Tim Weiner
FBI
Die wahre Geschichte
einer legendären Organisation
Aus dem Amerikanischen
von Christa Prummer-Lehmair, Sonja Schuhmacher
und Rita Seuß
Fischer e-books
Tim Weiner, Journalist bei der New York Times und einer der intimsten Kenner des amerikanischen Geheimdienstsystems, erhielt für seine Reportagen über das ›National Security Program‹ (von CIA und Pentagon heimlich ins Leben gerufen) zwei Pulitzer-Preise. Er berichtete als Korrespondent u.a. aus Afghanistan, Pakistan, dem Sudan und weiteren fünfzehn Staaten. Für ›CIA. Die ganze Geschichte‹ wurde er 2007 mit dem National Book Award und dem Los Angeles Times Book Award for History ausgezeichnet.
Weitere Informationen, auch zu E-Book-Ausgaben, finden Sie bei www.fischerverlage.de
Covergestaltung: R.M.E., Roland Eschlbeck und Rosemarie Kreutzer
Coverabbildung: © Corbis
Erschienen bei FISCHER E-Books
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2012
unter dem Titel »Enemies. A History of the FBI«
im Verlag Doubleday, New York
© 2012 Tim Weiner
Für die deutsche Ausgabe:
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2012
Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.
Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt.
ISBN 978-3-10-400783-0
Zitiert nach Alexander Hamilton, James Madison, John Jay, Die Federalist Papers, übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Barbara Zehnpfennig, Darm- stadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1993, S. 84.
»Er arbeitete Tag und Nacht und auch am Sonntag«: Interview mit O’Brian, CBS News, 2. Mai 1972 (am Tag, an dem Hoover starb).
»Manchmal dachte ich …«: Interview mit Margaret Fennell in Ovid Demaris, The Director: An Oral Biography of J. Edgar Hoover (New York: Harper’s Magazine Press, 1975).
»kühle, unerbittliche Logik«: Hester O’Neill, »J. Edgar Hoover’s Schooldays«, American Boy and Open Road, September 1954.
»unsere arglosen Gemeinden«: Präsident Wilsons Kriegsbotschaft an den Kongress, 2. April 1917.
»Nach der Kriegserklärung«: O’Brian, zitiert in The New York Times, 9. Oktober 1918.
»unter enormem Druck«: John Lord O’Brian, »New Encroachments on Individual Freedom«, Harvard Law Review, Bd. 66, Nr. 1 (November 1952), S. 14.
von Papen begann, in den Vereinigten Staaten eine Propagandamaschinerie aufzubauen: Zum Umfang der deutschen Aktivitäten siehe die Aussage von A. Bruce Bielaski (Direktor des Bureau of Investigation, Justizministerium) vor dem Rechtsausschuss des Senats, 65. Kongress, 2. Sitzungsperiode, 6. Dezember 1918 (Washington: GPO, 1919).
»unsere hiesige Propaganda«: Bernstorff, zitiert bei Arthur S. Link, Wilson: The Struggle for Neutrality, 1914–1915 (Princeton: Princeton University Press, 1960), S. 378.
»Die größte Bedrohung …«: Woodrow Wilson, Dritte Jahresbotschaft an den Kongress, 7. Dezember 1915.
»Ich glaube an die Macht«: Theodore Roosevelt, Brief an George Otto Trevelyan, 19. Juni 1908, zitiert in Joseph Bucklin Bishop, Theodore Roosevelt and His Time Shown in His Own Letters (New York: C. Scribner’s Sons, 1920), S. 92–94.
»Die Zeit der großen sozialen Revolutionen ist gekommen«: Theodore Roosevelt, American Ideals, and Other Essays, Social and Political (New York: G. P. Putnam’s sons, 1897), S. 304.
Anarchie ist »ein Verbrechen«: Theodore Roosevelt, Erste Jahresansprache vor dem Kongress, 3. Dezember 1901, online beim American Presidency Project, http://www.presidency.ucsb.edu.
»Ich war immer dagegen«: Justizminister Brewster, zitiert bei Homer Cummings und Carl McFarland, Federal Justice: Chapters in the History of Justice and the Federal Executive (New York: MacMillan, 1937), S. 373.
»Diese Leute müssten alle herausgefischt werden«: Robert A. Pinkerton, »Detective Surveillance of Anarchists«, North American Review 173, Nr. 540 (1901), S. 39.
»Methoden russischer Spione und Detektive«: namentlich nicht gezeichneter Leitartikel im Capitol Journal, Salem (Oregon), wiederabgedruckt in The Portland Oregonian, 8. Juli 1905, zitiert bei Jerry A. O’Callaghan, »Senator Mitchell and the Oregon Land Frauds, 1905«, The Pacific Historical Review, Bd. 21, Nr. 3 (August 1952), S. 261. »… unerhörter Vorgehensweise«: Justizminister Wickersham an Präsident Taft, 10. Mai 1912, NARA RG 60, Vorgang Jones Pardon.
»Roosevelt versicherte in seiner gewohnt dynamischen Art«: Findlay an Hoover, »Memorandum for the Director: Re: Early History of the Bureau of Investigation, United States Department of Justice«, 19. November 1943.
»Das Justizministerium verfügt über kein Vollzugsorgan …«: Jahresbericht des Justizministers der Vereinigten Staaten, 1907; online unter www.fbi.gov/libref/historic/history/origins.
»… das amerikanische Staatsverständnis«: Hearings of House Appropriations Committee on Deficiency Appropriations, 59. Kongress, 2. Sitzungsperiode (1907). Am 17. Januar 1908 stellte der Vorsitzende des House Appropriations Committee (des Bewilligungsausschusses des Repräsentantenhauses, der für die Bereitstellung finanzieller Mittel des Bundes zuständig war) und republikanische Abgeordnete James A. Tawney aus Minnesota dem Justizminister Bonaparte eine Falle. In einer Anhörung fragte er, wie viele Geheimagenten und Detektive das Justizministerium im vergangenen Jahr beschäftigt habe. »Das ist schwer zu sagen«, antwortete Bonaparte und versuchte nach besten Kräften der Frage auszuweichen. Man erinnerte ihn daran, dass es für den Geheimdienst ein bestimmtes Budget gebe und die Gelder per Gesetz ausschließlich für den Geheimdienst selbst bestimmt seien. Ob er jemals auch Privatdetektive beauftragt habe? »Wir müssen gelegentlich die Dienste von Spezialermittlern in Anspruch nehmen«, antwortete Bonaparte. »Wir brauchen eine Fahndungsstelle […] Aber es müssen nicht viele sein, und Sie dürfen nicht vergessen, dass man bei der Auswahl dieser Leute […] größte Vorsicht walten lassen muss.«
»Nicht alle sind also über jeden Zweifel erhaben?«, wurde Bonaparte gefragt. »Nein, Sir«, antwortete Bonaparte.
Tawney kippte nicht nur Bonapartes Antrag auf Bewilligung finanzieller Mittel zur Schaffung des neuen Bureau of Investigation, sondern ging noch einen Schritt weiter. Er ließ in die Bewilligungsrichtlinien eine Klausel aufnehmen, derzufolge das Justizministerium keine Geheimagenten als Fahnder beschäftigen dürfe.
