Niemand hätte es für möglich gehalten, dass die 1945 fast gänzlich zerstörte Stadt je aus ihren Trümmern auferstehen könnte. Aber das Wunder ist geschehen: Wie eine Vision hängt die Kuppel der Frauenkirche heute wieder über der alt-neuen Silhouette Dresdens. Die Elbresidenz des Barock, die Kulturmetropole oder das „Schmuckkästchen“, wie es Victor Klemperer nannte, strahlt in neuem Glanz.
Noch immer wird an allen Ecken und Enden gegraben und gebaut, die freien Stellen in der Altstadt schwinden jedoch in atemberaubendem Tempo. Das Residenzschloss wird erst 2013 ganz fertiggestellt sein, doch schon jetzt wurden wichtige Teile eröffnet wie das glanzvoll wiederhergestellte „Historische Grüne Gewölbe“ und die „Türckische Cammer“. Gegenüber der seit 2006 komplett rekonstruierten Frauenkirche wachsen am Neumarkt die alten Barockfassaden empor, hinter ihnen entstanden und stehen Büros, Läden, Restaurants und schicke, teure Wohnungen. Nicht jeder ist mit dieser barocken Maske der Neubauten einverstanden, man hätte sich auch für moderne Architektur entscheiden können – dass das heiß diskutierte Neue Gewandhaus, ein modernistischer Museumsbau, nun endgültig nicht gebaut wird, hat für allgemeines Aufatmen gesorgt. Um andere Bauten wird ebenfalls gestritten: Eine neue Staatsoperette soll in die Innenstadt (ins frühere Kraftwerk?), braucht Dresden weitere Luxushotels, was tut sich im Kurländer Palais, mussten die ausgegrabenen Reste des Alten Rathauses wirklich dem Neubau des Parkhauses unter dem Altmarkt weichen und warum darf das neue Hotel dort den Blick auf die Kreuzkirche verdecken (weil die vor 1945 auch nicht zu sehen war …). Diese Fragen beschäftigen alle Dresdner, wie die Leserzuschriften der Stadtzeitungen belegen.
Bei allem Kultur- und Kunst-Hype – jeder will in der Semperoper gewesen sein, die Sixtinische Madonna und die Frauenkirche bewundert haben sowie durch den Park um Schloss Pillnitz flaniert sein – ist Dresden eine Stadt geblieben, deren Bürger anderes zu tun haben, als ständig in die Oper zu laufen oder sich die chinesischen Vasen in der Porzellansammlung anzusehen. Dresden ist die Hauptstadt Sachsens mit einem großen politischen und administrativen Apparat, beherbergt – trotz Krise – Europas wichtigsten Standort der Mikro- und Nano-Elektronik („Silicon-Saxony“), hat eine bedeutende Technische Universität und mehrere international anerkannte Forschungsinstitute wie das Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme. Die Arbeitslosigkeit ist dank zahlreicher Firmenneugründungen trotz des Kahlschlags nach der Wende auf 12 % gesunken. Die Stadt verfügt zudem über ein hervorragendes modernes öffentliches Verkehrsnetz, sieht man vom fehlenden Ausbau auch wichtiger Straßen ab (wie der Königsbrücker Straße). Große Teile des ausgedehnten Stadtgebietes wurden renoviert, restauriert oder komplett neu gebaut, obwohl es nach wie vor auch noch Plattenbauviertel gibt, deren Zustand und Infrastruktur sehr fragwürdig sind.
Unter dem sächsischen Kurfürsten und polnischen König, den man wegen seiner außergewöhnlichen Körperkräfte August den Starken nannte, begann Ende des 17. Jahrhunderts der Mythos Dresden. Die berühmte Silhouette der Stadt zwischen Frauenkirche und Zwinger (noch ohne die heutigen Gebäude der Brühlschen Terrasse und die Semperoper) entstand in dieser Zeit und wurde durch den Hofmaler Bernardo Bellotto (genannt Canaletto) verewigt. Der Blickwinkel, von dem aus seine berühmte Ansicht Dresdens in der Galerie Alte Meister entstand, ist wie das Bild selbst als „Canalettoblick“ ein Ziel für Kunstpilger. Ende des 18. Jahrhunderts als „Elbflorenz“ apostrophiert – als ob Dresden etwas anderes wäre als Dresden, oder sollte man Florenz als „Arno-Dresden“ bezeichnen? – verstärkte sich der Mythos unter dem Einfluss der von Dresden ausgehenden Romantik (Theodor Körner, E. T. A. Hoffmann, Carl Maria von Weber, Richard Wagner, Caspar David Friedrich, Adrian Ludwig Richter lebten und arbeiteten zumindest zeitweise in Dresden), als einer in Kunst und Kultur getränkten Stadt, die in eine besonders reizvolle – eben romantische – Landschaft gebettet ist: das Elbtal zwischen Meißen und den Felsenburgen der Sächsischen Schweiz.
Eines der ältesten Theater des deutschen Sprachraums, die Hofoper, öffnete 1667 in Dresden seine Pforten und fand in der Semperoper einen weltberühmten Nachfolger. Heute leistet die Stadt sich zwei international renommierte Orchester, die Staatskapelle und die Dresdner Philharmonie. Darüber hinaus haben zwei bedeutende Ballettensembles, jenes der Staatsoper und die Forsythe Company, hier ihren Sitz, das Letztere in der Hellerau, einer in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg richtungweisenden Gartenstadt. Neben dem Schauspielhaus gibt es mehrere andere Theater bis hin zur alternativen Szene in der Äußeren Neustadt. Im Kreuzchor hat Dresden einen der weltweit ältesten Knabenchöre, und nicht nur an der Silbermannorgel in der Hofkirche kann man Orgelmusik hören. Kein Tag vergeht ohne kulturelle Veranstaltungen, Aufführungen, Festwochen oder Festivals. Mit der Gemäldegalerie Alte Meister besitzt Dresden eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt, das Grüne Gewölbe bietet eine Pretiosensammlung, mit der sich kaum eine andere vergleichen kann, und die Porzellansammlung verfügt über einen Bestand chinesischer und japanischer (und früher europäischer) Porzellankunst, der weltweit nur von jenem des Topkapı-Palastes in Istanbul übertroffen wird. Dutzende weitere Museen und Galerien laden zur Besichtigung ein, darunter das Deutsche Hygiene-Museum und die nach Umbau und Einbau einer „Arche“ wieder eröffnete Galerie Neuer Meister u. a. mit Bildern der Künstlergemeinschaft „Die Brücke“, die in Dresden ihre Wurzeln hatte.
