seiner Macht Stehende, um DIE SPÄHER DER GEVARI zu retten ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Chef der GEVARI-Expedition.

Sandal Tolk – Der Rächer von Exota Alpha.

Mentro Kosum – Pilot der GEVARI.

Ras Tschubai und Gucky – Teleporter an Bord der GEVARI.

Takvorian – Die »solare Weltraumkavallerie«.

Y'Xantramon – Ein Götze wird gestellt.

1.

 

Wenn Takvorian seinen Kopf drehte, sah er aus der Kuppel der GEVARI das rissige Eis der Schlucht. Eine fahle Dämmerung verwischte die Konturen. Takvorian war ausgelaugt ... erschöpft. Er atmete schwer und versuchte, in dem Fesselfeld des Planetenbruchstücks seine Bewegungen der träge verrinnenden Zeit anzugleichen. Eine Bewegung, die er in einer Sekunde vollendet haben würde, dauerte hier rund eine Minute.

Wir müssen einen Weg finden, uns von selbst aus diesem Feld zu befreien!, dachte er entschlossen.

Im Augenblick befand sich auch Takvorian in diesem Feld, das die Skurrils aussandten, um die Gefangenen auf ihrem Planetenfragment zu beeinflussen.

Takvorian dachte nach ...

Vermutlich näherte sich die MARCO POLO ihrem Standort, also dem Versteck der Gruppe um Lordadmiral Atlan. Aber das war nicht sicher.

Wieder betrachtete er das Eis.

Vor einigen Stunden hatte er, Takvorian, der Freund des Ganjo und ein Fremder in dieser Milchstraße, den Arkoniden in sein Rothyer-Feld genommen. Atlan hatte sich an die Maschinen der Jet gesetzt – nicht an alle, denn auch Takvorians Kapazität war beschränkt! – und den Diskus weiter in diese Schlucht mit den überhängenden Eisabstürzen gesteuert. Nun stand die Jet in einem verrückten Winkel zwischen den Eiswänden: Die Deckung war noch besser. Mehr als zweihundert Meter stiegen rechts und links des Flugkörpers die Eisflächen in die Höhe, von langen Spalten durchzogen. Die Jet selbst war um fünfundvierzig Grad gekippt. Sie berührte mit einem Stück ihrer scharfen Kanten den Winkel zwischen Boden und Wand, mit dem gegenüberliegenden lag sie auf dem Eis auf und hatte dort eine breite Spur hineingeschmolzen. Die gesamte Konstruktion war gekippt und lag ruhig dort. Nur hin und wieder ging ein kaum wahrnehmbarer Ruck durch die Metallmasse – dann war wieder ein Stück Eis geschmolzen, und unendlich langsam sackte die Jet etwas ab. Auch diese Bewegung war verlangsamt.

Was können wir tun?, fragte sich Takvorian.

Seit geraumer Zeit herrschte Funkstille. Nur wenige Maschinen liefen, die das Innere der Jet und ihre elf Insassen mit lebensnotwendiger Luft versorgten. Der Zustand trieb einem Punkt entgegen, der den Gipfel der Unerträglichkeit darstellte. Nur beschränkte Zeit konnten die so verschiedenen Lebewesen diesen Druck aushalten. Und Takvorian war nicht in der Lage, das feindliche Feld derart stark zu neutralisieren, dass durch seinen Einfluss auch die Antriebsaggregate der Jet dem normalen Bewegungsablauf gehorchten. Ein Start war also im Augenblick unmöglich.

Sie mussten die Quelle der Strahlung finden und ausschalten.