»bereit, die Verfassung«: Twain an Rev. J. H. Twichell, 16. Februar 1905, Mark Twain’s Letters (New York: Harper & Brothers, 1919), S. 766.
Am 29. Juni 1908: In den FBI-Dokumenten ist der 29. Juni 1908 als das Datum verzeichnet, an dem Bonaparte seine diversen Fonds anzapfte, um Agenten des Secret Service zu rekrutieren (die Quellen sind sich uneins, ob es acht, neun oder zehn Agenten waren). Das FBI selbst bezeichnet den Tag der formell unterzeichneten Weisung, den 26. Juli 1908, als seinen offiziellen Gründungstag.
Nachfolgend der Wortlaut der von Bonaparte unterzeichneten Weisung, mit der eine permanente »Einheit von Special Agents« geschaffen wurde: »In allen Ermittlungsangelegenheiten, die in die Zuständigkeit dieses Ministeriums fallen, ausgenommen diejenigen der Bankrevisoren und der Einbürgerungsbehörde, wird der Hauptprüfer um Mitteilung gebeten, ob ein Mitglied der von ihm geleiteten Special-Agents-Einheit für die jeweilige Tätigkeit verfügbar ist. Kein Mitarbeiter des Ministeriums ist befugt, für Sonderuntersuchungen Gelder auszugeben, ohne vorher zu prüfen, ob nicht ein Mitarbeiter der regulären Special-Agents-Einheit des Ministeriums für diese Tätigkeit verfügbar ist. Falls die Tätigkeit nicht von der regulären Einheit des Ministeriums ausgeübt werden kann, wird die Sache dem Justizminister oder seinem Stellvertreter vorgelegt, zusammen mit einer Erklärung des Hauptprüfers bezüglich der Gründe, warum kein regulärer Mitarbeiter für diese Tätigkeit herangezogen werden kann. Erst dann können Finanzmittel für diesen Zweck bewilligt werden. Charles J. Bonaparte, Justizminister.«
Ein besserer Buchhalter, der seine Stelle politischen Beziehungen verdankte und den Titel eines Hauptprüfers (chief examiner) führte, war in den ersten Jahren faktisch der Direktor des Bureau of Investigation.
»Die Schwierigkeiten bei der Rekrutierung«: Bonaparte an Roosevelt, 14. Januar 1909, online unter www.fbi.gov/libref/historic/history/origins.htm.
»Der Justizminister weiß«: Bonaparte, Jahresbericht des Justizministers der Vereinigten Staaten, Dezember 1908, online unter www.fbi.gov/libref/historic/history/origins.htm.
»nichtswürdige Spione und Verschwörer«: Woodrow Wilson, Ansprache zum Flaggentag in Washington, 14. Juni 1917.
»Ich glaube an das Recht auf freie Meinungsäußerung«: Ernest Freeberg, Eugene V. Debs. The Great War, and The Right to Dissent (Cambridge: Harvard University Press, 2008), S. 98–104.
»Verräter, Schurken und Spione«: Ausführungen von Senator Lee Overman, Congressional Record, 65. Kongress, 2. Sitzungsperiode, 4. April 1918 (Washington, GPO, 1919).
Die Anhörungen des Rechtsausschusses zur kommunistischen Bedrohung begannen erst zwei Monate nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Sie nahmen in vieler Hinsicht die Tätigkeit von Senator Joseph McCarthy mehr als 30 Jahre später vorweg und beeinflussten den weiteren Verlauf der Red Scare, der Angst vor der kommunistischen Bedrohung, von 1919.
Im Januar 1919 begann Overman mit den Anhörungen zur deutschen Kriegsspionage in den Vereinigten Staaten. Sie erwiesen sich als Fehlschlag, da seit der Explosion auf Black Tom Island kein einziger deutscher Sabotageakt mehr verübt worden war.
Senator Overman und seine Kollegen im Rechtsausschuss richteten ihr Augenmerk schon bald auf die kommunistische Weltverschwörung. »Ich weiß nicht, ob wir laut unserem Beschluss jetzt direkt zu diesem Problem übergehen und den Bolschewismus untersuchen können«, so der Senator. Sie taten es trotzdem, und zwar unverzüglich.
Archibald E. Stevenson, ein fünfunddreißigjähriger Wall-Street-Anwalt und selbsternannter Experte für die kommunistische Bedrohung, schlug mit seinen Aussagen den Ausschuss in Bann. Tausende und abertausende Amerikaner – Geistliche, Professoren, Politiker und Verleger – stünden im Dienst der russischen Revolution, so Stevenson. Er nannte hunderte Namen, darunter auch landesweit geachtete Persönlichkeiten wie die Sozialreformerin Jane Addams aus Chicago und Charles Beard, einen führenden US-Historiker. Einige seien aktive bolschewistische Agenten, sagte er, andere fehlgeleitete Intellektuelle.
Die Ideen von Marx, Lenin und Trotzki würden wie ein Gift durch vermeintlich respektable Amerikaner verbreitet, sagte Stevenson den Senatoren. Die Russen pumpten Geld, Menschen und Propaganda in die Vereinigten Staaten, und ihre amerikanischen Agenten trügen über geheime Komitees, sogenannte Sowjets, die russische Revolution in alle Städte und Industriereviere des Landes.
»Es herrscht im Land eine ziemliche Hysterie«: Justizminister Gregory an T. U. Taylor, April 1918, zitiert bei Charles McCormick, Seeing Reds: Federal Surveillance of Radicals in the Pittsburgh Mill District, 1917–1921 (Pittsburgh: University of Pittsburgh Press, 2002), S. 64.
»enorme Überlappung«: Memorandum von F. X. O’Donnell, 24. Oktober 1938, zitiert in »An Analysis of FBI Domestic Security Intelligence Investigations: Authority, Official Attitudes, and Activities in Historical Perspective«, FBI, 28. Oktober 1975.
»In ihrer Spitzenzeit hatte die American Protective League 300000 Mitglieder«: Bruce Bielaski vom Bureau of Investigation sagte im Dezember 1918 vor dem Kongress aus, die APL habe zu ihrer besten Zeit zwischen 300000 und 350000 Mitglieder gezählt; andere Beamte veranschlagten diese Zahl mit 250000.
»die sehr ernste Gefahr« und »sehr gefährlich«: McAdoo an Wilson, 2. Juni 1917, und Wilson an Gregory, 4. Juni 1917, in The Public Papers of Woodrow Wilson 42, S. 410f. und 416. Online unter http://www.presidency.ucsb.edu/woodrow_wilson.php; »Ein Versäumnis, kein Mittel dagegen gesucht zu haben«: Wilson zitiert bei John F. Fox Jr., »Bureaucratic Wrangling over Counterintelligence, 1917–18«, online unter www.cia.gov/library/center-for-the-study-of-intelligence/csi-publications/csi-studies/studies.
