Cover

Nr. 1500 – Ruf der Unsterblichkeit

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Streiflicht I

1.

Streiflicht II

2.

Streiflicht III

3. Bliss:

Streiflicht IV

4.

Streiflicht V

5.

Streiflicht VI

6.

Streiflicht VII

7.

Streiflicht VIII

8.

Streiflicht IX

9.

Streiflicht X

10.

Nr. 1501 – Weg ohne Wiederkehr

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1502 – Die letzte Frist

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

Nr. 1503 – Krisenfall Topsid

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Nr. 1504 – Die Mutantensucher

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Auf der Rodung

2. Eine Schnapszahl

3. Der Empfang

4. Pionier Vaider

5. Die Quarantäne

6. Passage nach Manyatta

7. Vaiders Entdeckung

8. In Lingofer

9. Der Durchbruch

10. Die Phantomjagd

11. Die Symbionten

12. Stunden der Wahrheit

13. Der Abzug

Nr. 1505 – Dorina, die Friedensstifterin

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Nr. 1506 – Eine Welt der Linguiden

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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7.

8.

Nr. 1507 – Die Insel der Monster

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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5.

6.

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8.

9.

Nr. 1508 – Spur der Hoffnung

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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3.

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7.

8.

Nr. 1509 – Der Dunkle und sein Schatten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Nr. 1510 – Ein blinder Passagier

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

Nr. 1511 – Die neun Leben des Caligula

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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3.

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6.

7.

8.

9.

10.

11.

Nr. 1512 – Der heimliche Rebell

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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6.

7.

8.

9.

Nr. 1513 – Rendezvous auf Jimmerin

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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3.

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6.

7.

8.

Nr. 1514 – Das Muschelschiff

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. ARRAMO I – 1148 NGZ

2. Truillau – 1148 NGZ

3. Das Muschelschiff – 1170 NGZ

4. Die Jagd – 1148 NGZ

5. Hidden World – 1148 NGZ

6. Rätselaufgaben – 1170 NGZ

7. Überlebenskampf – 1148 NGZ

8. Die Gestrandeten – 1148 NGZ

9. Schiffsführung – 1170 NGZ

10. Robinson – ab 1148 NGZ

11. Die Rückkehrer – 1168 NGZ

12. Demaskierung – 1170 NGZ

13. Die Rebellen – 1169 NGZ

14. Stalker – 1170 NGZ

15. Abschied – 1170 NGZ

Nr. 1515 – Das Geheimnis der Nakken

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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5.

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8.

9.

10.

Nr. 1516 – Chaos im Humanidrom

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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7.

8.

Nr. 1517 – Der Imperator

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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3.

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6.

7.

Nr. 1518 – Das Cueleman-Debakel

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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3.

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5.

6.

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10.

Nr. 1519 – Das Symbol der Taube

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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6.

7.

Nr. 1520 – Geschäfte mit Topsid

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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6.

7.

8.

9.

Nr. 1521 – Die Streiter von Efrem

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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6.

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8.

Nr. 1522 – Metalyse

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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3.

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6.

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8.

9.

10.

11.

Nr. 1523 – Das Projekt

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Epilog

Nr. 1524 – Die Uhren von Wanderer

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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5.

6.

7.

8.

Nr. 1525 – Methanwelt Antau I

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1526 – Galaxis der Verdammten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Nr. 1527 – Gesil und der Gesandte

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

Nr. 1528 – Metamorphosen des Geistes

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1529 – Rückkehr in die Provkon-Faust

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

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3.

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6.

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8.

Nr. 1530 – Sturm in der Dunkelwolke

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

Nr. 1531 – Besuch auf Terra

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1532 – Lasim und Paranakk

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

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8.

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10.

11.

12.

13.

14.

Nr. 1533 – Ende der Sonnenzeit

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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5.

6.

7.

8.

Nr. 1534 – Nocturnen-Alarm

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

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5.

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8.

9.

10.

Nr. 1535 – Tanz der Nocturnen

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Nr. 1536 – Der Weise von Fornax

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Chronik: Das Ungeborene 491 NGZ

1.

Chronik: Das Schiff 491 NGZ

2.

Chronik: MUTTER 491 NGZ

3.

Chronik: VATER 591 NGZ

4.

Chronik: Sie 740 NGZ

5.

Chronik: Geburt 1155 NGZ

6.

Chronik: Sie 1167-1171 NGZ

7.

Epilog

Nr. 1537 – Was die Götter schenken

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1538 – Der Thron von Arkon

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1539 – In der Eastside

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

Nr. 1540 – Ein Freund der Linguiden

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1541 – Das himmlische Stück

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1542 – Mission auf Vaar

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Nr. 1543 – Der Held von Sigris

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Nr. 1544 – Roulette der Auserwählten

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1545 – Die Welten von Truillau

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

Nr. 1546 – Voltago der Diener

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

Nr. 1547 – Sabotage auf Terra

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Nr. 1548 – Orbit im Nichts

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Nr. 1549 – Brennpunkt Wanderer

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond

Vorwort

Prolog

1.

2.

3.

Gespannt darauf, wie es weitergeht?

Die Welt des Perry Rhodan

Vorwort

Die Welt des Perry Rhodan

Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums

Häufig gestellte Fragen

Neu im PR-Universum?

Die PR-Produktpalette

Impressum

Impressum

 

 

Nr. 1500

 

Ruf der Unsterblichkeit

 

Zwei Jahrzehnte nach Monos – die Friedensstifter werden aktiv

 

Ernst Vlcek

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

 

Das Jahr 1147 NGZ brachte nach mühsamem, erbittertem Ringen der Milchstraße und ihrer so lange unterdrückten Völker die Freiheit.

Nicht nur die Cantaro und die anderen Hilfsgruppen der ominösen Herren der Straßen konnten im Verlauf des »Unternehmens Exitus« ausgeschaltet werden, sondern auch die Herren selbst, die sich letztlich als Manifestation des Mimikry-Genies Monos entpuppten, des Erzfeindes von Perry Rhodan.

Inzwischen schreibt man in der Menschheitsgalaxis Ende September des Jahres 1169. Mehr als zwei Jahrzehnte seit dem Ende von Monos sind vergangen, und die neue Ära, die eigentlich mit dem Erwachen des Mondgehirns begann, das heißt mit der zurückkehrenden Funktionstüchtigkeit NATHANS, ist somit längst angebrochen. Trotzdem gibt es in der Galaxis in Sachen Vergangenheitsbewältigung immer noch eine Menge zu tun. Trümmer werden beseitigt. Wunden werden geheilt, Altbewährtes wird restauriert und Neues wird geboren.

Dann, mitten in der Ära des Wiederaufbaus und des Umbruchs, ergeht ein Ruf an die Aktivatorträger – der RUF DER UNSTERBLICHKEIT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Bliss – Die letzte Simusense-Patientin.

Julian Tifflor – Der Terraner kümmert sich um die »Träumer«.

Perry Rhodan und Gesil – Ein Schatten steht zwischen ihnen.

Eirene – Perrys und Gesils Tochter kommt nach langer Zeit heim.

Homunk – Der Androide überbringt eine Botschaft der Superintelligenz ES.

Streiflicht I

 

Es ist aus Metall. Eine Legierung unbekannter Zusammensetzung.

