Nr. 594

 

Der Kampf der Paramags

 

Die Magnetläufer greifen an – Antimaterie ist ihre Waffe

 

von H. G. FRANCIS

 

 

Auf Terra und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Mitte Juli des Jahres 3444 – das heißt, es sind nur noch zwei Wochen bis zum 1. August, dem Termin der Neuwahlen zum Amt des Großadministrators.

Während die Propagandamaschinerien der zugelassenen Parteien auf Hochtouren laufen, unternimmt Perry Rhodan nichts, um seine Wiederwahl sicherzustellen. Dem Großadministrator geht es vor allem darum, die schrecklichen Folgen der Asporc-Katastrophe, für die die Menschheit indirekt verantwortlich ist, zu beseitigen und die acht Second-Genesis-Mutanten, seine alten Mitstreiter beim Aufbau des Solaren Imperiums, zu unterstützen.

Im Zuge dieser Maßnahmen hat die MARCO POLO mit ihren Trägerschiffen den Riesenmeteoriten verfolgt, der jahrtausendelang auf der Welt der Asporcos ruhte und mitsamt seiner Besatzung überraschend zu neuem Leben erwachte.

Dieser geheimnisvolle Himmelskörper mit Raumschiffsantrieb hat inzwischen den Ort erreicht, von dem aus er auf seine abenteuerliche Reise gegangen war.

Damit hat für die Paramags das lange Warten ein Ende. Doch für die Terraner fangen die Schwierigkeiten erst an. Perry Rhodans Leute werden verwickelt in den KAMPF DER PARAMAGS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Großadministrator dringt in das System der Paramags ein.

Atlan – Der Arkonide sucht Verständigung mit der Paradox-Intelligenz.

Gucky – Der Mausbiber gibt Alarm.

Icho Tolot – Der Haluter knackt Nüsse.

Betty Toufry und Tako Kakuta – Zwei Menschen in fremden Körpern.

Powlor Ortokur und Neryman Tulocky – Überlebensspezialisten von Oxtorne.

1.

 

8.00 Uhr – 17. Juli 3444

In den Steuerleitzentralen von zehn Space-Jets der MARCO POLO leuchteten die Grünlichter auf. Hell strahlten die Sterne durch die offenen Hangartore herein. Auf den Bildschirmen der Raumschiffe entstanden milchige Schleier.

Der Hangaroffizier gab den Start frei. In schneller Folge schwebten die Maschinen durch die Schleusen hinaus. Die Abstrahldüsen flammten auf, als sie plötzlich beschleunigten.

Ihre Aufgabe war es, eine Funkbrücke bis zur nächsten Innensektorstation der USO aufzubauen.

8.15 Uhr.

Eine Sechzig-Meter-Korvette folgte den Space-Jets und verließ das Absolut-Zentrum der Galaxis mit ebenfalls überlichtschneller Fahrt. Vor wenigen Minuten erst hatte der Kommandant das Ziel erfahren: USO-Bolban-Termi. Diese Tarnbezeichnung trug der nächstgelegene Außenposten der USO. Er war nur 5439 Lichtjahre vom Trümmersystem Paramag-Alpha entfernt. Rhodan hoffte, dass er die Kommunikationslücke zur Erde innerhalb weniger Stunden schließen konnte.

Entscheidend war, dass die Kommandanten der Schiffe mit den außerordentlichen astrophysikalischen Bedingungen im Zentrum der Galaxis fertig wurden, ohne dass allzu große Verzögerungen in Kauf genommen werden mussten.

Hier im Mittelpunkt der Milchstraße tickte eine Zeitbombe. In jeder Sekunde konnte der Funke ins heimatliche Solsystem überschlagen, denn hier wie dort gab es das PEW-Metall, den Parabio-Emotionalen-Wandelstoff.

Und die Paramags beanspruchten sämtliches PEW-Metall der Galaxis für sich.

Das Bordchronometer stand auf 9.00 Uhr, als Perry Rhodan zusammen mit Atlan die Hauptleitzentrale der MARCO POLO betrat. Am Konferenztisch diskutierten die wichtigsten Wissenschaftler des Ultraschlachtschiffes mit einigen der Mutanten und den Führungsoffizieren. Das Gespräch verstummte, als Rhodan sich auf seinen Platz setzte. Die Aufmerksamkeit wandte sich dem Großadministrator zu. Der Arkonide blickte zum Hauptbildschirm hinauf, auf dem das Trümmersystem der Paramags dargestellt wurde. Es bestand aus über 10.000 Himmelskörpern verschiedenster Größe und war doch nicht vollständig. Die Astronomen und Astrophysiker der MARCO POLO hatten ermittelt, dass insgesamt neun Trümmerstücke von beachtlichen Ausmaßen fehlten. Eines von ihnen war zurückgekehrt – der Riesenmeteorit von Asporc. Mit ihm war die MARCO POLO gekommen.

