Nr. 1099

 

Das Kollektiv der Porleyter

 

Ihre Aura bedroht Terrania – ihre Verzweiflung ist grenzenlos

 

von Kurt Mahr

 

 

Die Kosmische Hanse, im Jahr 3588 alter Zeitrechnung von Perry Rhodan gegründet, besteht inzwischen 426 Jahre – das heißt, man schreibt auf Terra und anderen galaktischen Welten das Jahr 426 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung (NGZ).

Abgesehen davon, dass die Hanse durch ihre Handelsbeziehungen zu allen bekannten Rassen in der Milchstraße und in deren Umfeld für gedeihliche und völkerverbindende Kontakte sorgt, dient die Organisation auch der Verteidigung gegen die mit ES befeindete Superintelligenz Seth-Apophis, die schon oft genug versucht hat, den galaktischen Frieden zu stören.

Auch die Porleyter, die wiedererweckten Vorläufer der Ritter der Tiefe, sind nicht gerade diesem Frieden förderlich – und so kommt es, dass Perry Rhodan und seine Freunde und Gefährten von der Hanse, der Liga Freier Terraner und der GAVÖK sich nicht nur mit Seth-Apophis auseinanderzusetzen haben, sondern auch mit dem Porleyter-Problem.

Inzwischen hofft Perry Rhodan, der nun den Ring der Kosmokraten sein eigen nennt, das richtige Instrument zu haben, um die Porleyter endlich zu befrieden.

Und das ist auch dringend notwendig, denn die große Kardec-Aura, die die Porleyter umhüllt, erweist sich als Bedrohung. Schließlich gerät Terrania in Gefahr durch DAS KOLLEKTIV DER PORLEYTER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide versucht, eine Katastrophe zu verhindern.

Sühe Baator – Der Sohn eines Schamanen.

Lafsater-Koro-Soth – Der Sprecher der Porleyter denkt um.

Qumran-Fayed-Pogh – Koros Gegenspieler.

Wikora-Nono-Ors – Ein Porleyter auf Koros Seite.

Perry Rhodan – Der Besitzer des Ringes der Kosmokraten greift ein.

1.

 

»Abstand fünfhundert Meter«, sagte Marek Hussan. »Näher würde ich nicht herangehen.«

»Einverstanden«, murmelte Atlan, ohne den Blick von der seltsamen Erscheinung zu wenden, die vor dem Hochleistungsgleiter her durch die Luft glitt.

Sie hatte die Form eines Eis. Die Schale des Eis bestand aus rosarotem Licht. Aber das rosafarbene Leuchten war weiter nichts als die optische Emanation eines Energiefelds, das, wenn es mit substantiellen Dingen in Berührung kam, beträchtlichen Schaden anzurichten vermochte. Im Innern der leuchtenden Hülle waren, wenn man die Teleskop-Optik zu Hilfe nahm, fremdartig geformte Gestalten erkennbar, gepanzerte Körper, die mit sechs Extremitäten ausgestattet waren. Sie verhielten sich zumeist reglos. Im Innern des Eis herrschte Schwerelosigkeit.

Vor fünf Stunden hatten die Porleyter das eiförmige Gebilde ihrer Kollektiv-Aura aus dem 220 km hohen Orbit gelöst. Seitdem steuerte es langsam, aber offenbar zielsicher auf die Erdoberfläche zu. Der Kontakt mit der Atmosphäre intensivierte das Leuchten der Aura. In der Stratosphäre bildeten ionisierte Luftmoleküle Kondensationskerne für den in hoher Konzentration vorhandenen Wasserdampf und erzeugten einen schneeweißen Kondensstreifen.

