IMPRESSUM
JULIA EXTRA erscheint vierwöchentlich im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
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Redaktion und Verlag: Brieffach 8500, 20350 Hamburg Tel.: 040/347-25852 Fax: 040/347-25991 |
Geschäftsführung: |
Thomas Beckmann |
Redaktionsleitung: |
Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.) |
Cheflektorat: |
Ilse Bröhl |
Lektorat/Textredaktion: |
Sarah Hielscher |
Produktion: |
Christel Borges, Bettina Schult |
Grafik: |
Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, |
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asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-29277 |
Anzeigen: |
Christian Durbahn |
Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste. |
© 2010 by Abby Green
Originaltitel: „The Virgin’s Secret“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Rita Koppers
© 2010 by Caitlin Crews
Originaltitel: „Majesty, Mistress … Missing Heir“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Rita Koppers
© 2010 by Kathryn Ross
Originaltitel: „Italian Marriage: In Name Only“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Gudrun Bothe
© 2008 by Barbara Hannay
Originaltitel: „Blind Date With The Boss“
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Marianne Wienert
Fotos: RJB Photo Library_gettyimages
Deutsche Erstausgabe in der Reihe: JULIA EXTRA
Band 328 (4/1) 2011 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
ISBN: 978-3-86349-148-2
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
JULIA EXTRA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck
Printed in Germany
Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY, TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY
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Abby Green
Komm und küss mich, schöner Fremder!
PROLOG
Leonidas Parnassus sah aus dem Fenster seines Privatflugzeugs, nachdem es auf dem Flughafen von Athen gelandet war. Er fühlte sich ganz und gar nicht wohl, und er spürte ein unangenehmes Ziehen in der Brust. Und obwohl das Kabinenpersonal sich schon bereitmachte, die Türen zu öffnen, widerstrebte es ihm aufzustehen. Vermutlich, weil sein Vater in zu einem „Gespräch“ nach Athen bestellt und er zu seinem Verdruss eingewilligt hatte. Jedenfalls redete er sich ein, das wäre der Grund für sein Unbehagen.
Leos Züge waren plötzlich so hart, dass der Steward, der zu ihm trat, verunsichert stehen blieb. Doch Leo bemerkte ihn gar nicht. Für ihn gab es in diesem Augenblick nichts anderes als die flirrende Hitze draußen auf dem Rollfeld und seine düsteren Gedanken.
Obwohl als Grieche geboren, hatte er nie einen Fuß auf griechischen Boden gesetzt. Seine Familie war noch vor seiner Geburt aus dem Haus der Vorfahren vertrieben worden. Erst vor ein paar Jahren war sein Vater triumphierend hierher zurückgekehrt. Endlich hatte er es nach langer Zeit geschafft, den Familiennamen von einem schrecklichen Verbrechen reinzuwaschen, und genoss nun seinen wiederhergestellten Status und unschätzbaren Reichtum.
Verbitterung mischte sich in Leos Wut, als er sich an das von Gram gezeichnete Gesicht seiner geliebten Großmutter erinnerte. Für sie war es zu spät gewesen. Sie war in einem fremden Land gestorben, das sie nie geliebt hatte. Vor langer Zeit hatte sich Leo geschworen, an den Ort zurückzukehren, dem seine Familie in Schande den Rücken kehren musste. Und den er um seiner Großmutter willen doch hasste, weil sie in dieser Stadt so gelitten hatte.
Die Familie Kassianides, der Grund für all den Schmerz und die Trauer, lebte immer noch in Athen. Erst jetzt, viel zu spät, hatten sie für all das gezahlt, was sie seiner Familie angetan hatten.
Und nun war er hier. Trotz ihres Zerwürfnisses hatte sein Vater ihn gebeten, nach Athen zu reisen. Seine Stimme hatte geschwächt geklungen, ganz anders als sonst, und das hatte Leo auf gewisse Weise berührt. Er hatte sich gezwungen gesehen zu kommen.
Wollte er sich vielleicht damit beweisen, dass er seinen Gefühlen nicht auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war?
Allein der Gedanke daran ließ ihn erschauern. Schon als Kind hatte er sich geschworen, sich nie von seinen Gefühlen überwältigen zu lassen. Denn genau das hatte seine Mutter das Leben gekostet.
Er würde doch wohl in der Lage sein, das Haus seiner Vorfahren anzusehen, um ihm dann für immer den Rücken zu kehren!
Doch zunächst musste er sich damit auseinandersetzen, dass sein Vater ihm die Leitung des Reedereigeschäfts der Parnassus übergeben wollte. Leo hatte sein Erbe lange Zeit verleugnet. Stattdessen hatte er die Leitung verschiedener Tochtergesellschaften übernommen, die Finanzierung und Grundstückserschließung umfassten. Eben erst hatte er in New Yorks Lower East Side einen gesamten Block neu gestalten lassen.
