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Im Schatten des Giganten

erzählt von Kari Erlhoff

Kosmos

Umschlagillustration von Silvia Christoph

Umschlaggestaltung von eStudio Calamar, Girona, auf der Grundlage

der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)

 

 

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© 2012, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

 

Based on characters by Robert Arthur.

 

ISBN 978-3-440-13362-0

Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Zwischen Himmel und Erde

»Das schafft der doch nie!« Bob Andrews hob eine Hand, um seine Augen zu beschirmen. Er starrte an dem Felsmassiv hinauf, das senkrecht vor ihm in den Himmel ragte. Ein Mann hing mehrere hundert Meter über dem Boden an einem Seil. Dass etwas nicht stimmte, konnte man auf den ersten Blick erkennen: Das linke Bein des Mannes war unnatürlich verdreht, ein Arm ruderte hilflos in der Luft. Bei jeder Bewegung des Seils lösten sich Steine aus der Felswand und prasselten herab. Immer wieder rief der Mann etwas, doch die Worte kamen nur verzerrt im Tal an: »Hilf … so … helft …«

Schließlich gingen die Rufe komplett im Dröhnen und Knattern des Rettungshubschraubers unter. Wie ein rot-weißes Insekt schwebte er über dem Berg. Ein Helfer stieg mitten im Flug aus und ließ sich an einem Seil aus der Pilotenkanzel herab. Als seine Füße den flachen Berggipfel berührten, klinkte er sich aus. Ein zweiter Helfer folgte. Dann an einem Gurt eine Trage. Sie schwang in der Luft hin und her.

Bob massierte sich den Nacken, der vom langen Hinaufstarren bereits wehtat. »Wie wollen die den Bergsteiger denn da reinbekommen? Der kann doch niemals allein in die Trage klettern. Dazu hat er sich viel zu sehr in seinem Seil verheddert.«

Eine erneute Kaskade aus losem Geröll prasselte an der Steilwand hinab.

»Das war knapp!«, sagte Peter Shaw unbehaglich. Er stand zusammen mit Justus Jonas neben Bob. »Sehr knapp!«

»Keine Sorge, Jeanne und ihr Team werden ihn retten. Die machen so etwas jeden Tag.« Bobs Vater gesellte sich zu den Jungen. Obwohl Mr Andrews sich offensichtlich Mühe gab, zuversichtlich zu klingen, schwangen Zweifel in seiner Stimme mit. Er hatte seine Fotoausrüstung dabei und schraubte gerade ein Teleobjektiv auf die Kamera. Als Journalist für eine große Tageszeitung in Los Angeles konnte er das Fotografieren normalerweise einem Profi überlassen. Dennoch hatte Mr Andrews meistens eine Ausrüstung mit verschiedenen Objek­tiven und einem Stativ dabei. Für den Fall, dass er unvermutet auf eine spannende Geschichte stieß. So wie jetzt.

»Siehst du was?«, fragte Bob seinen Vater.

Mr Andrews spähte durch die Linse. Seine rechte Hand drehte am Objektiv. »Moment.«

»Und?« Peter trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. »Können Sie überhaupt etwas erkennen?«

»Bei 500 Millimeter Brennweite bestimmt«, stellte Bob fest.

»Er hat eine Wunde am Kopf«, berichtete Mr Andrews. »Und sein Bein ist definitiv gebrochen.«

»Und sonst?«

»Sieht aus, als würde er aus seinem Sicherheitsgurt rutschen.«

»Kann das denn passieren?« Bob unterdrückte den Wunsch, seinem Vater den Fotoapparat abzunehmen und selbst durch die Linse zu spähen.

»Hoffentlich nicht!« Mr Andrews drehte erneut an dem Objektiv. Dann schoss er ein paar Fotos.

»Mit dem Hubschrauber können die unmöglich noch dichter an die Steilwand heranfliegen.« Justus, der ungewöhnlich ­lange geschwiegen hatte, verfolgte die Rettungsaktion mit erns­tem Blick. »Die Rotorblätter könnten an Felsvorsprünge stoßen und dann würde der Helikopter abstürzen.«

»Jeanne weiß schon, was sie macht!« Mr Andrews schoss ein weiteres Foto. Inzwischen kletterte einer der Helfer an einem Seil über die Felskante. Meter für Meter ließ er sich zu dem verzweifelten Bergsteiger hinab.

