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Barbara Bongartz

© Weissbooks GmbH Frankfurt am Main 2011

Konzept Design

Umschlaggestaltung

Foto Barbara Bongartz

© Susanne Schleyer

Satz und Herstellung ebook

weissbooks.com

… Zofen sind Ungeheuer wie wir selber,
wenn wir dieses oder jenes träumen …

Jean Genet

Erster Teil

Dallas in Bayreuth

1

Einen großen Teil meiner Kindheit habe ich in wechselnden Häusern verbracht. Es waren Häuser, in die wir nicht gehörten. Später erst wurde mir klar, dass dieses Nomadentum, wie ich es nenne, weil der Begriff einem widerlichen Zustand die Aura von Abenteuer und Würde verleiht, schon lange vor meiner Geburt begonnen hatte. Meine Mutter, eine alleinstehende Frau, lebte davon. Sie putzte für andere Leute.

Als kleines Kind setzte sie mich in einer Küchenecke ab. Danach machte sie sich an die Arbeit. Später ging ich in dieselbe Schule wie die Kinder der Leute, für deren Dreck sie zuständig war. Vormittags saß ich im selben Unterricht wie die feinen Töchter und hatte zur selben Zeit Schule aus. Aber wir teilten den Schulweg nicht. Ich hielt Abstand, tat so, als sei ich mit mir selbst beschäftigt und trödelte herum. Schließlich gingen sie durch die Vordertür ins Haus, ich nahm den Seiteneingang. Sie gingen nach oben in ihre Zimmer. Ich ging ins Souterrain.

Alleinstehende Frauen mit Kindern waren damals infam, Schwulsein ein Verbrechen und Deutschland in zwei Teile geteilt. Die Jugendlichen heute wissen nichts mehr davon. Es gab Regeln, die heute keiner mehr kennt. Leute in meinem Alter scheinen die offziellen Lebensbedingungen von früher verdrängt zu haben, und selbst ich muss mich manchmal disziplinieren, um nicht zu vergessen, woran niemand mehr denkt. Mit den persönlichen und privaten Vergangenheiten ist das anders. Zwar vergisst man die auch, aber sie bleiben eingeschrieben in den eigenen Körper, als Tattoo, als Knochendeformation oder Allergie. Sie prägen die Perspektive, das Denken, das Fühlen, egal ob wir uns bewusst erinnern oder nicht. Der ursprüngliche Verschaltungsmodus, das innere Bild, ist oft überlagert, mitunter sogar getilgt. Aber es hat für den weiteren Weg gesorgt, und sich dessen nicht bewusst zu sein, kann unangenehme Folgen haben.

Ich habe Glück gehabt, dass meine Kindheit unmissverständlich war. Ich kann sie nicht vergessen. So wenig wie ich meine Mutter, eine blasse Erscheinung mit strähnigem Haar, zu wenig Gewicht und zu kurzgeschnittenen Fingernägeln vergessen kann. Sie starb vor ein paar Jahren an Knochenkrebs.

Dass meine Mutter mich mit in diese Häuser nahm, war ein heikles Arrangement. Sie war unsicher, durchlöchert von Angst. Ständig besorgt, dass wir lästig sein könnten, dass ihre Arbeit den Preis ihrer Anwesenheit nicht aufwiegen, dass ich etwas anfassen und kaputt machen könnte, verhielt sie sich, als seien wir verseucht. Mehr noch als die Bewohner, die nur in Ausnahmefällen in Erscheinung traten, schüchterten die Dinge in diesen Häusern sie ein. Die Gerätschaften, Utensilien, Dekorationsstücke waren Zeugen und Markierungen anderer Welten, die sie verunsicherten. Sie blieben ihr nicht nur fremd: Sie schienen beseelt von ihren Eignern zu sein, übermächtig in ihrer Erscheinung, lauernd in ihrer Stellvertreterschaft. Nie verlor meine Mutter den Dingen gegenüber ihre ohnmächtige Furcht, obwohl sie sie täglich säubern musste.

Ich, das kleine Mädchen, sah indes mit Staunen, dass es Leute gab, die andere für die Beseitigung des täglichen Drecks bezahlten. Ich fragte mich, woher das kam. Ich bin ein altkluges Kind gewesen. Während meine Mutter die Erniedrigung zu ignorieren schien, empfand ich die Würdelosigkeit für uns beide. Natürlich gab es Dreck und Dreck. Der Dreck auf der Terrasse war schlichter Schmutz, bröcklige Erde, feuchter Sand, nicht aufgeladen von privaten Handlungen wie die ungenießbaren Reste von Speisen oder der heikle Unrat, den intime Verrichtungen hinterlassen. War Mutter stumpf oder tapfer? Oder war es Demut, mit der sie das Nötige tat, ohne ein Wort darüber zu verlieren? Ich weiß nicht, ob sie je in Erwägung zog, etwas anderes zu tun, als anderen auf der niedrigsten Stufe zu dienen. Zu einer Zeit, in der ich alt genug gewesen wäre, es herauszufinden, lief ich davon. Ich wollte nicht das Kind dieser Mutter sein, kein Kind einer Frau für den Dreck, egal welches ihr Motiv gewesen war oder ob sie überhaupt eines hatte. Wie Annie Johnson in Sirks Imitation of Life wollte ich eine richtige Tochter sein, eben wie die da oben, kein verstümmelter Bastard mit nur einem Elternteil.

Bis zu meinem fluchtähnlichen Aufbruch in eine neue Welt, der noch einige Jahre auf sich warten ließ, war ich fremdem Reglement unterworfen. Bei schlechtem Wetter wurde ich in die Küche gesetzt, bei gutem Wetter durfte ich nach draußen. Dann huschte Mutter lautlos davon. Sie glich in ihrer verschämten Schnelligkeit einer Kakerlake, die das Licht flieht, obwohl sie über ihrer zitternden Furcht einen festen Panzer trägt. Ich schämte mich für ihr Schlottern, ihre hastigen Bewegungen, ihr devotes Gebaren.

Als ich bereits in die Schule ging, fand ich eine Lösung für meine immer unerträglicher werdende Scham. Ich begann, meinen Widerwillen gegen die pompösen Häuser, meine Abneigung gegen ihre Bewohner und meinen Ekel vor ihrem Dreck zu kultivieren. Ich arbeitete mich durch ihre Kloaken hinauf in den Olymp – nicht nur bildlich gesprochen.

