MICHAEL LAITMAN

VOM CHAOS ZUR HARMONIE

DIE LÖSUNG DER GLOBALEN KRISE GEMÄSS
DER
WEISHEIT DER KABBALA

MICHAEL LAITMAN

VOM CHAOS
ZUR
HARMONIE

DIE LÖSUNG DER GLOBALEN KRISE GEMÄSS
DER
WEISHEIT DER KABBALA

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Titel der englischen Originalausgabe:
From Chaos to Harmony · The Solution to the global Crisis
according to the Wisdom of Kabbalah

©2006 by Michael Laitman

Vollständige E-Book-Ausgabe der bei
J.Kamphausen Verlag & Distribution GmbH
erschienenen Printausgabe

Michael Laitman
Vom Chaos zur Harmonie
Die Lösung der globalen Krise gemäß der Weisheit der Kabbala

Cover Design: Morian & Bayer-Eynck

©Edition Laitman in J. Kamphausen Verlag, Bielefeld 2011

Übersetzung aus dem Englischen:

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

ISBN Printausgabe 978-3-89901-419-8
ISBN eBook 978-3-89901-568-3

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen
und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte
Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten.

INHALTSVERZEICHNIS

Vorwort

Aufbau des Buches

Teil 1: Vom Chaos zur Harmonie

Verlangen ist alles

Die Grenzen der Freude

Altruismus ist das Gesetz des Lebens

Dem Naturgesetz gehorchen

Der Weg zur Freiheit

Wie wir unsere Wahlfreiheit verwirklichen

Alles ist bereit (für den Zweck des Lebens)

Eine Wirklichkeit der Ganzheit und Unendlichkeit

Teil 2: Von der Natur lernen

Teil 3: Das Gleichgewicht erreichen

Teil 4: Die Rolle Israels

Über den Autor

Über Bnei Baruch

Weitere Lektüre

VORWORT

Es ist kein Geheimnis, dass sich die Menschheit in einer tiefen Krise befindet. Viele von uns empfinden dies bereits. Gefühle der Bedeutungslosigkeit, Frustration und Leere begleiten uns. Familiäre Streitigkeiten, ein fragwürdiges Bildungssystem, Drogenmissbrauch, persönliche Unsicherheit, die Furcht vor einem Atomkrieg, Gefährdung des Ökosystems, all dies überschattet unser Glücksgefühl. Es scheint, als hätten wir die Kontrolle über unser Leben verloren. Und wir fühlen uns nicht mehr in der Lage, unsere Probleme zu lösen.

Es ist allgemein bekannt, dass die korrekte Diagnose einer Krankheit ihre halbe Heilung bedeutet. Daher müssen wir, um unsere Probleme zu lösen, zunächst deren Ursachen verstehen. Der beste Ansatz hierfür besteht darin, die menschliche Natur und die Ordnung der Welt zu verstehen. Wenn wir unsere eigene Natur und die Gesetze, die uns beeinflussen, verstehen, wird uns klar werden, wo wir irren und was wir tun müssen, um unserer misslichen Lage Herr zu werden.

Wenn wir die uns umgebende Natur betrachten, stellen wir fest, dass alle bewegungslosen, vegetativen und belebten Stufen der Natur von angeborenen Instinkten gesteuert werden. Solche Handlungen sind weder gut noch schlecht; sie folgen schlicht den ihnen innewohnenden Regeln und befinden sich in Harmonie mit der Natur und miteinander.

Wenn wir hingegen die Natur des Menschen betrachten, stellen wir fest, dass sich diese grundsätzlich von der restlichen Natur unterscheidet. Der Mensch ist das einzige Geschöpf, dem Ausbeutung und die Herrschaft über andere Freude bereiten kann. Nur der Mensch genießt seine Individualität, Andersartigkeit und Überlegenheit. Und so zerstört der menschliche Egoismus das Gleichgewicht der Natur.

Das Verlangen nach Genuss entwickelte sich langsam mit dem generellen Wachstum menschlichen Verlangens. Zuerst manifestierten sich einfache Verlangen wie der Wunsch nach Nahrung, nach Fortpflanzung und Familie. Das Auftauchen fortgeschrittener Verlangen wie das Streben nach Wohlstand, Ehre, Macht und Wissen verursachte die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft und ihrer sozialen Strukturen: Bildung, Kultur, Wissenschaft und Technologie. Die Menschheit schritt stolz in dem Glauben voran, dass Fortschritt und Wirtschaftswachstum sie befriedigen und sie glücklicher machen würden. Doch heute beginnen wir zu erkennen, dass dieser langwierige Evolutionsprozess zum Stillstand gekommen ist.

Der Grund hierfür ist, dass die Genussbefriedigung nie lange vorhält. Wir alle haben uns schon mindestens einmal nach etwas gesehnt, manchmal über Jahre hinweg. Doch als wir das Gewünschte dann tatsächlich hatten, verflüchtigte sich der Genuss nach kurzer Zeit, das Gefühl der Leere kehrte zurück und wir jagten neuen Zielen in der Hoffnung hinterher, sie würden uns Erfüllung schenken. Dieses Phänomen gilt sowohl für einzelne Individuen als auch für die Menschheit als Gesamtes.

