Nr. 2666

 

Die Pyramide der Badakk

 

Sie finden das Versteck auf der Zirkuswelt – und machen unerwartete Beute

 

Arndt Ellmer

 

 

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 1470 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) – das entspricht dem Jahr 5057 christlicher Zeitrechnung. Das heimatliche Solsystem verschwand vor mehr als drei Monaten spurlos von seinem angestammten Platz im Orionarm der Milchstraße.

Damit die Liga Freier Terraner nicht ins Chaos sinkt, müssen eine neue Regierung und ein neuer Zentralplanet gefunden werden. Überraschend fällt die Wahl auf die Hauptwelt der Plejaden, Maharani, und noch weitaus überraschender setzt sich der dortige Regierungschef Arun Joschannan als neuer Erster Terraner durch.

Joschannan bewegt sich nun in einer politisch brisanten Situation: Er muss die Liga als Machtfaktor erhalten und zugleich jene feindliche Macht bekämpfen, die sich offenkundig in der Milchstraße breitmacht. Allerdings hat sich der eigentliche Feind bisher nicht gezeigt, sondern agiert nur über seine Agenten, die Sayporaner und Badakk.

Auf der Zirkuswelt Thea kommt es zu einem folgenschweren Ereignis. Joschannan wird mit dem mysteriösen Geneseplasma verseucht: Damit versuchen die Badakk, Menschen zu beherrschen, indem in ihnen eine zweite Persönlichkeit heranwächst. Ronald Tekener greift ein – und entdeckt DIE PYRAMIDE DER BADAKK ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Arun Joschannan – Der Erste Terraner entwickelt einen gesunden Appetit.

Ronald Tekener – Der Aktivatorträger geht gegen die Invasoren vor.

Nuggnugg – Der Topsider erweist sich einmal mehr als guter Verbündeter.

Chourweydes – Der Sayporaner sieht Verbündete sterben.

Prolog

 

Jawna Togoya musterte das Hologramm. Es zeigte eine athletisch gebaute Frau mit hellbrauner, seidig schimmernder Haut und strahlend blauen Augen. Der Kopf war vollkommen haarlos.

»Whow!«, sagte Jawna. »Eine typische Oxtornerin.«

Cularta Certe, die Stellvertretende Kommandantin der JULES VERNE, nickte. »Ihr Name ist Gashwa Perkat. Umweltangepasste wie sie können extrem tiefe oder hohe Temperaturen und eine Schwerkraft bis fünf Gravos aushalten. Ihre Muskulatur und ihr Skelett besitzen die Stabilität von Stahlplastik, ihre Haut widersteht sogar dem Beschuss aus einem Thermostrahler, sofern es sich um eine Handwaffe handelt.«

»Damit wäre die Frau fast so widerstandsfähig wie unsereins«, meinte Jawna und spielte auf ihren Posbikörper unter der Bioplastschicht an.

Cularta ging nicht darauf ein. »Gashwa zählt zu den Spezialisten der JV-1 mit den schnellsten Reflexen.«

»Wann ist sie so weit?«

»Den Einsatzbefehl hat sie erhalten. Sie befindet sich auf dem Weg zum Personentransmitter. Die Space-Jet im Hangar ist startklar.«

»Gut«, sagte Jawna Togoya. »Gashwa wird hinabgehen und ihm folgen wie ein Schatten.«

Leibwächter hatte die Zielperson bereits: Die beiden Topsider Onttril-Gukzz und Tork-Trak schützten Arun Joschannan beinahe perfekt.

Gashwa Perkats Auftrag war ein anderer.

1.

 

Arun Joschannan wand sich unter dem Griff der Leibwächter und Spezialisten. Er zappelte wie ein Fisch und entwickelte ungeahnte Kräfte. Ein Prallfeld fing ihn ein. Es kippte den Körper in Schräglage, die Stiefel nach oben, den Kopf nach unten.

»Schnell! Die Medos zu mir!«, rief Tekener.

Joschannan lief dunkelrot an. Er bekam keine Luft. Tekener beugte sich über ihn. Mit dem linken Handschuh packte er den Unterkiefer und zog ihn nach oben, während die Finger der rechten Hand in den Mund fassten. Sie erwischten den gallertartigen Schleim und zogen daran. Der Mund war voll, ebenso die Nase, der Rachen und die Luftröhre. Zwei, drei Mal förderte Tek Klumpen des eklig glibberigen Zeugs zutage, dann griff ein Medoroboter ein.