Meine analytischen Lehrjahre begannen im Keller, in den Räumen des Personals. Ich kann nicht mehr zurückverfolgen, wie ich auf die Idee kam, die Fährten und Spuren dieser Leute zu verfolgen. Heute mutmaße ich, dass sie dem Wunsch entsprang, eine Ohnmacht in eine besondere Meisterschaft zu verkehren. Am Anfang kostete es mich große Überwindung. Zuweilen grenzte sie an Brechreiz. Noch bevor Mutter ihre Straßenkleidung in Putzklamotten tauschen konnte, hatte ich die Toiletten und Badezimmer im Keller (Personal), dann die im Parterre (Gäste), dann die der oberen Etage (Hausbewohner) inspiziert. Nach einigen Monaten konnte ich die Leute am Geruch erkennen. Ich wusste, welche Frau menstruierte oder (heimlich) schwanger war, und der in den Männerklamotten hängengebliebene Schweiß sagte mir, wer am Wochenende Polo oder Tennis gespielt hatte. Nach den Gerüchen machte ich mich an die Gegenstände, nützliche Dinge wie schöne Objekte. Ich fand heraus, was neu gekauft, was ersteigert, was vererbt oder was unrechtmäßig angeeignet war. Schließlich kam ich bei den privaten Besitztümern an, der Kleidung, den Schuhen und Kopfbedeckungen, der Kosmetik, den Toilettewässern, dem Schmuck. Bald vergaß ich, wie riskant meine Stöbereien waren, so fasziniert war ich von dem scheinbar überflüssigen, immer umfangreicheren Wissen, das ich über die Bewohner und ihre regelmäßigen Gäste sammelte. Ich wusste zum Beispiel, dass die Dame des Hauses brustamputiert war. Ihre Krebserkrankung lag mehrere Jahre zurück, und sie hatte sich wohl nie dazu überwinden können, sich ein Implantat legen zu lassen. Sie schlief von ihrem Mann getrennt und hatte (offenbar seit ihrer Erkrankung) eine panische Verklemmung entwickelt, eine Abneigung gegen den eigenen Körper, als gäbe sie sich selbst die Schuld an ihrem Leid. In den Schubfächern einer kleinen französischen Kommode aus dem XVI. Jahrhundert bewahrte sie einige Dinge auf, die sie wohl in einsamen Stunden trösten sollten: Vibratoren verschiedener Größe, schlüpfrige Bücher, Schlafpillen, Amphetamine, aber auch Photographien von Leidensgenossinnen sowie Brustprothesen und Reizwäsche aller Art. Die Schubladen der Kommode waren abgeschlossen, der Mechanismus aber leicht mit einer großen stabilen Haarnadel zu knacken. Original restaurierte Antiquitäten können jenseits ihres Wertes durchaus Vorteile haben. Begriff ich damals die Trauer dieser Frau? Ich weiß es nicht. Ich glaube, selbst wenn ich sie begriffen hätte, wäre sie mir egal gewesen. Die Bewohner dieser Häuser waren Feinde für mich, und ich sammelte Material, das ich gegen sie verwenden konnte.

Der Hausherr wusste vermutlich, was ich tat, und dass meine Spionage ihm zugute kam. Eines Tages war ich unerlaubt und ohne jede Vorsichtsmaßnahme aus dem Garten gekommen, um Mutter zu suchen. Ich ging die Treppe hinauf und rief im oberen Stockwerk nach ihr. Auf Antwort wartend, verharrte ich vor einer Tür, die einen Spalt breit offen stand. Ein merkwürdiges Geräusch drang von dort in den Gang, und eine Männerstimme gebot mir, ruhig zu sein.

»Hör auf zu rufen«, zischte die Stimme, die ich als die des Hausherrn erkannte. »Bleib, wo du bist. Erst wenn ich dir sage, dass du weggehen kannst, darfst du gehen.«

Neugierig blieb ich stehen und wartete, was passieren würde. Durch den Türspalt stöhnte und wimmerte es, als sei jemand kurz vor seinem Ziel und fürchte, es nicht zu schaffen. Dazwischen schoss in regelmäßigen Intervallen die streng klingende Frage hervor, ob ich noch da sei. Als ein tiefer und, wie mir schien, erlösender Schrei dem merkwürdigen Geschehen im Zimmer ein Ende machte, kam Mutter den Flur entlang. Sie wollte eben den Mund öffnen, wohl um zu schimpfen und mich zu fragen, was ich hier täte, da sagte die erschöpfte Männerstimme hinter der Tür, ich dürfe jetzt gehen. Mutter starrte auf den Türspalt, dann auf mich.

»Stehst du noch da, kleines Fräulein? Ich hab dir doch gesagt, du kannst jetzt gehen. Aber komm wieder, hörst du? Du sollst immer wieder kommen.«

»Ficken Sie sich ins Knie.« In einem Anschwall von Mut platzte ein Satz aus mir heraus, den ich irgendwo aufgeschnappt hatte, ohne zu wissen, was er bedeutete.

Erschrocken hielt mir Mutter den Mund zu. Dann griff sie nach meiner Hand und zerrte mich weg. Weder fragte sie nach dem, was ich gesagt hatte, noch verlor sie über den Rest der Situation ein Wort. In der folgenden Woche brachte sie mich bei einer Nachbarin unter, während sie putzen ging, und als sie mich das nächste Mal mitnahm, fuhren wir statt nach Büderich in einen anderen Vorort von Düsseldorf. Das Haus mit dem stöhnenden Mann habe ich nie wieder betreten.

Im nächsten Haus begann ich mit meinen Recherchen von Neuem. Mit der Zeit gewöhnte ich mir an, Notizen zu machen und Register über die erforschten wie zu erforschenden Leute anzulegen. Photographien, die mir interessant erschienen, entwendete ich aus privaten Schubladen, in Papierkörben fand ich Rechnungen, persönliche Noten, Theaterkarten und selbstklebende Zettel. Ich erbeutete genug, um winzige Akten anzulegen. Später kamen Dinge hinzu, ein Handschuh, ein Ring, ein Füller, ein Etui … Ich hortete die Dinge nicht nur, ich lernte von ihnen und erkannte intuitiv, dass die Dinge von Menschen handeln.

Da in diesen Häusern viele Personen ein- und ausgingen und die Häuser viele Zimmer hatten, fiel nie auf, dass das eine oder andere fehlte. Und wenn es aufgefallen wäre, hätte man nicht mich verdächtigt. Die sogenannten Herrschaften übersahen mich, solange ich keine sichtbaren Katastrophen entfachte, ein Nichts zwischen kostbaren Möbeln und Gegenständen.

Als ich dreizehn oder vierzehn war – inzwischen ging ich, der Empfehlung einer Lehrerin entsprechend, der sich meine Mutter nicht hatte entziehen können, auf das Gymnasium –, trat Mutter eine neue Putzstelle an. Sie wurde eine unter vielen Angestellten eines riesigen Haushalts in einem noblen, alteingesessenen Wohnviertel zwischen Krefeld und Düsseldorf. Das protzige Anwesen lag in der Hindenburgstraße von Meererbusch. Jeder, der diese Gegend ein bisschen kennt, weiß, was diese Adresse einmal bedeutet hat. Alte Platanenalleen führten ins Herz eines stillen Terrains, das damals noch so unerbittlich gediegen war, dass Spaziergänger vom Rhein es nicht wagten, sich hier zu verlaufen. Fremde Gesichter in den Straßen wurden von Hausangestellten scham- und wortlos angestarrt, jede Neugier, als handele es sich um einen Infekt, im Keim erstickt. Hinter schmiedeeisernen Toren gab es großzügige Auffahrten durch parkähnliche Gärten zu Portalen, welche die Ausmaße von Kirchentüren hatten. Die Häuser selbst waren wirklich das, was man Villen nennt. Jahre später erst sah ich dergleichen in Dahlem wieder.

