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Nr. 597

 

Das letzte Asyl

 

Hilfsexpedition zum Zentrum der Galaxis – ein Asteroid wird geraubt

 

von ERNST VLCEK

 

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Auf Terra und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Ende Juli des Jahres 3444 – das heißt, es ist nur noch eine ganz kurze Frist bis zum Termin der Neuwahlen zum Amt des Großadministrators.

Doch Perry Rhodan hat noch immer keine Zeit, sich um seine Wiederwahl zu kümmern. Dem Großadministrator geht es vor allem darum, die schrecklichen Folgen der Asporc-Katastrophe, für die die Menschheit indirekt verantwortlich ist, zu beseitigen und die acht Second-Genesis-Mutanten, seine alten Mitstreiter beim Aufbau des Solaren Imperiums, am Leben zu erhalten und zudem eine Invasion des Solsystems zu verhindern.

Deswegen hält Perry Rhodan sich mit der MARCO POLO, seinem Flaggschiff, in der Nähe des galaktischen Zentrums auf und kämpft gegen die Gefahr, die von den Paramags ausgeht.

Dann, als WABE I, die Absprungbasis der Invasoren, der endgültigen Vernichtung entgegengeht und Unterstützung eintrifft, kann Perry Rhodan an die Rückkehr denken. Er setzt sich ab unter Mitnahme eines Himmelskörpers.

Dieser Himmelskörper ist DAS LETZTE ASYL ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Großadministrator erhält Hilfe.

Reginald Bull – Der Staatsmarschall entdeckt ein Verbrechen.

Bount Terhera – Perry Rhodans Gegenspieler gibt nicht auf.

Roi Danton – Perry Rhodans Sohn startet eine Expedition ins Zentrum der Galaxis.

Cono Matunari und Nosla Spitzer – Kommandanten zweier Hilfsschiffe.

Gucky – Der Mausbiber weist den Weg ins »letzte Asyl«.

1.

 

Oberst Cono Matunari lag in kompletter Uniform in der Schlafkoje. Er sah im Geiste lauter gutgenährte Asporcos vor sich und seinen Flottentender DINO-386, der Kurs auf das Solare Imperium nahm.

Er war nicht mehr wach, schlief aber auch noch nicht fest.

Da heulte die Alarmsirene auf.

Oberst Matunari sprang beim ersten Heulton von seinem Lager hoch. Als er auf den Beinen stand, schüttelte er den Kopf, wie um seine Sinne zu klären. Die Alarmsirene drang nun noch deutlicher in seinen Geist. Vom Bildschirm des Wandinterkoms stach ihm in greller Leuchtschrift das Wort COMMANDER in die Augen, und aus dem Lautsprecher drang eine Robotstimme, die das gleiche Wort ständig wiederholte, schrill und eindringlich: »Commander! Commander! Commander ...!«

Der stämmige, kahlköpfige und nur 1,75 Meter große Oberst des Experimentalkommandos machte sich fluchend auf den Weg in die Kommandozentrale.

Dort empfing ihn bereits sein Erster Offizier, Hauptmann Cleef Nandor, mit den Worten: »Dicke Luft, Sir. Eines von den Photonenraumschiffen der Asporcos, die wir auf eine Kreisbahn um den Planeten gebracht haben, ist aus dem Pulk ausgebrochen. Völlig unmotiviert und auf einem ganz verrückten Kurs. Die Mannschaft scheint die Kontrolle über das Schiff verloren zu haben.«

Oberst Matunari war schon wieder ruhig und gelassen, wie immer in Situationen, die seinen vollen Einsatz verlangten.

»Und ich dachte schon, der Alarm sei nur ausgelöst worden, weil ein Asporco sein Proviantpaket verloren hat«, sagte er trocken.

Hauptmann Nandor lächelte schwach. »Zugegeben, in den letzten Tagen ist unser DINO-386 nicht mehr richtig zum Einsatz gekommen. Aber Roi Danton wird schon gewusst haben, warum er uns nicht nach Hause geschickt hat, nachdem die Vollversorgung der Asporcos erreicht war.«

Oberst Matunari knurrte etwas Unverständliches, während er sich zum Panoramabildschirm begab.

Der Flottentender DINO-386 war eine der 165 Einheiten des Experimentalkommandos, die im Zuge der »Asporc-Hilfe« ins Rattley-System entsandt worden waren.

Als Bergungsraumschiff der DINO-Klasse setzte sich der Flottentender aus zwei ungleichen und doch zusammengehörigen Teilen zusammen.

