Cover
Nr. 1000 – Der Terraner
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1001 – Die Jäger von Chircool
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1002 – Das weiße Schiff
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1003 – Neulinge an Bord
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1004 – Die Stufen der Erkenntnis
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1005 – Todesfahrt nach Felloy
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1006 – Die Falle von Cratcan
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1007 – Die Kosmische Hanse
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Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
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Epilog
Nr. 1008 – Ein Computer spielt verrückt
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1009 – Agenten auf Mardi-Gras
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Die Hauptpersonen des Romans
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Epilog
Nr. 1010 – Der Computermensch
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1011 – Angriff der Brutzellen
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1012 – Der programmierte Mann
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Nr. 1013 – Die Spoodie-Seuche
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1014 – Alles für die SOL
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Nr. 1015 – Das Schiff der Ahnen
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Nr. 1016 – Zwischenspiel auf Karselpun
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Nr. 1017 – Auf den Spuren der Bruderschaft
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1018 – Die Betschiden und der Jäger
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1019 – In den Händen der Bruderschaft
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Nr. 1020 – Das Viren-Experiment
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Nr. 1021 – Der unsichtbare Gegner
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Nr. 1022 – Der Held von Arxisto
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Nr. 1023 – Die Quarantäneflotte
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Nr. 1024 – Zeitmüll
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Nr. 1025 – Planet der Spiele
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Nr. 1026 – Der Favorit
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Nr. 1027 – Das Superspiel
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Nr. 1028 – Der einsame Gefangene
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1029 – Die Unbezwingbaren
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Nr. 1030 – Meister der Vergangenheit
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Nr. 1031 – Mission Zeitbrücke
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Nr. 1032 – Der Experimentalplanet
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Nr. 1033 – Die Hamiller-Tube
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Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
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Epilog
Nr. 1034 – Kommandos aus dem Nichts
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1035 – Sphinx
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Nr. 1036 – Das Spoodie-Schiff
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Nr. 1037 – Gefangene der SOL
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Nr. 1038 – Der Verräter von Kran
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Nr. 1039 – Die Stimme der Bruderschaft
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Die Hauptpersonen des Romans
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Epilog
Nr. 1040 – Unheil über Kran
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1041 – Das Orakel
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1042 – Gefahr aus M 19
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Nr. 1043 – Vamanu
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1044 – Die schwarze Macht
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1045 – In den Höhlen von Lokvorth
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Nr. 1046 – Terra im Schussfeld
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1047 – Sklaven der Superintelligenz
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1048 – Atlans Rückkehr
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Die Hauptpersonen des Romans
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Jetzt ...
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Jetzt ...
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Damals ...
Jetzt ...
Nr. 1049 – Geheimagent für Kran
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Die Hauptpersonen des Romans
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Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond
Vorwort
Prolog
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Gespannt darauf, wie es weitergeht?
Die Welt des Perry Rhodan
Vorwort
Die Welt des Perry Rhodan
Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums
Häufig gestellte Fragen
Neu im PR-Universum?
Die PR-Produktpalette
Impressum
Impressum
Band 1000
Der Terraner
Die kosmische Bestimmung der Menschheit
von William Voltz
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Der PERRY RHODAN-Roman »Der Terraner« markiert in der Geschichte der größten Science-Fiction-Serie der Welt einen Einschnitt: Band 1000 war bei seinem Erscheinen im Jahr 1980 nicht nur ein zuvor für unmöglich gehaltenes Jubiläum – der Roman überzeugte auch durch seine kosmische Vision
Mit dem Jahr 3588 beginnt für die Milchstraße eine Epoche des Friedens: Gemeinsam arbeiten die Völker der Galaxis daran, die Kosmische Hanse aufzubauen. Perry Rhodans Vision einer geeinten Milchstraße scheint Wirklichkeit zu werden – die Neue Galaktische Zeitrechnung wird zum Symbol für die Aufbruchsstimmung auf Zigtausenden von Planeten.
Nicht nur die Menschen wirken daran mit, sondern ebenso zahlreiche andere Intelligenzwesen der Sterneninsel. Die Milchstraße blüht auf: Moderne Raumschiffe verbinden die Völker miteinander, über Jahrhunderte hinweg wachsen die Freundschaften.
Doch im Verborgenen lauert die Gefahr. Die negative Superintelligenz Seth-Apophis plant einen Schlag gegen die Superintelligenz ES und die Menschen. Es droht ein Krieg der Geistesmächte, in den mehrere Galaxien verwickelt werden können. Anfangs des fünften Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung spitzt sich die Lage langsam zu ...
Den Perry-Rhodan-Lesern
und allen, die guten Willens sind.
»Junge Menschen lernen zu glauben,
der Mensch sei buchstäblich nicht
mehr als ein Apparat – ohne Macht
oder Einfluss, was seine Bestimmung
angeht. Gegen dieses fatalistische
Dogma, das alles Streben nach Höherem
zerstört, alles Bemühen schwächt,
habe ich, in meinem eigenen kleinen
Bereich, seit ich zu schreiben begann,
nie abgelassen anzukämpfen.«
William McDougall, 1927
(Character and the Conduct of Life)
»Wir müssen der Entfremdung ein Ende
setzen, die der moderne Mensch sich
auferlegt, indem er Subjektivität,
Phantasie und Magie jeden Wert abspricht,
indem er die kosmischen Kräfte der Seele
amputiert, verbannt, zurückweist – ja das
Wort Seele selbst zur Zielscheibe von Spott
und Hohn macht.«
Pierre Emmanuel, 1976
(La Vie Terrestre)
ES – Das Geistwesen gibt seine Geheimnisse preis.
Carfesch – Botschafter eines Kosmokraten.
Berritz, Charruta und Jynker Rook – Drei aus einer unermesslichen Schar von Suchern.
Perry Rhodan – Der Terraner begründet die Kosmische Hanse.
Reginald Bull – Er lässt Perry Rhodan überwachen.
Graffiti
Sein Name ist Taou Sun Heng. Vor vier Tagen hat er zum letzten Mal gegessen, eine winzige Portion Reis. Über seinen vorstehenden Wangenknochen spannt die gelbe Haut wie trockenes Pergament. Er ist 37 Jahre alt, verheiratet und Vater von drei Kindern. Seine Familie wurde vor zwei Wochen, als Angehörige einer Armee, über deren Zugehörigkeit Taou Sun Heng nur rätseln kann, sein Dorf überfielen, gefoltert und getötet. Taou Sun Heng ist auf der Flucht. Sein Weg führt quer durch den Dschungel auf eine Grenze zu, hinter der er sich Nahrung und Sicherheit erhofft. Immer wieder stößt er auf niedergebrannte Dörfer und kämpfende Soldaten. Taou Sun Heng hat längst aufgehört, Schmerzen zu empfinden oder verzweifelt zu sein. Dazu ist er zu abgestumpft.