Viele Leute, die in Meererbusch wohnten, gehörten zur deutschen Hochfinanz. Sie hatten sich den Kriegsschutt von den Kleidern gebürstet und auf wunderliche Art dort weitergemacht, wo sie 1945 aufgehört hatten. Manche Familien hatten eine Menge Dreck unter ihre Teppiche gekehrt, die Mutter klopfen musste. Aber bevor sie anfing zu klopfen, hatte ich schon recherchiert.

Auch wenn mir damals die Einschlägigkeit und das Ausmaß der Informationen, die ich sammelte, nicht bewusst waren, so hatte ich doch eine außerordentliche Feinfühligkeit entwickelt, Wichtiges von Nebensächlichem zu unterscheiden. In jedem Fall war ich angestachelt von den neuen Reizen, der Ausdehnung des Terrains, seiner abscheulichen Prächtigkeit samt all dem Unbekannten, das es für mich bereithielt. Ich fühlte nur die unwiderstehliche Lust zu schnüffeln, zu sammeln und zu besitzen.

Die Dame des Hauses, in dem Mutter nun als zweite Putzfrau beschäftigt war, besaß eine bewundernswerte, bis zur Steifheit perfekte Haltung und einen überwältigenden begehbaren Kleiderschrank. Inmitten dieses so intimen wie eleganten Boudoirs stand ein Tresor in Form eines überdimensionierten Eis. Die Oberfläche war mit zerstampften, Schellack polierten Eierschalen beschichtet. Ins Innenleben führte ein geheimer Mechanismus. Einmal geknackt, ergaben sich Schubladen, Fächer und Nischen der unkontrollierten Penetration. Für mich war sowohl das Boudoir als auch der Tresor ein Mekka, und niemand ahnte auch nur, dass ich mir Zugang dorthin hatte verschaffen können.

Frau Beer selbst mochte ich nicht. Ich sollte sie Tante nennen, nicht Tante Cornelia, sondern Tante in Verbindung mit dem Nachnamen, also Tante Beer. Sie war mildtätig im schäbigen Sinn. Von Tante Beer bekam das Personal abgelegte Kleider, ausgetretene Schuhe und abgewetzte Mäntel, Pullover, an denen die Motten gefressen, Lippenstifte, die sich als Fehlkäufe erwiesen hatten. Die Frau, die in einer warmen Brühe ununterbrochener Sattheit schwamm, merkte nicht einmal, wie herablassend, wie entlarvend ihre großmütigen Gesten waren. Sie wurde zernagt vom Geiz. Auf mich machte sie den Eindruck, als hätte sie ihre Angestellten nur, weil sie Beifall brauchte. Täglich. Stündlich. Dauernd. Dazu gehörte auch die Titulierung Tante Beer. Ich weigerte mich. Frau Beer war für mich Frau Beer, oder, wenn ich wegen eines besonderen Fundes gute Laune hatte, die Gnädige Frau.

Ich ging den Hausbewohnern aus dem Weg. Ich vermied es, jemandem die Hand zu geben. Ich mochte den Leuten nicht in die Augen sehen. Ihre Fragen glitten an mir ab. Schlimmer noch als Frau Beer fand ich die Haushälterin, eine in jeder Hinsicht schwergewichtige Person, die von allen Gerda genannt wurde und sich benahm, als gehöre der ganze Laden ihr. Sie war verantwortlich für die Stimmung unter dem Personal, und die Stimmung war schlecht. Gerda kreischte, als seien ihre Stimmbänder aus Blech. Ständig und grundlos kritisierte sie die Leute, die sich gegenseitig Missgeschicke in die Schuhe zu schieben versuchten. Der einzige, der sich abseits hielt, war der Chauffeur. Ihn bekam man selten zu Gesicht, da er morgens mit Herrn Beer aufbrach und ihn erst spät am Abend wieder nach Hause brachte. Selbst der Gärtner stand unter Gerdas Fuchtel. Ich fand ihn nett, für Gerdas Augen zu offensichtlich. Wann immer ich im Garten auftauchte, schickte sie ihn fort, Blumen oder Dünger zu kaufen. Ich bedauerte ihn nicht. Es lag an ihm, dass er sich das gefallen ließ. Schade um seine wunderschönen braunen Augen, sie hätten einen anderen Charakter verdient gehabt. Ich stand stumm da, spielte mit meinem neuesten Fund in der Jackentasche und sah zu, wie Gerda es genoss, das Personal zu quälen. Vor allem die, die sich nicht wehren konnten. Der Gärtner und meine Mutter gehörten dazu.

In Abwesenheit der Bewohner war Gerdas schrille Stimme die einzige im Haus, morgens nur übertönt vom Heulen des Staubsaugers, am Mittag vom Schleudern der Waschmaschine. Die übrigen Angestellten schwiegen. Verzweifelt versuchte Mutter, ihre Aufgaben in den Griff zu kriegen. Aber von Woche zu Woche wurde sie fahriger. Sie musste ihre Arbeit machen, Gerdas Nörgelei ertragen, gleichzeitig war sie panisch darauf bedacht, ihre Angst und mich in Schach zu halten. Ob sie spürte, wie sehr ich mich für ihre Unterwürfigkeit schämte, weiß ich nicht.

Ich war ein stolzes, frühreifes Mädchen. Ich liebte den Ungehorsam, gerade weil Mutter so devot war. Am liebsten hätte ich meinen Unwillen hinausgeschrien. Offener Widerstand aber hätte meine Recherchen gefährdet. Ich hatte ohnehin Gerdas Verdacht erregt – allein durch die Art, wie ich mich bewegte. Sie mochte mich nicht. Sie spürte, dass ich eigene Wege ging, auch wenn sie nicht wirklich hätte sagen können, was mich verdächtig machte. Ich weigerte mich, Auskunft zu geben. Ich übersah Gerda einfach. Das provozierte sie. Sie warf mir Hochmut vor und fragte unwirsch, wer ich denn zu sein glaubte. Verstockt, launisch, eigensinnig, distanziert: das gestand sie den Mädchen zu, die in diesen Häusern zu Hause waren – aber nicht einem Kind des Personals! Zum ersten Mal in meinem Leben war ich jemandem aufgefallen, auch wenn es nur die blöde Haushälterin war. Ich begriff schnell die Gefahr, die in der Aufmerksamkeit liegt. Mit der Zeit lernte ich, die Demut, die meiner Mutter das Rückgrat verbog, selbst vorzutäuschen, auch äußerlich. Die Prozedur war so schmerzhaft wie ein Sandkorn im Auge und schürte nicht nur meinen inneren Zorn, sondern auch die Befürchtung, etwas von diesem Duckmäusertum könnte sich tatsächlich in meinen Knochen verfangen. Ich begann, morgens direkt nach dem Aufstehen mit Übungen des klassischen Balletts, um dem runden Rücken im Kopf entgegenzuwirken.