Im Februar 1945 wurde Dresden durch einen alliierten Bombenangriff zerstört, die Altstadt lag vollständig in Schutt und Asche. Seither war es nie klar, ob man die Reste der barocken Stadt wegräumen sollte wie bei der Sprengung der Fassaden der Rampischen Straße zu DDR-Zeiten oder sie erhalten, restaurieren oder gar wiedererrichten sollte wie beim Zwinger und der Semperoper (1985). Die Frauenkirche blieb Ruine – als Mahnmal, hieß es. Die Silhouette der Stadt ebenfalls. Nach 1990 setzten sich dann die Stimmen durch, die einen Wiederaufbau des alten Stadtzentrums forderten. Mit Hilfe aus aller Welt entstand die Frauenkirche neu (2006), das Schloss ist fast komplett restauriert und wird zum Museen-Schloss ausgebaut (derzeit vier), und auch der gesamte Neumarkt entsteht wieder – auch wenn’s nur die Fassaden sind. Ein Wunder – dank reichlich Investitionsgeldern aus dem In- und Ausland.
Wenn Dresdner an Clubs und Discos, an Kneipen und Biergärten in Hinterhöfen denken, an Jazz und Techno, Trödelläden und Boutiquen, Orientshops und jede Menge anderer Läden vom Vinyl-Spezialisten bis zum Senflädchen, dann fällt ihnen unweigerlich die Äußere Neustadt ein. Abends weggehen heißt ganz einfach zum Albertplatz fahren oder laufen und dann auf ins Vergnügen, denn in den nahen Straßenzügen Alaunstraße, Louisenstraße, Rothenburger Straße und Görlitzer Straße ist Tag und Nacht was los. Sicher, man kann auch anderswo einkaufen und bummeln, in Cafés und Kneipen sitzen, tanzen, abhängen, sich draußen oder drinnen von allen möglichen Sounds beschallen lassen, die neuesten Cocktails schlürfen und sich abweisen lassen, weil man dem Türsteher nicht gefällt. Aber hier in der Äußeren Neustadt (im Gegensatz zur barocken Neustadt ein Stadtviertel der Gründerzeit, in dem übrigens Erich Kästner geboren wurde) ist das alles ganz dicht gedrängt, Szene satt auf 1 km². Im Sommer treibt es die Dresdner allerdings auch an ihre Strände, Stadtstrände natürlich mit echtem Sand, und in jedem Hinterhof stehen Liegestühle und coole Drinks bereit, nicht nur in der Neustadt. Einmal im Jahr kocht die Äußere Neustadt über, dann stellt die „Bunte Republik Neustadt“ ihre eigenen Regeln auf und hält sie auch ein, weil die Hauptregel ist, dass es keine Regeln gibt.
Wer will, kann von der Innenstadt aus durch Grüngürtel in die wunderschöne Umgebung der Stadt wandern, denn Dresden ist eine grüne Stadt. Blüher Park und Großer Garten verbinden die Altstadt nahtlos mit Striesen. Von der Äußeren Neustadt aus muss man nur einen Park queren, um in das riesige Schutzgebiet der Dresdner Heide zu gelangen, die man auch von den Ortsteilen Weißer Hirsch und Bühlau im Nu erreicht. Aber der Trumpf der Stadt ist die Elbe, ist das Elbtal mit seinen grünen Wiesen sowie den steilen Hängen zwischen dem Waldschlösschen und Pillnitz, die von der anderen Elbseite aus mit ihren Villen, Schlössern, Weinbergen und Spazierwegen ein ständig wechselndes Panorama bilden. Wen wundert es, dass die Dresdner beim ersten Sonnenstrahl den Picknickkorb packen oder sich aufs Rad schwingen, sodass die Dresdner Heide an schönen Wochenenden von wandernden Familiengruppen belebt und auf dem Elberadweg Blech an Blech gefahren wird? Und dabei haben die Dresdner auch noch ein Naturschauspiel und Freizeitparadies ersten Ranges vor der Tür, die Sächsische Schweiz mit ihren pittoresken und zum Freiklettern verlockenden Sandsteinfelsen.
Das ist das Schwierigste an Dresden, zu beschreiben, was man keinesfalls versäumen sollte. Vom Canalettoblick über die Augustusbrücke schlendern und die über der Brühlschen Terrasse schwebende „Glocke“ der Frauenkirche bewundern. Klar, fünf Sterne. Das begeistert auch die Dresdner selbst immer wieder. Ein weiterer Höhepunkt: die Besichtigung der Frauenkirche mit Kuppelaufstieg. Außerdem: einmal in die Semperoper, nicht nur eine Führung mitmachen, sondern eine abendliche Opernaufführung besuchen. Im Gegensatz zu geltender Meinung gibt es Karten oft bis zum Tag der Aufführung. Und nachher durch die beleuchtete Altstadt bummeln, über die Augustusbrücke zum Goldenen Reiter schlendern und durch die barocke Neustadt auf einen Drink in die Kneipenzone der Äußeren Neustadt. Open end, wie das dort so üblich ist. In schönen Sommernächten wird man schon in den Elbwiesen hängen bleiben, viele Liebespaare sind schon da. Sixtinische Madonna, die beiden Vermeer-Bilder, Tizian und Rubens in der Gemäldegalerie Alte Meister, durch den Zwingerhof zur Porzellansammlung, Neues Grünes Gewölbe und Historisches Grünes Gewölbe, zu den Gerhard-Richter-Räumen ins Albertinum … Jetzt sind wir schon bei mindestens drei Tagen und waren noch nicht im Panometer, wo in einem früheren Gasometer ein absolut faszinierendes Panorama des alten Dresden gezeigt wird, nicht im Großen Garten mit seinem Barockschloss, nicht in Moritzburg, Pillnitz, Meißen, nicht in der Sächsischen Schweiz. Dann eben beim nächsten Mal!
Dresden liegt nicht in der Mitte des Bundeslandes Sachsen, dessen Hauptstadt es ist, sondern etwas südöstlich versetzt unweit der tschechischen Grenze. Die Elbe fließt mitten durch die Stadt, ist einer ihrer wichtigsten Bestandteile und gliedert sie in einen südlichen und einen nördlichen Teil.
Der Elbefluss entspringt in Tschechien und verbindet Dresden mit Hamburg, das unweit seiner Mündung in die Nordsee liegt. Von Bedeutung für die Frachtschifffahrt ist der Fluss dennoch nicht, in Dresden sichtet man nur die Ausflugsboote der „Sächsischen Dampfschiffahrt“. Das touristisch interessante Dresden ist von der Fläche her relativ klein und überschaubar: Südlich (links) der Elbe befindet sich die Altstadt, nördlich (rechts) liegt die Neustadt, beide Teile sind durch die historische Augustusbrücke und weitere Brücken miteinander verbunden.
Die Altstadt erstreckte sich bis 1945 im Süden bis zum Hauptbahnhof. Doch nur der an die Elbe grenzende nördliche Bereich mit Zwinger, Schloss, Frauenkirche, Semperoper, Taschenbergpalais u. a. wurde wieder aufgebaut. Südlich davon wurden nur wenige Gebäude wie die Kreuzkirche rekonstruiert.
Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird der wieder aufgebaute Teil der Altstadt in drei getrennten Kapiteln vorgestellt. Im ersten wird der Bereich um den Theaterplatz behandelt. Heute locken dort Residenzschloss, Taschenbergpalais, Zwinger, Semperoper und die Hofkirche. Im zweiten Kapitel bildet der Neumarkt, der Platz vor der Frauenkirche, der bis in die Neuzeit nicht zu Dresden gehörte, den Mittelpunkt. Nicht nur die Frauenkirche, auch die Brühlsche Terrasse, Johanneum und Albertinum sowie die neue Synagoge werden in diesem Abschnitt beschrieben. Alles was südlich des Neumarkts liegt und vor allem südlich der elbparallelen Achse Wilsdruffer Straße, wird im dritten Kapitel vorgestellt. Die vom Schloss nach Süden laufende Achse, von der Schlossstraße über die Prager Straße bis zum Hauptbahnhof, bildet den Kern dieses Bereichs.
Zu Zeiten der DDR wurden durch die Altstadt zwei verkehrstechnische Breschen geschlagen, die Achse Freiberger Straße – Wilsdruffer Straße und die Achse Budapester Straße – Dr. Külz-Ring. Sie zertrennen die Altstadt in drei Teile. Heute sind sie durch alternative Verkehrsführung und relativ lange Ampelphasen für Fußgänger einigermaßen entschärft, doch zu DDR-Zeiten bildeten sie echte Trennlinien.
Jenseits der Augustusbrücke befindet sich die barocke Neustadt, in der wie durch ein Wunder Teile der Originalstraßenzüge erhalten blieben. Durchquert man sie, erreicht man die Gründerzeitstraßen der Äußeren Neustadt, früher Albertstadt genannt. Der vielachsige Albertplatz verbindet die beiden Stadtteile. Von hier führen drei Hauptachsen aus der Stadt hinaus, die (Anton- und) Hansastraße zur Autobahnauffahrt Dresden-Hellerau, die Königsbrücker Straße zum Flughafen und die Bautzner Straße nach Bautzen und Görlitz. Leipziger Vorstadt nennt sich der gründerzeitliche Vorort an der Hansastraße, während man auf der Königsbrücker Straße die Mikroelektronik-Betriebe von Klotzsche passiert und auf der Bautzner Straße die Elbschlösser und den Stadtteil Weißer Hirsch erreicht. Folgt man dieser Achse weiter an der Elbe, kommt man nach Loschwitz mit seinen beiden Bergbahnen und Pillnitz.
Der Westteil der Altstadt, den man vom Postplatz aus erreicht, war fast völlig zerstört, er wird Wilsdruffer Vorstadt genannt. Jenseits der Schienen der Bahnlinie Leipzig/Berlin – Dresden – Prag liegen die Friedrichstadt, eine barocke Vorstadtgründung, und das Ostragehege mit seinen Sporteinrichtungen. Interessant und sehenswert ist vor allem der Bereich südöstlich der Altstadt, wo im Großen Garten ein riesiger Barockgarten samt Schloss erhalten ist. In der Johannstadt und in Striesen können alte Villenviertel besichtigt werden, und noch weiter östlich befindet sich Blasewitz, wo die Brücke mit dem seltsamen Namen „Blaues Wunder“ derzeit noch die von Dresden aus nächste Möglichkeit bietet, die Elbe zu überqueren.
Autofahrer haben derzeit zwischen Meißen flussabwärts und Pirna flussaufwärts mit Ausnahme des engeren Stadtbereichs von Dresden nur wenige Brücken zur Verfügung. Im Stadtzentrum gibt es die Marienbrücke, die bereits heute nur noch begrenzt zugängliche Augustusbrücke, die möglicherweise kurz vor der Sperrung für den gesamten Autoverkehr steht, die Carolabrücke und die Albertbrücke. In Richtung Meißen kann man noch auf der Brücke bei Niederwartha, der Autobahnbrücke A 4 und auf der Brücke zwischen Mickten und Friedrichstadt die Elbe queren. In Richtung Pirna hofft man durch die noch bis 2011 im Bau befindliche, jedoch stark umstrittene Waldschlösschenbrücke eine Entlastung der anderen Brücken zu erzielen, insbesondere der Loschwitzer Brücke, meist Blaues Wunder genannt. Und dann kommt bis nach Pirna mit der Brücke der Umfahrungsstraße und einer alten Elbbrücke nur noch die Autofähre Pillnitz für eine Überquerung der Elbe in Frage. Staus kann man kaum aus dem Wege gehen, wenn man zu Stoßzeiten über die Elbe will.
Im Rathaus-Innenhof befindet sich ein eindrucksvolles plastisches Modell der Stadt. Ein virtuelles 3D-Modell bietet Google Earth, zu sehen auf , Suchwort „Virtuelles 3D-Stadtmodell“ eingeben, mit 2 Min. Video-Flug über die Stadt!
Einwohner (Ende 2009): 511.238, unter den deutschen Großstädten an 15. Stelle.
Höhe über dem Meeresspiegel: Elbpegel an der Augustusbrücke auf 102,73 m über NN.
Fläche: 328,3 km², davon sind 37 km² verbaut. Dresden hat im 20. Jahrhundert viele umgebende Orte eingemeindet, jedoch nicht die beiden mit Dresden verwachsenen Städte Radebeul und Radeberg.
Politisch-administrativer Status: Dresden ist die Landeshauptstadt des Freistaates Sachsen und Kreisfreie Stadt sowie Verwaltungsstandort des Regierungsbezirkes Dresden.
Stadtwappen: Goldener Schild mit schwarzem Löwen (links) und zwei schwarzen, senkrechten Balken (rechts).
Religion: Traditionell dominiert in Sachsen und damit in Dresden die evangelisch-lutherische Kirche, aber nur ein Viertel der Dresdner gehört einer offiziellen Religionsgemeinschaft an – die Mehrheit ist zu DDR-Zeiten aus der Kirche aus- oder erst gar nicht eingetreten.
Arbeitslose (in % der Erwerbstätigen April 2010): 11,9 % (Deutschland 9,5 %).
Wohnungsleerstand (2010): ca. 11 %.
Mehr als tausend Jahre reicht Dresdens Geschichte zurück. Die Stadt begann als slawisches Dorf und markgräfliche Befestigung, wurde Markgrafensitz, Sitz des Kurfürsten, Königsresidenz, Gauhauptstadt, zu DDR-Zeiten Bezirkshauptstadt und schließlich Hauptstadt des Freistaates Sachsen.