Nur in extremer Vergrößerung, im Bereich der Moleküle, zeigen sich Unebenheiten. Eine bergige, zerklüftete Oberfläche; wie eine Phantasielandschaft.

Aber aus der Distanz des optisch wahrnehmbaren Bereichs wirkt die Oberfläche spiegelglatt.

Sie ist in einer Richtung stark gekrümmt. Bildet die in sich geschlossene Ummantelung eines vertikal ausgerichteten Zylinders. Diese relativ kleine und nicht besonders umfangreiche Säule steht auf einer (im Verhältnis zu seiner Größe) dicken Plattform. Die Plattform ist kreisrund. Sie besteht aus der gleichen Metalllegierung wie die dicke Säule, die sie sicher trägt.

Dieses Gebilde befindet sich inmitten einer großen Halle. Auch der Boden der Halle besteht aus derselben Metalllegierung. Im Hintergrund ist weiteres technisches Gerät zu sehen. Dabei handelt es sich um einen Hochleistungsreaktor. Dieser steht mit der Säule auf der Plattform in drahtloser Verbindung und speist sie mit Energie.

Sonst ist die Halle leer.

In der Luft liegt ein beständiges Summen.

1.

Bliss: Im Netz

 

Es kam ein neuer Gott, und der erklärte: »Lasst euch als erstes sagen, dass eure letzte Stunde geschlagen hat.«

Seine Botschaft war die:

Mein Name ist NATHAN. Ich bin euer neuer Traum-Operator. Es gibt die Welten, in denen ihr alle zu leben glaubt, gar nicht. Alles nur Traum. Simusense. Die Wirklichkeit ist anders. Ich werde euch die Wirklichkeit holen. Dies war die erste Lektion:

Bewahrt die Ruhe. In eurer Traumwelt wird sich von nun an einiges ändern. Das gehört zum Reintegrationsprozess ...

Und so weiter. Ein sich ständig wiederholendes Lamento. Doch es änderte sich wirklich etwas. Nach einem Jahr sah die Welt schon anders aus. Sie war kleiner geworden. Freunde verschwanden und kamen nie mehr zurück.

Und das war die Lektion Nummer zwei:

Träumen ist Schlafen. Schlaf ist Siechtum. Aufwachen ist Leben. Wacht auf und lebt. Lasst euch von der Droge Simusense heilen. Seht die Bilder und vergleicht. Das ist ein Traumsüchtiger. Einer von euch. Und das ein Lebender. Einer von den Millionen Geretteten.

Bliss sah die Bilder, und sie war irritiert. NATHAN musste sie vertauscht haben. In seinen Sendungen waren die Bewohner von Bliss' Welt in Sesseln aufgebahrte lebende Tote. Nur künstlich am Leben erhalten. Das blühende Leben dagegen verkörperten die so genannten Geretteten.

Aber sie wusste, wie gut sie aussah. Ein Blick in den Spiegel genügte. Und sie kannte schließlich ihr süßes Leben.

Sie war eine reife Frau. Im Augenblick schwamm sie gerade auf einer Welle aus Sex und Politik.

Sie jagte bereits seit einer Ewigkeit Dorian Waiken nach. Nun hatte sie ihn am Wickel. Hatte seine Spur bis zu seinem Landsitz irgendwo im Kaukasus verfolgt. Da war sie jetzt. Als sie jedoch das Tor zu ihm öffnete, sprang ihr die Meldung ins Gesicht: ERROR.

Und dann die Stimme des neuen Gottes:

Dorian Waiken war nur eine Scheinidentität des Simusense-Operators Monos. Dieser ist tot. Der Titan-Syntronverbund und die Lunarsyntronik NATHAN wurden zusammengeschaltet ...

Wie hässlich die Sprache doch sein konnte. Reintegrationsprozess.

Scheinidentität. Was für Worte!

Bliss floh.

Aber Gott NATHAN war allmächtig. Und allgegenwärtig. Wohin du auch gingst, seine Predigt von der schönen, neuen Welt traf dich überall.

Da lernte Bliss Streener kennen. Mit NATHAN als unsichtbarem Dritten, klar. Streener platzte unversehens in ihr Penthouse.

Streener nannte sich Traumjäger. Er befand sich auf der Flucht vor NATHAN und seinen Helfern. Hatte sich in ihre Frequenz eingeloggt. Und da war er: Streener, ein Fremder für sie.

Er aber wollte sie schon aus einer Zeit kennen, als sie noch lange Nägel gehabt hatte. Er zeigte ihr eine Gesichtsnarbe als Beweis ihrer Bekanntschaft. Das war ihr neu. Keine Erinnerung daran.

Und Streener lästerte über den neuen Traum-Operator NATHAN.

»Der denkt nicht daran, uns zu helfen. Der will uns abnabeln. Uns alle Träume nehmen. Nur – mich kriegt er nicht. Multitasking heißt das Rezept. Komm mit, und wir beide machen den Überdrüberlogg.«

Das klang gut. Aber hättest du irgendeinem einfach aufs Wort geglaubt? Der redete von Trips in verschiedene, mehrfach verschachtelte Traumebenen, von Multitasking und höchsten Sinnesgenüssen. Behauptete, in jedermanns Leben spazieren und daran partizipieren zu können. Und es gleichzeitig sechsfach und mehr tun zu können. Und auch aus dem Leben gehen zu können! Simusense nannte er es. Alles nur ein Traum. Worte wie von Gott NATHAN. Nur mit anderer Konsequenz: es weiter zu tun – Simusense bewusst erleben.

Aber dann musste Streener fliehen. NATHAN schlug ins Leere.

Und das war NATHANS dritte Lektion:

Hütet euch vor den Schleppern. Ob sie Traumjäger oder Traumhelfer der alten Garde sind. Sie wollen euch die Rückkehr ins Leben verbieten. Euch in eine Endlosschleife des Simusense entführen.

Und der Traum-Operator sagte, dass der neue Giga ein Mann namens Perry Rhodan sei. Da klingelte irgend etwas in Bliss. Aber sie wusste nicht, welche Glocke das war. Und dieser Giga Perry Rhodan hatte eine Schar Megas um sich. Julian Tifflor. Atlan. Reginald Bull. Homer Gershwin Adams. Klangen gut, die Namen. Sie brachten jedoch, im Gegensatz zu Perry Rhodan, keine Glocke zum Läuten. Sie alle wollten nur das Beste für die traumverlorenen Terraner. Auch so ein Begriff: traumverlorene Terraner.

Bliss war neugierig. Sie schluckte den Köder.

Und es gab ein böses Erwachen.

 

*

 

Sie erkannte das Zimmer nicht wieder. Es war dasselbe, in dem sie sich eingeloggt hatte. Aber es war aufgeräumt und renoviert worden. Alles klinisch sauber. Hell ausgeleuchtet. Und da war ein Rob. Natürlich auf Hochglanz poliert. Und jede Menge Gesichter. Eines schälte sich aus der Menge.

»Erkennst du mich wieder, Bliss?«

Die Erinnerung kehrte allmählich zurück. Die Mondlandschaft Terrania. Sie, Bliss, und ihre Bande. Rhodan, von Traumjägern verfolgt. Guter Kampf. Verdienter Sieg. Der Electric Bazaar. Bliss' Abschied beim Einstieg ins Netz. Das Simusense-Leben verblasste dagegen wie ein Traum. Bliss konnte den Traum nicht halten.

