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Gonzalo Giner

Der Reiter der Stille

Historischer Roman

Aus dem Spanischen von
Barbara Reitz und Maria Zybak

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Die Originalausgabe erschien 2011 unter dem Titel
»El jinete del silencio«
bei Temas de Hoy, Madrid.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung Dezember 2012
bei Blanvalet, einem Unternehmen der
Verlagsgruppe Random House GmbH, München.

Copyright © der Originalausgabe 2011 by Gonzalo Giner/
Ediciones Planeta Madrid, S.A.

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2012 by
Blanvalet Verlag,

München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-08055-6

www.blanvalet-verlag.de

Für Pilar, mit der mich eine Liebe
aus Licht und Halbschatten verbindet
.

ERSTER SCHAUPLATZ

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Stille

Jerez de la Frontera
Anno 1522

I

Yago kam verdreht auf die Welt.

Geschickte Hände mussten ihm den Eintritt ins Leben erleichtern, so gut es eben ging, und erst als etwas in seinem Rücken knackte, begann er zu weinen. Doch im Nu verstummte das Jammern wieder, und der kleine Körper zeigte keinerlei Regung mehr. Es stand das Schlimmste zu befürchten.

Die Frau, die sich als Hebamme versucht hatte, betrachtete das Neugeborene voller Sorge. Mit einem Finger drückte sie gegen sein Köpfchen, presste auf seine Brust, kniff es in die Wange und wartete eine Zeit lang, bis ihr bewusst wurde, dass keine Reaktion kam.

Das Kind atmete nicht.

Den Rücken der Mutter zugekehrt, spürte Marta, Hebamme und Freundin, den Tod in ihren Armen, und Verzweiflung überkam sie. Da sie nicht wusste, was sie mit dem kleinen Körper anfangen sollte, gab sie ihrem ersten Impuls nach und trug ihn zu einem kleinen Verschlag in dem Stall, in den sie sich zu dieser heimlichen Entbindung zurückgezogen hatten. Allein um der Mutter den Anblick und damit Leid zu ersparen, warf sie das Kind auf die andere Seite der hölzernen Barriere. Doch nicht einmal der tiefe Fall entlockte dem Kleinen eine Reaktion. Es kam auf schmutzigem Stroh zu liegen, das einem alten, kränkelnden Pferd als Lager diente. Seit Stunden schon hatte das Tier beobachtet, was auf der anderen Seite vor sich ging.

Voller Neugier betrachtete das Pferd das kleine, mit Schleim bedeckte Wesen.

Der runzlige, reglose Körper erregte sein Interesse. Anfangs hielt es Abstand und bewegte sich nicht, doch da das unbekannte Wesen sich nicht regte, fasste es Zutrauen. Es näherte sich ihm, senkte den Kopf und blies ihm seinen Atem ins Gesicht, nachdem es den Körper von oben bis unten beschnuppert hatte. Als von der anderen Seite der Holzwand Geräusche herüberdrangen, hielt es irritiert inne, hob den Kopf und blickte zu den Frauen hinüber.

»Neiiin …«, klagte Isabel, die Mutter des Kleinen, bitterlich weinend und krümmte sich vor Schmerz zusammen. »Mein armes Kind …«, schluchzte sie. »Ich bin schuld, dass es gestorben ist. Dies ist kein Ort, um auf die Welt zu kommen …«

Das Pferd, das vom Leid der Frauen nichts wusste, wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem seltsamen Bündel zu, das noch immer reglos vor seinen Hufen lag. Fast zärtlich stupste es den Körper an, doch es zeigte nicht die geringste Reaktion. Nun ganz ohne Angst und von dem Geruch, den es ausströmte, stark angezogen, begann es ihn von oben bis unten abzulecken und entfernte damit die klebrige, mit Blut vermischte Schmiere, bis es ganz sauber war. Und da, mit einem Mal, nieste der Kleine, zuckte mit einem erschrockenen Laut zusammen und öffnete die Augen, die sich im selben Moment mit denen der alten Mähre trafen.

Yago wurde noch einmal geboren.

Das Pferd wieherte erschrocken und wich zwei Schritte zurück. Es hatte mit seiner Massage das kleine Herz des Kindes zum Schlagen gebracht und es dem Leben zurückgegeben.

Yago, hilflos und schmutzig, schloss, nachdem er gerade das Licht der Welt erblickt hatte, wieder die Augen, gähnte und presste seine winzigen Kiefer zusammen, denn in diesem Moment spürte er einen scharfen Schmerz im Rücken.

Doch nicht dort saß seine Krankheit …

Er konnte es noch nicht wissen, aber er war kein gewöhnliches Kind, und die Menschen sollten ihn zeit seines Lebens für merkwürdig halten.

Isabel, seine Mutter, vernahm trotz ihres Schluchzens dieses Niesen. Es erschien ihr wie ein schwaches, kaum wahrnehmbares Echo, das dennoch ihre Aufmerksamkeit erregte. Forschend sah sie ihre Freundin an:

»Hast du das auch gehört …?« Sie wies mit dem Kopf auf den Verschlag, in dem sich das Pferd befand.

Marta blickte verwirrt zu dem Tier hinüber; sie konnte sich nicht erklären, warum es unablässig wieherte.

»Es wird diese alte, dickköpfige Mähre gewesen sein.«

»Das Pferd meine ich nicht … Mir war, als hörte ich das Kind …« Isabels Gesicht verriet, dass sie Hoffnung zu schöpfen begann. Ihr ganzer Körper schmerzte, die Geburt des Kindes hatte sie all ihre Kraft gekostet, aber dennoch beschloss sie, ihrer Intuition zu folgen und festzustellen, woher das Geräusch gekommen war. Sie strich den Rock glatt, den sie über ihrem Bauch zusammengerafft hatte, rollte sich auf die Seite, bis sie auf die Knie kam, und holte tief Luft. Mit größter Anstrengung gelang es ihr aufzustehen. Marta sah, dass sie im Begriff war, wieder zu Boden zu sinken, und fasste sie rasch unter. Nach den vier Stunden Wehen war sie vollkommen kraftlos, aber der mütterliche Instinkt und ihr eiserner Wille waren stärker. Mit zusammengebissenen Zähnen tat sie den ersten Schritt. Auch der scharfe Schmerz, der sie im selben Moment durchfuhr, hielt sie nicht von ihrem Vorhaben ab. Mit unglaublicher Willenskraft, einen Fuß vor den anderen setzend, überwand sie die kurze Distanz bis zu der Holzwand. Marta konnte sie nicht aufhalten.

»Du bist nicht bei Verstand!«, schimpfte sie. »Du hast gerade ein Kind geboren, dich bis zur Erschöpfung gequält, und dass du dabei nicht verblutet bist, ist nachgerade ein Wunder.«

»Er war’s, ich bin sicher.« Isabel wandte sich Marta zu. »Warum hast du etwas so Schreckliches getan?«

»Ich …«, stammelte ihre Freundin nervös und hüstelte, »ich wollte nicht, dass du siehst …« Vor lauter Schuldgefühlen brachte sie kaum ein Wort heraus.

