Nr. 1190

 

Die stählerne Spinne

 

Zwei galaktische Scouts – gefangen im Netz der Arachniden

 

von Kurt Mahr

 

 

Wir blenden zurück in den Mai des Jahres 427 NGZ – in die Zeit also, da die Menschen auf der im Grauen Korridor gefangenen Erde den Angriffen Vishnas, der abtrünnigen Kosmokratin, erlegen sind.

Schauplatz des Geschehens ist die ferne Galaxis M 82, in der die Endlose Armada und Perry Rhodans Galaktische Flotte operieren. Letztere hat inzwischen auf der Suche nach dem Lenker oder der Zentralstelle der Endlosen Armada die Pforten und sogar den Vorhof des Loolandre passiert, obwohl die Schwierigkeiten, die sich vor den Terranern auftaten, auf den ersten Blick wahrhaft unüberwindlich erschienen.

Nun schickt sich die Galaktische Flotte, angeführt von der BASIS, an, in das eigentliche Loolandre, das Armadaherz, vorzudringen. Doch Perry Rhodan, dem der Armadaprophet die Herrschaft über den gigantischen Heerwurm von Raumschiffen vorausgesagt hat, darf eines nicht vergessen: Er hat in den Armadaschmieden erbitterte Konkurrenten.

Während die Silbernen bereits einen vielversprechenden Plan zu realisieren beginnen, der ihnen die Herrschaft über die Endlose Armada sichern soll, starten die Terraner die Loolandre-Patrouille.

Zwei ihrer Mitglieder geraten in Ausübung ihrer Pflicht an DIE STÄHLERNE SPINNE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Clifton Callamon und Leo Dürk – Der Admiral und der Waffenmeister auf Loolandre-Patrouille.

Torquantuur – Königin der Parias.

Girinaar und Praak – Torquantuurs Untertanen.

Arnemar Lenx – Herrscher der Gharwos.

1.

 

»Verdammtes Licht, es macht einen ganz verrückt«, hatte Clifton Callamon vor wenigen Sekunden gesagt.

Leo Dürk hatte dazu genickt, ein wenig mürrisch, weil nach seiner Ansicht über das Licht, das alles durchdrang, inzwischen genug gesprochen worden war. Im selben Augenblick hatte er den Ruck gespürt – ein winziges Zucken nur, gerade genug, um den Lichtgriffel, der vor ihm auf der Konsole lag, einen halben Zentimeter weit zur Seite rutschen zu lassen. Aber Leo Dürk war ein Mann mit Erfahrung. Er besaß einen sechsten Sinn für Dinge, die nicht sein dürfen. Er wusste, was der Ruck zu bedeuten hatte. Der Antigrav hatte eine Hundertstelsekunde gebraucht, um sich auf einen Einfluss einzustellen, den er nicht im Voraus hatte erkennen können.

Er ertappte sich dabei, wie er darauf wartete, ob auch Callamon etwas bemerkt habe. In seiner Vorstellung war der Mann mit den Kometen auf den Schulterstücken ein Fossil aus einer längst vergangenen Zeit, in der die Raumschiffe noch stotterten und ruckten. Würde Clifton Callamon auf eine solch winzige Unregelmäßigkeit reagieren?

»Fritz, was war das?«, gellte Callamons Stimme durch die kleine Kommandozentrale der Mini-Space-Jet.

Leo Dürk leistete in Gedanken Abbitte. Callamon verstand sich auf die Eigenheiten eines modernen Raumschiffs ebenso gut wie er selbst. Das mit dem Fossil war nur ein Vorurteil, ausgelöst durch die mitunter groteske Eigenart seines Verhaltens.

Beim Start hatten sie sich darauf geeinigt, dass der Bordcomputer auf den Namen Fritz hören würde. Fritz antwortete auf Callamons Frage: »Fremder Schwerkrafteinfluss ...« Es folgte eine Reihe von Koordinaten, die gleichzeitig auf den Videoflächen angezeigt wurde. »Ich neutralisiere.«

Leo Dürk, seines Zeichens Waffenmeister der BASIS, musterte die Daten misstrauisch. Die fremde Gravitation, die auf die Space-Jet einwirkte, war von konstantem Wert. Das war verwunderlich angesichts des Umstands, dass das kleine Fahrzeug sich mit relativistischer Geschwindigkeit bewegte – zumindest in Bezug auf den Standort der BASIS, die sie vor achtzig Minuten verlassen hatte. Eine natürliche Schwerkraftquelle hätte Variation gezeigt. Die Schwerkraft war zudem von bedeutender Intensität. Es fragte sich, wie lange das verhältnismäßig schwache Triebwerk der Space-Jet sie würde ausgleichen können.