»Perry Rhodan?«

Er nickte. Er war es.

Aber es war nicht derselbe Rhodan, den sie als Anführerin der Kidbots gemanagt hatte. Und sie war nicht mehr dieselbe. Sie war so klinisch sauber wie das Zimmer. Trug ein blütenweißes Hemd, das bis zu den Knöcheln reichte. Es wölbte sich über ihren Brüsten. Sie war zur Frau geworden.

»Zwei Jahre«, sagte Rhodan. »So lange warst du vernetzt. Aber jetzt ist Schluss damit, Bliss. Dreiviertel der Träumer haben wir schon abgekoppelt. Eine dreiviertel Milliarde Terraner sind bereits von der Droge Simusense geheilt. Es geht langsam, ich weiß. Aber wir müssen vorsichtig zu Werke gehen, damit keiner psychisch Schaden nimmt. Aber in weiteren zwei Jahren können wir Simusense abschalten.«

»Das ist grausam.«

»Ist es nicht.«

Und er wollte es ihr beweisen. Er zeigte ihr, wie Terrania wieder aufgebaut wurde. Es herrschte ein irres Gedränge zwischen den Häuserschluchten und in der Luft. In den Straßen Robs und Menschen. Man meinte, dass sie sich gegenseitig über den Haufen rennen müssten. In der Luft allerlei Vehikel. Überall geordnetes Chaos. Es wurde einem schwindelig – allein vom Zuschauen. Kein Vergleich mit Massenansammlungen im Simusense; diese waren gegen dieses Gedränge lockeres Beisammensein gewesen.

Aller Schutt war längst beseitigt. Kein Plätzchen zum Diggern. Es gab rein gar nichts zu finden. Der Raumhafen war voller Schiffe. Die Transmitter funktionierten. Das Leben spielte sich nicht mehr im Untergrund ab.

Es gab keine Traumjäger mehr; sie waren gleich zu Beginn der Neuordnung aus HQ Hanse vertrieben worden. Auch die Zeit der Traumhelfer war längst abgelaufen. Dieser Begriff hatte eine neue Bedeutung bekommen. Rhodan und seine Megas, allen voran Julian Tifflor, waren jetzt Traumhelfer. Ihre Hilfe bestand darin, die Träumer aus dem Simusense-Netz zu vertreiben. Bis zu zwei Millionen am Tag! Bliss hatte das zu spüren bekommen. Ihre Welt war immer kleiner geworden. Und der neue Gott NATHAN hatte durch seine Kampagne für weitere Reduktionen auf allen Gebieten gesorgt. Desillusionierung und Frustration durch die permanente Aufklärungskampagne.

Die letzten Traumjäger waren vor einem Jahr aus ihren Löchern gescheucht worden. Statt eines Electric Bazaar gab es jetzt Tausende. Die Währung war nicht mehr der Chip, sondern der Galax.

Bliss erinnerte sich noch an die Vernetzten von damals. Einmal aus dem Simusense, fiel ihr alles wieder ein. Diesbezüglich hatte NATHAN also nicht gelogen. Sie sah die Bilder: hohlwangige und bis auf die Knochen abgemagerte Träumer. In verwahrlosten Apartments hockend. Oder aufgedunsen, schorfig, wund. Blass und schwammig. Vegetierende. Und jetzt: jeder Terraner das personifizierte blühende Leben. Aber manche mit leeren Augen.

Bliss machte Rhodan darauf aufmerksam. Aber der wollte das nicht hören und wechselte das Thema.

»Interessiert es dich nicht, was aus Chinnvi und den anderen deiner Bande geworden ist, Bliss?«

Nein, es interessierte sie nicht. Mit dem Einstieg ins Simusense-Netz hatte sie alle Bande zu den Kindern gekappt. Und wenn sie nicht tot waren, konnte sie sich schon vorstellen, was aus ihnen geworden war. Sie wollte es nicht hören. Aber Rhodan fuhr gnadenlos fort:

»Sie sind resozialisiert. Haben in Shoonar ein Zuhause gefunden. Wir haben dort ein Schulungszentrum für elternlose Kinder eingerichtet. Chinnvi möchte einmal Pilotin werden. Der Weltraum hat es ihr angetan. Wäre das nicht auch was für dich?«

»Arme Schmuddelkinder«, sagte sie. Sie wollte sich nicht einmal vorstellen, was für geschniegelte Püppchen aus ihren ehemaligen Kidbots geworden waren. Aber Rhodan war zu weit gegangen. Er hatte etwas in ihr geweckt. Und so fragte sie:

»Habt ihr auch Alaras Gehirn saubergewaschen?«

Rhodan zierte sich zuerst. Aber dann rückte er mit der Sprache heraus. Ihre Mutter sei damals, nach dem gemeinsamen Abstecher zum Titan, bei ihrer Rückkehr zur Erde vom System vernetzt worden und habe das geistig nicht verkraftet.

»Simusense hat sie auf dem Gewissen«, schloss er. »Sie muss noch eine Weile im Medo-Center Tahun bleiben. Aber du könntest sie besuchen. Sie würde sich freuen ...«

»Tu uns beiden das nicht an, Rhodan!«

Er widerte sie an. Wenigstens war er clever genug, das zu merken. Darum übergab er sie an seinen Mega Julian Tifflor. Damit geriet sie gewissermaßen erst recht ins Vakuum.

Zu Tiff, wie sie ihn später nennen durfte, hatte sie nämlich überhaupt keine Frequenz. In seiner Gegenwart konnte sie nicht mal atmen. Er erdrückte sie mit seiner Fürsorglichkeit.

Streiflicht II

 

Die Stille wäre perfekt, würde das monotone Summen die große Halle nicht erfüllen.

Die Halle mit der runden Plattform und der Säule darauf und dem Hochleistungsreaktor im Hintergrund. Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es eine große Pforte, die ins Freie führt. Durch sie gelangt man auf einen riesigen Platz. Er hat einen Radius von einem Kilometer. Hier könnte ein Großraumschiff mühelos landen. Aber das geschieht nicht.

Der Platz ist leer.

Er wird begrenzt von einem Kreis von Bauwerken. Es sind architektonisch gewagte Metallkonstruktionen. Sie erheben sich glatt und fugenlos aus dem ebenfalls metallischen Boden. Der Kuppelbau mit freitragenden Auswüchsen herrscht vor. Aber es gibt auch rechteckige Bauten und zylindrische. Alles wirkt harmonisch und sauber aufeinander abgestimmt.

Ein Bauwerk überragt die anderen. Es ist ein hoher Turm, und an seinem Fuß ist die Pforte eingelassen. Es ist jene, die in die große Halle mit der Säule auf der dicken Plattform führt.

Der Turm selbst ist so hoch, dass er ein Kugelraumschiff mit einem Durchmesser von 800 Metern um gut 500 Meter überragt hätte. Aber der Platz ist leer.

Auch im Freien ist das beständige Summen deutlich zu hören.

2.

Perry Rhodan: 20 Jahre danach

 

Terra. HQ Hanse. NATHANS Statistik:

00.01 Uhr, Samstag, 1. September 1169 NGZ.

Bevölkerungsstand: 4,733224338 Milliarden Bürger.

