Nr. 546
Menschen unter Cynos
Die Herrscher des Heimlichen Imperiums laden ein – zu einer Demonstration der Macht
von H. G. EWERS
Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Mitte Juli des Jahres 3442.
Während Perry Rhodan mit der MARCO POLO dabei ist, sich nach Aufnahme Alaska Saedelaeres, des »Maskenträgers«, vom Gegner abzusetzen, geschehen auch außerhalb des Sternenschwarms bedeutsame und erregende Dinge.
Reginald Bull, der sich mit der INTERSOLAR, seinem Flaggschiff, in Schwarmnähe aufhält, lässt sämtliche Beiboote ausschleusen, als drei riesige Teilungsflotten den Schwarm verlassen, einige hundert Lichtjahre weit in die Galaxis vorstoßen und Kurs auf drei verschiedene Sonnensysteme nehmen.
Die Beiboote der INTERSOLAR verfolgen die Invasoren, und die Terraner sehen das Chaos. Drei Welten – darunter eine, die von Arkonidenabkömmlingen bewohnt ist – werden für die Gelben Eroberer präpariert.
Reginald Bulls Männer können den Untergang dieser Welten nicht verhindern. Sie können nicht eingreifen, weil der Gegner ihnen weit überlegen ist und jeder Angriff einem Selbstmord gleichkäme.
Dann aber haben einige Terraner Gelegenheit zum Eingreifen. Ein Raumschiff des Heimlichen Imperiums nähert sich der INTERSOLAR – und das CYD-Kommando geht von Bord. Es begeben sich MENSCHEN UNTER CYNOS ...
Die Hauptpersonen des Romans
Dalaimoc Rorvic – Chef des CYD-Kommandos.
Tatcher a Hainu – Captain Rorvics »Wecker«.
Peltrow Batriaschwili, Bescrilo Nonderver und Riev Kalowont – Mitglieder des CYD-Kommandos.
Reginald Bull – Der Staatsmarschall erhält eine Aufforderung.
Otech – Kommandant eines Raumschiffs der Cynos.
Perry Rhodan – Expeditionschef der MARCO POLO.
Der Kluge sieht die Gefahr und birgt sich; die Einfältigen aber gehen weiter und erleiden Schaden.
Sprüche Salomos, IV. Kapitel, 27,12
1.
Glitzernd und gleißend dehnte sich vor uns der so genannte Schmiegschirm des Schwarms, scheinbar von Unendlichkeit zu Unendlichkeit reichend, ein schimmernder Moloch, der auf seinem Weg Planeten und Sonnen verschlang, Zivilisationen vernichtete oder ihre Angehörigen versklavte.
Von der INTERSOLAR aus war der Eindruck schon bedrohlich genug gewesen, aber von Bord unserer kleinen Space-Jet, die wir, die Männer des CYD-Kommandos, inoffiziell BUTTERFLY nannten, war er noch viel bedrohlicher. Ich hatte vor wenigen Sekunden mit dem Bremsmanöver begonnen. Vorher waren wir, wie die INTERSOLAR auch, kontinuierlich mit halber Lichtgeschwindigkeit in Richtung Nordwest der galaktischen Ebene geflogen – genau vor dem Kopf des Schwarms her.
Kurz nach dem Beginn des Bremsmanövers zeigten die Messinstrumente an, dass der Schwarmkopf sich uns näherte, während die INTERSOLAR sich mit gleicher Geschwindigkeit von uns entfernte. Beide Objekte behielten ihre Geschwindigkeit von fünfzig Prozent LG bei, während die BUTTERFLY immer langsamer wurde.
»Das genügt, Tatcher«, sagte Leutnant Riev Kalowont, der vor den Ortungskontrollen saß.
Ich wandte den Kopf und sah ihn an.
Kalowonts Gesicht war schweißbedeckt. Er näherte sich offenbar einer psychischen Krise.
»Schon gut, Riev«, sagte ich beruhigend. »Gleich gehen wir wieder auf halbe LG. Lass dich nicht durch den optischen Eindruck täuschen, sondern konzentriere dich lieber auf deine Aufgabe.« Ich duzte ihn mit Vorbedacht, weil ich wusste, dass er so etwas nicht ausstehen konnte.
