Nr. 550
Rückkehr ins Jahr 2000
Die kosmische Falle ist vorbereitet – das Solsystem wird geschluckt
von H. G. EWERS
Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Ende August des Jahres 3442.
Perry Rhodan hat den Sternenschwarm längst verlassen und ist mit der MARCO POLO zur Erde zurückgekehrt.
Und das gerade noch rechtzeitig! Denn lebenswichtige Aufgaben erwarten ihn und seine Männer im Solsystem – zu einer Zeit, da der Schwarm sich offensichtlich anschickt, das Muttersystem der Menschheit in sein Gefüge aufzunehmen.
Der Großadministrator kann eine solche Aktion des Gegners nicht verhindern. Er kann auch die Reparaturarbeiten an den Paratronschirmprojektoranlagen, die durch das unheilvolle Wirken des Homo superior teilweise beschädigt wurden, nicht noch weiter beschleunigen, weil ohnehin alles Menschenmögliche zum baldigen Schutz des Solsystems getan wird.
Was Perry Rhodan jedoch in die Wege zu leiten vermag – selbst gegen eine starke Opposition in den eigenen Reihen – ist folgendes: Ein gigantischer Bluff wird gestartet, der die gegnerischen Beobachter zu falschen Schlüssen kommen lassen soll.
Und dieser Bluff gipfelt in der RÜCKKEHR INS JAHR 2000 ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator startet einen gigantischen Bluff.
Cuno Promax – Ein »Menschenschmuggler«.
Orana Sestore – Eine schöne Frau von Albemarl.
Dalaimoc Rorvic – Chef des CYD-Kommandos.
Tatcher a Hainu – Rorvics »spezieller« Freund.
Atlan – Der Lordadmiral jagt Gangster.
Menschliches Selbstbewusstsein ist stärker als maschinelle Logik, weil es die Logik anwenden und ihre jeweiligen formalen Systeme benutzen oder verwerfen kann.
Aus »Maschinenlogik« von Wjatscheslaw Schwetschenko (Fakultät für Elektronik des Leningrader Elektrotechnischen Instituts), Planet Erde, 20. Jahrhundert.
1.
Das Objekt besaß die ungefähre Form eines terranischen Zitterrochens, nur war es erheblich größer – und es war kein Zitterrochen. Es war überhaupt kein Lebewesen, sondern ein so genanntes Manipulatorschiff.
Der Manip, wie man diesen Schiffstyp aus dem Schwarm bei den Menschen nannte, war vor dreißig Sekunden im Solsystem aufgetaucht und trieb im freien Fall auf den Planeten Mars zu.
In Imperium-Alpha, der Zentrale der Solaren Heimatverteidigung, wurde vom Hauptcomputer ein seit einiger Zeit eingegebenes Programm aktiviert.
Hyper-D-Stille!
Das bedeutete, alle Maschinen, die dimensional übergeordnete Energie produzierten, wurden innerhalb von Sekunden mittels Fernschaltung desaktiviert. Dazu benötigte man zwar ebenfalls dimensional übergeordnete Energie, aber da man die großen Entfernungen mit Hilfe von Dakkarkomen überbrückte, durfte man hoffen, dass diese Aktivität nicht bemerkt wurde. Bisher jedenfalls war kein Fall bekannt geworden, dass Schwarmschiffe primäre Dakkarenergie angemessen hätten.
Dennoch gab es zahlreiche Fehlerquellen, die von den wenigen Immunen innerhalb des Solsystems bisher nicht hatten beseitigt werden können – und der Mann in der Hauptbefehlszentrale von Imperium-Alpha wusste das genau.
Perry Rhodan verfolgte angespannt die über Dakkarkome einlaufenden Meldungen. Es waren nicht viele, denn noch war die terranische Produktionsquote an Dakkarkomgeräten geradezu lächerlich gering. Die Verdummung hatte der Auswertung fremder Erfindungen große Hindernisse in den Weg gelegt, wenn sie sie nicht völlig verhinderte.
Ein zweiter Mann, von etwa gleicher Statur wie der Großadministrator, aber mit schulterlangem weißem Haar und rötlichen Augäpfeln, stieg aus einer der Röhren des Pneumolifts, ging zwischen den vor ihren Kontrollen sitzenden Leitoffizieren durch und blieb vor Rhodan stehen: Atlan, ehemaliger Imperator von Arkon und jetzt Regierender Lordadmiral der größtenteils lahmgelegten USO.
