Nr. 1123
Brutstätte der Synchroniten
Sie sind Seelenlose – sie entstehen im Synchrodrom
von Ernst Vlcek
Die Kosmische Hanse, von Perry Rhodan vor 426 Jahren als interstellare Handelsmacht mit völkerverbindenden Aufgaben und als Verteidigungsinstrument gegen die destruktiven Machenschaften der Superintelligenz Seth-Apophis begründet, hat auch die Porleyter-Krise, die schwerste Prüfung ihrer bisherigen Existenz, überstanden.
Doch die nächste Bedrohung folgt auf dem Fuß. Schauplatz ist der Frostrubin, wo Perry Rhodan mit seiner aus 20.000 Einheiten bestehenden Galaktischen Flotte auf die Endlose Armada trifft, die Millionen und Abermillionen Schiffe zählt.
Feindseligkeiten von Seiten der Armadisten zwingen Perry Rhodan schließlich, mit seiner Flotte den einzigen Fluchtweg zu beschreiten, der noch offen bleibt: den Weg durch den Frostrubin.
Dieser Weg führt in die Galaxis M 82 – und in das absolute Chaos. Die Einheiten der Galaktischen Flotte werden voneinander getrennt, und einige gehen durch Einwirkung des Gegners verloren.
Dabei zeigt sich, dass die Armadaschmiede, die »Söhne Ordobans«, die als Drahtzieher im Hintergrund agieren, die Terraner endgültig auszuschalten versuchen. Wie skrupellos und hinterhältig die Schmiede dabei vorgehen, beweist das Geschehen in der BRUTSTÄTTE DER SYNCHRONITEN ...
Die Hauptpersonen des Romans
Verkutzon – Herr des Synchrodroms MURKCHAVOR.
Schovkrodon – Der Armadaschmied besucht einen Kollegen.
Dam-Krasseur – Ein Gen-Ingenieur.
Perry Rhodan – Der Terraner spürt seinen Synchroniten.
Vulambar – Kommandant der Armadaeinheit der Sreaker.
Curovar – Vulambars Waffenmeister.
1.
Die Kabinentür glitt auf, und Ama-Taroon stand darin.
Ihr Anblick raubte Dam-Krasseur den Atem. Er hatte schon immer gefunden, dass die Eugenikerin eine Schönheit war. Aber wie sie nun, dem feierlichen Anlass entsprechend, in ihre Ahnendecke gehüllt, vor ihm stand, erschien sie ihm fast als übernatürliches Wesen.
»Komm nur weiter, Ama«, sagte der Zytologe, ohne die Blicke von ihr zu lassen.
Sie schwebte förmlich auf ihren sechs Beinballen in die Kabine. Nur die Spitze ihres Hinterleibs und der Kopf ragten unter dem Ahnenmantel hervor. Sie hatte eine reinweiße Gesichtshaut und einen zierlichen Kopf von vollendeter Kugelform, in dem die vier grünen Augen gleich Edelsteinen leuchteten. Die vier Atemschlitze unterhalb der funkelnden Augen waren halb geschlossen – sie lächelte sogar ein wenig damit. Ihr großer Mund, von leicht angegrauten Hautläppchen umrahmt, ließ ihre kräftige Stimme erahnen.
Selbst die dicke Ahnendecke, in die sie sich hüllte, konnte ihren zierlichen, schlanken Körper nicht entstellen. Ihr Gang war graziös. Dam-Krasseur kam sich neben ihr plump und unbeholfen vor. Und seine eigene Ahnendecke erschien ihm neben ihrem genealogischen Schmuckstück schäbig.
»Du hast es hier richtig gemütlich«, lobte Ama-Taroon, während sie sich umsah, ohne ihren Kopf zu wenden. Ihre großen Augen erlaubten ihr einen Blickwinkel von nahezu 360 Grad, während Dam-Krasseurs Augen so klein waren, dass er nur auf größere Entfernungen das Rundumsehen beherrschte.
Sie schritt bis zur gegenüberliegenden Wand, die Dam-Krasseur freigehalten hatte von Fahnen, Wimpeln, Tafeln und Teppichen, die Auskunft über seine Ahnen und deren geistige Haltung gaben.