Nun, da wir in Tausenden von Jahren Erfahrungen gesammelt haben, erkennen wir, dass wir nicht wissen, wie wir dauerhafte Glückseligkeit oder auch nur innere Sicherheit erlangen können. Wir sind verwirrt. Dieses Phänomen ist die Grundlage aller Krisen und Herausforderungen, die uns plagen.

Darüber hinaus hat die natürliche, menschliche Vorliebe für egoistische Genüsse auf Kosten anderer mit der Zeit zugenommen. Heutzutage versuchen Menschen, das Scheitern anderer für das eigene Fortkommen zu nutzen. Intoleranz, Entfremdung und Hass haben neue und furchterregende Dimensionen erreicht, welche die Existenz der gesamten menschlichen Spezies aufs Spiel setzen.

Wenn wir die Natur beobachten, sehen wir, dass alle lebenden Geschöpfe daraufhin ausgelegt sind, dem Prinzip des Altruismus zu folgen und für andere zu sorgen. Dieses Prinzip unterscheidet sich grundlegend von dem, das den Menschen motiviert.

Zellen in einem Organismus vereinigen sich durch wechselseitiges Geben in der Absicht, den gesamten Körper aufrechtzuerhalten. Jede Zelle im Körper erhält, was sie zum eigenen Fortbestehen benötigt, und dient mit der verbleibenden Energie dem restlichen Körper. Auf jeder Ebene der Natur arbeitet das Individuum zum Wohle des Ganzen, dessen Teil es ist, und darin findet es seine Ganzheit. Ohne altruistische Handlungen kann ein Körper nicht bestehen. Das Leben selbst kann nicht bestehen.

Nachdem Forschungen auf vielen verschiedenen Gebieten angestellt wurden, ist die Wissenschaft heute zu dem Schluss gelangt, dass auch die Menschheit aus einem ganzheitlichen Körper besteht. Das Problem ist jedoch, dass uns Menschen dies immer noch nicht klar ist. Wir müssen aufwachen und einsehen, dass die Probleme, die unser gegenwärtiges Leben überschatten, keine Produkte des Zufalls sind; sie können nicht durch Mittel, die wir aus der Vergangenheit kennen, gelöst werden. Sie werden sich sogar verschlimmern, solange wir nicht anfangen, eine andere Richtung einzuschlagen und in Übereinstimmung mit dem umfassenden Gesetz der Natur zu leben – dem Gesetz des Altruismus.

Alle negativen Phänome in unserem Leben, sowohl die ganz spezifischen als auch die allgemeineren, beruhen auf der Missachtung der Naturgesetze. Wenn wir uns aus großer Höhe fallen lassen und uns dabei verletzen, wissen wir, dass wir gegen das Gesetz der Schwerkraft verstoßen haben. Daher müssen wir uns heute die Frage stellen, auf welchen Gebieten wir die Gesetze der Natur missachten. Wir müssen die richtige Lebensweise finden. Alles hängt von unserem Bewusstsein ab: Je besser wir das System der Natur verstehen, desto weniger Leid werden wir erfahren und desto schneller werden wir uns fortentwickeln.

Auf der belebten Stufe ist Altruismus das Gesetz der Existenz. Auf der Stufe des Menschen müssen wir jedoch selbst diese Art der Beziehung herstellen. Die Natur hat dies uns überlassen, damit wir uns selbst zu einer neuen, erhabeneren Stufe der Existenz hin entwickeln können. Das ist der essentielle Unterschied zwischen dem Menschen und allen anderen Geschöpfen.

In diesem Buch werden wir darüber sprechen, wie wir altruistische Beziehungen verwirklichen können. Es ist eine gewaltige Aufgabe, die menschliche Natur zu verändern. Wir wurden als Egoisten erschaffen und können nicht gegen unser Ego handeln, da es eben unsere Natur ist. Daher besteht der Trick darin, einen Weg zu finden, der uns aus egoistischen Motiven heraus dazu bringt, unsere Haltung anderen gegenüber verändern und uns als Teile eines einzigen Körpers mit allen anderen verbinden zu wollen.

Nicht zufällig hat die Natur uns als gesellige Wesen erschaffen. Wenn wir unser Verhalten genau untersuchen, werden wir feststellen, dass jede Handlung von uns mit der Absicht erfolgt, von der Gesellschaft Anerkennung zu erfahren. Dies ist es, was uns aufrechterhält. Wenn uns dies nicht gelingt oder schlimmer, wenn die Gesellschaft uns missachtet, bringt uns dies größtes Leid.

