Die drei ???® Kids
Band 46
Mit Illustrationen von Kim Schmidt
KOSMOS
Umschlag- und Innenillustrationen von Kim Schmidt, Dollerup
Umschlaggestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
Grundlayout: Friedhelm Steinen-Broo, eStudio Calamar
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© 2011, 2012, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-13397-2
Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Justus lag noch müde in seinem Bett, als plötzlich die Tür aufsprang. »Aufwachen! Beeilung!« Schnell zog er sich die Decke über den Kopf. »Oh nein! Tante Mathilda, warum weckst du mich so früh? Ich habe Ferien!« Doch es war gar nicht seine Tante, die ins Zimmer gestürmt kam, sondern seine Freunde Peter und Bob. »Hör ich mich an wie Tante Mathilda?«, prustete Bob laut lachend und zog ihm die Decke weg. Justus warf sein Kopfkissen nach ihm. »Mann! Was soll das? Warum schreit ihr so?«
»Komm mit!«, lachte Peter. »Du wirst staunen.«
Jetzt konnte Justus seine Neugier nicht mehr verbergen, sprang aus dem Bett und lief den beiden hinterher. Auf der Veranda saßen Tante Mathilda, Onkel Titus und Bobs Vater. Vor ihnen lag ausgebreitet eine Landkarte. »Wollt ihr verreisen?«, fragte Justus irritiert. Bob zeigte auf einen Punkt auf der Karte. »Ja, und zwar nach Conga Island.«
»Conga … was?«, wiederholte Justus.
Jetzt mischte sich Bobs Vater ein. »Conga Island ist eine kleine Insel, etwas weiter draußen im Pazifik. Man hat dort einen riesigen Park für wilde Tiere gebaut, eine Art Safaripark. Ich habe den Auftrag bekommen, einen Bericht darüber zu schreiben.« Bobs Vater arbeitete für eine große Tageszeitung in Los Angeles.
»Cool, oder?«, unterbrach ihn Peter. »Der Park öffnet erst in ein paar Tagen, und wir sind die Ersten, die ihn erleben dürfen.« Justus verstand immer noch nicht. »Wieso wir?«
»Weil wir mitkommen dürfen«, platzte Bob heraus. »Mein Vater schreibt seinen Bericht, und wir machen ein paar Tage Safari.«
Tante Mathilda unterbrach ihn plötzlich. »Moment, so weit sind wir noch nicht! Ich weiß erst seit genau vier Minuten von der Idee. Mister Andrews, kann es dort gefährlich werden? Ich meine, wenn auf der Insel lauter wilde Tiere herumlaufen?« Bobs Vater beruhigte sie. »Nein, das ist alles sehr sicher. Es ist ja ein Vergnügungspark und kein Überlebenstraining. Die Tiere beobachtet man aus Jeeps heraus, oder sie sind hinter Gittern. Aber ich nehme Justus natürlich nur mit, wenn Sie einverstanden sind, Mrs Jonas.«
Tante Mathilda sah Hilfe suchend ihren Mann an. »Titus, was sagst du dazu? Könnte Justus von einem Löwen gefressen werden?« Onkel Titus grinste. »Wir können ihn ja mit Senf einreiben, dann schmeckt er nicht. Aber im Ernst: Wenn Mister Andrews dabei ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass etwas Gefährliches passiert. Ich meine, man hat nicht alle Tage die Gelegenheit, umsonst einen Safaripark zu besuchen. Vielleicht können die drei Jungs dort sogar etwas für die Schule lernen.«
Justus war inzwischen hellwach und erkannte sofort, dass Onkel Titus ihm mit seinen Worten eine Steilvorlage lieferte. »Genau!«, rief er, »für die Schule ist das sehr nützlich. In Bio geht es in der nächsten Zeit um Tiere in der Wildnis. Löwen, Krokodile, Zebras, Giraffen und Affen.«
Tante Mathilda sah ihn argwöhnisch an. »Stimmt das?«
»Hundertprozentig.« Justus hatte nicht gelogen, denn in den nächsten Schuljahren würden wilde Tiere bestimmt irgendwann Thema sein. Die Frage war nur, wann.
Bobs Vater zeigte erneut auf die Karte. »Also, das ist ein Übersichtsplan von der Insel. Hier im Norden befinden sich kleine Hütten für die Gäste, und dort ist der eigentliche Safaripark. Nach Conga Island kommt man normalerweise mit dem Schiff. Wir nehmen allerdings ein Wasserflugzeug.«
»Ein Wasserflugzeug?!«, stöhnte Tante Mathilda. »Auch das noch. Aber ich sehe, ihr seid nicht mehr zu bremsen. Also, meinetwegen könnt ihr auf Abenteuerfahrt gehen. Erstens sind Ferien, und zweitens ist es gut für die Schule. Wann geht es denn los?«
Bobs Vater sah schuldbewusst zu Boden. »Also, äh, um genau zu sein, in zwei Stunden. Auf dem Sportflughafen von Santa Monica wartet bereits das Flugzeug auf uns. Ich weiß, das kommt alles sehr überraschend, aber ich wurde auch erst heute Morgen über den Auftrag informiert.«
Onkel Titus stand auf und klatschte in die Hände. »Also, worauf wartet ihr noch? Justus, pack deine Sachen, und dann auf nach Conga Island! Bringt mir einen Tiger mit!«
Kurz darauf saßen die drei ??? im Auto von Bobs Vater, und Tante Mathilda winkte ihnen hinterher. »Macht keine Dummheiten und kommt heil zurück! Mister Andrews, ich verlasse mich auf Sie.« Bobs Vater setzte seine Sonnenbrille auf und legte den ersten Gang ein. »Keine Angst. Ich bringe alle drei in einem Stück wieder heim.« Zu diesem Zeitpunkt ahnte niemand, dass die drei ??? bald eines ihrer gefährlichsten Abenteuer zu bestehen haben würden.