»Ich bin sicher, dass er lebt …« Isabel hustete schwach.

Bei der Vorstellung, wie ihre Freundin reagieren würde, wenn sie das tote Neugeborene sah, packte Marta das blanke Entsetzen. Doch sie wusste, dass ihre Freundin einen Dickkopf hatte, und beschloss deshalb, sie nicht daran zu hindern, sondern sich stattdessen innerlich zu wappnen. Sie fasste sie also um die Taille und stützte sie, bis sie am Tor des Verschlags anlangten.

»Bist du sicher, dass du das wirklich willst?«

»Es braucht mich!«

Blitzschnell erfassten Isabels Augen den Raum, und dann sah sie ihn, ihren Kleinen. Er lag zusammengekrümmt auf dem schmutzigen, vermoderten Stroh, strampelte aber zu ihrer großen Freude mit seinen winzigen Beinchen, und er atmete. Von ihren Gefühlen überwältigt, betrat sie den Verschlag. Der Wunsch, ihn möglichst schnell in den Armen zu halten, verlieh ihr neue Kraft. Ihr Herz kannte nur ein Ziel, den kleinen Jungen. Deshalb hatte sie auch keine Angst vor dem Pferd, obwohl es nervös reagierte.

»Ich begreife nicht, wie du auf eine solche Idee verfallen konntest … Du hättest ihn umbringen können …« Als sie sich Marta zuwandte, ließ Isabels Gesichtsausdruck erkennen, dass sie der Freundin heftige Vorwürfe machte.

»Aber, aber er war doch tot …« Marta bekreuzigte sich fassungslos. »Wie kann das sein? Ich verstehe nicht …«

Das Pferd reagierte auf Isabels Nähe zuerst mit einem fragenden Prusten, aber als der Eindringling nicht antwortete, begann es zornig zu schnauben. Es schlug mit den Hufen auf den Boden, drehte sich einmal um sich selbst und stellte sich auf die Hinterhand, in der Absicht, Isabel zu attackieren. Dieses Wesen, das es jetzt als zu ihm gehörig betrachtete, wollte es sich nicht mehr fortnehmen lassen.

Als Marta erkannte, was gleich geschehen würde, warf sie sich zwischen das Pferd und ihre Freundin, um sie zu schützen, und bekam nun den ganzen Zorn des Tiers zu spüren. Die Mutter hingegen, das Kind in den Armen geborgen, konnte ausweichen und verließ rasch den Verschlag, ehe es sich ihr erneut in den Weg stellte. Zornig trat das Pferd gegen die hölzerne Barriere.

»Marta, komm schnell!«, rief Isabel entsetzt, als sie die Freundin, von dem Pferd bedrängt, am Boden liegen sah. Suchend blickte sie sich um, ob sich etwas fände, mit dem sie das Tier in Schach halten könnte, aber sie entdeckte nichts dergleichen.

»Es lässt mich nicht hinaus … Geh, hol Hilfe!«, schrie Marta.

Isabels Atem ging schnell. Sie überlegte fieberhaft, was sie tun könnte. Das Pferd schnaubte unablässig, war überaus nervös, bis sich plötzlich ihre Blicke kreuzten, und da verspürte Isabel einen irrationalen Impuls, eine innere Verbindung zu dem Tier. Mit einem Mal wusste sie genau, was sie zu tun hatte. Sie verlor alle Angst vor dem Pferd und betrat, sehr zu Martas Erstaunen, erneut den Verschlag, das Kind wie eine Gabe auf den Händen tragend. Ohne zu wissen, warum sie es tat, streckte sie es dem Pferd mit einer symbolischen Geste der Dankbarkeit entgegen, als würde sie anerkennen, dass es ebenfalls ein Anrecht auf das kleine Wesen hatte.

Das Pferd schob den Kopf heran, bis sein Maul fast den Kleinen berührte, seine Augen hatten einen friedvollen Ausdruck, und dann senkte es zum Zeichen seiner völligen Unterwerfung den Kopf.

Isabel mit ihrem Söhnchen auf den Händen, keine zwei Fingerbreit von der alten Mähre entfernt, hielt den Atem an, als sie sah, wie seine Nüstern die unschuldige Stirn des Neugeborenen berührten und darauf verharrten, als würde das Tier es segnen, es küssen wollen. Bei dieser Szene überlief die Mutter ein heißer Schauder, was seltsam, aber angenehm war. Und ein Teil der Energie, die sie zwischen diesen zwei so verschiedenen Geschöpfen fließen spürte, bündelte sich und ging auf sie über.

In diesem überaus intensiven Moment erkannte sie in aller Klarheit, dass die Zukunft ihres Sohnes niemals ihr ganz allein gehören würde, denn nicht nur sie hatte ihm das Leben geschenkt. Wie um diese Erkenntnis zu bekräftigen, rollte ihr eine dicke, schmerzliche Träne über die Wange.

Yago war zwei Mal geboren worden, und durch seine Adern würde nicht nur menschliches Blut fließen, sondern auch die Seele der Pferde.

II

Zu dieser Schwangerschaft hätte es niemals kommen dürfen.

Schuld daran waren die Hungersnot, unter der man in der spanischen Stadt Jerez nun schon seit vier Jahren zu leiden hatte, Isabels Arglosigkeit und der Mangel an Arbeit für Leute von niederem Stand wie sie.

Doch das Mädchen hatte Glück.

Sechs Monate bevor Isabel überhaupt ahnte, dass sie ein Kind erwartete, hatte sie bei Doña Laura Espinosa eine Stellung als Kammerzofe gefunden. Dies verdankte sie der Empfehlung einer Cousine ersten Grades, die das Gut wegen einer seltsamen Erkrankung verlassen musste.

Nach einer zweimonatigen Lehrzeit war Isabel mit den Aufgaben, die sie erwarteten, vertraut und schätzte sich glücklich, einen Ort gefunden zu haben, an dem sie zu essen bekam und eine Schlafstatt hatte. Damals, in der ersten Zeit, gefiel ihr alles, sie machte sich nützlich und wurde gut behandelt.

Ihre Herrin war von geringem Liebreiz, der Umgangston ein wenig rau, bisweilen auch etwas schärfer. Doch trotz alledem fiel es Isabel nicht sonderlich schwer, sich an die Señora zu gewöhnen. Unter der Dienerschaft ging das Gerücht um, Doña Lauras schlechte Laune sei auf ihre Kinderlosigkeit zurückzuführen. Der Nachwuchs ließ auf sich warten. Lag das womöglich am Altersunterschied? Immerhin war Doña Laura fünf Jahre älter als ihr Gemahl. Oder an ihren spärlichen Zusammenkünften? Denn Don Luis weilte nur selten daheim.

