Die Eiswolf-Saga
Irrwege
Teil 2
Weinbach, Holger: Die Eiswolf-Saga. Teil 2: Irrwege,
Hamburg, ACABUS Verlag 2010
Originalausgabe
ISBN: 978-3-941404-30-4
Die Print-Ausgabe dieses Titels trägt die ISBN 978-3-941404-29-8
und kann über den Handel oder den Verlag bezogen werden.
Lektorat: Daniela Sechtig, ACABUS Verlag
Umschlagsgestaltung: Anja Kaiser (www.anja-kaiser.com)
Der ACABUS Verlag ist ein Imprint der Diplomica Verlag GmbH,
Hermannstal 119k, 22119 Hamburg.
Bibliografische Information der Deutschen
Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© ACABUS Verlag, Hamburg 2010
Alle Rechte vorbehalten.
http://www.acabus-verlag.de
eBook-Herstellung und Auslieferung:
readbox publishing, Dortmund
www.readbox.net
Für Lovis
ANNO 960 – DER RATSCHLAG DER GÖTTER – PROLOG
ANNO 963 – IN DIE VERBANNUNG
ANNO 963 – SVEAS VERZWEIFLUNG
ANNO 963 – IM COLUMBANKLOSTER
ANNO 965 – ÜBER DIE ALPEN
ANNO 965 – KONTAKT
ANNO 965 – ENTSCHEIDUNGEN
ANNO 965 – FLUCHT
ANNO 965 – IRRWEGE
ANNO 965 – DROGOS HASS
ANNO 965 – WINTERSKÄLTE
ANNO 965 – BRANDOLFS BURG
ANNO 966 – KONSEQUENZEN
ANNO 966 – RURIKS KUNDSCHAFTER
ANNO 966 – AUFBRUCH
ANNO 966 – BEGEGNUNGEN
ANNO 966 – DER PROZESS
ANNO 966 – AUSWEG
ANNO 966 – ABSCHIED – EPILOG
PERSONENREGISTER
Das gelbe Herbstlaub fiel sacht von den Birken des Waldes, die der kleinen Insel in der weit verzweigten Bucht des Aestenmeeres den Namen Björkö verliehen. Die Blätter tanzten in der leichten Brise, die von Süden her über Land und Wasser strich. Die Sonne stand hoch am wolkenlosen Mittagshimmel und verbreitete eine angenehme Wärme. Vielleicht waren das die letzten warmen Tage, ehe nasskaltes Wetter und frostige Nächte den Winter ankündigten.
Drei Männer ritten gemächlich unter den Bäumen einher. Sie waren mit Waffen und Schilden ausgerüstet und trugen die Gewandung von Kriegern. Ihre pelzverbrämten Mützen mit Silberdekor zeichneten sie als Männer des hiesigen Königs, der junge Erik Segersäll, aus. Der vorderste Krieger trug zudem ein langes, edles Obergewand, das aus farbenprächtigem Leinen und Seide gefertigt war. An seiner Seite trug er ein Schwert, das in einem kunstvoll verzierten Futteral steckte. Ein seltener Anblick, denn der Sax, die Axt und der Speer waren beim Volk der Svear die üblichen Waffen. Doch das Schwert entsprach dem Stand des Kriegers und zeichnete ihn als Vertreter des Königs aus, als den Jarl von Birka.
Blinzelnd schaute er nach oben und betrachtete das Spiel der Blätter im Südwind, der den vertrauten und reinen Duft des Meeres mit sich trug. In Birka hingegen, der einzigen Siedlung auf der Insel, stiegen ihm oft unbekannte und fremdländische Düfte in die Nase, gemischt mit dem Gestank von Abortgruben und dem Geruch von vielen, dicht aufeinander lebenden Menschen. Birka war die größte Handelsstätte der Svear, an den westlichen Gestaden der Insel angesiedelt. Sie wurde von einfachen Männern des umliegenden Festlandes ebenso aufgesucht wie von Händlern aus fernen Ländern, die weder die Sprache der Svear beherrschten, noch ihre Gepflogenheiten kannten. Gerade für sie musste der Jarl als Autorität auf den ersten Blick erkennbar sein. Bjoren wurde mit seiner gesamten Erscheinung dieser Anforderung ohne jeden Zweifel gerecht.
Die fremdländischen Händler erreichten Birka meist in den Sommermonaten nach einer langen Reise. Für einige von ihnen war der Heimweg so weit, dass sie den Jarl baten, ein Winterlager auf den wenigen freien Flächen innerhalb der Stadt oder jenseits des Palisadenwalls aufschlagen zu dürfen. Birka war eine friedliche Stadt und meist entsprach der Jarl diesen Bitten. Bjoren war ein angesehener Vertreter des Königs und von den meisten im Volk geachtet. Doch es war nicht immer einfach, diese Position inne zu haben, denn sie wurde von vielen begehrt. Dem Jarl waren einige Neider bekannt, und es gab auch offene Gegner, die wider ihn handelten.
Diese Belange kümmerten Bjoren im Augenblick allerdings nicht. Er war auf dem Weg zum östlichen Ufer der Insel, einem Bereich, der nicht besiedelt war. Dennoch lebte dort schon seit vielen Jahren ein weiser Mann der Svear, Jorund, und der Jarl suchte ihn im Auftrag des Königs auf. Er war bereits zur Sonnenwendfeier vor vielen Wochen hier gewesen, um dem Brauch, den Rat der Götter zu erbitten, gerecht zu werden und um Antworten auf einige Fragen zu erhalten. Diese Antworten sollte er jedoch erst heute bekommen, denn weder die Götter noch Jorund ließen sich drängen.
Je näher die drei Reiter dem Haus des Weisen kamen, umso häufiger bemerkte Bjoren kleine Symbole und Zeichen in Baumrinden geritzt oder Amulette an Riemen gebunden, die von Ästen herabhingen. Sachte schwangen sie in der Brise und schlugen mit leisen, sonderbaren Klängen aneinander. Jedes Mal, wenn der Jarl diesen Bereich des Waldes erreichte, glaubte er, eine fremde Welt zu betreten. Eine Welt, in der die Götter allgegenwärtig waren und ein Krieger gegen ihre Macht nicht viel ausrichten konnte. Dies war Jorunds Reich, der mit den Höheren zu sprechen vermochte.
Der Wald endete abrupt an der Küste der Insel, die flach zum Wasser hin auslief. Dort, auf einer schmalen Wiese zwischen Ufer und Wald, befand sich die Hütte des Weisen, dicht an die erste Baumreihe gedrängt. Unter den feinen Klängen der im Wind spielenden Symbole saßen die drei Reiter ab und führten ihre Pferde die letzten Schritte des Weges zu Fuß bis vor die Kate. Ihr Weg wurde von den Blicken vieler unterschiedlich großer, geschnitzter Holzfiguren begleitet, die wie Wächter um das Haus aufgestellt waren und sowohl den Wald als auch die See im Auge behielten. Bjoren schaute unsicher in die verwitterten Gesichter aus Eiche, Buche und Birke. Teilweise waren ihre Augen mit Metallen beschlagen oder mit merkwürdigen, glänzenden Steinen besetzt, die sie regelrecht lebendig wirken ließen. Oft fragte er sich, ob diese Augen tatsächlich blind waren, denn jedes Mal, wenn er an ihnen vorüber kam, verspürte er ein unangenehmes Prickeln im Nacken und fühlte sich beobachtet.
