Hanser Berlin E-Book
Orlando Figes
Schick einen Gruß,
zuweilen durch die Sterne
Eine Geschichte von Liebe
und Überleben in Zeiten des Terrors
Aus dem Englischen und Russischen
von Bernd Rullkötter
Hanser Berlin
Die Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel Just Send Me Word. A True Story of Love and Survival in the Gulag bei Allen Lane in London.
BILDNACHWEIS
Abbildungen im Text: S. 12, 14, 15, 18, 19, 34, 107, 154, 166, 167, 235, 239, 248, 259, 295, 327: mit freundlicher Genehmigung von Memorial in Moskau;
S. 73, 76, 110, 117, 159, 160, 237: mit freundlicher Genehmigung des Archivs des Historischen Heimatmuseums von Petschora; S. 124: mit Dank an Igor Alexandrowitsch Alexandrowski; S. 154: Ria Novosti
Bildteil nach Seite 168: S. 1, 2, 6 unten, 7, 8: mit freundlicher Genehmigung von Memorial in Moskau; S. 3, 4, 5, 6 oben: mit freundlicher Genehmigung des Archivs des Regionalhistorischen Museums Petschora (Memorial); S. 5 oben: Zeichnung von Boris Iwanow; S. 5 unten: Fotografie von Wladimir Tschiwanow
ISBN 978-3-446-24077-3
© 2012 Orlando Figes
Alle Rechte der deutschen Ausgabe
© Hanser Berlin im Carl Hanser Verlag München 2012
Satz: Greiner & Reichel, Köln
Unser gesamtes lieferbares Programm
und viele andere Informationen finden Sie unter:
www.hanser-literaturverlage.de
Erfahren Sie mehr über uns und unsere Autoren auf www.facebook.com/HanserLiteraturverlage oder folgen Sie uns auf Twitter: www.twitter.com/hanserliteratur
Datenkonvertierung E-Book:
Kreutzfeldt digital, Hamburg
Inhalt
Vorwort 11
Schick einen Gruß,
zuweilen durch die Sterne 17
Epilog 337
Karten 343
Danksagung 347
Eine Anmerkung von Memorial 351
Quellen 357
Anmerkungen 359
Zu gleichen Teilen trage ich mit dir
die schwarze Trennung dauerhaft.
Weshalb die Tränen? Gib mir die Hand,
Versprich mir, dass du wiederkehrst im Traum.
Du und ich sind wie ein Gebirg aus Gram
Und können uns auf dieser Welt nicht wiedersehn.
Doch bitte schick um Mitternacht mir
Einen Gruß zuweilen durch die Sterne.
Anna Achmatowa, »Im Traum« (1946)
Vorwort
Drei alte Truhen waren gerade zugestellt worden. Sie standen im Eingang des Moskauer Büros von Memorial und versperrten allen den Weg in den betriebsamen Raum, in dem öffentliche Besucher und Geschichtsforscher empfangen wurden. Ich war in jenem Herbst 2007 angereist, um einige Kollegen in der Forschungsabteilung der Menschenrechtsorganisation zu besuchen. Sie bemerkten mein Interesse an den Truhen und kommentierten, diese enthielten das größte Privatarchiv, das Memorial in seinem zwanzigjährigen Bestehen übergeben worden sei. Es gehöre Lew und Swetlana Mischtschenko, einem Paar, das sich in den 1930er Jahren kennengelernt habe, nur um durch den Krieg von 1941–1945 und Lews dann folgende Inhaftierung im Gulag getrennt zu werden. Alle versicherten mir, dass die Liebesgeschichte der beiden ohnegleichen sei.
Wir öffneten die größte der Truhen. So etwas hatte ich noch nie gesehen: mehrere Tausend Briefe in straffen, von Schnüren und Gummibändern zusammengehaltenen Bündeln, dazu Notizbücher, Tagebücher, Dokumente und Fotos. Der wertvollste Teil des Archivs befand sich in der dritten und kleinsten Truhe, einer braunen Sperrholzkiste mit Lederbesatz und drei Metallschlössern, die sich leicht aufklicken ließen. Niemand konnte sagen, wie viele Briefe sie enthielt – wir schätzten, vielleicht zweitausend –, sondern nur, wie schwer die Kiste war (37 Kilo). Es handelte sich ausschließlich um Liebesbriefe, die Lew und Swetlana einander geschrieben hatten, während er in Petschora einsaß, einem von Stalins berüchtigsten Arbeitslagern im hohen Norden Russlands. Der erste war im Juli 1946 von Swetlana, der letzte im Juli 1954 von Lew verfasst worden. Sie hatten einander mindestens zweimal pro Woche geschrieben. Dies war die bei Weitem größte Sammlung von Gulagbriefen, die je entdeckt wurde. Aber diese Briefe waren nicht nur wegen ihrer Menge so bemerkenswert, sondern vor allem deshalb, weil niemand sie zensiert hatte. Freiwillige Arbeiter und Funktionäre, die mit Lew sympathisierten, hatten sie in das Lager hinein- und aus ihm herausgeschmuggelt. Gerüchte über das Schmuggeln von Briefen gehörten zur reichhaltigen Folklore des Gulag, doch niemand hatte sich je einen illegalen Postsack dieser Größe vorgestellt.
Die Briefe waren so straff gebündelt, dass ich die Finger zwischen sie zwängen musste, um den ersten herauszuholen. Er war von Swetlana an Lew gerichtet. Die kurze Adresse lautete:
Komi-ASSR
Region Koschwa
Holzkombinat
B[esserungs]L[ager] 274–11b
An Lew Glebowitsch Mischtschenko
»274–11b« waren bürokratische Ziffern von schrecklicher Bedeutsamkeit.
Ich begann, Swetlanas kleine, kaum erkennbare Handschrift auf dem gelben Papier, das in meinen Händen zerkrümelte, zu lesen. »Hier bin ich nun und weiß nicht einmal, was ich Dir schreiben soll. Dass ich Dich vermisse? Aber das weißt Du ja. Ich habe das Gefühl, außerhalb der Zeit zu leben, darauf zu warten, dass mein Leben weitergeht, wie nach einem Filmriss. Was ich auch tue, kommt mir so vor, als schlüge ich bloß die Zeit tot.« Ich zog einen weiteren Brief aus dem Bündel. Es war einer der von Lew verfassten. »Du hast mich einmal gefragt, ob es leichter sei, mit oder ohne Hoffnung zu leben. Ich kann überhaupt keine Hoffnung schöpfen, aber ich fühle mich ruhig ohne sie …« Ich hörte einem Gespräch zwischen ihnen zu.
Während ich die Briefe durchblätterte, wuchs meine Erregung. Lews Schreiben enthielten reichhaltige Details über das Arbeitslager. Möglicherweise war dies die einzige große, in Echtzeit entstandene Aufzeichnung des Alltagslebens im Gulag, die je ans Licht kommen würde. Viele Erinnerungen früherer Gefangener an die Arbeitslager waren aufgetaucht, doch keine konnte sich mit diesen unzensierten Briefen vergleichen, die aus der Haftzeit in der Stacheldrahtzone stammten. Lews Briefe sollten nur einer einzigen Leserin erklären, was er durchmachte, aber im Lauf der Jahre enthüllten sie immer mehr von den Verhältnissen im Lager. Swetlanas Briefe hatten den Zweck, ihn im Gulag zu ermutigen, ihm Hoffnung zu machen, erzählten jedoch auch, wie ich bald begriff, die Geschichte ihres eigenen Ringens darum, ihre Liebe am Leben zu erhalten.