In Wahrheit liebte Doña Laura ihren Gatten über die Maßen, und zwar so sehr, dass sie in seiner Gegenwart zu einem anderen Menschen wurde. In jenen Momenten zeigte sie sich gütig, entschieden und stets nachsichtig mit dem Gesinde. Wer sie kannte, wusste zudem, dass sie geschickt zu handeln verstand, klug und belesen war und überdies sehr fromm. Jeden Morgen besuchte sie im benachbarten Kartäuserkloster die Messe und war nicht nur für ihre großzügigen Spenden an die Kirche bekannt. Auch bis zu den stets vor ihrer Tür wartenden Armen hatte sich ihre Wohltätigkeit herumgesprochen.

Doch schon bald nahm das Unheil seinen Lauf, und zwar just zu der Zeit, als der edle Herr nach einer acht lange Monate währenden Reise im Gefolge Kaiser Karls auf seinen Landsitz zurückkehrte.

Bis dahin war ihr Leben wunderbar gewesen.

Während der kleine Yago selig in ihren Armen schlummerte, musste Isabel in dem dunklen und kalten Stall daran denken, was letztes Jahr alles geschehen war. Noch immer fragte sie sich, wieso sie sich derart von ihren Instinkten hatte treiben lassen. Darüber grübelte sie nicht das erste Mal nach. Mal schob sie es auf ihre jugendliche Arglosigkeit und Unerfahrenheit, mal auf ihr Sehnen, eine andere zu sein. Sie wäre selbst gern Herrin und war doch nur von niederem Stand. Aber vielleicht hatte es auch mehr damit zu tun, wie schmuck dieser Mann aussah.

Don Luis Espinosa war hochgewachsen, größer als die meisten, und zog allein schon deswegen alle Blicke auf sich. Doch was Isabel über die Maßen betört hatte, und zwar in dem Moment, als sein Blick zum ersten Mal auf ihr ruhte, waren seine blauen Augen, die so unglaublich klar und rein waren, dass es fortan um sie geschehen war. Und obwohl sie wusste, dass er für sie unerreichbar war, erlag sie seiner Anziehungskraft.

Wenn er sprach, war seine tiefe Stimme so volltönend, dass sie zu spüren meinte, wie seine Worte in ihren Körper eindrangen, ja, ihn zum Vibrieren brachten. Niemals zuvor war ihr ein solcher Mann begegnet, der stark wie ein Krieger und zugleich ungestüm und voller Leidenschaft war. Und so verliebte sie sich bis über beide Ohren in ihn.

Mit der Zeit wurde ihr Wunsch, ihn für sich zu gewinnen, übermächtig, beinahe zu einer Lebensnotwendigkeit wie Atmen oder Essen, und bald darauf versuchte sie auch schon, ihn zu verführen. Jedes Mal, wenn sich ihre Blicke trafen, zwinkerte Isabel ihm unauffällig, mit der Zeit jedoch immer eindeutiger zu. Dann versuchte sie es mit flüchtigen Berührungen, wenn sie einander trafen, mit Seufzern, die ihm Hoffnungen machten, mit zufälligen Begegnungen in Gängen, in denen sie beide ihre Schritte absichtlich verlangsamten, während sie sich nicht aus den Augen ließen, bis es ihr schließlich gelang, sein Verlangen zu entfachen.

Und eines Nachts, nur wenige Wochen nach seiner Rückkehr, kam Don Luis Espinosa zu ihr, und sie schenkte ihm ihren Körper, ihre Jugend – und auch ihr Herz.

Auf jener Lagerstatt verlor Isabel nicht nur ihre Unschuld, sie begann auch, sich mächtig zu fühlen. Ihr schien, als täte sich zwischen ihnen eine neue Welt auf, als gäbe es eine Zeit außerhalb der Zeit, einen Ort, an dem er sich ihr vollständig hingab, ihr allein gehörte. Doch Isabel hätte sich niemals träumen lassen, von welch kurzer Dauer dieses Abenteuer sein sollte. Das jähe Ende kam genauso überraschend, wie es schmerzhaft war, denn nach gut einem halben Dutzend Begegnungen bestieg Don Luis eines schönen Tages einfach sein Pferd und ritt – ohne ein Wort des Abschieds an sie zu richten – in nördlicher Richtung davon.

Doch nun, da sie ihr Kind, die Frucht ihrer Verfehlung, in den Armen hielt und betrachtete, bereute sie nichts. Sie küsste den Kleinen zärtlich, schenkte ihm ihre bedingungslose, ja unerschütterliche Liebe und entschied, dass es – trotz der erlittenen Unbill, der Schwangerschaft, die sie geheim halten musste, und Don Luis’ geringschätzigem Verhalten – das wert gewesen war.

Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als unerwartet eine Nichte von Marta den Stall betrat.

»Señora Laura ist auf der Suche nach dir. Und wie es scheint, ist sie sehr ungehalten …«

Die Nachricht ließ Isabel erschreckt auffahren. Sonst hatte sie um diese Zeit schon längst ihre Herrin hergerichtet, bevor sich diese in ihr Schlafgemach zurückzog. Sie nahm den Mantel, in den sie Yago gewickelt hatte, vom Köpfchen des Kindes und betrachtete es wehmütig, weil sie es nun für ein Weilchen sich selbst überlassen musste. Als sie versuchte, sich aufzurichten, hatte sie große Mühe, sodass Martas Nichte herbeieilte, um ihr aufzuhelfen. Da erst bemerkte diese voller Erstaunen, dass Isabel ein Neugeborenes in den Armen hielt. Überrascht blieb sie wie angewurzelt stehen und konnte gar nicht glauben, was sie da sah. Vom Anblick des Kleinen entzückt, streckte sie sogleich die Hände nach ihm aus. Gerührt füllten sich ihre Augen mit Tränen.

»Woher kommt denn dieser kleine Schatz auf einmal?«

Das Erstaunen des Mädchens war nicht weiter verwunderlich, hatte Isabel es doch zuwege gebracht, ihre Schwangerschaft – immerhin ein schwerwiegendes Vergehen, das für Aufsehen gesorgt und sie ihre Arbeit gekostet hätte – geheim zu halten. Lediglich Marta hatte sie eingeweiht.

Dieser Umstand hatte ihr viele Unannehmlichkeiten bereitet, gerade in den letzten Monaten der Schwangerschaft war es ihr fast unmöglich gewesen, ihren dicken Bauch zu verbergen. Um ihn zu kaschieren, wickelte sie sich jeden Morgen eine breite, mit Espartogras gefütterte Stoffbinde um den Bauch und zurrte sie so fest, dass nur noch eine leichte Wölbung zu erkennen war. Darüber zog sie einen weit schwingenden Rock. Ohne ihrer Herrin über die Maßen aufzufallen, konnte sie auf diese Weise unbehelligt ihrer Arbeit nach- und Spekulationen über den möglichen Kindsvater entgehen. Vor allem jedoch wollte sie vermeiden, dass man Mitleid mit ihr hatte.

Vielleicht war das für sie sogar am wichtigsten.

Von klein auf hatte ihre Mutter ihr immer wieder gesagt, dass ihre Seele vor Gott genauso viel wert sei wie die eines Königs oder die des mächtigsten Adligen. Diese Auffassung hatte sich mit den Jahren tief in ihre Seele eingebrannt, und so wollte Isabel stets stolz auf sich sein, egal, ob Magd oder Herrin, arm oder reich. Sie war felsenfest davon überzeugt, den gleichen Respekt zu verdienen wie jeder andere, trotz des Elends, das ihre Familie hatte erdulden müssen oder das sie womöglich noch kennenlernen würde.

