Nr. 591
Die Paradox-Intelligenz
Vorstoß ins Unbekannte – Mutanten erforschen den Mikrokosmos
von ERNST VLCEK
Auf Terra und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Mitte Juli des Jahres 3444 – das heißt, es sind noch zwei Wochen bis zum 1. August, dem Termin der Neuwahlen zum Amt des Großadministrators.
Während die Propagandamaschinerien der zugelassenen Parteien auf Hochtouren laufen und die betreffenden Kandidaten sich selbst in das beste und ihre Gegner in das schlechteste Licht zu rücken bemüht sind, unternimmt Perry Rhodan nichts, um seine Wiederwahl sicherzustellen.
Dem Großadministrator geht es vor allem darum, die schrecklichen Folgen der Asporc-Katastrophe, für die die Menschheit indirekt verantwortlich ist, zu beseitigen und die acht Second-Genesis-Mutanten, seine alten Mitstreiter beim Aufbau des Solaren Imperiums, zu unterstützen.
Und so lässt er mit der MARCO POLO und einem Teil ihrer Trägerschiffe den Riesenmeteoriten verfolgen, der einen noch unbekannten Zielort in der Zentrumsregion der Galaxis anfliegt.
Die Geistermutanten, deren Bewusstseine sich gegenwärtig in acht Asporco-Körpern aufhalten, sind im Inneren des Riesenmeteoriten. Sie erforschen den Mikrokosmos der PEW-Adern und stoßen auf die PARADOX-INTELLIGENZ ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Großadministrator lässt den Riesenmeteoriten verfolgen.
Gucky – Der Mausbiber hält Kontakt mit seinen Kollegen aus dem alten Korps.
Tako Kakuta, Ralf Marten, Betty Toufry, André Noir, Wuriu Sengu, Son Okura, Tama Yokida und Kitai Ishibashi – Die Mutanten stoßen in den Mikrokosmos vor.
1.
Die Aktion »Asporc-Hilfe« hatte sich schneller eingespielt, als Roi Danton zu hoffen gewagt hatte.
Die Asporcos waren drauf und dran gewesen, den größten Völkerselbstmord zu begehen, der der Menschheit bekannt war. In ihrem Erfindungswahn hatten sie es nicht nur unterlassen, die Nahrungsmittelproduktion weiterzuführen, sondern sich auch geweigert, Nahrung zu sich zu nehmen. Es schien, als hätte der Drang, zu erfinden und zu forschen, ihren Selbsterhaltungstrieb ausgelöscht.
Als Perry Rhodan bei seiner Rückkehr ins Rattley-System die Situation erfasste, hatte er sich spontan zu einer Hilfsaktion entschlossen. 874 Riesenfrachter von 2500 Metern Durchmesser hatten Lebensmittel aus den Vorratskammern des Solaren Imperiums herangebracht; 492 Lazarettschiffe waren mitgekommen, um die bis auf die Knochen abgemagerten Asporcos zu betreuen und sie künstlich – und in fast allen Fällen sogar gewaltsam – zu ernähren; die Besatzungen von 165 Experimentalraumschiffen, die ebenfalls im Zuge der »Asporco-Hilfe« ins Rattley-System gekommen waren, trugen ihren Teil dazu bei, um die Asporcos gegen ihren Willen am Leben zu erhalten. Dennoch konnte nicht verhindert werden, dass Millionen Asporcos den Hungertod starben.
Inzwischen hatte sich der Zustand der Asporcos im großen und ganzen normalisiert. Im selben Maße wie die Strahlungsintensität der PEW-Spangen zwischen ihren Schädelkämmen abgeklungen war, hatten sie auch ihren Selbsterhaltungstrieb zurückgewonnen. Der Hunger wurde stärker als der Drang zu erfinden und zu forschen, und die Asporcos folgten den Aufrufen der Terraner, sich an den Lebensmitteldepots einzufinden, freiwillig. Den Hungertod vor Augen, entwickelten sie oftmals sogar eine Gier, die sie alles Essbare zusammenraffen ließ; dem Hungerstreik folgte eine beispiellose Fressorgie.
An den Landestellen der Großraumfrachter spielten sich unglaubliche Szenen ab. Manchmal fanden sich mehrere hunderttausend Asporcos ein, die sich um die Lebensmittelrationen rauften. Trotz der umsichtigen organisatorischen Maßnahmen, die von der lunaren Riesenpositronik NATHAN berechnet worden waren, konnten Zwischenfälle dieser Art nicht verhindert werden. Asporcos, völlig ausgezehrt und halb verhungert, fraßen sich regelrecht zu Tode.