Vor der einfachen Hütte mit dem spitzen, mit Holzbrettern verschalten Dach und den lehmbeworfenen Wänden aus Weidengeflecht angekommen, wies der Jarl seine Begleiter an, hier auf ihn zu warten. Nachdem er sich noch einmal umgesehen hatte, wollte er gerade an die Tür klopfen, als diese von innen geöffnet wurde. Sibbe, die junge Gehilfin des Weisen, stand in der Tür und hieß den Jarl mit sanfter Stimme willkommen. „Trete ein, Bjoren Langarm. Du wirst erwartet.“
Der Krieger betrat die Hütte und Sibbe schloss die Tür hinter ihm. Obwohl in der Mitte der Behausung ein Feuer in einer kleinen Bodengrube brannte, mussten seine Augen sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Sibbe wies ihm einen Platz auf einer der Bänke zu und zog sich dann in die Schatten des Raumes zurück. Neben dem Feuer sorgten nur noch zwei kleine Öffnungen unterhalb des Firstes an den Giebelseiten des Hauses für Licht. Obwohl Bjoren dieses Haus schon viele Male betreten hatte, beschlich ihn stets ein merkwürdiges Gefühl, ähnlich wie bei den Holzfiguren zuvor. Es war weder Angst, noch Unbehagen oder Unsicherheit. Es war vielmehr das Gefühl, Kräften ausgesetzt zu sein, die er nicht verstand. Die Welt der Götter war hier beinahe greifbar.
Während Bjoren zu der Bank ging, sah er sich um. Auf den Lehmwänden der Hütte tanzten, vom Feuer ins Leben gerufen, merkwürdige Schatten. Rauch stieg zum First empor, breitete sich dort aus und zog durch die kleinen Öffnungen ab. Von den Balken des Daches hingen viele Stricke und Riemen herab. An den meisten waren Kräuter zum Trocknen befestigt, deren Duft selbst im tiefsten Winter an einen Sommertag erinnerte. Weiter oben, zum First hin, hingen alle möglichen Utensilien, von Ornamenten der Götter bis hin zu Gegenständen, die nicht im täglichen Gebrauch waren.
Plötzlich tauchte aus den Schatten das Gesicht eines alten Mannes auf, als materialisiere es sich soeben in der Luft. Dann folgte der Rumpf, der sich dem Jarl entgegen beugte. Unzählige Male hatte Bjoren dieses Gesicht bereits gesehen, und dennoch erschrak er. Das Haupthaar war kurz geschoren und weiß. Der ebenfalls kurz gehaltene Bart wirkte zerrupft, wie bei einem Hund, dessen Fell im Alter ausging. Dieser Mann hatte weit mehr Winter gesehen als Bjoren, dessen Haar noch immer die Farbe der Sonne besaß.
Trotz der zahlreichen Falten auf Jorunds Gesicht, die von einem langen Leben zeugten, besaß der Mann noch immer die Kraft eines älteren Kriegers und einen wachen Verstand. Dies wäre allerdings kein Grund, vor dem Weisen zurückzuschrecken. Es waren einzig seine Augen, die Bjoren zusammenzucken ließen: Sie waren nahezu weiß.
Jorund der Weise besaß kein Augenlicht und schien doch mehr zu sehen als die meisten anderen Männer seines Volkes. Seine Stimme klang besonnen und gutmütig, als er seinen Gast ansprach: „Setz dich, Bjoren, und wärme deine Glieder an meinem Feuer.“
„Ich danke dir, Jorund, Weiser unseres Volkes“.
Es war zwar die übliche Ehrbekundung, die Bjoren aussprach, doch sie kam von Herzen. Er respektierte und ehrte den alten Mann. Während Bjoren sich niederließ, tasteten Jorunds Hände nach einigen Schalen mit getrockneten Kräutern. Er wählte eine davon aus, zerrieb ein wenig des Inhalts zwischen den Fingern und prüfte den Geruch. Seine blinden Augen auf das Feuer gerichtet, begann er mit ruhiger Stimme zu sprechen.
„Du suchst mich heute auf, um die Antworten auf deine Fragen zu erhalten. Oder kommst du etwa in neuen Angelegenheiten?“
„Nein, ich komme nicht mit neuen Fragen. Und es waren auch nicht meine Erkundigungen, die ich das letzte Mal anstellte, sondern die des Königs.“
„Du scheinst dir sicher zu sein, was die Fragen betrifft, nicht wahr? Ich an deiner Stelle wäre es nicht.“ Jorund lachte leise, als hätte er etwas Komisches gesagt, doch Bjoren blieb der Sinn dieser Worte verborgen. Als er darauf nicht einging, fuhr der Weise fort.
„Der junge Erik Segersäll tut gut daran, wie schon sein Vater zuvor, die Götter zu Zeiten der großen Feste regelmäßig um Rat zu fragen“, bekundete der Blinde mit einem Nicken. „Er kennt die Wurzeln unseres Volkes und ehrt sie. Das verschafft ihm Respekt unter den Alten und die Götter betrachten es mit Wohlwollen.“
„Sind ihre Antworten von guter Art?“, fragte Bjoren unumwunden, ohne auf die Worte des Alten einzugehen.
Jorund schwieg und starrte vermeintlich in die Flammen, ohne sie sehen zu können. Bjoren drängte ihn nicht, sondern wartete geduldig. Schließlich nahm der Weise einige Kräuter aus der Schale, beugte sich vor und warf sie auf die erhitzten Steine nahe der Feuersglut. Es knisterte leise und eine kleine Rauchsäule stieg empor, als die Kräuter langsam verbrannten. Ein starker Duft verbreitete sich in der Hütte, der die Sinne des Jarls zu schärfen schien.
Während der Weise etwas vor sich hinmurmelte, lehnte er sich zurück und verschwand nahezu in den Schatten. Nur sein Gesicht schien noch im Raum zu schweben, als er mit deutlicher Stimme sprach: „Die Pläne der Götter sind für uns nicht immer verständlich, Bjoren. Viele Menschen haben schon unbeschreibliche Dinge gesehen, und noch Vieles darüber hinaus. Die Wenigsten von ihnen haben das Gesehene verstanden. Die Götter allerdings haben noch mehr gesehen als alle Menschen zusammen. Auch wenn wir nicht immer dazu bestimmt sind, ihre Pläne zu verstehen, so sollten wir doch nach dem Willen der Götter handeln.“
Jorund schwieg für eine Weile und in der Kate war nur das leise Knistern des Feuers zu hören. Dann sprach der Weise erneut: „Der König hat nach dem Schicksal unseres Volkes gefragt und die Götter haben mir endlich geantwortet. Ihr Blick ist auf Björkö gerichtet. Vieles wird sich verändern.“
Etwas im Tonfall des Alten verunsicherte Bjoren. „Welche Veränderung könnte das sein, dass die Götter ihren Blick auf unsere Insel lenken?“
„Es ist ein Wandel, der vor allem Birka betreffen wird. Ein großes Feuer wird kommen, entfesselt von einem Wolf!“
Entsetzt schaute Bjoren den Weisen an. „Sprichst du von Ragnarök, dem Weltenbrand?“
„Nein, es ist nicht das Ende der Welt. Es könnte aber Birkas Ende bedeuten.“
„Birkas Ende?“, wiederholte der Jarl fassungslos und sprang auf. „Was haben wir getan, die Götter derart zu erzürnen?“
Als Jorund nicht antwortete, setzte Bjoren sich wieder und verfiel ins Grübeln. Der Weise griff noch einmal in die Schale mit Kräutern, beugte sich vor und streute sie auf die heißen Steine. Nachdem der Duft den Raum erfüllte, begann er wieder zu sprechen.
