Anonym: Fortunatus

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[3] Vorred.

Wie ain iüngling geporen auß dem künigreych Cipern mit namen Fortunatus in frembden landen in armůt vnd ellend kam Vnd ym in aim wilden wald die iunkfraw des glüks in siner betrüptnuß begegnet, ym ainen seckel gab, dem nimmer gelts gebrast noch mangelt. Mit dem seckel er darnach manig land vnd künigreich durchwanderet. Auch zu künig Soldan kam gen Alkeyr, der yn tzu gast lůd vnd yn alle seine schätz, kostlichait vnnd klainat sehen ließ, darnach ain alt harloß hyetlin zaiget, genant das wünschhyetlin, das ym Fortunatus enpfüret, darmit haym zu land in Cipern fůr, sich alda verheyrat vnd nach seinem absterben tzwen sün verließ mitt namen Ampedo vnnd Andolosia, die den seckel vnd das hütlin von irem vatter erbten. Was Fortunatus vnnd nach ym die gedachten seine zwen sün mit dèn zwayen klainaten wunders gestifft vnd erfaren, wollust vnd freüd, auch not vnd arbait byß in iren tod erliten habenn, gar kurtzweilig zu lesen. Vnnd in alweg vernufft vnd weißhait für all schätz diser welt zu begeren vnd zu erwölen ist.

Ain land, genanntt Cipern, Ist ain inßel vnd künigreich gegen der sonnen auffgang im mör gelegen, fast wunsam, lustig vnd fruchtbar aller handen edler natürlicher früchten, manigem wissend, der tzu dem hailigen land Jerusalem gefarn vnd im selben künigreich Cipern zugelendt vnd da gewesen ist. Darinn ain treffenliche statt, genannt Famagosta, in wölicher stat ain edler purger altz herkommens was geseßsen. Dem sein öltern groß hab vnnd gůt verlassen hetten, allso, das er fast reich, mächtig vnnd darbey iung was, aines freyen můttes. Wenig betrachtet, wie seine elteren zu tzeiten das ir erspart vnd gemeert [4] hettend, vnnd sein gemüt was gentzlichen gericht auff zeitlich eer, freüd vnd wollust des leibs. Vnd nam an sich ainen kostlichen stand mitt stechenn, turnieren, dem künig gen hoff tzureytten vnnd ander sachenn, Darmitt er groß gůt on ward vnnd seine freünd wol kunden mercken, das er mer on ward, dann sein nutzung ertragen mocht, vnd gedachtend jm ain weib zu geben, ob sy jn von sollichem ziehen möchten, vnd legten ym das für. Es geuiel jm wol vnd verhieß jn darinne zu veruolgen, vnd, als er sich sollichs begeben het, fiengen die freünd an zů erforschen ym vmb ainen gemahel. Also was ain edler burger in der statt, genant Nicosia, ist die hauptstat von Cipern, da dann die künig von Cipern gemainglich hof halten. Der het ain schöne tochter, die hieß Graciana, die ward ym vermähelt, vnd ward nit weiter gefragt, wie er ain man wär, sonder von des růmes wegen, so er het, wie er so reich vnd mächtig wär, ward ym die iungfraw gar kostlich haim gefüret vnnd da verbracht ain kostliche hochtzeit (als gemainklich gewonhait ist, das reich leüt ire reichtumb vnnd herrlichaitten in sonderhait auff solliche tzeit beweisen vnd erscheinen lond). Als nun die hochtzeit volbracht vnd vollendt ward, maniglich an seyn rů kam, Nam der burger (der da genannt was Theodorus) die jungfrauwen vnnd lebet mit ir gar freündtlichen vnnd tugendtlichen, Darab seyne freund vnnd auch der braut freünd großs wolgefallenn entpfyengend, vermaineten, sy hetten ain gůt werck volbracht, das sy Theodorum (der so wild was) mitt ainem weib allso zam hetten gemachet. Doch was ynen vnkund, was die natur an ir hat, das das nicht wol zu wenden ist. vnnd in dem warde Graciana schwanger aynes suns vnd gebar den, ee das iar nach der hochtzeit außkam, darab aber zu baiden taillen die freünd erfreüt wurden, der ward getäuft vnd gehaissen Fortunatus, darumb Theodorus sich och erzaigt ain groß wolgefallen zuhaben. Doch fieng er an, widerumb sein alt wesen zuhaben mit stechen, turnieren, vil knecht, costliche roß, rait dem künig zu hoff, ließ weib vnd kind vnd fragt nit, wie es gieng. hewt verkaufft er ainen zinß, den andren tag versatzt er ain gelegen gůtt. das traib er so lang vnd vil, [5] biß das er nicht mer zuuerkauffen noch zuuersetzen hett, vnd kam also zu armůt, het sein junge tag vnnützlich verzert vnnd ward so arm, das er weder knecht noch mägt vermocht vnd můßt die gůt fraw Graciana selber kochen vnnd wäschenn als ain armes verkaufftes weib. Vnd als sy nun ain mal zutisch sassen vnnd essen wolten, hetten sy geren wol gelebt, wenn sy es gehabt hetten. Der sun saß vor dem vatter vnnd der vatter sach den sun gar ernstlich an vnd ward jnnigklichen vnd von grund seines hertzen seüfftzen. das selb ersach der sun, der was nun bey achzehen jaren alt vnnd kund nichts, dann ploß ainen namen schreiben vnd lesen, doch kund er wol mit dem federspil vnnd mit anderem waidwerck, das dann auch sein kurtzweil was. der fieng an vnd sprach tzu seynem vatter: O mein lieber vatter, was ligt dir an oder was beweget dich zu traurikait? Ich hab an dir gemerkt, wenn du mich ansichst, das du betrübt wirst: So bitt ich dich, lieber vatter, sag mir, hab ich dich erzürnet in aincherlay weg oder volfür ich mein leben nitt nach deinem willenn? das laß mich wissen, wann ich doch des willens bin, ganntz in deinem willen zu lebenn. Der vatter hůb an vnnd sprach: O lieber sune, darumb ich trauren, daran hastu kain schuld. ich kan auch niemant schuldigen, dann die angst vnd not, darinnen ich bin, hab ich mir selbs gemacht, vnnd wenn ich gedenck an so groß eer vnd gůtt, so ich gehebt hab, vnd das so vnnutzlich on worden bin, das mir meine vordern so treülichen gespart hond, Als ich billich vnd von rechts wegen auch gethon solt haben, vnd vnser alt herkommen vnd stammen in würde hon gesetzt, Das ich laider nit gethon hab vnnd darumb, wenn ich dich ansich vnd gedenck, das ich dir weder helffen noch raten kan, daßs beschwärtt vnd bekümmert mich so schwärlich, das ich weder tag noch nacht kain rů mag haben. Auch das mich alle die verlassen haben, mit den ich mein gůt so miltigklich getailt hab, den selben byn ich yetz ain vnwerder gast. Vnd klagt also sein not, da er innen was, mit betrübtem hertzen.

