DIE SCHATTEN DES
SCHAH-IN-SCHAH
Alternative Fortführung
von Karl Mays Reiseerzählungen
Der Löwe der Blutrache und
Bei den Trümmern von Babylon
VON
HEINZ GRILL
Herausgegeben von Lothar und Bernhard Schmid
© 2006 Karl-May-Verlag
ISBN 978-3-7802-1608-3
KARL-MAY-VERLAG
BAMBERG • RADEBEUL
1. Ein rätselhaftes Bild
2. Die Söhne des Lot
3. In der ‚Rubinenkuppel‘
4. Hassan Bajender Khan
5. In der Gewalt der Bachtijaren
6. Zur Stadt der Säfäwiden
7. In Verkleidung
8. Ghulam, der Pächter
9. Verwicklungen
10. Die Herren von Isfahan
11. Auf dem Friedhof
12. Gewalt und List
13. Ein alter Bekannter
14. Zusammenstoß
15. Am ‚Saum des Sandes‘
16. In der Kadscharenstadt
17. Ein Wiedersehen
18. Beim kleinen Marschall
19. Vor dem Pfauenthron
20. Die Geschichte der ‚Schatten‘
21. Die ‚Rose von Schiras‘
22. In der Synagoge
23. Vorbereitungen
24. Ein geheimes Treffen
25. Das Ende des Schattenreiches
26. Im ‚Paradies‘
Die ‚anderen‘ Schatten
Personenverzeichnis
Der vorliegende Roman spielt Mitte der 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts und ist eine spannende Fortsetzung der von Karl May in den Bänden 26 und 27 der Gesammelten Werke geschilderten Ereignisse im Stil seiner früheren Reiseerzählungen.
Unter den weit ausladenden Ästen eines alten Tschänar-Baumes[1] brannte ein kleines Feuer. Von den beiden Männern, die daran saßen und sich an den Resten zweier Sandhühner gütlich taten, war der eine von ziemlich großer, der andere von sehr kleiner Gestalt. Sie waren beide mit kurzen Jacken und weiten türkischen Schalwarlar[2] bekleidet, doch trug der Große langschäftige Stiefel und einen Fes, während der Kleine zwar kurze Stiefel, dafür aber einen Turban von umso stattlicherer Ausdehnung sein Eigen nannte. Aus den um die Hüften geschlungenen Basara-Schals blickten bei dem Größeren die Griffe zweier Revolver, bei dem Kleinen die von zwei türkischen Pistolen; auch hatte jeder ein Messer, dessen sie sich soeben zur Zerkleinerung des erlegten Federwildes bedienten, der Fes-Träger außerdem noch einen persischen Chändschär[3], dessen Horngriff kunstvoll mit Silber ausgelegt war. Neben dem Besitzer des gewaltigen Turbans lag ein langer, gleichfalls silberbeschlagener türkischer Tüfek[4], während sein Gefährte zwei Gewehre besaß. Das eine von ihnen hatte ganz ungewöhnlich mächtige Ausmaße, wogegen das andere in seinen bescheidenen Formen beinahe an das Schießzeug eines Sonntagsjägers erinnerte.
Unweit des Rastplatzes der beiden Männer knabberten ihre Pferde das Laub von den Zweigen. Es waren zwei Rappen, und trotz des spärlichen Lichts, das der Feuerschein verbreitete, hätte jeder Beobachter sofort erkannt, dass es sich hier um Radschi pak, reinstes arabisches Vollblut, handelte. Besonders das eine Tier war von einem Körperbau, in dem sich leichte Anmut und Feingliedrigkeit mit einer geradezu majestätischen Haltung vereinigten, aber auch das andere, das eine schmale Blesse unter der Stirn aufwies, hätte jeden Pferdekenner in Entzücken versetzt. Wie sie da standen, schienen beide Hengste nur auf den Wink ihrer Herren zu warten, um herbeizueilen und ihnen zu Diensten zu sein.
Und wer waren diese Männer und ihre Pferde? Der Leser wird es wohl schon erraten haben: Der Kleine war mein einstiger treuer Diener und jetziger nicht weniger treuer Freund und Reisegefährte Hadschi Halef Omar, der Scheik der Haddedihn-Araber, und der Große war kein anderer als ich selbst. Halefs Rappe, ein Nedschedi-Hengst, hörte auf den Namen Barkh[5], während mein Rappe, der Sohn meines unvergesslichen Rih[6], den Weidegründen der Haddedihn entstammte und Assil Ben Rih[7] genannt wurde.
Wir hatten von Basra aus die persische Grenze erreicht und durchquerten nun in mehrtägigem beschwerlichen Ritt das südwestliche Bergland, um Schiras, unser erstes Ziel im Reich des Schah-in-Schah, zu erreichen. Der größte Teil dieses unwegsamen Gebiets lag bereits hinter uns und wir hätten daher allen Anlass gehabt, den kommenden Tagen mit freudiger Erwartung entgegen zu sehen. Was mich betrifft, so hatte ich auch nicht den mindesten Grund, mit meinem gegenwärtigen Schicksal unzufrieden zu sein; anders aber mein Halef, der, nachdem er sich vergeblich bemüht hatte, einen Knochen mit Hilfe seines Messers von den etwa noch daran haftenden Fleischresten zu befreien, schließlich Messer und Knochen missmutig beiseite warf und ausrief:
„Sihdi[8], ich kann doch nicht begreifen, dass du so ruhig hier an meiner Seite sitzt und kaust, als hättest du das köstlichste Stück Wildbret der großherrlichen Tafel zu Stambul zwischen deinen Zähnen, während ich, dein Freund und Beschützer, mich vor unmenschlicher Wut beinahe selbst an Stelle dieser Sandhühner verzehren möchte und mir vorkomme wie der Ärmel eines alten Käba[9], der nur noch aus Löchern besteht. Ich habe es ehrlich und aufrichtig satt!“
„Was?“, fragte ich, obwohl ich mir wohl denken konnte, was er meinte.