»effektiv und vielleicht auch faktisch«: The New York Times, 4. August 1917, S. 6. »Die IWW aus dem Verkehr ziehen«: zitiert in Melvyn Dubofsky, We shall be all: A History of the Industrial Workers of the World (Chicago: University of Illinois Press, 2000), S. 233.
»Ich lasse mich nicht zum Sündenbock machen«: De Woody zitiert in The New York Times, 6. September 1918, S. 1.
»den größten Coup der Geschichte«: David A. Langbart, »Five Months in Petrograd in 1918: Robert W. Imbrie and the US Search for Information in Russia«, Studies in Intelligence, Bd. 52, Nr. 1 (März 2008), CIA, Center for the Study of Intelligence.
Die Dokumente wurden vom Committee on Public Information bereitgestellt, einer von Woodrow Wilson geschaffenen Propagandakommission, die den Rückhalt der Bevölkerung für den Krieg stärken sollte. Das Committee produzierte einprägsame Plakate, Nachrichtenfilme und Vorträge – und er hatte ein paar seltsame Gestalten in seinen Reihen, darunter Edgar Sisson, einen bekannten Zeitschriftenverleger, der als Leiter der US-Propaganda nach Russland geschickt wurde. Sisson war am amerikanischen Konsulat in Petrograd, dem heutigen St. Petersburg, als im Zuge der bolschewistischen Revolution die zaristische Regierung gestürzt wurde. Er überredete den US-Botschafter, 20000 Rubel für die Dokumente zu bezahlen, die der Herausgeber eines lokalen Skandalblatts zum Kauf anbot. Sisson glaubte, er habe »den größten Coup der Geschichte« gelandet, so ein hoher Jurist im Außenministerium. Er sandte die Corpora delicti an Präsident Wilson, der ihre Veröffentlichung in allen großen Tageszeitungen Amerikas anordnete. Gegen den Rat seines Kriegsministeriums schickte er amerikanische Truppen in den Kampf gegen die Bolschewiken. Die Amerikaner kämpften noch, als der Erste Weltkrieg am 11. November 1918 offiziell endete.
… die neueröffnete diplomatische Vertretung der Sowjetunion: offizieller Vertreter Moskaus war der deutsche Staatsbürger Ludwig Martens, der sich vergeblich um die diplomatische Anerkennung der Sowjetunion durch die Vereinigten Staaten bemühte. Wie viele ausländische Botschaften war auch Martens’ Büro nicht nur eine diplomatische Vertretung, sondern auch Handelsmission sowie ein Propaganda- und Spionageposten.
Für J. Edgar Hoover war allein schon Martens’ Präsenz der Beweis für die finstere Allianz zwischen Deutschland und dem revolutionären Russland. Martens, in Deutschland geboren, in Russland aufgewachsen und während des Ersten Weltkriegs als feindlicher Ausländer in England interniert, gab sich bei seiner Ankunft in New York als Deutscher aus und erklärte sich später zum sowjetischen Botschafter. Die amerikanischen Unternehmer hatten nichts gegen Handelsbeziehungen mit Moskau, sofern in harter Währung bezahlt wurde. Die Sowjets wollten vor allem, dass die amerikanischen Soldaten Russland verließen und amerikanische Technologie ins Land kam.
»ein Massenzusammenschluss der Kriminellen dieser Welt«: A. Mitchell Palmer, »The Case Against the Reds«, Forum 63 (Februar 1920), S. 173–185.
»das Gift der Unruhen, das Gift des Aufstands«: Addresses of President Wilson, US-Senat, 66. Kongress, 1. Sitzungsperiode, Dokument 120, Bd. 435 (Washington: GPO, 1920).
»61 Special Agents und 35 verdeckte Informanten«: Hoover, »Memorandum Upon the Work of the Radical Division, August 1, 1919 to March 15, 1920«, Bureau of Investigation, RG65, NARA.
Teams von Schloss- und Safeknackern: 1919 gelang es »einem Team bestehend aus Mitgliedern des FBI, des Nachrichtendienstes der Marine und der New Yorker Polizei, den Safe des japanischen Generalkonsuls in New York zu knacken, in dem der Code der japanischen Marine lag«, erinnerte sich ein damaliger Marineoffizier. »Dieser Code wurde Seite für Seite fotografiert, und ein oder zwei Jahre später wurde er erneut fotografiert, um umfangreiche Veränderungen zu erfassen. Die Verschlüsselung des Codes war nicht besonders kompliziert, und wir wurden mit Lob buchstäblich überschüttet.« Capt. Laurance F. Safford, »A Brief History of Communications Intelligence in the United States«, National Security Agency (freigegeben im März 1982).
»den wilden Marsch des roten Faschismus«: Aussage Hoovers vor dem Ausschuss für unamerikanische Umtriebe des Repräsentantenhauses, 26. März 1947.
»entschlossenen und tiefgreifenden Untersuchung«: Flynn-Memorandum, 12. August 1919, abgedruckt in »Investigation into Activities of the Department of Justice, Letter from the Attorney General«, 66. Kongress, 1. Sitzungsperiode, 15. November 1919.
… hatte die Gesetze: Brief des Justizministers als Antwort auf eine Resolution des Senats am 17. Oktober 1919, Report on the Activities of the Bureau of Investigation of the Department of Justice Against Persons Advising Anarchy, Sedition, and the Forcible Overthrow of the Government (Washington, DC: US Government Printing Office, 17. November 1919), S. 5–13. Justizminister Palmer hatte soeben einen ersten Prozess gegen drei Mitglieder einer kleinen Gruppe spanischsprachiger Anarchisten in Buffalo, New York, verloren. Sie hatten ein Pamphlet verfasst, dessen Sprache einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein Bundesrichter hatte am 24. Juli 1919 die Klage mit der Begründung abgewiesen, sie entbehre jeder gesetzlichen Grundlage.
»Terroristen, bereit zu jeglicher Aktion«: Edgar B. Speer, »The Russian Workingmen’s Association, sometimes called the Union of Russian Workers«, 8. April 1919, Bureau of Investigation, NARA M-1085, Band 931, Dokument 313846. Ermuntert vom Lusk Committee und von Archibald Stevenson, führte die New Yorker Polizei am 15. August 1919 eine zweite Razzia im Russischen Haus in der 15. Straße Ost durch. Im Erdgeschoss befand sich ein Klassenzimmer voller Einwanderer, die lesen und schreiben lernten – und das Einmaleins der Revolution, wie die Polizei vermutete. Im Obergeschoss gaben drei Männer eine russischsprachige Zeitung namens Brot und Freiheit heraus. Die drei wurden am 20. August der kriminellen Anarchie angeklagt und verurteilt. Der Prozess schaffte es nicht auf die Titelseite der Zeitungen.