Taou Sun Heng ist ein Terraner.
1.
Der Auftrag
Ambur-Karbush war eine Stätte des Friedens, des Glücks und der geistigen Einheit, und weil dies so war, betrachtete Carfesch es als Auszeichnung, die Reise dorthin unternehmen zu dürfen. Sein Reisegepäck war denkbar klein, es bestand aus einem abgewetzten Ledermantel, einem Paar Ledersandalen, einer Proviantbüchse mit Konzentraten und einem Memoring für jene, die in Ambur-Karbush bauten. Wegen seiner bescheidenen Ausrüstung (und vielleicht auch wegen seines zurückhaltenden Auftretens) hätten unaufmerksame Beobachter Carfesch vielleicht für einen unbedeutenden Abgesandten einer unbedeutenden Macht halten können – dabei war genau das Gegenteil der Fall.
Carfesch war der Beauftragte des Kosmokraten Tiryk, und seine Mission besaß ein derartiges Gewicht, dass ihr Scheitern einer kosmischen Katastrophe gleichgekommen wäre.
Carfesch war humanoid, bei seinem Beruf eher Zufall als die Regel. Er maß fast zwei Meter, wirkte aber schlank, fast zierlich. Seine Schultern standen weit hervor, als hätte man in die Achselstücke des Ledermantels zwei Wattebälle eingenäht. Sein Gesicht war strohfarben, es bestand aus achteckigen schuppenähnlichen Hautplättchen, die sich je nach Temperatur zusammenzogen oder ausdehnten. Anstelle einer Nase besaß er eine Atemöffnung mit einem organischen Filter aus einem gazeähnlichen Gewebe, das bei jedem Atemzug, den der Sorgore tat, ein bisschen knisterte. Die Augen waren zwei strahlende Murmeln von tiefem Blau, sie waren starr, standen aber so weit hervor, dass ihr Besitzer leicht einen Halbkreis seiner Umgebung beobachten konnte, ohne auch nur den Kopf zur Seite zu drehen. Carfeschs Arme endeten in Krallen, die auf den ersten Blick steif und unbeweglich wirkten. Unter den hornartigen Verdickungen der sieben Krallenenden nisteten jedoch winzige Symbionten, die vom absterbenden Horn lebten und als Gegenleistung die Hände Carfeschs derart sensibilisierten, dass er jedes Ding, das er betastete, bis in seine kleinsten Feinheiten erfühlen konnte.
Carfeschs Stimme war melodisch und sanft, ihre einschmeichelnde Freundlichkeit allein stempelte Carfesch zu einem überragenden Diplomaten, obwohl er sich diesen Titel durch seinen Intellekt und seinen Charakter verdient hatte. Erstaunlicherweise entsprang diese Stimme, der man eine fast hypnotische Wirkung nachsagte, einem eher düster zu nennenden Mund ohne Lippen, der wie eine kleine Höhlenöffnung inmitten von Carfeschs breitem Kinn saß.
Nach langen Vorbereitungen war es Tiryk gelungen, seinen Gesandten direkt auf Ambur abzusetzen. Carfesch war sozusagen die zweite »Sendung«, die von jenseits der Materiequellen hier ankam. Die erste hatte aus zwei neutralisierten Zellaktivatoren bestanden, die nun mit Hilfe des Memorings vorjustiert werden sollten.
Ambur war eine Welt, bei der man nicht auf Anhieb feststellen konnte, ob sie natürlichen oder künstlichen Ursprungs war. Carfesch nahm jedoch an, dass es sich um einen Planeten handelte, der aus seinem ursprünglichen System herausgerissen und auf eine lange Reise geschickt worden war. Die junge Superintelligenz, die Karbush baute, war zweifellos in der Lage, einen derartigen Prozess zu steuern. Vor langer Zeit, soviel hatte Carfesch von Tiryk erfahren, war Ambur in zwei Halbkugeln geteilt worden.
Von den Sonnenblumenhügeln aus (da er nicht wusste, wie die Bewohner diese Orte nannten, erfand Carfesch für jedes Gebiet einen Namen entsprechend der dominierenden organischen Spezies) hatte der Gesandte einen guten Ausblick auf Ambur-Karbush.
Die Stadt lag auf einer weiten Hochebene am Ufer eines gewaltigen Stromes, der über den Rand eines Felsplateaus in ein tiefblaues Meer hinabstürzte. Die Gebäude der Stadt schmiegten sich harmonisch aneinander, ihre stählernen Hüllen funkelten im Licht der künstlichen Sonnen hoch oben am Himmel. Zentrum der Stadt war ein großer freier Platz, an dessen Rand ein über eintausend Meter hoher, zerbrechlich wirkender Turm stand.
Es war sicher absurd, so von einer Stadt zu denken, aber als Carfesch auf Ambur-Karbush hinabblickte, erinnerte sie ihn an ein dösendes Lebewesen. Plätze und Straßen waren verlassen, und doch spürte der Diplomat die Allgegenwart intelligenten Lebens.
Seltsam, überlegte Carfesch, ich bin nie auf den Gedanken gekommen, Tiryk danach zu fragen, auf welche Weise sich das Leben dieser geistigen Einheit auf Ambur manifestieren kann.
Er stieg die Sonnenblumenhügel hinab zur grasbewachsenen Hochebene. Ambur-Karbush war längst noch nicht fertig gestellt, das sah Carfesch beim Näherkommen noch deutlicher als unmittelbar nach seiner Ankunft.
Zwischen den ersten Gebäuden, denen der Abgesandte sich näherte, trat plötzlich eine Gestalt hervor. Ihre Bewegungen ließen keinen Zweifel daran, dass sie Carfesch entgegenkam. Der Diplomat war zusammengezuckt und stehen geblieben. Dass der so unvermittelt Aufgetauchte einen Körper besaß, der seinem eigenen glich, hielt Carfesch für einen Akt der Höflichkeit. Es war vielleicht die schwache Stelle bei Carfesch, dass er alles vom Standpunkt des Diplomaten aus betrachtete und zu erklären versuchte.
Als sie sich bis auf zwei Schritte einander genähert hatten, blieb Carfesch abermals stehen, und auch der Fremde hielt inne. Nun sah Carfesch, dass der andere doch erheblich anders war, vor allen Dingen glatter als er selbst. Diese Glätte löste Unruhe in Carfesch aus, denn sie verbreitete den Eindruck von Kühle und Unwirklichkeit.
Dies, durchzuckte ein Gedanke Carfeschs Bewusstsein, ist ein künstliches Ding!
Unwillkürlich drückte er den Memoring fester an sich, denn er hatte nicht die Absicht, ihn einem dahergelaufenen Roboter oder Androiden zu überlassen. Er war auch enttäuscht darüber, von einem derartigen Ableger empfangen zu werden. Als Gesandter der Kosmokraten hatte er sich eine andere Behandlung erhofft.