Seit dem 6. Jahrhundert war das Gebiet östlich der Elbe slawisch besiedelt. Ab dem 10. Jahrhundert unterwarf dann die deutsche Ostkolonisation die Gebiete Schritt für Schritt. Der Raum um das heutige Dresden bildete da keine Ausnahme. Das Zentrum der Region bildete damals Meißen, dessen Burg im Jahr 929 von König Heinrich I. gegründet wurde. 968 kam noch der Bischofssitz dazu, sodass sich auf dem Meißner Burgberg sowohl geistliche als auch weltliche Gewalt konzentrierten. Die Reichsmacht setzte auf dem Meißner Burghügel schließlich einen Markgrafen ein, zu dessen Amtsbereich auch die Mark Nisan mit dem Gebiet rund um das heutige Dresden gehörte. Wo sich heute auf einer leichten Anhöhe über der Überschwemmungsebene der Elbe der Dresdner Neumarkt befindet, lag damals ein slawisches Dorf. Bald wurde auf dem benachbarten Taschenberghügel – heute Residenzschloss und Taschenbergpalais – eine bescheidene markgräfliche Befestigung errichtet. Seit 1089 regierte ein Wettiner als Markgraf die Region: Heinrich von Eilenburg, Stammvater der bis 1918 Sachsen regierenden Wettiner.
Dresden besaß ab Mitte des 12. Jahrhunderts eine der Gottesmutter geweihte Kirche, Vorläufer der heutigen Frauenkirche. Das 1206 erstmals urkundlich erwähnte „Dresden“ umfasste aber vor allem die Siedlung mit der etwas später deutlich vergrößerten Burg am Taschenberge. Dieses Dresden dehnte sich eher nach Süden aus − nach Norden und zur Elbe war ja die Burg im Wege − und gruppierte sich um den später so genannten Altmarkt. Dort wurde 1295 ein „Kaufhaus“ errichtet, was Dresdens wachsende Bedeutung als Handelsstadt unterstreicht, die aber bis in die Neuzeit von Pirna übertroffen wurde, wo sich das Niederlagerecht befand (die Ware musste am Ort drei Tage lang angeboten werden).
Als sich durch den Luxemburger Kaiser Karl IV. das Machtzentrum des Römischen Reiches plötzlich südlich der Grenzen in Prag befand und die Markgrafschaft auch noch in einen Krieg mit ihm verwickelt wurde, wurden die Stadtmauern vergrößert und verbessert. Das Glück war auf Seiten der Wettiner: das Herrschaftsgebiet konnte auf Kosten der böhmischen Krone erweitert werden. Elbaufwärts kam der Bereich der Sächsischen Schweiz zu Meißen. 1403 erhielt der Ort auf der anderen Elbseite, heute Neustadt, ein eigenes Stadtrecht (das Dresden schon seit dem 13. Jahrhundert besaß): „Altendresden“ bekam nun auch eine Pfarrkirche, die heutige Dreikönigskirche (Dresdens Pfarrkirche war die Kreuzkirche).
Im Jahr 1422 konnte Markgraf Friedrich der Streitbare, der sich durch Heerfolge den Kaiser Sigismund verpflichtet hatte, die Kurwürde und das Herzogtum Sachsen erlangen. Das war ein enorm wichtiger Schritt für die Wettiner, die ab diesem Zeitpunkt ganz oben im politischen Spiel um Deutschland mitmischten. Aber noch wichtiger für Dresden wurde ein Vertrag von 1485, die Leipziger Teilung. Damals einigten sich die Wettiner Brüder Ernst und Albrecht, ihren Besitz zu teilen und getrennt zu regieren. Ernst nahm den thüringischen Teil und gründete die ernestinische Linie, Albrecht, Stammvater der albertinischen Linie, übernahm den südöstlichen Teil Sachsens mit Meißen. Dresden brachte ihm am 4. Dezember 1485 die Erbhuldigung dar und wurde sein neuer Regierungssitz.
Der Start ins 16. Jahrhundert begann in Dresden mit einer Tabula rasa – der große Brand von 1491 hatte die halbe Stadt samt der Kreuzkirche zerstört. Der Markgraf konnte also eine neue Stadt errichten lassen, eine Stadt im Renaissancestil. Dabei wurde auch das Dorf mit der Frauenkirche in den Mauerkranz einbezogen. Dresdens Ausdehnung entsprach nun dem, was bis 1945 seine Altstadt bildete. Seit Herzog Georg († 1539) durften Neubauten nur noch Ziegeldächer haben (wegen der Brandgefahr der Strohdächer), und bei aneinander gebauten Häusern musste die Trennwand über den Trauf hinausgeführt werden (aus dem gleichen Grund). Außerdem wurde eine Röhrenwasserleitung installiert und das Viehhalten auf öffentlichen Plätzen und Straßen verboten. Georgs Bruder Heinrich der Fromme (1539–1541) regierte nur kurz, aber doch lange genug, um die Reformation in Sachsen einzuführen, als erstem Flächenstaat Deutschlands. Sein Sohn Moritz (1541–1553) löste ihn ab und führte den Reformationsprozess weiter. Dennoch konnte er sich im Regensburger Vertrag mit Kaiser Karl V. (1500–1558) im Jahr 1546 die Kurwürde sichern, die von da an bei der albertinischen Linie blieb. Der Reichsfürst und Kurfürst Moritz von Sachsen war zu diesem Zeitpunkt gerade 25 Jahre alt.
Es folgte eine umfassende Erneuerung und komplette Modernisierung der Stadtbefestigung, heute nur noch in den Kasematten zu sehen. Auch die Burg wurde modernisiert, durch Umbau und Erweiterung entstand ein Renaissanceschloss. Um 1550 war Dresden auf etwa 8000 Einwohner angewachsen. 1553 trat Kurfürst August I., Moritz’ jüngerer Bruder, die Regierung an (1553–1586). Während seiner Regierungszeit herrschte in Dresden neunmal die Pest, doch August hatte trotzdem die Zeit und das Geld, eine Kunstkammer zu gründen (1560), auf die sowohl die Gemäldegalerien als auch das Grüne Gewölbe zurückgehen. Fast gleichzeitig gab er eine Verordnung gegen den Luxus bei den Bürgern heraus (1562), irgendwo musste ja schließlich gespart werden. Unter den folgenden Kurfürsten Christian I. (1586–1591), Christian II., (1591–1611) und Johann Georg I. (1611–1656) verstärkte sich der Kampf zwischen der katholischen Gegenreformation und den protestantischen Staaten, an deren Spitze in Deutschland weiterhin Sachsen stand.
