Nr. 568
Rebellion der Cynos
Sie kommen aus der Galaxis – und kämpfen um den Justierungsplaneten
von H. G. EWERS
Auf Terra und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Mitte April des Jahres 3443. Der Kampf um die Lenkung und Beherrschung des Sternenschwarms scheint entschieden zu sein. Schmitt, der mysteriöse Cyno, hat die »Tat der letzten Möglichkeiten« begangen und die Lenker des Schwarms ausgelöscht. Jetzt übt der Cyno Nostradamus, der »Mann aus dem Eis«, die Kontrolle über Stato II, die Reserve-Justierungswelt, aus. Zudem hat die von Perry Rhodan geführte Solare Flotte nach dem Absterben der Götzen und dem daraufhin erfolgten fluchtartigen Rückzug der Flotten der Diener die Kontrolle über den schwarminternen Weltraum übernommen. Aber damit ist noch nicht allzuviel gewonnen! Schließlich geht es für die solare Menschheit darum, den Schwarm wieder zu verlassen und in eine Galaxis zurückzukehren, die durch die Manipulierung der Gravitationskonstante nicht mehr verdummt und durch Flotten gebärfreudiger Karties bedroht ist. Perry Rhodan und andere führende Persönlichkeiten des Solaren Imperiums zweifeln daran, dass der neue Lenker des Schwarms gewillt ist, die berechtigten Forderungen der Terraner zu erfüllen. Sie haben recht mit ihrem Zweifel und ihrem Misstrauen – das beweist die REBELLION DER CYNOS ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator sammelt Informationen.
Atlan – Der Lordadmiral kämpft um den Besitz von Stato II.
Nostradamus – Atlans alter Rivale.
Murie Rhagor – Chef des »Freiheitsbundes« der Cynos.
Dalaimoc Rorvic und Tatcher a Hainu – Angehörige des CYD-Kommandos.
Merceile – Eine Pedotransfererin greift ein.
1.
Ich zuckte heftig zusammen, als das Krachen einer Energieentladung meine Trommelfelle malträtierte. Im nächsten Moment hatte ich mich auf den Bauch gerollt und den Impulsstrahler gezogen.
Doch ich brauchte nicht einzugreifen, wie ich erkannte.
Commander Dalaimoc Rorvic stand wie ein Fettgebirge mitten auf dem schmalen Weg, seinen Impulsstrahler locker in der Hand. Er hatte offenbar in die Luft geschossen – und der Schuss hatte mich aus meinem Schlaf gerissen.
Wenige Schritte vor dem fetten Albino standen zwei terranische Raumsoldaten. Zwischen ihnen schwebte eine Antigravplattform, und auf der Plattform stand ein kleiner Tiefkühlcontainer, wie er auf den Raumschiffen der Solaren Flotte benutzt wurde.
»Wo wolltet ihr damit hin?«, fragte Rorvic mit seiner dunklen, phlegmatischen Stimme.
»Zu unserem Schiff, Sir«, antwortete einer der beiden Raumsoldaten. Auf seinem Ärmelschild stand der Name Masko Borg.
»Und wie heißt das Schiff?«, fragte Rorvic weiter.
»Es ist das Superschlachtschiff EDWARD DERBY, Sir«, antwortete Masko Borg.
»Soso!«, machte der Tibeter sarkastisch. »Die EDWARD DERBY also. Wisst ihr auch, dass Edward Geoffrey Derby im Jahre 1833 terranischer Zeitrechnung die Negersklaverei abschaffte? Leider konnte er die Lügenhaftigkeit der Menschen damit nicht aus der Welt schaffen.«
Er zeigte mit dem Impulsstrahler auf den zweiten Soldaten, auf dessen Ärmelschild der Name Filding Habsberg stand.
»Wie kommt es dann, dass ihr euch von der EDWARD DERBY entfernt, statt euch ihr zu nähern?«
»Wir müssen uns verlaufen haben«, stammelte Filding Habsberg.
»Natürlich!«, meinte Dalaimoc Rorvic höhnisch. »Ihr habt euch verirrt. Außerdem habt ihr vergessen, eure Peilsender zu benutzen, die euch den jeweiligen Standort des Schiffes anzeigen – und ihr habt vergessen, dass auf Diebstahl während Alarmbereitschaft oder Einsatz auf Fremdwelten hohe Strafen stehen!« Zuletzt hob er die Stimme an, dass es nur so schallte.