In der Sprache, die Carfesch eigens für diese Mission erlernt hatte, sagte der Fremde: »Ich stehe zu deiner Verfügung, Bote. Du kannst mir einen Namen geben.«
Carfeschs Unruhe wich schlagartig einer gewissen Belustigung. Er hatte auf Ambur bereits so viele Dinge benamt, dass es ihm in diesem Fall nicht schwer fallen sollte. Doch entweder war da noch eine Spur von Unsicherheit in ihm, oder seine Phantasie ließ ihn vorübergehend im Stich, als er wenig geistreich sagte: »Ich werde dich Begleiter nennen.«
Begleiter ließ nicht erkennen, ob ihm diese Bezeichnung behagte. Er machte eine einladende Geste in Richtung der Stadt und forderte Carfesch auf: »Begleite mich zu ES.«
Warum diese Superintelligenz sich ausgerechnet ES nannte, hatte auch Tiryk nicht zu sagen vermocht. Es hing jedoch vermutlich damit zusammen, dass sie aus unzähligen Bewusstseinsinhalten bestand und sich daher nicht festlegen wollte. ES umschloss in knapper Form noch am ehesten das, was man hinter dieser Existenzform vermuten konnte.
Carfesch brach diese Überlegungen sofort ab. Wenn er auch ein Abgesandter der Kosmokraten war, so hielt er sich doch für unfähig, seine Auftraggeber oder die Superintelligenzen zu begreifen. Carfesch wusste, dass es um das Spiel der Kräfte im Universum ging, um die Stabilisierung und Weiterentwicklung von Mächtigkeitsballungen im Sinn einer kosmischen Ordnung, die von mächtigen Feinden immer wieder gestört wurde.
Ohne profundes Wissen über all diese Dinge nachzudenken, war für ein Wesen wie Carfesch gefährlich, denn es würde nur dazu führen, ihn zu irritieren und von seiner Mission abzulenken.
Begleiter ging voraus und bewegte sich so, wie man es von einer perfekten Maschine erwartete – lautlos und geschmeidig. Im Vergleich zu diesem Wunderwerk war Carfeschs Körper sicher unzulänglich, nur wäre dem Diplomaten niemals eingefallen, einen derartigen Vergleich anzustellen, denn er wusste um die Überlegenheit seiner psychischen Substanz, zu der Begleiter niemand in diesem Universum verhelfen konnte.
Die Stille dieser Stadt lastete schließlich so schwer auf Carfesch, dass er sie mit Hilfe eines Gesprächs zu brechen gedachte.
»Wo halten sich all die Bewohner dieser Gebäude auf?«, erkundigte er sich.
»Sie kommen und gehen«, lautete die wenig informative Antwort. »Außerdem müssen Gebäude nicht immer bewohnt sein.«
»Befinden sich die beiden Zellaktivatoren noch im Besitz von ES?«, brachte Carfesch das Gespräch auf ein anderes Thema.
»ES besitzt viele Instrumente zur Veränderung der Lebenserwartung«, sagte Begleiter. »ES ist in der Lage, sie zu schaffen und an geeignete Wesen zu vergeben.«
»Darum geht es nicht«, versetzte der Gesandte mit einem Anflug von Ärger. »Ich spreche von den beiden besonderen Aktivatoren, die von den Kosmokraten zur Verfügung gestellt wurden.«
»Sie werden gehütet wie ein Schatz«, sagte Begleiter.
»Gut«, sagte Carfesch zufrieden.
Wenig später erreichten sie den freien Platz, und Begleiter steuerte auf eine große Kuppelhalle zu. Carfesch hatte das Gefühl, tief in seinem Innern von etwas berührt zu werden, von einer geistigen Kraft, die mühelos in sein Bewusstsein eindrang und seine Gedanken sondierte. Er stöhnte leise auf. Bevor er diese Halle betreten konnte, wurde er zweifellos einer strengen Prüfung unterzogen. Davon hatte Tiryk ihm nichts gesagt, aber eigentlich war es nur natürlich. Er ahnte, dass er nur vorgelassen wurde, wenn seine Psyche den Vorstellungen von ES entsprechen sollte. Er machte sich jedoch keine Sorgen darüber, denn er hielt sich für ein Wesen von lauterem Charakter.
Deutlich spürte er die Heiterkeit, die diese Gedanken bei jenem hervorriefen, der ihn mental abtastete. Bestürzt fragte er sich, ob er am Ende zu eitel und selbstbewusst dachte.
Sofort gewannen die mentalen Impulse in seinem Innern an Deutlichkeit, wurden zu Worten und ganzen Sätzen.
Ein Abgesandter der Kosmokraten ohne Selbstbewusstsein ist für mich schlecht vorstellbar.
»Ich hoffe nicht«, sagte Carfesch unwillkürlich, »dass du mich zu hoch einschätzt. Ich bin nur ein Bote und gehöre nicht zu den Kosmokraten. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich habe noch nicht einmal einem von ihnen von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden.«
Komm jetzt herein!, wurde er auf telepathischem Weg aufgefordert.
Durch den Eingang erblickte Carfesch eine Reihe von fremdartig geformten Maschinen in rosaroter Lichtflut. Als der Diplomat hinter Begleiter das Kuppelinnere betrat, änderte sich die Szenerie schlagartig. Vom Kuppelzenit schien ein Blitz herabzuzucken. Dämpfe quollen aus dem Boden hervor. Carfesch sah fasziniert zu, wie sie schließlich die Form eines langsam rotierenden, spiralig ineinander fließenden Balles annahmen.
Ein leises Lachen erklang, diesmal wirklich und nicht nur im Bewusstsein des Reisenden. Vergeblich schaute Carfesch sich nach der Quelle der Laute um.
»Willkommen«, sagte eine sanfte Stimme. »Auch für mich ist der Kontakt zu anderen Intelligenzen eine Wohltat, vor allem dann, wenn es sich um positive Arten handelt.«
»Ich bedanke mich für diese Einschätzung«, erwiderte Carfesch, ganz gegen seine sonstige gewandte Art ein bisschen unbeholfen. Aber unter diesem fühlbaren mentalen Druck einer unvorstellbaren Wesenheit gewann er einfach nicht seine gewohnte Selbstsicherheit zurück.
Carfesch kramte in den Taschen seines Ledermantels, wo er den Memoring verborgen hatte.
»Ich komme wegen der beiden neutralen Zellaktivatoren«, sagte er, während er den Memoring hervorzog. Es war ein mit Quecksilberkristallen gefülltes Gebilde von zwanzig Zentimeter Durchmesser und drei Zentimeter Dicke. Mit seinen sensibilisierten Krallen spürte Carfesch es im Innern des Ringes pulsieren. Dort waren die Justierungsdaten für die beiden besonderen Zellaktivatoren aufbewahrt.
»Sie sollen also eingesetzt werden?«, erkundigte sich ES, dessen Heiterkeit rasch abklang.