»Warum lässt du den Manip nicht gleich abschießen, Perry?«, fragte der Arkonide.
Perry Rhodan wandte den Kopf und blickte seinen Freund nachdenklich an.
»Weil dazu immer noch Zeit ist, wenn die Hyper-D-Stille gebrochen wird, Atlan. Außerdem würden sich die Beherrscher des Schwarms dafür interessieren, was ihrem Manip zustieß, als er dieses Sonnensystem untersuchte.«
Bevor Atlan etwas darauf erwidern konnte, erscholl aus einem der Dakkarkome die unverkennbare polternde Stimme von Staatsmarschall Reginald Bull. Rhodans Stellvertreter befand sich zur Zeit auf dem Mars.
»Beinahe wäre die Hyper-D-Stille durchbrochen worden, Perry«, meldete er. »Eine Streife entdeckte am Rand von Marsport einen Halbintelligenten, der mit einem gefundenen Minikom spielte. Sie konnte ihm das Gerät wegnehmen, bevor er es einschaltete, aber wenn ich daran denke, dass ähnliche Vorfälle jeden Moment geschehen können und dass nicht immer eine Streife rechtzeitig zur Stelle sein wird ...«
»Wir müssen die Nerven behalten, Bully«, entgegnete Rhodan ruhig.
Reginald Bull holte erregt Luft und fuhr fort: »Eben wünschte ich mir, der Verdummungsgrad hätte sich nicht verringert. Wir sitzen wie auf einem durchgehenden Reaktor. Ich werde das Rochenschiff jedenfalls nicht näher als bis auf 100.000 Kilometer an Mars heranlassen. Hoffentlich ortet es die subplanetarischen Abwehrforts nicht schon früher.«
»Hoffentlich ist es nicht hier, weil es schon von weit außerhalb die hyperdimensionalen Energieemissionen angemessen hat, die vom Solsystem ausgingen«, meinte Atlan ernst. »Du spielst ein gefährliches Spiel, Perry.«
Bull lachte grimmig.
»Alle Rhodan-Spiele sind gefährlich, Atlan.«
»Aber ohne sie existierte die solare Menschheit seit anderthalb Jahrtausenden nicht mehr«, erklärte der Großadministrator. »Bully, halte die Ohren steif. Ende.«
Er schaltete ab, aktivierte einen anderen Dakkarkom und stellte eine Verbindung mit dem Mutantenkommando her. Der Mausbiber Gucky meldete sich von Bord des CYD-Spezialschiffes BUTTERFLY, das nach verschiedenen Umbauten und Reparaturen in einem Tiefhangar auf Luna stand.
»Ich weiß Bescheid, Perry«, erklärte der Ilt. »Sobald es im HD-Bereich auch nur Pieps macht, lege ich dem Weltraumrochen ein heißes Ei in die Eingeweide.«
Rhodan verzog das Gesicht.
»Du sollst nicht ...«
»Vielleicht soll ich nicht«, unterbrach Gucky ihn, »aber ich kann – und mich kann jeder ...«
»Gucky!«, sagte Rhodan mahnend.
»Bitte, unterbrich mich nicht immer, Großadministrator«, schimpfte der Mausbiber. »Das kann zu den größten Missverständnissen führen. Ich hatte sagen wollen, mich kann jeder verstehen, der sich noch einen Funken Humor bewahrt hat.«
Der Terraner lächelte, wurde aber gleich wieder ernst.
»Schon gut, Kleiner, ich hatte mich eigentlich nur davon überzeugen wollen, dass du auf deinem Posten bist. Befindet sich CYD-Commander Rorvic an Bord der BUTTERFLY?«
»Ja und nein, Perry. Das heißt, er ist zwar körperlich anwesend, geistig aber weggetreten, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Mit einiger Mühe kann sogar ich dir folgen, Kleiner«, sagte Rhodan sarkastisch. »Bis später.«
Er unterbrach die Verbindung und wandte sich wieder an Lordadmiral Atlan.
»Es wird höchste Zeit, dass die Hundertsonnenwelt uns die versprochenen 100.000 GrIko-Netze liefert, damit wir genügend Immune zur Besetzung der Heimatflotte und der wichtigsten Basen bekommen. Eigentlich sollte unser Kurier schon gestern dort draußen angekommen sein. Wen hast du eigentlich geschickt, Atlan?«
»Einen Captain Promax aus dem bunt zusammengewürfelten Haufen, der sich stolz Allround-Command nennt.«
Perry wölbte die Brauen.
