Nr. 1178
Die vierte Weisheit
Die letzte Schranke fällt – vor ihnen liegt der Loolandre
von Kurt Mahr
Wir blenden zurück in den April des Jahres 427 NGZ – in die Zeit also, da die Menschen auf der im Grauen Korridor gefangenen Erde sich verzweifelt der Angriffe Vishnas, der abtrünnigen Kosmokratin, zu erwehren versuchen.
Schauplatz des Geschehens ist die ferne Galaxis M 82, in der die Endlose Armada und Perry Rhodans Galaktische Flotte operieren. Letztere hat inzwischen auf ihrer Suche nach dem Lenker oder der Zentralstelle der Endlosen Armada die ersten beiden Pforten des Loolandre passiert, und die Besatzungen der rund 20.000 Schiffe, zu denen noch die Expedition der Kranen gestoßen ist, scheinen die Wirren der verschobenen Wirklichkeit hinter sich gelassen zu haben.
Dies gilt fürs erste! Doch schon bei der Annäherung an Pforte drei beginnen erneut die Schwierigkeiten für die Terraner. Chmekyr, der Pförtner, taucht in tausendfacher Version an Bord der Raumschiffe auf, treibt seine üblen Spiele mit den Menschen und bringt die ganze Flotte in Gefahr.
Ein Mann ist bei diesem Test an den beiden letzten Pforten des Loolandre ganz besonders betroffen – Perry Rhodan. Seine in der Parawirklichkeit nachvollzogenen Jugenderlebnisse führen ihn schließlich heran an DIE VIERTE WEISHEIT ...
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Der Terraner durchlebt einen Teil seiner Vergangenheit.
Kenneth Malone und Belinda – Gestalten aus dem Jahr 1948.
Gesil, Nachor und Jercygehl An – Sie überwachen Perry Rhodans Genesung.
Sato Ambush – Ein Pararealist.
Chmekyr – Wächter der Pforten des Loolandre.
In einem Randbezirk der fremden Galaxis M 82, auch Sethdepot genannt, steht die Galaktische Flotte zusammen mit dem fünfhundert Einheiten zählenden Verband der Kranen vor einem vorläufig unüberwindlichen Hindernis: der vierten und letzten Pforte des Loolandre.
Man schreibt Ende April 427.
Unter den Mannschaften der Schiffe wütet der Induzierte Schuldkomplex, eine psionische Seuche, die jedes intelligente Wesen mit suggestivem Zwang dazu verleitet, sich an die Übeltaten der Vergangenheit zu erinnern und sie – möglichst noch übler, noch bösartiger – nachzuvollziehen. An Bord der über zwanzigtausend Schiffe ist die Gesetzlosigkeit ausgebrochen. Nur den Robotern ist noch zu trauen. Sie versuchen, die Lage provisorisch zu bereinigen, indem sie scharf bewachte Gefängniszonen einrichten und die Gesetzesbrecher darin unterbringen. Es ist der Zeitpunkt abzusehen, da – von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen – sämtliche nichtrobotischen Besatzungsmitglieder der Galaktischen und der kranischen Flotte in Gefängnisbereichen einquartiert sein werden.
Mittlerweile ist Perry Rhodan – auf den Tod verwundet von einem Fiktivwesen namens Lead Can – nach Überwindung der lebensbedrohenden Krise auf dem Weg zur Genesung. Er liegt im Tiefschlaf und träumt von der Vergangenheit. Vor kurzem ist das Unglaubliche geschehen, dass Perry Rhodan – und nicht Nachor von dem Loolandre, dessen Aufgabe es eigentlich wäre – sich an die dritte Weisheit erinnerte, jenen Kodesatz, der die dritte Pforte des Loolandre öffnete. Wird sein Traum auch die vierte Weisheit hervorbringen? Wird Perry Rhodan unter Beweis stellen, dass er gleichrangig mit Nachor, dem Armadaprinzen, ebenfalls ein vom Schicksal Begünstigter ist?
1.