Takvorian sah wieder hinaus, zwischen den Eiswänden hoch und in den »Himmel« über dem Planetenfragment, das wie ein Faustkeil geformt war. Die gesamte »Tagseite« dieses unglaublichen kosmischen Körpers war von dem Feld erfasst. Lange Spalten im Eis zeigten, perspektivisch verkürzt, nach oben, zu dem schmalen Spalt zwischen den milchglasähnlichen Eisklippen. Ein Brocken löste sich von der Spitze und fiel herab. Takvorian beobachtete, wie sich das Stück zeitlupenhaft drehte und überschlug, wie kleine Eisspeere absplitterten und gegen die Seiten schmetterten. Dort lösten sie einen Hagel aus anderen Kristallen aus. Sämtliche Bewegungen verliefen langsam, geradezu unerträglich langsam und quälend. Es schien Minuten zu dauern, bis der Hagel aus Eiskristallen, Schneebrocken und großen Trümmern auf die Kuppel der Jet herunterkrachte und dort zerstäubte. Die Geräusche, mit denen es geschah, waren tief und dunkel, hallten lange nach – einige von ihnen befanden sich jenseits der Hörgrenze, in der Region des Infraschalls.

Takvorian ruhte sich aus; im Augenblick erzeugte er kein Gegenfeld. Auch ein Teil der Besatzung schlief. Es war schwerlich etwas Sinnvolleres zu unternehmen. Aber das Unbehagen und die Ahnung der Gefahr wuchsen. Sie alle wussten, dass die skurril geformten Wesen, ein anderes Sklavenvolk des riesigen Schwarms, den Wert der Verlangsamung noch einmal um das Zehnfache des augenblicklichen Zustandes steigern konnten. Aus einer Bewegung, die normalerweise in einer Sekunde vorbei war, wurde dann eine kleine Ewigkeit von sechshundert Sekunden, also zehn Minuten.

Takvorian nahm aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr.

Er holte unendlich langsam Atem und baute ein kleines Rothyer-Feld auf. Es umfasste nur die Ausdehnung seines Körpers. Dann drehte er sich herum, wobei er sorgfältig darauf achtete, seine vier Hufe richtig zu setzen. Mit der Flanke stieß er gegen einen Sessel und sah, dass Sandal den Arm gehoben und versucht hatte, ihm, Takvorian, zuzuwinken. Die Bewegung war für den Pferdemutanten, eine der Züchtungen der verbrecherischen Cappins, grotesk langsam.

Das Rothyer-Feld dehnte sich aus und erfasste Sandal Tolk, der in einem zurückgeklappten Sessel lag.

Dann war das Feld stabil und begann, an der Energie des Mutanten zu zehren. Sandal schwang sich aus dem Sessel, warf einen Blick auf den schlafenden Mausbiber und deutete auf Atlan. Dann sagte er laut: »Wir müssen unbedingt etwas unternehmen, Takvorian. Bitte, nimm Atlan in dein Feld!«

Takvorian nickte. Im Augenblick war er die wichtigste Figur in diesem kleinen Drama. Sie mussten einen Weg finden, den misslichen Zustand zu beenden.

»Eine Sekunde!«, sagte er unruhig.

Atlan hörte etwas; Sandals Worte kamen langgedehnt und dunkel, nur zum Teil verständlich, an die Ohren des Arkoniden.

Dann befand auch er sich innerhalb des neutralisierenden Rothyer-Feldes. Er wusste, wie wichtig es war, dass die drei Wesen jetzt sehr schnell zu einem Entschluss kamen. Je größer das Feld war, je länger dieser Zustand anhielt, desto mehr erschöpfte sich Takvorian.

Takvorian sagte leise: »Ich bin am Ende meiner Kräfte. Zwischen den nächsten Aktionen, die im Schutz des Rothyer-Feldes ablaufen, muss ich lange Pausen einlegen. Was hast du vor, Sandal?«

Sandal Tolk, der Mann von Exota Alpha, schüttelte sich, um den Bann der Fesseln von sich abzustreifen. Er holte Atem und sagte: »Es gibt, wie uns der Versuch, durch den Transmitter zu entfliehen, gezeigt hat, keine Möglichkeit, den Planeten zu verlassen, solange das Feld andauert. Habe ich recht, Freund Atlan?«

Der Arkonide, sein großer Freund, kam schnell heran und blieb neben Takvorian stehen; die Ausdehnung des Feldes wurde dadurch verringert, die Kräfte des Mutanten geschont. Der weißhaarige Barbar stellte sich neben den menschlichen Oberkörper Takvorians.