Der Arkonide sah sich um. Seinem Fahrzeug folgten fünf weitere Gleiter, bemannt mit Männern und Frauen, von denen man hoffte, dass Ausbildung und Erfahrung sie befähigen würden, in der bevorstehenden Krise die richtigen Entscheidungen zu treffen. Katastrophenexperten der Liga Freier Terraner und der Kosmischen Hanse. Eine Schar von über dreißig hochqualifizierten Fachleuten war unterwegs, um aus dieser hoffnungslos verfahrenen Lage zu retten, was noch zu retten war. Atlans zwei Begleiter waren charakteristisch für die Zusammensetzung des Teams. Marek Hussan war Spezialist für Feldenergetik. Seine Aufgabe war, Mittel zur Neutralisierung der porleytischen Kollektiv-Aura zu entwickeln. Hussan war ein Prachtbild von einem Mann, fast zwei Meter groß, von athletischem Bau, sonnengebräunt und 38 Jahre alt. »Beachboy« nannte man ihn in der Hanse. Naron Duur war Xenopsychologin. Das würde von Nutzen sein, falls es gelang, Kontakt mit den Porleytern aufzunehmen. Naron stammte von der Insel Neupommern im Bismarck-Archipel. Ihre Hautfarbe war ein samtenes Grau. Ihr Gesicht hatte nicht viel Einnehmendes: eine flache Stirn, weit auseinander stehende Augen, eine plattgedrückte, breite Nase und einen um drei Nummern zu groß geratenen Mund. Ihre Figur dagegen war von einer Vollkommenheit, die selbst nüchternsten Männern den Atem verschlug. Naron Duur gehörte zum Expertenstab des Ersten Terraners. Der Ruf ungewöhnlich hoher wissenschaftlicher Befähigung ging ihr voraus. »HQ-Hanse an Führer Aura-Gruppe«, drang es aus dem Radiokom. »Wir verlieren das Ziel infolge Interferenz allmählich aus den Augen. Wo liegt nach eurer Schätzung der Bodennullpunkt?«

Das war Reginald Bulls Stimme. Bodennullpunkt war der Ort, an dem die Aura aufsetzte.

»Nach wie vor Stadtteil Karakoto«, antwortete der Arkonide. »Sie hält auf die große südliche Ausfallstraße und den Platz der Mongolischen Kaiser zu.«

»Der Teufel soll sie holen!«, knurrte Bull. »Ausgerechnet eine der am dichtesten besiedelten Gegenden.«

»Ich hoffe noch immer, dass sie vorhaben, auf dem Platz zu landen«, sagte Atlan. »Er ist groß genug, die gesamte Aura aufzunehmen.«

»Wer sagt dir, dass sie überhaupt etwas vorhaben?«, antwortete Bull misstrauisch. »Mir kam es die ganze Zeit über so vor, als ließen sie sich einfach treiben. Wir wissen nicht einmal, ob sie bei Bewusstsein sind. Welche Evakuierungsmaßnahmen schlägst du vor?«

»Lass den Verkehr umleiten. Südliche Ausfallstraße und alle Zubringerwege zum Platz der Mongolischen Kaiser müssen gesperrt werden. Mit dem Evakuieren hat es noch Zeit. Ich möchte eine Panik vermeiden. Die Bewohner der Gebäude rings um den Platz sollten gewarnt werden. Lass ein paar Abteilungen Ordnungstruppen auffahren, die im Notfall eine rasche Zwangsevakuierung vornehmen können. Die endgültige Entscheidung fällt in einer halben Stunde. Bis dahin wissen wir genau, wo die Porleyter sich niederlassen wollen.«

»In Ordnung«, kam die Antwort aus dem Interkom. »Im übrigen, die BASIS hat mit dem Ausladen begonnen. Perry Rhodan ist mit einer Space-Jet unmittelbar auf dem Weg zum Hauptquartier. Der Rest der Mannschaft landet mit Fähren auf dem Raumhafen.«

»Gut«, sagte Atlan.

In Wirklichkeit hatte es ihm einen Stich versetzt, als er den Namen des Freundes hörte.

 

*

 

Perry Rhodan war zurückgekehrt – und mit ihm Gesil. Atlan erinnerte sich, wie ihm zumute gewesen war, als die geheimnisvolle Frau ihre Absicht kundtat, an der BASIS-Expedition teilzunehmen. Er hatte gehofft, Perry werde sie zurückweisen; aber das war die Hoffnung eines Narren gewesen. Perry war ebenso an Gesil gefesselt wie er selbst. Ihr Wunsch war ihm im Gegenteil gelegen gekommen.