»Bitte, sag es niemandem, wirklich niemandem«, flehte Isabel das junge Mädchen an. Diese legte feierlich eine Hand auf ihr Herz.

»Ich werde schweigen wie ein Grab«, gelobte sie.

Isabel, die dies mit großer Erleichterung hörte, liebkoste Yagos Kinn und küsste ihn zärtlich auf die Stirn. Der warme Mantel seiner Mutter war der beste Schutz für das Neugeborene, das in seinem erst kurzen Dasein dem Tode schon näher gewesen war als dem Leben. Sein friedlicher Gesichtsausdruck lud sie zum Verweilen ein, doch die Worte der Nichte hatte Isabel nicht vergessen. Und so wusste Marta nur zu gut, was nun kommen würde.

»Ich muss zu meiner Herrin.«

»Wie sehr ich dich auch drängen mag, ich weiß, du wirst doch tun, was du für richtig hältst. Doch bedenke, du bist nicht in der Verfassung zu arbeiten. Erfinde irgendeine Entschuldigung und kehre so schnell wie möglich zu deinem Sohn zurück.«

»Sei unbesorgt, ich werde tun, was ich kann, denn ich möchte ihn, wie du sicher verstehen wirst, nicht eine Sekunde alleine lassen. Außerdem muss ich ihn noch nach Sanlúcar zu meiner Schwester Aurelia bringen. Wie du weißt, hat es mich große Mühe gekostet, sie zu überreden, den Kleinen zu sich zu nehmen, solange ich mich nicht um ihn kümmern kann.«

Isabel übergab Marta das Kind, um sich auf den Weg zu machen. Bestimmt sah sie recht mitgenommen aus, und so ordnete sie rasch ihr Gewand, zog das Hemd zurecht und schob sich zwei saubere Tücher unter, um eventuelle Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Sie zog energisch am Stoff ihres Rockes, den sie auf diese Weise zu glätten versuchte, kniff sich in die Wangen, damit sie wieder etwas Farbe bekamen, und band ihr Haar zusammen.

»Doña Laura wird schon nichts merken …«

Bevor sie ging, liebkoste sie ein letztes Mal das Köpfchen des Kindes und winkte den beiden Frauen noch zum Abschied. Sie schritt durch das große, klapprige Tor und beschleunigte ihre Schritte, obwohl ein stechender Schmerz in ihren Eingeweiden wütete. Es nahm sie sehr mit, dass sie ihr Kind zurücklassen musste, wo sie es doch erst so kurz gesehen hatte.

Draußen begrüßte sie eine frische Brise, die ihrem erhitzten Leib wohltat. Es war eine sternenklare und wolkenlose Nacht, sie sah zum Himmel hinauf und dankte ihm für dieses Geschenk. Sie schwor sich, dass es ihr gelingen würde, mit allen Schwierigkeiten fertig zu werden. Sie würde es schon schaffen, Yago großzuziehen – auch ohne Vater. Sie durchschritt den Hof, in dem sich die Lager und der Weinkeller der Familie Espinosa befanden, und sog den Geruch nach Most und Maische ein, der nach der jüngsten Weinlese in der Luft hing.

Die Espinosas besaßen nördlich von Jerez ausgedehnte Ländereien, auf denen in der Hauptsache Weinstöcke standen. Wenn die Erntezeit kam, fanden hier viele Männer und Frauen aus der Umgebung eine Arbeit, doch es war stets soviel zu tun, dass am Ende auch die Dienerschaft helfen musste. Obwohl sie schon hochschwanger war, hatte sie dieses Jahr auch mit anpacken müssen. Sie konnte sich noch gut an die heftigen Stiche in ihrem Bauch erinnern, als sie, über den rötlichen Sandboden laufend, die Trauben zu Hunderten von den Rebstöcken klaubte oder später die gestampften Trauben in die Körbe schaufelte.

Mit diesen Gedanken trat sie durch die mit Bougainvillen umrankte Tür des großen Hauses und erklomm unter Mühen und sich immer wieder an der Wand abstützend die Treppe. Vor der Tür zu Doña Lauras Gemach musste sie kurz innehalten, versuchte Kraft zu schöpfen. Aber woher nur? Sie klopfte an und bat mit schwacher Stimme um Einlass.

»Herein!«, ertönte ungehalten Doña Lauras Stimme.

»Verzeiht, aber ich wurde in der Küche aufgehalten.«

»Das ist ja wohl das Mindeste, dass du dich entschuldigst!« Die Augen ihrer Herrin blitzten wütend. »Das Einzige, was du um diese Zeit zu tun hast, ist, mir zur Hand zu gehen. Ich weiß wirklich nicht, was geschehen sein könnte, dass du deine Pflichten vergisst.«

Kraftvoll begann sie sich ihr langes Haar zu bürsten.

Eine Zeitlang hörte man nichts als den Atem der beiden Frauen. Isabel kannte ihre Herrin und wusste, dass diese über ihre nächsten Worte grübelte.

»Ich bin einfach viel zu nachsichtig mit dir«, rief sie schließlich und schleuderte die Bürste wütend hinter die Kommode. »Eigentlich müsste ich dich für dein ungebührliches Verhalten bestrafen, aber das tue ich ja doch nicht.«

Isabel hob die Bürste vom Boden auf und begann – sanfter als gewöhnlich – Doña Lauras Haar zu bearbeiten. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Bauch. Sie schloss die Augen und biss die Zähne zusammen, um nicht aufzustöhnen.

»Ich ersuche Euch erneut, mir zu vergeben … Ich verspreche Euch, das wird nicht wieder vorkommen.«

»Ich möchte nur zu gerne wissen, mit welchem Unfug du dir die Zeit vertrieben hast«, schnaubte Doña Laura verärgert. »Sicher irgendeine Torheit …«

Vor ihrem inneren Auge sah Isabel, wie sie sich im Stall bei der schier endlos währenden Entbindung vor Schmerzen am Boden gewunden hatte und dachte mit Grausen an den Moment, als sie gemeint hatte, Yago sei eine Totgeburt.

»Eine Torheit, gewiss …«

Dieser ironische Unterton erregte den Zorn ihrer Herrin, die sich wutentbrannt erhob. Sie erinnerte sie mit lauter Stimme an die abendliche Verabredung im Hause von Martín Dávalos und die kurze Zeitspanne, die ihr noch blieb, um sich dafür fertigzumachen.

»Ich muss mich noch enthaaren, ein Bad nehmen, mir den Körper pudern, meine Frisur herrichten, ein Kleid auswählen und vielerlei andere Dinge eiligst verrichten, und das nur, weil ich eine pflichtvergessene Kammerzofe habe, die ausgerechnet heute ihre Zeit mit Unfug vertut.« Sie holte tief Luft und fuhr fort: »Als Erstes räumst du meine Kleider auf und bringst mir heißes Wasser. Ein Bad wird mir gut tun! Und vergiss ja nicht das Rosenöl!«

Isabel registrierte mit Entsetzen die Menge an Kleidungsstücken, die im Gemach verstreut am Boden lagen, und dachte bei ihrem Zustand mit Schrecken an die möglichen Auswirkungen, wenn sie sich zigmal bücken musste.