Swetlanas erster Brief, 1946
Lews 24. Brief, 1946
Ungefähr 20 Millionen Menschen, hauptsächlich Männer, litten in Stalins Arbeitslagern. Die Häftlinge durften in der Regel ein Mal im Monat Briefe schreiben und empfangen, wobei ihre gesamte Korrespondenz zensiert wurde. Es war schwierig, eine intime Beziehung aufrechtzuerhalten, wenn die Polizei als Erste jedes Wort las. Eine Verurteilung zu acht oder zehn Jahren hatte fast immer zur Folge, dass enge Verbindungen abgebrochen wurden; oft verloren Häftlinge Freundinnen, Ehepartner und ganze Familien. Lew und Swetlana bildeten eine Ausnahme. Sie fanden nicht nur einen Weg, einander zu schreiben und sich sogar illegal zu treffen – ein eklatanter Verstoß gegen die Gulagvorschriften, der eine schwere Bestrafung nach sich gezogen hätte –, sondern sie bewahrten auch jeden kostbaren Brief als Beleg für ihre Liebesgeschichte auf (wodurch sie ein noch größeres Risiko eingingen).
Wie sich herausstellte, enthielt die kleinste Truhe 1500 Briefe. Es dauerte mehr als zwei Jahre, alle abzuschreiben. Sie waren schwer zu entziffern, voll von Codewörtern, Details und Initialen, die geklärt werden mussten. Sie bilden die dokumentarische Grundlage von Schick einen Gruß, das auch das umfangreiche Archiv in den anderen Truhen, ausführliche Interviews mit Lew und Swetlana, ihren Verwandten und Freunden, die Schriften anderer Häftlinge in Petschora, Ortsbesuche und Interviews mit seinen Bewohnern sowie die Archive des Arbeitslagers selbst heranzieht.
Lew sah Swetlana zuerst. Er bemerkte sie sofort in der Menge der Studenten, die in dem von Bäumen gesäumten Innenhof der Moskauer Universität darauf warteten, zur Aufnahmeprüfung gerufen zu werden. Sie stand mit einem von Lews Freunden am Eingang zur Physikalischen Fakultät. Der Freund winkte Lew heran und stellte sie als Klassenkameradin aus seiner früheren Schule vor. Die beiden tauschten nur ein paar Worte aus, bevor sich die Türen zur Fakultät öffneten und sie sich dem Gewühl der Studenten auf der Treppe zu dem Saal, wo die Prüfung stattfinden würde, anschlossen.
Es war keine Liebe auf den ersten Blick – darin sind sich beide einig. Lew war viel zu vorsichtig, um sich so leicht zu verlieben, doch Swetlana hatte bereits seine Aufmerksamkeit geweckt. Sie war von mittlerer Größe, schlank, mit dichtem braunem Haar, hohen Wangenknochen, einem spitzen Kinn und blauen Augen, aus denen Intelligenz und eine gewisse Traurigkeit sprachen. Als eine von nur einem halben Dutzend Frauen wurde sie zusammen mit Lew und dreißig weiteren Männern im September 1935 von der Fakultät, der besten dieses Fachgebiets in der Sowjetunion, aufgenommen. Mit ihrem dunklen Wollhemd, ihrem kurzen grauen Rock und ihren schwarzen Wildlederschuhen – der Kleidung, die sie bereits als Schulmädchen getragen hatte – hob Swetlana sich von der maskulinen Umgebung ab. Sie hatte eine schöne Stimme (später sollte sie im Universitätschor singen), die ihre Attraktivität verstärkte, war beliebt, lebhaft, konnte manchmal kokett sein und war bekannt für ihre scharfe Zunge. Swetlana fehlte es nicht an Bewunderern, doch Lew hatte etwas Besonderes an sich. Er war weder groß noch muskulös – ein wenig kleiner als sie – noch wie andere junge Männer seines Alters von seinem guten Aussehen überzeugt. Auf allen damaligen Fotos trug er das gleiche alte Hemd, oben zugeknöpft und nach russischer Art ohne Krawatte. Seiner Erscheinung nach glich er immer noch eher einem Jungen als einem Mann; sein Gesicht war freundlich und zart, er hatte sanfte blaue Augen und volle Lippen wie ein Mädchen.
Während ihres ersten Semesters kamen Lew und Sweta (wie er sie nun nannte1) häufig zusammen. Sie saßen in Vorlesungen nebeneinander, nickten sich in der Bibliothek zu und bewegten sich im selben Kreis angehender Physiker und Ingenieure, die zusammen in der Kantine aßen oder sich im »Studentenclub« am Eingang zur Bibliothek trafen, wo manche eine Zigarette rauchten und andere sich einfach nur die Beine vertraten und plauderten.
Später gingen Lew und Sweta zuweilen mit einer Gruppe von Freunden ins Theater oder ins Kino. Danach begleitete er sie auf dem romantischen Heimweg, der an den Gartenalleen entlang vom Puschkin-Platz zur Pokrowski-Kaserne in der Nähe von Swetas Wohnung führte. Hier promenierten Liebespaare am Abend. In den Studentenkreisen der dreißiger Jahre umwarb man seine Angebetete weiterhin nach den Regeln der romantischen Ritterlichkeit, obwohl sich das sexuelle Verhalten nach 1917 hier und dort liberalisiert hatte. An der Moskauer Universität waren Romanzen ernst und keusch. Sie begannen gewöhnlich damit, dass sich ein Paar von seinem größeren Freundeskreis absonderte und er sie abends nach Hause begleitete. Dabei bot sich die Chance, intimere Gespräche zu führen, vielleicht Gedichtzeilen – das akzeptierte Medium für Unterhaltungen über die Liebe – auszutauschen und einander zu küssen, bevor er sich an ihrem Hauseingang verabschiedete.
Lew wusste, dass er nicht der Einzige war, dem Sweta gefiel. Häufig sah er sie mit Georgi Ljachow (dem Freund, der ihn mit Sweta bekannt gemacht hatte) in den Alexander-Gärten an der Kreml-Mauer spazieren gehen. Lew war zu reserviert, um Georgi nach dessen Beziehung zu Sweta zu fragen, doch eines Tages sagte dieser: »Swetlana ist solch ein wunderbares Mädchen, aber sie ist so intelligent, so schrecklich intelligent.« Dadurch wurde Lew klar, dass sie Georgi durch ihren Intellekt einschüchterte. Wie Lew bald herausfinden sollte, konnte Sweta launisch, kritisch und ungeduldig gegenüber Personen sein, die nicht so klug wie sie selbst waren.