»Lassen Sie mich ganz kurz zusammenfassen, zu welchem Ergebnis wir bei unseren bisherigen Besprechungen gekommen sind«, begann Perry Rhodan.

Ein peitschender Knall unterbrach ihn. Alaska Saedelaere griff sich erschreckt an seine Plastikmaske, hinter der das Cappinfragment geheimnisvoll leuchtete. Als er die Hand senkte, hielt er einige glutrote Splitter in den Händen. Irritiert blickte er Icho Tolot, den Haluter, an.

»Entschuldigt«, sagte der Koloss. Leider vergaß er in der ersten Überraschung, seine Stimme zu dämpfen. Die beiden Wissenschaftler neben ihm kippten fast aus ihren Sesseln. Mit schmerzhaft verzerrtem Gesicht hielten sie sich die Hände an die Ohren.

»Könnten wir zur Sache kommen?«, fragte Rhodan.

»Tut mir leid«, flüsterte der Haluter. Sicherlich war er der Meinung, nunmehr leise genug gesprochen zu haben. Die beiden Terraner an seiner Seite waren anderer Ansicht. Einer von ihnen erhob sich und setzte sich an einen weit entfernten Platz. Der andere hielt betroffen die Trümmer seiner Kaffeetasse, die unter der Einwirkung der Donnerstimme zerplatzt war.

»Wir sind jetzt ruhig«, piepste Gucky. »Ich hatte Icho nur gebeten, ein paar Asporc-Nüsse für mich zu knacken.«

Der Haluter zeigte seine Zahnreihen und spuckte die Splitter vorsichtig aus, die noch übrig geblieben waren. Sie pfiffen Professor Dr. Geoffry Waringer um die Ohren. Der Wissenschaftler schien für derartige Scherze jedoch kein Verständnis zu haben. Er setzte zu einer ärgerlichen Antwort an, als der Mausbiber sich auf den Schoß des Haluters teleportierte und ihm vorsichtig zwischen die Zähne griff.

»Es war ja schon die letzte Nuss«, erklärte er und zeigte eine faustgroße Frucht von violetter Farbe herum. »Und einen so großen Nussknacker haben wir sonst leider nicht an Bord.«

Die Mienen der anderen zeigten ihm, dass er versuchte, seinen Appetit zu falscher Zeit am falschen Ort zu stillen.

»Na, schön«, maulte er. »Dann verschwinde ich eben.«

Telekinetisch beförderte er ein großes Stück von der stahlharten Nussschale auf das Manuskript, das vor Alaska Saedelaere lag, und zog sich aus der Hauptleitzentrale zurück, indem er entmaterialisierte.

Rhodan räusperte sich. In seinen Mundwinkeln zuckte es verdächtig.

»Können wir jetzt zur Sache kommen?«, fragte er und sah zu, wie der Mann mit der Maske die Nussschale in einen Aschevernichter beförderte. Alaska lächelte. Nur Gucky konnte wohl auf den Gedanken kommen, den riesigen Haluter als Nussknacker zu benutzen. Die Worte des Großadministrators zwangen ihn, sich wieder der außerordentlichen Situation zuzuwenden, in der sie sich befanden.

»Ich erinnere daran«, sagte Rhodan, »dass die galaktischen Positionsdaten des Solsystems im Speicherzentrum des Meteoriten enthalten sind. Wenn es den gesunden Paramags gelingt, ihren PEW-Bezugstransdeformator mit Hilfe dieser Daten auf den ehemaligen Planeten Zeut zu justieren, dann kann eine praktisch unbegrenzte Zahl von Paramags ohne jeden Zeitverlust dort materialisieren.«

»Ich glaube, dass ich darauf verzichten kann, hier zu erläutern, was es bedeutet, wenn plötzlich Milliarden Paramags ins Solsystem einfallen.«

»Ich glaube, das können wir uns alle vorstellen«, entgegnete Atlan. »Sie werden einen Schock erleiden, wenn sie feststellen, dass der Planet Zeut nicht mehr besteht.«

»Richtig«, stimmte Rhodan zu. »Sie hoffen, einen unversehrten Planeten mit optimalen Lebensbedingungen zu finden und werden feststellen müssen, dass es zwischen Mars und Jupiter nur Trümmerstücke gibt, die allerdings hochgradig mit PEW-Metall angereichert sind.«

»Meiner Meinung nach befindet sich das gesamte Sonnensystem in akuter Gefahr. Noch ist es den Paramags offensichtlich nicht gelungen, die Daten zu bekommen«, sagte der Arkonide, »aber es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis sie die Speicherbänke anzapfen.«

»Wir sind hier zusammengekommen, um Mittel und Wege zu finden, mit denen wir gerade das verhindern können«, erinnerte Rhodan an das Thema der Konferenz.