Eine frühe kulturelle Blüte brachte der Hofkantor Heinrich Schütz nach Dresden. 1617 wurde seine „Dafne“ anlässlich des Besuchs von Kaiser Matthias als erste deutsche Oper (in Torgau) uraufgeführt. Aber die unruhige Zeit ab 1600 und vor allem der Dreißigjährige Krieg 1618 bis 1648 schwächten Sachsen und brachten Münzverschlechterung, Teuerung und Elend über das Land. Erst unter Johann Georg II. (1656–1657) gab es wieder eine längere Friedensperiode und wirtschaftlichen Aufschwung. Der Kurfürst förderte Manufakturen, gründete die Friedrichstadt und ließ – man hatte das Gröbste überstanden – das Residenzschloss (durch Wolf Caspar von Klengel) erneuern, ein Komödienhaus errichten und das Palais im Großen Garten bauen (durch Johann Georg Starcke). In der ganzen Stadt ließ er Holzbauten verbieten, wieder ein Gesetz gegen die Brandgefahr, das Dresden auch bis 1945 geholfen hat. Nur Altendresden (Neustadt) brannte 1685 gänzlich ab und wurde in barocken Formen neu gebaut, wie Königstraße und Hauptstraße heute noch zeigen.
Sachsens bekanntester Herrscher (nach Biedenkopf natürlich) war der Kurfürst Friedrich August I. (als sächsischer Kurfürst 1694–1733, als polnischer König August II. 1697–1706 und 1709–1733), seiner Körperkräfte wegen als August der Starke bezeichnet. Wie sein Vorbild Ludwig XIV. wollte er eine prunkvolle Residenzstadt schaffen – ohne Rücksicht auf die Kosten, die würde man durch immer höhere Steuern schon eintreiben. Als rein repräsentativer Bau entstand der Zwinger, für die später in Ungnade gefallene Gräfin Cosel ließ er das Taschenbergpalais errichten. Gemälde wurden gekauft und eine Sammlung von Pretiosen geschaffen, die ihresgleichen suchte. Darüber hinaus begründete er eine Porzellansammlung mit Im-porten aus China und Japan sowie Stücken aus der neuen landeseigenen Manufaktur in Meißen, wo man auf europäischem Boden das Porzellan erfand. Außenpolitisch war Friedrich August I. wenig erfolgreich, auch wenn es ihm gelang, die polnische Krone zu erwerben. Die Kosten für Bestechungsgelder, die doppelte Hofhaltung und die zwei Regierungssitze waren jedoch enorm, und wirtschaftlich brachte die Union Sachsen ebenfalls nur Unkosten ein. Die Krone Polens bekam der sächsische Kurfürst erst, nachdem er 1697 zum katholischen Glauben übergetreten war, was ihn seinem protestantischen Volk entfremdete. Auch das Kriegsglück August des Starken war mehr als mäßig, während des Nordischen Krieges war Dresden sogar eine Zeitlang von Schweden besetzt. Immerhin, seiner Gier nach Gold und seiner unbegrenzten Repräsentationswut hat die Welt das europäische Porzellan zu verdanken und die barocke Ausgestaltung Dresdens samt dem Beginn jenes Mythos Dresden, der bis heute nachwirkt.
Sein Sohn und Nachfolger Friedrich August II. (1733–1763, als polnischer König August III.), den er mit der habsburgischen Erzherzogin Maria Josepha verheiratet hatte, verwickelte Sachsen unnötig in die beiden Schlesischen Kriege sowie den Siebenjährigen Krieg. Sachsen ging daraus geschwächt und im Frieden von Hubertusburg (1765) wesentlich verkleinert hervor. Die Preußen brachten Dresden – inzwischen eine Stadt mit 36.500 Einwohnern – während einer Belagerung schwere Schäden bei, wobei auch die Kreuzkirche zerstört wurde. 1765 war schließlich die Personalunion mit Polen de facto zu Ende. Friedrich August II. kann ebenfalls nicht unbedingt als sparsamer Herrscher bezeichnet werden. Als ihm die protestantischen Bürger die Frauenkirche vor die Tür setzten, konnte er nicht zurückstehen und ließ von einem Italiener die bombastische Hofkirche errichten. Für seine Gemäldesammlung ließ er in ganz Europa für viel Geld Kunstwerke erwerben (wie die Sixtinische Madonna, die damals nach Dresden kam). Als er 1763 starb, stand Sachsen vor dem Staatsbankrott.
Nach wenigen Regierungsmonaten starb Kurfürst Friedrich Christian, dem Friedrich August III., der Gerechte (1763–1806 Kurfürst, 1806–1827 König Friedrich August I.), auf den Thron folgte. Kein Verschwender wie seine Vorgänger, führte er nach Erreichung der Großjährigkeit (1768) pedantisch und gewissenhaft die während der kurzen Regierungszeit seines Vaters begonnenen Reformen weiter: Zentralisation der Verwaltung, Rechtsreform (1770 Abschaffung der Folter), neue Schulordnung, Papiergeld, Brandversicherung. 1806 hatte die preußisch-sächsische Armee jedoch keine Chance gegen Napoleon, aber die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im selben Jahr brachte dem sächsischen Herrscher den sehr willkommenen Königstitel. Dresden wurde im Zuge der Napoleonischen Kriege vorübergehend von österreichischen, 1813 dann von napoleonischen Truppen besetzt. Ende des Jahres rückten schließlich die Russen ein – Sachsen hatte im letzten Moment auf der falschen Seite gekämpft. 1815 beim Wiener Kongress bedeutete das wieder Gebietsverluste für Sachsen, das damit auf die uns heute bekannte Größe schrumpfte.
Die Stadt Dresden entwickelt sich nach 1815 nur langsam, denn die Industrialisierung Sachsens ging zunächst vor allem von Leipzig aus. Unter den Königen Anton (1827–1836) und Friedrich August II. (1836–1854) schaffte es Dresden dann aufzuholen. 1839 wurde die erste deutsche Fernbahnverbindung in Betrieb genommen, sie verband Leipzig und Dresden miteinander. Im Jahr vorher eröffnete in Dresden die erste „Dampfbieraktienbrauerei“ neben dem Waldschlösschen. Die Wälle und Gräben der Stadt waren 1829 abgerissen und zugeschüttet worden, nun entstanden neue Stadtteile wie die erweiterte Friedrichstadt, die Antonstadt (Äußere Neustadt) und die Leipziger Vorstadt. Auch das Bild der Innenstadt veränderte sich: das Italienische Dörfchen verschwand und die erste Semperoper wurde errichtet, Sempers Synagogenbau und die (1945 zerstörte) Villa Rosa für Martin Wilhelm Oppenheim zeugen vom Willen der jüdischen Bevölkerung zur endlich möglichen Integration. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wohnten in Dresden insgesamt 94.000 Menschen.