Es wirkte. Kalowonts Gesicht verlor die krampfhafte Spannung. Er runzelte ärgerlich die Stirn und sagte: »Deshalb brauchen Sie mich nicht gleich zu duzen, Captain a Hainu.«
»Entschuldigung«, erwiderte ich. »Es kommt nicht wieder vor. Aber bleiben wir dabei, uns mit Vornamen anzureden, ja?«
Riev lächelte versöhnlich.
»Einverstanden, Tatcher. Und nun gleichen Sie bitte die Geschwindigkeit wieder an; ich muss das neue Gerät testen.«
Ich nickte und nahm die notwendigen Schaltungen vor. Max, wie wir die Hauptpositronik unseres Einsatzfahrzeuges nannten, blinkte mir Grünlicht zu. Das bedeutete, er würde das Anpassungsmanöver allein zu Ende führen. Deshalb schnallte ich mich los und trat hinter Rievs Kontursessel. Riev bemerkte mich gar nicht. Er war in die Beobachtung der Ortungskontrollen vertieft. Besonders interessierte ihn die Leistung des neuen Geräts, eines Hypertasters, bei dem Kalowont einige Verbesserungen vorgenommen hatte. Er behauptete, dadurch den Anti-Ortungsschirm der INTERSOLAR durchdringen zu können.
Ich sah auf die Zeitanzeige des Bordchronographen. Im leuchtenden Feld standen die elektronischen Daten. Sie wiesen aus, dass wir den 18. Juli 3442, Erdzeit, hatten und es nach Standardzeit genau 15.63.24 Uhr war.
»Noch sechs Sekunden«, murmelte Riev.
Als der Bordchronograph 15.63.30 Uhr anzeigte, verschwand der grünlich schimmernde Reflex, der bisher die INTERSOLAR fixiert hatte, vom Ortungsschirm. Also hatte man drüben den Anti-Ortungsschirm aktiviert.
Riev Kalowonts Finger glitten über die Sensortasten, die sein Zusatzgerät einschalteten. Fast im gleichen Moment tauchte der grüne Ortungsreflex wieder auf.
Riev drehte sich zu mir um; seine Augen strahlten.
»Ich habe es geschafft!«, jubelte er.
In diesem Augenblick erschienen die Daten der positronischen Ortungsauswertung in einem Leuchtfeld.
Ich schüttelte den Kopf und sagte: »Tut mir leid, Riev, aber die Auswertung besagt, dass unsere Ortung ein Objekt von nur hundertzehn Metern Durchmesser erfasst. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die INTERSOLAR in der kurzen Zeit so stark geschrumpft sein soll.«
»Ich hatte doch gleich ein dummes Gefühl, als ausgerechnet Sie mir für den Test zugewiesen wurden«, sagte Kalowont wütend. »Sie wollen mir nur den Erfolg vergällen.«
Ich schüttelte abermals den Kopf und deutete auf das Leuchtfeld. Diesmal bequemte sich Riev dazu, die Auswertungsdaten anzusehen. Er erstarrte förmlich.
»Was ist das?«, flüsterte er.
»Da steht es doch«, entgegnete ich. »Ein ungleichmäßig geformtes Objekt von durchschnittlich hundertzehn Metern Durchmesser, bestehend aus einem amorph erstarrten Stoff, der – wahrscheinlich infolge Unterkühlung der Schmelze – nicht in kristallisierten Zustand übergegangen ist.«
Rievs Ohren wurden knallrot.
»Lesen kann ich selber. Was da steht, ist identisch mit einer Erklärung des Begriffes Glas. Offenbar hat mein Zusatzgerät das Ortungsergebnis verzeichnet.«
»Das glaube ich nicht, Riev. So sehr kann Ihr Zusatzgerät einen Ortungsreflex der INTERSOLAR nicht verfälschen. Sehen Sie sich doch das Ergebnis der Chemofernanalyse an. Danach besteht das Objekt aus optisch klarem, durchsichtigem, organischem Glas, also aus Plastik. Diese relative Genauigkeit der Analyse lässt doch eine Verzeichnung sehr unwahrscheinlich werden.«
Riev Kalowont presste die Lippen zusammen. Wahrscheinlich war ihm schon vorher klar gewesen, dass sein Zusatzgerät insofern versagt hatte, als es den Anti-Ortungsschirm der INTERSOLAR nicht durchdringen konnte und dass der Ortungsreflex tatsächlich von einem anderen Objekt hervorgerufen wurde. Er hatte schließlich, wie wir alle, außer einer wissenschaftlichen Grundausbildung zahlreiche Hypnoschulungen hinter sich, in denen neben der Vergrößerung des Wissensschatzes vor allem die Verbesserung der Fähigkeit des logischen Denkens auf dem Programm stand.