„Sihdi, du fragst noch? Sind wir nun nicht bereits zehn Tage über Berge und Täler geritten, in denen niemand wohnt als höchstens der Schejtan[10], wenn es ihm in der Hölle zu wohl geworden ist? Immer nur bergauf und bergab und keine einzige lebende Seele weit und breit als heute früh diese Hühner, die Allah in seinem Zorn erschaffen hat, um die Menschen mit dem undurchdringlichen Gebein dieses Unglücksgeflügels für ihre Sünden zu bestrafen. Sihdi, wir erleben nichts mehr und können uns in dieser Einöde Farsistans zwei Hütten erbauen, um uns jeden Morgen und Abend wehmütig zuzuwinken und die übrige Zeit mit Betrachtungen über das Elend des irdischen Daseins und die Kürze der rasch dahinwelkenden Jugendblüte eines Helden aus Dschermanistan und eines hochberühmten Scheiks der Haddedihn zu verbringen. Wai, wai – oh wehe!“
„Lass es gut sein, Halef!“, lachte ich zu seiner im trübseligsten Ton vorgebrachten Jeremiade. „Darf ich dich daran erinnern, dass es noch nicht allzu lange her ist, seit wir im Wadi achdar den ‚Löwen der Blutrache‘ erlegten, seit wir im Turm von Babel das Schmugglerlager der Sillan entdeckten und den Säfir seiner Bestrafung entgegenführten, seit wir...?“[11]
„Schweig, Sihdi!“, unterbrach er mich. „Das ist es ja eben! Der Glanz dieser unvergleichlichen Heldentaten lässt die jetzige Düsterheit so leer und traurig erscheinen wie eine Flasche, auf deren Grund das hellste Sonnenlicht auch nicht mehr den winzigsten Tropfen Raki zu entdecken vermag. Aber das alles ist ja noch gar nicht das Schlimmste!“
„Was hast du noch auf dem Herzen?“
„Solltest du das wirklich nicht wissen? O Sihdi, ich habe früher geglaubt, in deinen Augen etwas zu gelten. Oder sollte ich mich da irren?“
„Nein, mein lieber Halef, du irrst dich nicht. Aber was hast du für einen Anlass, plötzlich an meiner Zuneigung zu dir zu zweifeln?“
„Anlass? Gar keinen; ich brauche keinen Anlass, weil ich es genau weiß, dass dein Herz seit einiger Zeit verhärtet und dein Sinn verstockt gegen deinen treuen Halef ist.“
„Das wäre mir neu!“
„Und doch ist es so. Du trägst Geheimnisse mit dir herum und birgst Heimlichkeiten in deinem Busen, ich aber gehe neben dir her wie ein Dschemal[12] neben seinem Dschal[13], ohne Ahnung von den Freuden und Leiden, die seinen Herrn und Meister bewegen.“
„Aber was meinst du denn eigentlich? Rede doch endlich!“
„Rede ich nicht schon die ganze Zeit, Sihdi? Du aber hörst meine Worte, ohne an das Bild zu denken, das du aus der Schatzkammer des Säfir genommen hast, und vertraust mir nicht an, warum du diese Schande der Aneignung fremden Eigentums auf dich geladen hast!“
„Ah, also das ist es! Nun, diese Last kann ich dir von der Seele nehmen. Hole das Bild doch einmal her! Es steckt in meiner Satteltasche.“
Wie der Blitz war der kleine Hadschi auf den Beinen und bei meinem Assil, um den Gegenstand seiner Wissbegierde herbeizuschaffen. Der Gedanke an dieses allerdings höchst eigenartige Doppelporträt schien ihn, nach seiner Eilfertigkeit zu schließen, schon seit geraumer Zeit geplagt zu haben. Er überreichte es mir und stellte sich dann hinter mich, um es über meine Schulter hinweg zu betrachten.
Das kleine, mit Edelsteinen eingefasste und mit einem goldenen Rahmen versehene Bild zeigte nebeneinander die Köpfe eines Mannes und einer Frau. Die Namen dieser beiden Personen waren in feiner Schrift in den Rahmen eingegraben; sie lauteten: Dschafar Mirza und Schahsadä Khanum Gul.
Meine Aufmerksamkeit richtete sich zunächst auf den Mann, diesen Dschafar Mirza, den ich kannte, obwohl er damals, als ich ihn in den Vereinigten Staaten von Amerika traf, den Mirza-Titel[14] nicht nach dem Namen, wo er einen Prinzen von kaiserlichem Geblüt bezeichnet, sondern davor geführt und sich dadurch einfach als einen Mann von Bildung bezeichnet hatte. Das waren die feinen, durchgeistigten Züge, die ernsten, freundlichen Augen, das war der lange, wohlgepflegte Schnurrbart dieses Mannes, der mich dafür, dass es mir gelungen war, ihm aus manchen Gefahren beim Indianerstamm der Komantschen herauszuhelfen, seiner Dankbarkeit und Freundschaft gewürdigt hatte. Auf dem Bild trug er die Kleidung eines reichen und vornehmen Persers, nämlich die hohe Kulah[15] aus feinstem schwarzen Buchara-Fell, geziert mit einem blitzenden Diamanten, und einen blauseidenen Rock ohne jeden Zierrat.
„Ein schönes Bild“, meinte Halef, der bemerkte, dass ich mich in das Porträt des Mannes vertieft hatte. „Nicht, Sihdi?“
„Nicht nur schön“, entgegnete ich. „Es gibt auch die Züge des Dargestellten so vortrefflich wieder, dass es mir zu Mute ist, als hätte ich ihn selbst leibhaftig wieder vor mir.“
„Wieder vor dir, sagst du, Sihdi? Das klingt doch, als seiest du diesem Perser schon einmal begegnet.“
„Das bin ich auch; ich kenne ihn, er ist mein Freund, und da hast du auch gleich den Grund, warum ich dieses Bild an mich genommen habe.“
„Du kennst ihn wirklich?“, fragte Halef verwundert. „Maschallah, Allah tut Zeichen und Wunder; er führt seine Kinder seltsame Wege!“
„Ja, Allah tut Zeichen und Wunder, und eines der größten unter ihnen ist, dass er die sonst so scharfsichtigen Augen des berühmten Scheiks der Haddedihn mit Blindheit geschlagen hat; denn sonst müsstest du diesen Dschafar Mirza genau so erkannt haben wie ich.“
„Ich – ihn erkannt haben? So haben wir ihn beide zusammen gesehen?“
„Das nun wieder nicht. Du sahst ihn auf den Weidegründen deines Stammes, als Amad el Ghandur noch der Scheik war...“
„Auf den Weidegründen der Haddedihn?“, unterbrach er mich schnell. „Hamdulillah, ich hab’s, Sihdi! Es ist der vornehme Adschemi[16], der eines Tages von Bagdad aus zu uns kam, um dann nach Stambul weiterzureisen. Er war ein sehr gelehrter Mann und ein Schützling des Schah-in-Schah, der ihn zum Großherrn gesandt hatte, damit er wichtige Staatsgeschäfte mit ihm berede. Ich musste ihm viel von dir erzählen, denn er war ein Verwandter von Hassan Ardschir Mirza, der mit allen den Seinen auf dem Weg nach Kerbela ermordet wurde, kurz bevor uns das Pestfieber ergriff[17]. Habe ich es getroffen, Sihdi?“
„Ja; ich wusste es, dass dein Scharfsinn doch noch die richtige Fährte finden würde, mein lieber Halef.“
„Darüber brauchst du dich gar nicht zu wundern, denn du weißt, dass die Breite meines Verstandes der Länge des deinen nichts nachgibt, ja sie manchmal noch um ein Beträchtliches übertrifft. Aber, Sihdi, du warst damals nicht mit bei den Haddedihn. Woher kennst du diesen Dschafar?“