Die Revolutionsjahre 1848 und 1849 erreichten ihren Höhepunkt in Dresden vom 3. bis zum 9. Mai 1849. König und Hofstaat flohen vor dem aufständischen Bürgertum auf einem Dampfer ins sichere Königstein, wo sie sich in der Festung verbarrikadierten. Bis zum 9. Mai war der Aufstand jedoch blutig niedergeschlagen. Die Sympathiebekundungen des Hofkapellmeisters Richard Wagner oder der Kampfaufruf der Hofsängerin Wilhelmine Schröder-Devrient (dem ersten Dresdner Ännchen im „Freischütz“) halfen da nichts. Es folgte eine lange Periode der Unterdrückung jeder freiheitlichen Bewegung. Wagner musste wie viele andere fliehen und wurde steckbrieflich gesucht (die neutrale Schweiz lieferte ihn aber nicht aus). Der Industrialisierung tat das keinen Abbruch. Bis zur Jahrhundertwende wurde Dresden ein wichtiger Standort der Schokolade- und Süßwarenindustrie, der Fotoindustrie, des Nähmaschinenbaus (Singer) und der Brauereien (Feldschlösschen). Die Stadt wuchs in alle Richtungen, und die Einwohnerzahl stieg kontinuierlich an. 1875 betrug sie knapp 200.000, um 1900 dann schon gut 500.000. Der neue König Johann (1854–1873) war einigermaßen populär, sein Nachfolger Albert (1873–1902) erfreute sich sogar großer Beliebtheit. Dass er wenig zu sagen hatte, weil Sachsen 1871 im Deutschen Kaiserreich aufgegangen war, tat nichts zur Sache. Nun konnte man zusätzlich über die militärischen Erfolge des Kaisers jubeln.
Die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg waren in Dresden wie in vielen anderen deutschen Großstädten von einer zunehmenden Kulturkritik geprägt, die sich in vielen Bereichen niederschlug. In der Architektur entstanden Bauten wie die Christuskirche in Strehlen und das Festspielhaus Hellerau, in der Malerei führte die 1905 gegründete Gruppe „Die Brücke“ (Kirchner, Schmidt-Rottluff, Heckel u. a.) in gänzlich neue Richtungen. In der Musik ließen Uraufführungen wie Richard Strauss’ „Salome“, „Elektra“ und „Rosenkavalier“ neue Töne hören. Das Kriegsende 1918 brachte dann den Zusammenbruch des Königreichs. König Friedrich August III. (1904–1918) erklärte am 13. November seinen Thronverzicht. Wie in Berlin folgte eine Periode der Experimente in allen sozialen und kulturellen Bereichen, die aber bereits 1927 endete. Ab etwa diesem Jahr wagten die meisten Theater nicht mehr, jene Stücke aufzuführen, die den Nazis ein Dorn im Auge waren, da sie um ihre Einrichtungen fürchteten. Die Machtergreifung der Nazis 1933 brachte die kulturelle Vielfalt Dresdens endgültig zum Erliegen. Die Verfemung unerwünschter Künstler, die reichsweit beginnende Verfolgung der deutschen Juden sowie die Brandmarkung „Entarteter Kunst“ legten bis zum Ende des Jahres den gesamten künstlerischen Rahmen der Stadt in Trümmer. 1938 wurde die Semper-Synagoge im Pogrom der „Reichskristallnacht“ zerstört. Die Dresdner Juden – 1933 waren es etwa 20.000 gewesen, davon 4397 Glaubensjuden – wurden deportiert und in die Gaskammern gebracht. Nur wenigen gelang die Flucht in die Emigration, die sie sich mit dem Verlust ihrer ganzen Habe erkaufen mussten. Die Verbliebenen wurden in 32 Judenhäuser (1940) gequetscht, darunter der ehemalige Romanistik-Professor an der TU Victor Klemperer – er und nur 173 weitere jüdische Dresdner haben in der Stadt bis zum Kriegende am 8. Mai 1945 überlebt.
In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 zwischen 22 Uhr und 1.30 Uhr früh wurde die ungeschützte Stadt durch zwei alliierte Bombenangriffe zerstört. Ein Geschwader von 250 britischen Halifax-Bombern deckte die Innenstadt mit Brandbomben ein. Die Altstadt und der größte Teil der Neustadt, fast alles was Dresden so berühmt gemacht hatte, war tagelang ein Flammenmeer. Ein Feuersturm von bis zu 1000 °C fegte durch die Straßen, 35.000 Menschen starben in dieser und der folgenden Bombennacht. Von den 220.000 Wohnungen der Stadt waren 93.500 zerstört. Kirchen, Schloss, Oper, Zwinger, Verwaltungsbauten, Bürgerhäuser, ganze Wohnviertel, Brücken, Straßen und Schienenstränge blieben als ausgebrannte Ruinen zurück. Der alte Gerhart Hauptmann, dessen Stücke am Schauspielhaus uraufgeführt worden waren, verfolgte die Vernichtung der Stadt vom Vorort Weißer Hirsch aus und trauerte um sie wie Millionen andere.
Schon am 14. Mai konnte Dresden wieder Strom aus einem Kraftwerk beziehen, das Gaswerk Reick wurde wiedereröffnet, und auch die Wasserwerke gingen bereits wenige Tage nach Kriegsende in Betrieb. An Wiederaufbau war aber nicht zu denken, die Verwaltung begnügte sich Jahre lang mit der Enttrümmerung. Man war unentschlossen, was man mit den Ruinen der Innenstadt anfangen sollte. Nur der Wiederaufbau des Schauspielhauses, das über Jahre auch die Oper aufnehmen musste, wurde noch im selben Jahr begonnen. Zwinger und katholische Hofkirche folgten – die verantwortlichen Denkmalschützer und städtischen Architekten schufen hier Fakten, bevor die Regierenden entscheiden konnten. Das Institut für Denkmalpflege hat sich im Kampf gegen die Zerstörung des wenigen Verbliebenen unvergessliche Verdienste erworben. Doch die grundsätzliche Frage stand mindestens ein Jahrzehnt lang im Raum: sollte man die zerstörte Innenstadt komplett wegrasieren und eine neue, sozialistische Stadt errichten?
Nach dem Krieg entstand in Teilen der Altstadt ein sozialistisches Dresden. Dazu gehören beispielsweise die überbreite, schonungslos von lang gestreckten Plattenbauten flankierte Prager Straße und der im Vergleich zum historischen Platz stark vergrößerte Altmarkt mit dem heute noch existierenden Kulturpalast. Doch am Altmarkt kam gleichzeitig auch ein historisierendes Element zum Zuge: er wurde in Anlehnung an neobarocke Formen wieder aufgebaut. Das Alberttheater, das Palais Oppenheim, die Sophienkirche wurden gesprengt (Ulbricht bestand auf dieser bei der Bevölkerung abgelehnten Sprengung), andere Bauten wie der Zwinger wurden dagegen weiter restauriert (bis 1963). Die Semperoper wurde sogar – zumindest äußerlich – in den alten Formen wiedererrichtet (1985). Der Schwerpunkt der Bemühungen der Stadt lag jedoch immer auf dem Wohnungsbau. Plattenbauviertel entstanden ab 1962 vor allem im Süden und Südwesten von Dresden (Prohlis, Gorbitz). In der Folge wuchs die Einwohnerzahl wieder auf knapp 500.000 an.