Allmählich kamen Lew und Sweta einander näher. Sie wurden durch eine »tiefe Sympathie« zusammengeführt, wie sich Lew erinnert. Über siebzig Jahre später in seinem Wohnzimmer sitzend, lächelt er bei dem Gedanken an jene erste emotionale Verbindung. Er denkt gründlich nach, bevor er seine nächsten Worte wählt: »Es war nicht so, dass wir uns über beide Ohren ineinander verliebten, aber es gab eine tiefe und ständige Anziehung.«
Irgendwann betrachteten sie sich als Paar. »Alle wussten, dass Swetlana meine Freundin war, denn ich traf mich mit keiner anderen.« Es gab einen Moment, in dem die Situation beiden klar wurde. Eines Nachmittags, als sie durch die ruhigen Wohnstraßen in der Nähe von Swetas Haus am Kasarmenny pereulok (Kasernengasse) gingen, nahm sie seine Hand und sagte: »Hier lang. Ich werde dich meinen Freundinnen vorstellen.« Sie besuchten Swetas engste Schulfreundinnen Irina Krause, die am Fremdspracheninstitut Französisch studierte, und Alexandra (»Schura« oder »Schurka«) Tschernomordik, die Ärztin werden wollte. Lew wertete es als Zeichen von Swetas Vertrauen und Zuneigung zu ihm, dass sie ihn mit ihren Kindheitsfreundinnen bekannt machte.
Bald lud Sweta ihn zu sich nach Hause ein. Die Familie Iwanow hatte eine Privatwohnung mit zwei großen Zimmern und einer Küche – ein nahezu unbekannter Luxus in Stalins Moskau, wo Kommunalwohnungen, in denen Familien normalerweise in jeweils einem Zimmer mit einer gemeinsamen Küche und Toilette untergebracht waren, die Norm bildeten. Sweta und ihre jüngere Schwester Tanja teilten sich einen Raum mit ihren Eltern und schliefen auf einem Ausziehsofa. Ihr Bruder Jaroslaw (»Jara«) wohnte mit seiner Frau Jelena in dem anderen Zimmer, das einen großen Kleiderschrank, eine Buchvitrine und einen von der ganzen Familie benutzten Flügel enthielt. Mit seinen hohen Decken und den antiken Möbeln war das Heim der Iwanows eine winzige Insel der Intelligenzija in der proletarischen Hauptstadt.
Swetas Vater Alexander Alexejewitsch war ein hochgewachsener bärtiger Mann von Mitte fünfzig mit traurigen, aufmerksamen Augen und grau meliertem Haar. Ein Altbolschewik, hatte er sich der revolutionären Bewegung 1902 als Student an der Universität Kasan angeschlossen, war relegiert und inhaftiert worden und hatte sich dann erneut an der Physikalischen Fakultät der Universität St. Petersburg eingeschrieben, wo er vor dem Ersten Weltkrieg mit dem großen Physiker Sergej Lebedew an der Entwicklung von Kunstgummi zusammenarbeitete. Nach der Oktoberrevolution von 1917 hatte Alexander eine führende Rolle in der Organisation der sowjetischen Gummiherstellung gespielt. 1921 verließ er die Partei – offiziell aus Gesundheitsgründen, doch in Wirklichkeit deshalb, weil er desillusioniert über die bolschewistische Diktatur war. Im Verlauf der nächsten zehn Jahre unternahm er zwei ausgedehnte Dienstreisen in den Westen, bevor er mit seiner Familie 1930 nach Moskau zog. Dies geschah auf dem Höhepunkt des Fünfjahresplans zur Industrialisierung der Sowjetunion. Gleichzeitig kam es zur ersten großen Welle des Stalin’schen Terrors gegen »bourgeoise Spezialisten«, in deren Verlauf man viele von Alexanders ältesten Freunden und Kollegen als »Spione« oder »Saboteure« ergriff und erschoss oder in Arbeitslager schickte. Er selbst war durch seine Auslandsreisen politisch angreifbar, überlebte jedoch, arbeitete weiter für die Sache der Sowjetindustrie und stieg zum stellvertretenden Direktor des Forschungsinstituts für die Kunstharzbranche auf. In einem Haushalt, der vom Ethos der technischen Intelligenzija geprägt war, wurden alle Kinder dazu erzogen, Ingenieurwesen oder Naturwissenschaften zu studieren: Jara besuchte das Moskauer Maschinenbauinstitut, Tanja widmete sich der Meteorologie, und Sweta immatrikulierte sich an der Physikalischen Fakultät.
Alexander hieß Lew bei sich willkommen, denn er freute sich über die Anwesenheit eines weiteren Wissenschaftlers. Swetas Mutter dagegen war kühler und reservierter. Anastasia Jerofejewna – eine rundliche, schwerfällige Frau von Mitte fünfzig, die Handschuhe trug, um eine Hautkrankheit zu verbergen – arbeitete als Russischlehrerin am Moskauer Wirtschaftsinstitut und legte das strenge Benehmen einer Pädagogin an den Tag. Oft kniff sie die Augen zusammen und musterte Lew durch ihre dickrandige Brille. Sie machte ihm lange Angst, doch eine Begebenheit gegen Ende des ersten Universitätsjahres sollte alles ändern. Sweta hatte sich Lews Aufzeichnungen einer Vorlesung, die sie verpasst hatte, geborgt. Als er die Notizen vor der ersten Prüfung abholte, ließ Anastasia ihn wissen, dass sie seine Zusammenfassung für sehr gut hielt. Es war nicht viel, nur ein kleines, unerwartetes Kompliment, aber die Sanftheit ihrer Stimme machte Lew deutlich, dass ihn Anastasia, die Hüterin von Swetas Familie, akzeptiert hatte. »Ich betrachtete es als eine Art Passierschein«, erinnerte er sich, »und besuchte die Wohnung nun häufiger, ohne mich eingeschüchtert zu fühlen.« Nach den Prüfungen im langen, heißen Sommer 1936 holte Lew Sweta jeden Abend ab und brachte ihr im Sokolniki-Park das Radfahren bei.
Für Lew war die Anerkennung durch Swetas Familie stets ein wichtiger Teil der Beziehung, zumal er selbst keine direkten Angehörigen hatte. Lew wurde am 21. Januar 1917 in Moskau geboren – Tage vor dem Aufruhr der Februarrevolution, welche die Welt für immer veränderte. Seine Mutter Valentina Alexejewna, die Tochter eines kleinen Provinzbeamten, war, nachdem sie beide Eltern in jungen Jahren verloren hatte, von zwei Tanten in Moskau aufgezogen worden. Sie war Lehrerin an einer der städtischen Schulen, als sie Lews Vater Gleb Fjodorowitsch Mischtschenko kennenlernte, einen Absolventen der Physikalischen Fakultät der Universität Moskau, der damals ein Ingenieurstudium am Eisenbahn-Institut hinter sich brachte. Mischtschenko ist ein ukrainischer Name. Glebs Vater Fjodor, Professor für Philologie an der Universität Kiew und Übersetzer altgriechischer Texte ins Russische, hatte sich in der nationalistischen ukrainischen Intelligenzija hervorgetan. Nach der Oktoberrevolution waren Lews Eltern in den sibirischen Ort Berjosowo in der Tobolsker Region gezogen. Gleb kannte das Städtchen aus Vermessungsexpeditionen, an denen er als Eisenbahningenieur teilgenommen hatte. Berjosowo, das seit dem 18. Jahrhundert als Verbannungsort diente, war weit vom bolschewistischen Regime entfernt und lag in einem relativ wohlhabenden Agrargebiet, weshalb es sich anbot, dort den Bürgerkrieg (1917–1921) auszusitzen, durch den Moskau von Terror und wirtschaftlichem Ruin heimgesucht wurde. Die Mischtschenkos wohnten zusammen mit Valentinas Tante in einem gemieteten Zimmer im Haus einer großen Bauernfamilie. Gleb fand einen Posten als Lehrer und Meteorologe, Valentina arbeitete ebenfalls in einer Schule, und Lew wurde von ihrer Tante Lidia Konstantinowna aufgezogen, die er »Großmutter« nannte. Sie erzählte ihm Märchen und brachte ihm das Vaterunser bei, an das er sich sein ganzes Leben lang erinnerte.