„Ich traf ihn zwei Jahre später an einem Ort und in einem Land, wo ich am allerwenigsten einen Perser vermuten konnte, nämlich im Wilden Westen von Bilad-Amirika[18]. Der Schah-in-Schah hat ihn dorthin gesandt, zu welchem Zweck, das hat mir der Mirza allerdings nie anvertraut. Es schien sich um ein Geheimnis zu handeln, das ich nicht in Erfahrung bringen wollte. Es gelang mir damals aber, den Dschafar dreimal aus der Gewalt des Indianerstamms der Komantschen zu befreien, und zum Dank schenkte er mir beim Abschied diesen Chändschär hier.“
„Ah, also von ihm ist der Dolch! Habe ich nicht Recht gehabt, Sihdi, als ich sagte, du seiest gegen mich verstockt und verhärtet geworden? Ich habe diesen Chändschär immer wieder bewundert und dich nach seinem Ursprung gefragt, aber erst heute erfahre ich die volle Wahrheit. O Sihdi, Sihdi, was werde ich noch alles von dir erleben. Aber nun zurück zu dem Spender dieser Waffe. Hier steht der Name ‚Dschafar Mirza‘ eingegraben; demnach handelt es sich um einen Prinzen, einen Verwandten des Schah-in-Schah, denn nur diese dürfen den Titel Mirza hinter ihren Namen führen. Bei uns aber nannte er sich ‚Mirza Dschafar‘. Vor dem Namen bedeutet dieses Wort doch einen Effendi, einen Mann der Feder und des Buches?“
„Auch mir gegenüber nannte der Perser sich Mirza Dschafar, den Sohn des Mirza Mäsuk. Er war mir ein Rätsel; aber ich hoffe, ihn bald wiederzusehen und dann dieses Rätsel zu ergründen. Wenn Dschafar wirklich ein Prinz des kaiserlichen Hauses und ein Vertrauter des Herrschers ist, kann es nicht schwer fallen, in der Hauptstadt Persiens etwas über ihn zu erfahren.“
„Das glaube ich allerdings auch. Aber – Sihdi, sag, wie erklärst du es dir, dass das Bild dieses Mannes zu den Sillan[19] gekommen ist, zu diesen Schmugglern, Räubern und Mördern, und in die Schatzkammer des Säfir, der ein Haupt dieser Bande war? Hat dieser Kerl es wohl, so wie die anderen Kostbarkeiten in jener Kiste, irgendwo und irgendwem gestohlen?“
„So könnte man wohl meinen. Es gibt aber zwei Gründe, die dagegen sprechen. Den einen von ihnen habe ich aus dem Mund des Säfir selbst. Als ich sein Gefangener im Turm von Babel war, stellte ich mich, als ob ich auch zu den Schatten gehörte, und entlockte ihm durch diese List den Namen des höchsten Gebieters, wie er sich ausdrückte, des Ämir-i Sillan[20]. Er nannte ihn Dschafar.“
„Der – der Ämir-i Sillan? Du willst doch nicht sagen, dass Dschafar, dein Freund, der Verwandte und Vertraute des Schah, der Anführer jener Verbrecherbande sei?“
„Das kann ich allerdings kaum für möglich halten; ich habe darüber gesonnen und gegrübelt, ohne bisher Klarheit gewonnen zu haben. Dass aber zwischen Dschafar Mirza und den Sillan irgendwelche bedeutsamen Bindungen bestehen, das beweist mir der zweite meiner Gründe – das Bild der Frau.“
„Ah, das Bild dieser Prinzessin, die aussieht wie die schönste aller Jungfrauen des Paradieses! Wer mag sie wohl sein?“
Wir lenkten unsere Blicke auf das Porträt der Schahsadä Khanum Gul, welche Worte ‚Prinzessin Rose‘ bedeuten. Ich muss gestehen, dass ich selten, vielleicht noch nie, ein so wunderschönes Antlitz gesehen hatte. Es war ein Gesicht, das man nur schwer zu schildern vermag; ein Gesicht mit nachtdunklen Augen, mit vollen und zugleich doch strengen Lippen, ein Gesicht, das man, wenn man es nur einmal gesehen hatte, nie mehr vergessen konnte.
Überaus schön waren die Züge dieser Frau und doch lag in ihnen eine Disharmonie, die man nur fühlen, nicht beschreiben kann; nicht nur rätselhaft, nein, auch unheimlich erschien mir dieses Weib, je mehr ich mich in den Anblick versenkte, und nur mit Mühe konnte ich meine Augen von dem Angesicht wenden. Die Prinzessin war in feinste rosafarbene Seide gekleidet, über dem dunklen Haar thronte ein Schleier, zart wie Spinnweben, zu dessen Befestigung über der Stirn eine goldene Spange mit zwei köstlichen Perlen diente. In den Ohren trug die Prinzessin ein Gehänge von glitzernden und sprühenden Diamanten, und auch das Kleid war von vielen winzigen Edelsteinen förmlich übersät. Eine Königstochter aus Tausendundeiner Nacht hätte nicht kostbarer und märchenhafter erscheinen können als diese seltsame Frau.
„Ihren Namen haben wir beide gehört“, antwortete ich auf Halefs Frage. „Oder erinnerst du dich nicht an die Gul-i-Schiras[21], von der unser alter Freund, der Pole Dozorca in Bagdad, sprach?“
„Gewiss erinnere ich mich daran. Er hatte diesen Namen aus dem Mund der Schmuggler gehört, die ihn im Birs Nimrud gefangen hielten, wusste aber nicht, was er bedeutete. Ich glaube, er nahm an, dass die Frau eines der Anführer dieser Leute damit gemeint sei.“
„Ganz richtig. Und diese Prinzessin hier heißt Gul. Ich habe die sichere Ahnung, dass es sich bei dem Porträt um niemand anderen handelt als um eben jene Gul-i-Schiras, die in dem Bund der Sillan eine so geheimnisvolle und hervorragende Rolle zu spielen scheint.“
In dem Augenblick, da ich dieses zu Halef sagte, durchzuckte es mich auf einmal wie eine plötzliche Ahnung. Es war mir, als hätte ich jene Frau allerdings schon einmal gesehen, aber unter Verhältnissen, die so weit von der Gegenwart und meiner augenblicklichen Umgebung entfernt waren, dass ich mich unmöglich darauf zu besinnen vermochte. Ich sann und sann und hörte nicht auf den kleinen Hadschi, der in seiner eigentümlichen Art den Gedanken und Gefühlen, die ihm beim Anblick des Doppelporträts kamen, Ausdruck verlieh, bis er sich schließlich infolge des mangelnden Echos von meiner Seite in neuerlich aufsteigendem Unmut in seine Decke wickelte und zum Schlaf niederlegte. Auch ich legte mich zur Ruhe, nachdem ich das Bild in die Satteltasche zurückgesteckt und Assil Ben Rih, meinem Rappen, wie jeden Abend, die 111. Sure des Koran ins Ohr gesagt hatte. Er war das so gewöhnt und hätte keinem Herren Gehorsam geleistet, der sich nicht diesem Ritus unterzog.
Ich legte mich also, wie gesagt, zur Ruhe; aber ich konnte keinen Schlaf finden. Wieder und wieder stieg das schöne, blasse, rätselhafte Antlitz der Prinzessin vor meinem inneren Auge empor, wieder und wieder erklangen in mir die Worte, die der Säfir damals im Turm von Babel zu mir gesprochen hatte, als ich ihn durch das Nennen des Namens Gul-i-Schiras mit Erfolg zu einer unvorsichtigen Äußerung zu verleiten suchte: „Die Biwä-i-Hakim[22], die Schems-i-Dschamal[23], unsere Sitarä-i-Dschira[24], die so tief im Verborgenen wohnt, dass selbst ich sie nur dreimal gesehen habe. Unsere schöne, unsere herrliche Königin, vor der wir alle unsere Häupter und unsere Knie beugen? Sie, deren Blick die Herzen bezaubert und deren Stimme zu den schwersten, den verwegensten Taten begeistert...?“
Und wie ich da lag und, ohne weiter zu denken und zu grübeln, nichts vor mir sah als das Angesicht der schönen ‚Gul-i-Schiras‘, da fiel es mir auf einmal wie Schuppen von den Augen. Ja, ich war dieser Frau schon einmal begegnet, wenn auch nur ganz kurz.
