Nr. 599

 

Tag der Entscheidung

 

Perry Rhodan kehrt zurück – und die Attentäter erwarten ihn

 

von KURT MAHR

 

 

Auf Terra und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Ende Juli des Jahres 3444 – das heißt, es ist nur noch eine ganz kurze Frist bis zum Termin der Neuwahlen zum Amt des Großadministrators.

Doch Perry Rhodan hat noch immer keine Zeit, sich persönlich um seine Wiederwahl zu kümmern. Dem Großadministrator geht es vor allem darum, die schrecklichen Folgen der Asporc-Katastrophe, für die die Menschheit indirekt verantwortlich ist, zu beseitigen und die acht Second-Genesis-Mutanten, seine alten Mitstreiter beim Aufbau des Solaren Imperiums, am Leben zu erhalten.

Zwar hat Perry Rhodan unter Mitnahme des PEW-Metall enthaltenden Asteroiden WABE 1000 das im galaktischen Zentrum gelegene Paramag-System längst verlassen, aber es ist ihm bisher noch nicht gelungen, WABE 1000, die »Para-Bank«, zum sicheren Wohnsitz der Altmutanten zu machen.

Obwohl der Zwischenfall mit dem wahnsinnigen Haluter, der sich in Tolots Sternenballung angesiedelt hatte, relativ glimpflich verlief, sieht es gegenwärtig in WABE 1000 nicht rosig aus. Perry Rhodan und seine Begleiter müssen um ihr Leben kämpfen – dabei naht auf Terra der TAG DER ENTSCHEIDUNG ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Krym Matoscho – Kommandant der CDIN-3.

Perry Rhodan – Der Großadministrator kehrt zur Erde zurück.

Fellmer Lloyd – Der Telepath schließt ein Bündnis.

Das Pairun – Herr eines Asteroiden.

Cono Matunari – Ein Kommandant ohne Schiff.

Reginald Bull und Galbraith Deighton – Mitglieder des Empfangskomitees für Perry Rhodan.

1.

 

Krym Matoscho hatte Angst – gottserbärmliche Angst.

Wer ihn angeschnallt im Sessel des Piloten sitzen sah, bullig, breitschultrig, mit weißblonder Haarbürste, die hellen Augen unverwandt auf die Anzeigen der Instrumente gerichtet, dem wäre es schwergefallen zu glauben, dass Krym Matoscho den Begriff Angst überhaupt kannte. Und dennoch fürchtete er sich. Er fürchtete um das eigene Leben, und er fürchtete sich vor der Aussicht, dass er seinen Auftrag nicht erfolgreich beenden können würde.

Auf einem der kleinen Bildschirme vor ihm flackerte die graphische Darstellung des Eintauchkoeffizienten. Es war ein kleiner, roter Ring, der seinen Durchmesser in zuckender, pulsierender Bewegung ständig änderte. Der Eintauchkoeffizient war, laienhaft betrachtet, das Maß der »Leichtigkeit«, mit der ein Raumschiff den Übertritt in den Linearraum zu vollziehen vermochte. Graphisch dargestellt, erschien er als Ring, der das Loch begrenzte, durch das das Fahrzeug in den Linearraum eintrat. Je größer das Loch, desto unbeschwerlicher der Übertritt.

Was Krym Matoscho vor sich sah, erschien ihm gefährlich klein. Sein Fahrzeug, die CDIN-3, befand sich in den Ausläufern eines Gravitationssturmes, der aus dem Milchstraßenzentrum heraus wehte und normales Manövrieren zur Unmöglichkeit machte. Unter normalen Umständen hätte Matoscho in diesem Fall höchstens ein äußerst kurzes Linearflug-Manöver gewagt oder aber auf den Eintritt in den Linearraum gänzlich verzichtet. Hier jedoch blieben ihm die Optionen versagt. Er musste durch, koste es, was es wolle! Hinter ihm, auf einem zwölfhundert Meter durchmessenden Felsbrocken, befanden sich Perry Rhodan, Atlan, Waringer und sein Team, acht Altmutanten, die Mitglieder des Neuen Korps und die Überlebenden der DINO-386. Der Asteroid befand sich auf einer instabilen Umlaufbahn um die Riesensonne Wild Man. In der Verfolgung seines Kurses würde er der Sonnenoberfläche innerhalb der nächsten dreißig Stunden so nahe kommen, dass er zerschmelzen und schließlich verdampfen würde. Rettung konnte nur von einem der Superschlachtschiffe MARCO POLO oder MOSTONOW kommen, die siebzehnhundertundfünfzig Lichtjahre entfernt, im Ortungsschatten einer Doppelsonne mit dem Namen Punkt Para auf die Rückkehr des Tenders DINO-386 warteten, von dem sie nicht wussten, dass er im Verlauf der Kämpfe mit den letzten überlebenden Paramags vernichtet worden war. Krym Matoschos Aufgabe war es, die Kommandanten beider Raumschiffe über die Ereignisse in der Umgebung von Wild Man zu informieren und die MARCO POLO auf dem schnellsten Wege dorthin in Bewegung zu setzen. Mit den gewaltigen Kraftanlagen des Riesenschiffes würde es ein leichtes sein, den gefährdeten Asteroiden wieder auf einen stabilen Umlaufkurs zu bringen.