»Bist du Perry Rhodan?«
Der zwölfjährige Junge, allein mit seinem Koffer auf dem spärlich erhellten Bahnsteig, sah misstrauisch zu dem Fremden auf. Der Mann trug ein mehrfach durchlöchertes, nicht mehr ganz sauberes Unterhemd und ein Paar Hosen aus grobem, blauem Tuch, deren Beine knapp über dem Knie abgeschnitten waren. Das braune Gesicht zeigte deutliche Spuren eines zweitägigen Bartwuchses. Das braune Haar hing dem Fremden wirr in die Stirn. Er hatte eine kleine Narbe auf der rechten Wange. Sein Atem roch nach Bier, als er zu dem Jungen sprach.
Daytona Beach, Florida – 29. April 1948 – 23:42 Uhr.
»Ja, ich bin Perry Rhodan«, antwortete der Junge unsicher.
»Jemand kommt, um dich abzuholen«, sagte der Fremde. »Wenn du willst, nimmst du deinen Koffer und gehst dort über das Gleis. Siehst du das Haus?«
Das Haus war für Perrys an neuenglischen Standard gewöhnte Begriffe eine schäbige Baracke. Er nickte.
»Colonel Malone hat sich ein wenig verspätet«, erklärte der Abgerissene. »Wird aber bald ankommen.«
»Wer sind Sie?«, wollte Perry wissen.
»Oh, ich bin nur einer von denen, die hier aufpassen«, antwortete der Mann. »Nun geh schon, damit du über die Gleise kommst, bevor der nächste Zug andampft.«
Er lachte dazu, als hätte er einen guten Witz gemacht. Perry konnte nicht wissen, dass der Bahnhof Daytona Beach pro Tag nicht mehr als vier Züge zu sehen bekam. Er nahm seinen Koffer und marschierte los.
Das Haus hatte der Fremde offenbar nur als Orientierungspunkt verwendet. Perry fand die Türen verschlossen, die Fenster dunkel. Aber eine Aufschrift besagte, dass hier die Florida East Coast Railroad Fahrkarten verkaufte sowie Reisegepäck und Fracht entgegennahm bzw. auslieferte. Jeweils eine Stunde vor Ankunft bis eine Stunde nach Abfahrt des Zuges – mit Ausnahme des 23:30-Zuges nach Miami, nach dessen Abfahrt die Schalter sofort geschlossen wurden.
An der Baracke führte eine frisch asphaltierte Straße vorbei. Eine einzige Lampe, von Insekten umschwärmt, zeichnete einen weiten Lichtkreis in die Dunkelheit. In der Ferne waren ein paar Lichter zu sehen, das musste die Stadt sein. Jenseits der Straße war flaches Grasland. Der Lichtschein enthüllte eine einzige Palme, die ihre Fächerwedel in die Feuchtigkeit der Nachtluft reckte.
Perry war enttäuscht. Als er von Florida träumte, hatten ihm greller Sonnenschein, helle Sandstrände und das türkisfarbene Wasser des Atlantiks vorgeschwebt. Hier, vor der verschlossenen Baracke, am Rand der frischgeteerten Straße kam er sich vor wie am Ende der Welt. Ein Insekt, auf dem Weg zur Lampe, surrte an ihm vorbei. Perry duckte sich unwillkürlich. Er blickte auf und sah etwas, das mindestens so groß war wie sein Handrücken, um die Glaskugel der Laterne schwirren. Er schüttelte sich. Insekten, die größer waren als sein Daumennagel, verursachten ihm ein Kribbeln auf der Haut.
Ein anschwellendes Geräusch ließ ihn aufhorchen. Lichtschein huschte durch die Finsternis. Weit hinten an der Straße tauchten zwei Scheinwerfer auf. Perrys Herz ging schneller. Die Gegend war so einsam – wenn um diese Zeit hier einer vorbeikam, dann konnte es nur Onkel Ken sein. Eigentlich war er sein Onkel gar nicht; er war ein Vetter seiner Mutter, Mary Tibo Rhodan. Aber Perry nannte ihn »Onkel«, und Kenneth Malone hatte niemals etwas dagegen eingewendet.