Wie in Berlin gingen am 17. Juni 1953 auch in Dresden viele Menschen auf die Straße. Die Demonstration auf dem Postplatz, an der mindestens 1500 Dresdner teilnahmen, wurde gewaltsam aufgelöst, es kam zu brutalen Gerichtsurteilen. Zwei Jahre später kamen die von der Roten Armee „geretteten“ Gemälde der Sempergalerie nach Dresden zurück und konnten 1956 in der wiedereröffneten Sempergalerie öffentlich gezeigt werden. 1967 erhielt die Stadt ein erstes modernes Hotel (im Gewandhaus), 1969 wurden der Kulturpalast sowie ein Teil der Prager Straße fertiggestellt. 1971 kamen die Autobahn zwischen Leipzig und Dresden sowie der Fernsehturm dazu, 1972 – schon in der Ära Honecker – die Eissporthalle und das Rundkino. Es ging aufwärts in Dresden. Zumindest glaubte man das im „Tal der Ahnungslosen“, denn im Gegensatz zum Rest der DDR konnte man in Dresden keine West-Programme empfangen.
Am 4. Oktober 1989 fuhr der Zug mit den Prager Botschaftsflüchtlingen durch Dresden in die Bundesrepublik – die Polizei hatte große Mühe die Demonstranten und Ausreisewilligen am Hauptbahnhof im Zaum zu halten. Am 6. Oktober gab es Kundgebungen in den Staatstheatern, die Schauspieler traten vor den Vorhang mit den Worten „Wir treten aus unseren Rollen heraus“. In vier Kirchen wurde für den Frieden gebetet und für eine neue Ordnung. Zum 40. Jahrestag der DDR, am 7. Oktober 1989, war der Untergang der DDR besiegelt.
Bei den ersten freien Gemeindewahlen nach dem Krieg im Mai 1990 konnte sich die CDU als stärkste Partei durchsetzen. Das galt auch für das Land Sachsen, das sich am 14. Oktober als Bundesland konstituierte (in der DDR waren die Länder aufgelöst worden). Der Ausverkauf – wie die Dresdner ziemlich einhellig die Phase der Aufkäufe durch Westunternehmen und die Stilllegung ganzer Branchen sahen – konnte beginnen. Das Haus Wettin, zu DDR-Zeiten enteignet, wurde entschädigt, meldete aber neue Forderungen an. Zuletzt war von 7395 Kunstobjekten die Rede, die das Haus Wettin noch beanspruche.
Seit der Wende wurde Dresden durch die Ansiedlung neuer mikro- und nano-elektronischer sowie biotechnologischer Betriebe vor allem im Norden der Stadt im Ortsteil Klotzsche und damit in Flughafennähe zu einem bedeutenden Standort der Halbleiterindustrie. Bereits zu DDR-Zeiten war Dresdens Zentrum für Mikroelektronik landesweit führend gewesen. Heute ist Dresden (trotz Krise und Qimonda-Debakel) das größte Halbleiterzentrum Europas und das fünftgrößte im globalen Maßstab.
Die Stadt hat sich seit 1989 stark verändert: die baufällige barocke Neustadt wurde fast komplett restauriert und ist heute ein Nobelviertel – zu DDR-Zeiten hatte man sie noch abreißen wollen. Die Baulücken im nördlichen Teil der Altstadt werden allmählich gefüllt, im Residenzschloss wurden bereits große Teile für das Publikum geöffnet, darunter das Grüne Gewölbe und die Rekonstruktion des Historischen Grünen Gewölbes. In einem gigantischen Willens- und Aufbauakt wurde die Frauenkirche unter Verwendung der erhaltenen Bauelemente wiederhergestellt und im Jahr 2006 wiedereröffnet. Am Neumarkt wird an der Wiederherstellung des barocken Bildes gearbeitet, und das Albertinum erhielt für die Wiedereröffnung 2010 eine hochwassersichere „Arche“ zum Schutz der Schätze der Galerie Neue Meister und der Skulpturensammlung.
Der Hochwasserschutz ist notwendig: Bei der Jahrhundertflut von Elbe und Weißeritz vom 13. bis 17. August 2002 stieg der Dresdner Elbpegel auf 9.40 Meter, 34.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Die Weißeritz, die in Dresden in die Elbe mündet, überflutete den gesamten Bahnhofsbereich mit dem Hauptbahnhof, die Friedrichstadt, den westlichen Vorort Löbtau und Teile der Innenstadt. Zwinger und Semperoper wurden von der Elbflut erreicht, die auch noch bis in den Hof des Residenzschlosses, in den Innenhof des Taschenbergpalais und auf den Postplatz vordrang. Aus der Gemäldegalerie Alte Meister wurden 2690 Gemälde durch eine Notbergung gerettet. Alle elbnahen Zonen der Stadt standen unter Wasser, zuletzt gab es im Jahr 1845 eine ähnlich hohe Jahrhundertflut. Allein in Dresden benötigte man mindestens 260 Millionen Euro, um die Schäden zu beheben, die Kosten für die Restaurierung beschädigter Kunstwerke und Bücher sind da noch gar nicht inbegriffen. Ein 20 Mio. € teurer Wall mit mobilen Schutzwänden (die bei Bedarf von Kränen auf feste Basen gehoben werden können, eine „Mauer aus dem Baukasten“ sozusagen) schützt heute die gesamte Innenstadt vor einer Jahrhundertflut.
Dresden ist eine barock geprägte Stadt, fast alle künstlerisch bedeutenden Bauten stammen aus dieser historisch gesehen relativ kurzen Periode. Daneben gibt es Glanzlichter aus allen anderen Stilepochen seit dem Mittelalter, einige davon in der Umgebung, beispielsweise in Meißen und Pirna.
Dresden besaß im Mittelalter insgesamt vier Kirchen. Davon wurden drei durch barocke Kirchen ersetzt (Frauenkirche, Kreuzkirche, Dreikönigskirche). Die vierte, die Sophienkirche, wurde, obwohl sie den Feuersturm 1945 – wenn auch als Ruine – überstanden hatte, 1962 gesprengt. Walter Ulbricht wollte es so. Nur wenige Elemente dieser gotischen Kirche haben sich erhalten und können heute im Stadtmuseum besichtigt werden. Auch vom Residenzschloss sind nur geringe Reste aus dem Mittelalter erhalten geblieben, unter anderem der um 1450 entstandene Hausmannsturm. In der Umgebung von Dresden kann man jedoch auf dem Land kleinere Kirchen im gotischen Stil besichtigen, beispielsweise in Hosterwitz (Maria am Wasser) und in Pillnitz (Weinbergkirche). Um ein gotisches Meisterwerk kennenzulernen, muss man sich nach Meißen bemühen. Der dortige Dom gilt als bedeutendstes Bauwerk des späten 13. Jahrhunderts in Sachsen. Darüber hinaus sind große Teile der Albrechtsburg spätgotisch. Und in Pirna hat sich schließlich noch die Stadtkirche St. Marien aus der Zeit der Spätgotik erhalten.