»Geheimsitzungen der Führer der kommunistischen Bewegung«: August H. Loula, »Communist Party Convention: Day 1 – Sept. 1, 1919«, Akten des Justizministeriums/BOI, NARA M-1085, 313848. Loula wusste, wie wichtig es war, »die Deckung unserer V-Männer zu wahren«, ihre Identität nicht preiszugeben und ihre Tätigkeit aus den offiziellen Akten herauszuhalten, erinnerte sich Bill Flynn, der Leiter des Bureau of Investigation. Die Sozialisten verließen Chicago gespalten und mutlos. Einer ihrer Wortführer nannte die aus der Spaltung hervorgegangene kommunistische Bewegung das »lächerliche Fiasko« eines Häufleins Russen, denen sich »eine Handvoll amerikanischer Intellektueller, durchsetzt mit Agenten des Justizministeriums, anschloss«.
V-Mann Nr. 121: »In Re: Communist Party Convention, Sept. 1–7, 1919«, Akten des Justizministeriums/BOI, NARA M-1085, Dokument 313846.
»Der Name der Organisation lautet …«: Constitution of the Communist Party of America. Report to the Communist International (Chicago, IL: Communist Party of America, undatiert [1919].
»Halsabschneider und Zuhälter«: Jacob Spolansky u.a., »In Re: Communist Meeting at West Side Auditorium, Chicago«, 21. September 1919, Ermittlungsakten des Justizministeriums und des BOI, NARA M-1085, Dokumente 313846 und 313848.
»… den gewaltsamen Sturz der US-Regierung«: J. Edgar Hoover, »Brief on the Communist Party«, vorgelegt dem Committee on Rules, Repräsentantenhaus, 66. Kongress, 2. Sitzungsperiode (Washington: GPO, 1920).
Sowjetische Archive, die nach dem Ende des Kalten Kriegs zugänglich wurden: Die Frage, ob die Komintern amerikanische Kommunisten unterstützte, muss nach den Unterlagen des Komintern-Archivs bejaht werden, doch mit welchen Summen, ist nach wie vor ungewiss. Das Archiv belegt für die Jahre 1919 und 1920 vier geheime Zuwendungen in Form von Edelmetall und Diamanten im Wert von insgesamt mehr als zwei Millionen russischen Rubel. Die Summe lässt sich nicht exakt in Dollar umrechnen, aber es könnte sich um hunderttausende oder sogar Millionen Dollar gehandelt haben, je nach Wechselkurs. Allerdings bat ein Abgesandter der Kommunistischen Partei Amerikas 1920 die Komintern um kleinere Beträge, was auf eine geringere Freigebigkeit seitens Moskaus hindeutet. Die Summe von 60000 Dollar als Unterstützung der Kommunistischen Partei Amerikas, um die Louis C. Fraina im August 1920 die Komintern ersuchte, schlüsselt sich folgendermaßen auf: 20000 Dollar für »die Gefangenen – Verteidigung, Unterstützung der Angehörigen«, 15000 Dollar für »Agitation unter den Negern«, 10000 Dollar für »Agitation unter den Soldaten und Matrosen« und 15000 Dollar für die Gründung dreier neuer Zeitungen.
»und wenn nicht, warum nicht«: »Letter from the Attorney General Transmitting in Response to a Senate Resolution of October 17, 1919« (Washington, DC: US Government Printing Office, 17. November 1919).
die Führer der Kommunistischen Partei in Chicago: Im Oktober begab sich Special Agent August Loula zur Russian Hall, wo sich nunmehr das Hauptquartier der Kommunistischen Partei Amerikas befand, um aufwieglerische Flugblätter zu beschlagnahmen. Er stellte die Parteiführer zur Rede. Wie er berichtete, fragten sie ihn, »wie sie zu der Ehre kämen, von einem Agenten des Justizministeriums besucht zu werden«. Er antwortete, wenn er wiederkäme, dann mit »der Einladung, sich ihre Zimmer im Bezirksgefängnis auszusuchen«. Nach der Lektüre des Flugblatts kam er zerknirscht zu dem Schluss, dass »es nichts enthielt, worauf sich eine Anklage stützen« könne. August H. Loula, »A Visit to Communist Party Headquarters, Chicago – Oct. 14, 1919«, Ermittlungsakten des Justizministeriums und des BOI, NARA M-1085, Akte 202600-14.
Am 27. Oktober: Zu Hoovers Bericht über seine New-York-Reise siehe Kenneth Ackerman, Young J. Edgar: Hoover, the Red Scare, and the Assault on Civil liberties (New York: Carroll & Graf, 2007), S. 102–105.
»Es ist der Wunsch des Bureau of Investigation«: Hoover an Caminetti, 3. November 1919, NARA RG85, Akte 85-54235/36. Die Feierlichkeiten zum zweiten Jahrestag der russischen Oktoberrevolution begannen in New York am Abend mit Ansprachen von Santeri Nuorteva, der Nummer zwei der diplomatischen Vertretung der Sowjetunion in Manhattan, und von Benjamin Gitlow, dem sozialistischen Abgeordneten des Staates New York, die beide in die Führung der Kommunistischen Arbeiterpartei aufgestiegen waren. Agenten des Bureau of Investigation im Publikum stenographierten jedes Wort mit.
… in 18 Städten in acht Bundesstaaten 1182 Verdächtige: Liste, Gewerkschaft der Russischen Arbeiter (Razzia vom 7. November 1919), Memorandum für Mr Burke, Ermittlungsakten des Justizministeriums und des BOI, NARA M-1085, 202600-14; Jahresbericht des Einwanderungsbeauftragten an den Arbeitsminister zum Ende des Haushaltsjahres am 30. Juni 1920 (Washington, DC: Government Printing Office, 1920).
»Sie wollen den Frieden zerstören«: zitiert in J. Edgar Hoover, Masters of Deceit (New York: Henry Holt & Co., 1958), S. VI.
»Um eine korrekte, aktuelle Liste dieser Namen zu erstellen«: M. J. Davis, »In re: Communist Party«, 4. Dezember 1919, NARA M-1085, Band 931, Akte 313846.
»eine beträchtliche Zahl von eidesstattlichen Erklärungen«: Hoover an Caminetti, 16. Dezember 1919, NARA M-1085, 313846.
»Ein sehr überheblicher Haufen«: Hoover, zitiert in der New York Tribune, 22. Dezember 1919. »Habe ich Ihnen nicht einen fairen Deal angeboten?«: Das Zitat stammt von dem Kongressabgeordneten William Vaile aus Colorado, Congressional Record, 5. Januar 1920.
»Es war morgens 4 Uhr 20«: Emma Goldman, Gelebtes Leben (Hamburg: Edition Nautilus, 2010), S. 655.
»Die Kommunistische Partei ist praktisch«: Die Identität des Agenten bleibt unklar. Offensichtlich hatte er das Exekutivkomitee der Kommunistischen Partei unterwandert. Es könnte Clarence Hathaway gewesen sein, ein Gründungsmitglied der CPUSA, und ein FBI-Informant seit 1920. Sein geheimer Observationsbericht kam über Brigadegeneral Marlborough Churchill, den Chef des militärischen Nachrichtendienstes, am 12. Januar 1920 auf Hoovers Schreibtisch, NARA M-1085, 313846. Obwohl die Kommunistische Partei im ersten Jahrzehnt ihres Bestehens viele Splittergruppen hatte, so war Ruthenberg doch »der Gründer der Kommunistischen Partei in den Vereinigten Staaten«, so Jay Lovestone, ein frühes Mitglied und später einer der führenden Antikommunisten des Landes.