»So ist es. Dein Gesichtsausdruck gefällt mir nicht, Sandal. Woran denkst du?«

Sandal sagte leise und wütend: »Es ist nicht damit zu rechnen, dass diese Wesen freiwillig das Feld der Verlangsamung aufheben.«

»Kaum!«, sagte Atlan. Sein Extrasinn flüsterte eindringlich:

Sandal will den Zustand mit Gewalt ändern – und ich glaube, er hat alle Chancen dazu, wenn wir es richtig anfangen.

Sandal erklärte: »Mein Bogen und ich – und Takvorian. Wir sind die Waffe, mit der wir die Fremden zwingen können, von dem Unheil abzulassen.«

Seine Hand deutete auf den mächtigen Bogen und die beiden wohlgefüllten Köcher mit den Spezialpfeilen.

»Ich frage noch einmal: Was hast du vor?«, sagte der Arkonide mit unbewegtem Gesicht.

Er wusste ebenso wie sie alle, dass der Zustand nicht mehr lange dauern durfte. Sie mussten zurück in den Schutz der MARCO POLO.

»Ich denke folgendermaßen: Die Skurrils benutzen zur Verstärkung ihrer Ausstrahlung gewisse Maschinen. Richtig?«

Takvorian erwiderte leise: »Richtig.«

Er senkte den Kopf, hob die Arme. Atlan, Sandal und Takvorian sahen, dass die Finger des Mutanten zitterten, dass auch die Knie seines Zentaurenkörpers unruhig bebten. Unter dem glatten Fell zitterten die Muskeln des Pferdekörpers. Der Schweif zuckte.

»Wenn es uns gelingt, die Energie der Maschinen zu drosseln oder abzuschalten, dann haben wir die Chance, die wir brauchen!«, sagte Sandal hastig.

»Du hast recht, Freund Sandal!«, sagte Atlan. »Aber ...«

Sandal wischte alle Argumente mit einer einzigen schnellen Handbewegung weg und fuhr drängend fort: »Nur wir beide, Takvorian und ich!«

»Einverstanden!«, sagte der Pferdemutant. »Wir stoßen vor und versuchen, die Skurrils zu beeinflussen?«

»So habe ich es geplant. Wenn wir auf energetische Waffen verzichten ...«

Atlan warf ein: »Und dein Bogen ist keine Energiewaffe ...«

Sandal nickte entschlossen.

»Richtig. Wenn wir darauf verzichten, haben wir ein Höchstmaß an Möglichkeiten. Wir bewegen uns im Rothyer-Feld durch eine Landschaft von eingefrorenen Bewegungen und zwingen die Wesen, den Block der fesselnden Strahlung aufzuheben.«

Atlan erinnerte sich, dass einige der Standorte bekannt waren; Städte, die aus dem langen Winterschlaf der planetaren Nacht aufgewacht waren und wieder erschlossen wurden.

»Ich bin einverstanden!«, sagte er. »Wann?«

Sandal entgegnete wütend: »Ich bin bereit – aber alles hängt von Takvorian ab.«

Er starrte in die großen Augen des menschlichen, schmalen Kopfes des Pferdemutanten. Takvorian hob die Schultern und ließ sie langsam wieder sinken.

»Ich fühle mich erschöpft«, sagte er. »Wenn ich vielleicht aufmunternde Medikamente bekomme, dann halte ich einige Stunden durch. Aber nicht länger!«

Atlan runzelte die Stirn. Seine innere Stimme wisperte:

Das ist riskant. Angenommen, sie brauchen drei Stunden, dann ist Takvorian erschöpft. Es gibt vorläufig keine Möglichkeit, sie zu retten.