„Wie ich schon sagte, die Pläne der Götter sind nicht immer zu verstehen. So erging es mir auch mit jenen Eingebungen, die ich erhielt. Ich habe viele Tage darüber gesessen und nachgedacht, was sie bedeuten könnten.“
Der Blinde machte eine Pause und obwohl sein Blick trübe war, schien es, als schaue er dem Jarl tief in die Augen. Bjoren spürte, wie Jorund ihn in seinen Bann zog. Er konnte nichts dagegen tun. Mit einem Mal schien er ohne eigenen Willen in der Kate zu sitzen, nur um an den Lippen des Weisen zu hängen.
Schließlich fuhr Jorund fort und Bjoren erwachte wie aus einem Schlaf.
„Ein Wolf wird auf Björko einziehen. Er wird in Birka hausen und Veränderungen mit sich bringen. Ihm wird das Feuer folgen und sich über Birka ausbreiten.“
„Fenrir?“, stieß der Jarl keuchend hervor, doch Jorund schüttelte den Kopf.
„Es ist nicht Lokis entfesselter Wolf, der sein Unwesen treiben wird. Und wie ich es verstehe, bedeutet es nicht das Ende aller Dinge. Es ist ein anderer Wolf und er kommt nicht allein.“
„Ein ganzes Rudel?“
„Nein, dieser Wolf besitzt kein Rudel. Zumindest noch nicht. Er ist allein und doch kommt er in Begleitung einer Frau.“
„Eine Frau, die einen Wolf mit sich führt und dennoch ist er allein? Bei all den Geschichten, die an langen Winterabenden an meinem und meines Vaters Feuer erzählt wurden, von so etwas Merkwürdigem habe ich noch nie gehört.“
„Ich auch nicht, mein Freund. Und doch waren dies die Bilder, die ich von den Göttern erhielt. Diese Frau ist wie eine Tochter unseres Volkes, die ihre Bestimmung erfüllt. Sie wird mitten im Feuer stehen, das sich mit dem Wolf entfacht, und dennoch nicht verbrennen.“
Bjoren war verwirrt. Was hatten all diese Bilder mit ihm oder dem König zu tun? Einen einzelnen Wolf würde er schon rechtzeitig zu Fall bringen, ehe er die Stadt ins Unglück stürzen könnte. Es gab genügend gute Jäger unter seinen Getreuen, und es wäre nicht der erste Wolf, den sie zur Strecke brächten.
„Als der Jarl des Königs in Birka werde ich dafür Sorge tragen, dass dieser Wolf nicht die ewige Nacht über die Stadt bringen wird!“
Der Weise lehnte sich abermals zurück und verschwand in den Schatten. Nach kurzem Schweigen erklang seine Stimme aus der undurchdringlichen Dunkelheit. „Du wirst dich diesem Wolf nicht in den Weg stellen. Im Gegenteil, du wirst ihn an deinem Feuer willkommen heißen und seinen Hunger stillen. Er wird unter deinem Schutz in Birka hausen, bis sich das Feuer entfachen kann.“
„Niemals!“, rief Bjoren erschrocken. „Ich kann unmöglich für Birkas Untergang verantwortlich sein. Ich werde es verhindern!“
„Nicht jeder Wolf ist offensichtlich zu erkennen, Bjoren. Darüber hinaus wirst du diesen Wolf nicht nur beherbergen, sondern ihn selbst nach Birka bringen.“
Die Augen des Jarls weiteten sich. Seine Stimme war nur noch ein Flüstern, als könne er nicht fassen, was die Götter von ihm verlangten. „Ich soll das Feuer in unsere Stadt bringen, durch diesen Wolf? Ich soll Sorge dafür tragen, dass er sein Unwesen treiben kann, welches du wie Fenrirs unersättlichen Hunger beschreibst? Das kann unmöglich der Wille der Götter sein!“
Der Weise beugte sich nach vorne und zeigte sich im schwachen Licht des nahezu niedergebrannten Feuers. Er tastete nach einem Stock und stocherte damit in der Glut, ohne sehen zu können, was er tat. Dennoch schien er in seinem Handeln sicher zu sein.
„Siehst du die Erde unter der Glut, Bjoren? Sie ist verbrannt und geschwärzt, wie eine Nacht ohne Sterne. Sie sieht aus wie das Verderben selbst. Und dennoch ist sie fruchtbar, wenn sie umgegraben wird. Das Feuer in Birka muss nicht den Untergang für die Stadt bedeuten. Es kann ebenso gut den Boden für einen Neuanfang bereiten. Vielleicht ist das der Grund, weshalb die Götter diesen Wolf zu uns schicken. Ihn herzubringen scheint deine Aufgabe zu sein. Du musst einen Weg finden.“
„Erik wird es niemals zulassen“, war das Einzige, was der Krieger tonlos entgegen konnte. Die Götter hatten Pläne mit ihm und obwohl Bjoren die Asen ehrte, versuchte er einen Ausweg zu finden, um sich nicht diesem Willen beugen zu müssen.
„Das muss er auch nicht“, entgegnete Jorund ruhig. „Wenn die Götter etwas vorgesehen haben, wird sich kein Mensch dagegenstellen können, ohne ihren Zorn auf sich zu ziehen. Du kannst unseren König dennoch davon überzeugen, dich den Wolf suchen zu lassen, wenn die Zeit dafür reif ist.“
Bjoren konnte darauf nichts erwidern. Wenn dies die Nornen für ihn bereithielten, so musste er sich wohl fügen. Er wusste zwar noch nicht, mit welchen Worten er Erik Segersäll von dem Willen der Götter berichten und überzeugen sollte, doch ihm würde schon etwas einfallen. Der König war ein kluger Mann, der einen guten Ratschlag von einem schlechten zu unterscheiden wusste. Wenn sowohl Jorund wie auch Bjoren ihn vom gleichen Handeln zu überzeugen versuchten, würde er sicherlich erkennen, was es zu tun galt.