Das Haus in Meererbusch war das pompöseste, in dem meine Mutter je gearbeitet hatte. Die Anzahl der Räume war kaum bestimmbar, seine Wohnfläche absurd groß, die Ausstattung protzig, ein unüberschaubares Terrain für Schmutz und Ungeziefer aller Art, zu schweigen vom ewig anlaufenden Messing, Silber, Chrom, endlos wirkenden Quadratmetern Fensterscheiben, von Gardinen und Jalousien verhängt, umrahmt von Vorhängen und Portieren. Bei üblem Wetter saß ich wieder in der Küche und machte meine Hausaufgaben. Wenn die Sonne schien, saß ich im Garten und tat dasselbe. An meinem Bleistift kauend, wippte ich nervös auf meinem Hintern, immer im Sicherheitsabstand zu den kostbaren Gegenständen des Interieurs, nach Gerda und ihrem Misstrauen schielend. Wie es mir gelang, trotz ihrer perfiden Verdächtigungen unbemerkt auf meine Touren durchs Haus zu verschwinden, wird mein Geheimnis bleiben.

2

An einem heißen Nachmittag Anfang August trieb ich mich im Garten herum, als das Tor sich öffnete und die schwarze Limousine von Herrn Beer vorfuhr. Der Chauff eur öffnete den hinteren Wagenschlag und hob einen jungen Mann heraus. Junger Mann stimmt eigentlich nicht. Konrad hatte vermutlich kaum die Pubertät hinter sich, und nur weil er älter war als ich und sehr viel größer, hielt ich ihn für einen Mann. Ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Er ging auf ein Internat in der Schweiz und kam nur zu Ferienbeginn nach Hause, um kurz darauf mit seiner Mutter und seinen Schwestern ans Meer zu reisen. Neugierig ging ich in Richtung Auffahrt, so vorsichtig wie möglich, um nicht gesehen zu werden. Ich hatte ja Übung darin. Dass dieser Unbekannte feinnerviger als die anderen Bewohner des Hauses war, überraschte mich dann sehr. Als Konrad aus dem Wagen gehoben wurde, trafen sich unsere Blicke. Wir hielten aneinander fest, bis der Chauffeur mit ihm im Haus verschwand. Auch heute kann ich noch nicht sagen, ob es von ihm oder von mir ausging oder von uns beiden, ob es atmosphärisch war oder ein Geruch oder einfach nur an der sommerlichen Hitze lag. Für diesen Augenblick, den ich auch nach längerer Überlegung nicht genau rekonstruieren kann, fielen wir aus der Gegenwart. Es war ein seltsamer Moment, neu für mich und radikal ob seiner Schamlosigkeit. Für Sekunden spürte ich die Einigkeit mit einem Fremden. Gerdas Stimme, die mir entgegenschrillte, brachte mich zur Raison. Ich machte kehrt, ging durchs Souterrain und schlich mich über die Personaltreppe in den ersten Stock. Auch hier war wieder Gerda zu hören. Sie kommandierte den Chauffeur herum und wies an, wie der junge Herr Beer in den Tagen bis zur Abreise zu bedienen sei. Hektik und Geschrei überschlugen sich. Ich verzog mich wieder in den Garten. Aber Konrads Blick war durch meine Augen in meinen Körper gedrungen und hatte sich in mir verhakt. Mir war auf merkwürdige Weise warm. Ich vibrierte, als würden meine Nerven summen. Um unbehelligt zu sein, kletterte ich in die Rotbuche an der Rückseite des Hauses. Als Gerdas gellendes Kommando endlich verstummt war, öffnete sich die Balkontür direkt gegenüber des Baums. Konrad, auf eine Krücke gestützt, hinkte aus der Dämmerung des Innenraums ins Freie. Der dünne Hausmantel, den er nun trug, klaffte auseinander. Darunter war er nackt. Er stellte die Krücke gegen das Türfutter, lehnte sich an die Wand, griff in die Manteltasche und zog ein Päckchen hervor. Als er sich eine Zigarette anzündete, blinkte in seiner Hand, von der Sonne beschienen, ein silbernes Feuerzeug. Es reflektierte so stark, dass ich durch seinen Strahl geblendet wurde, bis Konrad es wieder in der Tasche des Hausmantels verschwinden ließ. Es war, als wäre ich mit dem Ding in Konrads Hand verschwunden. Ich klebte an diesem Objekt, und irgendetwas in mir begriff in der Sekunde des Verschwindens, dass es eine besondere Verbindung zwischen Dingen und Menschen gibt.

Seit diesem Tag übten die Objekte selbst einen unwiderstehlichen Reiz auf mich aus. Ich entwickelte einen nervösen Sinn für Oberflächen und begann, sie heimlich zu streicheln und zu liebkosen. Ich hatte unwissentlich die Verzahnung von Menschen und Dingen entdeckt, das Stellvertreterdasein der Gegenstände, ihre Verbildlichung des Unbewussten, ihre eigensinnige Magie. Damals wusste ich nichts von Statussymbolen. Ich wusste auch nichts von den abergläubischen Ritualen, die es in vielen Kulturen gibt, in denen Dinge für ihre Eigentümer stehen, und dass der Besitz eines Objektes Macht über den Eigner verleiht. Seit ich Konrad beobachtet hatte, ging ich den eingeschlagenen Weg in somnambuler Gewissheit, dass die Dinge ein Geheimnis bargen und ihre Aura sich auch auf mich übertrüge. Gerdas Eifersucht, mit der sie die Objekte hütete, und die Angst meiner Mutter bestätigten mich.

Ich sprach mit niemandem über meine Entdeckung. Während für Mutter die diffizilen Objekte das heilige Geschirr reicher Leute blieben, das es zu polieren, abzustauben und zu richten galt, schürten sie mein Begehren. Dinge installierten Phantasien in mir, die mich nie mehr verließen. Ich sah und hörte sie. Das blinkende Feuerzeug in Konrads Hand. Sein schmaler, zerbrechlich wirkender Körper. Sein Kopf, der sich schräg legt und über die Flamme beugt. Das satt klingende Zuschnappen des Deckels, nachdem er die Zigarette angezündet hat. Das Herausblasen des ersten Rauchs. Die Hand, mit der das Feuerzeug in der Manteltasche wieder verschwindet. Ich hatte noch nie einen lebendigen nackten Mann gesehen. Nur Bilder. Ich hatte noch nie einen Menschen beobachten können, der sich vollkommen allein, vollkommen intim, vollkommen sicher glaubt. Ich nahm das alles als gegeben hin. Die im Türstock lehnende Krücke. Seine entblößte Scham. Das glänzende Metall. Szenen, die in meiner frisch aufgebrochenen Vorstellung etwas zu bedeuten hatten und sich irgendwo niederschrieben. Anregung zu immer neuen Schauern eines Gefühls, für das ich noch keinen Namen hatte.