Clifton Callamon hatte offenbar ähnliche Bedenken.

»Nicht so maulfaul, Fritz«, tadelte er den Computer. »Woher kommt das Zeug, und was können wir dagegen unternehmen?«

»Die Quelle ist nicht klar erkennbar«, antwortete Fritz. »Sie strahlt offenbar selektiv. Anders lässt sich das plötzliche Anwachsen der Gravitation nicht erklären.«

»Ein Traktorfeld?«

»Möglich«, sagte Fritz.

»Wie steht's mit deinen Reserven?«

»Im Augenblick komme ich noch aus«, lautete die Antwort des Computers. »Aber wenn das unbekannte Feld nur noch zehn Prozent an Intensität zulegt ...«

Der Satz wurde nicht vollendet. Fritz sprach fast wie ein Mensch. Leo Dürk sah zu der großen Bildfläche empor. Sie war hell, und die Helligkeit war konturlos. Irgendwo in dieser Lichtflut verbarg sich der Loolandre, die Armadaeinheit Eins. Niemand wusste etwas über den Loolandre, nicht einmal Nachor, der Armadaprinz, der doch von hier stammte, außer dass er ein Gebilde von stellarer Ausdehnung war. Der Loolandre ließ sich weder ortungstechnisch noch auf sonst eine Weise erfassen. Ein Gebilde von dieser Größe hätte, wenn es materiell war und Masse besaß, ein gigantisches Gravitationsfeld erzeugen müssen. Aber auch davon war nicht eine Spur zu bemerken.

Leo Dürk fühlte Clifton Callamons Blick auf sich ruhen. Unwillig wandte er sich zur Seite.

»Was sagst du, Waffenmeister?«

Als Perry Rhodan bestimmte, dass Dürk und Callamon diese Mikroexpedition gemeinsam fliegen sollten, hatte Leo Dürk lauthals protestiert. Aber Perry war unerbittlich gewesen. Daraufhin hatte Leo sich an den Admiral gewandt und erklärt: »Deine Mätzchen kannst du machen, mit wem du willst, aber mit mir nicht. Ich sage ›du‹ zu dir. Ich bin der Pilot, und du richtest dich nach dem, was ich sage. Wenn dir's nicht passt, beschwer' dich beim Chef.«

Er würde nie vergessen, wie perplex er war, als Clifton Callamon ihn angrinste und ganz einfach sagte: »Okay, Leo.«

Seitdem war das Eis gebrochen, wie man so sagte. Leo Dürk war immer noch ein wenig misstrauisch. Auf Clifton Callamons Bitten hatte er sich erweichen lassen, eine Menge waffentechnisches Gerät an Bord der LIZAMAR zu bringen, von dem Perry Rhodan nichts wusste und dessen Mitnahme er wohl kaum gebilligt hätte. Aber wenn es darum ging, zusätzliche Waffen zu fassen, entwickelte Callamon die Fähigkeit der silbernen Zunge, und Leo hatte schließlich nicht nein sagen können.

»Worauf willst du hinaus, Admiral?«, fragte Leo.

Clifton Callamon wies mit lockerer Handbewegung auf die Datenanzeige.

»Jemand interessiert sich für uns. Fritz sagt, er kann uns kaum noch halten. Wir sind hier, um mehr über den Loolandre zu erfahren. Warum lassen wir uns nicht einfach einfangen?«

Ein zweiter, sanfter Ruck fuhr durch den Leib der LIZAMAR. Automatisch blickten sie beide auf die Datenanzeige.

»Da hast du deine Antwort«, brummte Leo.

»Meine Kapazität ist überfordert«, meldete Fritz.