»Ich habe den Auftrag für dich«, verkündete Carfesch förmlich. Es bedurfte seiner ganzen Willenskraft, hier zu stehen und frei zu sprechen – zu einem Wesen, das ihm in jeder Beziehung überlegen war. Warum eigentlich, so fragte er sich spontan, übernahmen die Kosmokraten derartig schwierige Aufgaben nicht selbst?
»Die Kosmokraten sind aus dir bekannten Gründen an der Erhaltung und Stabilisierung deiner Mächtigkeitsballung interessiert«, sprach Carfesch aus, was Tiryk ihm aufgetragen hatte. »Allein wirst du dieses Ziel aber trotz aller Fähigkeiten kaum erreichen können. Du brauchst Wesen, die aus den Völkern deiner Mächtigkeitsballung kommen und die Fähigkeit besitzen, dir zu helfen.«
Ein spöttisches Lachen war die Reaktion auf diese Worte.
»Wie sollten mir Wesen helfen können, die auf einer viel niedrigeren Entwicklungsstufe stehen als ich? Gewiss, ich weiß, dass ich die Völker des von mir behüteten Sektors beaufsichtigen und lenken kann – und dies ganz in meinem Sinne. Aber Individuen?«
Bei allen Planeten, dachte Carfesch niedergeschlagen, wie kann ich ihm etwas erklären, was ich selbst nicht verstehe?
»Auch die Kosmokraten bedienen sich ab und zu einzelner Wesen, die berufen sind, große Leistungen zu vollbringen. Diese Mitarbeiter sind im Wächterorden der Ritter der Tiefe vereint. Die beiden Wesen, für die die besonderen Zellaktivatoren gedacht sind, besitzen ungewöhnliche Fähigkeiten, ihr Status wird dem eines Ritters der Tiefe entsprechen.«
»Man könnte meinen, du wüsstest nicht einmal, wie diese beiden Wesen heißen und wo sie zu finden sind!«, rief ES aus.
»Genauso ist es«, bestätigte Carfesch. »Sobald die beiden Zellaktivatoren, die dir von den Kosmokraten zur Verfügung gestellt wurden, mit Hilfe des Memorings aktiviert und vorjustiert worden sind, können sie nur noch von den dafür bestimmten Personen getragen werden. Auf diese Weise unterscheiden sie sich erheblich von den Apparaten, mit denen du ab und zu relative Unsterblichkeit verleihst.«
Eine Zeitlang herrschte Stille. Unbehaglich blickte Carfesch zu Begleiter hinüber, der jedoch wie erstarrt dastand und sich nicht an dem Gespräch beteiligt hatte.
»Auch für eine Superintelligenz ist es so gut wie unmöglich, die passenden Wesen für die beiden Aktivatoren zu finden«, sagte ES nach einer Weile, und Carfesch konnte die unterschwellige Kritik an den Maßnahmen der Kosmokraten kaum überhören.
»Es wird aber unerlässlich sein, sie zu finden«, beharrte Carfesch auf einem Standpunkt, den zu verstehen er nicht in der Lage war.
Ein Wesen, das ein fast genaues Ebenbild von Begleiter war, kam durch eine bisher unsichtbar gebliebene Seitentür in die Kuppelhalle. Auf einem tablettförmigen schimmernden Energiefeld trug es zwei oval geformte Gegenstände von Eigröße herein. Auch ohne sie je gesehen zu haben, begriff Carfesch, dass es sich um die Aktivatoren handelte.
»Es ist müßig, mit dir darüber zu streiten, ob ich Erfolg haben könnte oder nicht«, meinte ES etwas versöhnlicher. »Ich weiß, dass du nur ein Bote bist, der für das, was er übermittelt, keine Verantwortung trägt.«
Begleiters Doppelgänger machte vor Carfesch halt. Die Augen im glatten Gesicht des Roboters oder Androiden waren auf den Diplomaten gerichtet, aber sie wirkten seelenlos.
Von einer inneren Eingebung getrieben, legte Carfesch den Memoring auf die beiden Aktivatoren. Dabei berührte er mit seinen Krallenenden die beiden Apparate, und die Symbionten unter den hornigen Verdickungen ließen ihn eine unglaubliche Kraft spüren, die durch seine Arme in seinen Körper strömte. Einen Augenblick gab er sich ganz diesem wunderbaren Gefühl hin und erfasste wie einen Hauch, was es hieß, ein Unsterblicher zu sein.
Da zog der Androide das Kraftfeld mit den Aktivatoren und dem darauf abgelegten Memoring zurück, drehte sich um und ging davon.
»Ich hoffe«, murmelte Carfesch benommen, »dass ich richtig gehandelt habe.«
»Ja«, bestätigte ES.
Carfesch senkte den Kopf. Der Blick in den ineinander fließenden, pulsierenden Ball tat seinen Augen weh.
»Ich werde Ambur nicht wieder verlassen können«, sagte er wehmütig.
»Ja, deine Reise ist hier zu Ende«, bestätigte ES. »Ich werde dich in mir aufnehmen, wie es mit den Kosmokraten ausgemacht ist. Sicher empfindest du das als Nachteil, aber nun hast du wenigstens Gelegenheit, herauszufinden, wie die Suche ausgeht.«
Wie viele Ewigkeiten würden vergehen, bevor ES auch nur eines der beiden Wesen finden konnte, für die die Aktivatoren bestimmt waren?, fragte sich der Abgesandte.
Vielleicht waren diese Wesen nur eine Fiktion, ein absurder Traum der Kosmokraten in ihrem offenbar verzweifelten Kampf um Dinge, von denen Carfesch zum größten Teil nicht einmal etwas ahnte.
Jemand berührte den Diplomaten am Arm. Es war Begleiter.
»Komm«, sagte er. »Ich bringe dich in deine Unterkunft, Bote.«
Was hatte Begleiter von den Bewohnern dieser Stadt gesagt?, versuchte Carfesch sich zu erinnern.
Sie kommen und gehen!
Ich bin einer von der ersten Sorte, sagte sich Carfesch. Vorläufig zumindest.
Graffiti
Sein Name ist Kdoro. Er gilt als ein mutiger Mann, manche bezeichnen ihn als einen Revolutionär. Gerade hat er eine Straße überquert, durch deren Mitte eine unsichtbare Grenze verläuft. Vor dem Eingang eines Restaurants hält er zögernd inne. Ein Schild an der Tür belehrt ihn, dass nur Weiße hier Zutritt haben. Kdoro ist ein schlanker großer Mann von 45 Jahren. Und er ist schwarz. Er öffnet die Tür und betritt das Innere des Restaurants. Atemlose, gespannte Stille umfängt ihn. Dann kommen zwei Männer auf ihn zu, ergreifen ihn an den Armen und führen ihn hinaus. Der eine boxt ihm in die Rippen, der andere sagt: »Lass dich hier nie wiedersehen!«
Kdoro überquert die unsichtbare Grenze ein zweites Mal – in der Richtung, aus der er gerade kam.