»Und wenn ... wenn ihr dort draußen nicht ans Ziel kommt? Wer holt euch zurück?«

Sandal zuckte fatalistisch die Schultern und erwiderte knapp: »Frage Tahonka den Knöchernen! Ich bin aus jeder Gefahr entkommen.«

Atlan wandte sich an den Pferdemutanten und sagte: »Takvorian. Werden Sie es aushalten können?«

Nach einem langen Atemzug erwiderte der Fremde: »Fünf Stunden. Das ist die Grenze, die ich mir selbst zubillige. Dabei rechne ich damit, dass wir in den energetischen Schatten der Projektoren geraten und hin und wieder weniger Widerstand zu überwinden haben. Vermutlich müssen Sie, Atlan, uns abholen – irgendwo dort draußen.«

Die Zwielichtzone kam immer näher. Sie sahen es an dem Glanz über der Eisbarriere, der um einen geringen Betrag heller geworden war.

Atlan sagte schließlich: »Ich bin einverstanden. Fünf Stunden also – mit der Reserve, zurückzukehren?«

Takvorian senkte den Kopf und scharrte nervös mit dem Huf.

»Ja. Ich werde von Ihnen einige Spritzen mit aufputschenden Medikamenten brauchen und vorher genügend essen. Das gleiche empfehle ich auch Sandal. Und wir brauchen auch eine Spezialausrüstung.«

»Natürlich«, sagte der Arkonide. »Sie ist an Bord. Erholen Sie sich – Sandal und ich suchen zusammen, was wir brauchen. Behalten Sie uns im Feld?«

Takvorian nickte nur.

Während Atlan die Bordapotheke öffnete, dachte er über den verwegenen Plan nach. Sandals Wut und Unruhe waren verständlich und keineswegs geringer als die aller anderen zehn Mitglieder. Sein Plan war aus der Notlage entsprungen. Sie wussten, dass es unter Umständen nur noch kurze Zeit dauern konnte, bis die Jet von den Skurrils entdeckt wurde. Suchten sie wirklich nach ihnen?

Alles das waren Faktoren großer Unsicherheit. Sie mussten handeln, dem Gegner den zweiten Zug im Spiel aufzwingen und ihn schon beim ersten Zug in eine ungünstige Lage bringen. Ein Sklavenvolk, die Skurrils, die fremden Befehlen und einem der Götzen mit dem merkwürdigen Namen Y'Xanthymr gehorchten, beaufsichtigte andere Sklaven und bewohnte diesen untypischen Planeten ... eine merkwürdige Situation entstand.

Während Atlan sorgfältig die Medikamentenkapsel in die Pressluftspritze schob, in dem Antifeld des Mutanten geschützt, hörte er einen leisen Ruf.

»Atlan!«

Es war Takvorians Stimme.

»Hier! Was gibt es?«

Atlan fuhr herum, als er die Antwort hörte.

»Das Feld ändert seine Stärke!«

Atlan stürzte in die Kuppel und sah Takvorian an. Krachend schlug ein langer Eissplitter in das Metall der Jet. Der Ton des Aufschlags klang anders. Langsam rührte sich der Haluter und öffnete seinen Rachen. Das war eigentlich schon die Antwort, aber Atlan sagte ein zweites Mal: »In welcher Richtung, Takvorian?«

»Es ist eben schwächer geworden, sehen Sie!«

Einige Sekunden vergingen. Die anderen Mitglieder der Crew bewegten sich langsam. Zwar lagen sie noch immer unter dem Eindruck dieser verlangsamenden Strahlung, aber deren Stärke hatte drastisch abgenommen.

Takvorian flüsterte: »Sie scheinen uns nicht geortet zu haben. Sie suchen planlos. Im Augenblick schwindet das Feld fast völlig.«

Es war wie ein Wunder, wie ein sehr flüchtiges Wunder, dachte er.

Die wenigen Maschinen der Jet liefen jetzt fast völlig normal. Die Bewegungen der Menschen wurden schneller und schneller. Sie standen auf und stürzten in die winzige Kombüse des Schiffes; der Hunger und der Durst waren groß geworden. Es war wie eine Galgenfrist. Sandal schleppte die Ausrüstungsgegenstände herbei, und Takvorian blieb einfach stehen.

