Nr. 555
Jenseits der Energiemauer
Menschen und Cynos verbünden sich – sie suchen die Sonnenstationen
von H. G. EWERS
Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Mitte Dezember des Jahres 3442.
Vor etwa sechs Wochen hat der Sternenschwarm auf seinem unheilvollen Weg das Solsystem in sein Gefüge aufgenommen und damit von der übrigen Galaxis abgeschnitten.
Perry Rhodan hat eine solche Aktion des Gegners weder verhindern können noch verhindern wollen. Schließlich besitzt er mit 25 Milliarden Menschen und etwa zehn Millionen Fremdwesen – alle haben seit der Aufnahme in den Schwarm ihre volle Intelligenz zurückerlangt – eine beachtliche Streitmacht. Hinzu kommen noch rund 105.000 moderne Raumschiffe, die notfalls sofort eingesetzt werden können.
Die größte Defensivwaffe von Sol – der systemumspannende Paratronschirm – ist allerdings gegenwärtig noch nicht wieder funktionsfähig. Und das ist bedenklich, denn die Götzen haben inzwischen erkannt, dass die Terraner nicht Primitive sind, sondern Wesen, die eine 5-D-Technologie besitzen und beherrschen.
Für Perry Rhodan und seine Streitkräfte gilt es daher, weiteren Attacken des Gegners zuvorzukommen. Eine Raumflotte unter Führung des Großadministrators begibt sich JENSEITS DER ENERGIEMAUER ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator lässt das Solsystem abriegeln.
Dalaimoc Rorvic – Chef des CYD-Kommandos.
Tatcher a Hainu – Rorvics bester »Feind«.
Alexander Fröhlich – Ein Mann aus dem Jahre 1971.
Arman Signo – Kommandant eines Cyno-Schiffes in Not.
Kukuruzku – Ein seltsamer Cyno.
1.
Als ich die mit kaltem Stahl ausgeschlagene Halle des Wissenschaftlichen Untersuchungszentrums Exo-47 betrat, hielt ich unwillkürlich den Atem an.
Auf einem Glassitpodest, mitten im Saal, stand ein kugelförmiges Monstrum von purpurroter Färbung und einem würfelförmigen Kopf. Es war, wie ich wusste, 2,60 Meter groß.
Rings um das unbeweglich verharrende Monstrum, dessen Körper wieder zusammengesetzt war, waren seltsame Gerätschaften aufgebaut, und Wissenschaftler untersuchten mit ihnen den Götzen Corkt Y'Xamterre.
Einer der Wissenschaftler, ein untersetzter Terraner mit weit reichender Stirn und sorgfältig gebürstetem Backenbart, kam auf mich zu und fragte freundlich: »Sie kenne ich gar nicht. Sind Sie neu hier?«
»Gewissermaßen schon«, erwiderte ich. »Man könnte es Neugierde nennen, was mich bewog, diesen Götzentempel aufzusuchen.«
Der freundliche Ausdruck verschwand aus dem Gesicht des Wissenschaftlers. Die Augen weiteten sich etwas.
»Wenn das kein Scherz ist, dann begreife ich nicht, wie Sie hier hereinkommen konnten.«
Ich deutete mit dem Daumen über die Schulter zurück.
»Durch den Eingang. Mein Name ist übrigens a Hainu, Captain Tatcher a Hainu. Dürfte ich erfahren, mit wem ich es zu tun habe?«
»Halifax Lamm.« Mein Gegenüber räusperte sich. Langsam stieg eine lachsrote Tönung vom Hals empor und überzog das Gesicht bis zum Nacken. »Ich muss doch sehr bitten, Captain Ahanu. Als Chef dieses Untersuchungszentrums trage ich eine ungeheure Verantwortung für alles, was hier vorgeht. Praktisch bewegt sich kein Elektron ohne meine Zustimmung – und da kommen Sie einfach herein und fragen mich nach meinem Namen. Ganz abgesehen davon, dass Sie mich hätten erkennen müssen. Oder haben Sie noch niemals mein Bild gesehen?«
»Ich interessiere mich nicht für Gemäldegalerien, Mr. Schaf«, antwortete ich höflich. »Aber lassen Sie sich durch mich nicht stören. Machen Sie einfach weiter.«
Halifax nickte eifrig.