Aber glücklicherweise waren das nur Ausnahmefälle, sonst klappte die Nahrungsmittelversorgung ausgezeichnet.
Unter Roi Dantons Leitung hatten die Terraner alle wichtigen Fernseh- und Radiostationen von Asporc besetzt und wiesen den Hungernden den Weg zu den Landestellen der Riesenfrachter. Asporcos, die wieder ihren normalen Lebensrhythmus gefunden hatten, leisteten ihnen großartige Unterstützung. Beiboote flogen in entlegene Gebiete, um auch die von der Zivilisation abgeschnittenen Asporcos zu versorgen. Die Mannschaften der Lazarettschiffe standen in pausenlosem Einsatz, um jene Asporcos zu versorgen, die schon zu schwach waren, aus eigener Kraft Nahrung zu sich zu nehmen, oder deren Organismus die Nahrungsaufnahme verweigerte.
Zu all dem kam aber noch hinzu, dass durch den Start des Riesenmeteoriten das Gleichgewicht des Planeten gestört war. Überall waren Vulkane ausgebrochen, die Planetenkruste barst an unzähligen Stellen, Magmamassen quollen in wahren Sturzfluten aus dem glutflüssigen Kern hervor, Boden- und Seebeben waren die Folge, Sturzfluten überschwemmten das Land, durch die Lufterhitzung entstandene Orkane, die über das Land fegten, die hohe Luftfeuchtigkeit von nahezu hundert Prozent führte im Zusammenhang mit der plötzlichen Hitze zu katastrophalen Unwettern ...
Hier leisteten die Mannschaften der 165 Experimentalschiffe Übermenschliches. Es gelang ihnen, die durch den Start des Riesenmeteoriten entstandenen Krater größtenteils zu schließen und mittels Energiebarrieren ihrer mächtigen Maschinenanlagen die Magmaströme einzudämmen. Dadurch ließen auch die glutheißen Orkane nach, die Planetenkruste beruhigte sich, die Boden- und Seebeben ebbten ab, Flutwellen wurden immer seltener. Es konnte nicht mehr lange dauern, dann war auch diese Gefahr endgültig gebannt.
Die Aktion »Asporc-Hilfe« versprach ein voller Erfolg zu werden. Dennoch kam es immer wieder zu Schwierigkeiten, die nicht mit den Naturkatastrophen des Planeten noch mit seinen Bewohnern, den Asporcos, zusammenhingen. Die Zwischenfälle, die die größte Hilfsaktion in der Geschichte der Menschheit immer wieder störten, wurden von den Terranern selbst organisiert. Es waren Rhodans politische Gegner, die sich mit den Maßnahmen des Großadministrators nicht einverstanden erklärten und sie durch diplomatische Winkelzüge und sogar durch Sabotageakte vereiteln wollten.
Das taten sie nicht so sehr aus persönlicher Überzeugung, sondern eigentlich nur, um sich in Hinblick auf die in 18 Tagen stattfindenden Wahlen eine günstigere Ausgangsposition zu verschaffen.
Bekanntlich war die Wahl des Großadministrators des Solaren Imperiums für den 1. August 3444 angesetzt.
*
Roi Danton war mit der gesamten Positronik und seinem Stab an Bord des Schweren Kreuzers TUKANA gegangen. Er wollte mobil sein, um notfalls seinen Standort und auch den Planeten verlassen können.
Auf der TUKANA liefen die Fäden der Aktion »Asporc-Hilfe« zusammen. Roi Danton wusste nicht nur immer darüber Bescheid, welcher Riesenfrachter gerade auf Asporc landete oder von hier startete, welches Schiff sich an welchen Koordinaten der rund 80.000 Lichtjahre weiten Strecke zwischen Terra und dem Rattley-System befand, oder auf Olymp oder irgendeiner Pionierwelt gerade seine Laderäume mit neuen Lebensmitteln füllte. Er konnte auch jederzeit die Daten über das Ausmaß der Hilfeleistung in sämtlichen Gebieten anfordern und so schon Tage im voraus die Landeplätze für Frachter bestimmen, die noch nicht einmal von den Versorgungsplaneten gestartet waren.
Jeder der neun Kontinente von Asporc war in zweihundert Planquadrate unterteilt. Auf einem Bildschirm konnte Danton mit Hilfe eines Diagramms erkennen, welche Planquadrate mangelnde, befriedigende oder bereits volle Versorgung besaßen, wo welche Lebensmittel fehlten, oder wo sie in ausreichendem Maße vorhanden waren, und so die Hilfsleistungen abstimmen.