Im Herbst 1919 trafen die Bolschewiki in Berjosowo ein. Sie nahmen »bourgeoise« Geiseln, die angeblich mit den »Weißen« kollaboriert hatten, das heißt mit den konterrevolutionären Kräften, von denen die Region während des Bürgerkriegs besetzt worden war. Eines Tages verhaftete man Lews Eltern, und der Vierjährige besuchte sie zusammen mit seiner Großmutter im Ortsgefängnis. Gleb war in einer großen Zelle mit neun anderen Häftlingen untergebracht. Lew durfte die Zelle betreten und sich zu seinem Vater setzen, während der Aufseher mit seinem Gewehr an der Tür Wache stand. »Ist der Onkel Jäger?«, fragte Lew seinen Vater. Dieser antwortete: »Der Onkel beschützt uns.« Lews Mutter fanden sie in einer Isolierzelle, wo er sie zweimal besuchte. Beim letzten Mal gab sie ihm eine Schüssel saurer Sahne und Zucker, die sie von ihrem Häftlingstaschengeld gekauft hatte, damit er seinen Besuch in Erinnerung behielt.
Nicht lange danach wurde Lew ins Krankenhaus gebracht, wo seine Mutter im Sterben lag. Jemand, wahrscheinlich ein Gefängniswärter, hatte sie in die Brust geschossen. Lew stand am Stationseingang, als eine Krankenschwester mit einem roten, pulsierenden Gegenstand in den Händen an ihm vorbeieilte. Er wusste nicht, was es war. Verängstigt durch den Anblick, weigerte Lew sich, die Station zu betreten, als seine Großmutter ihn aufforderte, von Valentina Abschied zu nehmen, aber er sah von der Tür her zu, wie die alte Frau auf das Bett zuging und seine Mutter auf die Stirn küsste.
Die Beisetzung fand in der Hauptkirche des Ortes statt. Lew nahm mit seiner Großmutter daran teil. Der Hocker, auf dem er vor dem offenen Sarg saß, war zu niedrig, als dass er hineinschauen und das Gesicht seiner Mutter betrachten konnte. Hinter dem Sarg bemerkte er dafür die gemalten Antlitze auf der bunten Ikonostase, und im Kerzenlicht erkannte er die Ikone der Muttergottes direkt über dem Kopfende des Sarges. Er dachte, dass das Gesicht der heiligen Maria dem seiner eigenen Mutter glich. Lews Vater, der das Gefängnis zur Beerdigung hatte verlassen dürfen und von einem Wärter begleitet wurde, erschien an seiner Seite. »Er ist gekommen, um Abschied zu nehmen«, hörte Lew eine Frau sagen. Nachdem er eine Weile am Sarg gestanden hatte, wurde Gleb wieder abgeführt. Später besuchte Lew das Grab seiner Mutter auf dem Friedhof außerhalb der Kirche. Der Hügel aus frisch ausgegrabener Erde hob sich schwarz vom Schnee ab, und jemand hatte ein Holzkreuz darauf aufgepflanzt.
Ein paar Tage später ging Lews Großmutter mit ihm zu einer zweiten Beerdigung in derselben Kirche. Diesmal waren zehn Särge vor der Ikonostase aufgereiht, jeder mit einem ermordeten Opfer der Bolschewiki. Einer von ihnen war Lews Vater. Anscheinend hatte man alle Häftlinge in seiner Zelle gleichzeitig erschossen. Wo sie begraben wurden, ist nicht bekannt.
Im Dürresommer 1921, als eine Hungersnot das ländliche Russland ereilte, kehrte Lew mit seiner Großmutter nach Moskau zurück. Die Bolschewiki hatten ihren Klassenkampf gegen die »Bourgeoisie« vorübergehend eingestellt, und die Überlebenden der Moskauer Mittelschicht hatten erneut die Möglichkeit, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Lews Großmutter hatte zwanzig Jahre lang in Lefortowo, einem von Kleingewerbetreibenden und Händlern bewohnten Bezirk, als Hebamme gearbeitet, und nun zogen Lew und sie dort zu einer fernen Verwandten. Ein Jahr lang belegten sie eine Zimmerecke – mit einem Bett und einem Klappbett hinter einem Vorhang –, während Lidia hin und wieder als Krankenschwester tätig war. 1922 wurde Lew von seiner »Tante Katja« (Valentinas Schwester) aufgenommen, die mit ihrem zweiten Mann in einer Kommunalwohnung in der Granowski-Straße, ganz nahe am Kreml, wohnte. Dort blieb er bis 1924, als er in die Wohnung der Tante seiner Mutter in der Malaja-Nikitskaja-Straße umzog. Sie hieß Jelisaweta Konstantinowna und war eine ehemalige Lyzeumsdirektorin. »Fast jeden Tag kam Tante Katja zu Besuch«, erinnerte sich Lew. »Dadurch wuchs ich in einer Sphäre des ständigen weiblichen Einflusses und der weiblichen Fürsorge auf.«
Die Liebe dieser drei Frauen, von denen keine ein eigenes Kind hatte, konnte den Verlust von Lews Mutter nicht ausgleichen, aber sie weckte in ihm einen tiefen Respekt, wenn nicht gar Ehrfurcht vor Frauen im Allgemeinen. Diese mütterliche Liebe wurde durch die moralische und materielle Unterstützung von drei der engsten Freunde seiner Eltern ergänzt, die seiner Großmutter regelmäßig Geld schickten: von Lews Patin, einer Ärztin in der armenischen Hauptstadt Jerewan, von Sergej Rschewkin (»Onkel Serjoscha«), einem Professor für Akustik an der Universität Moskau, und von Nikita Melnikow (»Onkel Nikita«), einem Altmenschewiken2, Linguisten, Ingenieur und Schullehrer, den Lew als seinen »zweiten Vater« bezeichnete.
Lew besuchte eine gemischte Schule in einem früheren Lyzeum in der Bolschaja-Nikitskaja-Straße (separate Jungen- und Mädchenschulen waren 1918 in Sowjetrussland abgeschafft worden). Die Schule, die in einer klassischen Villa des 19. Jahrhunderts untergebracht war, hatte sich viel von ihrer Intelligenzija-Gesinnung bewahrt, als Lew dort begann. Viele Angehörige des Personals hatten bereits vor 1917 dort unterrichtet. Lews Deutschlehrer war der frühere Schulleiter. Der Vorschullehrer erwies sich als Cousin eines berühmten ukrainischen Komponisten und Lews Russischlehrerin als Verwandte des Schriftstellers Michail Bulgakow. In den frühen dreißiger Jahren allerdings, als Lew Teenager war, führte die Schule einen polytechnischen Lehrplan mit Schwerpunkt auf dem für Moskauer Fabriken nützlichen Ingenieurwesen ein. Facharbeiter hielten Vorlesungen an der Schule, gaben praktischen Unterricht und veranstalteten Experimente, um die Kinder auf eine Fabriklehre vorzubereiten.