Kalowont seufzte tief, drehte sich wieder zu mir um und erklärte: »Sie haben recht, Tatcher. Bitte, entschuldigen Sie meine Verdächtigungen.« Er schluckte. »Aber ... aber ich kann mir immer noch nicht erklären, warum dieses Objekt nicht längst geortet wurde – und zwar sowohl von uns als auch von der INTERSOLAR.«
Ich lächelte.
»Weil es aus einem Plastik besteht, das von den Ortungsimpulsen normaler Taster glatt durchdrungen wird. Nur durch Ihr Zusatzgerät war es möglich, Tasterimpulse abzustrahlen, die von dem Objekt reflektiert werden. Damit sind Sie doch noch erfolgreich gewesen.«
Langsam verklärte sich Rievs Gesicht.
»Das stimmt«, sagte er. »Ich habe eine aufsehenerregende Erfindung gemacht, Tatcher!«
Ich schlug ihm auf die Schulter und erwiderte: »Meinen Glückwunsch. Aber jetzt wollen wir uns das Ding einmal aus der Nähe ansehen. Es befindet sich genau zwischen uns und der INTERSOLAR und ist bewegungsmäßig genau angepasst. Ich bin gespannt, was das zu bedeuten hat.«
Ich setzte mich in meinen Kontursessel und beschleunigte ganz schwach in Richtung des durchsichtigen Objekts.
»Aber das geht doch nicht!«, protestierte Kalowont. »Wir müssen erst die INTERSOLAR verständigen, bevor wir etwas unternehmen!«
Ich schüttelte den Kopf.
»Kommt nicht in Frage, Riev. Man würde erst lange debattieren und uns vielleicht sogar zurückrufen, damit wir den Dicken mitnehmen. Das hätte uns gerade noch gefehlt.«
»Sie mit Ihren Vorurteilen gegenüber unserem Commander! Dalaimoc Rorvic ist ein ungewöhnlich tüchtiger Mensch.«
»Ein Mensch! Dass ich nicht lache! Rorvic ist ein Monstrum, auch wenn in seinem Pass steht, er sei ein Terraner aus der Region Tibet. Auch seine elektrische Gebetsmühle kann meine Meinung nicht ändern. Eines Tages bringe ich das fette Scheusal um.«
Riev Kalowont suchte verzweifelt nach Worten. Unterdessen war ich von Beschleunigung wieder zu Fahrtanpassung übergegangen, und bald darauf schwebten wir zwanzig Meter unter einem Gebilde, das wir trotz der großen Nähe nicht mit den Augen sehen konnten.
Ich deutete durch die transparente Kanzelwandung hinauf.
»Das Ding ist zwar unsichtbar, aber mich werden Sie sehen können, wenn ich es untersuche.« Ich nahm den Lageplan auf, den Max inzwischen ausgeworfen hatte. »Mit Hilfe Ihres Zusatzgerätes konnten die Gänge und sonstigen Hohlräume innerhalb des Objekts genau ermittelt werden. Ich werde versuchen, diese Hohlräume zu untersuchen.«
»Sie wollen da hinein?«, fragte Riev.
»Marsianer fürchten sich nicht«, entgegnete ich.
»Und wenn Sie sich in dem Labyrinth verirren?«
Ich zog eine Rolle dünnen fluoreszierenden Plastikfadens aus einer Außentasche meines Raumanzuges.
»Damit kann ich mich nicht verirren. Ich befestige das eine Ende mit Kleber außen am Objekt.«
»Ah!«, machte Riev. »Der Faden der Berenike!«
»Nein, das Haar der Ariadne!«, erwiderte ich. »Bei allen Sandflöhen, Sie bringen mich durcheinander. Ich meine natürlich, dass mir diese Rolle als Ariadne-Faden dienen soll. Und nun empfehle ich mich, bevor Sie mich gänzlich verwirren.«
Ich klappte den Druckhelm zu und schaltete die Testautomatik meines Anzugs ein. Nachdem sie mir Grünwerte signalisiert hatte, verließ ich die BUTTERFLY, durch die Personenschleuse, aktivierte den Antigrav und stieß mich leicht ab.