Das ging freilich nicht immer so glatt, wie es in der Theorie aussah, denn es kam ständig zu unvorhergesehenen Pannen vielfältiger Art.
Da ständig Frachter zwischen Asporc und den Versorgungsplaneten des Solaren Imperiums pendelten, war es Danton sogar möglich, eine Funkbrücke zu errichten, ohne eigens Schiffe dafür abstellen zu müssen. Diese Funkbrücke, die eine direkte Verbindung zu Terra und Olymp darstellte, stand ihm allerdings nicht jederzeit zu Verfügung, weil die Frachter, die als Relaisstationen dienten, während der Linearetappen für diese Aufgabe nicht herangezogen werden konnten. Aber immerhin ergab sich der recht erfreuliche Umstand, dass zweimal in vierundzwanzig Stunden genügend Frachter und deren begleitende Kampfschiffe in so günstiger Position zueinander standen, dass für zwanzig Minuten eine Funkverbindung zur Erde bestand.
Auf diese Art und Weise war Danton ständig über die neueste Entwicklung des Wahlkampfes auf dem laufenden. Manchmal wäre es ihm jedoch lieber gewesen, von all dem nichts zu wissen. Denn die Nachrichten, die er von Terra erhielt, waren alles andere als erfreulich. Die Chancen seines Vaters, wieder für das Amt des Großadministrators gewählt zu werden, verschlechterten sich von Mal zu Mal.
»Noch zehn Minuten, dann steht die Funkbrücke zur Erde wieder«, erinnerte Major Troht Vonter, der dem Experimentalkommando angehörte und als Dantons Stellvertreter fungierte.
Danton nickte.
»Ich bin gar nicht so neugierig auf die Hiobsbotschaften, die man diesmal wieder für uns hat.«
Er blickte auf das Diagramm vor sich. Von den 1800 Planquadraten des gesamten Versorgungsgebietes leuchteten im Augenblick 377 grün. Das hieß, dass in diesen Gebieten die Vollversorgung erreicht war. Rot, was mangelnde Versorgung bedeutete, leuchteten nur insgesamt vier Quadrate. Eines davon veränderte seine Farbe und wurde gelb, während Danton noch darauf starrte – das Versorgungsproblem war hier befriedigend gelöst worden.
Im selben Augenblick erloschen jedoch in schneller Folge rund vierzig der grünen Lichter. Eine Alarmglocke schlug an.
»Versuchen Sie sofort herauszubekommen, was die Ursache für diesen Rückfall ist, Major Vonter«, befahl Danton seinem Stellvertreter.
Wenige Minuten später erhielt er die Antwort: »Die EPHREMION, die vor einer Stunde in diesem Gebiet gelandet ist, hatte Feuer an Bord. Die ersten Untersuchungen ergaben, dass sich unter den dehydrierten Nahrungsmitteln erbsengroße Pyrophoritpatronen befanden. Pyrophorit ist ein leicht brennbares Element, das sich sofort entzündet, wenn es mit Sauerstoff in Berührung kommt. Die Saboteure müssen es in Kapseln verstaut haben, die gerade zum Zeitpunkt der Landung zur Auflösung kamen. Die gesamte Ladung der EPHREMION wurde ein Raub der Flammen.«
»Dahinter steckt bestimmt wieder dieser verdammte Marschall Terhera«, schimpfte Danton und ballte die Faust. Er beruhigte sich schnell wieder und blickte seinem Stellvertreter in die Augen. »Der Ausfall eines einzigen Frachters kann aber nicht der Grund dafür sein, dass schlagartig vierzig Planquadrate betroffen sind.«
»Das stimmt, Sir«, bestätigte Major Vonter. »Leider sind auch noch zwei weitere Schiffe ausgefallen, die für dieses Gebiet bestimmt waren.«
»Ebenfalls Sabotage?«, fragte Danton.
Major Vonter zuckte die Achseln.