Atlan lächelte unmerklich und nickte.

»Ich gehe dennoch davon aus, dass wir zu spät handeln«, erwiderte er. »Was spricht gegen eine doppelte oder dreifache Sicherung für die Erde? Die Situation ist außerordentlich kritisch. Nur eine einzige Verteidigungsmaßnahme zu treffen, wäre doch wohl etwas unvorsichtig. Angesichts der Gefahr für das Solsystem plädiere ich für einen ganzen Fächer von vorbeugenden Abwehraktionen. Nur so können wir vermeiden, dass die Paramags Terra überraschen.«

»Das ist grundsätzlich richtig«, antwortete Rhodan. »Was schlägst du vor?«

Lordadmiral Atlan trank einen Schluck Kaffee. Er bemühte sich, gleichgültig auszusehen, so als ob er sich über konkrete Schritte noch keine Gedanken gemacht hätte.

»Mindestens zwei bis drei Kreuzer sollten zur Erde fliegen und dort Vollalarm ausrufen«, entgegnete er, als er die Tasse abgesetzt hatte.

Rhodan blickte den Arkoniden an. Er sah fast verärgert aus, denn er durchschaute die Gedankengänge Atlans sofort. Der frühere Arkoniden-Imperator dachte bereits erheblich weiter als alle anderen hier am Konferenztisch. Er wollte gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen und bezog nicht nur die Paramag-Bedrohung, sondern auch politische Überlegungen in seine Planung mit ein. Wenn der Großadministrator einige Kreuzer ins Solsystem schickte und den totalen Notstand ausrufen ließ, dann würde die für den 1. August angesetzte Neuwahl des Großadministrators ganz zwangsläufig verschoben werden müssen.

Die beiden Männer blickten sich an.

»Erstens habe ich mich noch lange nicht dazu entschlossen, mich erneut für eine Wiederwahl zu stellen«, erwiderte Rhodan in eisigem Tonfall. »Und zweitens liegen mir derartige politische Maßnahmen fern. Das solltest du allmählich begriffen haben.«

»Ich darf vielleicht daran erinnern, dass wir heute den 17. Juli schreiben«, sagte Atlan nicht minder kühl. »Damit bleiben knapp zwei Wochen für den Wahlkampf. Diese Zeit dürfte etwas kurz sein.«

»Du scheinst mich missverstanden zu haben«, entgegnete der Großadministrator des Solaren Imperiums. »Für mich gibt es im Augenblick kein Problem Wiederwahl. In vierzehn Tagen werde ich als Großadministrator abtreten. Für mich gibt es nur eine Alternative – entweder hier gegen die Paramaggefahr zu kämpfen oder auf der Erde politische Interessen wahrzunehmen. Selbst dir sollte allmählich klar geworden sein, dass die Entscheidung zugunsten der Paramaggefahr längst gefallen ist.«

Der Arkonide lächelte hintergründig.

»Ich staune immer wieder über den barbarischen Terraner, der einfach unfähig zu sein scheint, die feinen Regeln der politischen Raffinesse jemals zu begreifen. Wann endlich wirst du erwachsen werden und erkennen, dass ein Großadministrator sich derartige Naivitäten nicht leisten kann?« Die Lautstärke seiner Stimme steigerte sich. »Politische Macht und Verantwortung verschenkt man nicht einfach wie ein Butterbrot und ein Ei.«

»Sieh da – ein Ereiferer«, spottete Rhodan. »Fehlt noch etwas? Du hast noch gar nichts von Unfähigkeit gesagt.«

»Das wäre auch übertrieben«, gab der Unsterbliche hitzig zurück. »Das ist es ja gerade. Einem Unfähigen könnte man derartige Vertrauensseligkeit in die Treue seiner Wählerschaft verzeihen, nicht aber einem Mann, der über anderthalb Jahrtausende hinweg gezeigt hat, dass er und kein anderer an die Spitze des Imperiums gehört.«

Perry Rhodan stützte beide Ellenbogen auf den Tisch, blickte den Lordadmiral an und grinste breit.

»Noch etwas, Atlan?«

In der Runde am Tisch herrschte betretenes Schweigen. Niemand wagte, sich in die Diskussion einzumischen, obwohl alle gefühlsmäßig stark engagiert waren.