Mit Kennerblick identifizierte der Junge einen 45er Chevrolet, der sich mit unregelmäßig laufendem Motor in den Lichtkreis der Lampe schob. Bremsen quietschten. Perry war enttäuscht. Kenneth Malone, der Aufsteiger der Familie, und nur ein lausiger, alter Wagen? Der Lack war matt geworden, die linke Tür hatte eine tiefe Delle, an der Kühlerhaube fraß der Rost. Die Tür mit der Delle ließ sich in der Tat nur schwer öffnen und gab ein protestierendes Ächzen von sich. Aber der Mann, der aus dem Auto stieg, war unverkennbar Kenneth Malone: 1,92 Meter groß, schlank, breitschultrig, mit hellen, freundlichen Augen in dem gebräunten Gesicht.
Perry ließ den Koffer stehen und lief auf den hochgewachsenen Mann zu. Der fing ihn mit den Armen auf und schwang ihn ein paar Mal durch die Luft.
»Das darf man doch noch?«, fragte er lachend.
»Das darfst du ruhig«, lachte auch Perry. »Obwohl ich schon zwölf bin.«
Kenneth Malone setzte den Jungen ab. Sein Gesicht war ernst.
»Erst zwölf«, sagte er betreten. »Und ich ...«
»In gut einem Monat«, kommentierte Perry.
»Und ich hab' dich hier mitten in der Nacht herumstehen lassen!«, fuhr Malone fort. Er trug Zivil; auch das enttäuschte Perry ein wenig. Er hatte erwartet, einen Mann mit dem silbernen Colonel-Adler auf den Schulterstücken zu sehen. »Junge, es war nicht meine Schuld.« Er warf dem Auto, dessen Motor im Leerlauf vor sich hintuckerte, einen ärgerlichen Blick zu. »Das Ding da wollte nicht mehr. Mitten im Niemandsland zwischen New Smyrna und Scottsmoor.« Er erinnerte sich seines Amtes als Tröster und Beschützer. »Bist du schon lange hier? Hast du Angst gehabt?«
Perry winkte ab.
»Angst? Nie«, erklärte er stolz. »Und wie lange bin ich schon hier? Knapp eine halbe Stunde. Kaum der Rede wert.«
»Ich hoffe, Mary wird's mir verzeihen«, stöhnte Kenneth Malone. »Aber komm jetzt, wir wollen dein Zeug aufladen.«
Eine Minute später setzte sich das ratternde Gefährt von neuem in Bewegung.
*
Von Florida war nicht viel zu sehen. Das Licht der Scheinwerfer stach durch die Nacht und riss hier einen Baum, dort ein einsames Gebäude aus der Dunkelheit. Perry wäre längst eingeschlafen. Müde genug dazu war er: seit ein Uhr morgens auf den Beinen, mit nur einem kurzen Nickerchen zwischen Washington und Richmond. Aber rings um ihn wartete das Abenteuer. In dem Sumpf, der sich dort hinter den Büschen verbarg, lauerten Alligatoren. Das seltsame Gefunkel, das die Scheinwerfer manchmal erzeugten, wenn die Straße eine bestimmte Richtung einschlug, war der Reflex des Atlantiks. Und schließlich gab es da noch Onkel Ken, vor dem alle in der Familie einen großen Respekt hatten.
Die Instrumente des Armaturenbretts verbreiteten gerade genug Helligkeit, um die Umrisse des kantigen Gesichts erkennbar werden zu lassen. Kenneth Malone war 38 Jahre alt, beeindruckend jung für einen Mann im Rang eines Obersten. Der Krieg hatte seine Laufbahn beschleunigt. Malone hatte sich im Pazifik hervorragend ausgezeichnet. Er hatte vor dem Krieg das Diplom eines Maschinenbauers, Sparte Flugzeugwesen, erworben. Er verfolgte die Entwicklung seines Fachgebiets mit großer Aufmerksamkeit und nützte jede Gelegenheit, sein Wissen durch Teilnahme an Kursen und Vorlesungen auf dem neuesten Stand zu halten. Es war kein Wunder, dass die U.S. Air Force ihn dazu ausersehen hatte, den Aufbau der Cape Canaveral Air Force Base zu leiten. Nebenbei versah er die Aufgabe eines Kommandanten der Banana River Naval Air Station.
