Nr. 1132
Die Toten und der Wächter
Er wartet seit Jahrtausenden – er ist der Mörder seiner Herren
von H. G. Ewers
Die Menschheit des Solsystems hat es nicht leicht in diesem 426. Jahr NGZ, das seit der Gründung der Kosmischen Hanse fast verstrichen ist. Nach der Porleyter-Krise folgt die Bedrohung durch Vishna, die abtrünnige Kosmokratin, die das neue Virenimperium in Beschlag genommen hat.
Und während die Terraner einen erbitterten Kampf gegen Vishnas Helfer führen, befindet sich die Galaktische Flotte in der weit entfernten Galaxis M 82. Die 20.000 Einheiten unter Perry Rhodans Führung gelangten dorthin, weil sie vor der Übermacht der Millionen und Abermillionen Raumer zählenden Endlosen Armada durch den Frostrubin flüchten mussten.
Doch der »Konfetti-Effekt« des Durchgangs bewirkte, dass Perry Rhodans Einheiten über ganz M 82 verstreut wurden, inmitten der Pulks ihrer Verfolger. Damit nicht genug: M 82 ist auch die Operationsbasis der negativen Superintelligenz Seth-Apophis.
Und als Perry Rhodan mit der THUNDERWORD die Bewohner des Vier-Sonnen-Reichs kontaktiert, bekommt der Terraner den unheilvollen Einfluss der Superintelligenz wieder zu spüren, denn er und einige seiner Gefährten werden gefangen gesetzt und nach Marrschen geschafft.
Dort, auf der Höllenwelt, bemühen sich Rhodan, seine Gefährten und einige Sooldocks um die Aktivierung des »Kosmischen Pulses« und die Abstrahlung eines Notrufs. Ihnen im Wege stehen DIE TOTEN UND DER WÄCHTER ...
Die Hauptpersonen des Romans
Jacyzyr und Duurn Harbelon – Die Sooldocks als Ziele von Attentaten.
Perry Rhodan – Der Terraner auf Marrschen, der Höllenwelt.
Carzel Boon – Ein alter Raummeister der Sooldocks.
Gesil, Arvenich, Markadir, Saan und Gronnich – Perry Rhodans Begleiter.
Der Einzige – Wächter der Gruft der Akier.
1.
Verrat
Als Jacyzyr erwachte, stellte sie verwundert fest, dass auf dem Sichtschirm des Pseudofensters jene zwielichtige Dämmerung zu sehen war, die die Nächte auf Vrugg kennzeichnete – verursacht durch die beiden äußeren Sonnen Aazot und Guduulfag.
Die Operatorin bewegte sich unruhig in ihrem Schlafgestell und warf einen Blick auf den matt schimmernden Streifen der Datums- und Zeitanzeige.
Es war kurz nach Mitternacht.
Etwas musste sie aus dem Schlaf gerissen haben, etwas, das nicht zum normalen Ablauf der Nacht gehörte.
Unwillkürlich tauchten die Erinnerungen an die furchtbaren Geschehnisse des Bürgerkriegs in ihr auf, der durch das Schweigen der gütigen Mentorin Seth-Apophis ausgelöst worden war. Aber das war vorbei. Die Ankunft des Boten der Mentorin hatte die Wirren fast schlagartig beendet, wenn er auch ihre Ursache nicht beseitigt hatte: den ideologischen Konflikt zwischen den Theokraten einerseits und den Verfechtern eines wissenschaftlich fundierten Weltbilds andererseits, deren geistige Elite von den regierungsamtlichen Betreuern verkörpert wurde.
Schon verblasste Jacyzyrs gallertartiges Multisinnesorgan, das die gesamte »Gesichtsfläche« einnahm, allmählich wieder, was ein Zeichen dafür war, dass die sanften Arme des Schlafes sie umfingen, als ein schwaches, hell singendes Summen ertönte.
Sie schrak abermals auf und wusste plötzlich, dass ihr Erwachen von einem ebensolchen Geräusch verursacht worden war.
Von einem Geräusch, das entstand, wenn jemand mit unzulänglichen Mitteln versuchte, eine elektronische Türverriegelung zu überlisten.