»Ja, ja, natürlich.«
Er wandte sich um und trippelte einige Schritte, dann fuhr er abermals herum und starrte mich aus zornfunkelnden Augen an. Seine Lippen bewegten sich lautlos. Ich begann zu fürchten, Lamm könnte einen Schlaganfall erleiden, deshalb sagte ich: »Offenbar liegt hier ein Missverständnis vor. Ich komme selbstverständlich nicht aus reiner Neugier, sondern mit besonderer Erlaubnis des Großadministrators.«
»Erlaubnis?«, schnappte Lamm. »Erlaubnis? Hier habe nur ich etwas zu er... – ähem – erläutern Sie das bitte näher, mein lieber Captain. Wollen Sie sich nicht mit mir dort in die Ecke setzen, damit wir ungestört plaudern können?«
Ich nickte. Halifax Lamm trippelte eilfertig vor mir her. Unterwegs fing ich belustigte Blicke anderer Wissenschaftler auf. Einige der Männer kannte ich. Winfried Ensom und Harry Gordon blinzelten mir beifällig zu; anscheinend freuten sie sich über den kleinen Reinfall Lamms.
Leider konnte ich mich nicht länger bei diesen neckischen Späßen aufhalten, sondern musste zur Sache kommen. Mein Chef, der tibetische Albino Dalaimoc Rorvic, hatte mir damit gedroht, mich parapsychisch in einen großen Haufen roter Waldameisen zu stecken, wenn ich nicht in spätestens einer Stunde zu ihm zurückkehrte, um Bericht zu erstatten. Und wie ich das fette rotäugige Ekel kannte, würde es seine Drohung gnadenlos wahrmachen.
Folglich erklärte ich, dass CYD-Commander Rorvic mich mit Rhodans Erlaubnis zu ihm geschickt habe, um den eingefangenen und auf unerklärliche Weise versteinerten Götzen Corkt Y'Xamterre genau zu beobachten und mich zu erkundigen, welches Ergebnis die bisherigen Untersuchungen gezeitigt hätten.
»Nun«, erklärte Halifax Lamm, »als Chef des Untersuchungszentrums habe ich natürlich sehr viel zu tun und kann eigentlich keine einzige Sekunde erübrigen, aber Sie sind mir so sympathisch, dass ich bei Ihnen gern eine Ausnahme mache.«
Er hüstelte und strich sich behutsam über den Backenbart.
»Es ist so, dass dieser Schwarmgötze mit dem Namen Corkt Y'Xamterre nicht immer versteinert gewesen war. In diesem Zustand hätte er, wie Sie sicher einsehen, Captain Annuh, wohl kaum die Schwarmflotte befehligen können ...«
»Verzichten Sie bitte auf die Einleitung«, warf ich ein. »Ich habe es sehr eilig.«
»Das ist begreiflich. Ähem, ja, also eigentlich begann alles damit, dass Corkt Y'Xamterre ...«, Lamm kicherte, »... unter uns nennen wir ihn Corky, also dass dieser Götze parapsychisch und paraphysikalisch beeinflusst wurde. Falls Sie nicht wissen, wie parapsychische und ...«
Ich musste ihn abermals unterbrechen.
»Ich kenne mich leider viel zu gut aus, Mr. Lamm. Bitte, beantworten Sie mir eine konkrete Frage mit Ja oder Nein: Konnten Ihre Untersuchungen des versteinerten Götzen bisher neue Erkenntnisse vermitteln?«
Auf Lamms Stirn bildete sich ein dichtes Netz feiner Schweißperlen. Ich merkte, wie der Mann sich innerlich wand, um nicht eingestehen zu müssen, dass seine Arbeit bisher ergebnislos geblieben war.
»Vielen Dank für die Auskunft«, sagte ich, ohne auf eine akustische Äußerung zu warten. »Bitte, lassen Sie mich noch einige Minuten allein hier sitzen.«
Erleichtert eilte Halifax Lamm davon.
Ich lehnte mich zurück und musterte aufmerksam das erstarrte Monstrum, und ich fragte mich, weshalb Rorvic mich beauftragt hatte, den Götzen zu beobachten. Das Äußere von Corkt Y'Xamterre war zweifellos bemerkenswert, wenn auch keinesfalls schön; doch was nützte das Äußere eines Dinges, das keinerlei Innenleben mehr aufwies.
Als ein Lautsprecher erscholl, zuckte ich unwillkürlich zusammen.