Das Zischen einer Spritze erklang. Ein Hohltentakel schob sich in den Rachen des Ersten Terraners und saugte den Schleim ab.

»Halt still, Arun!«, versuchte der Vizechef der USO ihn zu beruhigen.

Joschannans Gesicht war inzwischen dunkelblau angelaufen. Der Körper erstarrte im Erstickungskampf. Endlich, nach schier endlosen Augenblicken, röchelte Joschannan – ein gutes Zeichen. Luft drang in seine Lunge. Das leise Jaulen eines Elektromotors verriet, dass der Sauger unter Höchstlast arbeitete.

Inzwischen assistierte ein zweiter Medoroboter und reinigte die Nase.

Tekener trat zur Seite. Der Roboter fuhr ungefragt einen zusätzlichen Tentakel nach hinten aus und reinigte die Handschuhe des Terraners.

Nach und nach hellte sich Joschannans Gesicht auf. Seine Brust hob und senkte sich übermäßig stark. Noch immer drang ein Röcheln aus dem Rachen, mehrmals unterbrochen von Brechreiz. Joschannan übergab sich und spie faustgroße Klumpen des Zeugs aus.

Der Medo fuhr den Saugrüssel ein und ersetzte ihn durch einen dünneren Schlauch, mit dem er die Reste des Schleimes aus der Lunge und den Atemwegen holte.

Wieder beugte sich Tekener über den Ersten Terraner. Dessen schmalrückige Nase ragte bleich in die Landschaft, ein unnatürlicher Kontrast zu dem noch immer geröteten Gesicht. Das blauschwarze Haar klebte am Kopf, als habe jemand aus Versehen zu viel Gel benutzt.

»Arun, kannst du mich hören?«, fragte Tekener.

»Er steht unter einer starken Dosis Beruhigungsmittel«, sagte der Medo. »Erwarte nicht zu viel.«

Tek wandte sich an die beiden topsidischen Leibwächter. »Wie lange?«

Onttril-Gukzz und Tork-Trak stutzten.

Tekener deutete auf das Becken im Boden des ungefähr hundert Quadratmeter großen Raumes und wiederholte seine Frage. »Wie lange war er da drin?«

»Sie haben ihn am späten Nachmittag abgeholt«, sagte Gukzz dann.

»Das klingt gut.« Im Augenblick war später Abend. Joschannan hatte allenfalls ein paar Stunden im Geneseplasma der Badakk gelegen. Seit den Vorgängen auf der Arkonidenwelt Travnor wusste Tekener, dass die völlige Abhängigkeit vom Geneseplasma – beziehungsweise die Ausbildung eines Nervenknotengeflechts im Körper des Opfers – erst nach geraumer Zeit eintrat, er ging von rund 36 Stunden aus.

Tormanac da Hozarius hatte zweimal, aber jedes Mal nur kurz, in dem Becken gelegen. Im Unterschied zu dem Unither Kormph und dessen deutlich längeren »Badezeiten« hatte er keinerlei Suchtverhalten gezeigt.

Tekener erwartete das bei Joschannan ebenfalls nicht. Ein Unsicherheitsfaktor blieb allerdings. Joschannan war Terraner. Sein Metabolismus war ein völlig anderer als der eines Unithers. Und niemand wusste bisher etwas über die Zusammensetzung des Geneseplasmas in dem Becken vor ihren Augen. War die Gallerte identisch mit jener auf Travnor, oder gab es Unterschiede?

»Nehmt Proben des Plasmas und bringt sie in die JULES VERNE!«, wies Tekener die Roboter an. »Vergleicht sie mit denen aus dem Perlitton-System. Wir brauchen die Ergebnisse so schnell wie möglich.«

In den Hallen jenseits des Korridors wurde noch immer gekämpft. Explosionen ließen den Boden erbeben und die Wände wackeln.

Ronald Tekener verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Das Ambiente gefiel ihm. Trübes, diffuses Notlicht im Raum mit dem Genesebecken. In einiger Entfernung ertönte das Fauchen von Energiewaffen und hin und wieder das Knallen herkömmlicher Sprengladungen, mit denen die Badakk offenbar ihren Rückzug absicherten.

Weit würden sie nicht kommen. Draußen auf der Mondoberfläche lauerten Hundertschaften der USO. Getarnt unter Deflektorfeldern sicherten sie den Bereich um die Schlucht ab. Hoch über dem Mond von Theatrum VII hing die JV-1 und wartete nur darauf, dass eines der Schiffe startete und ihr vor die Geschütze flog.