Beschämt zu werden ist das Schlimmste, was einem Menschen widerfahren kann. Daher fügen wir uns in die uns von der Gesellschaft auferlegten Werte. Wenn es uns daher gelingt, die Werte unseres Lebensumfelds zu verändern und die Sorge um andere, das Teilen und das Schließen von Freundschaften auf der Werteskala ganz oben anzusiedeln, dann werden wir unser Verhalten anderen gegenüber verändern.

Wenn die Gesellschaft einen Menschen einzig danach bewertet, inwieweit er sich der Gesellschaft widmet, so werden wir alle notwendigerweise danach streben, zugunsten der Gesellschaft zu denken und zu handeln. Wenn wir die Auszeichnungen für individuelle Einzelleistungen beseitigen und Menschen nur im Hinblick auf ihre Verdienste für die Gemeinschaft würdigen, wenn Kinder ihre Eltern an diesen Standards messen, wenn Freunde, Verwandte und Kollegen uns nur danach beurteilen, wie gut wir andere verstehen, werden wir alle Gutes tun wollen, um zu gesellschaftlicher Anerkennung zu gelangen.

So werden wir allmählich dahin kommen, dass der Ausdruck von Altruismus oder Selbstlosigkeit ein besonderer und nobler Wert ist, ungeachtet der sozialen Beachtung, die man dadurch erfahren kann. Indem wir so handeln, werden wir feststellen, dass diese Einstellung tatsächlich eine Quelle vollkommenen und unbegrenzten Genusses ist.

Obwohl die heutige Gesellschaft egoistisch ist, ist sie doch bereit, sich zum Naturgesetz des Altruismus hin weiterzuentwickeln. Bildung und Kultur gründen seit jeher auf altruistischen Prinzipien. Zuhause und in der Schule lehren wir unsere Kinder, mitfühlend, liebenswürdig und freundlich zu sein. Wir möchten, dass unsere Kinder nett zu anderen sind, und wir spüren dabei, dass diese Haltung anderen gegenüber richtig ist und jene schützt, die sich entsprechend verhalten. Man wird kaum jemanden finden, der diesen Werten widerspricht.

Dank der modernen Kommunikationsmittel können wir heute neue Botschaften und Werte sehr schnell in der Gesellschaft und der ganzen Welt verbreiten. Dies ist ein wichtiger Faktor hinsichtlich der Bewusstseinsentwicklung für die Krisen der Menschheit und die Notwendigkeit einer umfassenden Lösung.

Die gegenwärtigen Probleme, die uns zu einer Änderung bewegen, bergen aber noch etwas anderes: Wenn wir eine richtige Haltung gegenüber der Gesellschaft einnehmen, werden wir allmählich auf ein vollständig neues Niveau der Existenz gelangen, besser als alles, was wir je kennengelernt haben. Es ist eine höhere Form der Existenz, überirdisch, das Gefühl der Ganzheit und Vollkommenheit der Natur.

Nach zahlreichen Generationen der Evolution haben wir nun ausreichend Erfahrung gesammelt, um zu verstehen, wohin uns das evolutionäre Gesetz der Natur führt.

Das Bild, welches sich dem Leser allmählich offenbart, gründet sich auf dem alten Wissen der Kabbala kombiniert mit den neuesten Entdeckungen der heutigen Wissenschaften. Dieses Buch verfolgt die Absicht, uns zu lehren, Krisen zu lösen und den Weg zu Wohlstand und Erfolg zu ebnen. Damit werden wir in der Lage sein, unsere ersten Schritte in Richtung der Verwirklichung des Naturgesetzes zu tun. Nur dann werden wir empfinden, dass wir alle Teil des einzigen, umfassenden Systems der Natur sind, und wir werden die Perfektion und Harmonie darin erkennen.

AUFBAU DES BUCHES

Im Juni 2005 traf ich Prof. Ervin Laszlo zum ersten Mal in seinem bescheidenen Büro in Budapest. Es machte sofort „Klick“, als wir uns gegenseitig in einem Gespräch über den Zustand der Welt und die heraufziehende Krise das Herz ausschütteten. Es war uns beiden klar, dass schnell etwas getan werden müsse. So wurde ich eingeladen, dem World Wisdom Council (WWC) beizutreten, einer von Prof. Ervin Laszlo geführten Think-Tank Organisation in Zusammenarbeit mit dem Club of Budapest. Das erste Treffen, an dem ich teilnahm, fand im 44sten Stock eines Tokyoter Wolkenkratzers statt, im Forum „Erschaffen einer neuen Zivilisation,“ welches von der Goi Peace Foundation in Japan abgehalten wurde. Diesem Forum folgten weitere in Arosa, Schweiz, im Januar 2006, dann in Düsseldorf (März 2006) und mehrere andere Konferenzen ähnlicher Natur. Unter den Teilnehmern in diesen Foren befanden sich Persönlichkeiten wie der ehemalige Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, Prinz El Hassan bin Talal, Bruder des verstorbenen König Hussein von Jordanien, sowie führender Umweltschützer Prof. Jane Goodall und Evolutionsbiologin Prof. Elisabet Sahtouris, und natürlich Prof. Ervin Laszlo. Sie alle strebten danach, Lösungen dafür vorzuschlagen was sich damals als heraufziehende globale Krise darstellte, und was heute ein allzu reales Faktum geworden ist.