In den ersten Tagen nach dem Start der BASIS hatte der Arkonide Qualen gelitten. Nach einer Woche war die akute Pein einem steten, nagenden Schmerz gewichen. Es erschien ihm lächerlich, dass ein Mann, dessen Lebenserfahrung viele Jahrtausende umfasste, von einer solch kleinlichen Regung wie Eifersucht geplagt werden solle. Aber er konnte nichts daran ändern. Er empfand Gesil gegenüber so wie damals zu Zeiten seiner ersten Liebe. Wenn er nicht jede wache Minute mit all seinen Gedanken an ihr hängen wollte, dann musste er sich ablenken, sich zerstreuen.

Das hatte er mit Nachdruck und Vehemenz getan. Dann aber hatte die Porleyter-Katastrophe sich am Horizont abzuzeichnen begonnen. Fast war er dankbar dafür gewesen; denn jetzt bot sich ihm eine Möglichkeit, seine innere Unruhe produktiv zu verwerten. Als offenbar wurde, dass die Porleyter sich mit ihrer Aura auf der Erde niederzulassen gedachten, hatte er den Krisenstab geschaffen, der ihm behilflich sein sollte, die drohende Gefahr zu entschärfen. Er war in seiner Arbeit aufgegangen. Er entwickelte eine unermüdliche, durch nichts zu erschütternde Energie, die selbst jene, die ihn schon seit langem kannten, nachhaltig überraschte.

Der kritische Augenblick stand unmittelbar bevor. Innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden musste sich herausstellen, was die Porleyter im Schild führten. Atlan war mit seiner Lage zufrieden gewesen, solange ihn die nicht enden wollende Serie der Aufregungen beschäftigt hielt und er nicht an Gesil zu denken brauchte. Er hatte vor, diesen Geisteszustand zu bewahren, solange es ging – auch wenn die BASIS inzwischen zurückgekehrt war.

Er sah auf, als ihm ins Bewusstsein drang, dass Naron zu sprechen begonnen hatte.

»Was sagtest du?«, erkundigte er sich.

»Ich meine, dass die Porleyter uns ein Rätsel nach dem anderen aufgeben«, antwortete die Psychologin. »Das letzte, was die beiden Telepathen in Erfahrung gebracht haben, war, dass Lafsater-Koro-Soth und seine Artgenossen an schweren Depressionen leiden und an kollektiven Selbstmord denken. Marek hier meint, diese Absicht ließe sich am einfachsten dadurch verwirklichen, dass sie die Energie, die die Kardec-Aura enthält, schlagartig freisetzen und eine Explosion verursachen, die ihnen allen den Tod bringt.«

»Das ist möglich«, nickte Atlan.

»Was wollen sie dann auf der Erde?« Naron Duur besaß Temperament. Man hörte ihr an, dass sie sich über die Undurchschaubarkeit des porleytischen Manövers ärgerte. »Wenn sie die Aura in Terrania explodieren lassen, legen sie einen halben Stadtteil in Schutt und Asche. Ich meine, die verträglichsten Gesellen waren sie nie. Aber keiner kann ihnen nachsagen, dass es ihnen an Respekt vor intelligentem Leben mangele.«

Atlan erinnerte sich an Reginald Bulls Bemerkung.

»Es ist möglich«, sagte er, »dass die Aura sich selbst steuert. Die Porleyter befinden sich nach allem, was wir wissen, im Zustand fortgeschrittener Apathie. Es kann sein, dass sie nicht wissen, was um sie herum vorgeht.«

»Die Aura beschleunigt«, sagte Marek Hussan mit scharfer Stimme.