Sein einziger Beitrag zum Kernunternehmen seines Vaters lag schon ein paar Jahre zurück. Damals hatten sie gemeinsam die Schlinge um Tito Kassianides’ Hals enger gezogen, des letzten verbliebenen Patriarchen der Kassianides-Familie. Es war das Einzige, was Vater und Sohn je verbunden hatte: der Wunsch nach Rache.
Unweigerlich musste Leo an seine Großmutter denken. Wie lange hatte sie auf diesen Moment gewartet und doch nie die Möglichkeit gehabt, ihre Heimatstadt wiederzusehen?
Ein diskretes Hüsteln riss ihn aus seinen Gedanken. „Entschuldigen Sie, Sir?“
Verwirrt sah Leo hoch. Der Steward deutete auf die nun offene Tür. Erneut verspürte Leo ein Ziehen in der Brust. Ihm schien beinahe, als würde draußen vor der Tür etwas Bedrohliches auf ihn warten. Diese Gefühle waren ihm so unangenehm, dass er abrupt aufstand, als könne er sie dadurch abschütteln.
Als er zur Tür ging, war er sich bewusst, dass sein Flugpersonal ihn beobachtete. Normalerweise störte ihn das nicht, er war Aufmerksamkeit gewöhnt. Doch jetzt war es ihm unangenehm.
Sengende Hitze schlug ihm beim Aussteigen entgegen. Obwohl er zum ersten Mal die Luft von Athen einatmete, überwältigte ihn ein Gefühl von intensiver Vertrautheit. Er hatte immer geglaubt, seine Großmutter zu verraten, wenn er den Boden von Athen betrat. Doch jetzt hatte er das Gefühl, sie stünde hinter ihm und würde ihn sanft vorwärtsdrängen. Ein zutiefst verstörendes Gefühl für einen Mann, der sich sonst von seiner Vernunft leiten ließ.
Er versteckte seine Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille, während ihn eine Gänsehaut überlief. Denn er ahnte, dass sich von nun an sein ganzes Leben ändern würde.
Zur selben Zeit am anderen Ende von Athen
„Jetzt atme erst einmal tief durch, Delphi, und dann sagst du mir, was los ist. Sonst kann ich dir nicht helfen.“
Doch die Worte beschworen nur eine neue Flut von Tränen herauf. Angel griff nach einem weiteren Taschentuch, während es ihr eiskalt über den Rücken lief. Ihre jüngere Halbschwester sagte mit zittriger Stimme: „Ich habe nichts Böses getan. Schließlich bin ich Jurastudentin.“
Angel strich ihrer hübschen Schwester besänftigend eine dunkelbraune Strähne aus dem Gesicht. „Ich weiß, Liebes. Was auch immer es ist, es kann doch nicht so schlimm sein. Sag es mir einfach, dann sehen wir weiter.“
Delphi war introvertiert und viel zu still. Sie war schon immer so gewesen, und seit ihre Zwillingsschwester vor sechs Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war, hatte sie sich noch mehr in sich selbst zurückgezogen und in ihre Bücher vergraben. Deshalb registrierte sie zunächst nicht, als ihre Schwester leise sagte: „Ich bin schwanger …“
Erst als Delphi noch einmal ansetzte, diesmal mit lauterer Stimme, drangen deren Worte zu ihr durch.
„Hast du gehört, was ich gesagt habe, Angel? Ich bin schwanger.“
Angel umklammerte die Hände ihrer Halbschwester und sah in deren dunkelbraune Augen. Sie selbst hatte hellblaue, obwohl sie den gleichen Vater hatten.
Darum bemüht, sich den Schock nicht anmerken zu lassen, meinte sie: „Wie ist denn das passiert, Delph?“ Sie verzog das Gesicht. „Ich meine, ich weiß natürlich wie, aber …“
Schuldbewusst senkte ihre Schwester den Blick, die Wangen gerötet. „Das mit Stavros und mir ist ernster geworden …“ Delphi hob den Blick. Als Angel merkte, wie aufgewühlt ihre Schwester war, war sie von Mitleid überwältigt.
„Wir wollten es beide, Angel. Wir hatten das Gefühl, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war. Und wir wollten, dass es in Liebe geschieht …“
Angels Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Das Gleiche hatte auch sie bis jetzt gewollt, aber … Ihre Schwester riss sie aus ihren dunklen Erinnerungen.