Aber bis dahin war noch ein weiter Weg. Krym Matoscho sah sich um. Der kleine Kommandoraum seines Beiboot-Kreuzers maß nicht mehr als acht Meter im Durchmesser. Zwei seiner Offiziere, der Co-Pilot und der Positronikspezialist, saßen angeschnallt in ihren Kontursesseln.

»Vorbereitung Sprung über dreihundert Lichtjahre«, sprach Krym Matoscho in den akustischen Servo, der ihn mit dem Bordrechner verband.

Eine halbe Sekunde später war die Antwort zur Stelle. Auf einem der Bildschirme flackerte eine rote Leuchtschrift: SPRUNGWEITE UNTER GEGEBENEN BEDINGUNGEN NICHT MIT SICHERHEITSVORSCHRIFTEN VEREINBAR! MAXIMALE SPRUNGWEITE 400,18 LICHTTAGE.

»Ich pfeife auf die Sicherheitsvorschriften«, knurrte Krym Matoscho wütend. »Wir springen dreihundert Lichtjahre, verstanden?!«

VERSTANDEN, leuchtete die Schrift.

Zahlenreihen huschten über die Messschirme. Matoscho straffte sich unwillkürlich, als die Sekunde des Übertritts sich näherte. Sirenen heulten auf, um die restliche Besatzung des Kreuzers zu warnen. Einer der Lichtzeiger, die den Leistungsausstoß der Triebwerkseinheiten maßen, schnellte ans obere Skalenende. Krym Matoscho hörte ein helles, durchdringendes Summen. Von einem Atemzug zum andern verschwand das Bild des Sterngewirrs der inneren Milchstraße von dem großen Panoramaschirm.

Die CDIN-3 war in den Linearraum eingetaucht.

 

*

 

Auf WABE 1000, dem Asteroiden, der sich auf einem Kollisionskurs mit der Sonne Wild Man befand, war die Lage vorläufig noch nicht kritisch. Der Zeitpunkt, zu dem sie es werden würde, ließ sich jedoch vorausberechnen. Er lag in naher Zukunft.

Der zwölfhundert Meter durchmessende Felsklotz war mit Hilfe des Tenders DINO-386 aus dem Paramag-Alpha-System entführt worden, um hier, die Sonne Wild Man umkreisend, den acht Altmutanten, deren Bewusstseine über fünfhundert Jahre nach der Second-Genesis-Krise plötzlich wieder aufgetaucht waren, als Unterkunft zu dienen. Im Laufe der Entwicklung hatte sich herausgestellt, dass die acht Mutanten, um gemäß ihrer Fähigkeiten fungieren zu können, des parabio-emotionalen Wandelstoffs bedurften, der den Asteroiden in mehr oder weniger dicken Adern in alle Richtungen durchzog. Kurz nachdem WABE 1000 in eine stabile Umlaufbahn um Wild Man gebracht worden war, waren die Paramags, die unbemerkt im Innern des Asteroiden zurückgeblieben waren, zum Angriff gegen die Eindringlinge übergegangen. Im Verlauf des Kampfes waren zwar alle Paramags umgekommen; jedoch hatten sie zuvor den Tender DINO-386 mit dem Großteil seiner Besatzung vernichtet. Außerdem hatte infolge des Durcheinanders die mit einer gewissen Eigenintelligenz versehene Maschinerie des Asteroiden Manöver veranstaltet, die letzten Endes WABE 1000 auf einen Kollisionskurs mit der Sonne Wild Man brachten.