»Und außerdem«, fuhr die Frau mit ihren Ermahnungen fort, »möchte ich dich daran erinnern, mehr auf dein Äußeres zu achten. Immerhin bist du meine Kammerzofe! Es ist mir nicht entgangen, dass du heute etwas schlampig daherkommst …« Schwer ließ sie sich in einen Sessel fallen und streckte die Beine aus. Sie hatte die Hoffnung bereits aufgegeben, von diesem Mädchen noch etwas Besseres zu erwarten.

Als Isabel sich anschickte, die Sachen aufzuheben, brach ihr der kalte Schweiß aus. Jedes Mal, wenn sie sich bückte, krampfte sich ihr Bauch so sehr zusammen, als hätte man sie mit der Peitsche geschlagen, sodass ihr fast die Luft wegblieb. Was die Sache noch verschlimmerte, war, dass sie auf einmal bemerkte, wie ihr etwas Feuchtes, Warmes die Beine hinablief. Von da an sah sie unablässig auf ihren Rock, um festzustellen, ob das Blut den Stoff schon durchtränkte.

Jede der Aufgaben, die Doña Laura ihr auftrug, wurde zu einer furchtbaren Bewährungsprobe. Um den Trog für das Bad zu füllen, musste sie mehr als zwanzig schwere Wasserkrüge schleppen, doch sie schaffte es, langsam zwar und ganz vorsichtig, wie bei allen Dingen, um die ihre Herrin sie bat. Trotzdem dachte sie mehr als einmal, dass sie gleich ohnmächtig werden würde. Ihr taten sämtliche Knochen weh, und sie war mehr als erschöpft.

Aber schließlich, nach zwei Stunden, geleitete sie Doña Laura endlich zur Kutsche. Als sie dort am Eingang des Anwesens stand, wurde ihre Erschöpfung übermächtig, und sie musste sich gegen die Pforte lehnen, um nicht zusammenzubrechen. Reglos blieb sie einige Zeit einfach nur stehen, atmete tief ein und aus und genoss die kurze Rast, um sich von der schier unmenschlichen Anstrengung zu erholen.

Doch plötzlich, als sie ein ihr bisher unbekanntes Ziehen in den Brüsten bemerkte, war ihr Kummer wie weggeblasen. Den Grund dafür konnte sie sich schon denken. Ein Leuchten huschte über ihr Gesicht, und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als zu Yago zurückzukehren.

III

Marta betrachtete den kleinen Yago voller Zärtlichkeit.

Das Neugeborene öffnete den Mund, kniff die Augen zu und presste die Fäustchen zusammen, als würde es weinen wollen. Diese Szene spielte sich wieder und wieder ab, bis Marta sich allmählich Sorgen machte. Zu ihrer Erleichterung brach der Kleine schließlich in Tränen aus. Sicher kam er schier um vor Hunger. Und nun konnte er nicht mehr aufhören zu brüllen, bis er so erschöpft war, dass er in ihren Armen einschlief.

Sie konnte sich an diesem unschuldigen Geschöpf nicht sattsehen, genoss jeden seiner Atemzüge, seinen friedvollen, engelsgleichen Gesichtsausdruck.

Neugierig und mit großem Interesse verfolgte das Pferd von seinem Verschlag aus das Geschehen.

Als Isabel endlich zurückkehrte, bemerkte Marta voller Sorge ihren entkräfteten Zustand, obwohl sie freudestrahlend und zielstrebig auf ihren Sohn zuging. Im schwachen Schein zweier Kerzen eilte sie Yago entgegen, schloss ihn in die Arme und herzte ihn liebevoll. Als könnte sie ihre Gefühle nicht länger für sich behalten, flüsterte sie ihm Zärtlichkeiten ins Ohr, gestand ihm, wie sehr sie ihn vermisst hatte, und schwor ihm hoch und heilig, stets für ihn da zu sein.

Als Yago die Augen öffnete, setzte sie sich sogleich auf einen Ballen Stroh, schnürte das Mieder auf und legte das Kind an ihre Brust. Yagos Lippen reagierten. Der Geruch seiner Mutter tat seine Wirkung, und selig schmatzend nuckelte er seine erste Mahlzeit, während sie, gerührt seufzend, heiße Tränen vergoss. Erschöpft, aber unendlich glücklich.

Marta setzte sich neben sie.

Dieser Anblick war so überwältigend, dass sie darüber die zuvor durchlebten dramatischen Stunden einfach vergaß.

»Erzähl, wie ist es dir bei der Señora ergangen? Hat sie etwas gemerkt?«

»Doña Laura ist eine ungeduldige Frau, die manchmal die Beherrschung verliert, doch heute war sie so verärgert, dass sie an gar nichts anderes mehr denken konnte als an sich selbst. Ihr ist nichts aufgefallen, rein gar nichts, aber fast hätte sie mich umgebracht mit allem, was sie mir auftrug. Es war einfach nur schrecklich, glaub mir.«

»Du wirst eine gute Mutter sein.« Marta zupfte einen Strohhalm aus Isabels Haar und strich ihr, stolz auf ihr Durchhaltevermögen, sanft über die Stirn.

»Und du eine gute Freundin, die mir beistehen wird, nicht wahr?«

Die Freundin beantwortete die Frage mit einem zärtlichen Kuss auf Isabels Wange. Als auf dem Gut die Glocken der Familienkapelle neun Uhr schlugen, erinnerte sie sich daran, dass auch sie Verpflichtungen hatte und ihre Arbeit liegen geblieben war.

»Wie kommst du jetzt noch zu deiner Schwester?«

»Ich sollte mich bald auf den Weg machen, ehe es zu dunkel wird. Sobald ich den Kleinen gestillt habe, ruhe ich mich noch ein wenig aus. Kannst du mir bitte eines der alten Maultiere bereitstellen, die kaum noch gebraucht werden? Das ist dann aber wirklich der letzte Gefallen, um den ich dich heute bitte.«

Marta kümmerte sich um die Angelegenheit, dann verabschiedeten sich die beiden Frauen voneinander. Ehe sie ging, erinnerte die Freundin Isabel daran, dass die Stadttore von Sanlúcar um Mitternacht geschlossen wurden.

»Du darfst keine Zeit verlieren, sonst kommst du nicht mehr hinein. Soll ich dich wirklich nicht begleiten?«

»Also, das kommt überhaupt nicht in Frage! Ich würde mich schrecklich fühlen, wenn du wegen mir Schelte bekämst. Du hast schon so viel für mich getan.«

Als Yago nach einer Weile zu saugen aufhörte, fiel er in einen tiefen Schlaf.