»Achtung, Achtung! Bitte nicht vom Fleck bewegen«, erscholl Professor Ensoms Stimme. »Ich taste Corky zwei Minuten lang mit Hyper-D-Beugefeldern ab.«
Interessiert erhob ich mich und musterte den auf einer Antigravplattform montierten Gerätekomplex, der von dem berühmten Zeitforscher Winfried Ensom bedient wurde. Der Komplex schwebte lautlos herum; rote Lichter zuckten an seinen Kanten.
Ich trat näher. Dieses Experiment wollte ich mir nicht entgehen lassen. Als ich genau zwischen dem Aggregat und dem versteinerten Götzen stand, stieg ein dumpfes Brummen aus dem Komplex. Alles im Labor schien plötzlich elektrisch aufgeladen zu sein; überall knisterten Entladungsfunken.
Ich hörte einen gellenden Schrei – und starrte fassungslos auf das Monstrum aus Metall und Glas, das einen Schritt vor mir stand und harte klingelnde Geräusche von sich gab.
Eines der vorderen Fenster öffnete sich, und ein Männerkopf mit einer Schirmmütze streckte sich heraus. Der Mann schrie mir etwas zu. Er schien wütend zu sein. Leider verstand ich kein Wort.
Ich blickte mich um. Die Umgebung sah ebenso fremdartig aus wie das metallene Monstrum mit den Glasfenstern: niedrige primitive Bauwerke, teilweise aus Natur- und Kunststeinen gemauert, zahllose verwirrende Schriftbilder und dahinhastende Menschen. Ich stand am Rande eines Platzes, und rings um den Platz wälzte sich ein Mahlstrom aus ratternden, brummenden, dröhnenden und qualmenden Fahrzeugen.
Kein Zweifel, ich war auf einer Primitivwelt gelandet, wenn ich auch nicht wusste, was mich hierher befördert hatte. Immerhin wurde diese Primitivwelt von humanoiden Lebewesen bewohnt.
Rasch aktivierte ich das Armbandtranslatorgerät, das wir Männer vom CYD-Kommando seit einiger Zeit stets bei uns führten. Diesmal verstand ich, was der Mützenträger sagte.
»Wenn du nicht sofort verschwindest, hole ich die Polizei!«, brüllte er. »Geh nach Hause zu Mama und lass dir die Ohren waschen, Kleiner!«
Um uns hatten sich inzwischen etwa hundert Menschen versammelt. Aus dieser Menge kam beifälliges Gelächter. Eine tiefe Stimme sagte: »Wenn du schon einen Sitzstreik machen willst, dann setz dich wenigstens hin. Aber eigentlich bist du für einen Studenten ein bisschen alt.«
»Quatsch!«, rief eine beleibte Dame dazwischen. »Der Jeck hat nur den Rosenmontag ein bisschen vorgezogen.«
Sie drängte näher und zupfte an meinem Raumanzug.
»Was soll das für ein Kostüm sein?«, erkundigte sie sich. »Astronaut?«
Der Gag wurde mit brüllendem Gelächter belohnt.
Ich hielt den Armbandtranslator unauffällig vor den Mund und fragte: »Kann mir jemand sagen, wie diese Welt heißt?«
Die Antwort war nur noch lauteres Gelächter.
»Er ist mit einer fliegenden Untertasse vom Mars gekommen«, schrie jemand.
»Ich bin ein Marsianer«, erwiderte ich ernsthaft.
»Der Bursche gehört in die Lindenburg!«, rief der Mützenträger. »Zieht ihn mal von den Schienen, Leute. Dann ruft am besten einer die Polizei.«
Ich begriff, dass diese Menschen in einem ungewöhnlich rückständigen Denken verwurzelt waren. Besucher von anderen Welten wurden von ihnen entweder für Spaßvögel oder für Verrückte gehalten. Am besten für mich wäre es gewesen, mich aus dem Rampenlicht der Öffentlichkeit zu entfernen. Aber da ich wahrscheinlich von Ensoms Hyper-D-Beugefeld auf diesen Planeten befördert worden war, musste ich im Einflussbereich des Feldes bleiben, damit man mich zurückholen konnte – falls das überhaupt möglich war.
Und da ich nicht wusste, wie groß der Einflussbereich des Beugefeldes war, sollte ich mich am besten überhaupt nicht von der Stelle rühren.
Der Bemützte, offensichtlich der Fahrer des altertümlichen Schienenfahrzeuges, setzte eine Trillerpfeife an seine Lippen.