Er drückte den Gleiter nach unten. Atlan beugte sich nach vorne und warf durch den Glassitaufbau der Fahrzeugkanzel einen Blick in die Tiefe. Von schräg links her näherte sich der breite Streifen der südlichen Ausfallstraße mit ihren vierundzwanzig Fahrbahnen. Sie lag einsam und verlassen. Reginald Bull hatte den Verkehr umleiten lassen, wie ihm geraten worden war. Zu beiden Seiten des hellgrauen Bandes erstreckte sich das Gebäudemeer des Stadtteils Karakoto, der nicht zu den wohlhabendsten der Hauptstadt gehörte. In Karakoto hatten sich viele Nachkommen der einstigen mongolischen Bevölkerung der Gegend niedergelassen. Der Vorort gruppierte sich rings um die Ruinen der uralten Stadt Kara Khoto, die zur Zeit der Mongolenkaiser eine gewichtige Rolle in der Geschichte dieses Teils der Erde gespielt hatte.

Der Arkonide sah, wie die rosarot leuchtende Aura – noch immer eiförmig, eine Blase von achtzig Metern Länge und fünfzig Metern Durchmesser – auf den Verlauf der breiten Hauptverkehrsstraße einschwenkte. Sie befand sich in einer Höhe von nur noch neunhundert Metern und hatte ihre Geschwindigkeit beträchtlich erhöht.

Er warf einen Blick auf die Uhr. Von der halben Stunde, die er Reginald Bull genannt hatte, waren zwanzig Minuten vergangen. Er führte eine schnelle Berechnung durch. Die Aura bewegte sich in flachem Winkel abwärts. Es bestand jetzt kein Zweifel mehr daran, dass der Platz der Mongolischen Kaiser ihr endgültiges Ziel war. Er stellte eine Verbindung mit dem Hauptquartier Hanse her. Bull meldete sich sofort. Atlan schilderte ihm die Lage.

»Die Bewohner in den Gebäuden rings um den Platz sind gewarnt«, antwortete Bull. »Zweitausend Mann Ordnungstruppen stehen bereit, um eine rasche Evakuierung durchzuführen, wenn es nötig wird.« Er schüttelte den Kopf. »Es sieht so aus, als wären alle diese Vorsichtsmaßnahmen überflüssig.«

Atlan stimmte mit ihm überein. Die Aura folgte dem Verlauf der leeren Straße. Wie anders hätte man das deuten sollen, als dass den Porleytern daran lag, sowenig Schaden wie möglich anzurichten? Zudem waren die Gebäude, die links und rechts des breiten Verkehrswegs in die Höhe ragten, sowie die, die den weiten Platz säumten, kommerziellen Zwecken vorbehalten. Es ging auf siebzehn Uhr dreißig. Die meisten Büros und Geschäfte hatten geschlossen. Die Lage hätte nicht günstiger sein können.

Das hatte er Bull sagen wollen. Er kam nicht mehr dazu. Naron schrie auf: »Seht, dort! Die Aura stürzt ab!«

 

*

 

Das rosarote Riesenei war ins Taumeln geraten. Sich überschlagend, stürzte es in die Tiefe. Sie entwickelte keine nennenswerte Vorwärtsbewegung mehr, dafür trieb sie seitwärts ab, auf die Gebäude am Westrand der Straße zu.

»Reg, es gibt Ärger«, sagte Atlan.

Mit zwei Tastendrücken stellte er eine Verbindung her, so dass der Mann im Hauptquartier Hanse auf seinem Bildschirm sehen konnte, was die Kameras des Gleiters aufzeichneten. Dicht über der Dachebene der Häuser, die hier in etwa 100 Meter Höhe lag, fing die Aura den Sturz ab. Als sei sie gegen ein unsichtbares, elastisches Hindernis geprallt, schoss sie nach oben und beschrieb eine flache Parabel, die in Richtung des Platzes führte. Atlans Erleichterung war von kurzer Dauer. Anstatt zu taumeln, hatte die Aura inzwischen begonnen, um die Längsachse zu rotieren. Die teleskopische Aufnahme zeigte ein seltsames, unwirkliches Bild. Die Drehung der Aura erzeugte Ströme angeregter und ionisierter Luftmoleküle, die in Form leuchtender Wirbel die Rotation des rosafarbenen Gebildes begleiteten und schließlich seitwärts davonstrebten. Im Innern der energetischen Hülle aber verharrten 2009 Körper in ihrer bisherigen Reglosigkeit, als hätten sie keinerlei Anteil an der hektischen Bewegung ihres energetischen Behältnisses. Die Parabel überschritt den Höhepunkt ihrer Bahn und wandte sich seitwärts, dem östlichen Rand der Straße zu.