[6] Wie Fortunatus mit dem graffen von Flandern on wissen vatter vnd můtter von dem land Zipern hynweg fůr.

Der sun was betrůbt vmb die kümernuß seines vaters, hůb an vnd sprach: O aller liebster vater, laß von deinem trauren vnd sorg gantz nichts für mich. Ich byn iung, starck vnnd gesund, ich will gan in frembde land vnnd dienen. es ist noch vil glüks in diser welt, ich hoffen zu got, mir werd sein auch ain tail. So hastu ainen gnedigen herren an vnserm herren künig. dem mach dich vnderwürffig zu dienen, der verlaßt dich noch mein můter nit byß an ewer end, vnd schäm dich des nit, so es die noturfft aischet. vnd sorg gantz nichts für mich, du vnd mein můter hond mir gnůg gethan, das ir mich erzogen habent, Darumb ich üch grossen danck sag vnnd schuldig byn, mein lebtag got für eüch zůbitten. Vnd stůnd also auff vnnd gieng mit ainem federspil so er het auß dem hauß, gieng an des möres gestadt vnd gedacht, was er anfahen wolt, damit das er nit mer käm für seinen vatter, das er kain beschwärnuß ab ym näm. Vnd als er an dem meer hyn vnd her gieng, do hielt ain galee in dem port, die was der Venediger galee, da die pilgerin gen Jerusalem auf gefaren waren. auff der galee, da was der graff vonn Flandern, dem waren zwen knecht gestorben, vnd als der graff nit mer geschäfft hett bey dem künig, auch sunst der patron fertig was vnnd man auffpließ, das man zu schiffe gieng vnd weg faren wolt, kam der graff vnnd vil ander edler leüt mit jm, vmb das sy in die galee kämend vnd die schiffung nit versampten. Das sach nun der betrübt Fortunatus vnd gedacht: o möcht ich ain knecht werden des herren, mitt ym farenn so verr, das ich nit mer gen Cipern möht kommen, gedacht: frag jn, ob er nit ains knechts bedürff, gieng gegen ym vnd zoch ab sein pareet vnd nayget sich gar schon, darbey der graff wol mercket, [7] das er nit aines pauren sun was, hůb an vnd sprach: gnädiger herr! ich hon verstanden, das ewern gnaden sind knecht abgangen. bedarf ewer gnad nicht ains anderen? Der graff sprach: was kanstu? er sprach: ich kan jagen, payssen vnd was tzu waidwerck gehört vnd darzu verwesen ainen raysigen knecht, wann es tzu schulden kommpt. Der graff sprach: du wärest wol mein fůg. ich byn von ferren landen vnd fürcht, du ziehest nit so ferr vonn disem land. Fortunatus sprach: O gnädiger herr, ir kündt nit so ferr ziechen, ich wolt es wär viermal so verr. Der graff sprach: was müßt ich dir zulon geben? Fortunatus sprach: gnädiger herr, ich beger kainen lon, dann darnach ich dien, darnach lonent mir. Dem graffen gefiellen die wort des iungen wol vnnd sprach: nun will die galee gleich gon, bist du fertig? er sprach: ja herr! vnd warff dass federspil, so er auff der hand hett, in den lufft, ließ es flyegen vnnd gieng vngesegnet vnd on vrlaub vaters vnd der můter mit dem graffen als sein knecht in die galee vnd fůr also von land vnd het lützel pargelt bey ym vnd kamen in kurtzer zeit mit allem glück gen Venedig. Vnnd als sy gen Venedig kamen, het der graff von aller herrlichait zů Venedig gesehen, dass jn nit mer vil lust, lenger da zubeleiben. sein begürd stůnd wider zů seinem land vnd zu seinen gůten fründen. wann