Er hätte auch nicht genügend solcher Andenken gehabt, um alle Wände damit zu schmücken. Seine Ahnenreihe reichte nur einige Generationen zurück, dann verlor sie sich im dunkeln. Es war ihm früher nie wichtig gewesen, intensive Ahnenforschung zu betreiben, aber seit er merkte, dass sich Ama-Taroon für ihn interessierte, schämte er sich für seine Nachlässigkeit.
Er fürchtete, dass sie sich darum von ihm abwenden könnte, um sich einen anderen Partner zu suchen, dessen Stammbaum sich viel weiter zurückverfolgen ließ. Dies nicht zuletzt auch, weil er wusste, dass sie unter dem Einfluss von Sar-Sarrassan stand und den Genealogen fast abgöttisch verehrte.
Sie ließ sich vor der kahlen Wand nieder und breitete mit beiden Armen ihre Ahnendecke aus. Dam-Krasseur war beeindruckt von den vielen Reihen von Namen, die den Umhang zierten.
Sie betrachtete ihn mit ihrem hinteren Augenpaar, und dabei vertiefte sich der heitere Zug der Atemschlitze.
»Nimm meinen Mantel und hänge ihn neben deinen auf diese kahle Wand«, verlangte sie mit ihrer kehligen Stimme. »Ich möchte zu dir ziehen.«
Dam-Krasseur konnte sein Glück kaum fassen. Wie im Traum trippelte er zu ihr, nahm ihr den Mantel ab und befestigte ihn an der schmucklosen Wandhalterung. Er entledigte sich seiner eigenen Ahnendecke und befestigte sie neben der ihren. Dann ging er hinter sie, stemmte sich auf seinem hinteren Beinpaar hoch und stützte die vier anderen Beine auf seine Oberschenkel, um genügend Halt zu haben, wenn er sich weit nach vorne über sie beugte. Er senkte seinen Kopf dem ihren entgegen, so dass sich ihre Stirnpunkte fast trafen und sie einander gleichzeitig in alle vier Augen sehen konnten.
Eine Welle von Zärtlichkeit überkam ihn, und er ergriff ihre behaarten Arme, die so schwarz waren wie das Gewand von Armadaschmieden. Ihre achtfingrigen Hände fanden sich und kosten einander.
Sie entzog sich seinem Vieraugenkontakt, ohne das Fingerspiel zu unterbrechen, indem sie den Kopf senkte und über den Stirnpunkt den Blick auf die beiden Ahnendecken richtete.
»Sieh hin, Dam«, forderte sie ihn auf. »Wäre es nicht wunderbar, unsere beiden Ahnenreihen auf einer Decke vereint zu sehen? Sieh dir die beiden Ahnengalerien genau an. Soweit man es zurückverfolgen kann, haben sich unsere beiden Familien noch nie zuvor getroffen. Nicht einmal auf einer Nebenlinie. Wir wären ein ideales Paar. Ich könnte mir keine bessere Kombination als die unserer beiden Gene vorstellen.«
Dam-Krasseur hatte sich gewisse Chancen bei Ama ausgerechnet, aber nicht im Traume daran gedacht, dass sie sich für eine festere Bindung interessierte.