Sein gekränkter Stolz gebiert den Hass.
Kdoro ist ein Terraner.
Die Suche – Teil I
Im Grunde genommen führten Berritz und Charruta ein schönes Leben, und sie hatten es – zumindest am Anfang – auch genossen. Irgendwann jedoch war die Saat der Unzufriedenheit in ihren Herzen aufgegangen, und seither vergrößerte jeder Fehlschlag die Frustrationen der beiden Gargamanen.
Dabei mangelte es ihnen an nichts. Ihr Schiff, mit dem sie den ihnen zugeteilten Sektor seit einigen Jahrzehnten absuchten, war jedem anderen Raumfahrzeug überlegen. Innerhalb des Suchgebiets gab es herrliche Welten, auf denen sie sich amüsieren und ausspannen konnten.
Allmählich war ihnen jedoch bewusst geworden, dass vor ihnen unzählige andere Wesen diesen Sektor durchstreift hatten und dass nach ihnen vermutlich weitere Generationen von Suchern erfolglos an der Arbeit sein würden. Diese niederschmetternde Vorstellung wurde noch durch die Tatsache verstärkt, dass der Sektor, in dem Berritz und Charruta suchten, nur einer von unvorstellbar vielen war. Die ganze Aktion war in ihrer Ausdehnung weder räumlich noch zeitlich überschaubar, jedenfalls nicht für Wesen wie die beiden Gargamanen. Das stempelte sie zu bloßen Mechanismen und ließ sie ihre Aufgabe nur mit immer stärker werdendem Widerwillen erfüllen.
Auch diesmal hatten sie ein Sonnensystem abgesucht. Sie benutzten dazu komplizierte Peil- und Messgeräte, die zur Ausrüstung ihres Schiffes gehörten. Es kam darauf an, ein bestimmtes Muster von zellularen Individualschwingungen zu orten.
Berritz glaubte, dass sie schon Tausende von Lebewesen untersucht hatten (Charruta sprach gar von einer Million), ohne auch nur ein annähernd richtiges Ergebnis zu erhalten.
Nach ihrem jüngsten Fehlschlag saßen sie sich in den Schalensitzen vor den Kontrollen in der Schiffszentrale gegenüber, und Charruta hieb vor Zorn und Enttäuschung mit der schnabelähnlichen Aufstülpung seines Mundes auf die Seitenlehne seines Sitzes.
»Der Ablauf, den wir gerade erlebt haben, wird sich bis an unser Lebensende immer wiederholen«, krächzte er mit seiner rauen Stimme. »Wir dringen in ein Sonnensystem ein, sehen uns nach belebten Welten um und messen die Individualschwingungen der Eingeborenen.«
Berritz, älter und weitaus weniger impulsiv, wiegte den blaugefiederten Kopf nachdenklich hin und her. Die Ausbrüche seines Mitarbeiters wurden in letzter Zeit immer heftiger und bereiteten ihm Sorgen.
»Wir kennen nicht einmal unseren Auftraggeber und dessen Pläne«, fuhr Charruta fort. »Ich bin es einfach leid, mein Leben für diese Suche zu verschwenden.«
Berritz äugte zu ihm hinüber.
»Was sollten wir deiner Ansicht nach tun?«
Charruta beugte sich weit im Sitz vor, sein Gefieder an der Halskrause sträubte sich dabei zu einem farbenprächtigen Kranz. Er klopfte auf die Kontrollen.
»Besitzen wir nicht ein prächtiges Schiff, und steht uns nicht der Weltraum offen? Warum, so frage ich dich, verschwinden wir nicht von hier und machen uns auf die Suche nach unserem Volk?«
»Das wäre Desertion!«
»Desertion wovon? Was ist das für eine Armee, der wir angehören? Wir bekommen weder sie noch ihren Anführer je zu sehen.«
»Das Schiff hört dich«, ermahnte ihn Berritz.
Charruta sprang auf. Er war ein großer, muskulöser Gargamane, intelligent und mit ungewöhnlichen Körperkräften ausgerüstet.
»Natürlich hörst du mich!«, schrie er in die Zentrale. »Du seelenloses Ding von einem Schiff! Aber ich habe keine Furcht vor dir. Du wirst mir gehorchen, wenn ich dir Befehle erteile.«
Berritz lauschte in die Tiefe des Schiffes und vermeinte seinen Atem zu hören, aber es reagierte nicht.
Charruta trat zum Sitz seines Partners und umfasste Berritz' schmale Armgelenke.
»Lass uns damit aufhören«, beschwor er Berritz eindringlich. »Auch wenn wir eine Bestrafung herausfordern. Die Sinnlosigkeit unserer Suche macht mich krank, ich halte das nicht länger durch.«
Früher, dachte Berritz, während er sich von Charrutas Griff zu befreien suchte, hatten sie sich als Teil eines galaxienumspannenden Planes gefühlt und waren zufrieden gewesen. Je mehr sie über ihre Arbeit nachgedacht hatten, desto mehr war ihre Unzufriedenheit gewachsen. Es war die Erfolglosigkeit, die sie so verzweifelt machte.
Charruta verlegte sich aufs Flehen.
»Du bist mein Freund, Berritz. Haben wir nicht all die Jahre gut zusammengearbeitet und uns in allen schweren Situationen beigestanden? Du darfst dich jetzt nicht von mir trennen.«
»Du bist es, der von Trennung spricht.«
Charruta ließ ihn los. In seinem Gesicht stand geschrieben, dass er gerade einen unwiderruflichen Entschluss gefasst hatte.
»Ja«, sagte er dumpf. »Wenn du nicht bereit bist, mit mir an Bord dieses Schiffes weiterzuziehen und irgend etwas Vernünftiges zu tun, werde ich allein aufbrechen.«
»Und was soll mit mir geschehen?«
»Ich werde dich auf einem Planeten, auf dem du überleben kannst, absetzen.«
Da Charruta seinem Partner an Kräften weit überlegen war, zweifelte Berritz nicht daran, dass dies keine leere Drohung war. Seltsamerweise machte der Gedanke an ein einsames Leben auf einer unbekannten Welt Berritz kein Kopfzerbrechen. Er würde die Einsamkeit an Bord dieses Schiffes mit der auf einer Planetenoberfläche tauschen.
Sein Protest fiel entsprechend schwach aus.
»Es wäre doppelter Verrat«, warf er Charruta vor. »An mir und an unserer Arbeit.«
Aber vielleicht will ich es, fügte er in Gedanken hinzu. Vielleicht will ich es, dass endlich einmal irgend etwas geschieht.