er auch des willens was, so jm got von dem hailigen land Jerusalem wider haym hulff, wollt er ym ainen gemahel nemen, aines hertzogen tochter von Cleffe, die iung, vast schön was vnd auch alle ding abgeredt was biß auff sein widerkommen. Darumb er dester meer begird het bald wider zů land zů kommen vnd ließ jm pferd kauffen, rust sich zu. er kauffet auch zu Venedig schöne klaynat von samat vnd von gold vnnd sunst was zu ainer kostlichen hochzeit gehort, vnd nun er vil knecht het, kund kainer welsch dann Fortunatus vnnd der was auch gar geschickt zu dem kauffen zureden. Darab der graf ain groß wolgefallen het vnd yn lieb gewan. Das marckt Fortunatus vnd flysse sich ye lenger ye baß seinem herren zů dienen. Er was alweg der lötst von ym vnnd am morgen der erst bey ym. das marckt der herr an ym. vnnd als man nun dem graffen vil roß [8] kaufft hett, darunder ettlich schelmen waren (Als dann gewonlich ist, wa vil roß bey ainander stond, das schelmen darunder sind) die müßt man dem graffen alle musteren vnd er tailte sy vnder seine diener vnd gab Fortunato ains bey dem besten. das ward die anderen knecht verdriessen vnd fiengen gleich an, yn zu hassen vnd sagt ainer zu dem anderen: sehent an! hat vns der teüffel mit dem Walchen beschissen? vermainten all, vmb daßs er welsch künd, er wäre ain Walch, wie doch er auß Zipern vnd rechter geburd ain wolgeborner Kriech was. Doch nit desterminder můßten sy yn mitt irem herren reitten lan vnd torst jn kainer gegen dem graffen versagenn oder verunglümpffen, vnd kam der graff also mit freüden haim vnnd ward gar eerlich entpfangen von allem seinem volck, wann sy hetten jn gar lieb. er was ain frommer graff, der seine vnderthon auch lieb het. Vnd als er nun zůland kommen was, do kamen die vmbseßsen vnd seine gůte freund vnd entpfiengen yn gar schon vnd lobten got, das er ain so sälige raiß volbracht hette vnd fiengen an mit ym zu reden vonn der gemahelschafft wegen, wie dann vor daruon geredt was. das geuiel ym wol vnd bat vnnd begert, das man die sach vollendte, das och in kurtzen tagen beschach, vnd ward ym des hertzogen tochter vonn Cleff vermähelt. Do ward zugericht ain grosse vnd kostliche hochtzeit, da von vil zu schreibenn wär, wann do kamen vil fürsten vnd herren auf die hochtzeit. Also ward gestochen, geturnieret vnd scharff gerent vnd an dere ritterspil getriben vor den schönen vnnd edelen frawen, so dann die fürsten vnd herren mit jnen dahyn hetten gebracht vnd die vor da warent. Nun wieuil die fürsten vnd herren edler knecht oder sunst diener mitt yn auff die hochtzeit gebracht hetten, so was doch kainer vnder jn, des dienst vnd wesen gemainklich frawen vnnd mannen baß geuiellen, dann Fortunatus, vnd fragten den graffen, von wannen ym der hoflich diener käm. er sagt yn, wie er zu ym kommen wär auf der widerfart von Jerusalem vnd sagt yn, wie er so ain gůter jäger wäre, die vogel in dem lufft vnd die thyer in den wälden wär kaines sicher vor ym, tzu dem das er sunst wol dienen kund vnd yederman halten nach dem [9] vnd er wäre, durch solich lob, so jm sein herr gab, warde ym vil geschenckt von fürsten vnd von herren vnd von edlen frawen.