»Möglich wäre es. Nach allem, was wir von Terhera und seinen Methoden wissen, ist ihm sogar zuzutrauen, dass er Piraten für seine Zwecke einspannt.«
»Was ist passiert?«
»Als die beiden Frachter in der Eastside für ein Orientierungsmanöver aus dem Linearraum kamen, wurden sie bereits von fünfzig Blues-Schiffen erwartet, die sofort das Feuer eröffneten. Eines der Begleitschiffe wurde total vernichtet, die beiden Frachter sind manövrierunfähig. Danach zogen sich die Blues-Piraten wieder zurück, noch bevor die anderen vier Begleitschiffe sie zum Kampf stellen konnten.«
»Ich könnte mir schon vorstellen, dass Terhera auch dahintersteckt«, sagte Danton grimmig. »Wir müssen sofort Maßnahmen treffen, um die betroffenen Gebiete zu sanieren. Ziehen Sie von den anderen Vollversorgungsgebieten Vorräte ab und teilen Sie sie den Notstandsgebieten zu.«
Während sich Major Vonter sofort daranmachte, die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen, erhielt Danton einen Anruf des Funkoffiziers, der ihm mitteilte, dass in 45 Sekunden eine Hyperfunkverbindung zur Erde möglich sei.
Danton begab sich augenblicklich in die Funkzentrale.
*
Als Roi Danton eintraf, lief der Hyperkom bereits. Die Verbindung mit Imperium-Alpha war hergestellt. Dantons Gesprächspartner war Reginald Bull, der in Perry Rhodans Abwesenheit die Regierungsgeschäfte leitete.
Danton berichtete in Stichworten von den Erfolgen, die sie auf Asporc verzeichneten, und vergaß auch nicht die Rückschläge zu erwähnen, die ihnen durch Sabotageakte beigebracht wurden.
»Wenn Marschall Terhera dahintersteckt, muss man sich fragen, was er damit bezweckt«, endete Roi Danton, alias Michael Rhodan.
»Das ist höhere Politik«, kam Reginald Bulls Stimme durch die Störgeräusche aus dem Lautsprecher. »Durch die Sabotageakte kann er die Hilfsaktion hinauszögern und gewinnt dabei Zeit. An jedem Tag, den Perry fort ist, bekommt Terhera, ebenso wie die Vertreter der anderen Oppositionsparteien, neue Stimmen. Und wenn Perry bis zum 1. August nicht zurück ist, dann findet die Wahl ohne ihn statt. Was dann geschieht, brauche ich dir wohl nicht näher erklären, Mike.«
»Wie ist die Lage auf Terra?«
Die Antwort kam mit einiger Verzögerung.
»Sie ist nicht gerade rosig, wie du dir denken kannst. An der Meinung der Menschheit hat sich nichts geändert. Nicht zuletzt aufgrund der Propaganda der drei großen Oppositionsparteien wird der ungeheure Kostenaufwand verdammt, den Perry wegen einer Hilfsaktion für ein fremdes, unbekanntes Volk betreibt. Unsere Argumentation, dass Terra wegen des Beistandgesetzes vom 11. Mai 3021 diesen geschädigten Intelligenzwesen Hilfe zu leisten hat, verpufft ungehört. Terhera versteht es, die Aufmerksamkeit davon abzulenken und das allgemeine Interesse auf die immensen Kosten zu lenken, die das Unternehmen verschlingt. Während Terheras Partei darauf hinweist, welche gigantischen Verteidigungsanlagen man für dieses Geld bauen könnte, gibt die Sozialgalaktische Bürgerrechts-Föderation zu bedenken, dass man mit diesen Unsummen alle Schäden reparieren könnte, die durch die Schwarmkrise entstanden sind. Und Merytot Bowarote von der Galaktischen Toleranz-Union ergeht sich in düsteren Prognosen über ein defizitäres Budget auf Jahre hinaus. So arbeiten die drei großen Galaktopolitischen Interessengruppen Hand in Hand, verwirren die Rhodanisten, schüren ihr Unbehagen und bringen sie zu Millionen auf ihre Seite.«
»Mit deiner Schwarzmalerei kannst du mich das Gruseln lehren, Bully«, meinte Danton!