Ein Ergebnis dieser Foren war dieses Buch: „Vom Chaos zur Harmonie: Die Lösung für die Globale Krise gemäß der Wissenschaft der Kabbala.“ In vielerlei Hinsicht ist es eine Pionierarbeit, in dem Sinne, dass es die globale Situation durch die sehr umfassende Sichtweise erklärt, welche die Lehre der Kabbala bietet. Zudem nutzt dieses Buch die wissenschaftliche Terminologie um die globale Situation zu erklären, nicht die kabbalistische, obwohl die Konzepte tatsächlich aus dieser antiken Lehre abgeleitet wurden.

Der erste Teil des Buches konzentriert sich auf die persönliche Ebene. Er erklärt die Ursachen aller Krisen und Misslichkeiten, denen wir im Leben begegnen, und schildert Lösungsansätze. Der zweite Teil ist der Zukunft des Staates Israel gewidmet.

Vom Chaos zur Harmonie zu schreiben war ein faszinierender Prozess des Wachstums und Lernens. Durch ausführliche Gespräche mit Prof. Laszlo, Prof. Sahtouris, Prof. Goodall und anderen, lernte ich viel über ihre eigenen, sowie über die Sichtweisen ihrer Lehren über die Probleme der Welt und wie sie gelöst werden sollten. Dies war sehr hilfreich für mich, während ich in diesem Buch die Sachverhalte äußerte und die Lösungen formulierte.

Diesen angesehenen Kollegen gilt meine Anerkennung, sowie meinem eifrigen und gewandten Editor, Herrn Oren Levi, dafür, dass er meine unverständliche Redensart und unvollständigen Gedanken zu einem zugänglichen und ansprechenden Manuskript verarbeitete.

Dr. Michael Laitman

TEIL 1
VOM CHAOS ZUR
HARMONIE

EINLEITUNG

Der Generaldirektor der Welthandelsorganisation (WTO), Pascal Lamy verkündete in einer Vorlesung vom 14. Juni 2011 darüber, wie man sich die globale Diversität zunutze machen kann: „Die wirkliche Herausforderung ist heute, unsere Denkweise zu ändern, nicht nur unsere Systeme, Institutionen oder unsere Politik. Wir benötigen die Vorstellungskraft, diese riesengroße Verheißung – und Herausforderung – der miteinander verbundenen Welt, die wir geschaffen haben, zu begreifen. Die Zukunft liegt in größerer Globalisierung, nicht minderer, mit mehr Kooperation, mehr Zusammenarbeit und mit mehr Interaktionen zwischen den Menschen und Kulturen, einem noch umfassenderen Teilen von Verantwortungen und Interessen.“

In der Tat hat sich die Welt geändert. Die Zeit, in der jemand am gleichen Ort geboren wird, dort lebt und auch dort stirbt, ist für immer vorbei. Und ebenso wie sich die Welt verändert hat, so gibt es jetzt auch andere Spielregeln. Haben wir uns auch geändert? Sind wir zur Erkenntnis gelangt, dass eine Nation, geschweige denn eine Person, heute nicht alleine erfolgreich sein kann? Dass das Konzept der Selbstversorgung hoffnungslos veraltet ist?

Wenn wir auch nur einen Moment über die Globalisierung nachdenken, ist tatsächlich noch nicht klar, wie die Welt zu solch einem Zustand gelangt ist. Man kann heute nicht einmal einen Knopf für ein Hemd finden, der Materialien, Design, Herstellung und Transportmittel eines Landes nutzt und letztendlich auch im gleichen Land gekauft wird.

Äußerlich betrachtet sieht es so aus, als ob die entwickelten Länder mit ihrer hohen Bevölkerungsdichte eher zur Selbstversorgung in der Lage sein müssten, als von anderen Ländern für ihre Versorgung abhängig zu sein. Und dennoch isolieren sich heute nur sehr wenige, und diejenigen, die in Isolation leben, müssen einen hohen Preis auf Kosten ihrer Einwohner zahlen, welche die Konsequenzen erleiden.

Für Kabbalisten ist die Globalisierung nichts Unerwartetes. Laut der Kabbala ist die Globalisierung eine natürliche Evolution der menschlichen Natur, da die grundlegende Kabbala die Menschheit als ein Ganzes sieht. Daher ist auch das scheinbar grundlose Phänomen der neuen Modernität der Kabbala für die Kabbalisten selbst keine Überraschung.