Seine Mutter ruhte sich aus, nickte dabei aber ein, bis sie erneut die Glocken schlagen hörte. Da wickelte sie sich in ein langes Tuch, das sie unter der Brust verknotete, und legte das Kind hinein. Doch als sie den Stall verlassen wollte, vernahm sie ein durchdringendes Wiehern. Verwundert drehte sie sich um. Die alte Mähre reckte den Hals, trat mit ihren Vorderhufen dreimal kräftig gegen die Stallwand und schüttelte die Mähne, als wollte sie sich auf diese Art von dem Kind verabschieden.

»Möge Gott dich beschützen, so wie du meinen Sohn beschützt hast. Sei gesegnet!« Isabel näherte sich dem Tier, das zufrieden schnaubte. Sie griff sich eine Strähne seiner Mähne und strich damit Yago über das Gesicht. Anschließend stupste sie sein Näschen auf die Stirn des Tieres, damit er sich stets an den Geruch des Pferdes würde erinnern können.

»Ich verspreche dir, wenn Yago größer ist, werde ich ihm von dir erzählen und dafür sorgen, dass er nie vergisst, was du für ihn getan hast.«

Am Ende eines langen Ganges, der als Lager für allerlei Ackergerät und Zaumzeug diente, fand Isabel das kastanienbraune Maultier, das Marta für sie hergerichtet hatte. Sie griff nach dem Halfter und führte es zu dem großen Tor, durch das man das Gut verließ. Dort angekommen, suchte sie nach einer Möglichkeit, aufzusteigen, ohne dass dabei das Kind oder sie selbst zu Schaden kamen. Sie beschloss, auf einen großen Stein zu klettern, von dem aus sie mühelos auf das Maultier kam. Als sie sich über den Rücken des Tieres schwang, verspürte sie einen stechenden Schmerz, der von einer Welle kalten Schweißes begleitet wurde. Sie versuchte sich damit zu beruhigen, dass dies nun wirklich die letzte Prüfung war, die sie an diesem Tag zu bestehen hatte, und dass der Schmerz bald vergehen würde.

Sie hatten noch nicht einmal die Hälfte des Weges zurückgelegt, als von einer Anhöhe bereits die Lichter der Stadt zu sehen waren. Auch die des Hafens, deren Schein sich im Wasser des Guadalquivir spiegelte. Isabels Körper schmerzte noch genauso wie zuvor, als sie aufgebrochen war, doch die Hoffnung, ihr Ziel bald zu erreichen, beflügelte sie. Der Mond stand bereits hoch am Himmel, ein untrügliches Zeichen dafür, dass es schon sehr spät war. Obwohl die Nacht stockfinster und die Wegverhältnisse schlecht waren, trieb Isabel das Maultier an, denn sie wusste, wenn sie nicht rechtzeitig zu ihrer Schwester käme, wäre die Rückkehr zum Gut mit dem Kind die schlechtere Wahl.

Nach der ersten Meile wurde der Pfad sehr abschüssig, und zu allem Überfluss war er seit den letzten Regengüssen mit Kieselsteinen übersät. Das Maultier drohte auf diesem Untergrund zu straucheln. Nun bedauerte es Isabel, dass Marta wegen seines Sanftmuts ausgerechnet dieses alte Tier ausgesucht und nicht ein jüngeres genommen hatte. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als auf seinen Instinkt zu vertrauen. Es würde schon den besten Weg nehmen. Sie hatte genug damit zu tun, die Schmerzen auszuhalten, die inzwischen so schlimm geworden waren, dass ihr immer wieder die Luft wegblieb.

Mitgenommen vom holprigen Traben des Maultiers und ihrer körperlichen Erschöpfung verlor sie das Gefühl in den Beinen und mehrere Male für kurze Zeit auch das Bewusstsein. Wenn sie hochfuhr – oft nur, weil das Tier strauchelte –, erinnerte sie sich zwar, wo sie war, aber auch, welch weiter Weg noch vor ihr lag.

Yago bekam von alledem nichts mit. Selig schlummernd ahnte er nichts von den Strapazen seiner Mutter.

Schließlich erreichten sie einen breiteren Pfad und kurz darauf schon den Weg, der sie schnurstracks zum Nordtor führte.

Je näher sie den Stadtmauern kamen, desto schwerer fiel es Isabel, die Augen offenzuhalten. Sie sank auf dem Maultier immer mehr in sich zusammen, denn sie fürchtete die Folgen, wenn sie sich aufrecht hinsetzte. Doch sie tat es in dem Moment, als sie durch das Stadttor ritten und auf die ersten Gässchen zusteuerten.

Das Geschäft ihrer Schwester, ein Weinausschank, befand sich zum Glück ganz in der Nähe dieses Tors. Gleich wäre sie am Ziel. Beschwingt trieb sie das Maultier an und übersah dabei den tiefen Graben, der sich hinter der nächsten Ecke auftat. Und als sie ihn bemerkte, war es zu spät.

Das Tier versuchte noch auszuweichen, schaffte es jedoch nicht, und so stürzte es mitsamt Isabel und dem Kind hinunter, die sich nach Kräften bemühte, den Säugling zu schützen.

Ein durchdringender Schrei gellte durch die friedliche Nacht.

IV

Aurelia verströmte stets einen Geruch nach Wein.

Und so wusste Isabel, noch bevor sie die Augen aufschlug, wo sie sich befand.

Ihre Hände ertasteten Laken aus feinster Baumwolle, und durch das Fenster drang die kräftige Morgensonne, die Sanlúcar de Barrameda zu einer der wärmsten Städte Andalusiens machte.

Rechts von ihr auf der Bettkante saß ihre Schwester, die den Säugling in den Armen hielt, für den sie soviel auf sich genommen hatte.

Ihr ganzer Körper schmerzte, aber vor allem verspürte sie ein lästiges Kitzeln an der linken Hüfte. Sie erinnerte sich an nichts mehr aus der letzten Nacht – außer an den tiefen Graben und den Moment, als sie hinabstürzte.

Als sie sich aufrichten wollte, um zu sehen, ob mit ihrem Kind alles in Ordnung war, ließ ein stechender Schmerz im Rücken sie innehalten.

»Geht es ihm gut? Was ist passiert?«, fragte sie ängstlich. »Wie hast du mich überhaupt gefunden?«

Aurelia legte den Kleinen zu ihr aufs Bett.

»Ein paar Nachbarn haben mich um Mitternacht geholt. Sie hatten dich am Boden ausgestreckt liegend entdeckt, und als du nicht reagiertest, hielten sie dich für tot. Das Maultier lag auf einem deiner Beine, und du hattest das Bewusstsein verloren, doch selbst in dieser misslichen Lage hieltst du schützend deinen Sohn umklammert. Deshalb ist dem Kind nichts geschehen.«

Der Kleine wurde unruhig und begann zu weinen.

»Der Arme, kaum ist er auf der Welt, bringt er nur Unannehmlichkeiten mit sich.« Gütig lächelnd betrachtete sie ihn. »Er hat sicher Hunger.«

Während Isabel den Säugling an die Brust legte, schilderte sie ihrer Schwester die Geschehnisse des vergangenen Tages.