„Und wir haben ein Kondom benutzt, aber …“ Wieder ergoss sich Röte über ihre Wangen. Offenbar war es ihr peinlich, über all das zu reden. „Es ist gerissen. Wir wollten aber erst warten, ob tatsächlich etwas passiert ist, über das wir uns den Kopf zerbrechen müssen. Das ist jetzt der Fall.“
„Weiß Stavros es schon?“
Delphi nickte unglücklich und wirkte nun verlegen. „Ich habe dir nie davon erzählt, aber Stavros hat mich letzten Monat an meinem Geburtstag gefragt, ob ich ihn heiraten würde.“
Angel war nicht sonderlich überrascht, weil die beiden sich schon lange liebten. „Hat er mit seinen Eltern gesprochen?“
Erneut liefen Delphi Tränen über die Wangen. „Ja. Sein Vater meinte, er würde ihn enterben, wenn er mich heiratet. Du weißt, dass sie uns nie gemocht haben …“
Angel konnte Delphis Schmerz nachempfinden. Stavros entstammte einer der ältesten und angesehensten Familien in Griechenland, und seine Eltern waren unverbesserliche Snobs. Doch ehe sie etwas sagen konnte, fuhr Delphi mit erstickter Stimme fort: „Und jetzt ist alles noch schlimmer, weil die Parnassus-Familie wieder zu Hause ist. Jeder weiß, was passiert ist und dass Vater bald bankrott ist …“
Ein vertrautes Gefühl von Scham erfasste Angel, als sie den Namen hörte: Parnassus. Vor vielen Jahren hatte ihre Familie den viel ärmeren Parnassus-Clan fälschlich eines schrecklichen Mordes bezichtigt. Es war noch nicht allzu lange her, dass sie diesen entsetzlichen Fehler wiedergutgemacht hatten. Nachdem ihr Großonkel Costas in einem Abschiedsbrief gestanden hatte, das Verbrechen selbst begangen zu haben, waren die Parnassus, inzwischen eine reiche Familie, triumphierend aus Amerika nach Athen zurückgekehrt, auf Rache bedacht. Der anschließende Skandal und die Umkehrung der Machtverhältnisse hatten zur Folge, dass ihr Vater, Tito Kassianides, geschäftlich immer mehr Verlust erlitten hatte, bis er sich nun einem Konkurs gegenübersah.
„Stavros will mit mir durchbrennen …“
Abrupt wurde Angel in die Wirklichkeit zurückgeholt. Sie wollte Einspruch erheben, doch Delphi hob die Hand. „Aber ich werde das nicht zulassen.“ Sie kämpfte verzweifelt gegen die Tränen an. „Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass er mit allem bricht und enterbt wird. Ich weiß doch, dass ihm nichts wichtiger ist, als eines Tages in die Politik zu gehen. Wegzulaufen könnte ihm alle Chancen verbauen.“
Angel wunderte sich über die Selbstlosigkeit ihrer Schwester. Erneut nahm sie deren Hände und meinte sanft: „Und was ist mit dir, Delph? Du verdienst es genauso, glücklich zu sein. Und du verdienst es, dass dein Baby einen Vater hat.“
In diesem Moment schlug unten im Haus eine Tür, und beide zuckten zusammen.
„Er ist wieder da …“ In Delphis Stimme lagen Angst und Abscheu, während ihr Vater in seiner trunkenen Wut unartikuliert brüllend die Treppe heraufpolterte. Als Angel sah, dass wieder Tränen über Delphis Wangen liefen, wurde ihr bewusst, dass sie ihrer jüngeren Schwester unbedingt helfen musste, um sie vor einem schmerzlichen Skandal oder dem Verlust von Stavros zu schützen. Zärtlich umfasste sie Delphis Schultern und zwang ihre Schwester, ihr in die Augen zu sehen.
„Es war richtig, dass du mir alles erzählt hast, Liebes. Lass dir nichts anmerken. Uns wird schon etwas einfallen. Alles wird wieder in Ordnung kommen …“
Delphis Stimme klang nun beinahe hysterisch. „Aber Vater hat sich immer weniger unter Kontrolle, und Mutter ist völlig aufgelöst …“
„Ganz ruhig. Ich war doch immer für dich da, oder nicht?“
Angel wand sich innerlich. Sie war eben nicht da gewesen, als Delphi sie am meisten gebraucht hatte: nach dem Tod ihrer Zwillingsschwester Damia. Danach hatte Angel sich geschworen, zu Hause zu bleiben, bis Delphi, zutiefst verstört durch den schrecklichen Unfall, wieder auf eigenen Füßen stehen könnte. Als Delphi sie nun mit so unverhohlenem Vertrauen ansah, musste Angel einen Anflug von Panik unterdrücken. Zärtlich strich sie ihr eine Träne von der Wange.
„Du musst dich auf dein Examen in ein paar Monaten vorbereiten und hast keine Zeit für andere Dinge. Überlass also alles mir.“
Delphi schlang ihre zarten Arme um Angels Hals und zog sie an sich. Überwältigt von Mitgefühl wurde Angel erneut bewusst, dass ihre jüngere Schwester schwanger war. Also musste sie dafür sorgen, dass sie und Stavros heiraten konnten. Aber sollte Tito herausfinden, dass sie …
Delphi rückte von ihr ab und sprach Angels Gedanken laut aus. „Und was ist, wenn Vater …?“
„Er wird dir nichts tun, das verspreche ich“, fiel Angel ihr ins Wort. „Du solltest jetzt zu Bett gehen und ein bisschen schlafen. Mach dir keine Sorgen. Ich werde alles regeln.“