»Manchmal frage ich mich, ob es überhaupt Sinn hat, mit dir über diese Dinge zu sprechen«, sagte der Arkonide zornig.

Die beiden Freunde blickten sich an. Atlan beherrschte sich nur noch mühsam. Die gelassene Haltung Rhodans forderte ihn heraus.

»Können wir jetzt endlich zum Tagungsthema zurückkommen?«, fragte der Großadministrator.

»Wir sind beim Thema«, erwiderte der Lordadmiral heftig. »Du kannst die Paramagfrage nicht separat behandeln. Was immer du auch tust, deine Entscheidungen werden auch von politischer Bedeutung sein.«

»Mag sein«, stimmte Rhodan zu, »aber das interessiert mich jetzt nicht. Wir sind hier, weil wir Mittel und Wege finden müssen, die Paramags daran zu hindern, in das Solsystem einzubrechen. Nur diese eine Frage steht zur Diskussion.«

Atlan machte Anstalten, sich zu erheben, als Gucky mitten auf dem Tisch materialisierte. Sein linker Fuß prallte dabei gegen eine Kaffeekanne und schleuderte sie zur Seite. Sie zerbrach, und ihr dampfender Inhalt ergoss sich über den stattlichen Bauch Dalaimoc Rorvics. Der Ultrafrequenz-Ingenieur sprang auf und stieß dabei unartikulierte Schreie aus. Unerwartet reaktionsschnell griff er mit beiden Händen nach dem Mausbiber und versuchte, ihn zu packen. Das gelang ihm jedoch nicht, da der Ilt erschrocken zurückfuhr. Er kippte dabei ein Glas mit einem roten Fruchtsaftgetränk um und beförderte den Inhalt auf die Uniform, die Ras Tschubai sich vor kaum einer halben Stunde von der Kleiderkammer hatte geben lassen.

»Betty ruft«, sagte Fellmer Lloyd, der Telepath, zu Rhodan, während Gucky verstört hinter den Sessel Atlans teleportierte. Er hatte dabei übersehen, dass eine Assistentin aus dem positronischen Rechenzentrum mit einem Stapel von Untersuchungsergebnissen auf den Arkoniden zuging. Er rematerialisierte unmittelbar vor ihren Füßen. Sie stolperte, fiel über ihn hinweg und landete in einer Wolke hochfliegender Blätter in den Armen des Lordadmirals.

»Diese verdammten Weiber!«, quietschte Gucky ärgerlich. »Sie sorgen nur für Unordnung!«

Irritiert blickte er auf Dalaimoc Rorvic, der von seinem eigenen Schwung quer über den Konferenztisch geworfen worden war und seine dicken Finger nunmehr aus einem Schälchen mit Kaffeesahne befreite. Gucky schüttelte den Kopf und schleuderte einen Dienstroboter zur Seite, weil er ihm im Wege war. Er teleportierte zum Hauptschaltpult und rematerialisierte auf der Kontrolltafel neben den drei von der Decke herabhängenden SERT-Hauben. Eine Notizmappe, die einer der Piloten hier hingelegt hatte, flog telekinetisch bewegt in den Pilotensessel.

Die mit roten Warnmarken versehene Schutzkappe über dem Knopf für Vollalarm zersplitterte unter der Einwirkung psychokinetischer Kräfte. Alles war so schnell gegangen, dass Perry Rhodan sich erst jetzt aus seinem Sessel lösen konnte. Er näherte sich dem Ilt mit Riesenschritten, blieb dann jedoch betroffen stehen, als der Mausbiber den Knopf mit der geballten Faust herunterschlug.

Im gleichen Moment begannen die Alarmsirenen und Lärmpfeifen in der MARCO POLO zu heulen.

»Betty Toufry hat sich gemeldet«, erklärte der Ilt. »Sie war ziemlich aufgeregt.«

»Was ist passiert?«, fragte Rhodan.

»Oh – ich glaube, ich habe ziemlich viel Unordnung gemacht«, sagte Gucky und blickte mit großen Augen auf die Assistentin, die sich aus den Armen des Arkoniden befreite. Ihre Wangen brannten.

»Gucky!«

Der Ilt schluckte. Er sah ein, dass er den Großadministrator informieren musste.

»Die Mutanten auf dem Meteoriten haben festgestellt, dass die durch die Paramags gebildete totale Blockade teilweise aufgehoben ist«, berichtete er.

Atlan hatte das verlegene Mädchen inzwischen zur Seite geschoben. Er kam ebenfalls zu Gucky. Die letzten Worte hatte er gehört.