Aurelia betrachtete Yago. Sie wollte nicht darüber reden. Seit sie von der Schwangerschaft erfahren hatte, tobte in ihrem Inneren ein Kampf. Ihre strengen moralischen Prinzipien hießen die Ankunft dieses Kindes nicht gut, doch da Isabel sie wieder und wieder um Hilfe und Verständnis gebeten hatte, wog die schwesterliche Liebe letztlich schwerer als ihr Gewissen. Zumindest hatte sie sich im Verlauf der letzten Monate zu dieser Einstellung durchgerungen. Doch nun, als sie ihre Schwester mit dem Kind sah, wurden ihre Bedenken mit einem Mal wieder wach.

»Du hast einen großen Fehler begangen«, rutschte es ihr heraus.

»Fängst du schon wieder damit an?« Isabel stellte mit Erleichterung fest, dass ihre Brüste genügend Milch gaben, viel mehr als am Tag zuvor. »Darüber haben wir doch schon so oft gesprochen.«

Selig trank Yago an der Brust seiner Mutter, während seine Tante vielsagend den Kopf schüttelte. Aurelia wollte wirklich gern alles tun, um ihrer Schwester zu helfen, aber für sie war und blieb Yago nun mal die Frucht der Sünde. Vor allem nach der letzten Nacht, als der Kleine nicht aufhören wollte zu weinen und sie manchmal befürchtete, er würde in seinen eigenen Tränen ertrinken. Dieses nicht enden wollende Geheul war, auch wenn es von ihrem eigenen Neffen kam, für sie nur sehr schwer zu ertragen gewesen. Aufgrund ihrer Erziehung und ihrer tiefen Gläubigkeit gelangte Aurelia zu der Überzeugung, dass dieses beharrliche Gebrüll lediglich ein Vorgeschmack auf die göttliche Strafe war, die ihre Schwester zu erwarten hatte, weil sie Gottes Gesetze missachtet hatte. Nervös wischte sie sich die Hände an ihrem Gewand ab und fuhr fort: »Du hättest das nie tun dürfen. Ich habe das ungute Gefühl, dass er uns allen Unglück bringen wird!«

Beunruhigt sah Isabel sie an.

»Ich weiß, dass du meine Schwangerschaft missbilligt hast, aber was du da gerade sagst, ist unsinnig und verletzend. Und du merkst es nicht einmal.« Tränen stiegen ihr in die Augen.

Ohne ein weiteres Wort verließ Aurelia eilig das Zimmer. Kurz darauf kehrte sie mit einer Schale Wasser zurück, benetzte den Finger und machte damit ein Kreuz auf Yagos Stirn.

»Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes …«

Ungehalten unterbrach Isabel sie in ihrem Tun.

»Kannst du mir sagen, was du da machst? Er wird schon noch getauft, wie Gott es befohlen hat, und zwar in einer Kirche. Hast du den Verstand verloren?«

Schwer atmend ließ sich Aurelia aufs Bett sinken. Sie verspürte das tiefe Bedürfnis, mit Isabel zu sprechen, ihr zu sagen, was sie dachte. Für sie war dieses Kind nämlich nicht nur die fleischgewordene Sünde, eine schreckliche Verfehlung, die ihre Schwester mit einem Unbekannten begangen hatte. Sie schloss die Augen und bemühte sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen.

»Wenn er, wie du mir erzählt hast, gestern beinahe gestorben wäre, kommt es dir da nicht merkwürdig vor, dass er von einem Tier ins Leben zurückgeholt wurde?« Ihr Blick wurde kalt. Aurelia glaubte nicht an Zufälle. »Und in derselben Nacht besuchte ihn der Tod erneut, ohne dass dem Kleinen auch nur ein Härchen gekrümmt worden wäre. Das hat doch sicher etwas zu bedeuten, meinst du nicht?«

»Deine Worte beunruhigen mich …« Isabel versuchte zu begreifen, was ihre Schwester ihr damit sagen wollte. »Du machst mir Angst.«

»Er wird uns alle ins Unglück stürzen«, beharrte diese.

Da konnte Isabel sich nicht länger zusammennehmen und fing bitterlich zu weinen an. Zu ihren Schmerzen, der Erschöpfung und den Verletzungen gesellte sich nun auch noch der übertriebene religiöse Eifer ihrer Schwester, der sie ausgerechnet dann befiel, als sie Yago in ihre Obhut geben wollte. Aurelia hätte ihre Schwester gerne getröstet, doch sie entschied, dass dieser ein wenig Reue nicht schadete.

»Ach, und ich habe dir noch gar nicht gesagt, dass wir das Maultier töten mussten. Es hatte sich ein Bein gebrochen und deshalb …«

Das hatte Isabel gerade noch gefehlt. Sie hatte sich das Tier ja unerlaubterweise genommen und vorgehabt, es noch in der gleichen Nacht in den Stall zurückzubringen, sodass niemand es bemerkt hätte. Sie wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie die Espinosas sich aufführen würden, wenn sie davon erfuhren. Zu allem Überfluss hatte sie an diesem Morgen ja auch noch ihre Pflichten vernachlässigt. In ihr stieg Angst auf. Sie betrachtete ihren Sohn. Wenigstens er schien glücklich zu sein, zumindest wirkte er sehr friedlich, während er trank. Kurz dachte sie an die zahlreichen Sorgen und Nöte, mit denen sie seit seiner Geburt zu kämpfen hatte.

»Ich muss so schnell wie möglich zurück auf das Gut der Espinosas.«

»Willst du mich etwa wieder mit dem Kind alleine lassen?«

»Was soll ich denn sonst tun?«, rief Isabel verzweifelt. »Ich dachte, du bist meine Schwester und wärst beinahe so glücklich wie ich. Ich verstehe überhaupt nichts mehr.«

Aurelia senkte den Kopf, damit ihre Blicke sich nicht begegneten, während sie sprach.

»Du machst also, was du willst, so wie immer. Aber du sollst wissen, dass ich heute gleich in aller Frühe deine Herrschaften davon in Kenntnis gesetzt habe, dass du einen Unfall hattest, als du mich besuchen kamst. Ich habe den Sohn meiner Nachbarin María mit der Nachricht losgeschickt.«

Isabel, keineswegs beruhigt, vermutete, dass die Espinosas der Nachricht keinen Glauben schenken würden.

»Ich brauche diese Arbeit, jetzt mehr denn je …«

Sie schloss ihr Mieder, da Yago nun genug getrunken hatte. Dann legte sie den Säugling bäuchlings neben sich.

»Und was soll ich mit ihm machen, bis du zurück bist?«, fragte Aurelia auf das Kind deutend. Das war zuviel für Isabel, sie brach in Tränen aus. Das Verhalten ihrer Schwester erschien ihr uneinsichtig und mitleidslos. Sie hatte sich in einen Mann verliebt, der ihre Liebe nicht erwiderte, nicht mehr und nicht weniger. Sie traf nicht die geringste Schuld, höchstens dafür, dass sie ihr gerade geborenes Söhnchen vergötterte.

