Nr. 1127
Die Ewigen Diener
Sie durchstreifen das Universum – auf der Suche nach ihrem Herrn
von Marianne Sydow
Die Kosmische Hanse, von Perry Rhodan vor 426 Jahren als interstellare Handelsmacht mit völkerverbindenden Aufgaben und als Verteidigungsinstrument gegen die destruktiven Machenschaften der Superintelligenz Seth-Apophis begründet, hat auch die Porleyter-Krise, die schwerste Prüfung ihrer bisherigen Existenz, überstanden.
Doch die nächste Bedrohung folgt auf dem Fuß. Schauplatz ist der Frostrubin, wo Perry Rhodan mit seiner aus 20.000 Einheiten bestehenden Galaktischen Flotte auf die Endlose Armada trifft, die Millionen und Abermillionen Schiffe zählt.
Feindseligkeiten von Seiten der Armadisten zwingen Perry Rhodan schließlich, mit seiner Flotte den einzigen Fluchtweg zu beschreiten, der noch offen bleibt: den Weg in die Galaxis M 82 – und in das absolute Chaos. Die Einheiten der Galaktischen Flotte werden voneinander getrennt, und einige gehen durch Einwirkung des Gegners verloren.
Indessen gibt es auch im Solsystem genügend Aufregung und Unruhe. Denn die Menschen erwarten, dass Vishna, die abtrünnige Kosmokratin, ihre gegen Terra gerichtete Drohung wahr macht.
Vishna ist auf dem besten Wege dazu. Um ihre verderblichen Pläne gegen die Menschheit in die Tat umzusetzen, rekrutiert sie DIE EWIGEN DIENER ...
Die Hauptpersonen des Romans
Belice – Herrin des neuen Virenimperiums.
Sycho und Lucius – Zwei Androiden entwickeln Gefühle.
P-null – Ein robotischer Spion.
Amo – Ein prominenter Vertreter der Parsf-Dynastie.
Der Erstkonstruierte, Nachkömmling und Wächterchen – Machthaber der Klong-Dynastie.
1.
Seit unendlich langer Zeit trieben die Klong und die Parsf nebeneinander durch den Weltraum, und seit ebenso langer Zeit suchten sie nach dem Herrn, der ihnen durch ihre Geschichte verheißen war. Wenn man bedachte, wie lange diese Suche bereits andauerte, dann konnte es einen nur wundern, dass sowohl die Klong, als auch die Parsf noch immer vom Sinn und Zweck ihres Unternehmens überzeugt waren.
Wenn man allerdings etwas näher über diese beiden seltsamen Pilgergruppen unterrichtet war, dann wäre man noch viel erstaunter gewesen, wenn sie ihre Mission vergessen hätten.
Die Klong und die Parsf waren nämlich nichts anderes als Maschinen. Sie entstammten der Roboterzivilisation der Schatt-Armarong, die sich auch die Ewigen Diener nannten.
Die Schatt-Armarong wussten nichts über ihre Herkunft, und das war schon so gewesen, als die Parsf und die Klong vom Sitz der zehn Dynastien vertrieben wurden. Sie existierten irgendwo im Leerraum zwischen den fernen Galaxien, und solange sie zurückdenken konnten, hatten sie auf ihren Herrn gewartet. Wenn man berücksichtigte, dass Roboter im allgemeinen völlig unfähig sind, etwas zu vergessen, dann musste man zwangsläufig zu dem Schluss kommen, dass mit dem vielzitierten Herrn der Schatt-Armarong etwas ganz und gar nicht stimmte: Entweder war er schon vor langer Zeit in die Ewigen Jagdgründe eingegangen, oder er hegte gar nicht die Absicht, zu seinen Dienern zurückzukehren. Oder die Schatt-Armarong waren infolge eines fatalen Schaltfehlers nicht mehr in der Lage gewesen, ihren Herrn von diversen anderen Kreaturen zu unterscheiden, woraufhin sie ihn schlicht und einfach umgebracht hatten, so dass er gar nicht zurückkehren konnte. Und es gab noch mehr Möglichkeiten.