»Captain Promax? Etwa Cuno Promax, den Metabo-Künstler?«
Der Arkonide lächelte flüchtig.
»Richtig. Cuno Promax, Duxant und Metabo-Künstler, wegen Menschenschmuggel vor drei Jahren für fünf Jahre nach Carlotta geschickt, nach Verdummungseintritt immun geblieben und mit einem Raumschiff des Wachkommandos geflohen, zur Erde geflogen und sich freiwillig beim Flottenkommando gemeldet.«
»Ja, ich erinnere mich an den Mann«, erwiderte Rhodan. »Deighton und Mike stellten ihn mir kurz vor. Er sah grau und unscheinbar aus. Er wurde wegen Menschenschmuggel verurteilt?«
»Nun, eigentlich hat er nur Tefrodern dabei geholfen, sie von der galaktischen Eastside ins Hoheitsgebiet des Solaren Imperiums einzuschleusen, sie mit falschen Pässen auszustatten und ihnen Arbeitsstellen zu vermitteln. Das ist natürlich gesetzwidrig, aber genau betrachtet, hat Promax niemandem geschadet.«
»Früher hätten wir härter über ihn geurteilt«, sagte Rhodan leise. »Ich glaube, der Schwarm hat uns geläutert. Viele Dinge sehen heute anders aus als ehedem.«
Er hob den Kopf, als der Interkommelder summte. Mit einem Blick aktivierte er das auf normalenergetischer Basis arbeitende Gerät. Im Trivideokubus tauchte das Bild eines Offiziers der Ortungszentrale von Imperium-Alpha auf.
»Erde wird von einem Pararaum-Richtstrahl getroffen, Sir«, meldete der Offizier. »Herkunft offenbar aus Schwarmkopfnähe. Abnahme wegen Hyper-D-Stille nicht möglich. Was sollen wir tun?«
»Das könnte eine Nachricht von Oberst Pontonac sein«, überlegte der Großadministrator. Oberst Edmond Pontonac war mit dem Kreuzer GOOD HOPE II in der Nähe des Schwarmkopfes stationiert, um die Vorbereitungen der erwarteten Massentransition rechtzeitig zu erkennen.
»Vielleicht ist der Schwarm schon gesprungen«, warf Atlan ein. »Hoffentlich verschwindet der Manip bald, damit wir Verbindung mit Pontonac bekommen.«
Perry nickte, dann blickte er zum Interkomschirm.
»Wir holen die Hyperkomimpulse nicht auf die normalenergetische Ebene zurück«, entschied er. »Jedenfalls nicht, solange der Manip sich innerhalb des Solsystems aufhält.«
Er ging zum nächsten Versorgungsautomaten und tastete sich einen Espresso. In einer der schmalen, schall- und lichtgeschützten Pausennischen lehnend, schlürfte er das starke heiße Getränk aus bestem terranischen Kaffee. Dabei schweiften seine Gedanken zur Hundertsonnenwelt der Posbis ab, auf der sich Professor Geoffry Abel Waringer und Professor Mart Hung-Chuin seit etwas über drei Wochen fieberhaft darum bemühten, mindestens 100.000 GrIko-Netze produzieren und nach Terra schicken zu lassen.
GrIko-Netze – mit vollem Namen »Gravokonstante-Intelligenzkorrektur-Netze« – waren Anti-Verdummungsgeräte, die die vom Schwarm verringerte galaktische Gravitationskonstante für ihre Träger wieder aufstockten, wodurch die Ursache der Verdummung und damit die Verdummung selbst aufgehoben wurde. Es hatte sich als nicht unproblematisch erwiesen, Menschen mit solchen Netzen auszustatten. Ungefähr vierzig von hundert Personen reagierten negativ darauf; sie liefen entweder Amok, verfielen in Depression oder völlige Teilnahmslosigkeit oder erlebten das, was man »das zweite Gesicht« nannte. Aber das musste man eben riskieren, wenn man den künftigen Ereignissen halbwegs gewappnet entgegentreten wollte. Außerdem ließ sich das Risiko für die GrIko-Träger und ihre Umwelt dadurch verringern, dass man sie so lange beobachtete, bis man ihre Reaktion entweder als negativ erkannte und ihnen das Netz wieder abnahm oder bis man sicher war, dass sie positiv darauf reagierten.