Plötzlich betrachtete ich auch die überall herumstehenden Photographien mit anderen Augen. Sie gaben mir Nachhilfeunterricht im Leben der Leute, die meine Mutter verschlissen. Ohne sie zu kennen, bildete ich mir ein, in ihren Seelen spazieren zu gehen. Gesten, Mimik, Haltung, Requisiten auf diesen Photographien waren nun aufschlussreich. Ich durchdrang die Fremdheit der verzierten Posen, indem ich Partikel für Partikel studierte und wie eine neue Sprache erlernte. Aus anderen Zeiten kamen mir Menschen entgegen, und mir wurde bewusst, dass meine Welt nicht nur im Jetzt winzig gewesen war, sondern auch, dass sie nicht sehr weit in die Vergangenheit gereicht hatte. Ich erkannte, was Mutter und mir alles fehlte. Nicht nur das Geld. Arme Leute haben keine Geschichte. Keine verbürgte Genealogie. Keine Verbindungen. Ihre Namen sind bedeutungslos. Sie werden zwischen den Falten von Alltag zu Alltag gezeugt und können froh sein, wenn sie zwei Teile Eltern haben, die amtlich bestätigt sind. Die Photographien zeigten anderes. Leute, die im Haus gelebt hatten oder immer noch lebten. Gäste. Verwandte. Sie zeugten von Ereignissen. Zusammenkünften. Hochzeiten. Taufen. Trauerfeiern. Cocktail-Parties und Crockett-Partien fanden im Garten statt, ein Wettschwimmen der Kinder im offenen Pool, ein Sommerfest, eine Theateraufführung in der Eingangshalle. Werkzeuge des täglichen Bedarfs waren auf ihnen zu sehen, die in meinem Leben nie vorgekommen waren, Tennisschläger, Hockeyschläger, Golfschläger, Federballschläger, Crockettschläger, Reitgerten, Pferdesättel sowie ein keulenartiges Ding, das aussah, als sei es dazu da, einen ausgewachsenen Ochsen zu erschlagen. Man sah auch Leute beim Rudern. Andere standen einfach nur herum, hielten ein Glas in der Hand und dekorierten den kurzgeschorenen Rasen. Die Kinder streuten Blumen oder rissen welche aus, ritten auf den Schultern gut gelaunter Männer, spielten Fangen oder saßen im Gras. Immer hatten die Leute strahlende Gesichter und schöne Kleider an. Und dann die Frauen. Die Frauen! Die Frauen dieser Galerie waren besonders. Frauen, die man nicht mehr auf der Straße, aber auch nicht mehr in diesen Häusern sah. Sie waren verschwunden. Ausgestorben. Aber ganz offensichtlich hatte es sie einmal gegeben. Elfen in Hosen. Kurzgeschorene Nacken. Schwanenhälse. Grazile Gliedmaßen, die kein Ende zu nehmen schienen. Eine, die ein Cabriolet chauffierte, sah ein wenig wie Konrad aus. Frauen wie Jungen, mit Kippen im Mund. Kühn. Verwegen. Es war ihnen an jeder Pore anzusehen, dass es ihnen gleichgültig war, was andere von ihnen dachten. Fasziniert starrte ich auf diese Wesen. Dieser Übermut. Diese Großzügigkeit in der Geste. Diese Gleichgültigkeit jeder Regel gegenüber. Hatten sie das gleiche Geschlecht wie meine Mutter? Wie ich?

Natürlich betrachtete ich in diesen Tagen nicht nur die Objekte und Photographien mit dem neu geschärften Blick, sondern erst recht die Bewohner des Hauses, die nie so zahlreich waren wie zur Zeit der Abreise in die Sommerfrische. Ich schlich ihnen hinterher. Meine Hoffnung, von ihnen in ihre Geheimnisse eingeweiht zu werden, fand ich erniedrigend. Aber so sehr ich mich auch gegen diese Regung wehrte: Sie blieb. An einem späten Nachmittag beoachtete ich Konrad und seine Schwestern Konstanze und Klara dabei, wie sie mit einem merkwürdigen Spiel Klaras Schulfreundin quälten. Der Ausgangspunkt des Geschehens war eine Teestunde, zu der es wie immer köstliches Gebäck gab, auf das alle ganz wild waren. Ich gebe zu, dass ich die übriggebliebenen Petits Fours in der Küche sehnsüchtig betrachtete. Aber ich gab mir nie die Blöße, das ein oder andere zu stehlen.

Konrad und die Mädchen saßen im Salon, und Konstanze schlug vor, sich die Zeit mit einem Spiel zu vertreiben. Zentraler Gegenstand war Konrads Feuerzeug, ein – wie ich inzwischen gelernt hatte – sehr kostbares Ding aus weißem Gold, das sogar einen Namen hatte: Dupont. In dem Spiel ging es darum, ein Rätsel zu lösen: die Regel des Spiels. Konrad begann. Der erste Zug bestand darin, seiner Schwester das Feuerzeug mit einem Kommentar zu reichen. Er lautete: Ich übergebe Klara das Dupont geschlossen. Klara übernahm das Feuerzeug, öffnete den Schnappdeckel und überreichte es ihrer Schwester Konstanze mit den Worten, ich übergebe das Dupont geöffnet. Diese wiederum ließ den Deckel zuschnappen und reichte das Objekt an die Schulfreundin weiter, während sie kommentierte, ich übergebe das Dupont geschlossen. Die Schulfreundin feixte. Sie öffnete das Feuerzeug, reichte es weiter und sagte dazu, ich übergebe das Dupont geöffnet. Die nächste Runde ging schneller. Konstanze ließ den Deckel offenstehen, und sagte, indem sie es an Konrad gab, ich übergebe das Dupont geschlossen. Falsch, rief das fremde Mädchen, auf das offene Feuerzeug verweisend. Konrads amüsiert strenge Stimme schalt sie dumm. Konstanze hätte selbstverständlich das Richtige gesagt. Und so ging es weiter. Konrad schloss das Dupont, sagte, er übergäbe es geöffnet, und reichte es an Klara weiter und sofort. Das Mädchen machte es immer wieder falsch. Die drei anderen amüsierten sich lautstark und stachelten sich gegenseitig zu haltlosem Gelächter an. Irgendwann traten Tränen in die Augen der düpierten Schulfreundin, der es nicht gelang, die Regel des Spiels zu durchschauen. Geschweige dessen dunklen Sinn.

Ich stand hinter der Portiere zum Speisezimmer und überblickte heimlich den Salon, in dem die kleine Gesellschaft in den blauen Brokatsesseln mit den dünnen Beinchen lümmelte. Ich sah nicht nur auf das Feuerzeug, den Teetisch, die Veranda, sondern hatte auch die Mitspieler im Blick. Plötzlich fiel mir auf, dass das Dupont als zentraler Focus nichts weiter war als ein Ablenkungsobjekt. Der Kommentar geöffnet oder geschlossen bezog sich nicht auf den Schnappverschluss des Feuerzeugs. Gemeint waren die Augen des jeweiligen Gebers. Ob das Dupont geöffnet oder geschlossen übergeben wurde, war nicht von Belang. Wenn der amtierende Spieler seine Augen bei der Übergabe schloss, sagte er, er übergebe das Feuerzeug geschlossen, auch wenn der Deckel geöffnet war. Die Regel hatte nur einen Sinn: dass sie für Außenstehende nicht zu durchschauen war.

Am Ende des Sommers geschah etwas für meine Mutter Schreckliches. Man erwartete die Eigentümer aus den Ferien zurück (vom Sommerhaus am Meer), und also wurden die Meererbuscher Zimmer auf den Kopf gestellt. Meine Mama schrubbte sich die Finger wund. Vielleicht wollte sie Gerda beweisen, wie effektiv, wie selbständig und unentbehrlich sie war. Sie putzte die Bleiverglasungen im Wintergarten, polierte die kostbare chinesische Vase und entstaubte den riesigen Globus in der Bibliothek. Sie nahm die Papageienbilder im Frühstückszimmer von der Wand, um deren erblindete Spiegelrahmen zu wienern. Nach drei Tagen schimmerte alles auf Hochglanz, und die sonst ewig nörgelnde Gerda seufzte ebenso glücklich erschöpft wie meine Mutter.