Bjoren versuchte sich bereits darauf einzustellen. „Wann wird Birka dieses Schicksal ereilen?“
„Das kann ich dir nicht sagen, darüber schwiegen die Götter. Sie werden dir aber sicher den Weg weisen, sobald die Zeit gekommen ist. Vertraue auf sie und habe Vertrauen in dich. Man nennt dich nicht ohne Grund Bjoren Langarm. Dein Name zeugt nicht nur von der Länge deines Schwertarmes, sondern auch von deinem Einfluss beim König. Nutze diese Macht. Er wird verstehen, wenn du ihm vom Rat der Götter berichtest. Erkläre ihm, dass du seine Unterstützung bei der Erfüllung dieser Prophezeiung benötigst, wann auch immer sie eintreffen soll. Sieh dich nicht als Unheilsbringer, sondern als Erneuerer. Zweifle nicht am Verstand unseres Königs und auch nicht an deinem.“
„Das tue ich nicht“, beteuerte Bjoren nachdenklich.
„So geh jetzt und denke über den Willen der Götter nach.“
Jorund lehnte sich wieder gegen die Hauswand und verschwand in den Schatten. Wie auf ein Zeichen hin erhob sich Sibbe. Bjoren hatte sie während des Gesprächs mit dem Weisen beinahe vergessen. Sie schritt an ihm vorüber und öffnete die Tür. Unerwartet grell drang das Sonnenlicht in die kleine Hütte und Bjoren kniff die Augen zusammen, während er die wenigen Schritte zur Tür ging. Als er die Kate gerade verlassen wollte, sprach Jorund ihn noch einmal an: „Wenn du Rat benötigst, zögere nicht, mich aufzusuchen. Und behalte dein Wissen vorerst für dich. Teile es mit niemandem, außer mit dem König. Es gibt Menschen in Birka, die diese Verheißung gegen dich nutzen würden.“
Bjoren nickte, auch wenn der Ältere es nicht sehen konnte. „Das werde ich tun. Ich danke dir für deinen Rat, weiser Jorund.“ Dann verließ er die Hütte und es schien ihm abermals, als betrete er eine andere Welt. Das Licht, die klirrenden Geräusche der Amulette und der Duft der See übermannten ihn beinahe. Bjoren schloss die Augen, als ringe er um einen klaren Verstand.
Die beiden Getreuen brachten wortlos das Pferd des Jarls herbei und warteten auf seinen Befehl. Bjoren schaute nach Osten, über die verzweigte Bucht, als erwarte er von dort den prophezeiten Wolf kommen zu sehen. Ein wildes Tier, das in seinen Gedanken dem Fenriswolf glich, der entfesselt selbst unter den Göttern Unheil anrichten könnte. Und er, Bjoren Langarm, sollte dieses Untier in Birka an seinem Feuer beherbergen! Wie konnte Jorund von ihm erwarten, das zu vollbringen? Wie konnten die Götter derartiges von ihm verlangen?
Mit einem Kopfschütteln wandte er den Blick ab, bestieg sein Pferd und trat ihm in die Flanken. Zunächst würde er seinem König Bericht erstatten und danach mit ihm beratschlagen, wie sie weiter verfahren sollten. Er selbst war sich nicht sicher, ob er dem Willen der Götter gerecht werden konnte. Mit Eriks Hilfe würde es ihm vielleicht gelingen.
In Gedanken versunken verließ er die Wiese mit der Hütte und den hölzernen Gestalten, deren merkwürdig lebendig wirkenden Augen ihm nachzugaffen schienen.
Faoláns Überraschung hielt sich in Grenzen, als die Tür seiner Zelle geöffnet wurde. Er hatte damit gerechnet, dass Walram die Verbannung so schnell wie möglich in die Tat umsetzen würde und heute schien es soweit zu sein. Seit der Urteilsverkündung waren erst zwei Tage vergangen und der Prior würde sicherlich nicht mehr Zeit als notwendig vergeuden.
Angespannt wartete Faolán, wer eintreten würde. Ein Mönch erschien in der Tür und als der Novize sich ihm näherte, machte der Bruder mit einer Handbewegung kehrt, die Faolán bedeutete, ihm zu folgen. Zur Verwunderung des Novizen blieb Konrads Zelle geschlossen und er verließ das Büßerhaus ohne seinen Freund.
Plötzlich durchfuhr ihn ein Gedanke: Sollten die beiden Freunde womöglich getrennt, ein jeder für sich, an unterschiedliche Orte in die Verbannung geschickt werden? Doch der Schreck verging schnell, als Faolán begriff, dass er aus einem anderen Grund aus der Zelle geholt worden war. Der Mönch ließ den Novizen einen Eimer Wasser holen und brachte ihn anschließend an den Tatort seines Vergehens. Dort musste Faolán mit einer Bürste die Schmiererei so gut wie möglich beseitigen, die er einige Wochen zuvor auf die Kirchenwand gebannt hatte.
Was unmittelbar nach der Tat noch ein Gesicht gewesen war, hatte sich durch starke Regenfälle zu einem undefinierbaren Geschmiere in Schwarz und Grau gewandelt. Faolán schüttelte während seiner vom Mönch beaufsichtigten Arbeit immer wieder fassungslos den Kopf. Dass er wegen einer solchen Leichtfertigkeit in derart große Schwierigkeiten geraten war, blieb ihm nach wie vor unbegreiflich. Ein Stück Kohle und seine Fantasie hatten sein gesamtes Leben zerrissen!
Faolán schrubbte, bis der weiße Kalk wieder durchschien. Doch selbst nach mehreren Eimern frischen Wassers war auf der Wand noch immer ein grauer Schleier zu sehen. Erst als keine Besserung mehr erkennbar war, wurde der Bruder einsichtig und führte den Novizen zurück. Dabei überquerten sie den Klosterhof. Faolán sah in der Nähe des Tores eine Handvoll berittener Krieger, die zu warten schienen. Sie führten ein weiteres Pferd mit sich, dessen Reiter nicht zu sehen war. Noch ehe Faolán sich fragen konnte, was das zu bedeuten hatte, erhielt er die Antwort.
Prior Walram und der Novize Drogo betraten den Platz und gingen auf die Reiter zu. Faolán stutzte, denn das Auftreten der beiden war anders als sonst. Er musste ein zweites Mal hinsehen bevor er begriff, dass Drogo nicht in ein Novizenhabit gekleidet war und dem Prior vorauseilte statt hinterher. Der kräftige Jüngling trug ein mit Eisennieten besetztes Lederwams, Beinkleider und feste, hohe Lederstiefel. Mehr denn je war der junge Mann als Sohn des Grafen Rurik zu erkennen.
Drogo schritt zielstrebig auf die wartenden Männer zu und nahm Faolán zunächst nicht wahr. Er bestieg sofort das herrenlose Pferd, das unter der Last zu tänzeln begann. Prior Walram war Drogo dicht gefolgt, wich nun aber ein paar Schritte zurück und wartete, bis das Tier sich wieder beruhigt hatte.