Tekener war überzeugt, dass die Badakk weitere Möglichkeiten in petto hatten, um sich in Sicherheit zu bringen. Der Meta-Orter der JV-1 lauerte auf die ersten Anzeichen ultra- und suprahochfrequenter Impulse eines Transitparketts. Die Antwort des Kugelriesen stand bereits im Voraus fest: Die JV-1 würde die Landetruppen evakuieren und danach mit Transformkanonen und Paratronwerfern reagieren. Der lediglich 120 Kilometer durchmessende Mond würde infolge des Beschusses auseinanderbrechen, und den dadurch entfesselten Hyperenergien hätten die Schirmsysteme der Nagel- und Fräskopfraumer vermutlich nichts entgegenzusetzen. Die Kettenreaktion war unvermeidlich.

Ronald Tekener spürte keinerlei Hemmungen, den Feuerbefehl zu erteilen. Die Badakk pokerten hoch, und wenn sie verloren, war es nicht sein Problem. Der 120-Kilometer-Brocken hatte zudem keinerlei Bedeutung für den siebten Planeten. Er war zu klein, um sich auf Gravitation, Gezeiten oder die Flugbahn auszuwirken. Sie mussten auf ihn keine Rücksicht nehmen.

Wir kriegen euch!, dachte der USO-Vizechef. Überall!

Badakk und Sayporaner waren Invasoren, ihre Handlungen ließen sich kaum anders erklären. Sie hatten aller Wahrscheinlichkeit nach bereits das Solsystem entführt und planten nun bestimmt Ähnliches mit anderen Welten. Warum sonst sollten sie sich heimlich auf diverse Sonnensysteme und Planeten ausgebreitet haben?

Tabula rasa! Tek grinste. Das alte römische Sprichwort vom leer gefegten Tisch umriss kurz und knapp seine Vorstellungen vom Einsatz im Theatrum-System.

Joschannans Augenlider flatterten. Der Medoroboter zeigte an, dass die Körperwerte des Ersten Terraners noch immer schwankten.

»Ich verabreiche ihm ein Schlafmittel«, sagte der Medo. »In zwei, drei Stunden wird er wieder erwachen.«

Tekener rechnete sich aus, dass sie bis dahin in die JULES VERNE zurückgekehrt sein würden.

Ganz in der Nähe explodierte etwas. Draußen im Korridor flogen Metallfetzen. Fast gleichzeitig tauchte eine wuchtige Gestalt unter der Tür auf. Tekener erkannte hinter der Helmscheibe den Kahlkopf.

Gashwa Perkat! Dann konnten die zusätzlich angeforderten Kampfroboter auch nicht mehr weit sein.

Tek nahm die Ankunft der Oxtornerin mit einem leichten Senken der Lider zur Kenntnis.

 

*

 

Chourweydes hatte sie zu dem Raum geführt und ihnen den Vortritt gelassen. Seither stand der Sayporaner innen neben der Tür und verfolgte reglos das Geschehen. Es sah aus, als interessiere er sich nicht groß für das, was um ihn herum vor sich ging. Der Eindruck täuschte. Es lag am Gesicht dieses Wesens. Wie bei allen Sayporanern wirkte es eigenschaftslos, weder schön noch hässlich, weder energisch noch labil. Nichtssagend.

Tekener wischte den subjektiven Eindruck schnell zur Seite und ging zu dem Sayporaner. Das 1,60 Meter große Wesen wartete, bis er stehen blieb. Dann hob es leicht den Kopf und sah ihn an.

»Danke, dass du uns hergeführt hast«, sagte Tekener.

Chourweydes ließ nicht erkennen, ob er ihn verstanden hatte.

Tekener wiederholte seine Worte.

Der Sayporaner wandte sich ab und kehrte in den Gang zurück. Tekener konnte ihn im letzten Augenblick zurückreißen und verhindern, dass er von einem fliegenden Metallsplitter durchbohrt wurde.

Die gegenüberliegende Wand des Korridors stürzte ein. Dahinter erstreckte sich eine weitläufige Halle. Im ersten Augenblick wirkte sie leer, dann aber zeigten die Hyperorter verschwommene Echos von Deflektorfeldern an.

»Es ist besser, du bleibst in unserer Mitte«, sagte der Terraner zu Chourweydes. »Die Badakk scheuen vor nichts zurück.«

»Sie sind unsere Partner. Wir können uns nicht über sie beklagen.«

Tekener kannte das schon. Die Aussagen zum Verhältnis zwischen den beiden Völkern klangen stereotyp.