Aber was immer auch geschehen sein mochte – den Schatt-Armarong war es nicht gegeben, nach den Ursachen zu forschen. Organische Lebewesen hätten früher oder später Zweifel daran entwickelt, dass es diesen mysteriösen Herrn überhaupt gegeben hatte. Die Schatt-Armarong aber dachten gar nicht daran, des ewigen Wartens überdrüssig zu werden. Das heißt: Zumindest die anständigen Mitglieder dieses erstaunlichen Volkes versteiften sich mit robotischer Sturheit darauf, einfach nur zu warten. Es gab auch andere, wie sich am Beispiel der Klong und der Parsf eindeutig erkennen ließ.
Es lag in der Natur der Sache, dass eine ganze Reihe von potentiellen Herren bei den Schatt-Armarong aufkreuzten. Sie existierten im Leerraum, und der heißt bekanntlich so, weil es dort reichlich wenig gibt, was irgendeinen Raumfahrer interessieren könnte. Wenn dann entgegen allen Erwartungen doch etwas auf den Ortungsschirmen auftaucht, dann ist ein solches Objekt natürlich nur um so interessanter. So gesehen ist der Leerraum alles andere als ein ideales Versteck, besonders für ein Objekt, das groß genug ist, um geortet zu werden, und lange genug existiert, um von sich reden zu machen. Auf den Sitz der Schatt-Armarong traf beides zu.
Im Lauf der vielen Jahrtausende wurden immer wieder Raumfahrer der verschiedensten Art auf diese Roboterzivilisation aufmerksam, und sie alle entwickelten ein reges Interesse an den Schatt-Armarong, wobei ihre Motive so vielfältig waren wie ihre Gestalt und die Art ihrer Transportmittel. Das Spektrum reichte von simplen Piraten, die bei den Robotern allerlei Reichtümer vermuteten, über vom Rohstoffmangel gebeutelte Völker, die in den Schatt-Armarong und ihrem Sitz nichts anderes als eine Art von kosmischem Supermarkt erblickten, bis hin zu neugierigen Forschern, die die Geschichte der Robotzivilisation kennen lernen wollten. Am häufigsten kamen allerdings Raumfahrer vom Typ der Eroberer, die sich von einem Staatsgebilde wie dem Sitz der Schatt-Armarong geradezu magnetisch angezogen fühlen mussten. Bot sich ihnen hier doch die unvergleichlich reizvolle Chance, auf einen einzigen Schlag zu einem gigantischen Heer von ebenso leistungsfähigen wie billigen Söldnern zu kommen. Einen Roboter braucht man schließlich nicht zu entlohnen. Und die Schatt-Armarong waren zu allem Überfluss sehr wohl dazu imstande, sich selbst zu reparieren, beziehungsweise zu produzieren. Das einzige Hindernis, das man zu überwinden hatte, war: Man musste diese Roboter davon überzeugen, dass sie forthin das zu tun hatten, was ihre neuen Herren ihnen sagten. Und gerade diese Hürde erwies sich als unüberwindbar.
Welche Ziele die ungebetenen Gäste der Schatt-Armarong auch immer verfolgten, sie stießen auf taube Ohren. Die Piraten verschwendeten all ihre Tricks, ohne den geringsten Erfolg zu erzielen, die Eroberer sahen sich gezwungen, anderswo nach billigen Söldnern zu suchen, und kein Geschichtsforscher brachte jemals auch nur ein vernünftiges Wort aus einem Schatt-Armarong heraus. Und das alles nur deshalb, weil keiner von ihnen den Schlüssel besaß, der allein die Schatt-Armarong zum Gehorsam zwingen konnte.
Dabei waren die Roboter stets geneigt, jeden fremden Besucher zunächst einmal mit offenen Armen zu empfangen – ganz einfach deshalb, weil sie nicht wussten, wie ihr Herr aussah und mit welcher Gefolgschaft er zu seinem Volk zurückkehren mochte.
Die Schatt-Armarong waren im Gegensatz zu vielen anderen Robotern lernfähig, und so merkten sie in immer kürzerer Zeit, was mit ihren Gästen los war. Sie speicherten in ihren ungemein aufnahmefähigen Denkmechanismen all die Listen und Intrigen, auf die ihre Besucher verfielen, und am Ende stand immer ein und dasselbe Ergebnis: Die Besucher hatten mit dem, auf den die Ewigen Diener warteten, nichts zu tun. Keiner der vielen Fremden beherrschte und verstand den Befehlenden Kode.