Die Weisheit der Kabbala ist zu einer Modeerscheinung geworden, wobei sich die Liste ihrer Anhänger wie das Who is Who in Hollywood liest. Ohne hier auf die Frage nach der Echtheit der Kabbala Hollywoods weiter einzugehen, erklärt die authentische Weisheit der Kabbala die Wirklichkeit auf einem tieferen Niveau, und – noch wichtiger –, aus einer umfassenderen Sichtweise als die meisten, wenn nicht alle Lehren und Wissenschaften. Kabbala ist in ihrem Wesen die umfassendste Wissenschaft, die es gibt. Sie beschäftigt sich mit den grundlegendsten Kräften der gesamten Existenz – den Verlangen.

Tatsächlich liegt der Natur in ihrer grundlegenden Ebene ein Verlangen zu genießen zugrunde. Dieses Verlangen manifestiert sich auf verschiedenste Art und Weise auf unterschiedlichen Ebenen der Natur, aber es besteht immer aus einem Prinzip: das Gute anziehen und das Schlechte abstoßen. Wenn wir die Natur mit diesem Wissen ausgerüstet betrachten, entdecken wir, dass die Verlangen der Motor des Lebens sind. Auf dem bewegungslosen Niveau der Natur kommen sie zum Ausdruck als Widerstand der Materie gegen jeden Versuch, sie zu ändern, zu brechen oder sie anderweitig zu manipulieren. Deshalb müssen wir, wenn wir diese zu unseren Zwecken nutzen wollen, ihr mithilfe von Energie unseren Willen aufzwingen.

In der Flora zeigen Pflanzen erstaunliche Taktiken, um zu überleben und sogar zu gedeihen, indem sie Insekten, welche sie bestäuben, anziehen und die Tiere, welche sie fressen, zurückstoßen. In der Fauna wird dieses Verlangen weiter vervollkommnet. Tiere können umherstreifen und sich in solche Umgebungen begeben, die ihren Bedürfnissen am besten entsprechen.

Aber die Menschen stellen eine Ausnahme dar. Das Verlangen zu genießen zeigt sich im Menschen nicht nur durch den Wunsch, sich fortzupflanzen, sondern durch ein Verlangen, auf eine Art zu genießen, wie es keine Tiere, Pflanzen oder Mineralien haben.

Und es ist nicht nur, dass wir genießen wollen, sondern, dass wir auf Kosten anderer genießen wollen, was uns einzigartig in der gesamten Natur macht.

Und mehr als das, menschliche Wünsche sind nicht nur einzigartig, sie wachsen exponentiell. Die Weisen, die vor 1.500 Jahren die menschliche Natur studiert haben, haben entdeckt, dass, sobald ein Verlangen befriedigt ist, es noch stärker wird, so dass der Mensch sich doppelt so leer fühlt wie zuvor, obgleich sein Verlangen gerade eben gestillt wurde.

Im Laufe der Geschichte hat die Menschheit zahlreiche Taktiken entwickelt, um die wilden Wünsche der Menschen zu bezwingen. Religion, Meditation, Drogen und Unterdrückung sind nur einige von zahllosen Möglichkeiten, die die Menschen ausprobiert haben, um mit ihrem unstillbaren Wunsch nach noch mehr Reichtum, Macht, Respekt, Wissen und so weiter zurecht zu kommen.

Auch die Kabbala ist eine Methode um mit den ungebändigten Wünschen des Menschen richtig umzugehen.

Es ist jedoch eine ganz andere: Anstatt unsere Verlangen bändigen zu wollen, hat die Kabbala eine Methode entwickelt, sie aufs Höchste zu steigern und dann dennoch zum allgemeinen Nutzen einzusetzen. Wie? Indem man von der Natur lernt.

Kabbalisten haben entdeckt, dass die Natur ihren Geschöpfen keine Moral predigt. Stattdessen lehrt sie, wie man im perfekten Gleichgewicht existieren kann, wobei jedes Element des Systems zur Stabilität und Aufrechterhaltung des Systems beiträgt. Zum Beispiel ist jedes Element in einem Ökosystem lebenswichtig für das Überleben des gesamten Systems. Darüber hinaus sind die Ökosysteme selbst für ihre eigene Existenz von der Stabilität anderer Ökosysteme abhängig, so dass kein Teil in der Natur bestehen kann, ohne dass alle anderen Teile der Natur bestehen bleiben.

Einige Jahrhunderte lang hat sich die menschliche Rasse als der Natur überlegen betrachtet. Dies ist ein gravierender Fehler, der erst vor kurzem als solcher erkannt wurde. In der Vergangenheit haben die Menschen keine andere Wahl gehabt, als den Gesetzen der Natur zu gehorchen, da das Überleben der Menschen von den Elementen der Natur abhing. Aber heute können wir Dämme bauen um den Lauf von mächtigen Flüssen zu steuern, Energie aus dem Boden pumpen und jährlich Wälder so groß wie Irland abholzen…

In der Tat scheint es, als wären wir stärker geworden, als für uns gut ist. Jedoch sind wir nicht nur zu einer „Superspezies“ geworden, sondern zu einer globalen Spezies, die sich mehr verbreitet hat und gleichzeitig stärker von den anderen abhängig ist, als alle anderen Lebewesen. In Wahrheit hat unser Verlangen, das, was die anderen haben, zu genießen und mehr als die anderen haben zu wollen, uns auf solch eine Art und Weise miteinander verbunden, dass wir, um diese Welt zu meistern, sie zu „regulieren“ wie die Finanzexperten es nennen würden, so weise wie die Natur selbst werden müssen. Und das ist etwas, was nur die Natur selbst uns lehren kann.