Schwerelos schwebte ich hinüber zu dem immer noch unsichtbaren Objekt, dann berührten meine Hände einen Widerstand. Mittels der hochempfindlichen Sensorezeptoren der Handschuhe – die sich durch gedankliche Steuerung ein- und ausschalten und beliebig verstellen ließen – fühlte ich kalte Glätte. Auf die gleiche Weise tastete ich mich behutsam an der Wandung des Objekts entlang, bis ich eine Öffnung gefunden hatte. Dabei setzte ich, wenn auch sehr sparsam, die Rückstoßdüsen meines Tornisteraggregats ein, damit ich nicht abtrieb.
Nachdem ich die Öffnung ertastet hatte, versuchte ich, mich anhand des Lageplanes zu orientieren, den Max angefertigt hatte. Es misslang völlig, denn an diesem ganzen unsichtbaren Objekt gab es nichts, woran man sich orientieren konnte.
Nach kurzem Nachdenken streckte ich meine Arme in die Öffnung und aktivierte mein Rückstoßaggregat abermals mit minimaler Leistung und nur für den Bruchteil einer Sekunde. Es genügte jedoch, mich durch die Öffnung zu befördern.
Die Innenwandung des röhrenförmigen Ganges war spiegelglatt, so dass der geringe Bewegungsimpuls ausreichte, mich um zahlreiche Kurven und Windungen ins Innere des Objektes zu befördern. Ich rutschte wie auf Schmierseife umher und verlor die Orientierung bald völlig, da ich die nahe BUTTERFLY rasch hintereinander aus wechselnden Perspektiven sah.
Als ich das Gefühl hatte, in der Nähe des Zentrums dieses Gebildes zu sein, drückte ich die Taste für Relativstopp. Die Positronik meines Raumanzuges steuerte das Triebwerk daraufhin so, dass ich relativ zur Umgebung zur Ruhe kam.
Deutlich konnte ich links von mir die Space-Jet und, durch das gewölbte Kanzeldach hindurch, Riev Kalowont sehen. Ich aktivierte meinen Helmtelekom und sagte: »Hier Captain a Hainu. Ich rufe BUTTERFLY! Bitte melden!«
Die Antwort kam sofort.
»Hier BUTTERFLY, Leutnant Kalowont!«, sagte Riev streng dienstlich. »Marschall Bull hat angerufen und sich erkundigt, wie unser Test verlaufen sei. Er glaubte anscheinend kein Wort von der Entdeckung des unsichtbaren Objekts, forderte uns aber auf, bald zurückzukehren, da man im Schwarmkopf Bewegung festgestellt habe.«
»Dort bewegt sich doch ständig etwas«, gab ich zurück. »Aber lange bleibe ich nicht hier. Es gibt offenbar nichts, womit wir etwas anfangen können. Seltsam, jemand muss das Ding doch hergestellt haben. Folglich muss es einem bestimmten Zweck dienen.«
»Genau die gleichen Gedanken bewegen mich oft, wenn ich an Sie denke, Tatcher«, meinte Riev.
»Die Mutter aller Marsflöhe soll Sie beißen!«, schimpfte ich und schaltete ab.
Ich überlegte, ob ich das Material des Objekts mit schwachen Schüssen aus meinem Desintegrator teilweise auflösen und einige Stücke mitnehmen sollte, damit man sie auf der INTERSOLAR untersuchen konnte, da vermittelten mir die Sensorezeptoren meiner Handschuhe das Gefühl, als hätten die Finger meiner rechten Hand bei ihrem ständigen Umhertasten einen Gegenstand von der Form und Beschaffenheit einer kleinen Dose ergriffen: etwa sechs Zentimeter Grundflächendurchmesser, zwei Zentimeter Höhe, metallisch fest.
Im nächsten Augenblick wurde der Gegenstand sichtbar. Er besaß tatsächlich die ertastete Form und war aus gelbem glitzerndem Material.
Ich nahm die »Dose« zwischen Daumen und Zeigefinger, um sie besser betrachten zu können – und ließ sie beinahe fallen, als eine Stimme ertönte.