Gewöhnliche Roboter hätten die ungebetenen Gäste mehr oder weniger höflich verabschiedet und ihnen dabei zu verstehen gegeben, dass sie ihren Besuch besser nicht wiederholen sollten. Vielleicht hatten auch die Schatt-Armarong irgendwann in ferner Vergangenheit so rücksichtsvoll gehandelt. Wenn das der Fall war, dann hatten sie vermutlich schlechte Erfahrungen gemacht.
Wie dem auch sei – irgendwann waren die Schatt-Armarong zu dem Schluss gekommen, dass Rücksichtnahme fehl am Platz war. Sie begrüßten auch weiterhin jeden, der sich zu ihnen verirrte, mit freundlicher Neugier. Wenn sich aber herausgestellt hatte, dass auch diesmal der ersehnte Herr samt seinem Befehlenden Kode nicht dabei war, brachten die Schatt-Armarong ihre Gäste um. Genauso rigoros verfuhren sie mit den Transportmitteln der Fremden.
Am Sitz der Schatt-Armarong gab es Regionen, die wie ein einziger Friedhof aussahen – und dort lagen nicht nur die Überreste von Raumfahrern, sondern auch die ihrer gesammelten Transportmittel. Da die Ewigen Diener für all diese »Abfälle« keine Verwendung hatten, häuften sie sie zu riesigen Bergen an – Bergen, die aus so vielen Schichten gebildet waren, dass Scharen von Forschern jahrzehntelang darin hätten herumwühlen können, ohne alle Geheimnisse zu enträtseln. Diese Berge waren bereits riesig gewesen, als die Klong und die Parsf ihre Heimat verließen. Und wenn die Schatt-Armarong noch immer existierten – woran eigentlich kein Zweifel bestand, jedenfalls nicht für die beiden durch den Raum driftenden Dynastien – dann mochten diese seltsamen Deponien mittlerweile Dimensionen erreicht haben, die erstaunlich genug waren, um weitere Fremde anzulocken.
Die Schatt-Armarong hatten zehn grundverschiedene Funktionen zu erfüllen, und dementsprechend gab es auch zehn verschiedene Grundkonstruktionen. Irgendwann im Lauf der langen Zeit bildeten sich aufgrund dieser Tatsache die zehn Großfamilien oder Dynastien, wie sie später genannt wurden – Wortgebilde, die die Ewigen Diener mit Sicherheit ihren diversen Gästen zu verdanken hatten. Und diese Dynastien begannen alsbald, auf gar nicht roboterhafte Weise um Macht und Größe miteinander zu wetteifern.
Anfangs waren alle Dynastien voneinander abhängig, jede übernahm die Aufgaben, die der verschwundene Herr mit dem Befehlenden Kode ihr zugewiesen hatte, und verließ sich in jeder anderen Beziehung auf ihre Nachbarfamilien. Schon bald aber entwickelten die einzelnen Gruppen ein robotisches Äquivalent zu ganz normalem Familienstolz, und sie strebten danach, autark zu werden, zum Beispiel auf dem Gebiet der Produktion von »Nachwuchs« oder der auch bei den Ewigen Dienern stets anfallenden Reparaturarbeiten – beides Aufgaben, die bis dahin die darauf spezialisierten Dynastien übernommen hatten. Während die Troak-Dynastie jedoch den jeweils benötigten »Nachwuchs« in einer seinen künftigen Aufgaben angepassten Form produziert hatte, also einem Reparaturarbeiter ein anderes Aussehen verliehen als einem robotischen Sternengucker, produzierten die nun nach Autarkie strebenden Dynastien ihre Artgenossen ausschließlich nach ihrem eigenen Bild. So entstanden in der auf Astronomie spezialisierten Großfamilie Roboter, die wie Astronomen aussahen und dennoch Reparaturen ausführten und umgekehrt.
Auf diese Weise grenzten sich die Dynastien natürlich auch nach außen hin voneinander ab. Sie trachteten fortan danach, auf ihrem Einflussgebiet alle anders geformten Roboter schleunigst durch Modelle aus eigener Produktion zu ersetzen, und als sie das geschafft hatten, war der gigantische Staat der Schatt-Armarong in zehn kleinere Staaten zerfallen. Allerdings hatten sie alle noch immer ihr gemeinsames Ziel, und über all diesen Aktivitäten vergaßen sie niemals, wer und was sie waren: Nichts weiter als die Ewigen Diener, die auf ihren Herrn warteten. Diese Erkenntnis hinderte sie jedoch nicht daran, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln für den Ruhm und den Glanz ihrer Dynastien zu wirken.