»Habt ihr das in der Schule einstudiert?«, wollte er wissen.

Chourweydes gab ihm keine Antwort. Aus seinen senkrecht stehenden, rechteckigen Pupillen musterte er die Anwesenden. »Wenn ihr mir jetzt folgen wollt – ich gehe voraus!«

Tekener untermauerte seine Auffassung von Sicherheit durch den Einsatz eines Prallfelds, das den Sayporaner am Verlassen des Raumes hinderte.

»Bitte warte, bis wir so weit sind. Dann setzen wir unseren Weg unter deiner Führung gern fort.«

Als etwas weiter vorne im Korridor erneut das Geräusch einer Explosion ertönte, sah der Sayporaner endlich ein, dass er ebenso gefährdet war wie seine ungebetenen Gäste.

»Ich bin einverstanden«, sagte er.

Tekener kommunizierte mit den Einsatzgruppen, die sich durch die Station kämpften und aus mehreren Richtungen zu dem Raum mit dem Plasmabecken vorstießen.

Badakk und bewaffnete Sayporaner leisteten erbitterten Widerstand. Der Tod vieler Soldaten schien sie nicht zu kümmern. Tekener sah Hallen, in denen Dutzende toter Badakk lagen. Die dünnen Hüllen ihrer Zylinderkörper waren gerissen. Fetzen wie aus oberflächenverstärkter Folie hingen herab. Das Innere erinnerte ihn an Schläuche und Säcke voller Gallerte, genau wie das Geneseplasma. Offenbar wiesen die Badakk dieselbe dezentrale Struktur auf wie die Geflechte, die sich in den Körpern der Opfer bildeten.

»Wir warten«, sagte Tekener.

Der Lärm der Explosionen kam näher, auch die Zahl fliegender Trümmerteile nahm zu. Angesichts der sich nähernden schemenhaften Echos legten die USO-Spezialisten einen Energieschirm vor die Türöffnung.

Aus der JV-1 meldete sich Oberst Kasom. »Mehrere Beiboote mit zusätzlichen Einsatzkräften sind unterwegs.«

»Schaden kann es nicht.«

Tekener gestand sich ein, dass er den Überblick über die Vorgänge in der Station und auf dem Mond längst verloren hatte.

»Ihr braucht eindeutig zu lange, bis ihr die Kerle in die Enge getrieben habt«, sagte Kasom. »Schaut in eure SERUNS. Ich habe den Mikropositroniken Kursdaten für das Verlassen der Oberfläche übermittelt. Falls wir mit schweren Geschützen gegen die Raumer vorgehen, solltet ihr nicht unbedingt in die Schussbahn geraten.«

»Verstanden!«

Die Daten der Einsatzgruppen wurden in Echtzeit aktualisiert. Tekener sah, dass derzeit vier Ausgänge frei waren, drei davon unmittelbar an der Außenseite der Station. Der vierte lag am Ende eines Stollens. Eine Schleuse führte hinaus zwischen die Felsen am Beginn der Schlucht.

Tekener trat neben den Sayporaner. »Die Station hat Geheimkorridore«, bluffte er. »Kennst du die Eingänge?«

Chourweydes verneinte. Für die Areale der Badakk standen ihm nicht einmal die Speicherdaten der Rechner zur Verfügung. »Die Badakk sind da sehr eigen«, sagte er.

»Sie handeln also auf eigene Faust, ohne sich mit euch abzusprechen.«

»Sie sind gleichberechtigte Partner.«

Der Sayporaner spulte seinen Text gebetsmühlenartig ab. Tekener war sicher, dass die Befragung eines Badakk kein anderes Ergebnis gebracht hätte. Es klang wie eine geistige Konditionierung. Ob diese geheimnisvolle Macht namens QIN SHI dahintersteckte, von der sie bisher kaum etwas wussten? Der Vizechef der USO resignierte – vorerst. Er konnte es sich aber nicht verkneifen, doch noch einen Seitenhieb gegen die Badakk zu landen. »Eure Partner interessiert es nicht, wie viele von euch in einem solchen Einsatz sterben. Nennst du das Partnerschaft?«

Draußen war es still geworden. Es erfolgten keine Explosionen mehr. Die Echos der Deflektorfelder waren verschwunden. Die Zeitdifferenz zwischen Ortung und Nichtortung betrug nur wenige Augenblicke.