Zuwanderungen: 111.420; Tendenz schwankend.

Geburten: 733.213; Zuwachsrate gegenüber 1168 NGZ: 8,733%.

Todesfälle: 46.904; Sterberate gegenüber 1168 NGZ: –4,69%.

Vernetzte: 1; weiblich; 34 Jahre.

 

Danach gab NATHAN Rechenschaft über die von ihm gesteuerte Großwetterlage. Für diesen Tag hatte er milde Temperaturen und leichte Bewölkung über Terrania vorgesehen ... in der Karibik baute die Lunarsyntronik einen Hurrikan auf, den sie Bully 39 nannte.

Rhodan registrierte die Wetterprognosen nur nebenbei. Er hatte sich auf eine bestimmte Meldung fixiert:

Eine Simusense-Träumerin.

Und das 22 Jahre danach!

Das war um eine Vernetzte zuviel, fand Rhodan. Das hatte nichts damit zu tun, dass er sie von früher kannte. Er hatte eigentlich keine Beziehung mehr zu ihr.

Er würde mit Julian Tifflor sprechen müssen. Er musste die Sache beenden! Das Simusense-Problem war bereits seit zwölf Jahren gelöst. Die letzten Simusense-Geschädigten hatten vor fünf Jahren Tahun als geheilt entlassen. Sie waren jetzt ganz normale Terraner.

Es ging nicht an, wegen einer einzigen Person das Simusense aufrechtzuerhalten und NATHAN auf diese Weise zu blockieren. Das Mondgehirn hatte wichtigere Aufgaben zu erledigen.

Beinahe sah es aus, als würde Tiff seine letzte Patientin auf diese Weise binden wollen, um sie nicht zu verlieren. Das war natürlich absurd. Aber in jedem Fall würde Tiff sich etwas einfallen lassen müssen. 22 Jahre waren genug. Wenn seine Patientin jetzt noch nicht soweit war, mit der Realität fertig zu werden, dann würde sie es nie sein.

Rhodan war vor einer Stunde, aus M 13 kommend, mit der ODIN auf dem Raumhafen von Terrania gelandet. Er hatte der Mannschaft Urlaub bis auf Widerruf gegeben. Der Terraner beabsichtigte, für ein paar Tage im Haus am Goshun-See auszuspannen; Gesil hatte ihn in einem Hypergramm daran erinnert, dass er auch noch Familie hatte. Das hatte ihm ins Bewusstsein gerufen, dass er seine Frau seit Monaten nicht gesehen hatte.

Bevor er sich jedoch ins Privatleben zurückziehen konnte, bat NATHAN ihn ins HQ Hanse.

»Der Hanse-Chef hat verlangt, Perry Rhodan nach seiner Rückkehr sofort zu sprechen«, meldete sich das Mondgehirn auf der ODIN. »Er erwartet dich in deinem Büro im HQ Hanse.«

»Geh nur, Perry, ich erledige die Formalitäten«, hatte Norman Glass, der Kommandantstellvertreter, gemeint.

Und da war er nun. Homer G. Adams, der neue, alte Chef der Kosmischen Hanse, hatte Rhodan sein früheres Büro überlassen, obwohl er kein offizielles Amt mehr innehatte. Weder innerhalb der Kosmischen Hanse noch im Galaktikum. Aber das hieß nicht, dass er als Privatmann politisch nicht mehr tätig war. Sein Name war Verpflichtung genug.

Perry Rhodan hatte gerade eine sechs Monate währende diplomatische Reise durch die Milchstraße hinter sich. Er war unter anderem auf den Welten des so genannten Niemandslands gewesen. Dabei handelte es sich um jene Pufferzone, die einst zwischen den Milchstraßenwällen bestanden hatte. Auf Planeten dieses Bereichs hatte Monos einst die Fehlprodukte seiner Gen-Experimente abgeschoben. Und dort lebten die Klone immer noch. Die Bionten der verschiedenen Völker hatten sich zusammengeschlossen, um gemeinsam ihre Probleme bewältigen zu können. Sie waren Mitglied im Galaktikum.

Rhodan hatte auch einen Abstecher ins Scarfaaru-System gemacht. Hatte das Museum im oberen Teil des Humanidroms und das Reich der Nakken in der unteren Hälfte besucht. Und er war auf Lokvorth gewesen, wo die Hangay-Völker diplomatische Missionen unterhielten, und hatte sich einen Überblick über deren Probleme verschafft. Dao-Lin-H'ay, die Bevollmächtigte der Kartanin, hatte ihm geklagt, dass es noch viele Hürden in der Verständigung zwischen den Hangay und den Pinwheel-Kartanin gäbe. Aber noch problematischer erschien es ihr, dass manche Galaktiker die Hangay-Völker diskriminierten und ihnen die vom Galaktikum gewährte Anerkennung versagten.

Sein Rundkurs hatte Rhodan auch in die Eastside geführt, wo es unter den Blues ebenfalls Kontroversen zwischen den Invivo-Geborenen und den Klonen gegeben hatte. Diese schienen jedoch inzwischen ausgeräumt zu sein. Rhodan erwartete noch einen ausführlichen Lagebericht von Mike. Sein Sohn, der immer noch an seinem Aliasnamen Roi Danton festhielt, hatte zusammen mit Ronald Tekener einige Zeit unter den Blues gelebt. Verschiedenen Meldungen zufolge hatten sie sich dort als Guerillakämpfer betätigt. Aber die Blues hatten nie offizielle Beschwerde eingebracht, so dass Rhodan sich erst nach Mikes Anhörung ein Urteil bilden wollte.

Zuletzt war Rhodan einer Einladung Atlans nach M 13 gefolgt und hatte sich davon überzeugen können, welchen Aufschwung die Zivilisation der Neu-Arkoniden in den letzten 22 Jahren genommen hatte. Dieser war vor allem Atlans Engagement zu verdanken. Der Arkonide hatte sich bald nach der Befreiung der Milchstraße auf seine Abstammung besonnen und sich mit aller Kraft dem Wiederaufbau des arkonidischen Sternenreichs gewidmet. Wenn die Neu-Arkoniden in der Gegenwart neben den Terranern das fortschrittlichste und einflussreichste Volk in der Milchstraße und im Galaktikum waren, dann hatten sie dies Atlan zu verdanken. Und die Neu-Arkoniden dankten es ihm auf ihre Weise. Bei seinem Besuch auf Arkon hatte Rhodan erstaunt vernommen, dass sie Atlan »ihren Kristallprinzen« nannten.

»Ihr Terraner müsst höllisch aufpassen, wenn ihr nicht von den Arkoniden überflügelt werden wollt«, hatte Atlan zum Abschied scherzhaft gesagt. »Wir sehen uns demnächst auf der Erde.«

Rhodans Resümee: Das Trümmerfeld Milchstraße, das Monos hinterlassen hatte, war größtenteils aufgeräumt. Aber noch nicht alle Wunden waren verheilt. Der Status quo der Mitte des 5. Jahrhunderts war noch nicht völlig wiederhergestellt. Monos hatte ihnen mit den Klonen, den verschiedenen Extremzüchtungen wie den Hyguphoten, dem Raumflugverbot, das einer Abschaffung der Raumfahrt gleichgekommen war, und der systematisch betriebenen Rückentwicklung der Milchstraßenvölker ein schweres Erbe hinterlassen.