»Arrangieren Sie über Ihre Undercover-Informanten«: Burke an Kelleher am 27. Dezember 1919, veröffentlicht in »Charges of Illegal Practices of the Department of Justice«, Senat der Vereinigten Staaten, 66. Kongress, 3. Sitzungsperiode (Washington, DC: Government Printing Office, 1921), S. 12ff.
»Allen bisher erteilten Instruktionen«: Telegramm an die verantwortlichen Agenten, mit dem Kürzel JEH unterzeichnet am 2. Januar 1920, NARA M-1085, 313846.
»Etwa fünfundzwanzig Ausländer wurden«: Myron J. Blackmon, verantwortlicher Special Agent, »Report of the Red Raid in Buffalo, NY, Night of Jan. 2/3, 1920«, eingereicht am 14. Januar 1920, NARA M-1085, 202600-1613.
»Der Angriff auf unsere Organisation«: Charles E. Ruthenberg, »Report of the Executive Secretary to the Central Executive Committee of the Communist Party of America«, 18. Januar 1920.
»Das Justizministerium der Vereinigten Staaten«: A. Mitchell Palmer, »The Case Against the ›Reds‹«, Forum 63 (1920), S. 173–185.
»Es gibt eine internationale revolutionäre Verschwörung«: Hoover, »Report on Radical Division«, nachgedruckt in Attorney General A. Mitchell Palmer on Charges made Against Department of Justice, 65. Kongress, 2. Sitzungsperiode, 1. Juni 1920.
»Ich lehne großangelegte«: Francis Fisher Kanes Brief wurde veröffentlicht in Survey, 43, 31. Januar 1920, S. 501ff.
»Als Nachwirkung«: Ein Bericht über Richter Andersons Rede erschien in dem wöchentlich herausgegebenen Harvard Alumni Bulletin, nachgedruckt im LaFollette’s Magazine, Bd. 12, Nr. 2 (Februar 1920), S. 3. Zu Andersons Leumund als Staatsanwalt sowie seinem Umgang mit dem Haftprüfungsverfahren von Deer Island siehe seinen Eintrag im Yale Biographical Dictionary of American Law.
»Es wird mir ein großes Vergnügen sein«: Skeffington zitiert im Boston Globe, 13. Januar 1920.
»Frage: Wer ist Mr Hoover?«: Das Verfahren vor Richter Anderson ist in dem im Mai 1920 erschienenen Report to the American People Upon The Illegal Practices of the Department of Justice der National Popular Government League zitiert.
»In diesem Fall«: Ibid.
»Die Verschwörung ist landesweit«: New York Times, 30. April und 1. Mai 1920.
»Hirngespinste des Justizministers«: Hoover, Report on Radical Division, in Palmer on Charges, S. 186.
»wahre Geschichte der Roten Gefahr«: Hoover an Palmer, 5. Mai 1920, Akte 209264 des Justizministeriums.
»heiligsten Prinzipien unserer verfassungsmäßigen Freiheiten«: Report to the American People Upon The Illegal Practices of the Department of Justice, National Popular Government League, Washington 1920.
»Hoover antwortete: ›Nein, Sir.‹«: Report upon the Illegal Practices, a.a.O.
»Zerschlagung der kommunistischen Parteien dieses Landes«: Hoovers Bericht an den Kongress über die General Intelligence Division, 5. Oktober 1920. Er hatte teilweise recht. Akten der Komintern, die Ende des Jahrhunderts veröffentlicht wurden, zeigen, dass die Anzahl zahlender Mitglieder der Kommunistischen Partei in Amerika nach den Razzien stark sank, von 23744 im Dezember 1919 auf 2296 im Februar 1920, und im April 1920 wieder auf 8223 anstieg. Von denen, die ihr Parteibuch behielten, sprachen weniger als 1000 Englisch.
»radikale Aktivitäten«: Hoovers Bericht an den Kongress über die General Intelligence Division, 5. Oktober 1920
»Wir kriegen sie«: New York Times, 19. September 1920.
»Ich bin für dieses Amt nicht geeignet«: Harding zitiert von einem engen Berater, Nicholas Murray Butler, Präsident der Universität Columbia, in Butler, Across the Busy Years, Recollections and Reflections (New York: Charles Scribner’s Sons, 1939), Bd. 1, S. 411.
»Daugherty ist von Anfang an«: Francis Russell, The Shadow of Blooming Grove: Warren G. Harding and His Times (New York: McGraw-Hill, 1968), S. 427.
»Wir haben uns bemüht«: Hoover an Burns, 20. September 1921, NARA M-1085, 202600-1617-53.
»macht uns verantwortlich«: Rundbrief an die Mitglieder der United Communist Party, NARA M-1085, 202600-14.
»Sowjetrussland ist der Feind der Menschheit«: Harry M. Daugherty, The Inside Story of the Harding Tragedy, (Boston: Western Islands, 1975) S. 119.
Im Frühjahr und Sommer 1921: C. J. Scully, »In re: Communist Activities – Special Report«, 1. Mai 1921, NARA M-1085, 202600-1775-8.
»Regeln für die Parteiarbeit im Untergrund«: Broschüre der Kommunistischen Partei Amerikas, nicht datiert, Komintern-Archiv, Russisches Staatsarchiv für soziopolitische Geschichte [von nun an RGASPI].
»Clarence Hathaway«: Hathaway wurde als FBI Informant (ab 1920) in einem Memo vom 23. März 1960 an Hoover identifiziert, bei einem Treffen zwischen Morris Childs, dem ranghöchsten FBI-Informanten der CPUSA und den wichtigsten CP Mitgliedern Eugene Dennis und Gus Hall. Das Memo wurde vom FBI in einer 35-bändigen Akte über die Childs Operation, Codename SOLO, freigegeben und am 2. August 2011 veröffentlicht auf der FBI-Website: vault.fbi.gov/solo. Das Dokument über Hathaway befindet sich in Band 19, S. 29.
einem geheimen viertägigen Treffen: H. J. Lenon, »Unity Convention of Communist Parties«, NARA M-1085, 202600-2265.
»Die Kommunistische Partei ist in den Vereinigten Staaten«: C. E. Ruthenberg [unter seinem Pseudonym »David Damon«], The Communist, Bd. 1, Nr. 2 [August 1921]. Die Mitgliedszahlen der Kommunistischen Partei basieren auf den Komintern-Akten und C. E. Ruthenbergs eigenen Schätzungen, veröffentlicht in The Communist, Bd. 1, Nr. 9 (Juli 1922).
»In der Unterwelt ging die Kunde«: Die flotte Formulierung stammt aus Hoovers Memoiren von 1938, Persons in Hiding. Ghostwriter war sein Lieblingsjournalist Courtney Riley Cooper.
»überall Tabletts mit«: Alice Roosevelt Longworth, Crowded Hours (New York: Charles Scribner’s Sons, 1933), S. 320–325.