»In der Tat«, stimmte er mit vor Erregung heller Stimme zu, »ich habe selbst schon gewisse genetische Berechnungen angestellt und befunden, dass unsere Erbanlagen miteinander harmonieren könnten.«
»Ich möchte ein Kind von dir, Dam«, sagte Ama-Taroon geradeheraus. »Es muss ein Sohn sein. Er soll überwiegend meine körperlichen Fähigkeiten bekommen und dein geistiges Gut. Er muss eine Schönheit werden und ein Genie. Es darf nichts dem Zufall überlassen bleiben. Wir werden seine Zukunft vom Augenblick der ersten Zellteilung an bestimmen. Bist du einverstanden, Dam?«
»Ich wüsste nicht, was ich mir lieber wünschen würde«, gestand der Zytologe. »Ich habe auch nichts gegen eine Retortengeburt und eine gezielte Gensteuerung ... du weißt, wie fortschrittlich ich denke. Meine Arbeit für die Armadaschmiede beeinflusst nicht meine Privatsphäre ...«
»So ergeht es uns allen«, sagte Ama-Taroon. »Wir könnten nicht anders existieren. Wir müssen unseren Dienst vom Privatleben strikt trennen. Wir können aber sehr wohl unsere beruflichen Erfahrungen für das Wohl unseres Volkes nutzen. Das sind Binsenweisheiten. Ich verstehe nur nicht, was du ausdrücken willst.«
»Ich möchte einen Sohn mit dir«, sagte Dam-Krasseur fest. »Und ich möchte mit dir eine perfekte Genzüchtung haben, einen Sohn, der die wertvollsten Eigenschaften von uns beiden in sich vereinigt. Aber ein solcher Schritt will vorbereitet und reiflich überlegt sein.«
»Was ist das für ein Unsinn, Dam«, schalt sie ihn. »Wir brauchen jeder nur eine Körperzelle zu spenden, um davon eine exakte Genanalyse machen zu lassen. Laserabtastung, fraktionierte Zerlegung in Zellbestandteile mittels Ultrazentrifuge, Insertion radioaktiver Atome und andere Reizimpulse ... das ist doch alles nur Routine. Die Auswertung dauert nur einen Tag. Und wenn wir für die Erstellung eines Genprogramms für unseren Sohn zwei Tage veranschlagen, kann in spätestens drei Tagen alles klar sein. Wenn wir den Wachstumsbeschleuniger einsetzen, kann unser Kind in drei Wochen den Brüter verlassen.«
»Ich habe Bedenken anderer Art«, sagte Dam-Krasseur. »Das Armadaherz schweigt. Wir blicken in eine ungewisse Zukunft. Wir wissen nicht, was aus unserem Volk wird. Wir sind Unfreie, und je mächtiger die Armadaschmiede werden, desto deutlicher wird unser Status der von Sklaven. Ich möchte nicht, dass unser Sohn als Sklave unter Sklaven geboren wird.«
»Gut, dann keine Wachstumsbeschleunigung«, sagte Ama-Taroon. »Wir können ihn auch in einem Inhibitor wachsen lassen und diesen Prozess auf Jahre ausdehnen. Solange wir wollen. Bis zu jenem Tag, da wir ein freies Volk sein werden. Aber wir dürfen uns die Chance nicht entgehen lassen, ein solches Genie in die Welt zu setzen, wie es unser Sohn wäre. Und glaube mir, Dam, es wird nicht mehr lange dauern, bis wir wieder ein freies Volk sind und eine eigene Armadaeinheit bilden können.«
»Wie kommst du darauf?«
»Sar-Sarrassan weiß es. Er hat es mir gesagt.«
»Sar-Sarrassan!«, sagte Dam-Krasseur abfällig. »Der Genealoge ist mir zu sehr Mystiker, als dass ich auf seine Prophezeiungen etwas geben könnte. Von wem hat er sein Wissen? Hat er wieder mit den Toten gesprochen?«
»Sar-Sarrassan hat deinen Spott nicht verdient«, erwiderte Ama-Taroon zornig und mit geweiteten Atemschlitzen. »Er hat sich große Verdienste um die Ahnenforschung gemacht. Und wenn wir bald einen Stammvater haben werden, dann ist das auch sein Verdienst.«
Dam-Krasseur zuckte bei ihren letzten Worten erschrocken zusammen, er hätte nicht entsetzter sein können, wenn plötzlich seine Armadaflamme erloschen wäre.
»Nicht so laut!«, ermahnte er sie. »Verkutzon könnte mithören. Ich schätze Sar-Sarrassans Forschungsarbeit ebenfalls, aber ich will nichts über seine Zukunftsprognosen hören. Und mit dir will ich am allerwenigsten darüber diskutieren. Ich liebe dich nämlich, Ama.«
»Dann sagst du ja zu einem Sohn?«
»Gib mir ein wenig Bedenkzeit«, bat Dam-Krasseur. »Ich muss zum Dienst. Verkutzon wird schon ungeduldig, weil der neue Synchronite nicht nach Wunsch gedeiht. Nach Dienstschluss besprechen wir dieses Thema dann ausführlich.«
»Gut. Einverstanden«, stimmte Ama-Taroon zu. »Dann werde ich meinen Dienst eben früher antreten, um gleichzeitig mit dir Schluss machen zu können. Aber glaube ja nicht, dass du mir mit fadenscheinigen Ausreden kommen kannst, um mir meine Idee ausreden zu können. Ich liebe dich nämlich auch.«
Diesmal erhob sie sich über ihn und senkte ihren Kopf auf ihn herab. Er sah ihre Armadaflamme zur höchsten Stelle ihres Kopfes wandern, und dann berührten sich ihre Stirnpunkte, und sie sahen sich tief in die Augen. Das Spiel ihrer Finger an seinen Händen war als Geste des Abschieds gedacht. Aber Dam-Krasseur verspürte plötzlich ein so starkes Gefühl der Zuneigung für seine Gefährtin, dass er alles andere vergaß.