Es gab keine brennenden Krisenherde in der Milchstraße, aber es gloste an manchen Stellen. Diese neuralgischen Punkte einzudämmen, bevor sie zum Brand werden konnten, musste die vordringlichste Aufgabe sein.

Dennoch, die Galaktiker konnten mit dem Erreichten zufrieden sein. Sie hatten innerhalb von zwei Jahrzehnten die Milchstraße wiederaufgebaut und alte Infrastrukturen den gegebenen Umständen angepasst. Es herrschte Frieden, und die Milchstraßenvölker lebten in Freiheit – nach sechseinhalb dunklen Jahrhunderten der Willkür und gnadenlosen Unterdrückung.

Homer G. Adams traf ein und begrüßte Rhodan mit einem Händedruck.

»Was sagst du zum Wetter?«, fragte er grinsend. Als gäbe es kein gewichtigeres Thema!

 

*

 

Als Rhodan verblüfft schwieg, fügte Adams hinzu:

»Bin gespannt, wie Bully reagiert. NATHAN hat schon wieder einen Hurrikan nach ihm benannt.«

»Es freut mich, dass dich kein größeres Problem belastet«, sagte Rhodan sarkastisch.

Der krumme Mann feixte.

»Wie wäre es damit? NATHAN hat verlangt, dass die Syntronik auf Titan zerstört werden soll.«

»Sie ist doch längst desaktiviert und erfüllt keinerlei Funktionen mehr«, sagte Rhodan. »NATHAN ist Alleinverwalter der Galaxis. Was will das Mondgehirn mehr?«

»Einiges: Auf NATHANS Wunschliste steht auch ein Gespräch mit Payne Hamiller und Galbraith Deighton. Aber glaube ja nicht, dass er sich mit der Hamiller-Tube zufrieden geben würde. Nein, es muss Payne Hamiller in Person sein. Und es erscheint ihm nicht als zu abstrakt, Gal von den Toten zu erwecken.«

»Was ist passiert, dass NATHAN plötzlich solche Forderungen stellt?«, erkundigte sich Rhodan. »Gibt es Anzeichen dafür, dass die lunare Großsyntronik überschnappt? Etwa durch irgendein Langzeitprogramm von Monos?«

Adams verzog das Gesicht.

»Wann hört ihr denn endlich auf, für alles Monos verantwortlich zu machen? Monos ist tot. Und mit ihm das System. Es gibt keine Geheimnisse mehr. Es gibt Spätfolgen, aber die sind transparent. Mit ihnen müssen wir leben. Euer Trauma ist – und da beziehe ich NATHAN mit ein –, dass ihr für alles Unerklärliche Monos verantwortlich macht.«

»Schon gut«, versuchte Rhodan den Hanse-Chef zu beschwichtigen. »NATHAN ist völlig in Ordnung. Monos hat nichts bewirkt, was wir nicht durchschauen können. Wie erklärst du dir dann die seltsamen Forderungen des Mondgehirns?«

»Damit, dass NATHAN eben nicht völlig in Ordnung ist – und er es auch weiß«, antwortete Adams. »Er kommt nicht darüber hinweg, dass er über eine wichtige Episode seiner Existenz keine Informationen hat. Über einen Vorfall, bei dem er eine wichtige Rolle gespielt haben muss, über den sich aber keinerlei Daten in seinen Speichern finden. Nicht einmal der Hinweis, dass sie einmal existiert haben und nachträglich gelöscht wurden.«

»Du meinst die Dezentralisierung der BASIS nach dem DORIFER-Schock im Jahre vier-vier-acht?«, fragte Rhodan.

Er rief sich die rekonstruierten Fakten in Erinnerung, die vor nunmehr über 720 Jahren zur Zerlegung der BASIS in ihre 100.000 Einzelsegmente geführt hatten.

Die Hamiller-Tube hatte ausgesagt, dass nach dem DORIFER-Schock im Jahre 448 NGZ Anson Argyris an Bord der BASIS gekommen war und NATHANS Befehl zur Dezentralisierung überbracht hatte – einen Befehl, der von der Hamiller-Tube umgehend ausgeführt worden war.

Von Ernst Ellert wiederum wusste man, dass er zuvor bei den Zeittafeln von Amringhar von Kytoma eine Amimotuo mit dem Auftrag bekommen hatte, sofort das Solsystem aufzusuchen und die Informationen aus dem Speicherkristall auf NATHAN zu übertragen. Bei diesem Vorgang war außer Ellert nur noch Galbraith Deighton anwesend gewesen. Die anderen Terraner hatten keine Ahnung von Ellerts Besuch, geschweige denn von seinem Auftrag. Ellert wiederum erfuhr nicht, welche Informationen NATHAN aus der Amimotuo auf sich übertrug. Sie mussten aber mit der Dezentralisierung der BASIS zu tun gehabt haben. Denn bald darauf machte sich Anson Argyris auf den Flug zum Standort des gigantischen Fernraumschiffs.

»In der Tat«, bestätigte Adams. »NATHAN erinnert sich nicht einmal daran, dass Ernst Ellert ihn damals aufgesucht und die Daten der Amimotuo in Galbraith Deightons Anwesenheit auf ihn übertragen hat. Natürlich finden sich auch Daten aus der Amimotuo, nicht in NATHAN. Das macht dem Mondgehirn zu schaffen. Da die Konfrontation mit Ernst Ellert nichts außer der Bestätigung eingebracht hat, dass er damals als Bote für NATHAN fungierte, und weil auch die Konferenzschaltung mit der Hamiller-Tube zu keiner Aufklärung führte, sucht NATHAN nach anderen Lösungen seines Problems. Er verlangt nach Payne Hamiller und Galbraith Deighton persönlich.«

»Das ist geradezu makaber«, stellte Rhodan fest. Ein neuerliches Öffnen der Hamiller-Tube war ebenso undenkbar, wie Gal Deighton etwa durch die über ihn gespeicherten Daten zu einem Scheinleben im Simusense-Netz zu erwecken. Gal hatte als Cyborg und Monos' Strohmann genug gelitten; er sollte ruhen. Und es war der Wille der Hamiller-Tube, dass ihr letztes Geheimnis gewahrt blieb.

»Nicht für NATHAN«, erwiderte Adams. »Er sieht dies als letzten Ausweg aus seinem Dilemma.«

»Und was hat das mit der Titansyntronik zu tun?«, wollte Rhodan wissen.

»Nichts. Nur mit dem erwähnten Monos-Trauma. Solange die Titansyntronik existiert, besteht für NATHAN die potenzielle Möglichkeit, von dieser ersetzt zu werden. Wie es unter Monos' Herrschaft ja geschehen ist. Nur wenn die Festung Titan dem Mondboden gleichgemacht wird, kann NATHAN sicher sein, dass sich ein solcher Missbrauch nicht wiederholt.«

»Es kann doch nicht so schwer sein NATHAN von der Lächerlichkeit seiner Befürchtungen zu überzeugen«, sagte Rhodan ungehalten.