»Bring uns 'runter«, sagte Clifton Callamon. »So sanft wie möglich.«

 

*

 

Es kribbelte Leo Dürk in den Fingern. Für Situationen dieser Art war er nicht gemacht. Untätig dazusitzen und auf etwas Unbekanntes zu warten, widerstrebte seinem Gemüt. Er versuchte, sich ein Beispiel an Clifton Callamon zu nehmen. Der Admiral saß wie eine Statue. Er blickte auf die Datenanzeige und wirkte entspannt.

Der Teufel soll den Loolandre holen, dachte Leo Dürk ärgerlich. Seit Wochen schlugen sie sich mit dem Unfassbaren herum. Jedes winzige Stückchen Information musste teuer erkauft werden. Zuerst hatten sie die vier Pforten passiert, drangsaliert von einem Wesen, das sich Chmekyr, der Pförtner, nannte und die Fähigkeit besaß, in Zehntausenden von Exemplaren aufzutreten. Dann waren sie durch den Vorhof geflogen und hatten sich mit den Clans angelegt. Jetzt endlich befanden sie sich im eigentlichen Bereich des Loolandre; aber wenn sie der Meinung gewesen waren, hier müsse sich endlich Klarheit ergeben, so hatten sie sich bitter getäuscht. Die Dinge waren verworrener als je zuvor. Die Silbernen, die Armadaschmiede, waren ihnen zuvorgekommen. Sie hatten die Horden der Armadabarbaren gegen die Galaktische Flotte aufgewiegelt. Überall in diesem konturlosen Leuchten lauerte Gefahr.

Unter dem Eindruck der Ungewissheit hatte Perry Rhodan sich entschlossen, Miniaturexpeditionen auszusenden, die die Umgebung erkunden und Informationen über den Loolandre beschaffen sollten. Jede Expedition bestand aus zwei Mitgliedern und benützte als Fahrzeug eine Mini-Space-Jet wie die LIZAMAR. Die winzigen Raumboote, so hoffte man, würden den Silbernen nicht auffallen. Ihre Aufmerksamkeit war auf die zwanzigtausend Einheiten starke Galaktische Flotte gerichtet, die irgendwo weit hinter der LIZAMAR mit geringer Geschwindigkeit dahintrieb. Auch das war ein Witz, überlegte Leo Dürk. Mit geringer Geschwindigkeit relativ wozu? Es gab in diesem elenden, konturlosen Feld ewiger Helligkeit keinen Bezugspunkt.

Elf Miniaturexpeditionen waren annähernd gleichzeitig von der BASIS aus aufgebrochen. Alaska Saedelaere mit Carfesch, Jen Salik mit Fellmer Lloyd, Icho Tolot mit Tanwalzen ... und wie sie sonst noch alle heißen mochten. Und schließlich auch Leo Dürk mit Clifton Callamon. Unabhängige Erkundung lautete ihr Auftrag. Hat sich was mit unabhängig, dachte Leo Dürk. Kaum sind wir richtig unterwegs, hat uns schon einer am Kanthaken. Er warf einen sehnsüchtigen Blick in Richtung des Hyperkommikrophons, das über seiner Konsole schwebte. Er war ein Mann der Kommunikation. Die BASIS hätte wissen sollen, wie es der LIZAMAR erging. Aber Hunderte von Experimenten hatten eindeutig ergeben, dass der lichterfüllte Raum in der Umgebung des Loolandre Hyperfunksignale spurlos absorbierte. Es gab keine Verbindung mit der Flotte.

Mit Unbehagen verfolgte er die Ziffernsprünge der Datenanzeige. Das Koordinatennetz, an dem die LIZAMAR sich orientierte, hatte seinen Ursprung im Standort der BASIS. Eine Nullebene war mehr oder weniger wahllos definiert worden, und darüber hinweg zog sich der Kurs der Space-Jet als gerade Linie. Was der Bordcomputer jetzt anzeigte, war die Abweichung vom geplanten Kurs, hervorgerufen durch das fremde Gravitationsfeld. Die LIZAMAR stürzte auf ein unbekanntes Ziel zu, das sich irgendwo in der Lichtfülle verbarg. Das einzig Beruhigende an der Sache war, dass der Sturz mit konstanter Geschwindigkeit erfolgte.