Obwohl Walram vor den berittenen Kriegern klein und schmächtig wirkte, ergriff er dennoch selbstsicher das Wort, als wolle er damit noch einmal klarstellen, dass er sich nach wie vor als Drogos Mentor sah: „Ich entlasse dich hiermit wieder in die Hände deiner Eltern. Deine Zeit im Kloster ist auf ihren Wunsch hin abgelaufen. Andere Aufgaben erwarten dich nun, denn du bist alt genug, dich um die Verwaltung der Ländereien zu kümmern, während dein Vater dem Ruf des Kaisers folgt.“
Drogo schien den Worten des Mönches kaum Aufmerksamkeit zu schenken. Sein Interesse galt einzig seinem Pferd. „Das wurde aber auch Zeit“, entgegnete er kühl, ohne den Prior eines Blickes zu würdigen. „Ich hatte schon befürchtet, das Gelübde eines Mönches ablegen zu müssen. Einen schönen Grafen hätte ich dann abgegeben.“
Als Drogo laut auflachte, stimmten die übrigen Reiter mit ein. Faolán war nahe genug, um alles mit anhören zu können. Das Gelächter erinnerte ihn unweigerlich an Drogos Novizengefolge, das ebenfalls bei jeder noch so geistlosen Bemerkung seinem jungen Herrn mit Gelächter geschmeichelt hatte.
Walram hingegen versuchte die Belustigung zu überhören. „Nein, für das Ablegen des Mönchsgelübdes warst du niemals bestimmt. Dennoch solltest du dich bei deinen neuen Aufgaben stets an die Lehren unseres Klosters erinnern. Sie weisen nicht nur einem Mönch den Weg auf den Pfaden des Lebens. Mit der Zeit wirst du erkennen, dass die Weisheit des Benedikt von Nursia auch im weltlichen Leben …“
Faoláns Gedanken schweiften ab, als er außer Hörweite kam. Er verspürte eine große Erleichterung, denn Drogos Abreise bedeutete, dass Ering zukünftig keine Übergriffe von ihm zu befürchten hatte. Es schien, als würde sich das Schicksal zumindest für einen seiner Freunde zum Guten wenden.
Der anschwellende Lärm von schnellen Pferdehufen riss Faolán aus seinen Gedanken. Er blickte auf und sah erschrocken, dass Drogo direkt auf ihn zu ritt. Während der ihn begleitende Mönch ängstlich davonlief, erstarrte Faolán. Unfähig, sich aus dieser Starre zu lösen, blickte er Drogo tief in die Augen, als könne er ihn mit bloßer Willenskraft zum Einhalten zwingen. Tatsächlich riss der Jüngling mit einem Mal am Zügel und brachte das Pferd mit rutschenden Hufen nur wenige Handbreit vor Faolán zum Stehen, so dass der Novize von einer dicken Staubwolke eingehüllt wurde.
Drogo rang noch um die Ruhe des nervösen Tieres, als er belustigt das Wort ergriff. „Auf diesen Tag habe ich lange gewartet! Endlich kann ich dieses Kloster verlassen. Doch das allein macht den Tag noch nicht vollkommen. Auch nicht die Tatsache, dass du in Kürze in die Verbannung geschickt wirst, was jedoch sehr dazu beiträgt. Es gibt noch einen anderen Grund für meine Freude. Kannst du dir vorstellen, welcher das ist?“
In Drogos selbstgefälligem Grinsen war nur Hohn zu sehen. Hoch zu Ross blickte er auf Faolán herab und wartete auf dessen Antwort. Doch der Novize dachte nicht daran, sich auf dieses Spielchen einzulassen. Er wandte sich ab, um dem Mönch zu folgen, als könne er es nicht erwarten in seine Büßerzelle zurückzukehren. Fassungslos über diese Unverfrorenheit trat Drogo seinem Pferd in die Flanken und schnitt Faolán den Weg ab.
„Ich habe dich etwas gefragt, Novize!“, schrie Drogo. „Antworte deinem Grafen gefälligst, wenn er dich etwas fragt. Ist es nur Dummheit oder hat es dir die Sprache verschlagen, jetzt da du dir meines Standes bewusst bist?“
Entnervt gab Faolán dem Drängen nach. „Dann spuck es schon aus. Was beglückt dich am heutigen Tage so sehr, dass du es sogar mir unter die Nase reiben musst?“
Ein zufriedenes Lächeln zeigte sich auf Drogos überheblichem Gesicht. „Es ist der merkwürdige Gang der Dinge. Vor einigen Wochen hatte ich noch geglaubt, dich mit eigenen Händen zu Fall bringen zu müssen. Doch du hast mich eines Besseren belehrt und dich einfach selbst zu Fall gebracht! Du hast dich selbst in den Staub geworfen und dein kümmerliches Leben ruiniert! Damit hast du sogar mehr erreicht, als ich es jemals vermocht hätte.“
Zorn stieg in Faolán auf. Drogo hatte Recht! Für seine Lage war nur er allein verantwortlich. Nicht Walram und auch nicht Drogo. Noch nicht einmal eine Teilschuld hätte er ihnen anlasten können.
Als Drogo erkannte, dass Faolán begriffen hatte, setzte er mit einem Lachen nach. „Eine Fügung des Schicksals oder meine Gebete wurden erhört. Offensichtlich sorgt der allmächtige Herr für die Seinen, das hat uns doch immer der Abt gelehrt, nicht wahr? Wie es scheint, war ich damit gemeint.“
Faolán konnte das selbstgefällige Gerede nicht mehr ertragen. Er machte ein paar Schritte zur Seite, doch Drogos Pferd folgte dem Novizen und schnitt ihm weiterhin den Weg ab. „Verschwinde endlich!“, schrie Faolán schließlich, der sich nicht mehr zu helfen wusste. „Verkriech dich auf deiner Burg und lass dich hier nie wieder blicken!“
Erneut lachte Drogo auf. Sein Triumph war unverkennbar. „Mit dem allergrößten Vergnügen! Doch in einem Punkt irrst du dich gewaltig. Nicht ich, sondern du wirst es sein, der sich hier nie wieder blicken lassen wird! Oder glaubst du allen Ernstes, dass du jemals aus der Verbannung zurückkehren wirst?“
Zufrieden blickte Drogo auf Faolán hinab, als habe er ihm soeben einen Todesstoß versetzt. Er spuckte aus, trat seinem Pferd in die Flanken und ritt zu den wartenden Kriegern zurück. Kaum war er fort, eilte der geflohene Mönch wieder herbei und zog Faolán am Arm zum Büßerhaus zurück. Dort hatte der Novize genügend Zeit, über das Gesprochene nachzudenken und er begriff, dass Drogo nur einen Teil der Wahrheit ausgesprochen hatte. Die Tragweite seines Fehlers war weitaus größer. Er hatte nicht nur seine eigene, sondern auch Konrads Verbannung verschuldet. Doch damit war es noch nicht genug, denn er riss noch weitere Menschen mit ins Unglück. Svea, die seiner Liebe entrissen wurde. Ering, der zwei Freunde verlor. Bruder Ivo, dessen Freundschaft Faolán sehr zu schätzen wusste. Der Cellerar musste sich jetzt einen neuen Gehilfen suchen. Und auch Abt Degenar hatte er enttäuscht.
Die Gedanken an Svea bedrückten Faolán am stärksten. Er liebte sie, und dass er Svea diese Liebe in Zukunft nicht mehr würde zeigen können, traf ihn am härtesten. Je länger er darüber nachdachte, umso stärker wurde seine Sorge, dass diese Liebe im Laufe der Jahre vielleicht vergehen könnte. Wenn auch nicht bei ihm, dann vielleicht bei Svea. Diese Gedanken waren schmerzlicher als Drogos Fausthiebe jemals hätten sein können.