Tekener setzte sich mit Major Sergio Morral in Verbindung, dem Stellvertretenden Kommandeur der Landetruppen. Morral war irgendwo draußen, unmittelbar neben oder über der Station. Kasom hatte ihm Truppen zur Verstärkung geschickt, um die Befreiungsaktion und den Rückzug zu beschleunigen.

»Wir brechen auf«, sagte Tekener, »und kommen den Einsatzkommandos entgegen.«

»Überstürzt nichts! Wartet auf die Kampfroboter«, riet Morral. Er sprach so bedächtig, wie er handelte. »Sie müssten gleich da sein.«

Die Gruppe wartete. Wertvolle Minuten verstrichen. In der Station mit ihren zahlreichen Ebenen und Etagen veränderte sich permanent die Lage. In der Rastergrafik blinkten rote Punkte für die Positionen der USO-Spezialisten. Grüne Punkte zeigten erkennbare Standorte der Badakk und Sayporaner an.

Endlich tauchten die ersten Spezialisten auf, gefolgt von einer Gruppe Kampfroboter. Obwohl die Halle verlassen schien und nicht mit dem Auftauchen von Gegnern zu rechnen war, verhielten sich die Männer und Frauen, als müssten sie jeden Augenblick mit einem Hinterhalt rechnen. Tekener beobachtete, wie sie jede Nische und jede Sektion sicherten, die Aggregate und andere Einrichtungen prüften und stets auf der Hut waren, falls ihnen das Zeug um die Ohren flog.

Hoch oben über dem Mond wachte der Meta-Orter der JV-1. Bei ungewöhnlichen Messungen würde er sofort Alarm auslösen.

Die anrückenden TARA-VII-UH-Roboter besetzten inzwischen die Hälfte des Hallenareals. Tekener schickte ihnen vier seiner eigenen Maschinen entgegen. Der Terraner ertappte sich dabei, dass er den Alarm herbeisehnte. Aber es geschah nichts.

Die Badakk hinter ihren Deflektorfeldern blieben verschwunden.

Meter um Meter rückten die Roboter näher. Die ersten TARAS erreichten das Schirmfeld an der Tür. Tekener schaltete es ab.

»Bereithalten!«, sagte er zu seinen Begleitern und den Robotern.

Die TARA-VII-UH-Kampfroboter sicherten die Tür. Admiral Tekener holte die Bereitschaftsmeldungen seiner Gruppenmitglieder ein. Auf der Innenseite seines Helm bildete die Mikropositronik alle derzeit bekannten Schächte und Korridore der Station ab. Drei Wege hinaus bewertete der Automat als hundertprozentig sicher.

Tekener warf einen prüfenden Blick auf Joschannan in seinem Prallfeld, dann gab er mit der Hand das Zeichen zum Aufbruch. Die Kampfroboter bildeten einen halbkugelförmigen Kordon um die Gruppen aus Topsidern, USO-Spezialisten und dem Sayporaner.

Zwei TARAS kümmerten sich zusätzlich um Chourweydes. Sie beobachteten ihn ununterbrochen. Nichts entging ihnen, kein Wechsel des Atemrhythmus, kein Seitenblick, kein lautloses Bewegen der schmalen Lippen.

Tekener sah sich um. Dort, wo sie mit Chourweydes hergekommen waren, fehlte ein Teil des Korridors und der daran anschließende Schacht. Im Fels klaffte ein breiter Spalt. Geschmolzenes Metall bildete einen silbrigen Pfropfen, der den Weg nach oben versperrte. Teilweise glühte das Material noch. Die Temperatur lag bei fünfzig Grad Celsius.

»Morral«, sagte der Admiral, »wir können nicht ewig warten.«

»Unsere Leute sind noch nicht überall, Tek. Die Badakk nutzen das aus. Sie versuchen uns einzukesseln. Deshalb geht es mit der Sicherung der Fluchtwege nicht voran.«

Die Halbkugel aus Kampfrobotern hielt an. Während sich die USO-Spezialisten auf die Zugänge verteilten, richtete Tekener seine Aufmerksamkeit auf den Stollen, der zum Ausgang an der Schlucht führte. Wenn es ihnen gelang, die Badakk an der Nase herumzuführen und dann schnell an die Oberfläche vorzustoßen, erschien ihm dieser Fluchtweg am besten geeignet.

Die einzige Bedingung war, dass die Badakk seine Absicht nicht errieten.