Die Eigenschaft der Gegenseitigkeit und des Gleichgewichts der Natur wird in der Kabbala „Altruismus“ genannt. Die meisten Menschen verbinden das Wort „Altruismus“ mit „Geben“.

Aber in der Natur bedeutet Altruismus, dass alle Elemente in einem System nur das von dem System nehmen, was sie zum Überleben brauchen und als Gegenleistung die Gewährleistung des Systems erhalten, was ihr eigenes Wohlergehen und Überleben garantiert. Wenn wir nur einen Moment lang den Schaden bedenken, den menschlicher Egoismus und Selbstbezogenheit der Welt und den anderen Menschen eingebracht haben, werden wir verstehen, wie zutreffend diese Definition von Altruismus tatsächlich ist.

Die Weisheit der Kabbala, die vor tausenden von Jahren entdeckt wurde, verfolgt die grundlegenden Kräfte der Natur, die als Verlangen bekannt sind, und lernt von der Natur, wie man sie auf konstruktive Weise steuern kann, nämlich altruistisch. Diese Weisheit heute zu nutzen ist von höchster Priorität für unser Überleben auf diesem Planeten, und deshalb erscheint sie nun, nach Jahrhunderten verhältnismäßig unauffälligem Dasein.

Vom Chaos zur Harmonie bietet einen Blick in die tiefsten Gesetze der Natur, und in ihre tiefsten Kräfte – das Gesetz des Altruismus und das Verlangen zu genießen.

VERLANGEN IST ALLES

EINE URSACHE, EINE LÖSUNG

Wie wir im Vorwort schrieben, erleben viele Menschen die sich entfaltende Krise sowohl auf globaler als auch auf persönlicher Ebene. Tatsächlich betrifft sie die gesamte Natur: die bewegungslose, pflanzliche, tierische und die menschliche Gesellschaft. Daher genügt es nicht, sich nur mit bestimmten Gebieten zu befassen; wir sind dazu aufgefordert, die Wurzel der Probleme freizulegen und diese zu korrigieren.

Dieser Teil des Buches wird zeigen, dass alle negativen Phänomene auf einen einzigen Grund zurückzuführen sind. Wenn wir diesen verstehen, werden wir in der Lage sein, eine einzige, umfassende Lösung anzubieten.

Wir werden mit unserem Wissen über die menschliche Natur und die Natur der Welt beginnen. Wenn wir diese mit all ihren Regeln und Facetten besser verstehen, werden wir unsere Irrtümer erkennen. In der Folge werden wir unsere Lebensumstände ändern und anschließend einer glücklicheren Zukunft entgegenschreiten.

Bei der Untersuchung verschiedener Stoffe zeigt sich, dass das primäre Interesse aller Materie und jeden Objekts die Arterhaltung ist. Jedoch drückt jede Substanz dieses Ziel unterschiedlich aus. Feste Objekte besitzen eine unveränderliche, festgelegte Form, die das Durchbrechen ihrer „Begrenzung“ erschwert, während andere Formen sich durch Bewegung und Veränderung schützen. Daher müssen wir uns fragen, was eine Substanz veranlasst, sich in einer bestimmten Weise zu verhalten und sich von anderen Materialien zu unterscheiden. Was legt das Verhalten jeder Form von Materie fest?

Das Verhalten der Stoffe gleicht dem eines Computerbildschirms. Das Bild auf dem Schirm mag uns beeindrucken, aber ein Computerspezialist betrachtet das gleiche Bild einfach als eine Kombination von Pixeln und Farben. Dieser Techniker ist nur an den unterschiedlichen Parametern interessiert, aus denen sich das Bild aufbaut. Computerexperten wissen, dass ein Computerbild lediglich die oberflächliche Erscheinung einer bestimmten Kombination von Kräften darstellt. Sie wissen, welche Elemente verbessert werden müssen, um ein klareres, helleres und schärferes Bild zu erzielen, und darauf konzentrieren sie sich.

In ähnlicher Weise spiegelt jedes Objekt und System in der Wirklichkeit – einschließlich der Menschheit und menschlicher Gesellschaften – eine einzigartige, innere Kräftekombination wider. Um ein bestimmtes Problem bewältigen zu können, muss man das Verhalten der Materie auf den verschiedenen Ebenen verstehen. Um dies zu erreichen, müssen wir tiefer in jene innewohnende Kraft eindringen, die die Materie gestaltet und formt.

Die innewohnende Kraft in aller Materie und allen Objekten wird generell der „Wille zu existieren“ genannt. Diese Kraft gestaltet die Form der Substanz und bestimmt genau ihre Eigenschaften sowie ihr Verhalten.