Wie Fortunatus im stechen vnd turnier bey seines herren hochtzeit in Flandern das bösst thet vnd bayde clainat gewan.

Als nun die fürsten vnnd herren gestochen hetten, ward zu rat der hertzog von Cleffe vnd der graff, sein tochterman, sy woltten der herren diener, so auf der hochtzeit waren, zway klainat außgeben, darumb solten sy stechen vnd solten sich in vier zertayllen, soltten die zwen tayl auff den ainen tag stechen vnnd die andern zwen tayl des andren tags, vnd wer ye das best thät, der solt der klainat ains haben genommen, der aines bey hundert Cronen werdt was. Der herren diener waren all fro, hett yeder ain gůte hoffnung er wölt das best thůn vnnd was der diener so vil, die stechen woldten, das ir wol achtzig ward, das ye zwaintzig wider ainander stachend. vnder denen was Fortunatus och ainer mit seines herren wissen vnd willen, vnd als sy den ersten tag stachen, do gewan den preyß des hertzogen von Braband diener ainer. vnd als sy des andern tags stachen, aber zwaintzig wider zwaintzig, do gwan Fortunatus den preiß. do die das horten, alle die gestochen hetten, och die andren, so nit gestochen hetten, der vil mer was dann die gestochen hetten, do hetten sy all gemainklich ain groß misfallen darab, das Fortunatus das ain klainat gewunnen het vnd batten all Thimotheum, des hertzogen von Braband diener, der dann das ain klainat gewunnen het, das er sich dem Walchen, dem Fortunato, außbut mitt ym zu stechen vnd sein klainat an dass sein satzte. das wolten sy all vnd yeder in sunderhait vmb jn verdienen. Thimotheus kund das beet, so an jn gelegt ward, von so vil gůter gesellen wegen nit wol abschlagen vnd enbot Fortunato, wie er sein klainat an [10] das sein setzen wolt vnd wolt mit ym darumb stechen vor den frawen vnd iungfrawen vnd wölcher das best thät, der solt die klainat baide haben. do Fortunatus dass vernam, bedacht er sich nit lang, wie wol er vor nit mer gestochen het, vnd saget ym das zu. Dise mär kamen für die herren, wie das Tymotheus vnd Fortunatus mit ainander stechen wolten vmb ire klainat. daz horten sy gern. Vnd also rüsteten sy sich gleich vnd kamen auff den plan vnd ritten manlich vf ainander vnd hett yeder gern das best geton, doch am vierden ryt rant Fortunatus den Tymotheum hinder seinen gaul ainer lantzen lang vnd gewan da die zway klainat die .cc. Cronen wol werdt waren. Do hůb sich erst groß neid vnd haß vnnd allermaist vnder des graffen vonn Flandern diener. Aber der graff sach es vast geren, das seiner diener ainer die klainat gewunnen het vnd het gemaint, alles sein hoffgesynn solt es geren gesehen haben vnd ynen lieber gewesen sein, dann das ain fremder die klainat weg gefüret hett. Der graff weßt aber nit vmb den vnwillen, so seine diener gegen Fortunato hetten, so torst es auch kainer dem graffen sagenn.