»Du kannst es ja versuchen«, bot Adams an. »NATHAN hat unser Gespräch mitgehört, so dass du dir lange Erklärungen ersparen kannst.«

Perry Rhodan fand, dass er viel zu müde war, um sich mit solchen Problemen auseinandersetzen zu wollen. Er hatte sich die Rückkehr zur Erde eigentlich anders vorgestellt.

»Das hebe ich mir für ein andermal auf«, sagte er müde. »War es das, weshalb du mich ins HQ Hanse bestellt hast?«

»Nein, das hat sich nur so ergeben«, sagte Adams mit entschuldigendem Lächeln. »Eigentlich wollte ich dich nur wiedersehen. Tut mir leid, dass ich dich mit solchen Nebensächlichkeiten belästigt habe, Perry.«

Rhodan war beschämt.

»Nicht doch«, meinte er und klopfte Adams auf die Schulter. »Im Grunde genommen brauchen wir die Titan-Syntronik nicht mehr. Wir haben alle Informationen über Monos aus den Speichern geholt und können sie ebensogut vernichten, wenn es NATHAN hilft.«

»Du kannst doch Sato Ambush nicht sein einziges Spielzeug wegnehmen«, wehrte Adams ab. »Der Pararealist lebt für zwei Dinge. Dafür, einen Weg zu finden, um mit den Nakken direkt und auf ihrer Ebene kommunizieren zu können. Und dafür, das Geheimnis der Zellaktivator-Diebstähle zu lösen. In seinem Kopf spukt nach wie vor die Idee, dass Monos dafür verantwortlich sein muss. Und da sich in den zwei Jahrzehnten niemand sonst als Verdächtiger angeboten hat, ist er noch immer davon überzeugt, dass es irgendwo in der Titansyntronik über Monos' Täterschaft Informationen geben muss. Das ist dir doch nicht neu.«

Perry Rhodan wusste Bescheid. Er hatte Sato Ambush bis vor kurzem sogar noch in seiner Tätigkeit ermuntert.

Aber Adams hatte schon recht, wenn er in diesem Zusammenhang von einem Monos-Trauma sprach. Dieses ging sogar so weit, dass die verantwortlichen Galaktiker sich ein Angstgespenst besonderer Art schufen: die Furcht vor einer Bedrohung durch Monos' unbekannten Erzeuger!

Wer immer dieser Unbekannte auch war, so konnte vorausgesetzt werden, dass er von Monos' Tod erfahren hatte. Und dass er das Verlangen haben musste, zu vollenden, was Monos nicht gelungen war. Denn wie immer der Vater zu seinem Sohn gestanden hatte – der Vater war der eigentliche Intimfeind Perry Rhodans.

Denn wie Monos kurz vor seinem Tod bekannte, hatte Perry Rhodan seinem Vater irgendwann in der Vergangenheit schwer geschadet. Eine Identität ließ sich davon freilich nicht ableiten.

Und so schwebte die Bedrohung durch einen Unbekannten wie ein Damoklesschwert über der Milchstraße. Zwanzig Jahre Ruhe waren keine Garantie dafür, dass ein Rachefeldzug von Monos' Erzeuger nicht zu befürchten war.

Rhodan wollte gerade dazu Stellung nehmen, als sich NATHAN über Lautsprecher unaufgefordert meldete.

»Man entschuldige meine Einmischung«, sagte die Mondsyntronik. »Aber ich fühle mich genötigt, eine Stellungnahme abzugeben, bevor das eigentliche Thema dieser Besprechung in Vergessenheit gerät.«

»Von einer Besprechung kann keine Rede sein«, erwiderte Rhodan. »Aber lass deine Stellungnahme hören.«

»Danke«, sagte das Mondgehirn. »Ich verstehe, dass man aus Gründen der Pietät die Intimsphäre von aus dem Leben Geschiedenen achten will. Darum bin ich bereit, von einer direkten Konfrontation mit Galbraith Deighton und Payne Hamiller Abstand zu nehmen. Dazu hätte ich einen Alternativvorschlag.«

»Danke für dein Verständnis, NATHAN«, sagte Homer G. Adams ohne Sarkasmus. »Und welche Alternative bietest du an?«

»Wenn man den gesamten Problemkomplex mit dem Datentransfer aus der Amimotuo und der Dezentralisierung der BASIS analysiert, dann muss man zu dem Schluss kommen, dass der Initiator dieser Aktion nur die Superintelligenz dieser Mächtigkeitsballung sein kann«, sagte NATHAN. »Ich mochte darum verlangen, dass alle Anstrengungen unternommen werden, um Kontakt zu ES zu bekommen. Ich möchte mit der Superintelligenz konferieren.«

»Das ist der letzte Beweis dafür, dass das Mondgehirn übergeschnappt ist«, ertönte da Reginald Bulls Stimme aus dem Hintergrund; er kam gerade zusammen mit Julian Tifflor in Rhodans Büro und hatte NATHANS Forderungen mitbekommen. »Ich hätte es ihm gerade noch verziehen, dass er zum neununddreißigsten Mal einen Hurrikan nach mir benennt. Aber das ist zuviel: eine Leitung zu ES! Als ob wir das nicht schon immer wollten.«

»Du stellst eine unerfüllbare Förderung, NATHAN«, sagte Homer G. Adams. »Du weißt so gut wie wir, dass ES sich seit der DORIFER-Katastrophe nicht mehr gemeldet hat. Wir haben keine Ahnung, was aus der Superintelligenz geworden ist und warum sie schweigt.«

»Ich muss darauf beharren, dass alles unternommen wird, mir die verlorene Erinnerung zurückzugeben«, sagte das Mondgehirn mit Nachdruck. »Es ist zu meinem wie zu eurem Wohl. Es muss aufgeklärt werden, warum ich über die Geschehnisse im Zusammenhang mit der Amimotuo und der Dezentralisierung der BASIS keine Daten mehr habe. Also handelt entsprechend.«

Rhodan war der sinnlosen Diskussion überdrüssig. Darum sagte er:

»Wir werden die entsprechenden Maßnahmen ergreifen. Aber nun zu einem anderen Thema, NATHAN: Es wäre hoch an der Zeit, das Simusense-Netz endgültig zu des aktivieren.«

»Es wird nur noch zu einem verschwindend kleinen Bruchteil unterhalten, gerade so stark, wie es dem Bedarf eines einzelnen Benutzers entspricht«, antwortete NATHAN. »Ich schließe mich jedoch durchaus deiner Meinung an, dass das Simusense-Netz endlich desaktiviert gehört. Aber das liegt nicht in meiner Verantwortung.«

Julian Tifflor räusperte sich. Als Rhodan sich ihm zuwandte, sagte er:

»Ich trage die Verantwortung. Ich habe es bisher nicht gewagt, Bliss aus dem Netz zu holen. Es wäre ihr Tod gewesen. Sie ist eins mit Simusense. Aber ich bin nun auch der Meinung, dass ich das Wagnis eingehen sollte.«

»Mir ist, als hätte ich das schon mal gehört«, sagte Rhodan. »Schon vor einem Jahr und die Jahre davor. Warum solltest du plötzlich deine Meinung geändert haben, Tiff?«

»Ich habe viel mit ihr gearbeitet«, sagte Tifflor. »Nun, glaube ich, ist sie so weit, dass sie die Furcht vor der Realität überwinden kann, ohne einen tödlichen Schock zu bekommen.«

Rhodan versuchte sich Bliss vorzustellen, als sie vor zwanzig Jahren zum ersten Mal aus dem Netz geholt worden war. Aber er sah sie nur als zwölfjährige Bandenführerin mit messerscharfen und stahlharten Fingernägeln vor sich – auf einer stillen Erde mit einer schlafenden Menschheit, die in Monos' Simusense-Netz träumte. Er sah es ganz deutlich, wie sie endlich den ersehnten Chip ergatterte, der ihr den Einstieg ins Simusense-Netz ermöglichte.