Es schien Atlan, als seien im Innern der Aura zwei Kräfte am Werk: eine, die den Kontakt des energetischen Gebildes mit den Gebäuden der Umgebung unter allen Umständen verhindern wollte, und eine andere, die keine Rücksicht kannte und ihre eigenen Ziele verfolgte, ohne darauf zu achten, wie viel Schaden sie dabei anrichtete. Es wurde ihm klar, dass die Reglosigkeit der Körper, die sich im Innern der Aura befanden, die Apathie nur vortäuschte. In Wirklichkeit waren die Porleyter hellwach und bei Sinnen. Der Kampf zwischen den beiden Parteien spielte sich auf mentaler Ebene ab.

Der Platz der Mongolischen Kaiser lag jetzt nur noch wenige hundert Meter voraus. Die Aura schoss in flachem Gleitflug über die Dächer der Gebäude im Osten hinweg, kehrte um, gewann die Straße wieder und senkte sich der Fläche des Platzes entgegen. Ein Denkmal erhob sich in der Mitte des weiten Runds, umgeben von parkähnlichem Gelände. Der Platz hatte einen Durchmesser von 150 Metern. Nur ein Teil der südlichen Ausfallstraße führte durch den Park. Die Mehrzahl der Fahrbahnen wurde unterirdisch geleitet. Zubringerstraßen mündeten von allen Richtungen. Im Licht der einsetzenden Dämmerung erkannte der Arkonide voller Entsetzen, dass sich am Rand des Platzes entlang eine Menge von Neugierigen eingefunden hatte. Sie bildete einen Wall am Fuß der Gebäude, die die Peripherie des Platzes säumten, und war sich der Gefahr nicht bewusst, die in Form der Aura auf sie zukam.

»Lass deine Ordnungstruppen marschieren, Reg«, knurrte Atlan ins Mikrophon. »Die Zuschauer müssen fort!«

Bull antwortete nicht. Atlan sah, wie er den Arm zur Seite streckte und eine Reihe von Schaltungen vornahm. Inzwischen hatte die Aura, die sich in einer Höhe von weniger als 100 Metern bewegte, die Mündung der südlichen Ausfallstraße auf den Platz der Mongolischen Kaiser fast erreicht. Ihr Kurs schien stetig; aber im letzten Augenblick schwenkte sie nach links ab. Atlan hielt unwillkürlich den Atem an, als sie auf ein hohes, aus der grauen Konkritgussmasse vergangener Jahrhunderte aufgeführtes Gebäude zuschoss, das sich mit gerundeter Fassade an der Nordwestecke des Platzes erhob.

Ein Blitz von unglaublicher Helligkeit fuhr durch das schwindende Licht der Dämmerung. Knatternder Donner ließ die Luft erzittern. Drunten am Rand des Platzes war die Menschenmenge in Bewegung geraten. Das obere Drittel der runden Fassade zerbröckelte. Ein Regen von Konkritstücken donnerte wie eine Lawine in die Tiefe.

Die Aura war durch die Berührung mit dem Gebäude zurückgeschleudert worden. Einen Atemzug lang hing sie über dem Zentrum des Platzes reglos in der Luft. Dann stürzte sie. Das Denkmal des mongolischen Großen aus ferner Vergangenheit verging in einer bläulichweißen Leuchterscheinung. Von neuem brandete Donner auf. Büsche und Bäume flammten auf und verwandelten sich in Sekundenschnelle zu armseligen Häufchen weißer Asche, die der von der Explosion entfachte Wind aufnahm und mit sich davonriss.