»Es ist alles nur ein schreckliches Missverständnis, Sir«, flüsterte Masko Borg. Er war blass geworden. »Wir wollten wirklich nicht ...«
Rorvic winkte ab, und der Soldat verstummte augenblicklich.
»Was befindet sich in dem Container?«, fragte der Albino.
Masko Borg leckte sich die Lippen, was an und für sich Antwort genug war. »Lebensmittel, Sir«, antwortete er, wobei er furchtsam auf Rorvics Impulswaffe schielte, die sich auf ihn gerichtet hatte. »Hauptsächlich Hammelfleisch, Gemüse und Gewürze.«
»Aha!«, machte Rorvic. »Ich werde das nachprüfen. Lasst die Plattform mit dem Container hier und geht mir aus den Augen.«
»Jawohl, Sir«, sagte Borg hastig. »Werden Sie uns anzeigen, Sir?«
Dalaimoc starrte den Raumsoldaten streng an.
»Eigentlich müsste ich das. Aber vielleicht lasse ich Gnade vor Recht ergehen. Verschwindet!«
Die Soldaten machten kehrt und eilten im Laufschritt davon.
Ich erhob mich und schob meine Waffe ins Gürtelhalfter zurück.
»Warum haben Sie ihnen nicht befohlen, das Diebesgut zurückzubringen, Commander?«, fragte ich. »Soll ich es etwa zur EDWARD DERBY schieben?«
Der fette Albino starrte mich eine Weile wortlos an, dann grinste er.
»Sie sind wirklich der größte Schafskopf, der mir je untergekommen ist, Captain Hainu. Schieben Sie die Plattform zum Seeufer und sehen Sie zu, dass Sie die Zutaten für ein Lammsteak Nelson zusammenbringen – und bereiten Sie für mich sechs Steaks zu!«
Ich schluckte.
»Sir, wollen Sie etwa das Diebesgut unterschlagen? Das würde Sie auf die gleiche Stufe mit den beiden Verbrechern stellen.«
Rorvic lachte ironisch.
»Was faseln Sie da zusammen, Sie marsianisches Dörrgemüse! Erstens halte ich die beiden Soldaten nicht für Verbrecher, sondern ganz einfach für etwas zu organisationstüchtig, und zweitens will ich nichts unterschlagen, sondern nur etwas essen. Wie Ihnen bekannt sein dürfte, ist Mundraub nicht strafbar.«
Gegen dieses Argument kam ich nicht an, vor allem, da Gerichte aus Hammelfleisch zu meinen Leibgerichten gehören, wenn sie richtig zubereitet werden.
Ich stellte mich neben den Steuerkasten der Antigravplattform und beschleunigte. Um ein Haar wäre Dalaimoc Rorvic gerammt worden. Im letzten Augenblick rettete er sich durch einen Sprung, der zu meiner großen Freude mitten in einer Schlammpfütze endete.
Das Zorngebrüll des rotäugigen Monstrums hallte mir noch in den Ohren, als ich den schmalen Waldgürtel vor dem Strand bereits durchquert hatte.
Wenige Meter vor dem matt plätschernden Wasser ließ ich die Plattform zu Boden sinken, öffnete den Container und inspizierte den Inhalt. Das Ergebnis meiner Inspektion war äußerst zufriedenstellend.
Der Containerinhalt war zweifellos auf die Zubereitung aller bekannten Gerichte mit Hammelfleisch zugeschnitten. Ich verstand einiges davon, und ich sah keine Lücke im Bestand der Zutaten.
Da zu jedem Nahrungsmittel-Container auch ein flacher Atomofen gehörte, bereitete es mir keine Schwierigkeiten, für Rorvic und mich die gewünschten Lammsteaks zu bereiten.
Lammsteak Nelson war ein Gericht, dessen Rezeptur von Admiral Viscount Horatio Nelson erfunden worden sein sollte. So hatte es jedenfalls der sagenumwobene und exzentrische Raumadmiral Guy Nelson im Vorwort zu dem Rezeptbuch seiner Schwester Mabel behauptet.
Mir war es völlig gleichgültig, ob das stimmte oder nicht. Hauptsache, es schmeckte.