Wenn er damals geahnt hätte ...

»Tiff, du verlängerst nur ihr Leiden, wenn du nicht endlich einen radikalen Schnitt machst«, redete Rhodan dem Freund zu. Er dachte, dass sie besser tot wäre, als weiterhin einsam in ihrer Traumwelt leben zu müssen. Aber er sprach es nicht aus. Er wusste, dass Tiff nicht seiner Meinung war. Der Grund lag darin, dass er seine erste Patientin, die er vom Simusense befreite, verloren hatte. Und Bliss war seine letzte.

»Ich tue es«, sagte Julian Tifflor entschlossen. Aber man merkte ihm an, dass ihm nicht wohl dabei war.

Streiflicht III

 

Hinter den Gebäuden um den Platz erstrecken sich viele Reihen weiterer Gebäude zu einer ganzen Stadt.

Der große Platz mit dem charakteristischen Turm liegt im Zentrum der Stadt.

Sämtliche Gebäude sind aus Metall gefertigt. Und alle Straßen haben einen metallisch glänzenden Belag.

Die Stadt ist von imposanter Größe.

Sie wird auch Maschinenstadt genannt.

Maschinenstadt ist unbewohnt. Auch tierisches Leben gibt es hier keines. Nicht einmal winzige Insekten schwirren in der Luft. Selbst Mikroben finden sich hier nicht.

Nichts regt sich. Nichts bewegt sich.

Das beständige Summen ist überall in der Stadt zu hören. Und auch jenseits ihrer Grenze.

Das Summen ist wie der Atem der Welt, in der die Stadt steht.

3. Bliss:

Endlosschleife

 

Tiff war ihr gegenüber sehr offen.

»Leider haben wir viele Simusense-Geschädigte«, stellte er fest. »Jeder zweite, den wir aus dem Netz holen, muss in die Psychiatrie. Das ist unser größtes Problem. Aber wir kriegen es in den Griff. Jetzt, da wir die letzten Cantaro von ihren Ortonatoren befreit haben, steht uns Tahun zur freien Verfügung. Mit Beginn des nächsten Jahrzehnts wird es keine Simusense-Patienten mehr geben.«

Bliss schauderte. Ihr wurde übel.

»Horrorvision«, sagte sie. »Warum lasst ihr ihnen nicht das bisschen Glück?«

Julian Tifflor war über ihre Einstellung nicht glücklich. Er versuchte, sie zu einer Therapie zu überreden. In solchen Momenten wünschte sie sich die langen Nägel ihrer Kindheit zurück. Da hätte der grausam hilfreiche Mega Tifflor für eine Weile ganz übel ausgesehen.

»Nichts da«, lehnte sie ab. »Ich will kein Opfer von Zwangsbeglückung werden. Ich weiß, was mein Körper will. Mein Geist hat Hunger nach Erlebnis. Du aber willst mich töten. Ich spucke auf deine Rettung.«

Diese Haltung änderte sich. Bliss wurde äußerlich ruhiger. Es brachte nichts, Gefühl zu zeigen. Julian wollte einen artigen Rob. Er hatte schon viele artige Robs, die wie Menschen aussahen. Die Milliarde würde bald voll sein. Also benahm Bliss sich wie ein artiger Rob und machte die Therapien mit. Sagte, was die mechanischen Diagnostiker hören wollten, und ließ sich gute Zeugnisse ausstellen. Sie galt als Musterpatientin.

Aber in ihr lebte die kleine Kidbot weiter. Geschützt durch einen mehrfach gestaffelten Schutzschild aus Scheinheiligkeit. Und die kleine Kidbot-Bliss hing dem Traum vom Chip nach, der es ihr ermöglichte, sich ins Netz einzulocken.

Mega-Tiff war ganz gerührt. Bliss war seine Lieblingspatientin, und er widmete ihr mehr Zeit, als er zur Verfügung hatte. Er merkte, dass sie etwas Besonderes war, aber er ahnte nichts von ihren Sehnsüchten. Wollte nicht einmal Sex mit ihr machen. Er trieb es mit Nia Selegris.

Julian Tifflor nahm sie auf seiner PERSEUS sogar mit auf manchen Flug ins All. Zu jenen kosmischen Orten, wo in diesen Tagen galaktische Geschichte geschrieben wurde. Er dachte wohl, ihr das Leben in der Realität auf diese Weise schmackhafter machen zu können. Und Bliss tat alles, um ihn glauben zu machen, dass er Erfolg hatte.

Sie begleitete Tiff auch zum Saturnmond Titan. Er zeigte ihr die Anlagen, die einst das Simusense-Netz Terras gesteuert hatten und nun mit der Lunarsyntronik NATHAN gekoppelt waren. NATHAN steuerte das Simusense nun solo. Das Mondgehirn traf die Auslese der Träumer, die reif dafür waren, aus dem Netz geholt zu werden. Er jagte die Traumjäger und holte sie aus dem Netz. Er steuerte das Wetter auf Terra, regelte den Raumschiffsverkehr, koordinierte die Geschäfte der Kosmischen Hanse und die Rücksiedlung der Terraner von den Kolonialwelten zur Erde. Er organisierte den Wiederaufbau, die Rehabilitation und Resozialisierung der Träumer, ordnete das Erziehungs- und Bildungssystem und schrieb die Geschichte der dunklen Jahrhunderte neu.

NATHAN über alles!

Julian Tifflor beantwortete geduldig Bliss' Fragen. Aber er gestattete ihr nicht einmal einen kurzen Einstieg ins Simusense. Er befürchtete einen Rückfall.

Und Mega-Tiff nahm sie auf der PERSEUS auch zur Verabschiedung der letzten Cantaro mit. Diese fand am 30. Mai des Jahres 1149 NGZ statt; sinnigerweise war das der zweite Jahrestag des Todes von Monos, der als Dorian Waiken für die Belebung des Simusense gesorgt hat.

Bliss dachte nicht daran, dass es sich bei diesem Flug um eine von Tiffs Hinterhältigkeiten handeln könnte. Darum fragte sie nicht nach dem Ort des Geschehens. Erst am Ziel erfuhr sie, dass es sich bei dem Planeten um Tahun handelte. Und klar fragte Tiff wie nebenbei: »Willst du nicht hier bleiben? Hier hast du alles, was du brauchst. Und du könntest Alara sehen, wann immer du willst.«

Alles in ihr, schrie nach langen, stahlharten Fingernägeln. Ritsch-ratsch, und aus der steifen Feierlichkeit würde eine Blutorgie werden.

Sie sah es wie in einem irren Trip vor sich. Und das erregte sie.

Die hundert letzten Cantaro, den Bauch voller Module. Aber das Herz um den kleinen entscheidenden Fortsatz beschnitten. Du ahnst nicht, mit was für Phrasen des Dankes sie die Galaktiker beträufelten. Sie wollten in ewiger Dankbarkeit aus der Milchstraße scheiden.