»Die Leute von YOSAR und Helitack machen ihre Arbeit wirk­lich gut«, bemerkte Justus.

»Wer?« Peter zwang sich, seine Aufmerksamkeit von dem Bergsteiger zu lösen. Der Rettungshelfer hatte den Mann noch immer nicht erreicht. Und jetzt löste sich auch schon die nächste Steinlawine. Ein großer Brocken verfehlte den Bergsteiger nur um Haaresbreite. Er konnte jeden Moment abstürzen. Und das wollte der Zweite Detektiv nicht mit ansehen. Erstaunt bemerkte er, wie schwer es war, sich wegzudrehen. So, als würde die Katastrophe, die sich über ihnen abspielte, den Blick magnetisch anziehen.

»Die YOSARs und die Helitacks«, wiederholte Justus. »Das hat uns Bobs Vater heute Morgen doch schon alles erklärt.«

»Da war ich noch zu müde von der langen Autofahrt«, entgegnete Peter.

Die drei ??? und Mr Andrews waren in der Nacht in San Francisco gestartet und mit dem Auto bis zum Yosemite National Park gefahren. Mr Andrews war zu einer Pressekonferenz in der Nähe eingeladen worden und wollte seinen Aufenthalt im Nationalpark mit einem Kurzurlaub verbinden. Außerdem überlegte er, eine Reportage über die Rettungseinsätze im Yosemite Valley zu schreiben. Da in diesem Herbst die Feiertage günstig lagen, konnten Bob und seine beiden Freunde für ein verlängertes Wochenende mitkommen. Sie mussten erst in der Nacht zum Dienstag, nach dem Columbus Day, wieder zurück nach Rocky Beach. Mr Andrews war einverstanden gewesen, die Jungen mitzunehmen – wenn auch nur unter der Bedingung, dass die drei ??? dieses Mal wirklich Urlaub machten und sich von Kriminalfällen aller Art fernhielten.

Über einen Fall waren die Jungen in der kurzen Zeit noch nicht gestolpert. Dafür hatte es bereits zwei Stunden nach ihrer Ankunft den ersten Notruf gegeben und so standen sie alle am Fuß vom El Capitan, dem gigantischen Felsblock, der wie ein scharfkantiger Fremdkörper aus dem grünen Tal he­rausragte.

»YOSAR ist die Abkürzung für ›Yosemite Search and Rescue‹ – den Such- und Rettungsdienst des Parks«, erklärte Justus. »Sie kümmern sich um Verletze, suchen vermisste Wanderer oder bergen verunglückte Kletterer – so wie jetzt.«

»Sag das doch gleich. Und wer sind diese Helileute?«

»Das Helitack-Team macht die Hubschraubereinsätze und arbeitet mit YOSAR zusammen.«

Der Zweite Detektiv sah sich um. Mittlerweile hatten sich viele Schaulustige angesammelt, darunter auch zahlreiche Pfad­finder.

Einige von ihnen hatten sich auf die großen Steine am Ufer des Merced River gesetzt. Der Fluss wand sich wie eine Schlange durch das Tal. Das Wasser war von einem merkwürdigen Türkisgrün und so glasklar, das man die Steine auf dem Grund sehen konnte. Links und rechts vom Fluss lagen Wiesen und Waldstreifen und dahinter steil aufragende Klippen. Es war die perfekte Urlaubskulisse. Nur das Knattern des Hubschraubers störte die Idylle – eine trügerische Idylle, wie sich zeigte: Ein erschrockenes Raunen ging durch die Zuschauermenge. Oben an der Steilwand war der Bergsteiger arg ins Schwanken geraten. Er hing nun mit dem Kopf nach unten. Sein Schutzhelm löste sich. Wie ein kleiner, flacher Stein stürzte der Helm in die Tiefe und prallte im Fall immer wieder an Felsvorsprüngen ab.

Nun war der Bergsteiger dem Geröllregen schutzlos ausgeliefert. Der Retter versuchte, ihn zu erreichen, musste dabei aber aufpassen, nicht selbst von den Steinen getroffen zu werden, die nun immer zahlreicher zu Tal stürzten. Ein Felsbrocken von der Größe eines Schafs schlug krachend auf dem Geröllfeld am Fuß des Berges auf. Steinsplitter schossen in alle Richtungen. Graubrauner Staub wirbelte auf.