»Du weißt genau, dass ich ihn nicht alleine großziehen kann, obwohl ich nichts lieber täte. Ich brauche dich, und er dich auch!« Sie griff nach ihren Händen und versuchte sich zu beruhigen. »Verzeih mir, wenn ich dir in den letzten Monaten Kummer bereitet habe … Ich will versuchen, es wiedergutzumachen, wirklich, aber jetzt musst du mir einfach helfen. Wir beide wissen, dass dein Glaube sehr viel stärker ist als meiner. Und nun bietet sich dir die Gelegenheit, Gott eine neue Seele zuzuführen. Wenn du wirklich der Überzeugung bist, dass dieses Kind eine Frucht der Sünde ist, schenke Gott seine Seele, kümmere dich um ihn, verwöhne ihn, bitte … Du würdest ihm damit einen Gefallen tun.«

Aurelia rührte ihre Demut, und so gab sie sich geschlagen. Ihre Schwester strich ihr zärtlich über die Wange, als sie diesen Sinneswandel bemerkte.

»Mir fällt ein, vor ein paar Tagen hast du mir von einer Kundin erzählt, die auch gerade ein Kind geboren hat. Meinst du, sie würde sich als Amme verdingen wollen?«

»Ich denke, sie wird nicht Nein sagen. Geld kann man immer brauchen.«

»Sag ihr, sie soll morgens und mittags kommen. Ich versuche, jede Nacht hier zu sein, um den Kleinen zu stillen. Zahl ihr, was sie verlangt. Ich werde dir das Geld zurückgeben. Leider muss ich dich darum bitten, aber ich möchte, dass du dich um Yago wie um deinen eigenen Sohn kümmerst. Zumindest bis ich eine Anstellung in der Stadt gefunden habe und mit ihm zusammen sein kann.«

»Wie hast du ihn genannt?«

»Yago, er soll Yago heißen«, sagte sie hoffnungsfroh, denn ihre Schwester schien das Kind offensichtlich anzunehmen.

»Ich nehme an, der Name des Vaters, oder? Dem werde ich hoffentlich nie über den Weg laufen!«

Isabel antwortete nicht, doch sie sah ihre Schwester beschwichtigend an. Auf keinen Fall wollte sie einen weiteren Disput vom Zaun brechen. Insgeheim hatte sie schon für sich beschlossen, ihr niemals den Namen des Kindsvaters zu offenbaren. Sie hatte Angst davor, wie Aurelia reagieren würde.

»Ich werde etwas essen, um wieder zu Kräften zu kommen, und dann suche ich mir jemanden, der mich zum Gut bringen kann. Doch heute Nacht kehre ich zu euch zurück.«

Sie betrachtete ihr Kind, küsste es und deckte es ordentlich zu. Yago zuckte zusammen, als er ihre Berührung spürte, und öffnete im selben Augenblick den Mund, um zu weinen, vielleicht weil ihn etwas ärgerte. Doch wenn, dann weinte er dieses Mal stumm. Von ihrer Schwester argwöhnisch beäugt, wiegte Isabel ihn in den Armen.

»Kinder brauchen viel Zuwendung, aber du wirst schon sehen, man bekommt auch viel zurück. Dann ist alles andere vergessen.«

Sie würde schon genug damit zu tun haben, Yago großzuziehen, dachte Aurelia bei sich. Da wollte sie das Verhätscheln lieber der Mutter überlassen.

V

Luis Espinosa wusste, wie man zu Geld kommt.

Das Weingut, das die Familie seiner Frau nun seit etwas über zweihundert Jahren betrieb, genoss unter Weinliebhabern einen ausgezeichneten Ruf. Doch seit Don Luis zum Gefolge Kaiser Karls V. gehörte, hatten sich die Erträge verzehnfacht.

Don Luis Espinosa verkörperte alle Tugenden und Schwächen des Adelsstandes, ohne ihm tatsächlich anzugehören. Dass er keine illustren Vorfahren besaß, machte er durch seinen maßlosen Ehrgeiz und die unstillbare Gier nach Reichtum wett. So war er mit erst zweiunddreißig Jahren einer der vierundzwanzig Ratsherren der Stadt Jerez und Hauptmann einer Schwadron der leichten Kavallerie.

Die Vierundzwanzig waren in Jerez eine Institution, die sich fast ausschließlich aus Adeligen zusammensetzte. Ihre Aufgabe war es, die städtischen Gelder zu verwalten und die Dienstbarkeiten zu regeln. Durch ihre Hände liefen praktisch alle wichtigen Entscheidungen und jede Menge Geld. Der Kaiser bestellte den Verweser und seinen Stellvertreter, während der örtliche Adel die Vierundzwanzig wählte, um dafür Sorge zu tragen, dass seine Interessen im Rat der Stadt gewahrt wurden.

Um solche Privilegien zu erlangen, hatte Luis in die richtige Familie, eine der besten von Jerez, eingeheiratet. Rasch hatte er zahlreiche Freunde aus den erlauchten Kreisen um sich geschart. Zu ihnen zählte auch der Großherzog von Medina Sidonia, dessen Macht und Einfluss sehr groß waren. Er seinerseits brachte Intelligenz, eine gewisse Skrupellosigkeit und sehr viel Talent im Umgang mit Pferden mit, das er sich selbst angeeignet hatte. Mit diesem Rüstzeug hatte er sich innerhalb kürzester Zeit einen guten Ruf erworben, der ihm wenig später zugutekam. Dank der Empfehlung des Großherzogs gelang ihm der Sprung an die Spitze der kaiserlichen Garde.

Diese Abteilung der Kavallerie genoss wegen ihrer exzellenten Pferde einen ausgezeichneten Ruf. Es waren einzigartige Exemplare darunter, um die man sie bei den Garden anderer Königshöfe in Europa beneidete. Der Elan und die Anmut der Truppe, die Luis anführte, waren unverwechselbar, ebenso wie der weiße Umhang, den er stets trug. Der elegante, harmonische und prächtige Anblick ihrer Reittiere zeugte von dem edlen Land, aus dem diese stammten: Andalusien.

Doch Don Luis war nicht nur Soldat. Seine Nähe zum Kaiser hatte dazu geführt, dass seine Weine nun im ganzen Reich bekannt waren.

Doña Laura freute sich so sehr, als sie an diesem Morgen völlig unerwartet ihren Gemahl erblickte, dass sie den restlichen Tag über nicht eine Minute von seiner Seite wich. Zwischen innigen Umarmungen und aufgeregten Küssen war sie bestrebt, jede noch so kleine Kleinigkeit, die er während seiner langen Abwesenheit erlebt hatte, aus ihm herauszukitzeln. Sie interessierte sich für alles: Wohin ihn der Weg geführt hatte, welche ihm bis dahin unbekannten Städte er gesehen und mit welchen Schwierigkeiten er zu kämpfen gehabt hatte.

Gebannt seinen Worten lauschend, griffen ihre Hände wie zufällig nach den seinen oder strichen zärtlich über seinen Bart. Und die ganze Zeit konnte sie kaum die Augen von ihm lassen. Sie brauchte ihren Mann. An seiner Seite war alles anders.