Bis zum Sportflughafen von Santa Monica mussten sie eine knappe Stunde die Küstenstraße entlangfahren. Schließlich deutete Bobs Vater auf ein verbeultes Schild mit einem Flugzeug. »Hier geht’s lang. Scheint nicht viel los zu sein.« Der Flughafen bestand aus einer rostigen Blechhalle und einer fast zugewachsenen Landebahn. Mister Andrews fuhr direkt vor die Halle. Als sich niemand blicken ließ, drückte er auf die Hupe. »Ich hoffe, wir sind hier richtig. Besonders vertrauensvoll sieht das nicht gerade aus.«
Als er zum zweiten Mal auf die Hupe drückte, kam ein bärtiger Mann in einem verschmierten Overall zum Vorschein. »Ja, zum Teufel, was ist denn los? Wer macht hier so einen Krach?« Bobs Vater stieg aus. »Wir haben einen Flug nach Conga Island gebucht und suchen den Piloten.« Der Mann kaute auf seiner Zigarre herum und spuckte gegen die Schiebetür der Blechhalle. »Der steht vor Ihnen, Mister. Ich dachte schon, Sie kommen nicht mehr. Wollte mich gerade aufs Ohr legen. Aber wer sind diese drei Knirpse? Von zusätzlichen Passagieren hat mir niemand was gesagt. Das kostet natürlich Aufschlag. Jedes Kilo Gewicht verbraucht Treibstoff. Und Sprit ist teuer. Für den kleinen Dicken da muss ich glatt eine Extraportion tanken – hehe.«
Justus blickte den Piloten wütend an. »Ich weiß nicht, wen Sie damit meinen.« Doch bevor er weiterreden konnte, legte ihm der Mann seine ölige Hand auf die Schulter. »Lass gut sein, Junge. Smitty macht gern mal einen dummen Spruch. Also los, würde ich sagen. Nennt mich wie alle hier: Smitty, der Bruchpilot.«
Peter kratzte sich nervös am Hals. »Wieso Bruchpilot? Sind Sie schon mal abgestürzt?« Der Pilot begann, laut zu lachen. »Einmal? Ha! Ich bin schon so oft abgestürzt, dass ich nicht mehr mitzähle. Aber nicht mit dem Flugzeug, sondern an der Bar. Ihr wisst schon, Freund Whiskey. Aber keine Angst, Jungs, wenn ich fliege, trinke ich keinen Schluck. So, dann wollen wir den Vogel mal aus der Halle schieben.«
Bob sah Smitty verwundert an. »Wir müssen das Flugzeug schieben?«
»Na klar! Oder denkst du, das kommt wie ein Hund, wenn man es beim Namen ruft? Nein, nein, die alte Tante Emma muss man aufs Flugfeld rollen.«
Der Pilot führte alle in die Halle und zog an einer großen Plane. Darunter befand sich ein uraltes einmotoriges Sportflugzeug. Es war knallrot bemalt, und vorne stand in gelber Schrift: Emma. »Dann mal los! Alle zusammen!«
Die drei ??? wunderten sich, wie leicht man so ein großes Flugzeug schieben konnte, und schließlich stand die Maschine in Startposition. Einer nach dem anderen stieg ein und nahm auf den durchgesessenen Ledersitzen Platz. Smitty saß ganz vorn und setzte sich einen großen Kopfhörer auf. »O.k. Leute, machen wir den Bordcheck: Sprit haben wir, Seitenruder in Ordnung, Öldruck eins a, Funkgerät funktioniert, und auf der Toilette war ich auch.« Dann sprach er in ein kleines Mikrofon. »Delta, Charly, Echo, Tango, Bravo. Emma ruft Flugsicherheit in Santa Monica. Bitte um Starterlaubnis.« Doch in dem kleinen Lautsprecher im Cockpit rauschte es nur.
Bobs Vater legte irritiert den Sicherheitsgurt an. »Sind Sie sicher, dass man Sie gehört hat?« Der Pilot lachte dreckig. »Na klar. Die hören alles. Die sind nur zu faul zu antworten.« Dann startete er den Motor. Es knallte und knatterte, schließlich stieg schwarzer Qualm auf, und der Propeller begann, sich langsam zu drehen. Kurz darauf schob der Pilot einen breiten Hebel von sich weg, und die Maschine rollte langsam vorwärts. »Dann wollen wir das Vögelchen mal in die Luft schaukeln«, brummte er, und es schien ihm sichtlich Spaß zu machen, dass seine Passagiere unruhig auf den Sitzen hin und her rutschten. Immer schneller rollte das Flugzeug, bis sich schließlich die Nase leicht nach oben hob. Emma war in der Luft. »Das wäre schon mal geschafft«, stöhnte Mister Andrews. »Ich bin gespannt, was uns noch alles erwartet.«