Auf dem Asteroiden befanden sich nach der Abreise der CDIN-3 noch die meisten Akteure des Dramas von Wild Man. Eine Zeitlang war in Erwägung gezogen worden, eines der Beiboote der CDIN-3 für die Rettungsaktion einzusetzen. Eine genauere Analyse der energetischen Verhältnisse des umgebenden Raumes hatte jedoch ergeben, dass die Beiboote wegen ihrer verhältnismäßig leistungsschwachen Triebwerke die fast achtzehnhundert Lichtjahre bis zu Punkt Para nicht rasch genug würden zurücklegen können. Die CDIN-3, obwohl ihre Triebwerksleistung die der Beiboote um ein Vielfaches übertraf, hatte nach Aussage des Bordrechners selbst nur eine Aussicht von achtzig Prozent Wahrscheinlichkeit, Punkt Para zu erreichen.

Perry Rhodan hatte sich entschlossen, auf WABE 1000 zurückzubleiben, nachdem ihm klar geworden war, dass es für die Lebenserwartung der acht Altmutanten unbedeutend war, ob sie den Asteroiden verließen und sich damit von dem lebenspendenden PEW-Metall trennten oder ob sie auf dem Felsbrocken verblieben und mit ihm in die Sonne stürzten. Sie waren auf den parabio-emotionalen Wandelstoff angewiesen. Andererseits bestand, zumindest vage, die Möglichkeit, dass man die fremdartige Funktionsweise der Paramag-Maschinerie, die in den Gängen und Hallen des Asteroideninnern installiert war, rechtzeitig verstehen lernte und die Maschinen dazu veranlasste, den Kurs der WABE 1000 so zu ändern, dass er sich stabilisierte.

In Hinsicht auf das Verstehen der paramagschen Technologie, die in so ungewohnt hohem Maße von mentalen Steuer- und Kontrollvorgängen beherrscht wurde, war im Laufe der Zeit bedeutender Fortschritt erzielt worden. Man hatte ermittelt, dass Steuerprozesse dadurch getätigt wurden, dass einer oder mehrere Paramags mit dem PEW-Metall verschmolzen, wobei sie sich vorübergehend entstofflichten und sich innerhalb der PEW-Adern, die den ganzen Asteroiden durchzogen, nach gewissen geometrischen Vorschriften bewegten. Das Bewusstsein eines entstofflichten Paramags, das innerhalb der PEW-Adern etwa die Figur eines Dreiecks umfuhr, erteilte der Maschinerie einen bestimmten Befehl. Einen anderen Befehl erteilte der Paramag, der einen Kreis umfuhr, und wiederum einen anderen derjenige, der sich entlang der Kontur eines Quadrats bewegte.

Diese Erkenntnis hatten die acht Altmutanten, die die Körper von Paramags »übernommen« hatten, auszunutzen versucht. Durch Paraaugen, die in die Wände der unzähligen Gänge eingelassen waren, verschmolzen sie mit dem merkwürdigen Wandelstoff. Die Erfolge, die bisher erzielt worden waren, resultierten aus dem so genannten Friss-oder-stirb-Verfahren: Die Mutanten durchfuhren eine bestimmte geometrische Figur, und andere beobachteten die Reaktion der Maschinen. Der Vorgang war notwendigerweise langwierig. Hinzu kamen andere Schwierigkeiten, die zum Teil aus den Wirren des Kampfes gegen die Paramags herrührten. Die Maschinerie war nicht eindeutig in ihrer Reaktion auf bestimmte geometrische Figuren. Entweder waren die Maschinen im Verlauf der Auseinandersetzung in Verwirrung geraten, oder die Terraner hatten die Technik der Mentalbeeinflussung noch nicht ganz erfasst. Ein weiteres Problem ergab sich daraus, dass man nicht sicher war, ob man den Asteroiden völlig durchforscht hatte. Mehrere große Maschinenanlagen waren durch akustische Sondierungen entdeckt worden, und die Anzeigen der Sonden schienen darauf hinzudeuten, dass keine weiteren Hohlräume nennenswerten Ausmaßes existierten. Jedoch bestand die Möglichkeit, dass die Funktion der Sonden durch die Anwesenheit des PEW-Metalls gestört wurden, so dass man auch in dieser Hinsicht seiner Sache nicht völlig sicher sein konnte. Letztlich verursachte der parabio-emotionale Wandelstoff selbst noch Schwierigkeiten ganz eigener Art. Unter bestimmten Bedingungen, die Perry Rhodan und seinen Leuten noch längst nicht in vollem Ausmaß bekannt waren, vermochte das PEW-Metall eine gewisse Eigenintelligenz anzunehmen.

Gegen Widrigkeiten dieser Art hatte Perry Rhodan mit seinen Leuten anzukämpfen, als er jetzt den Versuch unternahm, die paramagsche Technologie dazu zu veranlassen, dass WABE 1000 auf einen sichereren Kurs gebracht wurde.