Charruta beugte sich über ihn und drückte ihn in den Sitz zurück. Er löste den mehrfach verschlungenen Gürtel von seinen Hüften und begann Berritz damit zu fesseln. Berritz ließ es widerstandslos geschehen und wunderte sich, dass das Schiff nicht eingriff. Vielleicht besaßen seine robotischen Einrichtungen keine Reaktionsprogrammierung für den Fall einer Meuterei.
»Du kannst sicher verstehen, dass ich dich so schnell wie möglich loswerden möchte«, sagte Charruta, nachdem er sich von der Haltbarkeit der Fesseln überzeugt hatte. »Wenn du zu lange mein Gefangener bist, wird mich das Mitleid übermannen, und wir werden wieder in den alten Trott verfallen.«
»Ja«, sagte Berritz traurig. »Ich kann dich verstehen.«
Seine Blicke waren ins Leere gerichtet, und in einer Vision von unglaublicher Einsicht schaute er all die Dramen, die sich vermutlich an Bord der Schiffe abspielten, die an dieser Suche beteiligt waren. Es waren Bilder der verzweifelten Anstrengung und bitterer Niederlagen, aber auch solche von heroischer Größe. Und plötzlich begriff er, dass bei aller Aussichtslosigkeit dieses ungeheuerliche Unternehmen, das von einer unbegreiflichen Macht initiiert worden war, eine tiefe Bedeutung besaß. Diese Erkenntnis ließ ihn die Arbeit der vergangenen Jahre in einem völlig anderen Licht erscheinen, und plötzlich begriff er, dass sie etwas Großartiges taten.
Unwillkürlich kehrten seine Gedanken in die Gegenwart zurück, und er sah Charruta an, weil er dachte, dass auch sein Partner dies alles spüren und entsprechend reagieren würde.
Doch Charruta war über die Kontrollen gebeugt, seine Augen suchten den großen Bildschirm nach einem geeigneten Sonnensystem ab, zu dem er Berritz transportieren konnte.
Erst am Ende der Suche stand die Einsicht!, durchfuhr es Berritz.
Und die Suche war nur für ihn zu Ende – nicht aber für seinen Partner.
*
Charruta öffnete die verklebten Augen und rührte sich in seinem Sitz. In letzter Zeit brauchte er nach dem Erwachen immer ein paar Minuten, um sich zu orientieren. Mit zunehmendem Alter ließ seine Konzentrationsfähigkeit immer stärker nach, und eines nicht mehr allzu fernen Tages würde er nicht mehr aus dem Schlaf erwachen.
Wie würde sich das Schiff dann verhalten?, fragte er sich immer wieder.
Er kannte die Antwort, aber er wollte sich diese Wahrheit nicht eingestehen. Die Wahrheit, die nur so aussehen konnte, dass anstelle von Charruta eine neue Suchmannschaft an Bord kommen würde.
»Schiff«, sagte er matt. »Hörst du mich, Schiff?«
»Ja«, kam sofort die Antwort aus unsichtbaren Lautsprechern. »Ich höre dich, Charruta.«
Der Gargamane überprüfte die Kontrollsysteme. Es passierte ihm jetzt immer häufiger, dass er vergaß, die Arbeiten, die früher einmal Berritz getan hatte, ebenfalls zu erledigen. Manchmal ging das so weit, dass er dachte, Berritz befände sich noch an Bord.
»Wo befinden wir uns, Schiff?«, erkundigte er sich, viel zu müde, um eine eigene Feststellung zu treffen.
Das Schiff nannte alle Koordinaten. Es trieb in freiem Fall in einem Außenrandbezirk des Suchgebiets, mindestens 150 Lichtjahre vom nächsten Sonnensystem entfernt.
»Warum hast du mich geweckt?«, fragte Charruta gereizt. »Hier werden wir kaum etwas aufspüren, was einer Untersuchung lohnt.«
»Warte«, erwiderte das Schiff. »Beobachte die Bildschirme, es gibt ein Phänomen zu untersuchen.«
Charruta blinzelte träge in die angegebene Richtung. Seine Gedanken schweiften ab. Ein paar Mal hatte er versucht, jene Welt, auf der er Berritz vor langer Zeit abgesetzt hatte, erneut anzufliegen, um Berritz wieder an Bord zu nehmen. Doch das Schiff hatte das verhindert, ebenso wie seinen Plan, das Suchgebiet auf eigene Faust zu verlassen. Inzwischen erübrigte sich ein Besuch bei Berritz, denn dieser musste schon lange gestorben sein.
»Was für ein Phänomen?« Diese sprunghafte Art, sich mit den verschiedensten Dingen zu befassen, war für sein Verhalten typisch geworden.
»Im nächstgelegenen Sonnensystem und in dessen unmittelbarer Nachbarschaft spielen sich seltsame Ereignisse ab«, informierte ihn das Schiff. »Wenn nicht alles täuscht, findet dort ein Einbruch aus einem anderen Kontinuum statt. Es ist eine gewaltige Überlappungsfront entstanden, durch die Energien aus einem anderen Universum in das unsere eindringen.«
Charruta versuchte, das Gehörte zu verarbeiten, aber es gelang ihm nicht ganz.
»Ich verstehe nicht, warum uns das interessieren sollte«, sagte er abweisend. »Schließlich sind wir nicht unterwegs, um kosmische Vorgänge zu untersuchen.«
Charruta als Verteidiger der eigentlichen Aufgabe dieses Schiffes!, dachte er belustigt. Welche Ironie!
Unbeirrt fuhr das Schiff fort: »Im Gebiet der Überlappungszone finden Kämpfe statt. Sie werden zwischen walzenförmigen Schiffen, die durch die Einbruchstelle in unser Universum eindringen, und Kugelraumern aus unserem Raum-Zeit-Kontinuum ausgetragen. Hauptschauplatz dieser Auseinandersetzungen scheint der dritte Planet des betroffenen Sonnensystems zu sein.«
Charruta öffnete den schnabelförmigen Mund. Er fühlte sein Alter wie ein körperliches Gewicht auf sich lasten. Informationen wie die gerade gehörten hätten ihn vor nicht allzu langer Zeit noch elektrisiert. Nun war er zu müde, um sich davon aktivieren zu lassen.
»Du erwartest doch nicht, dass wir uns dem Kampfgebiet nähern?«, fragte er erstaunt.
»Es ist offensichtlich, dass dort Wesen operieren, die wir bisher in diesem Sektor nicht beobachten und untersuchen konnten«, gab das Schiff zurück.
Charruta stellte sich vor, wie er mit seinem Schiff zwischen feuernden Raumern hin und her huschte, um die Individualschwingungen der Kämpfenden anzumessen. Der Gedanke erschien ihm ebenso abenteuerlich wie absurd.
»Es wäre ein zu großes Risiko«, gab er zu bedenken.
»Zur Erreichung unseres Zieles ist das jeweils höchste Risiko einzugehen«, belehrte ihn das Schiff in einer Art und Weise, als lese es irgendwelche Bestimmungen von einem Vordruck ab.