Kurwürde und Verlegung der Hauptstadt nach Dresden durch die albertinische Linie der Wettiner ermöglichten es, große Bauvorhaben in der Stadt zu realisieren. Dazu gehörten vor allem der Ausbau des Residenzschlosses, das um das Doppelte vergrößert wurde (u. a. Georgenbau und Stallhof), sowie der Bau des Albertinums und des Jägerhofs. Charakteristisch für die damaligen Außendekors sind die durch italienische Künstler ausgeführten Sgraffiti, wie sie im Schlosshof in den letzten Jahren wiederhergestellt wurden. Das Jagdschloss Moritzburg entstand in seiner ursprünglichen Form ebenfalls in dieser Zeit (1542–1546). Dass sich nach der Jahrhundertwende und während des Dreißigjährigen Krieges baulich wenig tat, kann man gut nachvollziehen, wenn man sich die Liste der kriegerischen Auseinandersetzungen der Zeit ansieht.
Ein Meisterwerk der Renaissance ist heute in der Dreikönigskirche zu bewundern, das über 12 Meter lange Sandsteinrelief des „Dresdner Totentanzes“ (um 1535). Der aus der gleichen Zeit stammende Sandsteinaltar der Sophienkirche befindet sich heute in der Loschwitzer Kirche. Etwas später (1560) entstand die Kunstkammer, ursprünglich im Dachgeschoss des Schlosses untergebracht und unter August dem Starken ins Gewölbe des Erdgeschosses verlegt („Grünes Gewölbe“). Die Renaissance-Gemälde deutscher Schule der Galerie Alte Meister (u. a. Cranach, Dürer, Holbein, Grünewald) sind sämtlich nicht in Dresden geschaffen worden.
Vom Glanz des Augusteischen Zeitalters überstrahlt wird oft übersehen, dass in Dresden bereits vor August dem Starken bedeutende barocke Bauten und Kunstwerke geschaffen wurden. Der Große Garten mit dem Palais sowie den zahlreichen Brunnen und Statuengruppen, die barocke Friedrichstadt als neue Stadtanlage und Schloss Hoflößnitz in Radebeul wurden bereits Jahrzehnte vor Augustus Rex errichtet. Und bereits 1689 trat Balthasar Permoser in sächsische Dienste, dessen berühmteste Arbeiten aber erst im folgenden Zeitalter entstanden.
Die Regierungszeit von Vater und Sohn Friedrich August (August I., „August der Starke“, und August II. von Sachsen) gilt als „Augusteisches Zeitalter“ Sachsens, wobei die begriffliche Übereinstimmung mit jenem des Alten Rom unter Augustus nicht zufällig ist. Die Bezeichnung verweist auf die Machtentfaltung und die künstlerisch-kulturelle Fülle dieser Zeit. Beide Herrscher waren unermüdliche und keine Kosten scheuende Bauherren, Kunstförderer und Sammler. In ihrer Regierungszeit wurde die Malerakademie gegründet (1705), das Porzellan erfunden (1709) und die Meißner Manufaktur errichtet, außerdem das „Grüne Gewölbe“ eingerichtet (1721–1724) und durch Aufkäufe in ganz Europa der größte Teil der Sammlungen angelegt, mit denen heute die Gemäldegalerie Alte Meister glänzt. So wurde beispielsweise 1753 in Cremona die „Sixtinische Madonna“ Raffaels erworben.
Ein Architekturwunder ist die Kuppel der barocken Frauenkirche
In Dresden wirkten im 18. Jahrhundert zahlreiche bedeutende Architekten und Künstler aus dem In- und Ausland: der Architekt Matthäus Daniel Pöppelmann und der Bildhauer Balthasar Permoser schufen gemeinsam das vielleicht bedeutendste Bauwerk der Stadt, den Zwinger (Kronentor ab 1714, Wallpavillon ab 1716), einen repräsentativen, überschwenglich dekorierten und dennoch klar gegliederten Prachtbau, dessen Funktion ursprünglich nur der Hintergrund für eine Fürstenhochzeit war (der Kurprinz Friedrich August heiratete Maria Josepha, Tochter Kaiser Josefs II.). Der Stadtbaumeister George Bähr entwarf und leitete den Bau der Frauenkirche (1726–1734), die mit ihrer glockenartigen Kuppel unter den barocken Kirchen einzigartig dasteht. Der Italiener Gaetano Chiaveri wurde vom Hof für den Bau der Hofkirche gerufen (1739–1756). Er brachte römisches Hochbarock mit, das dazu beitragen sollte, den Bau der Frauenkirche zu übertrumpfen, was aber nicht gelang. Johann Benjamin Thomae, Schüler und Mitarbeiter Balthasar Permosers, Johann Christian Kirchner und Johann Joachim Kändler, bekannter als Porzellanmaler, schufen die Ausgestaltung des Grünen Gewölbes im Residenzschloss. Auf dem Sektor der Porzellankunst machte sich neben Kändler Johann Gregorius Höroldt einen Namen. Der Goldschmied Johann Melchior Dinglinger schuf für den Hof unschätzbar wertvolle und absolut funktionslose Pretiosen, die heute im Grünen Gewölbe bewundert werden können.
Das Stadtbild von Dresden veränderte sich umfassend: neben Zwinger, Hofkirche, Frauenkirche und Grünem Gewölbe entstanden das Johanneum (1722–1730), das Japanische Palais (ab 1727), der Goldene Reiter (1736), das Gewandhaus (1768−1770), der Prunkbau von Schloss Pillnitz (1720–1723), das Coselpalais (1762/63) und viele andere Bauten, darunter in der Umgebung das neu ausgestattete Schloss Moritzburg – ein gemeinsames Werk von Pöppelmann und Zacharias Longuelune − und der Barockgarten Großsedlitz. Bereits dem Rokoko verpflichtet ist das Fasanenschlösschen im Moritzburger Park (1769–1782). Die Anlage der Brühlschen Terrasse wurde Mitte des 18. Jahrhunderts geschaffen (die Bauten darauf haben sich nicht erhalten), und auch die Augustusbrücke wurde in dieser Zeit neu gebaut und von Matthäus Daniel Pöppelmann künstlerisch gestaltet. Darüber hinaus kam ein ganzer neuer Stadtteil hinzu – die Neustadt. Es ist nicht verwunderlich, dass der Staat am Ende dieser Periode praktisch pleite war.