Ich rieb die schnell aufgetauten zwölf Keulensteaks trocken, briet sie auf einer Seite in heißer Butter an und legte sie dann mit der gebratenen Seite in eine gefettete Auflauf-Automatikform, nachdem ich die Oberseite mit Senf bestrichen hatte.
Danach warf ich neun Zwiebeln und neunhundert Gramm rohen Schinken in den Expresszerkleinerer, vermischte das Produkt mit sechs Eigelb, sechs Esslöffeln Dosenmilch, hundertfünfzig Gramm geriebenem Käse und den benötigten Gewürzen und verteilte das Gemisch auf die einzelnen Steaks.
Darüber streute ich Semmelbrösel und legte Butterflöckchen obenauf. Dann schaltete ich die Auflaufautomatik an und programmierte eine Backzeit von fünfzehn Minuten.
Als ich damit fertig war, bemerkte ich Dalaimoc Rorvic. Der fette Albino stieg mit geschlossenem Raumanzug in den See, um sich den Schlamm abzuspülen. Er legte sich auf den Rücken und strampelte mit den Beinen.
Ich seufzte.
Meine Gedanken kehrten zu Caruh zurück, die nach unserer Eheschließung wieder an Bord des Spezial-Explorers KONG-KONG gegangen war. Einen ganzen Tag Flitterwochen hatte man uns gegönnt, danach hatte Rorvic mich wieder angefordert. Ihm war es zu »verdanken«, dass Caruhs Gesuch um Versetzung auf die MARCO POLO bisher nicht genehmigt worden war. Der Tibeter hatte behauptet, ich wäre zu überhaupt keiner Arbeit mehr fähig, wenn Caruh in meiner Nähe wäre.
Dafür würde ich ihn eines Tages strafen.
Zur Zeit befanden wir uns auf dem Planeten Stato II, einem Planeten der blauen Riesensonne Zentralstatik II. Diese Riesensonne wiederum nahm eine schwarminterne Position ein, die von Fachleuten als »Paraphysikalischer Statikknotenpunkt Beta« bezeichnet und von den Raumsoldaten scherzhaft »Pasta Beta« genannt wurde.
Stato II war etwas größer als die Erde und hatte eine durchschnittliche Schwerkraft von 1,09 Gravos. Seine Rotationsdauer betrug 28,7 Stunden; eine Achsenneigung war nicht messbar. Die Oberflächengestaltung glich weitgehend der der Erde, soweit sie noch halbwegs im Naturzustand war.
Was mir besonders gefiel, war, dass es auf Stato II keine Städte gab. Die wenigen Gebäude fügten sich harmonisch in die beinahe unberührte Natur ein. Nur die vier großen Raumhäfen bildeten große Schandflecke.
Die MARCO POLO war gemeinsam mit einundzwanzig anderen Raumschiffen auf dem größten der sieben Kontinente gelandet. Ein beschränkter Teil der Schiffsbesatzungen und Spezialeinheiten hatte Kurzurlaub bekommen. Dazu gehörten auch Dalaimoc Rorvic und ich.
Wir waren drei Stunden lang gewandert und hatten in der Nähe des Sees eine Rast eingelegt. Dabei hatte mich der Schlaf übermannt, und erst Rorvics Warnschuss hatte mich wieder geweckt.
Ich gähnte und blickte auf den Zeitmesser der Auflaufautomatik. In fünf Minuten würden die Nelson-Steaks fertig sein.
Ich aktivierte den Armbandtelekom – der auf der gleichen Frequenz arbeitete wie die Helmtelekome von Rorvic und mir – und sagte: »In fünf Minuten ist das Essen fertig, Commander Rorvic. Werden Sie pünktlich sein?«
»Dumme Frage!«, ertönte Dalaimocs Bass aus dem Empfangsteil des Armbandgeräts. »Sieh nach, ob du dem Container etwas zu trinken entlockst, aber keine Limonade!«
»Wie Sie wünschen, Sir«, erwiderte ich. »Nur empfehle ich Ihnen noch einmal, das Duzen zu unterlassen.«
»Schon gut, Sie marsianischer Staubwedel!«, gab Rorvic barsch zurück.
Etwa dreißig Meter vom Ufer entfernt erhob sich der Albino aus den Fluten und watete an Land. Er klappte den Druckhelm zurück und sah mir zu, wie ich die Lammsteaks aus der Auflaufautomatik nahm und auf Plastikteller verteilte.