Swetas Schule in der Wusowski-Gasse war nicht weit von der Lews entfernt. Wie hätten sie einander eingeschätzt, wenn sie sich damals begegnet wären? Sie kamen aus sehr unterschiedlichen Kreisen: Lew aus der alten Welt der Moskauer Mittelschicht, in der die orthodoxen Werte seiner Großmutter seine Erziehung geprägt hatten, und Sweta aus der fortschrittlicheren Welt der technischen Intelligenzija. Gleichwohl hatten sie viele Grundwerte und Interessen gemeinsam. Beide waren ihrem Alter voraus, ernst, klug, unabhängige Denker mit einem offenen und forschenden Geist, der eher durch ihre eigene Erfahrung als durch Propaganda oder gesellschaftliche Konventionen geformt wurde. Diese Unabhängigkeit sollte ihnen zustattenkommen. In einem Brief von 1949 beschrieb Sweta ihre Persönlichkeit mit elf Jahren – zu einer Zeit, als die Kampagne gegen die Religion in sowjetischen Schulen ihren Höhepunkt erreicht hatte:
Mir scheint, dass ich erwachsener war als die anderen Kinder in meiner Schule … Damals machte ich mir große Sorgen über Gott und die Religion. Unsere Nachbarn waren gläubig, und Jara hänselte ihre Kinder. Aber ich mischte mich ein und sprach mich für die Religionsfreiheit aus. Und ich löste das Problem, das ich mit Gott hatte, aus eigener Kraft: Ich gelangte zu dem Schluss, dass wir die Ewigkeit und die Schöpfung mit ihm oder ohne ihn nicht verstehen können und dass er, da er zwecklos ist, nicht benötigt wird (jedenfalls nicht von mir, obwohl andere, die an ihn glauben, ihn vielleicht benötigen).
Sowohl Lew als auch Sweta waren in jenem Alter gewissenhafte Vertreter eines Ethos der schweren Arbeit und der Verantwortlichkeit. In Swetas Fall war dies das Ergebnis ihrer strengen Erziehung in der Familie Iwanow, wo sie sich um ihre jüngere Schwester Tanja und um viele Haushaltspflichten kümmern musste, während Lew durch seine wirtschaftlichen Umstände zu einer solchen Haltung genötigt wurde. Er musste während seiner Schulzeit arbeiten, um etwas zu der kleinen Rente seiner Großmutter hinzuzuverdienen.
1932, mit erst fünfzehn Jahren, machte Lew Nachtschichten beim Bau der ersten Moskauer Metro-Linie zwischen Gorki-Park und Sokolniki. Er vermaß die Strecke über die Straßen hinweg und schloss sich den Erdarbeiterteams an, die überwiegend aus zugewanderten Bauern bestanden. Diese strömten damals nach Moskau, um nicht von den Bolschewiki zur Mitwirkung in den Kolchosen gezwungen zu werden. Lew wurde sich der schrecklichen Auswirkungen der Kollektivierung im folgenden Sommer bewusst. Als Helfer auf einem Kaninchenzuchthof lernte er einen Kollegen kennen, der aus den Hungersnot leidenden ukrainischen Landgebieten eingetroffen war. Der Mann schrieb traurige Gedichte über »verlassene Dorfgebäude, sterbende Menschen und hinter einem Zaun aufgehäufte Leichen«. Lew wurde von der emotionalen Kraft der Gedichte angerührt, von der drastisch wirkenden Thematik aber abgestoßen. »Warum erfindest du so grässliche Szenen?«, fragte er den Ukrainer. Dieser antwortete: »Ich habe sie nicht erfunden. Das ist mein Dorf. Dort herrscht Hungersnot, und niemand hat die Kraft, die Gestorbenen zu begraben.« Lew war schockiert. Er hatte die Sowjetmacht und ihre politischen Methoden vorher nie in Frage gestellt, sondern sich vielmehr dem Komsomol, dem Kommunistischen Jugendverband, angeschlossen und immer an die Partei geglaubt. Nun jedoch keimten Zweifel in ihm auf. Später im selben Jahr besichtigte er eine Kolchose bei Moskau. Der Schulausflug wurde von seinem Biologielehrer organisiert, einem überzeugten Bolschewiken, der eines der verlassenen Häuser auf dem Bauernhof nutzte, um ein Theaterstück über den »Kampf gegen Ungeziefer« (das heißt gegen vermeintliche Regimefeinde) zu inszenieren. Das Haus hatte dem Dorfpriester und dessen Familie gehört, die offensichtlich während der Kollektivierung des Dorfes vertrieben worden waren. Im Innern des Gebäudes stießen die Schüler auf die verkohlten Überreste der Bücher des Geistlichen, darunter eine altgriechische Bibel. Diese Sprache, die Lews Großvater hatte lesen können, wurde unter dem Sowjetregime nicht mehr benötigt.
Zu Beginn seines Studiums im Jahr 1935 war Lew zusammen mit seiner (damals 82-jährigen) Großmutter in einer Kommunalwohnung am Leningrad-Prospekt im Nordwesten Moskaus untergebracht. Seine exzentrische »Tante Olga«3 und ihr Mann mieteten ebenfalls ein Zimmer in der Wohnung. Lew und seine Großmutter hausten in einem schmalen, dunklen Raum. An der einen Seite stand ein Einzelbett und an der anderen eine Truhe, die seine Großmutter als provisorisches Bett benutzte, indem sie die Füße auf einen Hocker legte. Vor dem Fenster am Ende des Zimmers befand sich ein Schreibtisch, und über Lews Bett hing eine kleine Vitrine, in der er seine Sammlung chemischer Geräte und seine Bücher verwahrte: hauptsächlich Mathematik- und Physikbücher, doch auch klassische Werke der russischen Literatur. Wenn Sweta ihn besuchte, saßen sie gewöhnlich auf Lews Bett und unterhielten sich, wobei Tante Olga die beiden argwöhnisch im Wohnungsflur belauschte. Als strikte Kirchgängerin missbilligte sie Swetas Besuche und gab Lew zu verstehen, dass ihrer Meinung nach etwas vor sich gehe. Lew behauptete dann: »Ich bin nur von der Universität mit ihr befreundet«, doch Olga stand weiterhin im Flur neben seiner Tür, um nach »Beweisen« zu lauschen.
Wirklich frei waren Lew und Sweta nur auf dem Lande. Jeden Sommer mietete Swetas Familie eine große Datscha in Boriskowo, einer Siedlung an der Istra, 70 Kilometer nordwestlich von Moskau. Lew besuchte sie entweder mit dem Fahrrad aus Moskau oder nahm den Zug nach Manichina, das zu Fuß eine Stunde von Boriskowo entfernt war. Dann verbrachten Lew und Sweta den ganzen Tag in den Wäldern, lagen am Fluss und lasen Gedichte, bis es dunkel wurde und er den letzten Zug erreichen oder seine lange Rückfahrt mit dem Rad antreten musste.