»Sicht«, sagte Clifton Callamon.

Leo Dürk fuhr auf. Er blickte zur großen Videofläche empor. Was er sah, war verwirrend. Er brauchte eine Zeitlang, um zu begreifen, was das Bild darstellte. Die Helligkeit war nicht mehr allgegenwärtig. In der Mitte der Fläche war eine dunkle, sanft gerundete Linie erschienen. Es war, als sei das Licht ein Nebel, der sich jetzt zu teilen begann und ein Stück der Landschaft enthüllte, die er bisher verborgen hatte. Die Linie wurde breiter. Sie war nicht wirklich dunkel, eher ein lichtes Graubraun; aber der Kontrast mit der umgebenden Lichtflut ließ sie finster erscheinen. Markierungen wurden erkennbar, ein unregelmäßiges, rillenförmiges Muster.

»Was ist das?«, fragte Leo.

Der Computer hielt die Frage für an sich gerichtet.

»Ein Stück Oberfläche des Loolandre«, antwortete er. »Nahortung spricht an. Vor uns befindet sich ein Hindernis von beträchtlicher Ausdehnung. Relativgeschwindigkeit sechs-neun-neun-null Meter pro Sekunde, fallend.«

Clifton Callamon erhob sich und öffnete einen der Wandschränke. Wortlos entfernte er zwei SERUN-Monturen aus ihren Halterungen und breitete sie aus. Die beiden Männer kleideten sich an. Inzwischen fuhr Fritz fort zu plappern.

»Die Geometrie des Geländes ist unübersichtlich. Ein allgemeines Prinzip der Orientierung lässt sich nicht erkennen. Es gibt offenbar zwei Bezugsebenen, die aufeinander senkrecht stehen. Gravitation sporadisch und von unterschiedlicher Intensität. Metallene Strukturen ohne verständliche Ordnung. Vakuum. Nirgendwo Bewegung.«

Leo Dürk hatte den Helm in den Nacken geschoben, so dass er sich ihm wie eine Kapuze um die Schultern drapierte.

»Hör auf!«, stöhnte er. »Es langt, wenn wir uns das mit eigenen Augen ansehen müssen.«

»Ich wusste nicht, dass du so empfindlich bist«, versetzte der Computer spitz.

»Halt's Maul.«

Ein Grinsen huschte über Clifton Callamons Gesicht. Leo Dürk ärgerte sich. Einen Computer anzuschreien – wie viel lächerlicher konnte sich ein Mensch noch machen?

»Wir verlieren alle einmal die Beherrschung«, sagte Callamon ernst. »Das erst macht uns menschlich.«

»Wenn die Herren sich vielleicht die Zeit nehmen wollten, einen Blick auf den Bildschirm zu werfen ...«, meldete Fritz sich von neuem.

Die Szene hatte sich gewandelt. Die graue, gekrümmte Fläche war verschwunden. Etwas Schimmerndes, Gerades zog sich durch das Blickfeld, kam rechts aus dem lichterfüllten Nichts und verschwand links wieder darin – oder umgekehrt, je nach dem, welche Reihenfolge der Richtungen der Betrachter vorzog.

»Wir halten geradewegs darauf zu«, berichtete der Computer. »Intensive Bremsbeschleunigung. Relativgeschwindigkeit nur noch vier – drei Meter pro Sekunde.«

Eine Stange, dachte Leo Dürk. Mitten im Nichts schwebt eine metallene Stange. Er spürte, wie sein Puls sich beschleunigte. Mit Mühe unterdrückte er die aufsteigende Panik. Er konnte den Blick nicht von dem fremdartigen Ding wenden.

»Vorsicht, Kontakt!«, meldete Fritz.

Ein schwacher Ruck fuhr durch die LIZAMAR. Ein helles, klingendes Geräusch wie von einer kleinen Glocke tönte durch den Leib des Raumboots. Im Hintergrund des Bewusstseins registrierte der Waffenmeister, dass er ein wenig fester auf den Beinen stand als bisher. Von der schimmernden Stange ging ein Schwerefeld aus, das sich der künstlichen Gravitation der LIZAMAR hinzuaddierte.