»Kommunisten und die meisten subversiven Umtriebe«: Hoover an Justizminister Robert Jackson, 1. April 1941.
Die entscheidende Stimme stammte vom Agenten K-97: Max Bedacht, einer der Delegierten in Bridgman, äußerte sich folgendermaßen über den Informanten des Bureau: »Zum ersten Mal in meinem Leben machte ich die Bekanntschaft eines der verächtlichsten Exemplare der menschlichen Spezies, des Agent provocateur […] Polizeiagenten, die zur Ausübung von Taten anstiften, die man als Verbrechen bezeichnen kann.« Bedacht ging selbst in den Untergrund. Er wurde zum wichtigsten Kontaktmann zwischen den amerikanischen Kommunisten und dem sowjetischen Geheimdienst; 1932 rekrutierte er den jungen Herausgeber einer marxistischen Zeitschrift namens Whittaker Chambers als Spion für Moskau. Max Bedacht, »Underground and Above: A Memoir of American Communism in the 1920s,« unveröffentlichte Abhandlung, Tamiment Library, New York University.
»Die radikalen Anführer«: St. Joseph [Mich] Herald-Press, 24. August 1922.
»Verbrechen, Sabotage, Gewalt und Terrorismus befürwortet habe«: C. E. Ruthenberg, »Foster Verdict a Triumph for Communism in the United States«, The Worker, 21. April 1923.
nur zwei Arbeitern auf der Gehaltsliste: William Z. Foster, »Report on the Labor Union Situation in the United States and Canada«, 16. Dez. 1922, von William Z. Foster, Komintern-Archiv, f. 515, op. 1, d. 99, l. 1–2.
»praktisch nicht vorhanden«: J. Edgar Hoover, On Communism (New York: Random House, 1969), S. 5.
kommunistischen Revolution und »Bürgerkrieg«: Daugherty, Inside Story of the Harding Tragedy, S. 119–125; »Daugherty und Hoover legten es jedoch«: »Lawless Disorders and Their Suppression«, Anhang des Annual Report of the Attorney General for 1922; Washington, S. 1–25.
»den Radikalen in die Hände gespielt«: Daugherty, Inside Story, S. 166. Memoranden des Bureau über Senator Borahs Rede, in denen er die Freilassung von 53 Männern forderte, die immer noch gemäß dem Spionagegesetz in Haft saßen, zu den Akten genommen am 12. März 1923.
»das Bild von mir, dass ich ein Bolschewik sei«: Burton K. Wheeler und Paul F. Healy, Yankee From the West (Garden City, N. Y.: Doubleday, 1962), S. 200–204. Während US-Senatoren wie Borah und Wheeler die Anerkennung Russlands unterstützten, verurteilten amerikanische Sozialisten die Sowjets dafür, wirkliche und eingebildete Staatsfeinde getötet zu haben. Eugene Debs hatte im November 1922 ein Telegramm an den Kreml geschickt, in dem es hieß: »Ich protestiere zusammen mit allen zivilisierten Menschen im Namen unserer gemeinsamen Humanität« gegen die von den Kommunisten verübten politischen Morde. Debs’ Telegramm an Lenin zitiert in The New York Call, November 1922.
»der Kommunistenführer im Senat«: Daugherty, Inside Story, S. 214.
»der gigantischsten Verschwörung«: Richard A. Whitney, Reds in America (New York: Beckwith Press, 1924), S. 17ff., 48–54.
»Wenn Sie von einem großen Skandal«: Francis Russell, Shadow of Blooming Grove, S. 582.
»Schaffen Sie sich das Bureau of Investigation«: Crims Zeugenaussage, Investigation of the Hon. Harry M. Daugherty, Senat der Vereinigten Staaten, 68. Kongress, 1. Sitzungsperiode, Bd. III, S. 2570ff.
»zum Himmel stinkt«: Alpheus Thomas Mason, Harlan Fiske Stone: Pillar of the Law (New York: Viking, 1956) S. 147ff.
»ultraradikale«: Hoover an Stone, 31. Juli 1924, FBI-Akten, ACLU.
»Ich glaube, wir hatten unrecht«, »meinen Schreibtisch jeden Tag« und »Wir hatten keine Ahnung«: aus »They Never Stopped Watching Us: A Conversation Between Roger Baldwin and Alan F. Westin«, Civil Liberties Review 4 (November/Dezember 1977), S. 25.
»Die Aktivitäten der Kommunisten«: Hoover an Donovan, 18. Oktober 1924, FBI. Diese Antwort gab Hoover seinem direkten Vorgesetzten William J. Donovan, dem neu ernannten Leiter der Criminal Division des Justizministeriums. Donovan sollte im Zweiten Weltkrieg Chef der amerikanischen Spionage und später der CIA werden.
»offizielle Angelegenheiten«: In dem 1916 erlassenen Gesetz heißt es, dass »der Justizminister Beamte ernennen kann […], damit sie Verbrechen gegen die Vereinigten Staaten aufdecken und verfolgen [und] weitere Ermittlungen bezüglich offizieller Angelegenheiten unter der Leitung des Justizministeriums und des Außenministeriums anstellen, die der Justizminister anordnet«. Fast 60 Jahre danach bescheinigte Präsident Fords Justizminister Edward H. Levi, dieses Gesetz halte keiner Prüfung stand: »Die gesetzliche Basis für die Operationen des FBI kann nicht als völlig zufriedenstellend bezeichnet werden.«
»Wir können uns keinen«: Don Whitehead, Die FBI Story (München: Paul List Verlag, 1959), S. 90.
»dafür zu sorgen, dass höchste Geheimhaltung gewahrt wird«: Hoover an die verantwortlichen Special Agents, 6. August 1927, FBI/FOIA.
»die Gesamtheit der Mitglieder aller New Yorker Gewerkschaften« und »umfassend zu informieren«: David Williams, »›They Never Stopped Watching Us‹: FBI Political Surveillance, 1924–1936«, UCLA Historical Journal 2 (1981).
»Die Arbeiter dieses Landes«: House Committee to Investigate Communist Activities, Investigation of Communist Propaganda, 71. Kongress, 2. Sitzungsperiode (1930), S. 348.
»kein Ministerium unserer Regierung«: Hamilton Fish, Jr., »The Menace of Communism«, The Annals 156 (Philadelphia: American Academy of Political and Social Science, 1931), S. 54–61.
»nie per Gesetz ermächtigt worden«: Memorandum eines Telefongesprächs zwischen J. Edgar Hoover und dem Kongressabgeordneten Fish vom 19. Januar 1931, zitiert in »Counterintelligence Between the Wars«, CI Reader, National Counterintelligence Executive.
»in den innersten kommunistischen Kreisen Fuß zu fassen«: Hoover an Justizminister Mitchell, 2. Januar 1932, zitiert in »Counterintelligence Between the Wars«, CI Reader, National Counterintelligence Executive.
»aktive kommunistische Zelle«: Hoover an Kelley, 20. Januar 1931, zitiert in »They Never Stopped Watching Us«.