Doch da nahm jemand meinen Arm und zog mich behutsam von den Schienen.
»Kommen Sie, Männeken«, sagte der untersetzte rundliche Mann. »Treiben Sie den Spaß nicht zu weit. Wenn erst mal die Schutzleute da sind, ist der Ofen aus.« Er lachte unterdrückt. »Spaß muss sein, Kleener, aber nun lasst uns verduften.«
Unter einer reichen Palette von Bemerkungen und Bekundungen zogen wir uns zurück. Der Dicke führte mich zu einem vierrädrigen Fahrzeug, öffnete eine von vier Türen und hieß mich einsteigen. Danach setzte er sich auf den linken der beiden vorderen Sitze, nahm ein Plastikrad in die Hand und drehte an einem kurzen Metallding.
Etwas surrte, und kurz darauf fädelte das Fahrzeug sich in den Mahlstrom des Primitivverkehrs ein. Ich nahm einen schier unerträglichen Geruch nach Verbrennungsrückständen und giftigen Beimischungen wahr, und tatsächlich leuchtete die gelbe Minilampe meines Luftprüfers auf.
»Also, da will ich mich erst einmal vorstellen«, sagte der rundliche Mann. »Ich heiße Alexander Fröhlich – und wer fröhlich ist, ist auch lustig.« Er lachte. »Das war ein toller Spaß, den Sie da abgezogen haben, Mann. Beinahe hätte ich Sie wirklich für einen Mann vom Mars gehalten.«
»Ich heiße Tatcher a Hainu«, entgegnete ich ernsthaft, »und ich wurde tatsächlich auf dem Mars geboren.«
Fröhlich warf mir einen prüfenden Blick zu, dann lachte er wieder, lautlos diesmal. Nur seine Schultern bebten.
»Das schlägt dem Fass den Boden aus«, meinte er.
Plötzlich wurde er ernst.
»Ich glaube zwar, dass es im Weltraum zahllose andere intelligente Arten gibt, Tatcher, aber inzwischen steht doch wohl fest, dass auf dem Mars kein intelligentes Leben existiert.«
In meinem Kopf schlug eine Glocke an. Ich schätzte den Entwicklungsstand der Intelligenzen auf diesem Planeten ab und überlegte, wie lange die meisten Erdbewohner geglaubt hatten, es hätte auf dem Mars niemals intelligentes Leben gegeben.
Diese Annahme hatte sogar noch bestanden, nachdem Rhodan das Solare Imperium gegründet hatte. Erst als der Mars kolonisiert wurde, war man auf die Spuren der vergangenen Marszivilisation gestoßen. Das war kurz nach der Landung des ersten großen Kolonistenschiffes MAGIC FLUTE gewesen, mit dem meine Vorfahren auf dem Mars angekommen waren.
»Wir befinden uns offenbar auf der Erde«, sagte ich nachdenklich.
»Wo denn sonst?«, fragte Fröhlich zurück.
Er bremste scharf ab, als ein schweres Lastenfahrzeug dröhnend und blinkend vor uns in unsere Fahrspur einschwenkte.
»Der hat wohl nicht alle Tassen im Schrank!«, schimpfte Fröhlich und tippte sich an die Stirn.
Trotz der beängstigenden Verkehrssituation – offenbar besaß keines der Fahrzeuge Kollisionswarngeräte, Prallfeldschirme oder ähnliche Sicherheitsvorrichtungen – musste ich lachen.
»Worüber lachen Sie?«, fragte Fröhlich.
»Über Ihr Schimpfwortrepertoire«, antwortete ich. »Das mit den Tassen im Schrank wird sogar noch im fünfunddreißigsten Jahrhundert gebraucht.«
»Sie reden, als kämen Sie aus der Zukunft.« Fröhlich leckte sich die Lippen. »Ich brauche dringend einen Drink. Wenn ich Sie zu mir einladen darf; meine Hausbar ist immer gut bestückt, Tatcher.«
»Meinetwegen«, erwiderte ich. »Wahrscheinlich sind wir sowieso längst aus dem Einflussbereich des Beugefeldes heraus. Vielleicht ist es sogar besser, wenn ich hierbleiben muss. Diese Zivilisation scheint zwar chaotisch zu sein, aber wenn ich an Dalaimoc Rorvic denke ...«
*
Alexander Fröhlich gab Eiswürfel in zwei hohe Gläser und goss aus Flaschen verschiedene Flüssigkeiten hinzu.