Er dachte nicht an die Pflichten gegenüber Verkutzon, dachte nicht an dessen Drohung, dass er härtere Maßnahmen ergreifen würde, wenn die Entwicklung des neuen Synchroniten nicht bald ein entscheidendes Stadium erreichte.
In diesem Augenblick war Dam-Krasseur zum ersten Mal in seinem Leben wirklich glücklich.
2.
Stoccers Haltung war eine einzige Herausforderung. Er trug volle Kampfausrüstung. Äußere Arm- und Beinprothesen, die seine Reaktionsschnelligkeit und seine Schlagkraft verzehnfachten, und in die ein Sechsersortiment von Schusswaffen eingebaut war; dazu den eiförmigen Einsatzhelm mit eingebauten Sensoren für die Defensivbestückung, wie etwa Schutzschirme und Ortungsgeräte.
Und so stand er da: breitbeinig, das obere Armpaar in die Hüften gestemmt, die Innendaumen der achtfingrigen Hände des zweiten Armpaars in den Gürtel gehakt.
Er war mit 1,5 Meter nur wenig größer als Vulambar, sein Kommandant, auch von schlankerem Wuchs, aber von einer unglaublichen Zähigkeit. Er war eine richtige Kämpfernatur und ein Stellvertreter, wie man keinen besseren fand. Sein Kriegstagebuch war fast so dick wie das von Vulambar, und trotz der vielen Einsätze besaß er nur einen 25-prozentigen Körperverstärker.
Vulambar selbst bestand zu 30 Prozent aus Ersatzteilen.
»Was hast du mir zu melden, Stoccer?«, erkundigte sich der Kommandant der Armadaeinheit 3773.
»Der Soldatenflicker ist ein Verräter«, sagte Stoccer.
»Doc Lankar soll ein Verräter sein?«, fragte Vulambar ungläubig. »Das ist eine ungeheure Anschuldigung. Ich hoffe, du kannst sie auch beweisen.«
»Natürlich«, sagte Stoccer. »Er hat dich an die Schmiede verkauft. Wir wissen es von den Armadamonteuren, die vor kurzem an Bord gekommen sind. Doc Lankar hat sie untersucht und für in Ordnung befunden. Aber mir ließ die Sache keine Ruhe, und darum leitete ich eine Untersuchung auf eigene Faust ein. Dabei stellte sich heraus, dass es sich um Armadamonteure handelt, die von den Schmieden manipuliert werden. Sie gehorchen nur ihnen.«
»Demnach wissen die Schmiede, dass uns ihr Infiltrationsversuch bekannt ist?«, fragte Vulambar.
»Nein.« Stoccer verzog seinen violetten Mund zu einem Grinsen. »Wir haben die Demontage der Monteure als Unfall hingestellt. Bei der Auswertung ihres Innenlebens sind wir dann auf besagte Information gestoßen. Ich habe die Speicherimpulse in Bildsignale umsetzen lassen. Willst du das Holo sehen? Es ist überaus interessant, auch wenn die Qualität zu wünschen übrig lässt.«
Vulambar gab seinem Assistenten durch einen Wink des linken Armpaars zu verstehen, dass er das Bilddokument sehen wollte. Stoccer legte eine handtellergroße Spule in den Projektor ein und schaltete auf Wiedergabe.
Zuerst konnte Vulambar nur ein paar verschwommene Farbflecken erkennen. Aber allmählich fanden die Formen zueinander, so dass sich ein einigermaßen erkennbares Bild herauskristallisierte.
Die Szene zeigte irgendein Laboratorium, in dem gelegentlich klein gebaute Armadamonteure auftauchten, die jedoch offenbar nur Handlangerdienste verrichteten. Das Sagen hatten aber wurmartige Lebewesen auf sechs schwarz behaarten Beinen und mit einem Paar ebensolcher Arme. Auch ihre Hände waren wie die der Sreaker achtfingrig.