»Wir stehen jetzt im Krieg«: Cummings zitiert nach Kenneth O’Reilly, »A New Deal for the FBI: The Roosevelt Administration, Crime Control, and National Security«, Journal of American History 69, Nr. 3 (1982).
»stehenden Heer von Kriminellen«: Hoovers Warnung vor ungefähr 4,3 Millionen Kriminellen, die in Amerika auf freiem Fuß waren, wurde durch Bericht der Brookings Institution an den Senat stillschweigend widerlegt, enthalten in Investigation of Executive Agencies of the Government, 75. Kongress, 1. Sitzungsperiode (1937).
»eine sehr sorgfältige und gründliche Untersuchung«: Hoovers Memorandum des Gesprächs vom 10. Mai 1934.
»Nur zu, ermitteln Sie«: Hoovers Memoranden, 24. und 25. August 1936.
»Übereifrige, die es zwar gut meinen«: Olmstead v. U.S., 227 U.S. 438 (1928).
»über unsere Leistungen in diesem aktuellen Fall«: Vetterli an das FBI-Hauptquartier, 25. Juli 1938, zitiert in Raymond J. Batvinis, The Origins of FBI Counterintelligence (Lawrence, KS.: University of Kansas Press, 2007) S. 23. Meine Darstellung des Falls Rumrich beruht auf den Recherchen von Batvinis, einem ehemaligen FBI-Spionageabwehragenten, der die Geschichte zum ersten Mal vollständig und völlig offen erzählt.
»Am 14. Oktober 1938«: Hoovers Pläne für den Nachrichtendienst und die Spionageabwehr sind in zwei maßgeblichen Dokumenten festgehalten: »The Work, Function, Organization of the Federal Bureau of Investigation in Time of War«, 14. Oktober 1938, und Hoovers Memorandum, beigefügt ein Brief von Cummings an Roosevelt vom 20. Oktober 1938. Die Dokumente sind sowohl in Batvinis als auch in »Counterintelligence Between the Wars« zitiert und untermauern die Ansicht, Hoover sei der wahre Gründervater des zentralen Nachrichtendiensts in den Vereinigten Staaten gewesen.
»Er erklärte, er billige«: Memorandum Hoovers vom 7. November 1938.
»Wissen Sie, ich bin ein Jongleur«: Selbstzitat Roosevelts bei einer Sonderstudiengruppe zu Lateinamerika am 15. Mai 1942, Presidential Diary, S. 1093, Henry Morgenthau Papers, Franklin D. Roosevelt Library. Das Zitat bildet die These von Warren F. Kimballs Studie, The Juggler: Franklin Roosevelt as Wartime Statesman (Princeton, N. J.: Princeton University Press, 1991).
»Am 26. Juni 1936 erließ Roosevelt«: Darin hieß es: »Es ist mein Wunsch, dass die Untersuchung sämtlicher Spionage-, Spionageabwehr- und Sabotageangelegenheiten kontrolliert und durchgeführt wird vom Federal Bureau of Investigation des Justizministeriums, der Military Intelligence Division [MID] des Kriegsministeriums und dem Office of Naval Intelligence [ONI] des Marineministeriums. Die Direktoren dieser drei Behörden sollen als Ausschuss zusammentreten, um ihre Tätigkeit zu koordinieren.«
»Ermittlungen in Angelegenheiten aufnehmen«: Öffentliche Erklärung des Präsidenten vom 6. September 1939. Justizminister Murphy sagte bei einer Pressekonferenz am selben Tag: »Ausländische Agenten und solche, die sich der Spionage widmen, werden feststellen, dass dieses Land für ihre Aktivitäten kein ideales Jagdrevier mehr ist. Es wird keine Wiederholung des Durcheinanders und der Laxheit und der Gleichgültigkeit von vor zwanzig Jahren geben. Wir haben im ganzen Land zahlreiche FBI-Büros eröffnet. Unsere Leute sind gut vorbereitet und gut ausgebildet. Gleichzeitig darf diese Arbeit, wenn man will, dass sie vernünftig und verantwortlich ausgeführt wird, nicht zur Hexenjagd werden. Wir dürfen niemandem Unrecht zufügen. Ihre Regierung bittet Sie, mit ihr zusammenzuarbeiten. Sie können Informationen aller Art bei dem nächsten Vertreter des Federal Bureau of Investigation vor Ort einreichen.«
»Vor zwanzig Jahren geschahen im Namen von Recht und Gesetz«: Murphy zitiert bei J. Woodford Howard Jr., Mr. Justice Murphy: A Political Biography (Princeton, N. J.: Princeton University Press, 1968), S. 205–210.
»Es gelten dieselben Regeln«: Hoover Vermerk, Tamm an Hoover, 22. Dezember 1937, FBO/FOIA.
»mit ethischen Normen nicht vereinbar«: Nardone II, 308 U.S. 338.
»äußerst besorgt«: Hoover an Jackson, 13. April 1940, Library of Congress, Robert H. Jackson Papers, Box 94, Folder 8.
»Enthüllung bestimmter Spionageabwehraktivitäten«: Hoover an L. M. C. Smith, Chef der Abteilung Neutralitätsgesetze im Justizministerium, 28. November 1940, FBI, CI Reader, »The Custodial Detention Program«.
»die verschiedenen sogenannten radikalen«: Tolson an Hoover, 30. Oktober 1939, FBI, CI Reader, »Scope of FBI Domestic Intelligence«.
»eine Bedrohung für den Frieden«: Memorandum an E. A. Tamm, 9. November 1939, FBI, CI Reader, »Scope of FBI Domestic Intelligence«.
»sorgfältig observiert«: Memo an E. A. Tamm, 2. Dezember 1939, FBI, CI Reader, »Scope of FBI Domestic Intelligence«.
»vollkommen vertraulich«: Hoover an die Außendienststellen, 6. Dezember 1939, FBI, CI Reader, »Scope of FBI Domestic Intelligence«.
»Laut Hoover hatte Gausebeck«: Der Rückwanderer-Plan wird in allen Einzelheiten dargestellt in Norman J. W. Goda, »Banking on Hitler: Chase National Bank and the Ruckwanderer Mark Scheme, 1936–1941«, in U.S. Intelligence and the Nazis, hg. vom National Archives Trust Fund Board, Washington, 2005. Die Arbeit beruht auf Dokumenten, die von der Interagency Working Group der National Archives zu NS-Akten freigegeben und analysiert wurden.
»zweifellos begründet«: Franklin D. Roosevelt, Confidential Memorandum for the Attorney General, 21. Mai 1940, FDR. Roosevelts späterer Justizminister, Francis C. Biddle schrieb später: »Das Memorandum wurde offensichtlich in Eile vom Präsidenten selbst verfasst, ohne Konsultation, vermutlich nachdem er mit Bob [Justizminister Jackson] gesprochen hatte. Es eröffnete einen großen Spielraum für den Einsatz von Abhörgeräten gegenüber allen, die subversiver Aktivitäten verdächtigt wurden. Bob mochte es nicht und reichte es an Edgar Hoover weiter.« (Francis Biddle, In Brief Authority, Garden City, N. Y.: Doubleday & Company, Inc., 1967), Seite 167.