Er bestand aus einer kreisrunden, zwei Kilometer durchmessenden und vierhundert Meter dicken Plattform. Darauf befanden sich nicht nur die Landefelder für reparaturbedürftige Raumschiffe oder Wracks, die abgeschleppt werden mussten, sondern auch die Kontrollkuppeln, die Verladeschächte mit Antigravlifts und die verschiedenartigen anderen Einrichtungen, die für Werftarbeiten nötig waren. Darüber hinaus waren im Innern der vierhundert Meter dicken Landescheibe gigantische Depots mit Ersatzteilen untergebracht; es gab alle nur erdenklichen Hilfswerkzeuge, Computer für technische Diagnosen und jede Art von Reparaturrobotern.

An die eine Seite der 2000 Meter durchmessenden Plattform war die Kugelzelle eines Schlachtschiffes der STARDUST-Klasse angeflanscht. Zum Unterschied der freifliegenden Raumschiffe dieser Typenserie durchmaß die Schiffszelle des Flottentenders jedoch nicht achthundert, sondern nur siebenhundertundfünfzig Meter. Das war konstruktionsbedingt.

In dieser Kommandokugel befanden sich sämtliche Wohnräume für die zweihundert Mitglieder der Mannschaft, und neben den Navigations- und Ortungseinrichtungen und Feuerleitständen existierten auch eigene Triebwerke. Die Schiffszelle konnte sich im Gefahrenfalle, oder wenn es ein Bergungsmanöver erforderte, von der Plattform trennen und selbständig weiterfliegen.

Die insgesamt drei Waring-Kompaktkonverter besaßen jeder für sich eine Reichweite von neunhunderttausend Lichtjahren, so dass ein Flottentender der DINO-Klasse einen ausreichend großen Aktionsradius besaß. Das war eine wertvolle Verbesserung gegenüber den früheren Typen und mindestens ebenso wichtig wie die verstärkte Bewaffnung, die nun der eines Schlachtschiffes der STARDUST-Klasse voll entsprach.

Als DINO-386 ins Rattley-System kam, hatte es für Kommandant Matunari und seine Crew noch genügend zu tun gegeben. Doch als sich die »Asporco-Hilfe« immer besser einspielte und schließlich die Vollversorgung erreicht worden war, gab es kaum mehr Aufgaben für den Flottentender zu lösen, und Roi Danton setzte ihn immer häufiger zweckentfremdet ein.

Oberst Matunari war deshalb gleichermaßen erstaunt und erfreut, als er von seinem Ersten Offizier erfuhr, dass sie nicht für irgendeinen obskuren Einsatz herangezogen wurden, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach eine Bergung vorzunehmen hatten.

Auf dem Panoramabildschirm war eines der typischen Asporco-Raumschiffe zu sehen, das, um seine Achse rotierend und sich überschlagend langsam auf den nahen Planeten zustrebte.

Da die Asporcos ihre Raumschiffe im freien Raum zusammenbauten, brauchten sie nicht auf eine aerodynamische Formgebung zu achten. Deshalb – und nicht zuletzt auch aus Gründen der Materialersparnis – bevorzugten sie die Skelettbauweise mit eingehängten Steuer- und Versorgungselementen verschiedenster Art und Form.

Das Raumschiff auf dem Panoramabildschirm maß in seiner gesamten Länge an die dreihundert Meter. Das Vorderteil bestand aus drei verschiedengroßen Kugelelementen mit einem Durchmesser von dreißig, fünfzig, beziehungsweise siebzig Metern, die durch zwanzig Meter lange und zehn Meter dicke Röhren miteinander verbunden waren. Dahinter kam das 110 Meter lange Skelett, in dem die Treibstofftanks und die Steuer-, Brems- und Antriebsdüsen eingebaut waren.

Das Skelettraumschiff hatte bereits eine so hohe Geschwindigkeit erreicht, dass seine Fahrt mit freiem Auge beobachtet werden konnte. In unregelmäßigen Abständen wurde das Schiff von Erschütterungen heimgesucht. Dann verlangsamte sich die Rotation entweder oder sie wurde beschleunigt, oder aber es kam zu ruckartigen Kursänderungen und zu einer Erhöhung der Geschwindigkeit – je nachdem, welche Steuerdüsen gezündet wurden.

Es sah so aus, als wüssten die Asporcos auf dem Raumschiff nicht mehr, wie und wann welche Instrumente zu bedienen waren.

»Haben Sie eine Ahnung, was da drüben vorgefallen ist, Hauptmann?«, erkundigte sich Oberst Matunari.

»Noch nicht, Sir«, antwortete sein Erster Offizier. »Es ist uns eben erst gelungen, mit den Asporcos in Funkverbindung zu treten.«

»Ich werde das Gespräch selbst führen«, entschied Oberst Cono Matunari.