Es war in den Vereinigten Staaten von Amerika und vor einer langen Reihe von Jahren. Ich befand mich mit meinem unvergesslichen Freund und Blutsbruder Winnetou, dem berühmten Häuptling der Apatschen, in Fort Gibson am Arkansas, wo wir uns mit verschiedenen, auch in der Wildnis notwendigen Dingen, versehen wollten. Zu diesem Zweck hatten wir einen Store aufgesucht, der uns gegen Nuggets alles das bot, was wir brauchten. Als wir den Kaufladen verließen, hörten wir unweit davon laute, erregte Stimmen, denen ein dumpfes Gepolter und Hilferufe folgten. Wir bogen um die Ecke, die uns von dem Schauplatz dieser Worte und Handlungen trennte, und erblickten einen Mann, der auf einem zweiten lag und ihm in wüstester Weise mit Fausthieben zusetzte. Der Kerl, ein breitschultriger Riese in zerschlissener Kleidung und mit rohen Gesichtszügen, hatte das Aussehen eines richtigen Rowdys, während sein Gegner besser gekleidet war und einer höheren Gesellschaftsschicht anzugehören schien.
Ich warf Winnetou die Zügel meines Pferdes zu und trat zu den beiden Kontrahenten, die von einer Menge rufender, schreiender und den Fall beurteilender Zuschauer umgeben waren, ohne dass sich jedoch einer von ihnen zum Eingreifen veranlasst gesehen hätte. Es war klar, dass sie sich vor der rohen Kraft des Rowdy fürchteten.
„Lass diesen Mann in Ruhe, sonst bekommst du es mit mir zu tun!“, rief ich dem Angreifer zu.
Die Antwort war ein höhnisches Gelächter und ein neuerlicher derber Hieb, den der Kerl dem schon fast Bewusstlosen mitten ins Gesicht versetzte, sodass ihm das Blut aus Mund und Nase lief. Im nächsten Augenblick stand ich neben dem Riesen, packte ihn an der Hüfte, riss ihn hoch und schmetterte ihn mit solcher Wucht zu Boden, dass er bewusstlos liegen blieb. Diese Tat erregte unter den Umstehenden ungeheures Aufsehen. Man drängte sich an mich heran und redete auf mich ein; ich kümmerte mich aber nicht weiter darum und forderte die Leute nur auf, einen Arzt herbeizuholen, der sich beider Gegner annehmen möge. Glücklicherweise war ein Doktor gleich zur Stelle, und als ich mich überzeugt hatte, dass der von dem Rowdy angegriffene Mann nicht lebensgefährlich verletzt war, wendete ich mich zum Gehen. Da ließ sich von einem Haustor her eine Frauenstimme vernehmen:
„Master, kommt doch her und lasst Euch danken!“
Die Sprecherin war eine junge Frau, deren auffallende Schönheit trotz der eher ärmlichen Kleidung, die sie trug, einen ganz eigenartigen Eindruck auf mich machte.
„Was habt Ihr für eine Ursache, mir zu danken, Mylady oder Madam?“, fragte ich.
„Der, den Ihr befreit habt, ist mein Mann, und der Streit, der ihn beinahe das Leben gekostet hätte, war um meinetwillen entstanden. Wollt Ihr nicht zu uns hereinkommen, damit ich Euch besser danken kann?“
Es ist nie meine Art gewesen, für eine menschenfreundliche Handlung irgendwelchen Lohn einzuheimsen. Trotzdem zögerte ich. Der Eindruck, den diese Frau auf mich machte, war so seltsam, so unvergesslich, dass mir, dem weit und breit in Amerika berühmten Westmann Old Shatterhand, die richtige Antwort nicht gleich einfallen wollte. Da wandte sich Winnetou, der schon einige Schritte vorangeritten war, zu mir zurück und mahnte:
„Mein Bruder Shatterhand mag sich nicht zum Bleiben verleiten lassen. Er möge bedenken, dass heute noch eine weite Strecke Weges vor uns liegt.“
Damit ritt er davon und ich folgte ihm, ohne mich umzusehen, nach. Ich muss gestehen, dass mir das nicht ganz leicht fiel. Winnetou, der jeden meiner Gedanken kannte, als ob es sein eigener sei, lächelte in seiner unnachahmlich milden, gütigen und dabei doch so überlegenen Weise und sprach:
„Mein Bruder Scharlih hätte wohl noch gerne mit dieser Frau gesprochen? Winnetou glaubt, dass es besser ist, wenn er es nicht tut. Manche Distel blüht schön und manche Schlangenhaut hat eine lockend schillernde Farbe; aber wer beide kennt, wird sie lieber meiden und wohl daran tun. Howgh!“ –
Seither war eine Reihe von Jahren vergangen; ich hatte vieles erlebt und jene flüchtige Episode war meinem Gedächtnis fast völlig entschwunden. Auch als ich das Bild der Schahsadä Khanum Gul zum ersten Mal sah, hatte es mich wohl eigentümlich berührt, aber der Gedanke, dass ich diese Frau schon einmal gesehen haben könnte, war mir nicht im Entferntesten gekommen. Jetzt jedoch wusste ich es genau, dass sie es gewesen war, die mir damals in Fort Gibson entgegengetreten war, um mir für die Rettung ihres Mannes zu danken. Aber – war es denn möglich? Eine Prinzessin aus Persien in den Vereinigten Staaten von Amerika, als gewöhnliche Frau in einem Fort am Arkansas? Das konnte doch gar nicht sein! Aber war nicht auch Dschafar Mirza in Nordamerika gewesen? Bestand am Ende gar ein Zusammenhang zwischen der Anwesenheit beider dort drüben im Wilden Westen? Ich war wieder ins Sinnen gekommen, doch es wollte sich kein klarer Gedanke ergeben, und bald schlief ich ein. Im Traum sah ich meinen Freund Dschafar im prächtigen Gewand auf dem Pfauenthron der persischen Herrscher sitzen, und an seiner Seite thronte, berauschend schön und unnahbar kalt zugleich, die ‚Prinzessin Rose‘. Ich näherte mich dem Thron und wollte mich vor dem hohen Paar zu Boden werfen. Da verschwand auf einmal das prunkvolle Bild und vor mir stand in seiner stolzen und doch so bescheidenen männlichen Schönheit mein Freund und Bruder Winnetou. Er blickte mich mit seinem gütigen Lächeln an und dabei kam auf einmal eine seltsame, beglückende Ruhe über mich, die meinen Schlaf begleitete bis zum Morgen.
Es war drei Tage später. Die Gebirgslandschaft lag endgültig hinter uns, und vor unseren Augen zeigte sich, in Nord und Süd von Bergen umkränzt, die Ebene von Schiras.