»Geht ein Stück zurück!«, rief Mr Andrews. »Nicht, dass ihr getroffen werdet.«

Bob hustete. Er hatte Staub in die Augen bekommen. Bei seinen Kontaktlinsen war das ein echtes Problem. Innerhalb von Sekunden verschwamm das Bild vor seinen Augen. Eilig wischte sich der dritte Detektiv die Hände an der Hose ab. Dann tastete er nach der rechten Linse. Er musste vorsichtig sein, um den Dreck nicht tiefer ins Auge zu wischen.

»Verdammt!«, rief Peter neben ihm.

Der dritte Detektiv sah erschrocken auf. Aber er konnte nichts erkennen. Vom El Capitan war nur noch ein grauer Nebel zu erkennen. Etwas Dunkles bewegte sich davor.

»Vorsicht!«, brüllte jemand.

»Bob!«

Im selben Augenblick hörte Bob, wie etwas Schweres neben ihm aufprallte.

Das Tal der Unfälle

»Bob!« Die Stimme kam von Peter.

»Ist alles okay?« Das war Justus.

Jemand packte ihn bei den Schultern. »Um Himmels willen!« Das war sein Vater.

Bob keuchte. Die Luft war staubig. Seine Augen brannten. Er konnte noch immer nichts sehen.

»Das war knapp.« Die Stimme von Mr Andrews zitterte.

»Ich dachte schon, der Felsen erschlägt dich«, sagte Peter. Seine Stimme zitterte ebenfalls.

»Was ist passiert?«

Doch niemand antwortete ihm. Ein erneuter Aufschrei ging durch die Menge.

»Ich sehe nichts!«, rief Bob in Panik. »Kann mir mal bitte jemand sagen, was passiert?«

»Noch mehr Steinschlag«, erklärte Justus. »Der Bergsteiger wurde von einem Felsen getroffen. Er bewegt sich nicht mehr.« Peter schluckte. »Ich hoffe, er ist nicht …«

»Jetzt haben sie ihn!«

»Sie legen ihn in die Trage.«

»Und?«, hakte Bob nach. Er hatte eine Kontaktlinse entfernt und blinzelte.

»Der Hubschrauber wird die Trage zur Krankenstation fliegen.«

»Falls es nicht zu spät ist!«

Der Helikopter knatterte über ihren Köpfen. Dann wurde das Rotorengeräusch langsam leiser.

Bob hatte beide Kontaktlinsen erwischt und verstaute sie in dem kleinen Gefäß, das er immer dabeihatte. Dann setzte er seine Brille auf. Seine Augen brannten noch immer. Aber jetzt konnte er den Hubschrauber sehen, der über den Wipfeln der Bäume davonschwirrte.

»Ich hoffe, der Mann überlebt!«, sagte er betroffen.

Peter stimmte ihm zu. Dann kickte er einen der Steine weg, die sich von der Felswand gelöst hatten. »Wenn ich so darüber nachdenke, weiß ich gar nicht, ob wir hier wirklich eine Klettertour machen sollten.«

»Das frage ich mich auch gerade.«

»Eigentlich habe ich mich total darauf gefreut, auf den Half Dome oder den El Capitan zu steigen, aber wenn das so gefährlich ist, mache ich lieber eine Kanutour mit oder miete mir ein Mountainbike.«

Bob nickte. »Ich kann auf Abenteuer gut verzichten. Vielleicht werde ich die Woche nutzen, um endlich mal wieder was zu lesen. Wir haben ja seit Ewigkeiten keine richtigen Ferien mehr gehabt.«

»Also, wenn man ins Valley kommt, um zu lesen, hat man definitiv eine Schraube locker. Vielleicht auch zwei!« Ein hochgewachsener Junge war neben Mr Andrews getreten. Er war ein bis zwei Jahre älter als die drei ???, hatte ein stark gebräuntes Gesicht mit Sommersprossen und widerspenstige Haare, die ihm wirr vom Kopf abstanden. Er grinste. Dann wandte er sich an Bobs Vater. »Bill, nett, Sie mal wieder zu sehen!«

»Du erinnerst dich noch an mich?«

»Klar! Sie sind doch der Mann von der Los Angeles Post.«

Die drei ??? sahen Bobs Vater fragend an. Der lächelte. »Das ist Randy Chase, Jeannes Sohn. Ich habe ihn kennengelernt, als ich im Sommer eine Geschichte über die Waldbrände gemacht habe. Wenn ich nicht gerade Jeanne bei ihren Einsätzen begleitet habe, war Randy so nett, den Fremdenführer zu spielen.«

»Jederzeit gerne wieder«, entgegnete der Junge mit einer angedeuteten Verbeugung.