Das schrille Summen seines Armbandtelekoms riss Perry aus seinen Gedanken und aus seiner relativen Abschirmung. Er winkelte den Arm an.
»Rhodan.«
»Hier Atlan. Manip nimmt Anlauf zur Transition, will wahrscheinlich das Solsystem verlassen.«
»Ich komme.«
Der Großadministrator verließ die Pausennische, stellte die Tasse auf die Rückgabeplatte und begab sich wieder zu seinem Platz. Eine der Großortungsstationen auf Mars gab laufend die Positionsdaten des Manipulatorschiffes durch. Es war unverkennbar, dass es zu einer Transition ansetzte – und fünf Minuten später war es aus dem vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum verschwunden.
Im nächsten Augenblick stellte Perry Rhodan die Interkomverbindung zur Funkzentrale von Imperium-Alpha durch und befahl, den Pararaum-Richtstrahl ins Normalkontinuum zu transformieren, sofern er noch stand.
Der Cheffunker bestätigte.
Kurz darauf teilte er dem Großadministrator mit, der Pararaum-Richtstrahl wäre transformiert worden. Es hätte sich um eine gerichtete Hyperkomsendung gehandelt, die von der GOOD HOPE II aus über die Verstärkerschiff-Kette gegangen sei.
Als er die Meldung verlas, sahen alle Anwesenden von ihren Kontrollpulten auf.
Oberst Edmond Pontonac teilte mit, der Schwarm wäre in einer gewaltigen Massentransition um viertausend Lichtjahre tiefer in die Milchstraße gesprungen.
Perry Rhodan nahm die Sprungdaten mit undurchdringlichem Gesicht entgegen und gab sie sofort an die Hauptpositronik von Imperium-Alpha weiter. Er brauchte nur Sekunden auf das Ergebnis zu warten, denn ihn interessierte zur Zeit nur eine Frage, und die Antwort darauf ließ sich relativ leicht errechnen.
Die Hauptpositronik teilte mit, aus den beiden früheren Transitionen und der letzten ließe sich nur eine denkbare Verlängerung des Kurses berechnen, jene, die genau auf das Solsystem zeigte ...
*
Die LOVELY LUCIFER stürzte als kosmischer Feuerwerkskörper in den Normalraum zurück. Captain Cuno Promax lag hilflos in seinem zurückgeklappten Kontursessel, von der transparenten Energiekuppel über ihm sowohl geschützt als auch am Handeln gehindert.
Er konnte nur darauf hoffen, dass die robotischen Elemente der LOVELY LUCIFER allein mit den Kurzschlüssen, Schwelbränden – und was sonst noch angerichtet worden war, fertig werden würden.
Cuno verwünschte sein Pech, dass ein beinahe absolut unwahrscheinlicher Fall ausgerechnet ihm zugestoßen war. Er hatte sich bereits außerhalb der heimatlichen Milchstraße befunden, und die Positroniken seines Schiffes waren dabei gewesen, die letzte – und längste – Linearetappe in Richtung Hundertsonnenwelt an Hand der Orientierungsdaten zu überprüfen, als um die LOVELY LUCIFER herum plötzlich sechzehn Kugelgebilde vom Typ Superschlachtschiff materialisiert waren.
Bevor die LOVELY LUCIFER reagieren konnte, hatten die Superschlachtschiffe das Feuer aus schweren Impulsgeschützen und Desintegratoren eröffnet. Der Paratronschirm hatte dem Beschuss standgehalten, bis der Angreifer Gravitationsbomben einsetzte. Gravitationsbomben waren fünfdimensionale Energiewaffen, die Materie aus dem Gefüge des vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuums herauslösten. Sie wurden in Form lichtschneller Spiralfelder verschossen.
Nun hätte der Paratronschirm dem Gravitationsbombenbeschuss von ein oder zwei Superschlachtschiffen sicher widerstanden, aber nicht dem von sechzehn. Als die Paratronprojektoren, durchschlugen, aktivierte die LOVELY LUCIFER ihr Linearprogramm und verschwand aus dem Normalraum, bevor die Gravitationsbomben das besorgten. Doch einige der überlasteten Paratronprojektoren hatten Hochenergieschocks erzeugt, die ihrerseits andere Aggregate beschädigten und vor allem die Steuerungselemente der Energie-Freileiter in Mitleidenschaft zogen.