Kenneth Malone bemerkte die Aufmerksamkeit, mit der der Junge ihn bedachte.
»Deiner Mutter geht's gut, hoffe ich?«, erkundigte er sich.
»Ja«, antwortete Perry. In einem Anflug von Spottlust fügte er hinzu: »Außer über mich hat sie keine Klagen.«
»Das glaube ich wohl«, lachte Kenneth Malone. »Und was macht Slam-Bang?«
Sergeant Slam-Bang war der Spitzname, der Perrys Vater, Jakob Edgar Rhodan, während des Krieges zuteil geworden war.
»Vater ist immer noch der alte«, antwortete Perry. »Rasch entschlossen. Das siehst du an mir.«
»An dir? Wieso?«
»Wenn Pa nicht so rasch entschlossen wäre, käme ich erst während der Sommerferien.«
»Ach so meinst du das. Wie kommt's überhaupt, dass sie dich so Hals über Kopf nach Florida schicken?«
»Weißt du gar nichts davon?«, erkundigte sich Perry.
»Nur ein verschwommenes bisschen«, antwortete Kenneth Malone gutgelaunt. »Irgendwas mit einem Taugenichts, der dich in Schwierigkeiten bringen wollte.«
Perry ließ den Kopf sinken. Die Erinnerung war zu frisch. Es war gerade achtundvierzig Stunden her, seit Tin Can versucht hatte, ihn auf so üble Art hereinzulegen.
»Können wir morgen drüber sprechen, Onkel Ken?«, bat er. »Es ist ... es ist keine besonders schöne Geschichte.«
»Na klar, Junge«, fand Malone sich bereit. Er hob den Arm und sah auf die Uhr. »Ich gebe dir eine Gnadenfrist«, lachte er. »Sagen wir: nach dem Frühstück. Heute ist nämlich schon morgen.«
Perry war froh, dass das Thema fürs erste abgeschlossen war.
»Wo bist du steckengeblieben?«, erkundigte er sich angelegentlich. »Zwischen New ... und was?«
»Zwischen New Smyrna und Scottsmoor. Kein Mensch weit und breit. Ich stand da und winkte mit Armen und Beinen, jedes Mal, wenn ein Auto vorbeikam. Schließlich hielt jemand an und erklärte sich bereit, die nächste Garage zu benachrichtigen. Alles in allem habe ich drei Stunden auf diese Weise verloren.«
»Das ist gut für dich, nicht wahr?«, meinte Perry. »Sonst hättest du zweieinhalb Stunden lang an diesem öden Bahnhof warten müssen.«
»Oh, das wäre nicht so schlimm gewesen«, wehrte Kenneth Malone ab. Darüber, dass es in Daytona Beach auch anderes zu tun gab, als am Bahnhof auf einen Zug zu warten, wollte er zu einem knapp Zwölfjährigen nicht unbedingt sprechen.
»Auf jeden Fall bin ich dankbar, dass du Nachricht hinterlassen hast«, sagte Perry.
Er sah, wie Onkel Kens Schultern sich strafften.
»Nachricht?« Die Stimme klang plötzlich ganz anders, wesentlich durchdringender. »Wo habe ich eine Nachricht hinterlassen?«
»Am Bahnhof, denke ich«, antwortete Perry ein wenig verwirrt.
»Wie kommst du darauf?«
»Auf dem Bahnsteig kam ein Mann auf mich zu und fragte, ob ich Perry Rhodan wäre. Ich sagte ja, und dann erklärte er mir, du hättest dich ein wenig verspätet.«
Malones Stimme war die Erregung jetzt deutlich anzumerken. »Kannte er etwa meinen Namen?«, fragte er.
»Ja, er sagte: ›Colonel Malone hat sich ein wenig verspätet.‹«
Kenneth Malone stieß den Atem zwischen den Zähnen hindurch, dass es zischte.
»Wieso, ist da was falsch?«, wollte Perry wissen.