Noch am selben Abend klingelte das Telephon. Mutter wurde für den nächsten Nachmittag in die Meererbuscher Villa zitiert. Sie erwartete eine Extragratifikation und ein paar anerkennende Worte. Überrascht stellte sie fest, dass Frau Beer sie mit versteinertem Blick empfing. Im kleinen Schreibzimmer, ihrem Privatgemach. Ich musste draußen warten. Als die Tür sich wieder öffnete, hatte Mutter Tränen in den Augen. Sie nahm mich an die Hand, und wir verließen das Haus. Sie verlor kein Wort über das, was im Zimmer passiert war. Wenige Tage später schloss sie sich einer Reinigungsfirma an, die Putzkolonnen in Büros vermittelte, nach Arbeitsschluss oder vor Morgengrauen.

Als ich meine Mutter Jahre später fragte, was damals passiert war, sagte sie, der Schmutz auf den Spiegelrahmen sei kein Grind gewesen. Sie hatte unwissentlich die antike Silberauflage abgekratzt und damit die Erbstücke irgendeiner Tante der Tante Beer zerstört. Danach hat meine Mutter in Meererbusch keine private Putzstelle mehr gefunden – im ganzen Umkreis von Düsseldorf nicht mehr.

3

Das Geheimnis des Hauses, das vor meiner Geburt eine Rolle im Leben meiner Mutter gespielt hatte und verantwortlich dafür war, dass sie von Bayern ins Rheinland zog, fand ich später erst heraus. Dieser Anlass brachte mich ein letztes Mal in eine Umgebung, in die ich nicht gehörte. Und hier begegnete ich Boy.

Ich frage mich oft, was aus ihm und mir geworden wäre, hätten wir andere Eltern gehabt. 68er Revolutionäre zum Beispiel oder Gewerkschaftler, gesellschaftspolitisch engagierte Lehrer, Mitglieder der RAF, rebellische Intellektuelle mit Gelegenheitsjobs, Kiffer oder Traumtänzer mit überirdischen Visionen. Ich frage mich, ob wir in anderen Verhältnissen andere geworden wären. Bessere Menschen. Verantwortungsvolle Vegetarier, altruistisch um das Wohl der Allgemeinheit bedacht. Offene Kämpfer. Mutige Ideologen.

Mutter war eine gläubige Katholikin, deren familiäre Spuren sich irgendwo in Polen verlieren. Was Boys Eltern waren, weiß ich nicht genau. Lieber als familiäre Details erwähnte er seine Leidenschaft für tote Krokodile. Aber meine Nase roch seinen Stall sofort: keiner mit Pferden, eher mit Kaninchen. Uns verband der Widerwille gegen unsere Herkunft und der Mangel an Mitgefühl den anderen und uns selbst gegenüber. Wir hatten keine Schwäche für Idylle. Der kleinbürgerliche Mief, die Kultivierung von Bescheidenheit, der angebliche Adel der kleinen Leute, das Märchen von der Solidarität der Armen untereinander kotzte uns an. Wir waren immun gegen milde Gaben, soziale Anwandlungen, schöne Versprechen. Wir kannten den Dreck von Kindesbeinen an. Merkwürdig ist, dass wir beide ästhetische Fluchten wählten, obwohl wir beide einem Land entstammen, das Äußerlichkeiten als blöde Oberflächlichkeit missachtet und mit intellektueller sowie sozialer Verachtung auf die inneren Werte verweist.

Boy und ich waren anders. Wir wollten auf schöne Art entkommen. Vor allem entkommen. Mit proletarischem Gebaren verbanden wir die Tristesse unserer Kinderjahre, Grobschlächtigkeit, kleinmütiges Scheuklappendenken, ständigen Jammer. Die Angst unserer Eltern, aus dem Rahmen zu fallen. Visionen wurden Flausen genannt. Die Welt hörte hinter unserer Haustür auf. Und natürlich schaffte die Angst sich Luft in Neid, übler Nachrede, Häme. Schadenfreude gabs jeden Tag aufs Butterbrot. Jedenfalls deutete Boy an, dass das sein Kinderalltag gewesen sei. Vielleicht hätte auch meine Mutter ihrem Gram gern Luft gemacht. Aber ihre Ventile waren verstopft. Sie war verschwiegen. Irgendetwas hatte ihr schon früh die Lippen verschweißt. Das waren Boys und meine Erfahrungen mit den Niederungen der Gesellschaft. Romantisch waren sie nicht.

Geld macht nicht glücklich, höre ich zuweilen immer noch. Macht es doch! Geld macht unabhängig. Unabhängigkeit war Glück für mich. Seit jenen Tagen, in denen ich in fremden Häusern Menschen und Dingen auf den Grund gegangen war, dachte ich nur noch an Unabhängigkeit. Ich weiß, dass es Boy ähnlich ging. Ich schlich mich über Feldwege fort, durch enge Gassen und geheime Türen, folgte inoffziellen Fährten, geflüsterten Hinweisen, beiläufigen Gesten und nahm unbeobachtet, was mir gefiel. Boy hatte einen spektakulären Weg beschritten, sich Respekt zu verschaffen. Er nahm die Trasse in den Ruhm. Während mein Gegenüber nie wusste, wen es vor sich hatte, stand er im Zentrum des medialen Lichts.

Er trug eine beneidenswerte Respektlosigkeit zur Schau, allen voran den Schönen und Reichen gegenüber. Mir imponierte das am Anfang sehr, obwohl mir schnell klar war, dass diese Gleichgültigkeit auch Selbstschutz war, eine Masche, sich seiner mickrigen Herkunft zu erwehren. Gegenüber denen, die darauf beharren, dass Herkunft alles ist, sowohl die genetische wie die soziale, war Boy der materialisierte Beweis, wie lebendig, veränderungswillig, flexibel die eigene Persönlichkeit zu gestalten ist, wenn man nur sein eigenes Hirn gebraucht. Sein eigenes Erleben ging ihm über alles. Konventionen akzeptierte er nur, um sie für sich zu verwerfen. Erfahrungen machen, um alte Spuren zu überschreiben, schien seine Devise zu sein, als wir uns kennenlernten. O, Boy! Mit vollendeten Manieren behauptete er, sein biographisches Talent, seine analytische Schärfe, sein Witz, die klirrende Gnadenlosigkeit seiner Formulierungen seien das Resultat kindlichen Elends. Vielleicht stimmt das sogar. Er hatte die angeborene Perspektivlosigkeit pervertiert und daraus eine komplexe Fähigkeit gemacht, deren Beurteilung sich anderen entzog. Das war mehr als klug. Es war ein genialer Schachzug, sich einem übermächtigen System komplett zu entziehen. Wenn gebildetere, besser erzogene, weiter gereiste Leute großspurig mit den Codes und Kinkerlitzchen ihrer sozialen Kaste klimperten, setzte er auf die drastischen Erfahrungen seiner frühen Jahre, und die Leute waren verwirrt. Ganze Gesellschaften konnte er damit schockieren. In beiläufigem Tonfall ließ er Szenen gerinnen, die sein Publikum amüsierten und beschämten. Er war unberechenbar und tat meistens das Gegenteil von dem, was man von ihm erwartete. Als ich ihn kennenlernte, faszinierte mich das über die Maßen. Ich dachte, diese Haltung sei die einzig mögliche für einen Mann, es denen zu zeigen.