Es gibt unbegrenzte Formen und Kombinationen des Willens zu existieren. Er bildet die Basis aller Stoffe in der Welt. Ein höherer Grad einer Substanz spiegelt ein größeres Verlangen nach Existenz wider und die abweichenden Verlangen in den unterschiedlichen Stufen der Substanz – der bewegungslosen, pflanzlichen, tierischen und sprechenden (der Mensch) – formen die zahlreichen Vorgänge, die sich in ihnen entfalten.

Das Verlangen nach Existenz folgt zwei Grundsätzen:

1. Aufrechterhaltung der gegenwärtigen Form, also weiter zu existieren

2. sich selbst alles das zu nehmen, was für die eigene Existenz notwendig ist.

Das Verlangen, der eigenen Seinsform etwas hinzuzufügen, unterscheidet die unterschiedlichen Grade der Materie. Betrachten wir dies ein wenig genauer.

Die bewegungslose Stufe zeichnet sich durch das geringste Verlangen nach Existenz aus. Dies liegt daran, dass die Ansprüche des Unbewegten gering sind und es keine Notwendigkeit gibt, ihm etwas von außen hinzuzufügen, um die Existenz zu sichern. Es verlangt nur danach, seine gegenwärtige Form, seine Struktur und seine Eigenschaften zu erhalten. Zusätzlich weist es alles Fremde zurück. Weil es ausschließlich danach verlangt, unverändert zu bleiben, wird es „bewegungslos“ genannt (z. B. Berge, Felsen, Steine).

Auf der pflanzlichen Stufe gibt es ein stärkeres Verlangen nach Existenz. Es unterscheidet sich grundsätzlich vom Verlangen der bewegungslosen Stufe darin, dass es sich verändert, was auf der bewegungslosen Stufe nicht der Fall ist. Das Pflanzliche legt sich nicht wie das Bewegungslose auf die Bewahrung der Existenz fest, sondern durchläuft gewisse Prozesse.

Daher ist die Haltung des Pflanzlichen gegenüber seiner Umgebung von aktiver Natur. Pflanzen richten sich z. B. nach der Sonne und ihre Wurzeln wachsen in die Richtung von Feuchtigkeitsquellen. Das Vegetative hängt existentiell von der Umgebung ab – der Sonne, dem Regen, der Temperatur, der Feuchtigkeit und der Dürre. Das Pflanzliche bezieht alles für den Lebenserhalt Notwendige aus der Umgebung, zerlegt es und bildet daraus alles, was es benötigt. Dann scheidet es alles aus, was ihm schadet, und so wächst es. Somit ist die pflanzliche Form viel stärker von ihrer Umgebung abhängig als die bewegungslose.

Das Pflanzliche hat seinen eigenen Lebenszyklus – Pflanzen leben und sterben. Dennoch wachsen, blühen und verwelken alle Pflanzen einer Art nach den gleichen Regeln. Mit anderen Worten verhalten sich Pflanzen einer Art in gleicher Weise und spezifische Exemplare einer Spezies verfügen über keine Individualität.

Je stärker das Verlangen nach Existenz einer bestimmten Form ist, desto mehr hängt sie von der Umgebung und ihren Reizen ab. Diese Verbindung wird auf der tierischen Stufe deutlicher, auf der das Verlangen nach Existenz größer ist als beim Pflanzlichen. Tiere leben größtenteils in Gruppen oder Herden. Sie sind sehr beweglich und müssen ständig nach Nahrung und geeigneten Lebensumständen suchen. Tiere fressen andere Tiere oder Pflanzen und sehen sie als Energiequellen zum Lebenserhalt.

Auf der tierischen Stufe manifestiert sich eine gewisse Persönlichkeit, die in individueller Wahrnehmung und Empfindung resultiert und jedem Tier einen einmaligen Charakter verleiht. Jedes Tier erfährt seine Umgebung auf persönlicher Ebene, nähert sich dem Vorteilhaften und hält sich vom Schädlichen fern.

Der Lebenszyklus von Tieren ist ebenfalls individuell. Ein jedes lebt und stirbt dem eigenen Zyklus folgend und nicht in Abhängigkeit zu den Jahreszeiten.

Die größte Stufe des Verlangens zu existieren stellt die Stufe des Menschen dar. Der Mensch ist das einzige Geschöpf, das vollständig von anderen abhängt, und nur der Mensch hat ein Empfinden für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Menschen beeinflussen die Umgebung und die Umgebung beeinflusst sie. Infolgedessen verändern wir Menschen uns unaufhörlich, und dies nicht nur, weil wir uns im gegenwärtigen Zustand gerade glücklich oder unglücklich fühlen, sondern auch weil wir andere Menschen wahrnehmen und besitzen wollen, was jene haben.