Kein Reisender, der zum ersten Mal seinen Fuß in die südpersische Landschaft setzt, wird sich ihrem einzigartigen Zauber entziehen können. Hier künden die Ruinen von Persepolis und Pasargada von der entschwundenen Königsherrlichkeit des ersten und glanzvollsten Herrscherhauses des Landes, der Achämeniden, und vor allem des größten unter ihnen, den wir Kyros nennen. Hier haben später Sassaniden und Arschakiden geherrscht und Kriege geführt, Schlösser gebaut und den Künsten gehuldigt; in noch späterer Zeit brachte Vermählung eingeborenen iranischen Geistes mit arabisch-islamitischer Kultur eine einzigartige Blüte aller Künste, vor allem aber der Dichtkunst hervor. Noch heute sind uns Abendländern die Namen des Saadi und des Hafis wohl bekannt. Beide – Saadi, der Dichter des ‚Rosengartens‘, und Hafis, der liederreiche Sänger der Liebe und des Weins – haben in Schiras das Licht der Welt erblickt, in jener Stadt, deren Name für uns mit der hier zur höchsten Vollendung geführten Rosenzucht zu einem einzigen Begriff verschmolzen ist. Aber auch abgesehen von dieser Königin der Blumen ist Schiras samt seiner Umgebung von der Natur mit Vorzügen ausgestattet worden, die den Besuch dieser Gegend zu einem unvergesslichen Erlebnis gestalten. Über dem köstlich satten Grün, das die Ebene weit und breit bedeckt, erstrahlt der Himmel in einer Bläue, wie man sie in so ungetrübter Reinheit nicht oft wieder findet. Zwischen Grün und Blau liegt eine Landschaft ausgebreitet, die nichts als Reichtum, Frieden und Fröhlichkeit zu atmen scheint. Des Nachts aber, wenn die Sterne des Südens von jenem reinen Himmel hernieder leuchten, erglänzen Stadt und Land in märchenhaftem Schimmer; und grade hier in Südpersien sind die Märchen, die die listenreiche Scheherazade dem grausamen König Scheherban in Tausendundeiner Nacht erzählte, zwar nicht entstanden, so doch wohl ausgestaltet und neu geprägt worden.
Unser Weg war in die von Norden her kommende Karawanenstraße eingemündet, sodass wir aus dieser Richtung an die Hauptstadt der Provinz Farss herankamen. Wir waren über den schmalen, seichten Bach Rukn-bad geritten, dessen Ufer trotz seiner Unscheinbarkeit von Hafis besungen worden sind, und dann zwischen kahlen Felswänden dahingezogen, bis der Tängä[25] ‚Allah akbar‘[26] uns den ersten Anblick auf das Tal von Schiras vergönnte. Dieser Pass hat seinen Namen von der Ansicht der Schirasijan[27], wonach jeder Reisende, der von ihm aus zum ersten Mal die Stadt erblickt, unwillkürlich in eine Lobpreisung Gottes ausbrechen müsse. Und in der Tat war der Anblick, der sich von hier unseren Augen bot, bezaubernd zu nennen.
Vor dem majestätisch aufragenden Hintergrund der Gebirgskette, die von Kaserun her bis zu den Ufern des Persischen Golfs verläuft, breitet sich die Ebene von Schiras aus, umgeben und durchzogen von dem saftigdunklen Grün der Sär[28]-Bäume, an denen die Stadt des Hafis so reich ist. Durch den Kranz dieser Zypressengärten schlängelt sich ein breiter Bach und aus ihrer Mitte ragen viele stattliche Gebäude, vor allem die Kuppel der Moschee Schah Tschirags, des ‚Lichtkönigs‘, empor. Dieses liebliche Bild machte nach dem wochenlangen Ritt durch öde Bergtäler einen so überwältigenden Eindruck auf mich, dass ich mich in den Steigbügeln hob und einen lauten Juchzer ausstieß. Mein Assil wandte sich verwundert um, als wolle er den Grund dieses ungewohnten Lautes erkunden; dann aber hob er sein Köpfchen empor und ließ gleichfalls auf seine Art einen Jubelruf ertönen. Das konnte Barkh, sein Freund und Stallgefährte, nicht anhören, ohne alsbald mit vollen Kräften in das Gewieher einzustimmen, wobei er sich, ohne seinen im Sattel sitzenden Herrn um Erlaubnis zu fragen, in Bewegung setzte, als wolle er so bald als möglich das lockende Ziel dort unten erreichen.
„Maschallah!“, lachte Halef, indem er den Zügel fester anzog. „Es scheint, Sihdi, als habe dein Entzücken den unterwürfigen Respekt unserer Rappen in einen Sturm der Begeisterung und einen Orkan der Unbotmäßigkeit verwandelt. Aber hier ist es lieblich und schön wie in El-Dschennet[29], wo die Seligen wohnen, und wenn ich nicht in der Dschesireh zu Hause wäre, dann würde ich sofort hierher ziehen, um ein Bürger dieser Stadt zu sein. Glaubst du wohl, dass es hier viele gute und glückliche Menschen gibt, Sihdi?“
„Leider richtet sich das Glück des Menschen nicht nach dem Aussehen seines Wohnorts, lieber Halef; ja, ich habe ganz im Gegenteil oft die Erfahrung gemacht, dass gerade in den lieblichsten Gegenden Unzufriedenheit und Laster sich mehr ausbreiten als an anderen, von der Natur weniger begünstigten Orten. Immerhin gelten die Bewohner von Schiras als ein heiteres, lebensfreudiges Völkchen. Wollen sehen, wie wir sie finden!“
„Ja, reiten wir weiter, Sihdi, reiten wir weiter. Ich platze vor Begierde, dieses Paradies kennenzulernen!“
Als wir am Fuße des Talkessels angelangt waren, hatten wir einen breiten, von Zypressen eingesäumten Weg vor uns, der zum Stadttor führte. In ihn mündeten von beiden Seiten schmalere Wege ein, die ziemlich dicht mit Bäumen und Sträuchern bestanden waren. Wir hatten bisher trotz der Nähe der Stadt keinen Menschen zu sehen bekommen, umso mehr fiel es uns auf, dass wir an der Einmündung eines dieser Wege den sandigen Boden völlig durchfurcht fanden.