Nun was ain alter, listiger vnder yn, hieß Růpert, der sprach, het er zehen par Cronen, so wolt er sich vnderstan, vnd den Walchen dartzu bringen, dass er selbs eyllentz wurd hynweg reütten on vrlaub seines herren vnd maniglichs, vnd wolt das also zu wegen bringen, das vnder yn kainer dardurch solt verarckwont werden. sy sprachen all zů ym: O lieber Růpert, kanstu das, wes feyrest du dann? er sprach: ich kan es nit zů wegen bringen on gelt vnd sprach: nun geb yeder ain halbe Cronen vnd bring ich jn nit ab dem hoff, so will ich yedem ain gantze Cron dar für wider gebenn. Sy waren all willig vnnd wölicher sy nit par hett, dem lyhen die anderen, Also das sy fünfftzehen Cronen zu wegen brachtenn vnnd gaben die dem Růpert, der sprach: nun rede mir niemant in kain sach vnd thů yederman wie vor in allen sachenn. das selb verhyessen sy ym all zuthůn. Also fieng Růpert an vnd gesellet sich zu Fortunato vnd ward gar früntlich mit ym reden vnd ym von alten geschichten sagen, so dann in den landen waren geschehen, vnd wie ain herr dem anderen [11] sein land abgewunnen het. was auff die mainung, er het ainen gnädigen herren, bey dem er sein lebtag möcht beleiben, so wäre jm auch nott von aldten sachen tzuwissenn. Er saget ym auch vil von seiner haimlichait vnd fieng an vnd fůrt jn zu schönen frawen, die er auch gar gern sach vnd wa sy also hyn kamen, so sandt Růpert alwegen auß nach wein vnd nach anderm gůttem geschleck, Als dann Růpert wol wißt, was tzu solichen hoffstuben gehort. vnnd war yn ser loben, wie er fast reich vnd edel wär, das nun Fortunatus wol leiden mocht vnnd wolten all wol an ym sein. Nun, wenn sy von den hoffstuben haym kamen, so gieng Fortunatus über seinen seckel vnd wolt seinen tail des außgebnen gelts betzallen, So wolt Růpert kain gelt von ym nemen vnnd sprach, er wäre ym lieber dann kainer seiner brüder vnd was er hett, das günnet er ym, vnnd sollicher gůter wort gab er jm vil. Růpert wißt auch wol, daz die Walchen nit geren gelt autzgebend vnd maint, er künde nit wol ainen bessern schick anfahen, darbey man grösser trew spürte dann für den andern gelt ausgeben. Nun tryben sy das gar vil vnd offt, biß Růpert schyer kain gelt meer hett.