Wir wünschen uns sogar mehr als andere oder, dass andere etwas nicht haben, und messen folglich die Verbesserung unseres Status in Relation zu anderen ebenso wie unsere Wahrnehmung der eigenen Genugtuung oder Selbstbefriedigung. Aus diesem Grund wird beim Menschen das Verlangen nach Existenz „Ego“, „Verlangen nach Genuss“ oder „Wunsch nach Freude und Vergnügen“ genannt. Kabbalisten beschreiben all dies als „Wille zu empfangen“.

Rabbi Yehuda Ashlag, bekannt als Baal HaSulam, sagt dazu: „Der Wille zu empfangen bildet die Grundsubstanz der Schöpfung, von ihrem Anfang bis zu ihrem Ende. Daher sind die zahlreichen Geschöpfe, ihr vielfältiges Vorkommen und ihr Verhalten, das in Erscheinung trat und treten wird, lediglich Maßeinheiten der Erscheinungsformen der Wertigkeit des Willens zu empfangen.“

Menschen sind nicht nur eine geringfügig weiterentwickelte Lebensform; sie unterscheiden sich grundlegend von der tierischen Stufe. Bei der Geburt ist der Mensch ein hilfloses Wesen. Doch während er heranwächst, erhebt er sich über alle anderen Wesen. Ein neugeborenes Kalb und ein reifer Bulle unterscheiden sich vornehmlich durch ihre Größe, nicht ihr Wissen. Ein menschliches Kleinkind ist praktisch machtlos und völlig hilflos. Doch entwickelt es sich langsam über Jahre hinweg und wächst.

Daher unterscheidet sich die Entwicklung eines jungen Tieres sehr von der eines Kleinkindes. Unsere Weisen drücken dies so aus: „Ein eintägiges Kalb wird Rind genannt“ ‚was bedeutet, dass ein Kalb direkt nach der Geburt als Rind betrachtet wird, da ihm im Heranwachsen kaum weitere, substantielle Eigenschaften zukommen.

Im Gegensatz zu anderen Lebewesen dauert die menschliche Entwicklung viele Jahre. Wenn ein Baby geboren wird, will es kaum etwas. Doch im Verlaufe seines Wachstums verstärkt und entwickelt sich sein Wille zu empfangen enorm. Wenn ein neues Verlangen auftaucht, erzeugt dies neue Bedürfnisse, und der Mensch sieht sich gezwungen, diese zu befriedigen. Um die neuen Bedürfnisse erfolgreich befriedigen zu können, entwickelt sich der Verstand und wir denken über Möglichkeiten nach, unsere neuen Wünsche zu erfüllen. Daraus ergibt sich, dass die intellektuelle und konzeptionelle Entwicklung des Verstandes eine Folge des sich intensivierenden Genussverlangens ist.

Wir können dieses Prinzip an der Kindererziehung beobachten. Um ihnen in ihrer Entwicklung zu helfen, erfinden wir schwierige Spiele für sie. Ihr Verlangen, beim Spiel zu gewinnen, bringt sie dazu, über Lösungswege nachzudenken, was wiederum ihren Fortschritt erleichtert. Von Zeit zu Zeit erhöhen wir den Schwierigkeitsgrad des Spiels, um ihr Wachstum und ihre Entwicklung zu fördern. Daher sind wir nur dann in der Lage uns zu entwickeln, wenn wir einen Mangel verspüren. Nur wenn wir einen Wunsch verspüren, bedienen wir uns unseres Intellekts und suchen nach Möglichkeiten, unser Verlangen zu stillen.

Die Tatsache, dass Menschen sowohl über Intelligenz als auch Gefühle verfügen, verstärkt den Willen zu empfangen. Das liegt daran, dass sich der Verstand und das Herz ergänzen und unsere Fähigkeit verstärken, Dinge wahrzunehmen, die Genuss bringen können. Unsere Willenskraft unterliegt diesbezüglich weder Raum noch Zeit. Wir sind zum Beispiel nicht in der Lage, Ereignisse nachzuempfinden, die sich vor Tausenden von Jahren ereignet haben, aber wir können (und wir tun dies) vergangene Ereignisse verstehen. Dadurch kompensieren wir die Unfähigkeit, die Ereignisse gefühlsmäßig nachzuvollziehen, und erfahren sie dennoch auf intellektueller Ebene.

Das Gegenteil ist ebenfalls möglich: Wenn wir etwas wahrnehmen und herausfinden möchten, welche Auswirkungen es auf uns haben könnte – positiv oder negativ -, können wir die Situation mit unserem Intellekt analysieren und dies mit unserer Empfindung von diesem Etwas zusammenführen. So erweitern der Verstand und das Herz unsere Wahrnehmung von Zeit und Raum ins Grenzenlose. Daher kann ein Mensch, der zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort lebt, wie ein Mensch handeln wollen, von dem er nur gehört hat, selbst wenn ihn vom Objekt der Bewunderung eine große zeitliche oder räumliche Distanz trennt. Das ist der Grund, warum manche Menschen wie große historische Persönlichkeiten sein wollen.