Und ich? Wenn ein Mädchen herumgeschubst und abgekanzelt worden ist, entwickelt es oft eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe. Ich lernte wahrzunehmen, was andere übersehen. So erinnere ich mich ganz genau an das Flackern in seinen Augen. Der nervöse Ehrgeiz des Aufsteigers mischte sich darin mit der spöttischen Verachtung dem Dasein gegenüber – eine nicht ungefährliche Mischung, da die Verachtung des Lebens einem selbst den Boden entziehen kann. Ich sah die innere Unruhe an der unsteten Bewegung seiner Augen, die immer nach etwas suchten im Raum, auch wenn er mit jemandem am Tisch saß und sich unterhielt. Er war ständig auf der Lauer, als fürchte er, eine bestimmte Person, eine wichtige Gelegenheit, einen entscheidenden Moment zu verpassen. Manchmal verhielt er sich, als hätte er etwas zu verbergen, irgendeinen Mangel oder Defekt, als sei ein psychischer Mechanismus aus seiner Funktion gesprungen. Die Neigung, sich in das Leben anderer zu verkriechen, darin herumzuwühlen, sich in diese Leute so einzufühlen, als träte er an ihre Stelle, kam nicht von ungefähr. Boy war der geborene Biograph, weil er ein anderer sein wollte.

Im Übrigen war nicht nur seine Herkunft, sondern auch sein Werdegang außergewöhnlich für das, was er tat. Er hatte nie studiert. Er war Autodidakt. Als Schreiber und auf dem Parkett. Das ist nicht leicht in Zeiten, in denen Kreti und Pleti Doktortitel haben, hatte aber einen besonderen Reiz. Vor allem aber hatte Boy im Umgang mit diesem Defizit ebenfalls eine sportliche Form gefunden. Während unseres gemeinsamen Aufenhaltes bei Ina von Mallind konnte ich beobachten, dass er zwar nie eine Niederlage zugab, oft aber davon sprach, sich hier und da zu irren. Akademiker behandelte er mit freundlicher Gönnerhaftigkeit. Leute vertrauten ihm. Sie hielten ihn für ehrlich, höflich, formvollendet – und differenziert. Gerade dies stand im Widerspruch zu seiner Respektlosigkeit, verlieh ihm aber noch größere Autorität. Unter dem kunstfertig gewobenen Deckmantel der Gelassenheit schwelten allerdings heftige Gefühle. Kaum jemand, glaube ich, wusste davon. Ausgenommen Lucy vielleicht. Man erwartete das einfach nicht bei einem so unterhaltsamen Typen.

Als ich Boy kennenlernte, war ich stolz darauf, mich nicht zu verlieben. Gefühle konnte ich mir nicht leisten. Gefühle waren etwas für die Mädels aus Meererbusch. Dennoch reagierte ich auf Boy wie angefixt. Ich sah ihn als meinen Spiegel, das männliche Pendant meiner selbst. Ich idealisierte nicht nur ihn, sondern auch mich. Wenn ich ihn betrachtete, färbte sein Glanz auf mich ab, machte aus dem mageren Wesen einen Traum unerreichbarer Schönheit. Meine Projektion auf ihn erlaubte mir, mich in einem anderen Licht zu sehen, mich frei von Schuldgefühlen zu zeigen. Jedenfalls in meiner Phantasie. Ich ignorierte, dass ich nicht seine Qualitäten besaß, vor allem nicht seine äußeren, nicht die Farbigkeit seiner Stimme und Gesten, nicht die verschwenderische Anziehungskraft seiner Physiognomie, die vollen Lippen, die geschwungenen Brauen, den dichten braunen Schopf. Sein Mund wirkte eigentümlich mädchenhaft in dem Gesicht mit leicht gebogener Nase und riesigrunden Augen. Ich konnte mich nicht sattsehen an ihm. Bei der ersten Begegnung mit Boy wusste man gar nicht, wo man zuerst hingucken sollte. Seine Mimik hatte eine flirrende Beweglichkeit, Ironie wechselte mit hingeworfenen Bemerkungen ab, die flapsig klangen, mitunter scharf. So hätte ich aussehen, handeln, sprechen wollen, wäre ich ein Mann gewesen. Er war der Kerl, mit dem ich die Verwirklichung der grandiosesten Träume hätte erreichen können. Er hätte das Zeug dazu gehabt. Er war ich in anderer Gestalt.

4

Dann geschah das Unerwartete. Im Haus der Mallinds kam es zu einem unangenehmen Vorfall, und Boy verschwand. Zum ersten Mal in meinem Leben ließ ich mich gehen. Es traf mich unvorbereitet, mit einer geradezu lächerlichen Wucht. Alles von mir, Körper, Gedanken, Gefühl, reagierte so, als hätte er eine Geliebte im Stich gelassen. Das war der Preis dafür, dass ich mich unkontrolliert meinen Visionen überlassen hatte – bis hin zu einem zärtlichen Gefühl.

Nun stehe ich hier, blicke auf den Kanal im November … Das Restlicht des Tages zieht die kahl gewordenen Äste zu scharfen Linien zusammen. Ab und zu sehe ich im Ausschnitt zwischen den Bäumen einen Hund, dann ein Stück Leine, dann einen Mann oder eine Frau. Es ist nass, das zeigen die glänzenden Rinden, die das unregelmäßig aufflackernde Licht reflektieren. Gaslaternen. Auch ich mache Licht in den Vitrinen und sehe mir die Dinge an, die ich über Jahrzehnte zusammengetragen habe, Objekte zwischen Frevel und Freiheitsversprechen, Dekorationswut und Devotionalienkult, Sentiment und Gewalt. Ein mit Diamanten besetztes Hakenkreuz ist darunter, das ich nur deswegen sorglos entwenden konnte, weil die Tochter der ehemaligen Eigentümerin nicht die Nerven hatte, es öffentlich für vermisst zu erklären. Aber auch ein Schlüsselanhänger aus Platin ist dabei, der die Freiheitsstatue repräsentiert, die kleine Flamme in ihrer Hand kristallin aus Rubin und Cytrin, 1920er Jahre. Eine aus ihren Scherben wieder zusammengesetzte Vase aus der Qing-Dynastie teilt sich ein Fach mit einem handbemalten Totenkopf der Porzellanmanufaktur Nymphenburg, eine originalgroße Eidechse mit grün patiniertem Körper läuft auf eine überdimensionierte Muschelhälfte mit goldenem Inlet zu: darin Perlen, weiße, violette, schwarze … eine Landschaft einziger Art. Sie gehörte Tante Beer. Des Weiteren ein aus Elfenbein geschnitzter Christus am Kreuz, Augsburg, 17. Jahrhundert, ein silbernes Zigarettenetui mit Innengravur, Mad about the boy, ach ja, und dann eine Platinhülse, als Prothese für den kleinen Finger einer Frau gedacht, ein USB-Stick, ein unscheinbares Teil Massenware, bedrohlich, finde ich, da er ausschließlich innere Werte hat und in seiner abgegriffenen silbrigen Schäbigkeit nur für innere Werte plädiert. Sein Inhalt ist Geheimnis. Wie lange noch? Die Sammlung bezeugt meinen Lebensweg, und ich werde sie auf Einladung eines Florentiner Museums hin zum ersten Mal in einer Ausstellung präsentieren. Ich freue mich darüber. Fühle mich geehrt. Anerkannt. Zum ersten Mal in meinem Leben. Ich habe es geschafft, das Resultat meiner Bemühungen in Richtung einer Lösung zu treiben, wäre da nicht … Nein, nicht jetzt. Ich muss mich auf mein Projekt konzentrieren. Manche Dinge meiner Kollektion wollte ich nur retten, vor Zerstörung, Missbrauch oder Müll. Die meisten handeln oder erzählen vom Geld. Sie stellen Objekte der Schönen und Reichen dar und sprechen von bitterer Armut, Sehnsucht und Träumen. Sie zeigen Spuren des Gebrauchs und Formen der Vergessenheit. Sie sind so aufgeladen mit Projektionen, dass sie, ohne magnetisch zu sein, ein anziehendes Umfeld bilden.