Nun die anderen des graffen diener wurden jnnen, das Růpert vnd Fortunatus tzu den hoff stuben giengen vnd allso wol lebten, do sagt ainer zu dem anderen: mainet Růpert Fortunatum mitt dem leben vonn hynnen zu bringen? ja wär er yenhalb dem mör zu Cipern vnnd wißte sollich leben hye, er gedächte ym bald, wie er her käm. Fürwar thůt Růpert nicht, was er vns verhaissen hatt, er můß vns dreyssig Cronen geben vnd soldt er nit mer auff erden haben. Die wort wurden Růpert gesagt. der spottet seiner gesellen vnd sprach: ich waiß sunst nit ainen gůtten můt tzůhaben dann mitt eüwerem gelt. Doch als sy daz gelt gar verbraucht hetten an ainem abent vast spat, do sich der graf mit seinem gemahel an die rů gemacht hett vnnd nun niemandt auff den dienst warten dorfft, kam Růpert zu Fortunato in sein kamer vnd hůb an vnd sagt tzu Fortunato: mir ist ettwas in diser stunde in ainer gehaim gesagt worden von meines herren Cantzler, der da in sonder mein günstiger vnd gůter [12] freünd ist vnd wie wol er mir das gar tewr vnd hoch verbotten hatt, als lieb mir seyn freündtschafft sey, yedoch so kan vnd mag ich dir als meinem gůtten günner vnnd liebhaber nit verhalten, wann es ain sach ist, die dich auch an treffen möcht vnd ist das die sach, als du wol waist, wie vnnser herr, der graff, ym ainen edlen vnd schönen gemahel genommen vnnd darzu vil schöner frawen vnnb iungfrauwen in seinem frawenzymmer hat, ist jm ain fantasey eingefallen vnd sorget seines gemahels, auch der andren (so dann in dem frauwenzymmer bey ir seind) vor den iungen kämerlingen, so yn dann dienen, wiewol er in der hoffnung ist, sy seien so ersam, das sy vmb kain sach begern vneerlichs tzu thůn, So ligt ym doch im synn, wie es so ain blind ding ist vmb die liebin vnd wenn die angezünt wirt vnd enprinnt, wie hart die zu erlöschen ist. Wann zway liebhabende menschen, die in gantzen trewen ainander liebhond, kan niemant schaiden dann allayn der tod, Vnd vmb sollichs zufürkommen, so ist ym geratten, ist das gantz auch sein mainung vnd hat ym das fürgenommen zuthůn, das er morgen will reyten gen Lauffen, ist ain grosse statt vnd ist och da ain bistumb vnd vniuersitet, das ist ain hohe schůl, da hat er zu rechten mit ainem grafen vmb ain grosse sach, vmb land vnd leüt vnd würt kostlich tzu dem rechten kommen vnnd alle seine diener mit ym nemen, dann er wayßt wol, das der graff von Sant Poll, so wider yn ist, auch kostlich kommen wirt. vnd die weil er also da sein wirt, so wil er die vier frauwen diener lassen verschneyden, es sey yn lieb oder laid, Wann es ist gar ain gůtter maister zu Lauffen. vnd wil das also zu wegen bringen, das der kainer von dem andern innen werden můß vnnd ist sein fürnemen, so bald er gen hoff kommpt, so wil er den maister bestellen, das er drey oder vier gůt starck knecht bestel vnd auch dartzu vier pauren heüßer an der ainöde, so wölle er ym seiner diener vier senden, alle tag ainen, vnd dem ain pferd geben, dass er seinem gemahel bringenn söll, alsdann so sol er auff ainen yglichen am morgen warten vnd sy fahen vnd mit gewalt füren, ir yeglichem baide gelider (oder daßs man es desterbaß verstand) bald hoden auß schneidenn, jn [13] gar gütlich thůn vnnd gantz kain mangel lassen, gůtten fleüß brauchenn, dass sy gar wol gehailet werden. vnd sol auch das nyemandt sagen, noch das es ainer von dem andern innen werd, vnd so sollichs beschehen ist, so wirt er sy wider haim füren und in das frawenzymer thůn vnd den frawen lassen dienen wie vor. Auch so will er seim gemahel sollichs sagen vnnd ir verbieten, das sy es haimlich halt, waißt er wol, das sy es irer obrosten Camererin sagen wirt. vnd also darnach ye aine der andern, biß sy es all innen werden, vnd darmit, so vermaint er zufürkommen, daßs kain eingang füro hyn entspring der liebe in seinem frawenzymmer. Wann er wisse wol, das kain frauw kainen verschnitten oder hodenlossen man nit lieb müg gewinnen, wann es gantz wider ir natur ist.