»Das bedeutet, dass es jetzt wieder mehrere PEW-Verbindungen vom Meteoriten zu den anderen Himmelskörpern des Trümmersystems gibt«, stellte er fest. »Damit ist es den gesunden Paramags wieder möglich, in den Meteoriten vorzudringen. Mit Hilfe der Paratransaugen kommen sie herein.«

»Richtig«, stimmte Rhodan nüchtern zu. »Andererseits erwacht aber auch die Paradox-Intelligenz des hochaktivierten PEW-Metalls zu erneuter Abwehrkraft. Die Lage hat sich verschärft.«

Der Ilt gestikulierte heftig.

»Betty teilt noch mit, dass der Paradox-I-Komplex in seiner seltsamen Individualstrahlung wieder deutlich zu spüren ist. Plötzlich rennen auch die von ihm konstruierten Blech- und Plastikheinis wieder überall umher. Ich meinte natürlich – äh – Roboter, Perry.«

»Schon gut, Kleiner. Es wäre mir lieb, wenn du mich ein wenig präziser informiertest.«

»Ich gebe mir alle Mühe«, beteuerte Gucky und zeigte seinen Nagezahn. Er genoss es sichtlich, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, und freute sich, dass er den Großadministrator unterrichten konnte – und nicht etwa Fellmer Lloyd, der die telepathischen Nachrichten ebenso empfing wie er.

»Die auf dem Meteoriten heimischen Paramags, also die Zeitgeschädigten, befinden sich in heller Panik. Sie schleusen sich mit Hilfe ihrer Paratransdeformation in die PEW-Adern ein und flitzen darin herum, als wollten sie Achterbahn spielen.«

»Gucky!«

»Schon gut. Ich bin ja schon bei der Sache, Perry. Ich erlaubte mir nur einen etwas bildhaften Ausdruck, weil ich das Gefühl hatte, der gute Atlan könne uns nicht folgen.«

Rhodan wandte sich halb um und machte Anstalten, zu Fellmer Lloyd zu gehen. Der Ilt griff rasch nach seinem Ärmel und hielt ihn fest.

Währenddessen hatte Toronar Kasom das Kommando übernommen. Er schaltete die Alarmsirenen ab und überwachte die verschiedenen Stationen des Ultraschlachtschiffes. Die Offiziere und Mannschaften nahmen innerhalb weniger Minuten ihre Kampfpositionen ein. Die Klarmeldungen liefen in schneller Folge ein.

»Betty meint, dass die Paramags völlig verwirrt sind. Sie versuchen, mit einer mentalen Paraweichenstellung, die Maschinen des Meteoriten zu beeinflussen.«

»Das ist infolge der mechanischen Sperre, die von dem Paradox-Komplex aufgebaut wird, nicht möglich«, erklärte Fellmer Lloyd, der zu Rhodan getreten war.

Diese letzten Erläuterungen interessierten den Großadministrator jedoch nur noch am Rande. Für ihn war einzig und allein die Tatsache wichtig, dass es den gesunden Paramags des Trümmersystems nunmehr möglich war, in den Meteoriten vorzudringen. Dabei konnten sie mit ihren außerordentlichen Fähigkeiten ihrer Paratransdeformation Schleichwege benutzen, die ein menschliches Gehirn überhaupt nicht erfassen konnte.

»Jetzt sind die Paramags nicht mehr aufzuhalten«, sagte Atlan mit Nachdruck.

Rhodan nickte.

»Sie können die Schaltzentrale des Meteoriten erreichen und dort an die Positionsdaten des Solaren Systems und des Planeten Zeut kommen. Es dürfte wohl nicht der geringste Zweifel daran bestehen, dass die Paramags mühelos mit den Speicheranlagen fertig werden.« Er blickte Gucky an. »Dein eigenmächtig ausgelöster Vollalarm ist also durchaus berechtigt, Kleiner.«

Rhodan setzte sich in seinen Spezialsessel. Seine Befehle überstürzten sich. Die zahllosen Beiboote der MARCO POLO meldeten Einsatzbereitschaft. Flammende Lichter auf den Kontrolltafeln in der Hauptleitzentrale gaben Aufschluss darüber, welche Schiffe startbereit waren. Aus den Roboterdepots marschierten Kolonnen von Kampfautomaten zu den Hangars. Rhodan aktivierte insgesamt zweitausend Kampfroboter mit speziellen Programmierungen. Alle Mutanten hatten die Hauptleitzentrale verlassen. Nur noch Gucky hielt sich hier auf. Er konnte jederzeit mit einer Teleportation auf einen der Kreuzer folgen.