Es sind die Geheimnisse des Unbewussten, die für die Spannung zwischen den Auren der Dinge sorgen, unsere Erlebnisse in ihnen speichern, sie zu Zeugen von etwas machen, das wir längst vergessen haben. Manchmal gleichen sie gewaltsamen Szenen. Manchmal sind sie kaum mehr als ein ephemerer Duft, dessen einziges Überbleibsel ein leerer Flacon mit eingetrockneten gelben Harzspuren ist. Es wird einen Katalog geben, in dessen Vorwort ich schreibe, wie alles angefangen hat. Was mein Blick auf die Dinge meint. Daran muss ich jetzt denken. Nicht an ihn. Also gehe ich die Exponate noch einmal durch, ergänze die Liste, bevor die Leute des Kunsttransportes kommen, um sie einzupacken. Ich höre irgendein Gezeter aus dem Garten, ein Streit um einen Sonnenschirm. Aber draußen ist es jetzt Nacht und in mir nur das Echo des letzten Sommers. Ich krame in einer Schublade nach Zigaretten. Es sind keine da. Ich rauche nicht. Es ist nur das Feuerzeug, das mich animiert. Das Ding wird ein zentrales Exponat in der Ausstellung werden … ein Dupont mit Claqueverschluss, weißgold mit Monogramm, KB. Feuerzeuge wie dieses hier sind historisch. Heute haben sie keine Bedeutung mehr. Die Menschen rauchen kaum noch, und wenn, zünden sie die Zigarette mit einem Einwegfeuerzeug an. Bald werden sie sich schämen zu trinken … Gesellschaftliche Gesten, um die ich die Leute in den großen Häusern beneidete, üppige Gesten, die ganze Jahrhunderte in sich bargen, gibt es dann nicht mehr. Aber ich verzichte heute nicht darauf. Es gehört zur Personnage meiner Ausstellung, das Rauchen und Trinken, es ist so sehr vonnöten, um eine Ära zu charakterisieren, das Claque des Duponts kündigt einen Auftritt an … Was bald kaum mehr jemand versteht: die alte Zeit, was verdammt noch einmal das wohl gewesen ist, die Zeit, aus der wir gekrochen sind … davon erzählen die Dinge, ihr Abnutzungsgrad, die Geräusche, die sie machen … klack, klack, ich höre und sehe durch die Nacht in den letzten Sommer, sehe Boy am Schwimmbad, am Seerosenteich mit Aimée, sehe ihn mit Ina am Arm die Treppe hinuntergehen, sehe ihn, wie er das Zigarettenetui zückt, es jemandem hinhält, es wieder zuschnappen und in seiner Tasche verschwinden lässt. Klack, Klack. Diese Schemen tauchen auf, da ich am Nachmittag auf der Straße einen jungen Mann gesehen habe, der leicht hinkte, kaum wahrnehmbar. Ich hätte das Bild gern sofort wieder vergessen, aber es rührte mich. Jetzt lenkt es mich ab. Also laufe ich doch hinunter zu einem dieser Kiosks, die wie in New York jetzt auch in Berlin die ganze Nacht geöffnet haben. Es ist ganz still draußen. Niemand weiß, dass ich in der Stadt bin. Das Restaurant gegenüber ist heute geschlossen. Ich gehe schnell, obwohl es nicht so kalt, nicht so ungemütlich ist, wie ich dachte, nur dunkel und kein Mensch auf der Straße in diesem Teil des Viertels, das doch jetzt so angesagt ist. Ich habe eine gute Nase bewiesen, diese Etage zu kaufen, was ich nur deswegen tat, weil sie so hoch über allem schwebt, damals so fern von allem war, weil mich hier niemand kannte. Allein schon, weil ich hier wohne, weil ich so wohne, würden manche mich jetzt für vermögend halten, wüssten sie davon.

Zurück zu Hause nehme ich den Wein aus dem Kühlschrank. Als ich mir ein Glas einschenken will, sehe ich, dass der Anrufbeantworter blinkt. Einen Augenblick überlege ich, ob ich die Nachricht ungehört lösche. Ich gieße den Wein ein, zünde mir eine Zigarette an und drücke auf die Taste.

»Ich bitte dich, diese Ausstellung abzusagen. Bitte reise nicht noch einmal nach Florenz. Bitte lass uns versuchen, gemeinsam auszusteigen. Aus der Vergangenheit. Etwas für die Gegenwart zu tun. Ich bitte dich, hörst du! Ich bitte dich.«

Flehend. Das ist alles, was ich höre. Und all das, was ich nicht hören will. Die Stimme. Die Bitte. Den Ton. Den Mann. Nichts von dem. Nichts von dem wollte ich. Nichts von ihm wollte ich. Ich denke an Boy. Ich denke immer noch, mit ihm hätte ich alles erreichen können. Was? Alles, was ein Mensch erreichen kann. Boy. Ich gebe zu, ich habe immer wieder, ohne Plan, mit einigen Menschen gesprochen: Boy geht mir nicht aus dem Kopf. Ich ärgere mich darüber. So gefühlt zu haben. Überhaupt gefühlt zu haben. Schönsein. Reichsein. Liebe. Alles Kitsch. Das alles wollte ich. Es war stärker als ich. Um ihm nah zu sein, hörte ich mich um. Ich sammelte Gesprächsfetzen, wie ich vorher Dinge gesammelt habe. Schlimmer als ein Klatschweib war ich hinter jeder Neuigkeit her. Hätten Sie das gedacht? Hast du etwas von ihm gehört? In der Zeitung gelesen? Ich begann im Netz zu recherchieren, ob die Memoiren erschienen waren, das Haus in Bayreuth vermietet, verkauft, die Preise der Bilder Aimée von Mallinds nach dem Tod von Ina in die Höhe geschossen.