Ein Einbrecher!
Aber es konnte sich nicht um das Mitglied einer Gilde von Außergesetzlichen handeln, denn diese Sooldocks verfügten über modernste technische Ausrüstungen, mit denen sich unter anderem elektronische Türverriegelungen sekundenschnell und absolut lautlos überwinden ließen. Also ein Ausgestoßener! Abermals ertönte das hell singende Summen.
Es machte Jacyzyr klar, dass sie endlich etwas unternehmen musste. Da sie wusste, dass es zu lange dauern würde, bis jemand vom Ordnungsdienst hier war, entschloss sie sich dazu, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Natürlich waren Ausgestoßene nicht nur bedauernswert, sondern auch gefährlich, da sie zu Gewalttätigkeit neigten, doch als Mitarbeiterin der Regierung besaß sie die Lizenz zum Führen eines Schockers. Sie würde den Ausgestoßenen damit paralysieren und danach dafür sorgen, dass er in ein Rehabilitationszentrum eingeliefert wurde. Jacyzyr stieg von ihrem Schlafgestell, holte die Schockwaffe aus dem Halfter ihres Kleidungsgürtels und ging auf den Korridor hinaus, an dessen Ende sich die Tür zu den Verbindungsgängen und Lifts der Wohnpyramide befand, in der sie ein Apartment besaß.
In diesem Augenblick pfiffen die Signalgeber ihrer KOM-Anlage. Die Operatorin wollte weitergehen, aber das anhaltende Pfeifen wirkte so fordernd auf sie, dass sie es nicht ignorieren konnte. Sie kehrte in ihr Schlafabteil zurück und aktivierte die Anlage.
Das Pfeifen verstummte, und auf dem Holoschirm bildete sich das Abbild von Luusz. Der biotronische Berater war von den vier plumpen Füßen bis zum Kopf nur 1,50 Meter groß und hätte für einen Terraner eine gewisse Ähnlichkeit zu einer Riesenschildkröte mit rotem Schuppenpanzer besessen.
»Ein Glück, dass du noch lebst, Jacyzyr!«, zischelte die Cheercy aufgeregt.
Jacyzyr erschrak. »Nimmst du an, ich befände mich in Gefahr, Luusz? Das ist nicht einmal so schlecht geraten. An meiner Außentür macht sich nämlich ein Ausgestoßener zu schaffen. Aber mit meinem Schocker ...«
»Geh auf keinen Fall an die Außentür!«, zischelte die Cheercy noch aufgeregter. »Ich habe Taddek getroffen. Er verriet mir, dass sein Klient heimlich mit Mukul Vaar beraten hat und dass ein Attentat auf dich geplant ist ...«
Jacyzyr sah, dass ihr Frauberater weitersprach, aber sie konnte ihn nicht mehr hören, da seine Stimme vom gehörbetäubenden Krachen einer Explosion übertönt wurde.
Die Operatorin wurde von der Druckwelle der Explosion, die die korridorseitige Wand ihrer Schlafkabine zum Einsturz brachte, quer über das Schlafgestell geschleudert.
Halb bewusstlos nahm sie wahr, wie beißender Rauch an ihrem Multisinnesorgan ätzte und in die im Schock weit geöffneten Faltmäuler drang. Ihre Gedanken beschäftigten sich jedoch nicht damit. Sie kreisten um ein anderes Thema: um die Meldung Luusz'.
Taddek war der Berater von Prinar Dolg, dem Betreuer der Sparte Seth-Apophis. Es war nicht ungewöhnlich, dass Taddek und Luusz miteinander berieten, aber sie hatte bisher nicht gedacht, dass die Berater bei solchen Konferenzen gegenseitig Informationen über ihre Klienten austauschten. Wenn das allgemein üblich war, dann bedeutete es praktisch, dass alle Sooldocks indirekt von ihren Beratern gegängelt wurden.
Aber ohne Luusz hätte sie sich zum Zeitpunkt der Explosion an der Außentür ihres Apartments befunden, wohin das Geräusch sie zweifellos hatte locken sollen. Der Einbruchsversuch war demnach nur vorgetäuscht worden, um sie in die Nähe einer an der Außentür haftenden Bombe zu bringen. Hätte Luusz sie nicht dank Taddeks Information rechtzeitig gewarnt, wäre ihre Seele inzwischen ins Große Dunkel eingegangen.
Dieser Gedankengang brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Inzwischen hatte die auf Volllast arbeitende Klima- und Durchlüftungsanlage die Explosionsdämpfe abgesaugt, so dass die Sinne ihres Gallertorgans wieder zufriedenstellend arbeiteten.
Als erstes wurde sie sich der kreischenden Stimme ihrer Cheercy bewusst, die offenbar annahm, sie sei schwer oder gar tödlich verletzt worden.
»Sei still, Luusz!«, sagte sie. »Ich lebe noch, wie du siehst. Man wird dich noch lange nicht nach Marrschen bringen.«
Sie krümmte sich unter einem Anfall von Übelkeit, eine Folge des verschluckten Rauches.
»Du musst dich auf jeden Fall in medizinische Behandlung begeben!«, erklärte der Berater besorgt.
»Ich fürchte, dazu werde ich keine Zeit haben«, entgegnete Jacyzyr, der allmählich die ganze Tragweite der Bedeutung aufging, die das Attentat haben musste. »Mukul Vaar ist der Erste der Sieben Obersten Priester. Wenn er das Attentat auf mich plante, dann hat er das nicht ohne Wissen der übrigen Obersten Priester getan. Das bedeutet, dass die Theokraten das Chizriei zwischen sich und uns gebrochen haben. Da sie sich aber nicht offen gegen den von Seth-Apophis gewollten Frieden stellen möchten, versuchen sie, ihre Gegner mit heimtückischen Methoden auszuschalten. Ich muss sofort zu den Sieben Pyramiden. Du wirst mich dort erwarten, Luusz!«
»Aber wäre es nicht sicherer, wenn ich dich abholte?«, zischelte die Cheercy. »Noch besser wäre eine Eskorte von Soldaten.«
»Das alles würde einen Zeitverlust bedeuten«, erklärte Jacyzyr und lauschte auf das aufgeregte Scharren und Zwitschern, das von draußen kam und sich näherte: andere Hausbewohner, die durch die Explosion aufgeschreckt waren. »Tu, was ich dir befohlen habe!«
Sie unterbrach die Verbindung, schnallte sich den breiten Gürtel um und zog das an einer elastischen Spirale befestigte Funkgerät aus einem seiner eingearbeiteten Behälter. Als sie es aktivierte, war sie augenblicklich mit der für ihr Wohngebiet zuständigen Transportzentrale verbunden und orderte einen Schweber zu ihrer Adresse.
*
»Was als Überraschungsschlag geplant war, hat sich leider als ein Fehlschlag erwiesen«, sagte Schovkrodon zu Prinar Dolg. »Die meisten Betreuer sind lebend davongekommen, ebenso ihre loyalen Mitarbeiter.«
Prinar Dolgs Gallertorgan war dunkel angelaufen. Unwillkürlich sah sich der Betreuer nach seinem Bernon um, aber Taddek befand sich nicht in dem Raum, in dem Dolg mit dem Beauftragten der Seth-Apophis konferierte. Schovkrodon hatte auf dem Ausschluss des Mannberaters bestanden.
»Jemand muss den Plan verraten haben«, zwitscherte er verstört.
»Was ich gehört habe, spricht nicht dafür, dass der Plan in seiner Gesamtheit verraten wurde«, erklärte Schovkrodon. »Es scheint vielmehr, als wären viele, die auf der Liste stehen, individuell vor den auf sie durchgeführten Attentaten gewarnt worden, ohne dass ihnen Einzelheiten über den Gesamtplan unterbreitet wurden.«
»Ich verstehe nicht!«, zwitscherte Dolg kläglich.
»Natürlich nicht!«, höhnte der Silberne. »Ihr Sooldocks seid für eine ganz bestimmte Gefahr blind. Dabei liegt es doch auf der Hand, dass eure Berater, da sie sich auch miteinander beraten, auch intime Informationen über ihre Klienten austauschen.«
Prinar Dolg sprang entsetzt von seinem Sitzgestell.
»Was?«, kreischte er. »Du willst behaupten, unsere Berater hätten Verrat geübt?«
Schovkrodon lächelte kalt.
»Verrat – nein. Sie wollten nur dafür sorgen, dass keine Klienten zu Schaden kamen, verhielten sich ihren eigenen Klienten gegenüber aber so loyal, sie nicht durch eine Offenlegung ihres Gesamtplans zu gefährden.«
Dolg gab ein paar Krächzlaute von sich, bevor er sich wieder artikuliert äußern konnte.
»Das wäre Schizophrenie«, wisperte er schließlich. »Wenn es sich als wahr erweisen sollte, müssten wir alle Frau- und Mannberater nach Marrschen deportieren.«
»Das könntet ihr Sooldocks geistig nicht verkraften. Es ist also müßig, Überlegungen in dieser Richtung anzustellen. Was zu tun ist, ist folgendes: Wir müssen die Flucht nach vorn antreten. Voraussetzung dafür ist die Legalisierung unseres Bündnisses mit den Theokraten und die Diskreditierung aller Betreuer und ihrer Anhänger, vor allen der Raummeister.«
»Marrschen!«, entfuhr es Dolg, und sein buntes Gefieder sträubte sich. »Erwartest du von mir, dass ich mich selbst diskreditiere?«
»Selbstverständlich nicht«, antwortete Schovkrodon glattzüngig. »Du bist die rühmliche Ausnahme, unser Kronzeuge gegen alle anderen Betreuer. Wenn ich vor die Öffentlichkeit trete und behaupte, dass alle Betreuer außer dir mit den Feinden der göttlichen Seth-Apophis in einem Nest sitzen, also mit den Terranern, und du die Richtigkeit dieser Behauptung bestätigst, ist das die Legitimation unseres Vorgehens gegen diese Verräter – und das gesamte Volk wird auf unserer Seite sein, bis auf ein paar Unbelehrbare und Starrköpfige, die sich aber schnell isolieren oder liquidieren lassen.« Prinar Dolg dachte darüber nach – und allmählich legte sich sein Gefieder wieder, während sein Multisinnesorgan einen frohlockenden Glanz bekam.
Er streckte einen Arm aus, und die dreifingrige Hand am Ende der hornigen Unterarmspirale richtete sich auf Schovkrodon.
»Du kannst das nur erklären, wenn du dich mit den Sieben Obersten Priestern abgesprochen hast – und in dem Fall musst du von ihnen ermächtigt worden sein, mir ein Angebot zu unterbreiten.«
Ein triumphierendes Lächeln glitt über das matt silbrig schimmernde Gesicht des falschen Sendboten.
»Das ist richtig, denn wir verlangen nichts von dir, ohne dafür einen angemessenen Preis zu bieten. Da du den Verrat der anderen Betreuer an unserer Göttin und Mentorin aufdecken wirst, bist du über jeden Verdacht erhaben.«
»Ich bekomme die volle Regierungsgewalt übertragen!«, forderte Dolg. »Mit allen Vollmachten, die ich in dieser schweren Zeit benötige!«
»Das ist der Preis, den ich dir im Namen der Sieben Obersten Priester anbiete«, erklärte Schovkrodon mit einem winzigen Hohnlächeln in den Augenwinkeln. »Natürlich müssen wir nach der Übergangszeit wieder eine vollzählige Regierung bilden, aber du wirst die höchste Stellung darin bekleiden.«
»Ich bin einverstanden«, zwitscherte Dolg, und auch an ihm gab es Anzeichen dafür, dass er bereits Möglichkeiten entdeckt hatte, wie er die starke Machtstellung Schovkrodons untergraben konnte. »Welchen Schritt tun wir zuerst: die Informierung der Öffentlichkeit oder den Schlag gegen den gemeinsamen Feind?«
»Selbstverständlich schlagen wir zuerst zu«, antwortete Schovkrodon. »Unmittelbar danach informieren wir die Öffentlichkeit. Übrigens beginnt zur Zeit gerade die Eroberung der Orbitalstation über Vrugg durch ein Spezialkommando der Theokraten. Wir denken, dabei alle Raummeister fassen und damit eine eventuelle Rebellion im Keime ersticken zu können.«
»Das ist gut«, zwitscherte Prinar Dolg und fügte in Gedanken hinzu: Aber es ist nicht gut, dass ihr das ohne mein Einverständnis beschlossen habt. Solche Dinge werde ich künftig zu verhindern wissen.
*
Zurzel Gdaan langweilte sich. Sein Blick schweifte über die Details der Zentrale der Orbitalstation über Vrugg, über die Rundum-Emporen mit ihren Kontrollpulten, Monitoren und Computerblöcken und die Holoprojektion, die das Panorama der Tagseite des Planeten zeigte.
Zurzel Gdaan war allein in der riesigen Zentrale. Alle zur Zeit anwesenden Raummeister hielten eine Konferenz ab, und die Frauen und Männer der Stammbesatzung hatten nach den turbulenten Ereignissen der jüngsten Vergangenheit erstmals allesamt dienstfrei – bis auf ihn, der vom Zentralcomputer als Wache bestimmt worden war.
Der Sooldock schrak zusammen, als die Kommunikationskonsole, vor der er saß, ein schrilles Pfeifen von sich gab.
Ein kurzer Blick zeigte Gdaan, dass das Signal vom Fernkommunikator gekommen war. Demnach kam der Anruf entweder von Vrugg oder von einem Raumschiff.
Gdaan berührte ein paar Sensorpunkte. Über der Konsole baute sich ein Holofeld auf, und in ihm entstand das naturgetreue Abbild eines kräftig gebauten Sooldocks mit rotbraunem Federkleid und einem breiten Hüftgürtel, der vorn durch eine große Schnalle mit dem Emblem des Vier-Sonnen-Reiches zusammengehalten wurde und an dessen rechter Seite ein Halfter befestigt war, aus dem das Griffstück einer Laser-Handwaffe ragte.
Ein Raumsoldat!, durchfuhr es Gdaan. Es war ein beruhigendes Gefühl, das dieser Anblick auslöste, denn im Vier-Sonnen-Reich verkörperten die Raumsoldaten Ordnung und Sicherheit.
»Zurzel Gdaan! Zur Zeit Wachhabender in der Zentrale der Orbitalstation«, meldete er sich.
»Amfreel Lurt«, erwiderte der Soldat. »Führer des Begleitkommandos von Containerschiff hundertelf, mit Versorgungsgütern unterwegs zur Orbitalstation.«
Verblüfft öffnete Gdaan die Faltmäuler links und rechts neben seiner Sprachmembran.
»Aber das nächste Versorgungsschiff wird erst in neun Tagen erwartet!«, zwitscherte er verwirrt.
»Befehl ist Befehl«, erwiderte Lurt lakonisch. »Du kannst dich darauf verlassen, dass alles seine Richtigkeit hat. Weise euren Computer an, die Ladeschleusen zu öffnen!«
Zurzel Gdaan zögerte. Er befand sich noch nicht lange genug in der Orbitalstation, um vollständig über die Befugnisse eines Wachhabenden informiert zu sein. Andererseits war er zu jung, um die Courage aufzubringen, den mit den Raummeistern konferierenden Kommandanten der Station wegen einer Angelegenheit zu stören, die von ihm allein erledigt werden konnte.
»Du kennst dich wohl noch nicht aus?«, spottete der Raumsoldat. »Wenn ich dir sage, dass euer Zentralcomputer alles macht, dann darfst du mir ruhig glauben. Du brauchst nicht einen einzigen Sensorpunkt zu berühren, kannst also auch nichts falsch machen. Oder möchtest du eine Strafversetzung riskieren, weil du deinen Kommandanten aus einer wichtigen Konferenz rufst?«
Das verfehlte seine Wirkung nicht. Außerdem hatte der Computer bereits reagiert, wie der Wechsel der großen Holoprojektion bewies. Sie zeigte nur noch einen Ausschnitt der Tagseite Vruggs – und die holographische Simulation des Containerschiffs, das sich der Orbitalstation näherte.
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