Captain Promax spannte sich innerlich an, als die Energieglocke über ihm erlosch. Das konnte zweierlei bedeuten: Entweder war die unmittelbare Gefahr beseitigt – oder sie hatte überhand genommen.
Eine Automatenstimme verschaffte ihm Gewissheit.
»Hauptpositronik an Captain Promax«, schnarrte die Stimme. »Die unmittelbaren Gefahren sind abgewendet, aber das Schiff verfügt über keinen funktionsfähigen Linearantrieb mehr. Nach den Berechnungen befinden wir uns siebenhundert Lichtjahre von der Hundertsonnenwelt entfernt. Nach Objektivzeit benötigten wir demnach für den Flug zur Hundertsonnenwelt siebenhundert Standardjahre plus Beschleunigung und Verzögerung. Dabei könnte die Subjektivzeit durch Dilatation auf ein Minimum verkürzt werden. Ich bitte um Entscheidung.«
Cuno Promax richtete sich ächzend auf. Sein Blick fiel auf einen inaktiven Bildschirm, in dem sein Oberkörper sich spiegelte. Cuno sah ein schmales, faltiges Gesicht von hellgrauer Färbung, das von dünnen farblosen Haarsträhnen umrahmt wurde. Die Mundwinkel hingen nach unten.
»Du widerst mich an, Cuno«, sagte Cuno. »Aber dagegen kann man etwas tun.«
Er konzentrierte sich – und wenige Minuten später sah ihm aus dem Bildschirm ein braungebranntes jugendliches Gesicht mit energischen Zügen und braunem Lockenhaar entgegen.
»Schon besser«, stellte Cuno Promax fest. »Hauptpositronik, hörst du mich?«
»Ja, Sir«, antwortete die Automatenstimme.
Captain Promax nickte zufrieden.
»Entscheidung über Dilatationsflug wird zurückgestellt«, entschied er. »Vorrang hat die Beantwortung der Frage, wem die angreifenden Superschlachtschiffe gehören und weshalb sie uns angegriffen haben. Ich bitte um Information.«
Er wartete gespannt. Die LOVELY LUCIFER war ein nachträglich auf vollrobotische Aktion umgebauter Leichter Kreuzer der Städteklasse, ein Typ, den man auch »Schneller Kreuzer« nannte. Nach dem Umbau wäre die Bezeichnung Robotschiff treffend gewesen, aber da so etwas der menschlichen Mentalität widerstrebte, war die Bezeichnung »Leichter Kreuzer der GOLEM-Klasse« aufgekommen.
»Information!«, meldete die Hauptpositronik. »Die angreifenden Superschlachtschiffe waren mit 93,81 Prozent Wahrscheinlichkeit Robotschiffe des Großen Imperiums von Arkon, wofür unter anderem die Anwendung von Gravitationsbomben spricht. Da die Robotschiffe Arkons keine Organikzusätze haben, dürften sie niemals unmittelbar unter der Verdummung gelitten haben. Ihre aggressive Handlungsweise dagegen scheint darauf hinzudeuten, dass verbrecherische immune oder halbverdummte normale Personen sich das Kommando über die betreffenden Robotschiffe angeeignet haben. Ende.«
Cuno Promax seufzte.
»Aber was hatten diese Schiffe ausgerechnet außerhalb der Milchstraße zu suchen?«
»Es liegen zu wenig Informationen vor, um diese Frage auch nur teilweise beantworten zu können, Sir«, entgegnete die Positronik. »Würden Sie bitte hinsichtlich des Flugzieles eine Entscheidung treffen, Sir!«
»Das ist nicht so einfach«, entgegnete Promax. »Vor allem dann nicht, wenn du weiterhin auf mich einredest. Lass mir Zeit, dann wird mir schon etwas einfallen.«
Er schnallte sich los, ging zum Versorgungsautomaten und tastete sich einen Gemüsesaft-Cocktail. Als der Becher in seine Hand glitt, ließ er ihn mit überraschtem Schrei los; er war beinahe glühend heiß gewesen. Offensichtlich hatte auch die Versorgungsautomatik Schaden genommen.
Nachdem Cuno Promax es mit Kaffee und danach mit Mineralwasser versucht hatte ––