»Ist das wirklich deine Mutter, die den Helikopter fliegt?«, wollte Peter wissen, nachdem er Randy begrüßt hatte.

»Ich denke schon. Es sei denn, meine Geburtsurkunde lügt«, gab Randy amüsiert zurück.

»Ich wünschte, meine Mutter hätte so einen spannenden Job.« Peter sah hinauf zu dem Rettungshubschrauber.

»Ihre Arbeit ist toll, aber auch anstrengend«, gab Randy zurück. »Mom ist ständig im Dienst. Besonders in den Sommermonaten ist hier die Hölle los.«

Die drei ??? erfuhren von Randy, dass seine Mutter als Pilotin für die Feuerwehr arbeitete und im Westen des Parks beim Helitack-Team stationiert war, dass Randy und Jeanne in einer Hütte im Yosemite Village wohnten, dass er in San Francisco auf ein Internat gegangen war und in diesem Jahr seinen Highschool-Abschluss gemacht hatte. Nun wollte er fest ins Valley ziehen, um dort als Helfer für die Feuerwache zu arbeiten. Bis er damit anfangen konnte, verdiente er sich Geld mit Gelegenheitsjobs im Village.

»Und wo lebt dein Vater?«, fragte Peter.

»Dad ist vor ein paar Jahren bei so einem Einsatz ums Leben gekommen. Er war einer von den YOSARs.« Das Grinsen war ganz plötzlich von Randys Gesicht verschwunden. »Das Yo­semite Valley sieht aus wie die Landschaft aus einem ­Märchenfilm. Darüber vergisst man nur zu gern, wie gefährlich die Berge, Flüsse und Wasserfälle sind. Ihr solltet nie den Fehler machen und die Natur unterschätzen.«

»Passiert denn wirklich so viel?« Bob dachte an den Bergsteiger, der vermutlich gerade in der Krankenstation angekommen war.

»Nicht jeder hat das Glück, erfahrene Rettungskräfte in der Nähe zu haben.« Randy machte ein finsteres Gesicht. »Erst letzte Woche hat es ein Bergsteiger nicht geschafft. Er stürzte ab, bevor der Hubschrauber kam. Ein paar hundert Meter von hier haben sie ihn gefunden. Da drüben, an dem Geröllhang. Natürlich konnte er nur noch tot geborgen werden.«

»Unheimlich«, meinte Peter.

»Man gewöhnt sich merkwürdigerweise daran. Pro Jahr kommen über drei Millionen Besucher hierher. Sie rennen durchs Valley, als wäre es ein Vergnügungspark, baden in abgesperrten Flussabschnitten, steigen in Badelatschen die Berge hoch oder gehen ohne Plan und genügend Wasser auf Wanderungen. Wenn alles gut geht, werden sie von den Rangern oder von den Rettungskräften aufgesammelt.«

»Das habe ich gelesen«, bestätigte Justus. »Gemessen an der Menge der Besucher ist die Zahl an Todesfällen allerdings ge­ring.«

»Weil Mom und ihr Team rund um die Uhr im Einsatz sind«, sagte Randy. »Aber bei so einem großen Gelände kann man nicht jeden retten. Jedes Jahr fallen Touristen vom Half ­Dome oder El Cap, ertrinken im Fluss oder stürzen einen der Wasserfälle hinab. Und natürlich reden wir hier nicht von lustigen, kleinen Wasserfällen. Wir reden von den Yosemite Falls, den Vernal Falls oder den Bridal Vail Falls. Die sind nicht nur hoch, sie enden auch in flachen Felsbecken. Niemand kann so einen Sturz überleben. Einmal …«

»Bitte verschone mich mit den Details«, warf Bob ein. »Ich möchte nicht wissen, wer hier wann und wie von welchem Berg oder Wasserfall gestürzt ist. Immerhin sind das keine Gruselgeschichten, sondern Tatsachenberichte.«

»Und ob.« Randy nickte. »Moms Chef führt Buch über alle Vorfälle. Er nennt es seine ›Chronologie des Todes‹.«

»Die möchte ich lieber nicht lesen«, gab Peter zu.