Am 31. Juli 1936 benutzte Lew den Zug. Da eine Hitzewelle herrschte, war er nach der Wanderung von Manichina arg verschwitzt, weshalb er, bevor er zu Swetas Haus abbog, den Entschluss fasste, in der Nähe von Boriskowo ein kurzes Bad im Fluss zu nehmen. Er zog sich bis auf die Unterhose aus und sprang ins Wasser. Als schlechter Schwimmer blieb er dicht am Ufer, doch die starke Strömung trug ihn davon, und er konnte sich kaum über Wasser halten. Lews Blick fiel auf einen Angler am Ufer, und er rief ihm zu: »Ich ertrinke, Hilfe!« Der Angler reagierte nicht. Lew ging unter, kam noch einmal hoch, rief wieder um Hilfe und versank erneut im Wasser. Ihm fehlte die Kraft, sich zu retten, und er dachte noch, wie dumm es sein würde, so nahe an Swetas Haus zu sterben. Dann verlor er das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, saß er am Ufer neben dem Angler. Nach Atem ringend, konnte er nur einen flüchtigen Blick auf seinen Retter werfen, der hinter ihm stand und dem Angler Vorwürfe machte, weil dieser nicht in den Fluss gesprungen war, um einem Ertrinkenden zu helfen. Der Mann ging davon, bevor Lew ihn nach seinem Namen fragen und ihm gebührend danken konnte. Lew verbrachte den Tag bei Sweta und ihren Angehörigen. Am Abend begleiteten Sweta und ihre Schwester Tanja ihn zum Dorfrand, wo sie sich von ihm auf seinem Weg zum Bahnhof verabschieden wollten. Im Dorf stieß Lew auf den Mann, der ihn gerettet hatte. Er war mit einem älteren Herrn und zwei Frauen zusammen. Lew dankte dem Mann und erkundigte sich nach seinem Namen. Der Ältere erwiderte: »Ich bin Professor Sinzow, und das ist mein Schwiegersohn, Ingenieur Bespalow. Dies sind unsere Frauen.« Lew bedankte sich erneut und ging weiter zum Bahnhof, wo Saint-Saëns’ Rondo capriccioso über die Lautsprecheranlage gespielt wurde. Er hörte David Oistrachs wunderschönem Violinsolo zu und wurde von einem mächtigen Gefühl der Lebensfreude überwältigt. Alles um ihn herum schien plötzlich intensiver und lebendiger zu sein. Er war gerettet worden! Er liebte Swetlana! Und diese Freude spürte er nun durch die Musik.
Überhaupt war das Leben voll von ungewissen Freuden. 1935 hatte Stalin verkündet, dass das Leben »besser und fröhlicher« sein werde. Man konnte mehr Konsumartikel, darunter Wodka und Kaviar, kaufen. Es gab mehr Tanzlokale und Unterhaltungsfilme, damit die Menschen etwas zu lachen hatten und sich den Glauben an die helle, strahlende Zukunft nach dem Aufbau des Kommunismus bewahrten. Doch unterdessen wurden von Stalins politischer Polizei, dem NKWD, Verhaftungslisten vorbereitet.
Mindestens 1,3 Millionen »Volksfeinde« wurden während des Großen Terrors von 1937/38 verhaftet und mehr als die Hälfte später erschossen. Niemand erfuhr je, was die Ursache dieser kalkulierten Massenmordpolitik war: Stalins paranoische Beseitigung potenzieller Feinde, ein Kampf gegen »soziale Außenseiter« oder – höchstwahrscheinlich – die vorbeugende Ausrottung von »unzuverlässigen Elementen« für den Fall eines Krieges in einer Zeit erhöhter internationaler Spannung. Der Terror durchdrang die gesamte Gesellschaft. Jede Lebenssphäre war betroffen. Nachbarn, Kollegen, Freunde und Verwandte konnten über Nacht als »Spione« oder »Faschisten« angeschwärzt werden.
Die Welt der sowjetischen Physik war besonders gefährdet, teils wegen ihrer praktischen Bedeutung für das Militär und teils wegen ihrer ideologischen Gespaltenheit. Die Moskauer Physikalische Fakultät bildete das Zentrum dieser Entzweiung. Auf der einen Seite befand sich eine Gruppe brillanter junger Forscher wie Juri Rumer und Boris Gessen, die für die Physik von Einstein, Bohr und Heisenberg eintraten, auf der anderen eine ältere Gruppe von Lehrern, welche die Relativitätstheorie und die Quantenmechanik als »idealistisch« und unvereinbar mit dem dialektischen Materialismus, der »wissenschaftlichen« Grundlage des Marxismus-Leninismus, anprangerten. Die ideologische Spaltung wurde politisch verstärkt, denn die Materialisten warfen den Anhängern der Quantenmechanik vor, »unpatriotisch« (das heißt potenzielle »Spione«) zu sein, weil sie ins Ausland gereist seien und sich von der westlichen Naturwissenschaft beeinflussen ließen. Im August 1936, kurz vor dem Beginn von Lews und Swetas zweitem Studienjahr, wurde Gessen als angebliches Mitglied einer »konterrevolutionären Terroristenorganisation« verhaftet und später erschossen. Im September verwies man Rumer von der Universität.
Von den Studenten wurde Wachsamkeit erwartet. Im Komsomol stellten sie Kommilitonen zur Rede, deren Verwandte verhaftet worden waren, und verlangten ihre Exmatrikulation, wenn sich die Betroffenen nicht von ihren Angehörigen lossagen wollten. Viele wurden aus anderen Fakultäten vertrieben, doch in geringerem Maße aus der Physik, wo unter den Studenten ein starker Korpsgeist herrschte. Dieser Gemeinschaftssinn rettete auch Lew nach einem Vorfall im Jahr 1937.