Verzweifelt blickte er durch die kleine Fensteröffnung seiner Büßerzelle in den Himmel, als könne er Svea dort erblicken. Doch dort oben war niemand. Nicht einmal Gott schien noch für ihn da zu sein, obwohl Faolán ihm viele Jahre als Novize gedient hatte. Trotz und Wut stiegen in ihm auf und er begann unruhig in seiner Zelle auf und ab zu laufen. Schließlich blieb er stehen und fasste einen Entschluss: Seine Liebe zu Svea würde niemals vergehen, ebenso wenig wie seine Freundschaft zu Ering und Konrad, was auch immer geschehen mochte. In seinem Herzen würde er Liebe wie auch Freundschaft bei sich tragen.
Es schien zunächst nur ein schwacher Trost zu sein, doch dieser Entschluss brannte wie eine kleine Flamme in Faolán. Als er sie genauer betrachtete, erkannte er, dass dies ein zartes Flackern reiner Zuversicht war, an das er sich klammerte. Es war diese kleine Flamme mit ihrer spärlichen Wärme und ihrem trüben Licht, die seine weiteren Gedanken nährte: Sollte Drogo tatsächlich glauben, Faolán würde sich hier nie wieder blicken lassen, so hatte er sich geirrt. Vielleicht würde Faolán Drogo niemals wiedersehen. Svea und Ering hingegen würde er eines Tages wieder begegnen, das gelobte er in diesem Augenblick.
Zwei Tage später öffnete sich seine Zellentür abermals und ein mit Kapuze verhüllter Bruder wies ihn stumm an, ein frisches Büßerhemd anzulegen. Danach musste Faolán vor die Tür treten. Im Flur stand bereits Konrad, ebenfalls in grobes Linnen gekleidet und mit gefesselten Händen. Sogleich kam der Mönch auf Faolán zu und band seine beiden Handgelenke mit einem rauen Strick zusammen. Danach wurden die beiden Verurteilten wortlos auf den Hof geführt, auf dem sich drei gesattelte Pferde und ein bepackter Esel befanden. Das Wetter war mild und der frühe Herbst zeigte sich von seiner schönsten Seite. Wäre der Anlass nicht so demütigend gewesen, so hätte Faolán sich darüber gefreut, aus seiner Zelle entlassen zu werden. Doch die Tiere ließen keinen Zweifel daran, dass der Aufbruch zu ihrem Verbannungsort bevorstand.
Nur kurze Zeit später erschienen Abt Degenar, Prior Walram und Bruder Wunhold, der Heiler des Klosterhospitals, auf dem Hof. Die Mönche bestiegen stumm die wartenden Pferde und ohne Umschweife traten sie die Reise an. Der Abt führte die Gruppe an, im Anschluss folgte Prior Walram. Bruder Wunhold, der den Esel hinter sich führte, gab Faolán und Konrad ein Zeichen, dass sie sich vor ihm einreihen sollten. Den Verurteilten war es nicht vergönnt, auf Pferden in die Verbannung zu reiten. Sie mussten ihren Weg mit baren Füßen beschreiten.
Dies war der Augenblick, den Faolán so lange gefürchtet hatte. Die Bruderschaft blieb diesem Auszug bewusst fern. Die beiden Sünder standen mit dem Bösen im Bunde und waren eine Gefahr für die Abtei. Niemand sollte oder wollte dieser Abreise beiwohnen. Je weniger über Faolán und Konrad berichtet werden konnte, umso schneller würden sie in Vergessenheit geraten.
In Gedanken verabschiedete sich Faolán von der Abtei und von Bruder Ivo, der wie ein Vater für ihn gewesen war. Und er dachte an Ering, seinen treuen Freund. Der Novize schaute sich um und betrachtete die Gebäude des Klosters, die seine Heimat bedeuteten. Noch einmal durchstreifte er im Geiste die Bibliothek, die Kirche und den anschließenden Kreuzgang, das Noviziat mit dem Lehrsaal, die Gewölbekeller und Lagerhäuser. Viele Jahre hatte er hier verbracht und es schien ihm unvorstellbar, dass er all dies jetzt zurücklassen musste, gedemütigt und erniedrigt.
Faoláns Herz wurde schwer. Erst jetzt wurde ihm bewusst, was ihm das Kloster bedeutete. Es war nicht nur seine Heimat – es war sein Leben. Hier fühlte er sich geborgen, trotz mancher Widrigkeiten.
Seine Tränen fielen zu Boden und wurden von niemandem bemerkt. Schließlich passierte er das Tor und schlug den Weg nach Süden ein, in die entgegengesetzte Richtung von Neustatt, fort von Svea!
Faolán versuchte seine Gedanken in andere Bahnen zu lenken und konzentrierte sich auf das voranlaufende Pferd. Dass ausgerechnet Prior Walram mit auf diese Reise ging, war das denkbar Schlechteste für die beiden Sünder. Doch Walram würde es sich nicht nehmen lassen, in seinem ehemaligen Kloster alte Bekannte zu treffen. Das vermutete zumindest Faolán hinter Walrams Bestrebungen.
Stumpfsinnig trottete der Novize seines Weges und achtete nicht weiter darauf, wohin der Abt sie führte. Es war Faolán nur klar, dass er ihn von Svea wegbrachte.
Diese Gleichgültigkeit hielt allerdings nur über den ersten Tag an. Bereits am zweiten Tag forderte die Reise den beiden Sündern alle Kräfte und jede Disziplin ab. Der Weg in die Verbannung war steinig und wurde mit jedem Schritt qualvoller. Dies war Teil der Bestrafung, die von Walram sorgfältig geplant worden war.
Barfüßig und nur mit ihren Büßerhemden bekleidet mussten sie diese Reise überstehen. Walram würde diesbezüglich keine Gnade walten lassen. Das Wetter schien dagegen ein Einsehen zu haben, denn die Herbsttage blieben sonnig und die Novizen mussten tagsüber nicht frieren. Nachts kroch ihnen die Kälte zwar meist unangenehm unter die Haut, doch bis auf den Morgentau blieben die Freunde trocken.
Trotz der guten Witterung verschlechterte sich ihre Lage von Tag zu Tag, denn ihnen wurde auf dem Weg in die Verbannung als Verpflegung lediglich etwas Wasser und ein wenig Brot zuteil, sonst nichts. Weder Früchte noch getrocknetes Fleisch erhielten sie. Bruder Wunhold war damit zwar nicht einverstanden und hatte den hierfür verantwortlichen Prior umzustimmen versucht, doch der blieb in seiner Haltung unnachgiebig. Das war Teil der Buße und auch der Abt widersprach seinem Stellvertreter nicht.
Tag für Tag trieb Walram die beiden Novizen weiter voran. Ihr Zustand verschlechterte sich zusehends. Hunger und Kraftlosigkeit plagten sie immer stärker. In ihrer Verzweiflung aßen sie heimlich die Pflanzen am Wegesrand, sobald sie sich unbeobachtet glaubten. Wenn sie besonderes Glück hatten, fanden sie eine Nuss in dieser frühherbstlichen Zeit, doch all das war weder sättigend noch ausreichend, um Kräfte zu sammeln. Sie aßen das Grün, auch wenn ihre Mägen sich dagegen auflehnten und es wieder von sich zu geben drohten.
Faoláns Verfassung ließ bereits nach einigen Tagen nach und selbst Konrad, der sich sonst immer in körperlich gutem Zustand befand, stolperte nur wenig später ebenfalls mehr vor sich hin als dass er ging. Die Novizen konzentrierten sich nur noch darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Strauchelten und stürzten sie zu Boden, half ihnen Walram mit Stockhieben wieder auf die Beine.
Doch je länger der Prior Faolán quälte, umso fester wurde dessen Entschluss, all das zu überstehen. Faoláns Willenskraft nährte die kleine Flamme der Hoffnung, die er das erste Mal in der Büßerzelle bemerkt hatte. Die Hoffnung, Svea und Ering eines Tages wiedersehen zu können, war sein einziger Antrieb, jeden weiteren Schritt zu bewältigen.
Die Gruppe mied jegliche Siedlung oder Abtei. Mit diesen Sündern wollte Abt Degenar sich nirgends zeigen, selbst wenn das bedeutete, des Nachts weder ein Bett noch ein Dach über dem Kopf zu haben. Stattdessen schlugen sie abends ein Lager im Freien auf. Dann erst war es Bruder Wunhold möglich, die geschundenen Füße der Novizen zu säubern und mit einer Paste einzureiben. Der Heiler konnte es kaum mit ansehen, wenn die Novizen am nächsten Morgen wieder auf ihren wunden, geschwollenen Füßen stehen mussten, um einen weiteren Tagesmarsch hinter sich zu bringen.
So durchquerten sie schweigend das Land, bis sie schließlich die ersten Ausläufer einer großen Hügelkette erreichten. Dunkel ragten die Höhenzüge vor ihnen auf und Faolán ahnte, dass dies der südlich gelegene Schwarzwald sein musste. Für die beiden Novizen, die sich bereits am Ende ihrer Kräfte glaubten, wurde der Anstieg mit jedem Schritt zu einer neuen Probe. Der Weg führte sie jetzt hauptsächlich durch dichten Nadelwald und nur vereinzelt sahen sie in der Ferne noch Siedlungen. Immer seltener begegneten ihnen Reisende oder Ansässige.
Nachdem sie den Höhenzug erklommen hatten, erstreckte sich eine weite Hochebene vor ihnen, deren sanfte Hügel den Wogen eines dunklen Baumwipfelmeeres glichen. Die beiden Jünglinge hatten jetzt mehr denn je ihre Not, mit den Pferden Schritt zu halten, denn Walram drängte darauf, möglichst schnell ihr Ziel zu erreichen.
Einige Tage später konnte Faolán an einer lichten Stelle des Waldes über eine Felskante in die Ferne blicken. Dort erkannte er schemenhaft mehrere Gebäude, die zusammen eine mächtige Anlage zu bilden schienen. Sie hob sich deutlich von dem dunklen Wald ab und Faolán glaubte, zwei Kirchtürme ausmachen zu können. Die Art, wie Prior Walram ebenfalls in die Ferne starrte, ließ Faolán ahnen, dass dies ihr Reiseziel sein musste: das Columbankloster. Obwohl sein Blick auf den Verbannungsort gerichtet war, empfand Faolán dennoch eine große Erleichterung. Noch heute würden sie nach all den Strapazen endlich wieder ein Dach über dem Kopf haben und vielleicht sogar etwas zu essen bekommen. Endlich würden sich seine wunden Füße erholen und seine schmerzenden Beine ausruhen können.
Mit dem Ziel vor Augen wurde keine Rast mehr eingelegt und tatsächlich erreichte die Gruppe das Kloster bereits am frühen Nachmittag. Die Anlage befand sich auf einer kargen Anhöhe, fernab von jeder Siedlung. Wären die Wege in der Nähe des Klosters nicht breiter als einfache Waldpfade gewesen, so hätte Faolán hier keine Menschenseele vermutet.
Zur einen Seite des Gebäudekomplexes fiel der Hang steil und zerklüftet ab, führte unzählige Klafter in die felsige Tiefe. Es hatte den Anschein, als wäre das Gestein des Hanges unter der drückenden Last der Abtei zerbrochen und über die Jahrzehnte hinweg abgerutscht. Ein Teil der Bauten gründete auf einem massiven Überhang oberhalb des Abgrundes. Einige ragten gar über die Felskante hinaus, krallten sich so gut wie möglich an dem Massiv fest, das sie mit ihren Fundamenten und Balken noch greifen konnten. Faolán befürchtete, dass ein einziger loser Stein das gesamte Gebilde zum Einsturz bringen könnte. Andererseits sah das Kloster so aus, als säße es schon seit Jahrhunderten auf dieser Felskante, und überschattete das darunterliegende Tal auf düstere und bedrückende Art. Die dunkle, graue Abtei ragte bedrohlich über den Köpfen der Reisenden auf, die sich vom Tal her näherten.
Der Weg führte die Gruppe vor das Haupttor des Klosters, das ebenso mächtig wie die dunklen, haushohen Mauern wirkte. Im Gegensatz zum Benediktinerkloster hätte dieser Wall die Wehranlage einer Burg sein können, so unüberwindbar schien er. Faolán beschlich ein ungutes Gefühl, als sie dem Tor näher kamen. Mit jedem Schritt kroch Kälte an ihm empor, so dass er trotz der warmen Herbstsonne zu frösteln begann.
Die beiden hölzernen Torflügel waren verschlossen. Sie saßen fest und unbeweglich in ihren Scharnieren. Abt Degenar ersuchte durch lautes Klopfen mit seinem Wanderstab mehrmals um Zutritt, doch nichts geschah. Geduldig warteten die Reisenden vor dem Tor, während die Pferde und der Esel genügsam am Wegesrand grasten. Je länger sie warteten umso stärker keimte in Faolán die Hoffnung, das Kloster sei in dieser unwirtlichen Umgebung vielleicht aufgegeben worden. Dieser Gedanke wurde jedoch zunichte gemacht, als sich eine kleine Luke in einem der Torflügel öffnete und das argwöhnisch dreinblickende, runde Gesicht eines Mannes erschien. Mit einem merkwürdigen Grunzen, kritischem Blick und genervtem Unterton drang die Stimme des Mönches durch die Stille. „Wer seid Ihr und was wollt Ihr?“
Degenar räusperte sich und trat an die Luke heran. „Ich bin Abt Degenar vom Benediktinerkloster zu Neustatt. In meiner Begleitung befinden sich Prior Walram und Bruder Wunhold. Gemeinsam ersuchen wir mit diesen beiden Büßern um Einlass.“
Misstrauisch beäugte das Gesicht in der Luke die fünf Männer und seine Mundwinkel verzogen sich dabei, als habe er einen üblen Geschmack im Mund. „Wieso wollt Ihr das Schlechte in unsere Mauern bringen? Was haben wir mit diesen Büßern zu schaffen? Bringt sie in Eure eigene Abtei! Hinfort mit ihnen. Hinfort sage ich!“
Der Kopf zog sich überraschend zurück und die Klappe begann zuzuschwingen. Schnell stieß Degenar seinen Stock in den verbleibenden Spalt und verhinderte so das Schließen. Die Luke öffnete sich erneut und das Gesicht des hiesigen Mönches zeigte jetzt unverhohlen Zorn. „Was gibt es noch? Wollt Ihr mich etwa erneut langweilen und um eine Mahlzeit sowie eine Unterkunft betteln?“
Degenar musste sich beherrschen, nicht ebenfalls laut zu werden. „Nein, ich ersuche um ein Gespräch mit Eurem Abt!“
„Ihr erscheint zu einem ungünstigen Zeitpunkt“, wies ihn das Gesicht erneut zurück. „Die Brüder wollen während der Non nicht gestört werden. Danach üben wir uns im stillen Gebet. Ihr müsst später wiederkommen!“
Das war ein absurder Vorschlag. Wohin hätten die Reisenden gehen sollen? Es gab in der Nähe weder eine Stadt noch eine Siedlung, wo sie hätten verweilen können. Das Gesicht des Mönches zog sich abermals zurück und die Luke war erneut im Begriff sich zu schließen. Noch einmal schob der Abt seinen Gehstab in die Öffnung und stieß sie diesmal auf. Der Mönch hinter dem Tor wich entsetzt einen Schritt zurück.
Ohne das bestürzte Gesicht zu beachten, wurde Degenars Tonfall schärfer. „Wir haben eine weite und entbehrungsreiche Reise hinter uns gebracht. Es wäre mir ein wahres Bedürfnis, an einem Gottesdienst teilnehmen zu können, um Gott zu danken, dass wir unser Ziel unbeschadet erreicht haben. Oder wollt Ihr mir selbst das verweigern?“
„Euer Ziel?“, fragte der Mönch ungläubig und nahezu heiser. „Diese Abtei kann unmöglich Euer Ziel sein! Was hat das zu bedeuten?“
„Das würde ich Eurem Abt gerne persönlich erklären!“, sprach Degenar fordernd. „Zudem gedenke ich meine Angelegenheiten nur mit einem Gleichgestellten zu debattieren und nicht mit Euch. Schon gar nicht vor dem Tor. Solltet Ihr mir mein Anliegen jedoch weiterhin verwehren, so müsste ich den Bischof davon in Kenntnis setzen. Ich glaube allerdings nicht, dass Ihr neben mir auch noch seine Delegation oder gar ihn selbst zu beherbergen wünscht. Möge der Herr Eure Entscheidung mit Wohlwollen betrachten.“
Der Mönch hinter der Öffnung beobachte Degenar unschlüssig und schien abzuwägen, ob die unerwünschten Besucher eine Störung der Andacht wert seien und ob die unmissverständliche Drohung ernst gemeint oder nur eine Finte war. Offensichtlich wollte der Mönch kein Risiko eingehen, denn schließlich raunte er etwas Unverständliches, nickte kurz und schloss die Luke. Abt Degenar hielt inne. Nach kurzem Warten öffnete sich einer der Torflügel einen Spalt, gerade breit genug, um den Männern und den Reittieren Einlass zu gewähren.
Hinter dem Tor wartete der Mönch ungeduldig darauf, dieses wieder schließen zu können. Der Mann war von gedrungener Statur und kräftig genug, um den schweren Torflügel ohne größere Anstrengung allein zu bewegen. Argwöhnisch begutachtete er die Fremden. Zuletzt und eher abfällig fiel sein Blick auf die beiden Novizen im Büßergewand. Mit einem Mal entrang sich ihm ein krächzendes Lachen, wobei das Tor donnernd zufiel und mit einem massiven Holzbalken verriegelt wurde. Dann ließ er die Fremden stehen und schritt einfach davon. Noch einmal erklang sein Lachen, das von den dunklen Mauern höhnisch widerhallte, als schließe sich das Kloster seiner Belustigung an. Dann verschwand der Mönch in einem der angrenzenden Gebäude.
Die fünf Reisenden standen mit ihren Tieren allein auf dem Hof. Faolán schaute sich um, versuchte sich zu orientieren. Dieses Kloster war anders aufgebaut als die vertraute Benediktinerabtei. Die meisten Gebäude drängten sich an die hohe Außenmauer, sodass unmittelbar nach dem Tor ein großzügiger Platz entstand, der zur gegenüberliegenden Kirche hin leicht anstieg. Weder Baum noch Strauch befand sich auf diesem Platz. Es war eine trostlose, karge Fläche. Das Kloster selbst war deutlich kleiner als Faolán es gewohnt war und wirkte beklemmend, ja geradezu bedrohlich.
Das Gotteshaus war das imposanteste Bauwerk der Anlage. Mit zwei flankierenden Türmen an den Seiten des Hauptportals überragte es alle anderen Bauten bei weitem, obwohl die übrigen Gebäude oft mehrere Stockwerke besaßen. Doch trotz dieser Mächtigkeit war die Kirche keine Augenweide. Sie wirkte massiv und schwer und ihre kleinen Fenster ließen nur wenig Licht im Inneren vermuten. Breite Stufen führten das letzte Stück vom Hof hinauf zum schlichten Portal, dessen Einfassung nur mit einfachen Steinmetzarbeiten verziert worden war.
Faolán versuchte sich ein Bild der Klosteranlage zu machen. Die Gebäude reihten sich allesamt dicht aneinander und ließen keinen Spalt übrig, in den er sich würde zurückziehen können wie im Benediktinerkloster. Aus grauem Gestein hergestellt, waren die Bauten ausnahmslos schlicht und trostlos in ihrer Erscheinung. Faolán wurde zunehmend unruhiger. In diesem Kloster sollte er zukünftig leben und dem Herrn dienen? Das Wenige, das er über die herrschende Strenge und Härte in diesen Mauern wusste, passte gut zu seinem ersten Eindruck. Wie viele Jahre würde er wohl sein Dasein an diesem Ort fristen müssen?
Da sich auch nach einiger Zeit kein Mönch auf dem Hof zeigte, um die Fremden zu begrüßen, ließ Abt Degenar sein Pferd am Tor stehen und schritt auf die Kirche zu. Die anderen folgten ihm in einigem Abstand. Stille herrschte. Lediglich die Krähen auf dem Platz und das Pfeifen des Windes an den Gebäudeecken unterbrachen die unheimliche Ruhe.
Unbeirrt stieg Degenar die Stufen zum Portal empor und öffnete die Tür. Die anderen folgten ihm und zusammen betraten sie das Gotteshaus. Als sich die Tür wieder schloss, glaubte Faolán zunächst durch absolute Finsternis zu gehen. Seine Schritte stockten, denn das wenige, durch die kleinen Fenster dringende Sonnenlicht reichte kaum aus, um den Innenraum des großen Kirchenschiffs ausreichend zu erhellen. Erst nach einiger Zeit gewöhnten sich Faoláns Augen an die Dunkelheit, so dass er Einzelheiten erkennen konnte.