Und an genau dieser Stelle begann das, was schließlich mit der Vertreibung der Klong und der Parsf endete.
Die Dynastie der Klong hatte sich aus den ehemaligen Sicherheitskräften der Schatt-Armarong entwickelt. Sie allein hatten einst dafür gesorgt, dass die zahlreichen Fremden entlarvt wurden, und sie hatten auch jene Gemetzel angerichtet, deren Ergebnis die gigantischen Abfallhaufen waren. Damit die Klong ihre Aufgabe erfüllen konnten, waren sie mit einer gehörigen Portion Schläue ausgestattet worden, und ein erstaunliches Maß an Überheblichkeit kam später ganz von selbst dazu.
Von allen Ewigen Dienern fiel es den Klong am schwersten, eine unabhängige Dynastie zu bilden. Sie waren zwar imstande, neue Roboter nach ihrem eigenen Vorbild zu bauen, aber da sie von sich und ihren Fähigkeiten so über alle Maßen überzeugt waren, stellten sie sich ziemlich ungeschickt an, wenn es darum ging, ihre Artgenossen mit anderen Eigenschaften auszustatten. Und schließlich, als die Dynastie der Klong zur unbedeutendsten aller Großfamilien zu werden drohte, kamen sie auf die Idee, es genau umgekehrt zu machen: Sie bauten Roboter, die wie die Angehörigen anderer Familien aussahen, und gaben ihnen jene Fähigkeiten, die allein die Klong besaßen. Diese »geistigen« Klong konnten nun ganz unauffällig in die Zentren der anderen Dynastien vordringen und dort allerlei Informationen beschaffen. Auf diese Weise nahm die Dynastie der Klong alsbald einen gewaltigen Aufschwung, und es kam der Zeitpunkt, an dem die Klong meinten, dass sie die klügsten, vor allem aber die mächtigsten Mitglieder der Zivilisation von Schatt-Armarong waren.
Daraus ergab sich die logische Schlussfolgerung, dass sie sich die anderen Dynastien unterwerfen und über sie herrschen sollten.
Die Klong ahnten nicht, dass man an anderer Stelle ganz ähnliche Gedanken hatte – nämlich bei den Parsf.
Bezeichnenderweise war es auch für die Parsf schwierig, ihrer Dynastie jenes Maß an Geltung zu verschaffen, das sie ihrer Meinung nach haben sollten. Und die Parsf waren noch viel einseitiger veranlagt als die Klong.
Sie hatten seit alters her die Aufgabe, ständig in den Weltraum hinauszuhorchen, um jede noch so kleine Spur, die zum Herrn der Schatt-Armarong führen mochte, ausfindig zu machen. Es war schließlich nicht ganz und gar auszuschließen, dass der ersehnte Herr und Meister sehr wohl zu seinen Dienern zurückzukehren wünschte, es jedoch aus diesen oder jenen Gründen nicht tun konnte – zum Beispiel, weil er von einem fremden Volk daran gehindert wurde. In einem solchen Fall wäre es selbstverständlich die Pflicht der Ewigen Diener gewesen, ihm zu Hilfe zu eilen.
Seit unvorstellbar langer Zeit orteten also die Parsf alles, was sie an Signalen auffangen konnten, und seit genauso langer Zeit war ihnen auch nicht die Spur eines Erfolgs zuteil geworden. Dabei hatten sich bei ihnen – bildlich gesprochen – ein paar Schrauben gelockert, was eigentlich kein Wunder war: Eine so lange Zeit totaler Frustration musste auch bei widerstandsfähigen mechanischen Wesen Folgen haben. Zu den auslösenden Faktoren gehörte sicher auch die Tatsache, dass die Parsf unmittelbare Nachbarn der Klong waren. Sie mussten mit ansehen, wie diese Dynastie zu immer größerem Einfluss gelangte, während die Entwicklung bei den Parsf stagnierte. Das lag natürlich einzig und allein am Pflichtbewusstsein der Parsf: Sie bauten sich zwar viele robotische Nachkommen, setzten diese aber in erster Linie für die einmal übernommene Aufgabe ein, anstatt sich darauf zu konzentrieren, mehr Prestige zu gewinnen.
Doch dann kamen die Parsf auf eine grandiose Idee.