 

*

 

Kaum war eine Leitung in die Kommandozentrale gelegt, als eine verzweifelte Stimme aus dem Lautsprecher ertönte.

»... wir können tun, was wir wollen, das Schiff gehorcht uns nicht mehr. Mit jedem Tastendruck verschlechtern wir unsere Situation. Die Bedienungsinstrumente sind uns fremd geworden. Wir kennen ihre Bedeutung nicht mehr ...«

Die Stimme, die aus dem Lautsprecher drang, war die des Übersetzungsgerätes, das die Worte des Asporcos auf dem Skelettraumschiff automatisch in Interkosmo übertrug.

Oberst Matunari war froh darüber, denn der schrille Tonfall der Asporcos schmerzte ihm ohnehin in den Ohren. Er unterbrach den Wortschwall, indem er sagte: »Hier spricht Oberst Cono Matunari, Kommandant des Bergungsschiffes DINO-386. Wir befinden uns ganz in Ihrer Nähe und werden versuchen, Ihr Raumschiff in eine sichere Umlaufbahn zurückzubringen. Es besteht kein Grund zu Panik. Aber wie kam es überhaupt zu dieser Situation?«

»Die Bedienungsinstrumente sind uns fremd geworden«, übersetzte der an den Interkom angeschlossene Translator die Worte des Asporcos. »Sie haben plötzlich ganz andere Funktionen, als sie haben sollten. Wenn wir die entsprechenden Schaltungen für die Beschleunigung vornehmen, setzen die Bremsdüsen ein. Und umgekehrt, wenn wir bremsen wollen, werden irgendwelche Steuerdüsen aktiviert. Wir sind verzweifelt ...«

»Beruhigen Sie sich«, sagte Oberst Matunari. »Wir werden Ihnen zu Hilfe kommen.« Er gab seinem Ersten Offizier einen Wink, mit dem er ihm befahl, die Vorbereitungen für die bevorstehende Bergung zu treffen.

Hauptmann Nandor gab augenblicklich die entsprechenden Anweisungen an die Mannschaft weiter, und gleich darauf nahm der gigantische Flottentender Fahrt in Richtung des führungslosen Skelettraumschiffes auf.

Während Oberst Matunari auf dem Panoramabildschirm sah, dass das Schiff der Asporcos mit steigender Beschleunigung dem Planeten entgegentrudelte, fuhr er fort: »Lassen Sie ab jetzt die Finger von den Instrumenten. Rühren Sie nichts an! Haben Sie mich verstanden?«

»Ja, ja«, kam es aus dem Übersetzungsgerät. Es klang verzweifelter als zuvor, geradezu hysterisch. »Aber wenn wir nichts dagegen unternehmen, werden wir von Asporc angezogen und schließlich auf der Oberfläche unserer Heimatwelt zerschellen.«

»Finger weg von den Instrumenten!«, sagte Oberst Matunari mit eindringlicher Stimme. Es war eine Angewohnheit von ihm, immer dann mit leiser, doch um so betonterer Stimme zu sprechen, wenn er zornig war.

»Wir werden uns daran halten. Das werden wir bestimmt tun!«, kam die Robotstimme aus dem Lautsprecher.

»Sie hätten von Anfang an nicht an den Armaturen herumfummeln dürfen, wenn Sie keine Ahnung von der Bedienung haben«, sagte Matunari.

»Aber wir sind ausgebildete Astronauten«, beteuerte der Asporco. »Wir mussten annehmen, dass uns die Bedienung der Instrumente vertraut ist. Um so größer war der Schock, als wir entdeckten, dass die richtigen Handgriffe falsche Reaktionen auslösten. Inzwischen ...«

Der Kommandant des Flottentenders stieß die Luft pfeifend aus.

»Wollen Sie damit sagen, dass Sie Ihr Wissen um die Bedienung der Instrumente eingebüßt haben? Dass Ihre Intelligenz nachlässt? Wollen Sie das sagen?«

Matunari war immer ruhiger geworden – ein Anzeichen gesteigerter Erregung. Vielleicht wurde er hier mit den ersten Symptomen einer neuen, schrecklichen Entwicklung konfrontiert. War es möglich, dass durch das Verschwinden des PEW-haltigen Meteoriten die Asporcos in die Primitivität zurückfielen?