Die militärische Ausbildung war obligatorisch für Vollzeitstudenten der Moskauer Universität. Sie mussten sich einem Reserveoffizierskorps anschließen, das in Kriegszeiten mobilisiert werden konnte. An der Physikalischen Fakultät wurden die Studenten auf Kommandoposten in der Infanterie vorbereitet. Zur Ausbildung gehörte auch die Teilnahme an zwei Sommerlagern bei Wladimir. Im ersten Lager, das im Juli 1937 stattfand, war der Hauptanleiter gerade zum stellvertretenden Befehlshaber eines Regiments befördert worden, das keine Universitätsabsolventen enthielt. Es machte ihm Spaß, die elitären Physiker zu drillen, indem er sie jeweils 200 Meter laufen und dann 200 Meter marschieren ließ, was sich endlos wiederholte. Es entsprach nicht Lews Charakter, den Mund zu halten, wenn Autoritätspersonen kleinliche Schikanen begingen. Irgendwann bemerkte er: »Unsere Befehlshaber sind Idioten!« Der Anleiter hörte seine Worte und machte den Militärbehörden Meldung. Die Angelegenheit wurde schließlich vom Divisionsparteikomitee des Moskauer Militärbezirks untersucht, das Lew »wegen konterrevolutionärer trotzkistischer Agitation gegen die Kommandoränge der Roten Arbeiter-und-Bauern-Armee« aus dem Komsomol ausschloss. Im folgenden September kehrte Lew an die Universität zurück. Da er weitere Konsequenzen fürchtete, bat er das Divisionsparteikomitee schriftlich, seinen Ausschluss aus dem Komsomol rückgängig zu machen. Er wurde ins Hauptquartier des Militärbezirks vorgeladen, wo sich das Komitee seine Version der Ereignisse anhörte, den Ausschluss aufhob und ihm stattdessen einen »strengen Tadel« (strogi wygowor) für »dem Komsomol unangemessenes Benehmen« erteilte. Er hatte noch einmal Glück gehabt. Später erfuhr Lew, dass dies in erster Linie auf einen mutigen Schritt von drei Kommilitonen an der Physikalischen Fakultät zurückzuführen war, die einen Appell an das Komitee geschrieben und mit ihren eigenen Namen unterzeichnet hatten. Da Lew bei den anderen Studenten an seiner Fakultät überaus beliebt war, hatten sie dieses Risiko zu seiner Verteidigung auf sich genommen. Ihre Solidaritätserklärung hätte leicht fehlschlagen und zu ihrer eigenen Verhaftung führen können, da die Behörden befugt waren, eine Gruppe von drei Personen bereits als »Organisation« einzustufen.
Diese Episode brachte Lew und Sweta wieder zusammen. Ihre Beziehung hatte sich in der Mitte des zweiten Universitätsjahres abgekühlt, und sie hatten sich seit einer Weile nicht mehr gesehen. Der Bruch war von Sweta ausgegangen, die sich plötzlich aus ihrem Freundeskreis zurückgezogen hatte. Lew verstand ihr Verhalten nicht, denn nach dem vergangenen Sommer hatten sie sich täglich getroffen und Sweta hatte ihn sogar um sein Foto gebeten. Viele ihrer Freunde heirateten mittlerweile, und Lew dürfte gehofft haben, dass auch sie bald verheiratet sein würden, doch dann hatte sie sich ohne jegliche Warnung entfernt. Im Rückblick auf jene Zeit machte Sweta ihre »schlechten Launen« – die Depression, unter der sie einen großen Teil ihres Lebens leiden sollte – für ihr Handeln verantwortlich. »Wie oft«, schrieb sie Lew später, »habe ich es bedauert, dass ich die Dinge zwischen uns verdarb und Dich – Gott weiß, warum – quälte.«
Sobald Sweta herausfand, dass Lew in Schwierigkeiten war, kehrte sie zu ihm zurück. In den folgenden drei Jahren waren die beiden unzertrennlich. Lew traf sie morgens auf dem Weg zur Universität, wartete am Ende der Vorlesungen auf sie, nahm sie mit zum Leningrad-Prospekt, um für sie zu kochen, oder ging mit ihr ins Theater oder ins Kino, um sie dann nach Hause zu begleiten. Poesie war ein wichtiges Element ihrer Beziehung. Sie lasen gemeinsam Gedichte und schickten einander neue Werke. Achmatowa und Blok waren Swetas Lieblingsautoren, doch ihr gefiel auch ein Gedicht von Jelena Rywina, das sie Lew eines Abends bei einem Spaziergang durch die Moskauer Straßen rezitierte. Darin war von der Flüchtigkeit des Glücks die Rede:
Das Glühen deiner Zigarette
vergeht, bevor es neu entflammt.
Wir kommen an Rossis4 Straße vorbei,
wo die Laternen vergeblich brennen.
Unsere seltene Begegnung ist kürzer
als ein Schritt, ein Moment, ein Hauch.
Warum, lieber Architekt,
ist deine Straße so kurz?
Manchmal, wenn Lew länger arbeiten musste und sich nicht mit Sweta treffen konnte, ging er abends an ihrem Haus vorbei. Bei einer dieser Gelegenheiten hinterließ er folgende Notiz:
Swetka! Ich wollte sehen, wie es Dir geht, und Dich daran erinnern, dass wir Dich morgen, am 29., gern bei uns begrüßen würden. Ich beschloss, nicht in Deine Wohnung einzudringen, denn es ist spät – halb zwölf –, und zwei Deiner Fenster sind schon dunkel, zwei andere halb dunkel. Jemand könnte aufwachen und sich erschrecken. Komm zu mir, wenn Du Zeit hast. Grüße an Deine Mutter und an Tanja.
Im Januar 1940 starb Lews Großmutter. Sweta stand an seiner Seite, als man Lidia Konstantinowna auf dem Wagankowskoje-Friedhof beisetzte.
Im folgenden Monat wurde Lew technischer Assistent am Lebedew-Physikinstitut (auf Russisch als FIAN bekannt). Er war noch im letzten Studienjahr, aber durch eine Empfehlung von Naum Grigorow, einem Freund aus der Physikalischen Fakultät, der gerade zum FIAN übergewechselt war, hatte er nun bereits die Chance, sich mit Forschung zu beschäftigen. Benannt nach Pjotr Lebedew, dem russischen Physiker, dem es gelang, den Druck elektromagnetischer Strahlung zu quantifizieren, war das FIAN eines der führenden Atomphysikzentren der Welt. Im Mittelpunkt seines Forschungsprogramms stand das Kosmische-Strahlung-Projekt, an dem Lew mitwirken sollte. Da er tagsüber studierte, übernahm er im Labor häufig die Spätschicht. Sweta blieb bis abends in der Bibliothek, bevor sie die drei Kilometer von der Physikalischen Fakultät zum FIAN am Mjusski-Platz zu Fuß zurücklegte. Dann setzte sie sich auf die Bank im Hof und wartete auf Lew, der gewöhnlich gegen 20 Uhr erschien und sie nach Hause begleitete. Einmal war er so erschöpft, dass er im Labor einschlief und erst nach 21 Uhr aufwachte. Sweta wartete noch immer auf der Bank und lachte, als er ihr erzählte, was geschehen war.
Lew auf dem Elbrus, 1940
In jenem Sommer nahm Lew an einer wissenschaftlichen Expedition zum Elbrus im Kaukasus teil. Hoch oben in den Bergen betrieb das FIAN eine Forschungsstation, in der Lews Gruppe die Wirkung der kosmischen Strahlen näher an ihrem Eintrittspunkt in die Erdatmosphäre beobachten konnte. Lew verbrachte drei Monate in der Station. »Wir kletterten gestern hinauf und erreichten
3. August 1940
mein erster Gedanke, als ich heute nach Hause kam, war der, zu fragen, ob Briefe für mich eingetroffen seien, aber alle fingen an, mich Deinetwegen zu necken. Also tat ich so, als wartete ich auf Irinas Postkarte. Doch dann sagte Tanja – mit großem Nachdruck –, dass Irina keine Postkarte geschickt habe. Dadurch wurde mir klar, dass etwas von Dir gekommen sein musste. Ich folgte ihr von Zimmer zu Zimmer (alle Türen sind in unserer Wohnung weiterhin unverschlossen, so dass man die Runde machen kann, solange man möchte)5 und bat sie, mir Deinen Brief zu geben. Schließlich hatte Mama Erbarmen und reichte ihn mir.