»ohne richterliche Genehmigung … 6769 Telefonabhöranlagen«: Aussage von Justizminister Edward H. Levi am 6. November 1975 vor dem Church Committee.
»Das Federal Bureau of Investigation«: Justizminister Jackson an die Abteilungsleiter im Justizministerium, undatiert.
»Unterschied zwischen ›ermittelnder‹ und ›nachrichtendienstlicher‹ Tätigkeit«: Hoover an Jackson, 1. April 1941; abgedruckt in From The Secret Files of J. Edgar Hoover, hg. und mit einem Kommentar versehen von Athan Theoharis (Chicago: Ivan Dee, 1993), S. 184–193.
»Der Präsident dachte«: Early an Hoover, 21. Mai 1940, Franklin D. Roosevelt Library. Roosevelts Gier nach politischen Informationen über seine Feinde im Inland und seine Korrespondenz mit Hoover über die Informationen ist dargestellt in Douglas M. Charles, J. Edgar Hoover and the Anti-Interventionists: FBI Political Surveillance and the Rise of the Domestic Security States, 1939–1945 (Columbus: Ohio State University Press, 2007).
»alle ein- oder ausgehenden Telefongespräche«: Hoover an Watson, 28. September 1940, Franklin D. Roosevelt Library.
Für das FBI stellte sich die Frage: Der Umgang des Bureau mit dem Fall Sebold wurde erstmals von Raymond J. Batvinis in seiner Monographie von 2007 dargestellt: The Origins of FBI Counterintelligence. Meines Wissens war Batvinis der erste Autor, der die Akte zum Fall Sebold prüfte; meine Darstellung stützt sich auf seine. In amerikanischen Geheimdienstakten heißt es, »das FBI sei über Sebolds Ankunft, seine Mission und seine Absicht, dem FBI bei der Enttarnung deutscher Agenten in den Vereinigten Staaten zu helfen, unterrichtet gewesen«. Bei einem seiner vier Versuche, sich der Zwangsrekrutierung und Ausbildung bei der Abwehr zu entziehen, legte Sebold beim amerikanischen Vizekonsul in Köln die Karten auf den Tisch und erklärte sich bereit, mit dem FBI zusammenzuarbeiten.
»eine lange Besprechung über die Koordination …«: Beatrice B. Berle und Travis B. Jacobs (Hg.), Navigating the Rapids, 1918–1971: From the Papers of Adolf Berle (New York: Harcourt, 1973), S. 321.
Kaum etwas darüber wurde geschrieben: Die History of the SIS ist auf den 22. Mai 1947 datiert, ohne Namen und besteht aus fünf Bänden. Sie wurde 2007 nach dem Freedom of Information Act freigegeben. Band eins, der 42 Seiten umfasst, ist ein bemerkenswertes Dokument, trotz einiger Schwärzungen an entscheidender Stelle im Namen der nationalen Sicherheit. Er enthält eine freimütige Erörterung der Fehlschläge des FBI, und er war offenkundig nicht für fremde Augen bestimmt. Die Verwaltungsakten des SIS sind ebenfalls erhellend; sie sind in den National Archives, Record Group 65, einsehbar.
»Bei unserer Erstauswahl für den SIS«: Hoovers Notiz auf einem undatierten Funktelegramm, Anlage zur History of the SIS.
»zu jedem dieser Orte«: Interview mit Dallas Johnson, FBI Oral History Project, FBI/FBIOH.
»Beim britischen Nachrichtendienst lernte er«: Hoover an Watson, 5. und 6. März 1941, Franklin D. Roosevelt Library.
»Was die Ausweitung seiner Berichterstattung über Lateinamerika betrifft«: Hoover an Jackson, 4. April 1941.
»Mit höchster Wahrscheinlichkeit«: Diese Nachricht und die darauf folgenden japanischen Telegramme, die durch MAGIC abgefangen wurden, sind im CI Reader abgedruckt.
»Zentrale Spionageabwehrorganisation«: Thomas F. Troy, Donovan and the CIA. A History of the Establishment of the Central Intelligence Agency. (Frederick, Md: University Publication of Amerika, 1984), S. 59.
»Eine solche Super-Nachrichtendienstbehörde«: Hoover, General Miles und Admiral Kirk unterzeichneten diesen »Report on Coordination of the three Intelligence Services« vom 29. Mai 1941, der erst am 5. Juni 1941 an das Kriegsministerium weitergeleitet wurde.
»am 5. Juli 1941«: Mitschrift des Telefongesprächs vom 5. Juli 1941, FBI, Akte Nichols, abgedruckt in From The Secret Files of J. Edgar Hoover, hg. und mit einem Kommentar versehen von Athan Theoharis (Chicago: Ivan Dee, 1993), S. 332ff. Der Anruf kam, nachdem der Präsident Astor gebeten hatte, sich um eine höchst sensible persönliche Angelegenheit zu kümmern: Roosevelts liederlicher Cousin Kermit, ein enger Freund Astors und Präsident Teddy Roosevelts Sohn, war auf einer Sauftour mit einer Masseuse namens Herta Peters abgetaucht; es war nicht auszuschließen, dass sie eine deutsche Spionin war. Astor reichte diese heiße Kartoffel an das FBI weiter.
»eine Bewegung, mich als Direktor des FBI abzulösen«: Do-Not-File-Memo, Hoover an Tolson und Tamm, 23. September 1941, From The Secret Files of J. Edgar Hoover, S. 339.
»Er verabscheute Homosexualität«: Zeitzeugeninterview mit DeLoach, FBI/FBIOH.
»die Befugnis … zu sammeln und zu analysieren«: Thomas F. Troy, Donovan and the CIA: A History of the Establishment of the Central Intelligence Agency (Frederick, MD: University Publications of America, 1984) S. 59 und S. 419–423.
»Sie können sich vorstellen«: H. Montgomery Hyde, Room 3603: The Story of the British Intelligence Center in New York during World War II (New York: Farrar Straus, 1963), S. 169ff.
»Der Präsident war tief beeindruckt«: Ebda.
»Es war illegal. Es war Einbruch«: Zeitzeugeninterview mit Morton Chiles, FBI/FBIOH.
»wurde mit keinem Wort erwähnt«: Francis Biddle, In Brief Authority (Garden City, N. Y.: Doubleday & Co., 1962) S. 328ff.
Das FBI intensivierte: Details der Ermittlungen wurden vom Staatsarchiv freigegeben und von Norman J. W. Goda von der Archives Interagency Working Group zu Nazi-Akten analysiert. Siehe Goda, »Banking on Hitler: Chase National Bank and the Rueckwanderer Mark Scheme«, in U.S. Intelligence and the Nazis, hg. vom National Achives Trust Fund Board.
»Ich empfehle dringend« und »Ich bin sehr darauf bedacht«: Hoover an strong, 10. September 1942. Administrative Files des SIS.
»Sie dürfen nicht vergessen«: Zeitzeugeninterview mit John Walsh, FBIOH.