Ganz am Rande, von der Dringlichkeit der gegenwärtigen Notlage in den Hintergrund gerückt, existierte die Erkenntnis, dass man an diesem Tage den 28. Juli 3444 allgemeiner Zeitrechnung schrieb, und dass in drei Tagen im Solaren Imperium eine Wahl stattfinden würde, die den Posten des Großadministrators neu besetzte. Unter den Eindrücken, die im Paramag-Alpha-System gewonnen worden waren und in denen er eine akute Gefahr nicht nur für die irdische Menschheit, sondern darüber hinaus für die ganze Milchstraße erblickte, hatte Perry Rhodan sich sozusagen in letzter Minute entschlossen, für das Amt des Großadministrators zu kandidieren.

Wenn er – angesichts der massiven Wahlpropaganda, die auf der Erde insbesondere durch seinen Gegner Bount Terhera gegen die Administration Rhodan betrieben wurde – auch nur den Schatten einer Aussicht auf Erfolg haben wollte, musste er spätestens am Wahltag auf der Erde eintreffen.

Terra war aber von Wild Man über 40.000 Lichtjahre entfernt. Gab es angesichts der Katastrophe, die sich auf WABE 1000 anbahnte, überhaupt noch einen Hoffnungsschimmer, dass Perry Rhodan rechtzeitig zur Erde zurückgelangen würde?

 

*

 

Fellmer Lloyd schritt durch einen der zahllosen Gänge, die den Asteroiden durchzogen. Seine untersetzte, muskulöse Gestalt wirkte geduckt, als läge er ständig auf der Lauer vor einer unsichtbaren Gefahr. Die Wände des Ganges schimmerten matt im Glanz der bläulichweißen Beleuchtung, die in der Gangdecke untergebracht war. Hier und dort gab es kleine Stellen von besonders auffälligem Schimmer: PEW-Metall, das dort zutage trat.

Der Gang war auf den Karten, die Waringers Spezialisten angefertigt hatten, nicht verzeichnet. Lloyd hatte ihn durch Zufall entdeckt, als er einen Wandeinsturz untersuchte und unter dem Schutt einen engen Stollen fand, der schräg in die Tiefe führte und schließlich auf den bisher unbekannten Gang mündete. Über Radiokom hatte Lloyd Oberst Matunari, der die Sucharbeiten koordinierte, über seinen Fund informiert. Noch bevor Matunaris Leute mit ihren Tast- und Suchgeräten eintrafen, hatte Lloyd sich auf eigene Faust an die Erforschung des Ganges gemacht.

Vom ersten Augenblick an war dem Mutanten klar gewesen, dass dieser Gang sich von anderen Gängen wesentlich unterschied. Einem Menschen ohne paraphysische Begabung wäre schwer klarzumachen gewesen, worin der Unterschied bestand. Fellmer Lloyd jedoch spürte die eigenartigen Schwingungen, die den Mentaläther erfüllten. Er spürte die Gefahr, die irgendwo hinter den Felswänden auf ihn lauerte. Er hatte im Laufe der letzten Minuten schon mehrere Male flüchtige Wahrnehmungen gemacht. Schattengebilde waren vor ihm durch den Gang gezogen, wie flüchtige Gedanken einer fremdartigen Intelligenz.

Deswegen bewegte Lloyd sich wie einer, der einen gefährlichen Gegner anschleicht. Von Zeit zu Zeit griff er zum Kolben des Blasters, der im Gürtel stak. Die Anwesenheit der Waffe gab ihm zusätzliche Sicherheit. Fellmer Lloyd hatte genug Zeit im Bannbereich der Paramags und ihrer fremdartigen Technologie zugebracht, um zu wissen, wie tödlich sie sein konnten. Neben dem Blaster trug er einen Schocker, der ihm in dieser Umgebung jedoch nutzlos vorkam. Schocker wirkten auf Wesen aus Fleisch und Blut. Jetzt jedoch war keiner der Paramags mehr übrig – außer den Trägern der Mutantenbewusstseine. Was blieb, war die unheimliche Maschinerie, die die Seele dieses kosmischen Felsbrockens darstellte.

Plötzlich, mitten in der Bewegung, erstarrte der Mutant. Ein fremder Gedanke ertönte in seinem Bewusstsein. Er war voller Hass und Feindseligkeit.

»Beseitigt den Fremden!«

Er zog den Blaster.

Ein zweites Bewusstsein antwortete: »Wir gehorchen!«

Fellmer Lloyd war alles andere als ein Feigling. In diesem Fall aber war die Größe der Gefahr, die auf ihn zukam, gänzlich unbekannt. Der Mutant hielt es für weiser, sich zurückzuziehen. Mit schussbereitem Blaster begann er zu retirieren. Wieder ortete er die Ausstrahlung eines fremden Bewusstseins. Der Gedanke war scharf und prägnant.