Nachdem ich für jeden von uns außerdem einen Kaffeebecher Ingwerschnaps aus der Flaschenbatterie des Containers eingeschenkt hatte, hockten wir uns nieder, zogen unsere Flachbestecks aus den Seitentaschen der Raumanzüge und speisten.
»Hm!«, machte Dalaimoc Rorvic nach den ersten Bissen. »Sie mögen ansonsten ein impertinenter Trottel sein, aber Kochen können Sie besser als der Küchenmeister des ANATOL in Paris.«
»Danke!«, erwiderte ich grimmig. »Was Sie sonst auch sein mögen, Commander, essen können Sie fast so gut wie ein ertrusischer Vielfraß.«
Der fette Albino riss den fettverschmierten Mund auf und brüllte vor Lachen.
Es bekam ihm schlecht, denn das halbe Lammsteak in seinem Mund landete dort, wo sich der Schlund verengte.
Rorvic verdrehte die Augen und lief blau an. Es sah aus, als stünde er dicht vor einer Explosion, die ihn zerreißen würde. Vergebens versuchte er, eine Hand in seinen Mund zu schieben.
Bevor ich den ersten Schreck überwunden hatte, kippte der Fettkloss nach hinten und fiel auf den Rücken. In dieser Stellung war er beinahe so hilflos wie eine Schildkröte.
Ich sprang auf und landete mit beiden Beinen auf Rorvics Bauch. Dort hüpfte ich auf und ab, in der Gewissheit, dass der Commander bereits so gut wie tot war, es sei denn, ich konnte seinen Magen zu einer Revolte veranlassen und dadurch das steckengebliebene Fleisch hinauskatapultieren.
Sekunden später hatte ich Erfolg.
Nachdem Rorvics Mageninhalt samt dem verhängnisvollen Bissen ans Tageslicht gekommen war, schleifte ich den beschmutzten Commander mühsam zum Wasser.
Dalaimoc Rorvic röchelte. Seine Brust hob und senkte sich. Ich schleppte ihn so weit, dass ich bis zu den Knien im Wasser stand, dann ließ ich ihn fallen.
Rorvic verschwand. Doch schon nach kurzer Zeit tauchte er prustend wieder auf. Eine Wasserfontäne schoss aus seinem Mund, dann befahl der Commander mit pfeifender Stimme: »Helfen Sie mir hoch, Sie marsianischer Sandwühler!«
Ich half ihm hoch, wobei ich beinahe selber ins Wasser gefallen wäre. Allein die Vorstellung, mit dem Kopf unter Wasser zu geraten, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken.
»Beinahe hätten Sie mich umgebracht«, warf der Albino mir vor. »Vielleicht stecken Sie auch hinter dem heimtückischen Attentat, das vor fünf Wochen im Sudatorium der MARCO POLO auf mich verübt wurde.«
Ich ließ ihn los.
»Sie sind wohl hirnamputiert, Sir!«, schrie ich zornbebend. »Weil der Hintermann der Attentäter bisher nicht gefunden wurde, verdächtigen Sie jetzt einfach mich. Vielleicht waren Sie es selbst, der die Attentäter parapsychisch konditionierte. Schließlich muss man Ihr Verhalten nach der Tat als höchst verdächtig bezeichnen. Sie locken mich in Ihre Kabine und lassen mich für viele Stunden verschwinden, während Sie selber sich im Paratronschirm des Solsystems verstecken. So etwas ist doch nicht normal, Sir.«
Dalaimoc Rorvic blieb schnaufend stehen.
»Ihr Vorwurf ist ungerechtfertigt, Captain a Hainu«, sagte er sehr förmlich. »Eigentlich bin ich zur Geheimhaltung verpflichtet, aber Ihnen will ich verraten, dass die medizinische Untersuchung nach dem Merkur-Einsatz ergab, dass jemand mir mikroskopisch winzige Nadeln ins Gehirn geschossen hatte, die aus einer unbekannten Substanz bestanden und sich nach einigen Stunden auflösten.«
»Dann sind die Mikrogeschosse an Ihrem irrationalen Verhalten schuld?«, fragte ich atemlos.
»Höchstwahrscheinlich.«
»Aber wer könnte ein Interesse daran haben?«
»Keine Ahnung. Sobald ich Zeit dafür habe, werde ich mich dem Täter auf die Spur setzen.«
Er wurde von einem heftigen Niesen durchgeschüttelt.