Wenn der Herr aller Schatt-Armarong mit seinem Befehlenden Kode zurückkehrte, brauchten die Parsf nicht länger zu orten und zu lauschen. Dann konnten sie darangehen, ihre eigene Position auszubauen. Und wenn es ihnen darüber hinaus gelang, den Herrn von vornherein für sich einzunehmen, dann würden sie zweifellos die einflussreichste und mächtigste Dynastie in ganz Schatt-Armarong darstellen. Da der Herr aber offensichtlich nicht zurückzukehren gedachte, war es vielleicht besser, in dieser Angelegenheit ein wenig nachzuhelfen.
Alle Schatt-Armarong wussten haargenau, was sie sich unter dem Befehlenden Kode vorzustellen hatten. So unsicher sie sich in Bezug auf das Aussehen ihres Herrn waren, so genau konnten sie vorhersagen, welche Wirkung der Befehlende Kode auf sie ausüben würde. Die Parsf aber wussten noch besser Bescheid als alle anderen, denn sonst hätten sie ihre Aufgabe nie und nimmer bewältigen können. Weil sie so besonders gut über alle Eigenheiten und Nebenwirkungen des Befehlenden Kodes orientiert waren, beschlossen die Parsf, sich und allen anderen Schatt-Armarong den verlorenen Herrn zurückzugeben.
Sie begannen, ein Gebilde zu planen, das den Befehlenden Kode auszustrahlen vermochte. Dieses Vorhaben hielten sie geheim. Sie glaubten zwar, im Interesse ihres Volkes zu handeln, aber sie ahnten wohl, dass die anderen die guten Absichten der Parsf falsch verstehen könnten, und damit hatten sie recht.
Die Parsf wussten nicht, dass einige von ihnen gar keine Parsf waren, sondern Klong-Spione, die unerkannt überall herumgeisterten. Durch ihre Spione bekamen die Klong Wind von den Absichten der Parsf, und ihre sprichwörtliche Schläue ließ sie in diesem Augenblick im Stich. Die Parsf waren ihnen seit jeher ein Dorn im Auge gewesen, denn die Klong wussten sehr gut, dass sie – wenn sie es überhaupt schafften, die anderen Dynastien zu unterwerfen – nur so lange über Schatt-Armarong herrschen konnten, wie die Parsf den Herrn mit dem Befehlenden Kode nicht entdeckten. Als ihre Spione ihnen nun von den Absichten der Parsf berichteten, begriffen sie, dass die Gefahr noch viel größer war, als sie gedacht hatten.
Die Klong waren trotz allem brave Schatt-Armarong, die von dem sehnlichen Wunsch erfüllt waren, ihrem Herrn zu dienen. Er hätte nur auftauchen müssen, um die Klong all ihren Machthunger vergessen zu lassen. Und sie hätten es gerne getan, ganz ohne Zweifel. Aber wenn schon, dann wollten sie sich auch ihrem wahren Herrn beugen, nicht irgendeiner Attrappe, die ausgerechnet die Parsf konstruiert hatten.
Die Klong schlugen Alarm, und die ganze Sache flog auf. Empörung herrschte in allen Dynastien, und es wurde beschlossen, dass die Parsf vom Sitz der Schatt-Armarong verbannt werden sollten. Das war schlimm für die Parsf, aber sehr angenehm für die Klong – bis irgendein Schatt-Armarong auf die Idee kam, zu fragen, wie denn die Klong überhaupt etwas vom streng geheim gehaltenen Plan der Parsf hatten erfahren können. Diese Frage führte zu der Erkenntnis, dass die Klong gar keine Veranlassung hatten, sich über die Untaten der Parsf aufzuregen. Diese hatte man wenigstens noch im Zustand der Planung abfangen können. Die Klong hingegen hatten sich inzwischen entschieden weiter vorgewagt – so weit, dass es einfach unverzeihlich war. Es half ihnen nichts, dass sie beteuerten, sie würden sich dem echten Herrn jederzeit beugen, und sie hätten die Macht über die Schatt-Armarong nur angestrebt, um eben Zwischenfälle wie die mit den Parsf zu verhindern. Es ließ sich leicht nachweisen, dass ihre Spione schon seit langer Zeit in den Zentren aller Dynastien hockten, und dass sie dort eingedrungen waren, bevor die Parsf überhaupt daran gedacht hatten, einen Plan wie den mit dem künstlichen Herrn auszuhecken.