»Das heißt«, sagte Charruta fatalistisch, »dass wir in jedem Fall dorthin fliegen.«
»Ja«, bestätigte sein robotischer Gesprächspartner.
Charruta stand umständlich auf. Seine abgenutzten Gelenke knackten, als er seinen Raumanzug aus der Wandnische nahm und ihn anlegte. Diese Sicherheitsmaßnahmen waren ihm in Fleisch und Blut übergegangen, deshalb kam er ihnen nach.
Innerhalb des schweren Anzugs kam er sich wie ein aufgeblasener Ballon vor, kaum, dass er noch in seinen Sitz vor den Kontrollen passte. Auf dem Bildschirm begann es zu lodern, in der Nähe der gelben Sonne, auf die das Schiff nun zuraste, klaffte ein leuchtender Spalt mit wabernden Außenrändern wie das Riesenmaul eines alles verschlingenden Ungeheuers. Im Zentrum der Öffnung glühte es dunkelrot. Der phantastische Anblick schlug den Gargamanen in den Bann und ließ alle Gleichgültigkeit von ihm abfallen. Wenn sie dort in diesem System auch nicht finden würden, was sie suchten, so würde es doch faszinierend sein, Wesen aus zwei verschiedenen Universen miteinander ringen zu sehen.
Ein neues Geräusch ließ den Gargamanen seine Beobachtungen unterbrechen. Es waren rhythmische Töne, die aus den Lautsprechersystemen der Ortungsanlagen kamen, Töne, wie sie an Bord dieses Schiffes noch niemals erklungen waren.
Und doch war das Schiff einzig und allein zu dem Zweck gebaut worden, diese Töne zu empfangen.
Der Triumph flutete als ein Schwall wilder Empfindungen durch Charrutas alten Körper, ließ ihn aufspringen und einen Schrei ausstoßen.
»Schiff!«, krächzte er. »Hörst du es, Schiff?«
»Ja«, sagte der Roboter gleichmütig. »Natürlich höre ich es.«
Charruta taumelte auf die Kontrollen zu und stützte sich schwer darauf.
»Wir haben ihn gefunden!«, schrie er in äußerster Erregung. »Wir haben einen der beiden potentiellen Träger gefunden. Ausgerechnet wir haben es nach so langer ...« Seine Stimme versagte, in seinem Innern krampfte sich alles zusammen. Er kippte zurück und fiel schwer in den Sitz. Sein müdes Herz war der Gefühlsaufwallung nicht mehr gewachsen.
Noch einmal raffte er sich auf, seine Augen verschleierten sich.
»Dieser Träger«, flüsterte er mit äußerster Anstrengung, »befindet sich unter den Kämpfenden. Weißt du, was das bedeutet, Schiff?«
Das Schiff schwieg, denn es drang in das Gebiet ein, in dem die Kämpfe am heftigsten tobten, und war daher vermutlich gezwungen, alle Einheiten auf die äußere Umgebung einzusetzen.
Charruta konnte nicht mehr sprechen, er spürte den letzten Funken Leben aus seinem Körper strömen.
Seine letzten Gedanken waren:
Es bedeutet, dass der Augenblick des höchsten Triumphs zum Augenblick der schrecklichsten Niederlage werden kann – wenn der potentielle Träger getötet wird, bevor er den Zellaktivator erhält.
Charrutas Bewusstsein erlosch, und das Schiff machte sich daran, den letzten Teil der Aufgabe im Alleingang zu übernehmen. Es musste die Zentrale informieren und den Zellaktivator für die Übergabe anfordern.
*
Jedes Mal, wenn Carfesch aus dem Sammelbewusstsein von ES ausschied, um zu manifestieren, tat er es in seiner ursprünglichen Körperform, ohne dass er dabei verhindern konnte, dass ihm dieser Körper immer fremder und unvorteilhafter erschien. Carfesch hatte an der vergeistigten kollektiven Lebensform, die die Superintelligenz ES darstellte, so viel Gefallen gefunden, dass er den Bewusstseinsblock nur äußerst ungern verließ. Er sah jedoch ein, dass er besser als jede andere Bewusstseinsform dazu in der Lage war, die Suche nach den Trägern für die beiden speziellen Zellaktivatoren zu koordinieren.
Er versuchte sich daran zu erinnern, wie oft er schon umsonst verstofflicht worden war. Fehleinschätzungen hatten immer wieder zu Erfolgsnachrichten geführt, die sich im nachhinein als unrichtig erwiesen hatten.
Diesmal jedoch bestanden keine Zweifel mehr daran, dass einer der beiden potentiellen Träger entdeckt worden war, nach einer so langen Zeit, dass Carfesch sich kaum noch daran zu erinnern vermochte, wann die Suche eigentlich begonnen hatte.
Zusammen mit Begleiter II verließ Carfesch die Kuppel, um sich zu dem gerade landenden Robotschiff zu begeben, das einen Teil des Auftrags nach so langer Zeit erfolgreich zu Ende geführt hatte. Obwohl Carfesch schon viele dieser von ES eingesetzten Schiffe gesehen hatte, riefen sie immer wieder das Interesse seines technisch geschulten Verstandes hervor. Er beobachtete, wie das asymmetrisch geformte Gebilde mit den zahlreichen Auswüchsen an den Bordwänden lautlos auf dem freien Platz im Zentrum der Stadt aufsetzte. Die Planetenhälfte befand sich noch immer auf ihrem einsamen Kurs durch die Mächtigkeitsballung der Superintelligenz.
»Soll ich vorgehen?«, erkundigte sich Begleiter II. »Es ist immerhin möglich, dass das Schiff während seines langen Fluges erhebliche Beschädigungen erlitten hat, die einen Besuch an Bord nicht ungefährlich erscheinen lassen.«
»Du vergisst offenbar, dass mein Körper mehr oder weniger eine Fiktion ist, aus der ich mich in Augenblicken der Gefahr jederzeit zurückziehen kann«, lächelte Carfesch. In ihm erwachte wieder etwas von seiner alten Mentalität und veranlasste ihn, das Gebaren eines Diplomaten an den Tag zu legen. Er besann sich jedoch rechtzeitig darauf, wie lächerlich ein solches Verhalten war.
Vor Carfesch öffnete sich die runde Schleuse des Schiffes, und der ehemalige Gesandte der Kosmokraten trat ein. Obwohl keinerlei Abnutzungserscheinungen sichtbar waren, empfand er doch die gewaltigen Zeitspannen, die in den Räumen des Schiffes ihren Niederschlag gefunden hatten. Gedanken und Gefühle längst verstorbener Besatzungsmitglieder befanden sich gleichsam wie unsichtbare Gravuren dramatischer Schicksale in den stählernen Wänden des Schiffes.