„Spuren, Sihdi!“, sagte Halef. „Die muss ich mir genau betrachten!“
„Wozu?“, erwiderte ich, indem ich tat, als ob ich weiterreiten wolle. „Was kümmert es uns, wer hier gegangen oder geritten ist!“
„Das fragst du, Sihdi?“, ereiferte sich der Kleine. „Du, der du mein Lehrmeister gewesen bist in der Kunde, die Fährten im Sand aufzufinden und aus ihnen zu erkennen, wer sie hervorgerufen hat und wann das geschehen ist? Ich sage dir, dass es niemals unwichtig ist, zu wissen, wer der Vordermann eines Nachfolgenden und wer der Hintermann eines Vorangehenden ist, denn – ah, Sihdi, du lachst? Habe ich etwa eine Dummheit gesagt?“
„Lass es gut sein, lieber Halef“, beschwichtigte ich den in seinem Ehrgefühl überaus empfindlichen kleinen Mann. „Ich kenne dich ja und weiß deine Fähigkeiten und Verdienste zu schätzen wie kein anderer. Darum bitte ich dich jetzt, diese Spuren hier zu untersuchen und mir dann mitzuteilen, wen wir vor uns haben.“
„Sogleich, Sihdi, sogleich“, erwiderte der Hadschi eifrig. Er sprang vom Pferd und machte sich an die eingehende Untersuchung der Fährte, wobei er alle mögliche Vorsicht anwandte, um keinen der Eindrücke zu verwischen. Nachdem er den Spuren etwa zehn Meter weit in den Seitenweg gefolgt war, kehrte er zu mir zurück und meldete:
„Es sind zwei Reitertrupps hier gewesen. Der erste bestand aus nur fünf oder sechs Männern, die von der Stadt her kamen. Dies muss schon ziemlich lang her sein, denn ihre Fährte ist nur noch schwer zu erkennen. Ihnen folgte nach einigen Stunden eine größere Zahl von Reitern; es mögen wohl zwanzig gewesen sein. Ich glaube, dass der zweite Trupp sich, bevor er in den Seitenweg einbog, hier einige Zeit aufgehalten hat, vermutlich um über den weiteren Weg zu beraten. Darum ist der Boden hier so sehr zerstampft.“
Ich musste dem Scharfblick des kleinen Hadschi alle Anerkennung zollen; seine Feststellungen deckten sich genau mit denen, die ich vom Sattel aus gemacht hatte. Der Umstand, dass die größere Truppe sich hier beraten hatte und dann den ersten Reitern gefolgt war, schien mir auffällig, wenn nicht gar verdächtig zu sein. Es handelte sich augenscheinlich um einen selten begangenen Weg, und Schiras ist nebst anderen persischen Städten wie Täbris und Isfahan dafür bekannt, dass es eine stattliche Anzahl von verwegenen Gesellen in seinen Mauern birgt, die es auf die vollen Taschen ihrer Mitbürger und der durchreisenden Fremden abgesehen haben und von diesem Broterwerb nicht schlecht leben sollen.
Nachdem ich mich selbst noch einmal eingehender mit den Spuren beschäftigt und dabei festgestellt hatte, dass die beiden Trupps gestern Mittag beziehungsweise Nachmittag hier gewesen sein mussten, schlug ich kurz entschlossen gleichfalls den Seitenweg ein, und Halef folgte mir mit leisem Bedauern, den Besuch des ‚Dschennet‘ noch etwas hinausschieben zu müssen. Er ahnte ebenso wenig wie ich, dass noch recht viel Zeit vergehen sollte, bis uns der Eintritt in dieses Paradies wirklich vergönnt war.
Der Weg führte zunächst in nördlicher Richtung geradeaus und bog später etwas nach Westen ab. Es gab viel Geröll, in dem die Spuren der von uns Verfolgten trotz der inzwischen vergangenen Zeit deutlich sichtbar blieben. Die Fährte der ersten Gruppe von fünf Reitern war nicht schwer von jener der Verfolger zu unterscheiden, obwohl der zeitliche Abstand zwischen beiden Trupps sich nach und nach zu verringern schien. Dieser letztere Umstand war natürlich geeignet, unsere Spannung zu erhöhen, ob sich mein Verdacht als begründet erweisen werde oder nicht.
Um so bald wie möglich Klarheit zu bekommen, trieben wir unsere Tiere zu größerer Schnelligkeit an, und es war bewundernswert, wie glatt die beiden prächtigen Rappen über den immer unebener werdenden Boden dahinflogen. Es war, als sähen wir die Spuren immer näher an uns herankommen. Bald mussten wir die Stelle erreichen, wo übernachtet worden war. Da verengte sich der Weg plötzlich zu einem schmalen Pfad, der beiderseits von nahe an ihn herantretenden Baumgruppen eingefasst wurde. Hier hatte, das sahen wir auf den ersten Blick, ein Zusammenstoß stattgefunden. Der Boden war vollkommen zerstampft und zeigte zwar geringe, aber immerhin klar erkennbare Blutspuren. Weiter hinten war wohl ein Feuer entzündet worden und rings umher lagen Geflügelknochen und andere Überbleibsel einer gestörten Mahlzeit.
Wir sprangen von den Pferden und untersuchten den Schauplatz. Was da geschehen war, ließ sich ohne große Schwierigkeiten feststellen: Die zuerst angekommenen fünf Reiter hatten Halt gemacht, um die Nacht an dieser anscheinend geschützten Stelle zu verbringen. Sie hatten einen Posten dorthin gestellt, wo der Weg durch das Herantreten der Bäume schmäler wurde, und sich dann ein Feuer angezündet, um ihr Abendmahl einzunehmen. Der Posten war jedoch von den nachfolgenden zwanzig Mann ebenso leicht überwältigt worden wie seine vier Gefährten am Feuer, von denen zwei von ihren Pistolen Gebrauch gemacht hatten. Davon zeugten die Blutspuren und einige zerfetzte Stauden, die unweit davon standen. Ein großes Blutbad war indes nicht angerichtet worden, denn schon nach wenigen Minuten hatten sich die Angegriffenen in der Gewalt der ihnen vierfach überlegenen Wegelagerer befunden.
„Feiglinge!“, zürnte mein wackerer Halef. „Wenn ich diese Schurken, die mit zwanzig Mann über fünf ahnungslose Reisende herfielen, erwische, dann seien ihnen Allah und die Propheten gnädig. Komm, Sihdi, lass uns eilen. Sie werden nicht allzu weit von hier sein, denn es war Abend, als der Überfall geschah, und ich glaube nicht, dass sie die ganze Nacht geritten sein werden.“
„Es wäre doch möglich, da sie wohl bestrebt waren, den Zwischenraum zwischen sich und der Stadt noch um einiges zu vergrößern. Allerdings soll es vorgekommen sein, dass solche ‚Lutis‘ unter den Polizeibeamten der persischen Städte nicht nur stillschweigende Hehler, sondern sogar einflussreiche Freunde und Beschützer besaßen. Überhaupt gilt ja oft im Orient die Regel ‚Stehlen ist keine Schande, wohl aber das Erwischtwerden‘.“
Der geneigte Leser muss wissen, dass sich hier in Persien mit dem Wort ‚Lutis‘ die Leute selbst bezeichnen, die nachts auf Raub ausgehen, während sie bei Tage entweder gar keinem oder einem ziemlich fragwürdigen Beruf, wie etwa dem eines Affen- oder Bärentreibers, eines Ringers oder Tänzers, nachgehen. Das Wort ‚Luti‘ ist vom Namen des Patriarchen Lut[30] abgeleitet, den sich diese Menschen aus irgendeinem Grund zum Schutzpatron erkoren haben.
Nach unseren Beobachtungen setzten wir unseren Ritt zügig fort. Aus den Spuren war deutlich zu erkennen, dass die fünfundzwanzig Pferde, von denen sie herrührten, jetzt gemeinsam ihren Weg fortgesetzt hatten. Jedenfalls waren die Gefangenen auf den Rücken ihrer Reittiere befestigt worden. Offenbar hatte man keine Nachtrast gehalten, sondern die Strolche steigerten im Gegenteil ihre Schnelligkeit noch, um ihre Gefangenen möglichst rasch in Sicherheit zu bringen. Wie es schien, war ihnen der Weg, der auch weiterhin so schmal blieb wie an der Stelle des Überfalls, so gut bekannt, dass sie sich nicht zu scheuen brauchten, ihn auch in der allerdings sternklaren Nacht in dieser raschen Gangart zu verfolgen.