Leo Dürk trat näher an die Bildfläche. Das schimmernde, metallene Rohr verriet nichts über seinen Daseinszweck. Es war von rundem, annähernd kreisförmigem Querschnitt; sein Durchmesser betrug zwanzig Meter. Die Oberfläche, an der die Space-Jet klebte, war glatt und fugenlos.

»Worauf warten wir noch?«, sagte Clifton Callamon. »Wir sollten versuchen, hier wieder fortzukommen.«

»Ich stelle mir das nicht allzu einfach vor«, antwortete Leo Dürk. »Wer immer uns hierher bugsiert hat, wird uns nicht so einfach wieder ziehen lassen.«

»Ich pflichte dem bei«, erklärte Fritz. »Das Traktorfeld ist verschwunden. An seine Stelle ist ein anderer Einfluss getreten, der das Fahrzeug an die Metallfläche der Stange bindet.«

Leo Dürks Unbehagen wuchs. Wenn Fritz von einem »anderen Einfluss« sprach, dann bedeutete das, dass er die Kraft, die davon ausging, nicht zu identifizieren vermochte.

Callamon hatte eine Erwiderung auf der Zunge. Aber bevor er das erste Wort über die Lippen brachte, begann der Boden zu zittern. Es war ein deutlich spürbares Vibrieren, als führe irgendwo in nicht zu großer Ferne ein schweres Radfahrzeug vorbei. Das Phänomen dauerte vier Sekunden lang an. Dann war es wieder still.

Wie auf Verabredung blickten die beiden Männer in die Richtung, aus der Fritz üblicherweise zu ihnen sprach. Die Frage brauchte nicht ausgesprochen zu werden. Der Computer wusste, was von ihm verlangt wurde.

»Ich bin noch am Analysieren«, mahnte er, als spüre er die Ungeduld seiner Zuhörer. »Die Schwingungen gingen von der Metallstange aus und teilten sich dem Fahrzeug mit. Sie kamen von oben ...«

Die Existenz eines künstlichen Schwerefelds machte es möglich, zwischen oben und unten zu unterscheiden, so willkürlich und für alle praktischen Zwecke wertlos eine solche Unterscheidung auch sein mochte. Die Überlagerung zweier Gravitationsfelder – des der LIZAMAR und jenes, das von der Metallstange ausging – resultierte in einem Vektor, der nicht genau senkrecht zum Boden der Kommandozentrale hin zeigte. Die Zentrale erschien geneigt, und der auf der Bildfläche sichtbare Teil der Stange schien schräg nach oben in die Lichtfülle zu führen.

Eine Minute verging, während Callamon und Dürk mit wachsender Ungeduld auf das Ergebnis der Analyse warteten. Leo Dürk glaubte zu spüren, wie der Boden von neuem zu zittern begann. Aber der Effekt war so geringfügig, dass er sich ebenso gut getäuscht haben konnte. Dies war indes nicht der Fall, wie Fritz ihn alsbald belehrte.

»Ich weiß nicht, ob ihr es gemerkt habt«, sagte die Computerstimme, »aber soeben kam die Reflexion der Schwingungen hier vorbei. Die Stange muss weiter abwärts irgendwo befestigt sein. An dieser Stelle wurden die Erschütterungen reflektiert. Sobald ich ermittelt habe, aus welchem Material die Stange besteht, kann ich die Schallgeschwindigkeit errechnen. Dann lässt sich bestimmen, wie weit der Ort der Befestigung von hier entfernt ist.«

Er hatte kaum zu Ende gesprochen, da begann das Zittern abermals.

Fritz meldete sich, während die letzten Vibrationen allmählich verklangen.

»Schlechte Nachrichten für euch«, erklärte er. »Es nähert sich uns etwas. Es bewegt sich auf der Stange, die es offenbar als eine Art Schiene benützt.«

»Groß? Bewaffnet?«, schnappte Clifton Callamon.

»Das ist das Schlechte an der Nachricht«, antwortete der Computer. »Über die Bewaffnung weiß ich nichts. Aber die LIZAMAR kann sich bequem viermal in dem Ding verstecken, wenn meine Berechnungen richtig sind.«

Leo Dürk begegnete Callamons Blick.

»'Raus hier«, sagte er.

 

*