»Nein, wir fühlen uns stark und geistig gesund«, antwortete der Asporco verzweifelt. »Unser Begreifen ist nach wie vor überragend. Wir haben uns gegenüber früher nicht verändert, nur unsere Umgebung wurde von uns verändert. Und nun wissen wir nicht mehr, nach welchen Gesichtspunkten wir die Veränderungen vorgenommen haben.«

Jetzt begann Oberst Matunari die Zusammenhänge langsam zu begreifen. Um sich jedoch Gewissheit zu verschaffen und sich nicht vielleicht in irgendwelche haltlosen Spekulationen zu verrennen, verlangte er: »Erzählen Sie mir, wie es zu der augenblicklichen Situation kam.«

»Das wissen Sie doch alles ... Verlieren Sie keine Zeit und helfen Sie uns!«

»Es besteht kein Grund zur Panik«, sagte Matunari. »Wir haben Ihr Schiff bald erreicht und werden es noch rechtzeitig abfangen. Sie können mir in aller Ruhe erklären, was Sie mit der Veränderung Ihrer Umgebung meinen.«

Aus dem Lautsprecher des Interkoms kam ein unartikulierter Laut, den der Translator nicht übersetzte.

»Wir sind in Not ...«, meldete sich dann der Asporco und gab anschließend wieder einen unverständlichen Laut von sich. »Aber unser Schicksal ist in Ihrer Hand, und wir müssen Ihrem Volk dankbar sein, dass es uns so selbstlos beistand, als der Erfindungswahn über uns kam. Damals dachten wir nicht an unser Leben, sondern nur an den Fortschritt. Sie wissen, was überall auf unserer Welt geschah – wir arbeiteten und arbeiteten, erforschten, erfanden und weigerten uns, Nahrung aufzunehmen. Diese Zeit ist als schrecklicher Albtraum in meiner Erinnerung. In meiner Erinnerung fehlt jedoch die Information darüber, welchen Wert und welche Bedeutung die Erfindungen haben, die ich während des Wahns gemacht habe. Meinen Artgenossen ergeht es ebenso. Wir haben sämtliche Bedienungseinheiten unseres Raumschiffes umfunktioniert, ohne zu wissen, was wir uns dabei gedacht haben. Jetzt wird uns jeder Handgriff, den wir tun, zum Verhängnis ... Ist das die Auskunft, die Sie haben wollten? Dann helfen Sie uns jetzt!«

Oberst Matunari nickte vor sich hin. Seine Vermutung war richtig gewesen. Die Asporcos auf dem Skelettschiff waren Opfer ihres eigenen Erfindungswahns. Während der Periode, als sie ihr Leben negierten und nur an ihre technische und wissenschaftliche Weiterentwicklung dachten, hatten sie in ihrem Raumschiff solch einschneidende Veränderungen vorgenommen, dass sie ihnen nun zum Verhängnis wurden. Nachdem sie von den terranischen Versorgungstrupps förmlich zum Leben gezwungen worden waren und ihre ursprüngliche Vitalität zurückerhalten hatten, waren ihre unzähligen Erfindungen und Geniestreiche in Vergessenheit geraten. Sie waren physisch wieder auf der Höhe, aber psychisch völlig aus dem Gleichgewicht.

»Wir werden Ihr Schiff vor dem Absturz retten«, behauptete der Kommandant des Flottentenders im Brustton der Überzeugung.

»Ich würde da nicht so sicher sein, Sir«, meinte sein Erster Offizier. »Das Skelettraumschiff ist Asporc schon zu nahe und wird von der Gravitation unerbittlich zur Oberfläche gezogen. Die Chance, das Schiff noch zu retten, steht eins zu tausend. Aber vielleicht kann uns Roi Danton sagen, was in diesem Fall zu tun ist.«

Oberst Matunari starrte seinen Ersten Offizier entgeistert an.

»Sie haben sich doch hoffentlich nicht an diesen arroganten Kerl um Rat gewandt«, fragte er drohend.

»Nein, nein, Sir«, versicherte Hauptmann Nandor stotternd. »Er hat von sich aus angekündigt, DINO-386 einen Besuch abstatten zu wollen. Und zwar will er per Transmitter kommen, um keine Zeit zu verlieren, wie er es ausdrückte.«

»Der fehlt mir gerade noch«, sagte Oberst Matunari stöhnend.

»Bin ich der Grund dafür, dass Sie Ihrer Begeisterung so unverhohlen Ausdruck geben, Herr Oberst?«, kam eine volle, wohltönende Stimme vom Antigravschacht.

Dort stand Roi Danton, alias Michael Rhodan. In seiner Begleitung befand sich ein etwa 1,90 Meter großer, schlanker Mann in der Uniform eines Obersten der Solaren Flotte.

2.