»Nur das eine: Ich habe nirgendwo angerufen oder sonst wie Nachricht hinterlassen«, antwortete Malone. Zwölfjährige sind keine ausgefeilten Menschenkenner, sonst hätte Perry bemerkt, dass Onkel Ken sich Mühe gab, seiner Aufregung Herr zu werden. »Aber das hat nicht unbedingt etwas zu sagen«, fuhr er fort. »Kann sein, dass irgendwo jemand aufgeschnappt hat, dass du zu Besuch erwartet wirst, und sie haben sich ausgerechnet, dass ich es sein müsste, der dich vom Bahnhof abholt.«
Um zu beweisen, dass er der Sache keine weitere Bedeutung beimaß, begann er, eine muntere Melodie zu pfeifen. Perry rutschte in seinem Polstersitz ein wenig in sich zusammen. Er spürte, dass Onkel Ken den Unbeeindruckten lediglich spielte; aber er wusste nicht, was er davon halten sollte.
*
Am nächsten Morgen sah die Welt viel schöner aus. In strahlendem Blau wölbte sich der Himmel über der flachen, langgestreckten Insel zwischen dem Atlantik auf der einen und dem Banana sowie Indian River auf der anderen Seite, deren am weitesten nach Osten vorspringender Punkt Cape Canaveral genannt wurde. Die Sonne schien mit einer Intensität, die dem Jungen aus Neuengland in den Augen weh tat, als er um elf Uhr endlich aufstand und den ersten verschlafenen Blick aus dem Fenster warf.
Die Regierung der Vereinigten Staaten hatte für die Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Banana River Naval Air Station eine eigene Wohnsiedlung mitsamt den üblichen Einrichtungen wie PX, Kino, Ballspielplatz usw. geschaffen. Colonel Malone bewohnte ein geräumiges Einfamilienhaus in unmittelbarer Nähe des Hauptquartiers. Als Unverheiratetem, der kein Familiengeld bezog, stand ihm eine Haushälterin zu. Sie war füllig, schwarz, etwa dreißig Jahre alt und hieß Belinda. Sie schloss den Jungen sofort in ihr mütterliches Herz, als er frisch gewaschen und mit einer neuen Kluft angetan aus dem Badezimmer trat.
»Bist du sicher, du hast lange genug geschlafen?«, erkundigte sie sich besorgt, nachdem die Zeremonie der gegenseitigen Vorstellung beendet war. »Ein Junge wie du – um drei ins Bett und um elf schon wieder auf, das ist nicht gut für die Gesundheit.«
Perry beruhigte sie. Acht Stunden seien genug, meinte er. Außerdem habe er nicht vor, einen derart herrlichen Tag zu verschlafen.
»Du musst Hunger haben, Junge«, erklärte Belinda energisch.
Hunger – ja, den hatte er. Wenn es allerdings nach Belinda gegangen wäre, dann hätte er noch weitaus hungriger sein müssen; denn von der Portion Rührei mit Speck, Bratwurst, Toast, Butter und Grits, die sie ihm vorsetzte, ließ Perry fast die Hälfte übrig, was Belinda abermals in Sorge versetzte.
»Du wirst ewig so dünn bleiben, wenn du nicht anständig isst«, klagte sie.
Nachdem sie abgeräumt hatte, machte sie Perry mit dem Plan des Tages bekannt.
»Der Colonel hat gesagt, wir sollen hinunter zum Strand gehen. Bis zwei Uhr heute Nachmittag, hat er gesagt. Dann kommt er dich abholen und bringt dich zur Schule, um dich vorzustellen. Magst du das?«
»Das mag ich«, bekannte Perry eifrig.
Belinda musterte ihn misstrauisch.
»Du wirst nicht etwa schwimmen wollen?«, erkundigte sie sich.
»Warum nicht?«
»Das Wasser ist noch viel zu kalt. Stell dir vor – erst Ende April!«
»Wie kalt?«, wollte Perry wissen.
»Zwei-, dreiundzwanzig Grad, so ungefähr.«
Perry lachte.
»Wenn wir an den Long Island Sound zum Baden fahren, sind wir froh, wenn's achtzehn Grad hat«, sagte er. »Zweiundzwanzig, das ist brühwarm!«