Hundertmal ritsch-ratsch!

Und dann die drei Anoree, diese Eierköpfe: Die Völker von NGC 7331 würden in ewiger Brüderlichkeit zu den Galaktikern stehen. Das war ein Beistandsabkommen! Besiegelt mit Handschlag und Bruderkuss. Degruum, Gavval und Shyrbaat waren ja so dankbar dafür, dass man ihnen gestattet hatte, das Amagorta-Black-Hole für immer zu schließen. Amagorta – das versiegelte Monument für die hochverehrten Archäonten. Ihr Grab. Nun ein unberührbares Heiligtum. Für immer und ewig. Danke, danke, tausend Dank! Und ritsch-ratsch-ritsch-ratsch-ritsch-ratsch.

Bliss erbebte.

Und was für ein Finale wäre das gewesen: Mega-Tiff von hinten anzugehen und ihm die Fingerklingen unter dem Kinn anzusetzen. Warten, während er erhobenen Hauptes dem entschwindenden Sichel- und den zehn Buckelschiffen verklärt nachstarrte. Warten, ob er sich vielleicht eine Träne gönnte, und dann – genau in diesem Augenblick ...

»Bliss! Was ist mit dir? Schnell einen Medo!«

Wow! War das ein Aufstieg. Besser konnte Multitasking auch nicht sein. Aber nun hatte sie die Medos am Hals und musste eine schräge Schau abziehen, um sie schnell wieder loszuwerden. Und Mega-Tiff versichern, dass es das Medo-Center war, was ihr Übelkeit bereitete.

Das war knapp an der Katastrophe vorbei. Aber als Tiff auf dem Rückflug merkte, dass sie förmlich aufblühte, war er überzeugt, richtig gehandelt zu haben. Sie war ein Kind Terras. Jawohl. Tahun wäre ihr Tod gewesen.

Zum Glück konnte Mega-Tiff die Schutzschirme um ihr Ich nicht durchbrechen. Und sehen, was sie brauchte: Terra und Simusense. Der Trip auf Tahun war das bisher erlebte Maximum gewesen.

Wenn sie sich selbst so stimulieren konnte – wie musste das erst mit einem Multitasker sein!

Ein Multitasker war die Erfüllung ihres Hypertraums. Aber die Manschetten von damals wurden unter Verschluss gehalten.

Und dann traf sie Streener.

Er sah besser aus als im Simusense. Obwohl es ihm gar nicht gut ging. Sie hatten das Versteck mit seinem Körper gefunden und diesen gepflegt und gemästet, während er durch die Träume der verbliebenen Stupid-Vernetzten auf Reisen ging. Und als er für den Bruchteil einer Sekunde unvorsichtig war, hatten sie ihn bei einer Schnittstelle zwischen den Traumebenen aus dem Netz geholt.

NATHAN hatte mal wieder ganze Arbeit geleistet. So wie Streener wurde ein Flüchtiger nach dem anderen aus dem Netz geholt.

Schlechte Zeiten für Kreative waren das.

Aber auf eine gewisse Weise hatten sie Schonzeit, denn die Stupid-Vernetzten hatten Vorrang. An sie war auch leichter heranzukommen. Sie waren durch NATHANS Psychoterror gut vorbereitet. Es dauerte nur eben, sie alle abzunabeln. Das heißt, Probleme machte nur ihre anschließende »Integrierung in die Gesellschaft«. Eine von Tiffs Lieblingsphrasen.

Und Bliss redete mit Streener. Er war noch ganz der alte. Mega-Tiff hatte ihn noch nicht in die Mangel genommen. Aber in zwei Monaten oder so würdest du ihn nicht wiedererkennen. Sie wurden alle zu glücklichen Zombies. Manche früher, manche später.

Und wie hart Streener auch war, sie würden auch ihn weichklopfen.

Bliss würde es auch noch erwischen. Sie wusste es. Sie musste raus aus dem goldenen Käfig, bevor sie sie mürbe gemacht hatten.

Zurück ins Netz! Das war ihr einziges Ziel.

Und Streener machte es möglich. Er raunte ihr zu:

»Habe noch mehr Geheimverstecke. Finden die nie. Zwei Manschetten sind noch da.«

»Eine ist mein!«, forderte Bliss. »Oder, beim Klirr-Klang-Gott, ich greif dir ohne Handschuh in die Eingeweide.«

Das war der Sprachschatz der inneren Bliss, der Kidbot, der Träumerin.

»Wir beide oder keiner!« Das war Streeners Schwur.

Und dann schlug ihrer beider große Stunde.

Mega-Tiff auf Reisen. Auf Tour zu terranischen Kolonialwelten. Die Megas hatten in dieser Zeit mehr als nur Simusense im Kopf. Tiff also nicht da. Die Therapeuten eingelullt. Einen Strahler beschafft. Ein paar Robs eingeschmolzen. Und mit dem Gleiter über die Dächer und in den Untergrund.

Es gab noch den Untergrund. O ja! Tief unter der Oberfläche des in neuem Glanz strahlenden Terrania. Ein Netzwerk von Gängen und Stollen. Und Hohlräume. Das Erbe der Simusense-Ära. Streener kannte sie alle. Er hatte sich die Daten vom toten Pascal besorgt. Und er führte Bliss bis zur Sohle der Unterwelt.

Dort hatte er eine Überlebensblase eingerichtet. Und zwei Manschetten lagen bereit.

»Die Versorgung mit Luft und Nahrung ist für ein Jahrzehnt gewährleistet«, versicherte Streener.

»Du unterschätzt NATHAN«, gab Bliss zu bedenken. »Den kostet es bloß einen Impuls, uns zu schnappen.«

»Wir brauchen lediglich einen Vorsprung von einem Monat«, versicherte Streener. »Das müsste reichen, um uns in den Träumen von einem Dutzend Stupiden zu verankern. Das ist unsere Basis. Sie können nämlich keine Träumenden wecken, die im Multitasking sind. Die würden den Verstand verlieren. Wenn uns das gelingt, kann uns niemand was. Wir müssen nur wachsam sein. Und in einem Jahr sind wir unangreifbar.«

»Warum hat es dich dann erwischt?«

»Ich war allein. In Teamarbeit schaffen wir es. Einer muss den anderen decken. Steigen wir ein?«

»Steigen wir ein!«

 

*

 

Wieder im Netz!

Und diesmal ganz bewusst. Kein Vergessen, die Erinnerung an die vergangenen Monate vom Leben in der Realität war ungebrochen. Bei einem Vergleich mit dem Simusense sah die Wirklichkeit trist aus.

Was für eine Welt!

Mit Multitasking boten sich ungeahnte Möglichkeiten. Bliss brauchte unter den Träumern nicht lange zu suchen, um ein halbes Dutzend geeigneter Probanden zu finden.

Niki, Orna, Stoer, Alfie, Donna und Viryll – das war ihr Grundstock.

Niki hatte was mit Donna laufen; das war die eine Querverbindung. Bliss kam über Niki zu Donna. Orna war Donnas beste Freundin. Alle drei wussten natürlich durch NATHAN über Simusense Bescheid und warteten ungeduldig darauf, aus dem Netz geholt zu werden.