»Das sind Schleicher, die Gen-Ingenieure der Armadaschmiede«, erklärte Stoccer dazu.
Einer der Schleicher machte sich an einem großen röhrenförmigen Behälter zu schaffen, der rundum geschlossen war. Nachdem er einige Instrumente abgelesen hatte, ließ er von dem Monteur, durch dessen Optik diese Szene beobachtet und aufgezeichnet wurde, ein Schott öffnen. Danach rollte der Monteur eine Bahre aus dem Behälter, auf dem eine nackte Gestalt lag.
Es war ein Sreaker – und er besaß keine Armadaflamme.
»Das bin ich!«, rief Vulambar aus. Das Holo erlosch. Der Armadakommandant fuhr fort: »Wie ist das möglich? Ist die Ähnlichkeit zufällig, oder handelt es sich wirklich um einen Doppelgänger von mir?«
»Es ist ein Synchronite von dir«, antwortete Stoccer. »Mit ihm können die Schmiede Einfluss auf dich nehmen und dich manipulieren.«
Vulambar wurde nachdenklich.
»Haben sie das schon getan?«
Stoccer schüttelte den behelmten Kopf.
»Der Synchronite ist erst im Werden. Aber wenn er vollständig entwickelt ist, dann haben dich die Schmiede in der Hand, Vulambar.«
»Dazu werde ich es nicht kommen lassen«, rief der Armadakommandant zornig aus. »Wie können die Schmiede das tun – einen Synchroniten von mir erschaffen?«
»Der Soldatenflicker hat ihnen geholfen«, antwortete Stoccer. »Ich bin der Sache nachgegangen und habe den Fall rekonstruiert. Die Armadaschmiede brauchten nur eine Zellprobe von dir, um daraus einen Synchroniten klonen zu können. Und die haben sie von Doc Lankar bekommen.«
»Wann? Wie?«
»Erinnere dich an deinen letzten Einsatz ...«
Es war bald nach dem Durchgang durch TRIICLE-9. Die Endlose Armada fand sich in einer fremden Galaxis wieder. Es herrschte eine heillose Verwirrung. Das Armadaherz war verstummt, es kamen keine neuen Befehle, die Armadaeinheiten waren auf sich selbst gestellt. Einige der insgesamt eintausendfünfhundert Zylinderschiffe von Vulambars Armadaeinheit waren versprengt. Ihre Funksprüche wurden aufgefangen. Es waren Notsignale. Sie kamen aus dem System eines roten Riesen mit sieben Planeten.
Vulambar mobilisierte eine kleine Flotte und führte sie selbst an. Das Sonnensystem war von einem raumfahrenden Volk bewohnt, das die versprengten Schiffe der Armadaeinheit 3773 angriff. Es kam zu einer Raumschlacht, bei der die Sreaker alle gegnerischen Schiffe vernichteten. Vulambars Flaggschiff bekam einen Treffer ab, der Armadakommandant erlitt dabei eine so schwere Verletzung, dass er einer Notoperation unterzogen werden musste.
Als er danach wieder zu sich kam, eröffnete Doc Lankar ihm: »Tut mir leid, alter Kämpe, aber dein Motor hat es nicht mehr gemacht. Ich musste ihn gegen ein Kunstherz austauschen. Nun hast du die Dreißigprozentmarke erreicht.«
Damit wollte er ausdrücken, dass Vulambars Körper nunmehr zu 30 Prozent aus mechanischen Ersatzteilen bestand. Der Armadakommandant hatte es leicht genommen, denn es stellte sich heraus, dass die Kunstpumpe besser arbeitete als sein eigenes Herz.
Dieser Zwischenfall lag noch nicht lange zurück.
»Doc Lankar hat dein Herz in eine Kühlbox verpackt und an die Schmiede verschachert«, erzählte Stoccer. »Er steht schon seit längerer Zeit mit ihnen in Kontakt. Sie haben auch ihn in der Hand. Er übergab dein Herz an Monteure, die es in den Synchrodrom MURKCHAVOR brachten. Dort begannen die Schleicher sofort damit, einen Synchroniten von dir zu klonen. Gleichzeitig schickten die Schmiede zehn ihrer Monteure als eine Art Besatzungsmacht an Bord deines Flaggschiffs. Es sind Riesendinger von doppelter Sreakergröße. Zum Glück haben wir sie rechtzeitig entschärft.«