»Endlich habe ich jemanden gefunden, mit dessen Hirnwellen ich kommunizieren kann. Halte mich weiter so wie jetzt. Wer bist du?«
Ich konnte nicht gleich antworten. Als ich begriff, dass die »Dose« nicht zu mir gesprochen, sondern eine gedankliche Verbindung aufgenommen hatte, fragte ich: »Was bist du?«
Da ich kein Telepath war, erwartete ich keine Reaktion und war deshalb überrascht, als die »Dose« antwortete: »Ich bin Hron, das mit Gedanken spricht. Wer bist du – oder was bist du?«
»Ich heiße Tatcher«, erklärte ich. »Kannst du meine Gedanken lesen?«
»Nur die, die du mir mitteilen willst.«
Ich atmete auf. Es wäre mir äußerst unangenehm gewesen, wenn das Ding meine geheimsten Gedanken bloßgelegt hätte. In dieser Beziehung sind wir Marsianer sehr eigen.
»Wie kommst du hierher?«, fragte ich weiter. »Und was ist das für ein Gebilde, in dem du lebst?«
»Es ist nicht möglich, darauf zu antworten«, erwiderte Hron. »Was kann ich sonst für dich tun, Tatcher?«
Ich zuckte die Schultern. Was sollte ich darauf antworten. Allmählich kam mir voll zu Bewusstsein, dass ich mit Hron den Vertreter einer völlig unbekannten Lebensform entdeckt hatte. Doch warum hatte ich ihn erst gesehen, nachdem ich ihn zwischen den Fingern hielt? Er musste doch schon vorher am gleichen Ort gewesen sein – und durchsichtig war er zweifellos nicht.
Doch ich kam nicht dazu, meine Gedanken zu ordnen und wenigstens eine Frage zu beantworten, denn im nächsten Moment explodierte das Universum.
Das All wurde zu einem von feurigen Schlünden beherrschten Gebilde. Schwarzes wesenloses Wallen lagerte dazwischen, und wenn es aufriss, dann erschien dahinter ein unbegreifliches Leuchten.
Doch dieser Eindruck hielt nur einen Atemzug lang vor, dann barst etwas in meinem Schädel, und ich verlor die Besinnung.
*
Jemand redete so lange auf mich ein, bis ich schließlich aufwachte.
»Was soll das?«, schimpfte ich. »Hat man nicht einmal dann Ruhe, wenn man gestorben ist?«
»Kommen Sie zu sich, Tatcher!«, erklärte jemand eindringlich. »Ein großer Schiffsverband hat den Schwarm verlassen und ist mit einer strukturerschütternden Transition tiefer in die Galaxis eingedrungen.«
»Was will er denn dort?«, fragte ich und sah mich um.
Mir war nicht ganz klar, ob die Begegnung mit Hron nur in meiner Phantasie stattgefunden oder sich tatsächlich ereignet hatte, denn das dosenförmige Ding war nirgends zu sehen. Dafür erkannte ich, dass Tausende von Sprüngen den durchsichtigen Plastikblock durchzogen und teilweise sichtbar machten.
»Hron?«, fragte ich.
»Alle guten Geister«, entfuhr es Riev Kalowont, »jetzt hat er den Verstand verloren.« Er hob die Stimme. »Kommen Sie aus dem Glasding heraus, Tatcher. Ich finde keinen Weg zu Ihnen. Wenn Sie wenigstens das Ariadne-Haar befestigt hätten!«
»Den Ariadne-Faden«, korrigierte ich unwillkürlich. Ich hatte völlig vergessen, ihn zu befestigen.
Als ich mich bewegte, sah ich, dass Riev mit weit von sich gestreckten Händen und Füßen an der Außenfläche des Objekts »klebte« und zu mir starrte. Ein Blick auf die Kontrollen meines Helmtelekoms zeigte mir, dass er durch Fernimpulse aktiviert worden war. Deshalb also hatte ich Kalowont bereits sprechen hören, als ich noch halb bewusstlos gewesen war.
Aber wo war Hron geblieben?
Ich entsann mich, dass ich ihn zuerst gefühlt und dann gesehen hatte. Vielleicht sah ich ihn nicht mehr, weil ich ihn nicht fühlte. Das mutete zwar unglaublich an, aber ich hatte in meinem Leben schon unglaublichere Dinge erlebt.
Folglich tastete ich meine unsichtbare Umgebung mit pedantischer Genauigkeit ab – und plötzlich fühlte ich die »Dose« wieder zwischen den Fingern, doch ich konnte sie immer noch nicht sehen.
»Wenn Sie eine Öffnung gefunden haben, dann kommen Sie endlich heraus!«, rief Kalowont.