Sweta hatte Neuigkeiten für Lew: Ihr war eine feste Stelle in der Bibliothek angeboten worden.
Sie werden keine Bessere als mich finden. Ich weiß Bescheid über die Anordnung der Räume, der Schränke und der Regale … Ich kenne die Zeitschriften in- und auswendig, und mit meiner Kenntnis des römischen Alphabets kann ich den Monat, das Jahr, den Namen und den Preis jedes Journals in allen Sprachen außer der chinesischen herausfinden … Ich habe einen hellen Kopf, der vielleicht nicht den schärfsten Verstand, aber auch keine Baumwolle enthält … Vera Iwanowna sagte, ich würde innerhalb eines Jahres Gruppenleiterin sein. Wollte ich tatsächlich mein ganzes Leben lang in der Bibliothek bleiben, wäre dies ein guter Anfang für eine Karriere. Aber ich möchte nicht mein ganzes Leben dort verbringen, deshalb … werde ich am Montag nein sagen.
Lew, mach Dir keine Sorgen um meine Gesundheit. Ich habe Dir erklärt, dass entweder meine Stimmung von meinem Zustand oder mein Zustand von meiner Stimmung abhängt. Jedenfalls kannst Du aus meiner Handschrift ersehen, dass ich ruhig und unbesorgt bin, was bedeutet, dass ich keine Schmerzen habe und an keiner Krankheit leide. Mama meint, ich hätte Tuberkulose. Ihre Begründung: meine Gewichtsabnahme. Aber Du weißt, bei meiner Ernährung wäre es schwierig, etwas anderes zu erwarten, und ich habe keine sonstigen Symptome.
Im Juni 1941 sollte Lew mit seinen FIAN-Kollegen eine zweite Expedition zum Elbrus unternehmen. Am 22. Juni, einem Sonntagmorgen, beendete sein Team die Reisevorbereitungen im Institut. Lew war bester Laune, denn er hatte gerade seine Abschlussexamen an der Universität bestanden und von dem für die Arbeitsplatzverteilung zuständigen Fakultätsausschuss erfahren, dass er einer von nur vier Studenten sei, welche die Forschung für das Kosmische-Strahlung-Projekt am FIAN fortsetzen durften. Sweta war mit einem Jahr Verzug an die Physikalische Fakultät zurückgekehrt, und die beiden genossen ihr Glück. Lew und seine Kollegen packten gerade die letzten Geräte ein, als der Teamleiter das Zimmer betrat. »Wir fahren nirgendwohin«, sagte er. »Habt ihr Radio gehört?« Am Mittag hatte der sowjetische Außenminister Wjatscheslaw Molotow mit bebender Stimme in einer Sondersendung verkündet: »Heute Morgen um vier Uhr fielen deutsche Soldaten in unser Land ein, griffen unsere Grenzen an vielen Orten an und bombardierten unsere Städte – Schitomir, Kiew, Sewastopol, Kaunas und andere.«
An jenem Nachmittag rief der Komsomol der Moskauer Universität eine Versammlung im Auditorium ein und verabschiedete einstimmig den Beschluss, die gesamte Studentenschaft zur Verteidigung des Landes zu mobilisieren. Alle wollten sich freiwillig melden. Bis Ende Juni hatten sich über tausend Studenten und Dozenten bei der 8. (Krasnopresnenskaja) Freiwilligen-Artilleriedivision eingetragen, darunter rund fünfzig von der Physikalischen Fakultät. Lew war einer von ihnen. »Hier herrscht zurzeit erhebliche Verwirrung«, schrieb er Swetas Familie vom Sammelpunkt am 6. Juli. »Deshalb kann ich Euch nichts Bestimmtes über unsere Pläne mitteilen. Mehr oder weniger bekannt ist nur, dass wir hier wohnen und studieren werden, bis man uns zum Militärdienst einberuft.«
Obwohl Lew sich freiwillig an die Front gemeldet hatte, bereitete es ihm Unbehagen, eine verantwortliche Stellung zu übernehmen. Infolge von Stalins Terror waren die sowjetischen Streitkräfte äußerst knapp an Offizieren, und von Neulingen wie Lew wurde erwartet, dass sie Männer in die Schlacht führten. Nach einer nur zweijährigen Militärausbildung hatte Lew den Rang eines Unterleutnants erreicht, womit er einen Zug von dreißig Mann befehligen konnte, doch er hatte kein Vertrauen in seine taktischen Fähigkeiten. Schließlich erhielt er das Kommando über eine kleinere Versorgungseinheit, die aus sechs Studenten und zwei älteren Universitätsangestellten bestand. Er fühlte sich wohler, weil er Studenten befehligte, die genauso unerfahren waren wie er selbst und deshalb nachsichtiger als Soldaten aus der Arbeiterklasse sein würden, wenn er einen Fehler beging.
Auf den Fahrten zwischen Moskau und der Front nahm Lew Briefe für die Soldaten und ihre Verwandten mit. Außerdem schaute er zwischen seinen Einsätzen in den Depots bei Sweta und ihrer Familie vorbei. Im Juli verpasste er Sweta einmal, fand jedoch ihre Eltern vor, die ihn »durchfütterten«, nachdem er einen Brief für ihre Tochter abgegeben hatte; das Gleiche geschah Anfang September, als Sweta an die Universität zurückgekehrt war. Für Lew war die Beziehung zu ihrer Familie fast so wichtig wie die Zeit, die er mit ihr verbrachte, denn dies verschaffte ihm ein Gefühl der Zugehörigkeit. Auf einer der letzten Fahrten gab Swetas Vater ihm einen Zettel mit den Adressen von vier engen Freunden und Verwandten in verschiedenen Städten der Sowjetunion. An diese Personen sollte er sich wenden, um Sweta und ihre Angehörigen ausfindig zu machen, falls sie während seiner Abwesenheit an der Front aus Moskau evakuiert wurden. Obwohl Swetas Vater dies nie zum Ausdruck gebracht hatte, gab der Zettel zu verstehen, dass er Lew als Sohn betrachtete.
Russische Namen haben eine vollständige und eine verkürzte Version (die von Freunden und Verwandten benutzt wird) sowie alle möglichen liebevollen Diminutive. Die Kurzform von Swetlana ist Sweta, doch sie wurde auch Swetotschka, Swetik, Swetlanka usw. genannt. In seinen Briefen aus dem Lager redete Lew sie häufig als »Swet« oder »Swetloje« an (russische Wörter für »Licht« und »hell« – eine Assoziation, die ihm gefiel). Im Text heißt sie ab jetzt Sweta.
2 Die Menschewiki waren eine marxistische Partei, die sich der bolschewistischen Diktatur widersetzte.
3 Sie war eigentlich die uneheliche Tochter von Boris Tolmatschow, dem ersten Ehemann Tante Katjas.
4 Gemeint ist der italienische Architekt Carlo Rossi, der unter Nikolaus I. (1825–1855) viele Gebäude und Ensembles in St. Petersburg errichtete.
5 Die Zimmer waren folgendermaßen angeordnet: