Nr. 1152
Gespensterwelt
Rückkehr aus M 82 – zu einer Erde ohne Menschen
von Ernst Vlcek
Das 427. Jahr NGZ, das dem Jahr 4014 alter Zeitrechnung entspricht, ist angebrochen, und die Menschheit sieht sich der bisher größten Bedrohung ihrer Existenz ausgesetzt.
Während Perry Rhodan in der von Seth-Apophis beherrschten Galaxis M 82 mit seiner Galaktischen Flotte, die wieder zusammengefunden hat, den Geheimnissen nachgeht, die M 82 und die Endlose Armada umgeben, kommt es im Solsystem zur Katastrophe.
Der Zeitdamm, der Terra und Luna wirkungsvoll vor den Angriffen Vishnas schützte, existiert nicht mehr. Kein Wunder daher, dass der nächste Anschlag der abtrünnigen Kosmokratin, die der Menschheit Rache geschworen hat, nicht lange auf sich warten lässt.
Noch vor der Jahreswende 426/427 ist es soweit! Vishna versetzt das Erde-Mond-System in den Grauen Korridor und schickt die erste Plage über die Menschen – das Babel-Syndrom.
Indessen hat Perry Rhodan die RAKAL WOOLVER unter ihrem Kommandanten Bradley von Xanthen von M 82 zur Berichterstattung in die heimatliche Milchstraße zurückgeschickt.
Das Großraumschiff, das auch Roi Danton, Demeter und Taurec, den Abgesandten der Kosmokraten, an Bord hat, schafft die lange Strecke zur Erde ohne besondere Schwierigkeiten – doch am Zielort angelangt, trifft man auf die GESPENSTERWELT ...
Die Hauptpersonen des Romans
Taurec – Den Abgesandten der Kosmokraten zieht es ins Solsystem.
Asco Chipon – Ein Kinesiker.
Tanya Oycka – Eine geheimnisvolle Bewohnerin der Pseudoerde.
Galt Aronoz – Anführer einer Bande von Plünderern.
Ornila Morgan – Eine aus der Schar verlorener Geister.
Roi Danton und Demeter – Sie leiten ein Erkundungskommando.
1.
»Erde, wir kommen!«
So wurde der Funkspruch eingeleitet, mit dem die RAKAL WOOLVER den Einflug ins Solsystem ankündigte. Man wollte sich nicht nur identifizieren, sondern den Zurückgebliebenen rechtzeitig Gelegenheit geben, sich auf die Heimkehrer zu freuen und sie gebührend empfangen.
Bradley von Xanthen, der Kommandant, und seine Mannschaft, dazu die Besatzung der DAN PICOT, Demeter und Roi Danton und nicht zuletzt Taurec, sie alle hatten eine monatelange Odyssee hinter sich.
Man war zusammen mit der Galaktischen Flotte von 20.000 Schiffen am 10. März 426 NGZ zum 30 Millionen Lichtjahre entfernten Frostrubin aufgebrochen. Dort war man auf die Endlose Armada gestoßen und mit dieser durch den Frostrubin in die Galaxis M 82 gerissen und gleichzeitig aufgesplittert worden: Wie ein Konfettiregen waren die 20.000 Raumschiffe über die fremde Galaxis verteilt worden.
20.000 Schiffe, die zuvor noch eine Flotte gebildet hatten, waren nun versprengt und jedes auf sich allein gestellt. Und es hatte bis Anfang Dezember gedauert, bis es gelungen war, sie durch ein gewaltiges Funkfeuer im Vier-Sonnen-Reich der Sooldocks zu sammeln.
Erst durch diese Massierung der Kräfte wurde es möglich, ein Kurierschiff über den Abgrund von 10 Millionen Lichtjahren zurück zur Milchstraße zu schicken, um die Menschheit über die Lage in der Galaxis M 82 zu informieren.
Perry Rhodans Wahl war auf Bradley von Xanthens RAKAL WOOLVER gefallen, die als Großraumschiff die besten Chancen hatte, schnellstens zur Erde zurückzukehren und die Nachricht zu überbringen: Wir sind den drei ultimaten Fragen weiter auf der Spur. Seth-Apophis rührt sich nicht.
Der Start erfolgte am 10. Dezember im Vier-Sonnen-Reich, und das Ziel wurde nach über drei Wochen ereignislosen Fluges am zweiten Tag des neuen Jahres erreicht. Den Jahreswechsel hatte man an Bord bereits im Zeichen der bevorstehenden Heimkehr gefeiert.
Niemand rechnete damit, dass es in der Zwischenzeit in der Heimat Schwierigkeiten gegeben haben könnte.
»Noch zwei Tage!«
Darauf hatte man zum Jahreswechsel – irgendwo »unweit« der Milchstraße – angestoßen. Danach hatte man die Stunden gezählt, und dann hatte man es kaum mehr erwarten können, bis die letzten Minuten vor dem Rücksturz in den Normalraum verstrichen.
Endlich war es soweit, man flog in die Heimatgalaxis ein und kam im Raum des Solsystems heraus, drang im Unterlichtflug in dieses ein.
»Erde, wir kommen!«
Es erfolgte keine Antwort.
Bis zu diesem entscheidenden Augenblick hatte sich die Stimmung an Bord bis an die Grenze der Euphorie gesteigert. Die ersten Ortungsergebnisse wiesen aus, dass im Solsystem keine einschneidenden Veränderungen stattgefunden hatten. Es schien alles beim alten zu sein, aber das setzte man als selbstverständlich voraus.
Und dann das!
»Na, schlafen die denn?«, wunderte sich Bradley von Xanthen, und Roi Danton scherzte: »Ein Großraumer von zweieinhalb Kilometern Durchmesser ist leicht zu übersehen. Bei dem Raumverkehr, der im Solsystem herrscht!«
»Raumschiffsverkehr?«, meldete sich der Orter. »Soviel ich erkennen kann, ist zwischen den Planeten nicht einmal eine einzige Kogge unterwegs.«
»Aber das gibt's doch nicht!«
»Ich hätte es auch nicht für möglich gehalten, dass man auch auf die x-te Wiederholung meines Richtfunkstrahls nicht reagiert«, erwiderte der Funker.
»Was ist da passiert?«, sagte Roi Danton in die lähmende Stille der Kommandozentrale. Etwas Ungeheuerliches musste vorgefallen sein, wenn auf den Einflug eines so gewaltigen Schiffes, wie es das Flaggschiff RAKAL WOOLVER war, nicht reagiert wurde.
Die Männer und Frauen an Bord waren wie erschlagen. Die Stimmung hatte von einem Mal zum anderen völlig umgeschlagen. Die völlige Funkstille, das Fehlen jeglichen Raumverkehrs lösten einen regelrechten Schock aus. Es musste erst in die Bewusstseine dieser Menschen einsickern, was eigentlich schon nach dem ersten Augenblick offenbar geworden war: Das Solsystem lag wie ausgestorben da.
»Es muss eine einfache Erklärung geben«, sagte Demeter. Sie sah Roi unsicher an. »Vielleicht stellt sich alles als harmlos heraus, etwa als Generalprobe für irgendeinen Ernstfall ...«
Sie verstummte, weil sie sich der Unsinnigkeit ihrer Worte bewusst wurde. Vielleicht wollte sie sich selbst auch nur Hoffnung machen oder irgend etwas sagen.
Die Gesamtbevölkerung des Solsystems betrug über elfeinhalb Milliarden Wesen, von denen zehneinhalb Milliarden allein auf der Erde wohnten. Terra war zudem noch volltechnisiert, pulsierte vor Leben, sprühte förmlich vor Energien. Man musste sich erst einmal vor Augen halten, welches Kräftepotenzial dieser kleine Planet besaß, um zu wissen, dass es unmöglich war, diese Kräfte einfach zu stoppen.
»Wir behalten den Kurs auf Terra bei«, befahl Bradley von Xanthen und fügte hinzu: »Aber mit verminderter Geschwindigkeit.«
Die RAKAL WOOLVER hatte inzwischen die Umlaufbahn des Mars gekreuzt, ohne dass auch nur ein Raumschiff geortet worden wäre.
Es herrschte weiterhin absolute Funkstille.
»Ich sage dir, man hat sich zu unserem Willkommen etwas Besonderes einfallen lassen«, hörte Danton jemanden hinter sich sagen. »Das alles wurde zu unserem Empfang inszeniert. Erst wenn wir in die Atmosphäre der Erde einfliegen, wird man uns mit einem Tusch überraschen.«
»Das wäre zu schön, um wahr zu sein.«
»Aber was für eine Erklärung kann es denn sonst geben?«
Es gab keine. Zumindest fand sich keine plausible Erklärung. Erde und Mond – auf die sich nunmehr die Ortung konzentrierte – wirkten wie ausgestorben. Daraus ließ sich eigentlich nur der Schluss ziehen, dass die beiden Himmelskörper, ja das gesamte Solsystem, geräumt worden waren. Aber warum hätten zehneinhalb Milliarden Menschen ihre Heimatwelt verlassen sollen? Und das, ohne den geringsten Hinweis für den Grund, ohne irgendeine Nachricht zu hinterlassen, ein Zeichen zu geben.
Egal, was vorgefallen war, man hätte bei einem Auszug der Menschheit aus dem Solsystem zumindest eine Robotstation entsprechend programmieren müssen, damit sie auf Anruf alle Hintergrundinformationen über diese Maßnahme weiterleitete.
Wie man es auch drehte und wendete, es erschien alles so unwirklich und unsinnig. Dies war auch der Grund, warum sich die Diskussionen und Spekulationen an Bord des Großraumschiffs in Grenzen hielten. Es gab vorerst noch nichts zu diskutieren und zu spekulieren. Die Erdbevölkerung und die Mondbesatzung schienen sich in Nichts aufgelöst zu haben.
Was sollte man dazu schon sagen?
Man versuchte, mit allen verantwortlichen Stellen in Kontakt zu treten – mit dem Hauptquartier Hanse, mit der Liga Freier Terraner, der die RAKAL WOOLVER unterstellt war, mit der GAVÖK – und natürlich auch mit NATHAN. Aber nicht einmal die lunare Großpositronik, die das technische Nervenzentrum der Erde war, reagierte auf die verschiedenen Anrufe.
Letzteres machte Roi Danton besonders betroffen.
»Wenn nicht einmal NATHAN antwortet, dann ist das, als hätte man Terra den Lebensnerv durchtrennt«, sagte er.
Durch intensives Ausschöpfen der verschiedenen Kontaktmöglichkeiten war in der Kommandozentrale so etwas wie Hektik aufgekommen. Aber dieser Schein trog, in Wirklichkeit war das technische Personal trotz der routinemäßigen Aktivitäten immer noch wie gelähmt.
»Ich habe es gewusst«, sagte eine fast fröhlich klingende Stimme hinter Roi Danton. »Ich habe es gewusst.«
*
Danton drehte sich um und blickte in ein kantiges Gesicht mit Sommersprossen, in dem die gelben Raubtieraugen wie nachträglich eingepflanzt wirkten.
»Doch nicht, dass wir diese Situation bei unserer Rückkehr vorfinden würden, Taurec?«, sagte Danton. »In diesem Fall hättest du uns warnen müssen.«
Taurec schüttelte bedächtig den Kopf, er wirkte auf eine hintergründige Art verschmitzt, aber auch irgendwie melancholisch.
»Ich habe gewusst, dass ich hier dringender gebraucht werde als in M 82«, sagte er. »Und nun weiß ich, dass mich mein Gefühl nicht getrogen hat.«
»Was sagt dir dein Gefühl noch, Taurec?«, erkundigte sich Bradley von Xanthen, der hellhörig geworden war.
»Oh, noch einiges«, meinte Taurec, er schien der einzige an Bord zu sein, dem der Anblick des verwaisten Solsystems nicht ans Gemüt ging – und das nicht nur, weil es nicht seine Heimat war oder er keine Beziehung dazu hatte. Es war eher so, dass er die Situation als nicht tragisch beurteilte.
Er fuhr nach einer kurzen Pause fort: »Bisher habt ihr nur nach einfachen Erklärungen gesucht und euch mit routinemäßigen Untersuchungen begnügt. Aber ich sage euch, dass wir uns schon mehr anstrengen müssen, um die Wahrheit herauszufinden. Die Lage ist verzwickt und offenbar zu kompliziert, um sie verstandesmäßig begreifen zu können. Da hilft kein Denken, keine Logik und auch kein Hochrechnen. Es gilt zu handeln, einfach zu handeln.«
»Und was schlägst du vor?«, fragte Danton.
»Ich habe keine Vorschläge zu machen«, sagte Taurec. »Wenn ihr mit dem Ausschöpfen eurer Möglichkeiten aus der Ferne am Ende seid, dann bleibt euch ohnehin nichts anderes übrig, als Erkundungskommandos auszuschicken. Darum kommt ihr ohnehin nicht herum. Ich möchte nur bei einem der ersten Kommandos dabei sein.«
»Soweit sind wir noch nicht«, sagte Bradley von Xanthen.
»Aber es dauert gewiss nicht mehr lange«, sagte Taurec.
»Du tust, als wüsstest du mehr als du verrätst«, meinte Danton vorwurfsvoll. »Wenn du über Wissen verfügst, das wir nicht haben, solltest du es uns fairerweise zukommen lassen.«
»Mich hat diese Situation so überraschend getroffen wie euch«, erwiderte Taurec und erwiderte Dantons Blick. »Ich glaube nur, dass ich mich besser auf das Irrationale, das Unerklärliche einstellen kann. Im Geist bin ich bereits auf Terra, um die Lage vor Ort zu untersuchen.«
»Du kannst mit der SYZZEL jederzeit starten«, sagte Danton.
»Danke, aber so eilig habe ich es nicht«, sagte Taurec. »Ich möchte euch gegenüber keinen Vorsprung haben.«
Danton warf ihm einen Blick zu, der ausdrückte, dass er ihm diese Begründung nicht abnahm. Taurec lächelte dazu und wandte sich ab, er wollte keine weiteren Erklärungen abgeben. Er äußerte sich auch nicht, als er Demeter hinter sich sagen hörte: »Er verheimlicht uns etwas.«
Taurec gab ihr bei sich recht, nur wusste er, dass sie seine Zurückhaltung falsch interpretierte. Sie war nicht in der Lage, seine Beweggründe auch nur zu erahnen. Er war sich selbst nicht einmal recht im Klaren darüber.
Aber einer der Gründe, warum er sich nicht einfach auf seine SYZZEL schwang und damit zur Erde flog, war ein junger Mann, der sich in der Kommandozentrale herumtrieb, ohne hier wirklich etwas zu schaffen zu haben.
Er hieß Asco Chipon, war wie er selbst etwas über einsachtzig, hatte eine sportliche Figur und ebenfalls rotes Haar, das er jedoch ziemlich lang trug. Sie kannten einander vom Sehen, und Taurec wusste von ihm nur, dass er an Bord der RAKAL WOOLVER so etwas wie Narrenfreiheit genoss.
Taurec hatte ihn auf recht eigenartige Weise kennen gelernt und ohne dass sie ein Wort miteinander gewechselt hätten.
Es war vor zehn Tagen während dieses Fluges zur Milchstraße gewesen, da ergab es sich, dass Taurec mit diesem jungen Mann, von dem er damals noch nicht einmal den Namen kannte, allein in einem Gemeinschaftsraum war.
Der junge Mann hatte ihn verstohlen beobachtet. Taurec fand nichts weiter dabei, denn er war es gewöhnt, von allen möglichen Leuten heimlich begafft zu werden. Er war ja auch ein Gesandter der Kosmokraten – und ein »Einäugiger«, der auf beiden Augen sah. Und er trug ein Hemd, das Geräusche von sich gab.
Bald stellte Taurec jedoch fest, dass dieser junge Mann mehr tat, als ihn bloß zu beobachten: Taurec stellte nach einiger Zeit fest, dass der andere ihn nachäffte, er war sogar um Synchronizität bedacht und stellte sich auch auf sein Mienenspiel ein.
Taurec dachte zuerst an eine Täuschung, denn er sah keinen Sinn hinter den Gebärden des jungen Mannes. Aber dann machte er zur Probe einige besonders markante Bewegungen, erhob sich von seinem Platz, ging geschmeidig durch den Raum und – ja, er ging sogar soweit, einige Grimassen zu schneiden. Der junge Mann ahmte jeden Unsinn nach, und in weiterer Folge tat er es immer offener, als wolle er Taurec ein heimliches Einverständnis oder Übereinkommen signalisieren.
Der junge Mann hätte dieses Spiel vermutlich noch lange so weitergetrieben, wenn sich der Raum nicht bald gefüllt hätte. Offenbar verabscheute er Zuschauer, denn er zog sich beim Eintreffen eines Dritten abrupt zurück.
Taurec hatte sich bei Bradley von Xanthen nach dem Namen des jungen Mannes erkundigt, und nachdem er ihm auch geschildert hatte, wie es zu dieser seltsamen Bekanntschaft kam, da hatte der Kommandant gemeint: »Ach, du meinst Asco Chipon. Wenn er dich wieder belästigt, dann tipp dir an die Stirn. Zeig ihm einfach den Vogel, dann versteht er dich und wird dich in Ruhe lassen.«
Taurec hatte diesen Rat nicht befolgt, aber auch keine weiteren Erkundigungen eingeholt. Er wollte Chipon selbst kennen lernen und sich von ihm ein Bild machen. Der junge Mann interessierte ihn, vielleicht auch nur deshalb, weil er als Spinner galt und in der sonst so homogenen Mannschaft wie ein Fremdkörper wirkte.
2.
Die RAKAL WOOLVER ging in eine Erdumlaufbahn und flog in eine der Orbitstraßen ein, die durch das Satellitennetz führten. Terra schwieg noch immer, aber auch von den Satelliten kam kein Funkfeuer. Hätte man an Bord der RAKAL WOOLVER nicht die Position eines jeden gekannt, wäre es früher oder später unweigerlich zu Kollisionen gekommen.
»Da stimmt doch schon wieder etwas nicht«, ließ sich Bradley von Xanthen vernehmen. »Wieso werden wir von den robotischen Orbitstationen nicht eingewiesen? Die Satelliten haben Masse, lassen sich orten, aber sie geben keine Energien ab.«
Asco Chipon hörte es, aber was bei den anderen für Aufruhr und unterschwelliges Entsetzen sorgte, ging bei ihm nicht tiefer. Er registrierte nur die Reaktionen der anderen, und in dieser Tätigkeit ging er auf. Er tat nichts anderes als das.
Natürlich war er nicht so emotionslos, dass ihn eine schweigende Erde völlig kalt ließ, aber seine Arbeit ließ gar nicht zu, dass er sich mehr als nebenbei damit beschäftigte. Er konzentrierte sich auf das Verhalten der anderen in dieser Situation. Und er registrierte ein breites Spektrum von Gefühlen in den Mienen der Männer und Frauen in der Kommandozentrale: Sorge, Ratlosigkeit, Angst und Verständnislosigkeit.
Asco ließ sich davon nicht anstecken und auch nicht ablenken. Er machte seine Beobachtungen und seine Aufzeichnung, als wäre nichts geschehen. Und doch gab es etwas, das es ihm schwer machte, sich auf seine Aufnahmegeräte, die er überall in der Zentrale installiert hatte, zu konzentrieren.
Es entging ihm nicht, dass Taurec ihn ständig insgeheim beobachtete. Und das machte ihn etwas nervös. Aber nach außen hin merkte man Asco nichts an.
Plötzlich stellte er fest, dass Taurec ihm seine volle Aufmerksamkeit schenkte und sich ihm zuwandte.
Bradley von Xanthen befahl gerade, Aufnahmen von der Erdoberfläche zu machen und durch Auswertung der Blow-ups nach Anzeichen von Leben zu suchen. Außerdem sollten feinste Instrumente nach Quellen kinetischer Energie forschen: Wenn sich auf Terra irgendwo irgend etwas regte, dann produzierte es Bewegungsenergie, und diese wollte man anmessen.
»Ich glaube, uns wird nichts anderes übrigbleiben, als Erkundungskommandos hinunterzuschicken«, hörte Asco Roi Danton sagen.
»Ich habe es doch gesagt!«, äußerte sich Taurec dazu. Seine Stimme kam von ganz nahe, aber Asco konzentrierte sich auf den Monitor, auf dem das Gesicht eines Orters zu sehen war. Allerdings hätte er nicht zu sagen vermocht, was aus dessen Mienenspiel herauszulesen war. Und dann sagte Taurec direkt hinter ihm: »Was tust du da?«
Asco drehte sich um, lächelte. Er litt nicht an Komplexen, wirkte sogar recht selbstsicher, aber in Gegenwart Taurecs fühlte er sich irgendwie gehemmt. Immerhin war er ein Gesandter der Kosmokraten!