Begleiter II war in der Schleuse stehen geblieben, ein einsamer Aufpasser, dessen Carfesch sich in diesem Augenblick überhaupt nicht bewusst war.
»Hallo, Schiff!«, sagte Carfesch. »Ich hoffe, du kannst mich verstehen.«
»Ich verstehe dich«, antwortete der Roboter prompt.
Carfesch hätte fast den Fehler gemacht, das Schiff zu beglückwünschen.
»Ich möchte alle Koordinaten des Sektors, in dem der Träger gefunden wurde«, sagte er. »Daneben benötige ich alle Informationen über die Person des Trägers.«
Das Schiff begann, eine Reihe von Entfernungsangaben und Positionsdaten herunterzuleiern. Dann sagte es: »Das Wesen, das wir gefunden haben, ist ein Arkonide und nennt sich Atlan.«
Carfesch erfuhr alles, was das Schiff über diesen Atlan wusste. Die Bedingungen, unter denen Atlan gefunden worden war, schienen dem gespannt zuhörenden Carfesch alles andere als normal zu sein.
»Hast du dem Träger die Botschaft von ES übermittelt, ohne einen Fehler zu machen?«, fragte er schließlich das Schiff.
»Ja«, lautete die Antwort.
»Wiederhole sie«, forderte Carfesch den Roboter auf, denn er wollte sicher sein, dass es nicht zu Missverständnissen kommen konnte.
Nach einer kurzen Pause, die er vermutlich zur Durchsicht seiner Speicher benötigte, sagte der Roboter: »Ich bin beauftragt worden, dir zum Zweck einer ständigen Zellkernregeneration einen Mikroaktivator zu überreichen.« Carfesch hörte aufmerksam zu, bis das Schiff den ersten Teil der Botschaft mit den Worten beendete: »Ich werde deine individuellen Schwingungen auf den Zellaktivator übertragen.«
Carfesch verglich den aufgesagten Text mit seinem eigenen und konnte keine Fehler feststellen.
»Und nun den zweiten Teil«, forderte er das Schiff auf.
Diesmal begann das Schiff sofort zu sprechen. Es beendete die Wiederholung der Botschaft mit den Sätzen: »Mein Erbauer ist nicht befugt, direkt einzugreifen. Er gibt dir damit die Gelegenheit, in seinem Sinn zu handeln.«
»Gut«, sagte Carfesch zufrieden.
Er versuchte sich vorzustellen, wie dieses Wesen, das sich Atlan nannte, wohl auf diese Botschaft reagiert haben mochte. Dieser Atlan war unvermittelt mit Ereignissen von kosmischer Bedeutung konfrontiert worden. Besaß er überhaupt die psychische Stabilität, um damit fertig zu werden?
»Entsprechend meinem Auftrag habe ich Atlan zusätzlich einige Konstruktionsunterlagen überreicht«, sagte der Roboter.
Carfeschs strohgelbes Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Er wusste, dass es sich um Konstruktionspläne für eine gefährliche Waffe handelte, und das machte ihn betroffen. Doch es war schließlich nicht seine Idee gewesen, einen der beiden potentiellen Träger auf diese Weise auszurüsten. ES musste wissen, was es tat.
Er unterhielt sich noch über die verschiedensten Aspekte der Begegnung des Roboters mit Atlan irgendwo im Seitenarm einer Galaxis, die zur Mächtigkeitsballung von ES gehörte, dann kehrte er zusammen mit Begleiter II in die Kuppelhalle zurück. Es wäre ihm nicht verwehrt worden, seine Körperprojektion sofort zu verlassen und in den Bewusstseinsblock von ES zurückzukehren, aber er ließ sich damit Zeit und hockte sich auf den Boden der Halle, um ungestört nachzudenken.
Schließlich empfing er einen Gedanken von ES.
Was beschäftigt dich, Carfesch?
Ganz gegen seine sonstige Gewohnheit sprach er die Antwort aus: »Der Gedanke an den zweiten Träger und ob wir ihn jemals finden werden.«
Ich bezweifle es nicht, meinte ES telepathisch. Jetzt, da unserer Suche endlich ein Teilerfolg beschieden war, kann es nicht mehr lange dauern, bis der zweite Aktivator der Kosmokraten seinen Adressaten erreicht.
Es war eine der wenigen Prophezeiungen der Superintelligenz, die sich nicht erfüllten.
Eine schier unvorstellbar lange Zeit – zehntausend Jahre irdischer Zeitrechnung – sollte vergehen, bis die Suche erfolgreich abgeschlossen werden konnte.
Und auf jene, die den zweiten Träger finden würden, wartete ein Schock.
Graffiti
Sein Name ist Standing Bear. Auf seine Lanze gestützt, steht er auf dem hartgetrampelten Boden vor seinem Tipi. Sein Körper ist geschwächt von Alkohol, die Augen haben ihr Feuer verloren. Obwohl er Mühe hat, nicht zu schwanken, drückt seine Haltung eine Würde aus, die sich über alles, was ringsum geschieht, erhebt.
Zwei Männer, die ihn gierig, aber auch mit einer gewissen Scheu betrachten, halten ihm ein schmieriges Papier vor das Gesicht.
»Dies ist der Kontrakt, Standing Bear«, sagt einer der beiden Männer. »Du hast dein Zeichen darunter gesetzt.«
»Ja«, sagt Standing Bear, ohne den Fetzen Papier anzusehen. »Dies ist mein Zeichen.«
»Du wirst dich also mit deinem Volk wieder in das Reservat zurückziehen?«
Standing Bear schweigt und blickt über dieses weite Land, das er unter seinen Füßen spürt und das er nun verloren hat.
Standing Bear ist ein Terraner.
Die Suche – Teil II
So riesig die KORKOOR-AAR auch war – für ihren Kommandanten Jynker Rook bestand sie nur noch aus der Zentrale und einem Teil des tief in das Schiff führenden Hauptkorridors, denn alle anderen Räume waren inzwischen vom Feind erobert worden. Das letzte Stück des Hauptkorridors war hochgradig radioaktiv verseucht und angefüllt mit den Überresten der Schutzanzüge, die die Faadenwarner konstruiert hatten, um damit in die Zentrale einzudringen. Die überall herumliegenden grotesken Gebilde waren stumme Zeugen für die Aggressivität des Gegners – und für seine zunehmende Intelligenz.
Jynker Rook warf einen letzten Blick auf den Bildschirm, über den er diese Todeszone beobachten konnte, und überzeugte sich, dass im Augenblick kein Angriff drohte. Er wusste nicht, wie viele Faadenwarner inzwischen an Bord des Schiffes lebten, aber sicher waren es einige tausend. Als die KORKOOR-AAR vor langer Zeit zu ihrer Mission gestartet war, hatten dreitausend Artgenossen Jynker Rooks an Bord gelebt und bestenfalls ein halbes Dutzend Faadenwarner, damals noch naive Spielgefährten einiger junger Raumfahrer.