»Die Leute vom Rettungsdienst dokumentieren alle Unfälle, um in Zukunft besser vorbereitet zu sein«, erklärte Randy. »Aber nun mal zu etwas ganz anderem. Mr Andrews meinte, dass ihr nicht bei ihm im Hotel wohnt, sondern zelten wollt.«

»Das stimmt«, sagten Peter und Bob beinahe gleichzeitig. »Kannst du uns einen Platz empfehlen?«

Randy blickte die drei ??? belustigt an. »Die Campingmöglichkeiten sind hier im Tal gerade sehr knapp.«

»Aber wir haben doch schon Oktober!« Peter war überrascht. »Ich dachte, die Massen reisen im Herbst wieder ab.«

»Normalerweise ist das auch so«, erwiderte Randy. »Aber dieses Jahr findet im Valley irgendein internationales Camp für Kinder- und Jugendpfadfinder statt. Die würden zusammengenommen mehrere Fußballstadien füllen. Ihr glaubt nicht, was auf den Zeltplätzen los ist! Seit vorgestern ist vom Curry Village bis Camp 4 alles belegt.«

»Müssen die Kinder denn nicht zur Schule gehen?«

Randy zuckte die Achseln. »In Europa soll es ja angeblich sogar im Herbst Ferien geben. Aber wer weiß das schon genau. Jedenfalls sind die gerade alle hier.«

Bob machte ein langes Gesicht. »Dann müssen wir ja doch mit Dad ins Hotel gehen.«

»Das können wir uns gar nicht leisten«, gab Justus zu be­denken. Er war sichtlich missgestimmt. Der Erste Detektiv schätz­te es nicht, spontan umplanen zu müssen. »Die Marmot Lodge hat Zimmerpreise, die jenseits von unserem Urlaubsbudget liegen.« Er wandte sich an Randy. »Gibt es im näheren Umkreis eventuell andere Unterkünfte, die auch mit einem schmaleren Geldbeutel vereinbar sind?«

Randy grinste. »Du meinst, ohne goldene Kreditkarte?«

Justus nickte. »Wir würden es bevorzugen, direkt im Valley zu logieren.«

»Hier gibt es außer der Marmot Lodge, einer ähnlich teuren Pension, einem unbezahlbaren Luxushotel und den Campingplätzen nur ein paar Miethütten im Village. Und ich fürchte, dass die schon ausgebucht sind.«

Justus seufzte. »Dann müssen wir heute Abend zurück nach Wawona oder möglicherweise ganz aus dem Park raus. Und das auch noch ohne Auto.«

»Warte doch!« Randy grinste. »Mein Onkel Jack betreibt einen kleinen Kiosk im Südosten des Tals. Zu seinem Grundstück gehören auch ein Parkplatz und eine kleine Wiese. Da könnt ihr eure Zelte aufschlagen – vorausgesetzt, ich darf mitcampen.«

Justus zögerte kurz, dann willigte er ein. Auch Peter und Bob waren einverstanden.

»Super«, fand Randy. »Mir war schon echt langweilig, so ohne Jungs in meinem Alter. Ich hol dann später mein Zeug.«

»Dann wäre auch die Übernachtungsfrage geklärt«, stellte Mr Andrews zufrieden fest. »Wenn ihr wollt, fahre ich euch kurz hin.«

»Danke, Sir. Aber ich muss zuvor noch mit meiner Mutter sprechen«, entgegnete Randy. »Es ist wichtig!«

»Aber die ist doch bei der Krankenstation«, wandte Mr Andrews ein.

»Die Krankenstation liegt ganz in der Nähe«, sagte Randy. »Spätestens in einer Viertelstunde kommt sie zurück. Sie hat versprochen, mich hier abzuholen.«

Es dauerte tatsächlich nicht lange, bis der rot-weiße Hubschrauber auf einer kleinen Sandfläche am Fluss landete. Eine Frau mit einer Sonnenbrille und einer schwarzen Pilotenjacke stieg aus und kam zielstrebig auf sie zu. Justus schätzte sie auf Anfang Vierzig. Man sah ihr die Ähnlichkeit mit Randy sofort an, nur dass Jeanne Chase weniger Sommersprossen, dafür lange blonde Haare hatte, die sie in einem Pferdeschwanz zurückgebunden hatte.

»Meine Güte, ich dachte schon, wir können den Bergsteiger abschreiben.« Sie lächelte Mr Andrews erschöpft an.

»Geht es ihm gut?«, fragte Peter zögerlich.