»Schnell, einen Schnaps, Tatcher!«, befahl der Commander.
Ich lief los, aber weit kam ich nicht. Plötzlich wurde ich von grellem Licht geblendet. Dort, wo eben noch der Versorgungs-Container gestanden hatte, sah ich nur noch einen Feuerball – dann erfasste mich die Druckwelle und schleuderte mich gegen den fetten Albino ...
*
Die Dunkelheit war allumfassend. Sie wurde nur von intervallartig auftretenden klatschenden Geräuschen unterbrochen.
Ich schlug die Augen auf.
Über mir rotierte eine Art Vollmond so rasend, dass ich keine Einzelheiten erkennen konnte.
Aber mitten aus dieser wirbelnden Masse kam eine tiefe, langgezogene Stimme und sagte: »Wachen Sie auf, Sie marsianische Staubmumie! Bilden Sie sich bloß nicht ein, Sie könnten sich vom Dienst drücken.«
Das verscheuchte die letzten Schatten.
Ich kam vollends zu mir und erkannte den rotierenden Vollmond als Rorvics Gesicht.
»Endlich!«, sagte der Commander erleichtert. »Ich dachte schon, Sie wären gestorben, um mich zu ärgern.«
Er hob mich mühelos hoch und stellte mich auf die Füße. Als er mich losließ, brach ich zusammen. Meine Knie schienen aus Gelee zu bestehen.
Dalaimoc Rorvic hob mich wieder auf und ließ mich abermals los. Diesmal schwankte ich zwar, aber ich konnte mich auf den Beinen halten.
Dann kam die Erinnerung.
Ich blickte zu der Stelle, an der der Versorgungs-Container gestanden hatte. Weder von ihm noch von der Antigravplattform war etwas zu sehen. Im Sand befand sich ein flacher Trichter, dessen Ränder glasig zusammengeschmolzen waren.
»Der Container ist explodiert«, stellte ich fest.
»Stimmt«, antwortete Rorvic. »Jemand musste eine Bombe in ihm versteckt haben.«
»Warum?«
»Weil er mich töten wollte.«
»Die Rechnung geht nicht auf, Sir«, widersprach ich. »Der Bombenleger konnte nicht ahnen, dass der Container bei uns landen würde. Es war reiner Zufall, dass die beiden Diebe Ihnen in die Arme liefen.«
Der Tibeter schüttelte den Kopf.
»Ich glaube nicht an einen solchen Zufall, Tatcher. Der Attentäter hat die beiden Raumsoldaten bestimmt so konditioniert oder programmiert, dass sie den Versorgungs-Container stahlen und direkt zu mir brachten.«
»Sie meinen ...?«
»Genau. Das war das zweite Attentat auf mich. Für mich ist es der Beweis, dass der Täter mit der MARCO POLO nach Stato II gekommen ist und sich noch auf diesem Planeten befindet.«
»Und ich gerate jedes Mal in die Schusslinie!«, entfuhr es mir.
»Psst!«, machte Rorvic und legte mir seine behaarte fleischige Pranke auf den Mund.
Da sein Gesicht einen lauschenden Ausdruck annahm, strengte ich mein Gehör an, um ebenfalls etwas zu hören.
Vielleicht befand sich der Mörder persönlich in der Nähe!
Im nächsten Augenblick hörte ich das verdächtige Geräusch ebenfalls. Es handelte sich um das charakteristische Knistern fehlerhaft arbeitender Antigravprojektoren.
Jemand versuchte, aus der Nähe des Explosionsortes zu gelangen, obwohl er die Explosion nicht überhört haben konnte.
In diesem Fall wäre jeder Mensch gekommen, um nach der Ursache der Explosion zu sehen.
Nur der Schuldige selbst würde nicht zum Ort seiner Tat eilen, sondern sich so schnell wie möglich entfernen!
Plötzlich senkte Dalaimoc Rorvic den Kopf und stürmte los wie ein gereizter Kampfstier. Wer ihn nicht kannte, hätte dem Fettkloss niemals diese Geschwindigkeit zugetraut.
Ich versuchte, dem Commander zu folgen, war aber noch zu benommen, um zu laufen. Ich taumelte Rorvic nach.
Noch einmal ertönte das Knistern, dann brach es mit metallischem Knacken ab. Die Antigravprojektoren erhielten keine Energie mehr. Man hatte sie desaktiviert.