»Hoffentlich bekommt auch Perry eine Gänsehaut«, entgegnete Bull. »Es wird Zeit, dass er endlich im Wahlkampf mitmischt. Der erste August ist schon beängstigend nahegerückt. Wenn Perry nicht will, dass die Menschheit ab diesem Datum von einem Großadministrator mit den Ambitionen eines Diktators regiert wird, dann müsste er sich schleunigst in der Solar Hall blicken lassen.«
»Ich fürchte, das wird er nicht tun«, sagte Danton. »Er ist von dem Gedanken besessen, die Hilfsaktionen für die Asporcos selbst zu leiten. Und ehe diese nicht abgeschlossen sind, wird er wohl kaum ins Solsystem zurückkehren.«
Eine Weile kamen nur die Störgeräusche aus dem Lautsprecher, dann sagte Bull: »Perry hat alles getan, um nicht nur seine Anhänger, sondern auch seine engsten Freunde, Galbraith, Tiff und mich eingeschlossen, zu verunsichern. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was er eigentlich vorhat. Will er denn zur Wiederwahl antreten, oder gedenkt er überhaupt nicht mehr zu kandidieren?«
»Das weiß er im Augenblick wahrscheinlich selbst noch nicht«, vermutete Danton. »Ich glaube, er hat sich noch nicht festgelegt und möchte seinen endgültigen Entschluss von verschiedenen Komponenten abhängig machen.«
»Dann wird es aber Zeit, dass er sich bald entschließt«, ertönte Bulls aufgebrachte Stimme. »Die anderen schlafen nämlich nicht. Sage ihm ... oder lieber nicht. Ich werde ihm selbst die Leviten lesen. Verbinde mich mit ihm, Mike, wenn es keine zu großen Umstände bereitet.«
»Bereitet es aber«, erwiderte Danton. »Er hält sich nicht mehr im Rattley-System auf, sondern ist mit der MARCO POLO und allen Mutanten dem Meteoriten nachgeflogen, um ihm sein Geheimnis zu entreißen.«
»Na, dann gute Nacht!« Bull stieß die Luft so heftig aus, dass es Danton hören konnte.
»Der Meteorit scheint tatsächlich eine Reihe wichtiger Geheimnisse zu bergen«, versuchte Danton zu erklären. »Es haben sich dort Dinge ereignet, die ...«
»Unsere Zeit ist gleich um, Mike«, unterbrach Bull. »Ich wünsche Perry nur, dass er auf dem Meteoriten einen Flaschengeist findet, der ihm den Wunsch erfüllt, weiterhin Großadministrator bleiben zu dürfen. Denn gewählt wird er wohl kaum mehr!«
Die Verbindung brach abrupt ab, weil die Relaisschiffe nicht mehr in Hyperkonjunktion zur Erde und zu Asporc standen.
Danton saß reglos vor dem Hyperkom und brütete vor sich hin. Waren die Geschehnisse auf dem Meteoriten wirklich so wichtig, dass sein Vater deshalb das Schicksal der Menschheit hintanstellte? Das sicher nicht. Aber Danton wusste, dass sein Vater gar nicht der Ansicht war, die Menschheit zu vernachlässigen, und dass es ihm vor allem um etwas anderes ging.
Perry Rhodan ging es um die acht Altmutanten, die während der Second-Genesis-Krise scheinbar umgekommen und plötzlich auf phantastische Weise zu neuem Leben erwacht waren – sie wollte er vor allem retten.
2.
»Ich glaube, hier lässt es sich trotz aller Gefahren recht gemütlich leben, Ralf.«
Das Wesen, das dies sprach, war annähernd humanoid, besaß jedoch einen birnenförmigen Kopf mit zwei zweigeteilten Facettenaugen, einen stark vorgewölbten Mund mit zwei Reihen scharfer Zähne und zwei Hahnenkämme auf dem haarlosen Schädel, die durch eine grünschillernde Metallspange verbunden waren.
Es war ungefähr 1,70 Meter groß und hatte einen stark vorgewölbten, grüngeschuppten Oberkörper. Die verhältnismäßig kurzen Beine waren unförmig, dick und muskulös, die ebenfalls kurzen Arme besaßen stark hervortretende Kugelgelenke; die Hände waren mit sechs Fingern ausgestattet, die Füße waren sechszehig.
Auf dem geraden Rücken des Wesens konnte man Hautlappen erkennen, die nichts anderes als verkümmerte Flughäute waren; sie reichten von der Innenseite der Arme über die Schultern, die Hüften und über die Beine bis zu den Füßen hinab.
»Ja, hier lässt es sich leben«, sagte das zweite Wesen, das der gleichen Art angehörte, jedoch etwas größer und kräftiger gebaut war. »Vor allem können wir uns an keinem anderen Ort des Universums als hier am Leben erhalten, Betty. Wir sind Gefangene des PEW-Meteoriten. Wenn wir nicht erneut – und diesmal vielleicht für alle Ewigkeit – in den Hyperraum abgestoßen werden wollen, müssen wir im unmittelbaren Bereich des Parabio-Emotionalen-Wandelstoffes bleiben. Und vor allem in den Körpern der Asporcos!«
»Das ist nur eine Zwischenlösung«, behauptete das mit Betty angesprochene Wesen. »Für uns wird sich bestimmt ein Weg finden. Perry Rhodan und unsere anderen Freunde von früher werden uns nicht im Stich lassen.«
»Wenn ich nur deine Zuversicht teilen könnte«, sagte das Wesen, das Ralf hieß.