»Die Strahlung ist stark abgeflacht«, sagte er. »Das Hemmungsfeld ist ebenfalls weit auf die Nachtseite hinaus gewandert. Sie suchen uns also noch immer – sie wissen nicht, wo wir sind.«

Man vermutete den Eindringling überall, nur nicht in der Nähe der Zwielichtzone.

»Ausgezeichnet!«, sagte Sandal und schleppte seine beiden Köcher herbei. »Los! Zieh dich an, Takvorian!«

»Ja, natürlich!«, murmelte der Mutant zerstreut.

Während Atlan die Spritze ansetzte, begann Sandal ruhig, aber mit entschlossenen Bewegungen, sich anzuziehen. Er wusste, welche Kälte draußen herrschte – er würde lieber schwitzen als einen einzigen Bogenschuss riskieren, den er mit klammen Fingern ausführen musste. Er wusste, dass er »draußen« sämtliche Stadien der Bewegung antreffen würde – vom wütenden Sturm der Nachtseite über die Wirbel der Corioliskraft auf dem Gebiet der schmalen Zwielichtzone und die gefrorenen Bewegungen innerhalb des hellen »Tages« dieses Planeten. Dicke Socken, zwei Hosen übereinander, zwei dicke Pullover und dann einen leichten Schutzanzug, dessen Energie ohne messbare Strahlung ausgetauscht wurde. Dazu die Flaschen und Batterien der Atemgase. Die gleiche Ausrüstung legte Takvorian an, nachdem die ersten Hitzewellen der Medikamente durch seinen Körper gerast waren.

Seit drei Minuten lief die Uhr des Schiffes völlig normal – seit dieser Zeit konnten sich alle bewegen.

Icho Tolot grollte: »Ich habe erfasst, was ihr vorhabt – ich wünschte, ich könnte diesem Feld ebenfalls entgehen. Dann könnte dieser junge Fanatiker auf meinen Schultern reiten.«

»Tut mir leid, Icho!«, sagte Takvorian. »Entschuldigung, Tolotos!«

Der halutische Gigant winkte ab und duckte sich, als erwarte er einen erneuten Stoß der hemmenden Strahlung.

»Schon gut. Ich wünsche euch viel Glück.«

Einige Minuten später waren Takvorian und Sandal gerüstet. Die tastenden Versuche, die Fremden in den Griff des verlangsamenden Feldes zu bekommen, hatten die Vorbereitungen dreimal kurz unterbrochen. Völlige »Freiheit« und hart zuschlagende massive Strahlung hatten abgewechselt; Atlan gab jeden Versuch auf, die Jet zu starten.

»Los!«, sagte er. »Ihr habt ein Funkgerät dabei – ihr könnt uns also erreichen, wenn es lebensnotwendig ist. Ich muss nicht betonen, dass es gefährlich ist, das Funkgerät einzuschalten.«

Takvorian, der entfernt einem mittelalterlichen Turnierpferd ähnlich sah, sagte unter der Spezialmaske hervor: »Und überdies überflüssig, denn hier ist dann vermutlich niemand, der uns antworten könnte. Ich schlage vor, dass alle, ehe ich die Jet verlasse, ihre bequemsten Plätze einnehmen, da niemand mehr da ist, der ein Rothyer-Feld aufbauen könnte.«

Atlan ging zu seinem Sessel, der vor der Steuerung der Jet stand, und setzte sich hinein.

»Gut!«, sagte er. »Viel Glück. Ihr wisst, was zu tun ist!«

Sandal nickte grimmig und sagte: »Ich weiß es sehr genau, Freund Atlan. Schade, Tahonka, dass wir beide nicht zusammen gehen können!«

Tahonka-No öffnete den Mund mit den harten, hornigen Lippen und sagte laut: »Die Zeit, da wir zusammen kämpfen, kommt wieder – so sicher wie der lange Tag des Planeten!«

»Wahr gesprochen!«, sagte Sandal und folgte Takvorian hinunter zur Schleuse. Noch hatte der Würgegriff des Feldes die Jet nicht wieder erreicht. Noch konnten sie sich ohne das Antifeld des Mutanten bewegen.

Hinter ihnen schloss sich das Schott.