Die Sonne erreichte ihren Höhepunkt und begann sich auch schon gegen Westen zu neigen, ohne dass wir den Schritt unserer Tiere mäßigten; unsere spärliche Mittagsmahlzeit nahmen wir im Sattel ein. Da hob mein Assil mit einem Mal den Kopf und schnaubte leise, und Barkh folgte alsbald seinem Beispiel. Das war das sichere Anzeichen dafür, dass sich ein Mensch in der Nähe befand. Sofort waren wir aus dem Sattel und hatten uns, die Gewehre im Anschlag, hinter die Tiere gestellt. Weit und breit war nichts zu sehen; aber – halt, da raschelte es rechts von mir im Gebüsch, leise nur, aber immerhin vernehmlich. Der Mensch, der dort lag, musste uns schon gesehen haben. Ich verzichtete also darauf, heimlich an ihn heranzukommen. Mit wenigen raschen Sprüngen hatte ich den Busch erreicht und nun sah ich auch den Mann, der zwischen den Zweigen lag. Er war so erschrocken, dass er nicht den kleinsten Versuch machen konnte, mir zu entgehen. Unter diesen Umständen konnte ich auf Gewaltanwendung verzichten. Ich nahm den Fremden einfach beim Arm, zog ihn vom Boden auf und führte ihn heraus, was er alles ruhig und wie willenlos mit sich geschehen ließ.
Er war noch jung, vielleicht dreißig Jahre alt, von mittlerer Größe, schmächtiger Gestalt und hatte ein blasses, fein geschnittenes Gesicht, das mir zu seiner Kleidung nicht recht zu passen schien. Diese war die eines Persers der unteren Schichten: ein gelbes Pirahän[31], hellblaue Schälwarha[32] und einfache Papuscha[33]. Um die Stirn hatte er ein Tuch gewunden, das vorne Blutspuren zeigte. Von Waffen war bei ihm nichts zu sehen.
Der junge Mann musterte erst mich und dann Halef mit unsicheren Blicken; der Schreck, den ihm meine plötzliche Überrumpelung versetzt hatte, wirkte noch nach, sodass er kein Wort hervorzubringen im Stande war.
„Setz dich zu uns!“, forderte ich ihn auf. „Du brauchst keine Angst vor uns zu haben. Wir sind ehrliche Männer, die jedoch gewohnt sind, sich darum zu kümmern, mit wem sie es auf ihren Wanderungen zu tun haben.“
„So wollt ihr weiter nichts von mir, Sahib[34]?“, fragte der Fremde. Seine Stimme hatte einen weichen, angenehmen Klang.
„Nein. Du bist verwundet und hast dich also wohl in Gefahr befunden. Wir sind gern bereit, dir beizustehen, wenn du uns die Angaben machst, die dazu nötig sind.“
„Ihr wollt mir wirklich helfen? Mir, einem Fremden, den ihr nie zuvor gesehen habt?“
„Warum nicht?“, fiel Halef ein. „Wenn du in Not bist oder sonst irgendein Anliegen hast, brauchst du es uns nur zu sagen. Wir sind nämlich Männer, deren Lieblingsbeschäftigung und höchstes Vergnügen es ist, den Schwachen gegen die Starken und den Guten gegen die Bösen beizustehen. Wir sind die Retter der bedrängten Unschuld, die Kämpfer für Recht und Gerechtigkeit und die unerbittlichen Verfolger aller Übeltäter und Bösewichte. Wir sind...“
„Wer und was wir sind, das wird dieser junge Mann erst später erfahren,“ fiel ich dem kleinen Hadschi in die Rede, der, wenn er einmal zum Lob und Preis seiner und meiner Persönlichkeit angehoben hatte, nicht so rasch ein Ende zu finden pflegte. „Vor allen Dingen wollen wir einmal wissen, wer er selbst ist und woher er jetzt kommt.“
„Das will ich euch gern sagen,“ erklärte der Fremde, „denn ich hoffe, dass ihr mir dann helfen werdet, meine Gefährten aus der Gefangenschaft zu befreien, in die wir gestern Abend geraten sind.“
„Ah, so gehörst du zu den Leuten, deren Spuren wir schon seit heute Morgen folgen?“, fragte Halef verwundert. „Du bist also mit vier andern Männern in die Hände der Kerle geraten, die euch verfolgt hatten, und ihnen dann wieder entkommen?“
„Du sagst es, Herr. Diese vier Männer, die Fremdlinge hier im Lande sind, hatten mich als ihren Rahbär[35] aufgenommen, um sie sicher nach Teheran zu geleiten.“
„Nach Teheran?“, fragte ich erstaunt. „Warum folgten sie da nicht dem Karawanenweg, der von Schiras über Kamischä, Isfahan, Kaschan und Ghum zur Hauptstadt führt, sondern schlugen diesen unbekannten und wenig begangenen Pfad ein, der jedenfalls auch ein Umweg ist?“
„Das haben sie mir nicht gesagt; ich glaube aber, dass sie den Karawanenweg mieden, weil sie Träger eines Geheimnisses sind, das sie sorgfältig hüten wollen.“
„So sind sie erst recht unvorsichtig gewesen, denn auf solchen Wegen, wie dieser einer ist, läuft man Gefahr, nicht nur seiner Geheimnisse, sondern außerdem noch der Habe und unter Umständen sogar seines Lebens verlustig zu gehen. Davon haben deine Begleiter bereits eine Kostprobe erhalten. Kennst du ihre Namen?“
„Nein. Es sind zwei Herren und ihre beiden Diener und sie stammen aus dem Abendland, aus Inglistan[36]. Der eine der beiden Herren ist ein hoher Sahib mänsäb[37], ich glaube Särtip[38]; der andere, ein Verwandter von ihm, muss ein sehr reicher Mann sein, denn er gibt bei jeder Gelegenheit Trinkgelder, wie sie sonst in diesem Land unerhört sind.“
Engländer? General? Hohe Trinkgelder? Das gab mir zu denken. Sollte etwa...? Ich fragte schnell weiter:
„Kannst du mir die Kleidung dieses zweiten Herren beschreiben?“
„Das ist nicht schwer, denn er geht sehr auffällig gekleidet. Er trägt einen graukarierten Rock, karierte Weste, ebenso karierte Hose, staubgraue Stiefel und auf dem Kopf einen so hohen Hut, wie man ihn selbst bei den Franken nur selten sieht. Er hat eine sehr lange Nase, die immer noch Spuren einer großen Salik[39] zeigt.“
„Maschallah!“, rief Halef. „Das muss Sir David Lindsay und kein anderer sein! Sihdi, dieser Inglis ist unser Kismet[40]; wir entgehen ihm nicht und er nicht uns!“
Es schien wirklich so zu sein, wie der Hadschi sagte. Seit ich meinen alten, schrulligen, häufig vom Pech verfolgten, dabei durchaus liebenswerten und stets unerschrockenen Master Englishman damals in einem Kaffeehaus in Maskat zum ersten Mal getroffen hatte, war er mir bei den unvermutetsten Gelegenheiten begegnet: bei einem Dorfvorsteher im wilden Kurdistan, in den Ruinen von Baalbek und auf dem Gipfel des Dschebel Kassium bei Damaskus. Zuletzt hatten wir ihn vor wenigen Wochen in Basra getroffen, und zwar wieder in einem Kaffeehaus. Er hatte die Absicht, sich uns auf unserer Reise durch Persien anzuschließen, war aber von seinem Vetter William, einem General, der eben auch in Basra eintraf, daran gehindert und gegen seinen Willen zu Schiff mitgenommen worden. Nun trafen wir, kaum dass wir persischen Boden betreten hatten, schon wieder auf seine Spur.