 

»Es tut mir leid, Sir, wenn ich Ihnen nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenken kann«, sagte Oberst Matunari ohne erkennbaren Spott. »Aber im Augenblick muss ich mich auf die Bergung des Asporco-Schiffes konzentrieren.«

»Lassen Sie sich durch meine Anwesenheit nur nicht stören, Oberst«, entgegnete Roi Danton. »Tun Sie so, als seien Oberst Spitzer und ich gar nicht anwesend.«

Ich brauche gar nicht so zu tun, denn für mich bist du sowieso Luft, dachte Oberst Matunari. Danach konzentrierte er sich voll und ganz auf seine Aufgabe.

Der Flottentender hatte in der Zwischenzeit das Skelettraumschiff erreicht. Er flog mit ihm auf gleicher Höhe und hatte sich seiner Geschwindigkeit angepasst.

»Entfernung zum Objekt?«, verlangte Matunari von der Ortung zu wissen.

»Zehn Kilometer, Sir«, kam die Antwort vom Ortungsspezialisten.

»Wir müssen noch näher herangehen«, ordnete Matunari an.

»Das geht nicht, Sir«, widersprach der Navigator, der in Schweiß gebadet war. »Das Skelettraumschiff könnte immer noch seinen Kurs unerwartet ändern. Wenn wir näher als zehn Kilometer herangingen, wäre es uns unmöglich, noch rechtzeitig auszuweichen.«

»Die Asporcos haben versprochen, keine Schaltungen mehr vorzunehmen«, sagte Matunari. »Der Kurs des Skelettraumschiffes ist beständig.«

Er hatte es kaum gesagt, als das Skelettraumschiff plötzlich einen Sprung auf den Flottentender zu machte. Die beiden ungleichen Flugkörper kamen einander bis auf zwei Kilometer nahe, bevor der Emotionaut von DINO-386 ein Ausweichmanöver fliegen konnte. Die Männer in der Kommandozentrale hatten alle Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Denn durch den unerwarteten Beschleunigungsflug setzten die Andruckneutralisatoren um eine Millionstelsekunde zu spät ein, so dass die Männer den Andruck für diese Zeitspanne voll zu spüren bekamen. Es war, als würden sie von einer unsichtbaren Riesenfaust einen wuchtigen Schlag erhalten.

Einer der Techniker am Kommandopult hatte sich nicht mehr abfangen können und war mit dem Kopf gegen eine Konsole geknallt. Mit einer Platzwunde musste er in die Krankenstation gebracht werden.

»Wahrscheinlich haben die Asporcos ihre Schiffsautomatik unbeabsichtigt mit einem Zick-Zack-Kurs gespeichert«, vermutete der Navigator. »Damit ist nach wie vor akute Kollisionsgefahr gegeben. Wir müssen Abstand halten.«

»Machen Sie Platz«, sagte Matunari nur und verdrängte den Navigator aus seinem Kontursessel. Nachdem er sich selbst zurechtgesetzt hatte, ordnete er an: »Wir fliegen näher heran. Alarmbereitschaft an die Mannschaft! Alle Mann Sicherheitsvorkehrungen treffen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir weitere waghalsige Manöver fliegen müssen.«

Matunari sah auf dem Panoramabildschirm, wie das Skelettraumschiff wieder einen Satz nach vorne machte. Aber diesmal auf den Planeten zu.

»Entfernung: Objekt zur Planetenoberfläche«, verlangte Matunari zu wissen.

»Zweitausendfünfhundert Kilometer.«

»Wenn wir das Raumschiff jetzt abfangen könnten, hätten wir noch eine Chance, es auf eine stabile Kreisbahn zu bringen«, sagte der Erste Offizier, der den Platz zwischen dem Emotionauten und dem Kommandanten hatte.

Matunari schüttelte den Kopf. Seine Augen glitten zwischen den Instrumenten und dem Panoramabildschirm hin und her.

»Wir müssen zuerst die Eigendrehung des Skelettschiffes stoppen«, sagte er. »Das können wir nur mit den Traktorstrahlen erreichen. Und die werden nur dann voll wirksam, wenn wir noch näher herangehen. Die Gravitation von Asporc ist schon zu stark geworden, als dass wir aus dieser Entfernung etwas ausrichten könnten. Annäherung bis auf vier Kilometer!«

Der Emotionaut gab keine Antwort. Schweigend lenkte er den mehr als 2600 Meter langen Flottentender zu dem abtrudelnden Skelettraumschiff.

»Entfernung achttausend Meter ... sechstausend ... viertausend!«

»Traktorstrahlen einsetzen. Zuerst müssen wir beim Asporco-Schiff die Drehung um die Querachse stoppen.«