»Er weicht. Verliert keine Zeit!«

Und die Antwort: »Wir sind soweit.«

Einen Atemzug lang wurde es finster um Fellmer Lloyd. Als die Helligkeit von neuem erschien, hatte sie eine andere Farbe angenommen. Und die Welt ringsum hatte sich verändert.

Der Mutant befand sich in einem weiten Talkessel. Gewächse, wie er sie nie gesehen hatte, bedeckten die steil ansteigenden Ränder und den Boden des Kessels. Eine riesige, rote Sonne strahlte aus dem wolkenlosen Himmel, und das Firmament war von türkisblauer Farbe. Es war heiß, und der Äther vibrierte unter den Ausstrahlungen zahlloser Gehirne.

»Dort ist er! Greift an!«

»Warum wir? Ihr seid ihm näher. Greift ihr doch an!«

»Redet nicht so lange! Er wird uns noch entkommen, wenn ihr die Zeit verschwatzt!«

»Also gut, wir greifen an!«

Vor dem Mutanten teilte sich das Gebüsch. Eine Horde pygmäengroßer Wesen stürmte auf ihn zu. Sie bewegten sich auf kurzen Beinen, deren Füße drei sternförmig abstehende Zehen besaßen. Die rostbraunen, haarlosen Körper waren mit bunten, schillernden Monturen bekleidet, deren Ärmel kaum über die Hälfte der Arme herabreichten. Die pavianähnlichen Schädel waren kampfeslustig nach vorne gereckt. Die großen, unbeweglichen Facettenaugen richteten sich zornig auf den fremden Eindringling.

Fellmer Lloyd hatte keine Zeit, zu ermitteln, was hier vorging. Wahrscheinlich stand er im Bann einer ungewöhnlich starken parahypnotischen Einwirkung; denn der Talkessel war zu groß, als dass er im Innern des kleinen Asteroiden hätte existieren können. Was er sah, war Vorspiegelung. Aber die Gedankenströme, die er empfing, waren wirklich, und er musste damit rechnen, dass auch die Waffen, die die Paramags in den feingliedrigen Händen schwangen, so gefährlich wie die Wirklichkeit waren.

Er feuerte, ohne zu zögern. Mit weit gefächertem Strahl bestrich er die Angriffsfront der Paramags. Die Wirkung war verblüffend. Die Angreifer, von dem hochenergetischen Strahl der Waffe getroffen, wurden zurückgeschleudert und stürzten zu Boden. Lloyd hörte sie schreien, und er empfand ihre peinerfüllten Gedanken. Aber dabei blieb es. Sie rafften sich schließlich wieder auf und stürmten von neuem gegen ihn an. Diesmal eröffneten sie schon von weitem das Feuer. Er sah die Waffen in ihren Händen aufblitzen. Violett leuchtende Lichtflecke rasten von allen Seiten auf ihn zu. Unzählige Nadeln schienen ihm durch die Haut zu dringen und hüllten ihn in eine Welle verzehrenden Schmerzes. Das dauerte eine halbe Sekunde lang, dann war alles vorbei.

Fellmer Lloyd grinste bitter, während er sich hastig in die Deckung eines dornigen Gebüschs verzog. Sein Thermostrahler fruchtete nichts gegen die wütenden Paramags. Aber die Umkehrung der physikalischen Gesetze wirkte sich beidseitig aus. Die Waffen des Gegners blieben bei ihm auch relativ wirkungslos.

Er bewegte sich in Richtung der Kesselwand. Wichtiger als alles andere erschien ihm, einen Überblick über die Lage zu gewinnen. Von der Höhe aus war das leichter möglich als aus der unübersichtlichen Tiefe des Kessels. Vor allen Dingen musste er wissen, wie viele Feinde ihm gegenüberstanden. Obwohl sein Blaster nicht die übliche Wirkung hatte, würde es ihm vielleicht doch gelingen, die Paramags durch heftigen Beschuss so einzuschüchtern, dass sie von weiteren Feindseligkeiten absahen. Womöglich konnte er einen von ihnen gefangen nehmen und auf telepathischem Wege ausfragen.

Sein Fluchtmanöver schien den Gegner verwirrt zu haben. Er hörte ihre Gedanken.

»Er reißt aus!«

»Ihm nach!«

»Wir müssen dem Roten Bescheid geben.«

»Richtig. Ein Mann nach hinten! Du, sag dem Roten, dass der Feind sich absetzen will. Wir warten auf Befehle!«