„Diese Engländer sind Bekannte von uns“, erklärte ich dem Führer. „Waren wir vorhin bereit, dir zu helfen, so haben wir jetzt geradezu die Verpflichtung, den Gefangenen die Freiheit wiederzugeben. Berichte uns also schleunigst alles, was wir wissen müssen, damit wir uns dann auf den Weg machen können.“
„Diesen Bericht kann ich euch unterwegs erstatten; so geht euch die kostbare Zeit nicht verloren“, erwiderte der junge Perser. „Nur bitte ich euch zuvor um einen Bissen Brot, denn ich habe seit gestern nichts gegessen.“
„Das kannst du haben, und Fleisch dazu“, sagte ich; und während Halef ihm einen kleinen Imbiss zurechtmachte, fügte ich hinzu: „Willst du denn nicht nach Schiras zurückkehren?“
„Nein, Sahib. Du hältst mich wohl für einen Feigling, weil ich mich so widerstandslos überwältigen ließ. Das war aber nur eine Folge meiner Ermattung und des Schrecks über dein plötzliches Zugreifen. Ich bin wohl kein Krieger, aber ich laufe auch nicht gleich davon, wenn geschossen wird. Allerdings bin ich leider ohne Reittier, denn das meinige und alles, was ich außer meinen jetzigen Kleidern bei mir hatte, ist den Lutis in die Hände gefallen. Wenn ihr gestattet und einer von euch mich mit auf sein Pferd nehmen wollte, werde ich euch begleiten, um ihnen ihren Raub abzunehmen und euch bei der Befreiung der Engländer beizustehen, die sich meiner Führung anvertraut hatten.“
Der junge Mann gefiel mir immer besser; darum war ich gern bereit, seinen Wunsch zu erfüllen. Nachdem er mir versichert hatte, dass es mit seiner Verwundung nicht schlimm sei, ließ ich ihn hinter mir aufsteigen und wir setzten den unterbrochenen Ritt fort.
„Nun beantworte endlich meine Fragen von vorhin“, forderte ich den jungen Führer auf, während unsere Rappen munter ausgriffen. Es braucht wohl nicht eigens betont zu werden, dass ich im Verlauf des folgenden Gesprächs die Spuren der Wegelagerer ständig im Auge behielt.
„Ich werde Numan genannt und bin eigentlich Kaufmann in Isfahan“, erwiderte der Gefragte. „Ein verhängnisvolles Schicksal hat mich vor einiger Zeit gezwungen, diese Stadt zu verlassen. Ich ging nach Schiras, und da ich zunächst keine andere Möglichkeit hatte, mir mein Brot zu verdienen, sah ich mich genötigt, mich durchreisenden Fremden als Führer anzubieten. Dabei erwarb ich mir nicht nur eine hübsche Summe Geldes, sondern auch einen guten Ruf. So erfuhren auch diese Engländer von mir, die auf wenig begangenen Wegen nach Teheran geführt zu werden wünschten.“
„Hm! Weit hast du sie da allerdings nicht gebracht“, lächelte ich. „Ich fürchte, die Gentlemen werden mit deiner Führung nicht sonderlich zufrieden sein.“
„Ich kann nichts dafür, Sahib. Leider sind diese Lutis so gerissen, dass unsereiner gegen sie nicht ankommen kann. Wenn sie gar mit so viel Mann auftreten wie diesmal, dann gibt es nur das eine, was ich getan habe: Man sucht zu fliehen und Hilfe herbeizurufen.“
„Und du glaubst, dass wir dir ausreichende Hilfe gegen diese Verbrecher bieten können?“
„Sahib, ich kenne eure Namen noch nicht, aber es liegt etwas in eurem ganzen Auftreten, das mir das sichere Gefühl gibt, ihr würdet euch vor diesen zwanzig Männern nicht fürchten und sie vielleicht gar mit List oder Gewalt besiegen, obwohl ihr Anführer der berühmte Hassan Bajender Khan ist.“
Das war wieder Wasser auf die Mühle meines Halef. Er richtete seine kleine Gestalt so hoch als möglich in den Bügeln auf und rief:
„Numan, Mensch, Freund, Kaufmann und Fremdenführer, du hast recht gesprochen, von deinen Lippen trieft die Kenntnis von fünfzig graubärtigen Weisen, und aus deinen Worten leuchtet ein Abglanz der Erfahrenheit aller vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Gelehrsamkeiten. Wir sind diejenigen, die Allah dir entgegengesandt hat, um alle deine Wünsche zu erfüllen und diesen Hassan Bajender Khan, den du berühmt nennst, obwohl selbst das längste aller Riesenohren seinen Namen noch niemals vernommen hat, mit seinen Spießgesellen zu züchtigen. Unsere Namen hingegen kennt man in allen Längen und Breiten der bewohnten und sogar der unbewohnten Erde, darum will ich sie auch dir nicht länger vorenthalten. Der Mann, der dir die unerhörte Gnade zuteil werden lässt, dich auf dem Rücken seines Hengstes reiten zu lassen, ist der unbesiegbare Kara Ben Nemsi Effendi aus Almanja[41]. In mir aber erblickst du den Freund und Beschützer dieses Helden, Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah, den Scheik der Haddedihn, den Beschützer aller...“
Er hätte wohl noch geraume Zeit in dieser Tonart weitergesprochen, wenn Numan ihn nicht unterbrochen hätte.
„Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar?“, fragte er schnell. „Seid ihr vielleicht vor Kurzem in Birs Nimrud gewesen?“
„Allerdings“, kam ich dem Hadschi zuvor. „Wo hast du davon gehört?“
„Die Lutis sprachen davon. Ich habe nicht alles verstanden, was sie sagten, aber eines ist sicher: Wenn ihr diese beiden Männer seid, vor denen jene Kerle, die sich sonst vor dem Teufel nicht fürchten, eine besondere Angst haben, dann sind meine Erwartungen, die ich von euch hegte, noch bei Weitem übertroffen.“
Woher hatten die Lutis Kenntnis von unseren Erlebnissen am Turm von Babel bekommen? Standen sie etwa gar mit den Sillan in Verbindung? Dieser Gedanke schoss mir durch den Kopf, doch ließ ich ihn nicht laut werden, sondern forderte Numan auf, seine Erzählung nun endlich zu Ende zu bringen.