»Weißer Rum und Zitronensaft«, erklärte er. »Dazu Mineralwasser und außerdem Zucker.« Er schüttete je zwei Löffel Zucker in die Gläser und rührte um. Danach reichte er mir ein Glas.
»Prost!«, sagte er. »Auf die Marsmenschen.«
Ich nippte an meinem Getränk. Es schmeckte annehmbar. Nachdem ich einen größeren Schluck genommen hatte, erklärte ich: »Sie halten mich natürlich für einen Spinner, weil ich behaupte, auf dem Mars geboren zu sein. Warum kümmern Sie sich dann um mich? Weshalb laden Sie mich zu einem Drink in Ihre Wohnung ein? Fürchten Sie nicht die irrationalen Handlungen eines Verrückten?«
Fröhlich sah mich abschätzend an. Ich betrachtete ihn nun ebenfalls genauer. Er war ein korpulenter mittelgroßer Mann von heller Hautfarbe, stark gelichtetem Haupthaar und einem winzigen Schnurrbart, dessen Haare an eine abgenutzte Zahnbürste erinnerten. Der Mund zeugte, unter anderem, von Gesprächigkeit, und die Augen verrieten eindeutig die Schalkhaftigkeit seines Wesens.
Lächelnd erwiderte er: »Ich halte viel von meiner Menschenkenntnis, Tatcher, und ich glaube nicht, dass Sie ein Verrückter sind. Wahrscheinlich wollen Sie durch Ihre Kleidung und Ihr Auftreten den Menschen nur klarmachen, dass die Erde nicht der einzige von intelligenten Wesen bewohnte Planet des Universums ist.«
Er leerte sein Glas, leckte sich über die Lippen und fuhr fort: »Ich glaube ebenfalls nicht an die Einzigartigkeit der terranischen oder solaren Menschheit. Außerhalb des Solsystems muss es zahlreiche Zivilisationen geben, die längst die überlichtschnelle Raumfahrt beherrschen. So gesehen, sind wir also Brüder im Geiste.«
Er runzelte die Stirn.
»Warum schauen Sie ständig auf Ihre Uhr?«
Ich schnallte den Armbandtranslator ab und reichte das Gerät meinem Gesprächspartner.
»Es ist keine Uhr, sondern ein Translator. Sie merken es sicher auch daran, dass Sie mich Interkosmo sprechen hören, jetzt, wo ich den Translator nicht mehr dicht an die Lippen halte und flüstere, während das Gerät übersetzt und schallverstärkt.«
Fröhlichs Augen wurden groß und rund. Er drehte den Minitranslator in seinen nervösen Fingern.
Ich schaltete an meiner Spezialgürtelschnalle. Das Antigravgerät meines Flugaggregats machte mich schwerelos. Langsam schwebte ich zur Zimmerdecke empor.
Fröhlich starrte mir nach, schluckte – und meinte gefasst: »Das überzeugt mich davon, dass Sie kein Terraner sein können, Tatcher a Hainu.«
Er stand auf und verneigte sich feierlich.
»Es ist mir eine große Ehre, als erster Mensch den Vertreter einer außerirdischen Zivilisation begrüßen zu dürfen, mein Herr. Bitte, verfügen Sie über mich.«
Ich ließ mich wieder absinken, musterte ihn eine Weile und sagte dann: »In meiner Zeit heißt es immer, die Terraner des präkosmischen Zeitalters seien überwiegend phantasielos gewesen und wären in Panik geraten, falls sie außerirdischen Intelligenzen begegneten. Warum geraten Sie nicht in Panik, sondern nehmen das Erscheinen eines ›außerirdischen Wesens‹ sogar gelassen hin?«
Alexander Fröhlich lächelte wieder.
»Ich bin eifriger Leser von Science fiction, und es gibt in diesem Land sogar zahllose Klubs, die über außerirdische Zivilisationen und die Raumfahrtentwicklung der Zukunft diskutieren.«
»In welchem Land?«
»Deutschland, natürlich. Merken Sie an meiner Aussprache nicht, dass ich Berliner bin?« Er schlug sich gegen die Stirn. »Das war natürlich dumm von mir. Ein Extraterrestrier wird sich kaum für terranische Regionsdialekte interessieren.«
Ich seufzte.