Vnnd do Fortunatus die wort vernam, erschrack er zu mal ser vnnd sprach, ob er kaynen außgang auß der stat wißte, so wolt er yn bitten, das er jm den weiset, wolt er von stunden hynweg vnd seines herren fürnemen nit erwarten, vnd gäb er mir alles sein gůt vnnd künd mich künig in Engeland machen, so wil ich ym kain tag mer dienen. Darumb, lieber Růpert, hilff vnd radt, das ich hynweg komme. Růpert sprach: wiß, lieber Fortunatus, die statt ist an allen orten beschlossen vnd kan nyemmant weder ein noch auß kommen, biß morgen frů. So man mettin leüt, so schlüßt man das thor auf, genant Porta de Vacha, das ist die kü port, die schleüßt man am frůesten auff. Aber lieber Fortunatus, wenn es vmb mich ain sollich gestaltt hett, als vmb dich, so wolt ich mich sollichs nit vast wideren, dann du wärest ain gemachter junckherr dein lebtag vnd ich wolt, daz man mich zu solichem auffnäm, wolt mich gantz nicht bedenken vnd mich darein geben. Fortunatus sprach: wer solliches beger, so wölle got, das es ym widerfar. ich will nichts daruon hören sagen vnnd der mir die wal gäb, ob ich mir ließ außschneiden, das ich künig zu Franckreich wär oder vnuerschnitten müßt bettlen geen mein lebtag, So bedörfft ich kaynes radts noch darauff mich zu bedencken. Ich wolt ee bettlen gan vnd ain nacht nit ligen, da ich die anderen gelegen wär.

[14] Wie Fortunato ain graussen gemacht ward, das man yn kapponen wurd, deßhalben er haimlichen hynweg floch.

Růpert sprach: mir ist laid, das ich dir dise ding geoffenbart hab, so ich verstand, das du also von hynnen wildt, wann ich hab all mein hoffen auff dich gehebt, das wir als brüder wolten mit ainander gelebt haben vnd vnser zeit mit ainander vertriben. So du aber des willens bist, das du ye von hynnen wilt, so laß mich doch durch geschrifft wissen, wo du dein wesen haben wildt. So dann vnser herr sein frawenzymmer versehen hat mit verschnitten kämerlingen, wolt ich dir schreiben, so möchtest du denn widerkommen, wann mir tzweiffelt nit, du habest alweg ainen gnädigen herren. Fortunatus antwurt gar schnel vnd sprach:

 

du solt mir weder schreybn noch enbieten vnd die weil vnnd ich leb, so komm ich an den hoff nit mer vnd ich bitt dich, du wöllest es nit offenbaren, das ich also von land geritten sey, ich sey dann vor drey tagen hynweg gewesen. Růpert sprach tzů Fortunato: Ich gelob dir dein gewarsami vnnd nam also vrlob von jm vnnd stalt sich gar kläglich, als ob er trauren wolt, Sprechend: die genad gottes vnd das rain hertz Marie, der raynen magt, vnd der segen aller gotes hailigen, die wöllen dich gelaiten vnd in allen deinen geschäfften mit dir sein vnd dich vor allem hertzlaid behütten, vnnd schied also von ym. O was gůtter wort giengen da auß ainem falschen hertzen! O Judas, wie hast du souil erben hinder dir gelassen! also schied Růpert von Fortunato.

Es was nun vmb mitte nacht, das da gemainklich yederman schlaffet. Fortunato was kain schlaffen in seim synn, yn gedaucht ain stund ains tags lang, wann er besorget, wurd der graff jnnen, das er hynweg wolt, er wurd yn lassen vahen vnd wartet mit angst vnd mitt not, byß daßs der tag her brach. do was er auff, gestiuelt vnd gesport vnd nam seyn federspyl vnd hund, als ob er auff [15] das gejäg reüten wolt vnd rayt also eylentz hynweg, eylet so ser vnd wär jm ain aug entpfallen, er het es nit meer auffgehebt. Vnnd als er bey tzehen meylen gerytten was, Do kauffet er ain ander pferd vnd saß auff vnnd rair eylentz fürbas. Doch so sandt er dem graffen sein roß, hund vnnd federspyl alles wider haym, das er nit vrsach hett ym nach tzusenden.

Do nun der graf jnnen ward, das Fortunatus hynweg was on vrlaub vnnd er ym kainen vnwillen bewissen het, auch hett er ym kainen sold geben, Do nam es yn frembd vnd fragt die diener all vnd yeglichen in sonderhait, ob kainer wisset, was doch die vrsach wär seines hynschaydens. sy sagten all, sy wißten es nit vnd schwůren all, sy hetten ym kain laid gethon. Der graf gieng selber zu seinem gemahel in das frauwenzymmer vnd fraget sy vnd die anderen all, ob ym yemant etwas verdrieß gethon het oder yemant wißte, was die vrsach wär seines weg schaydenns on vrlob. Sein gemahel vnd die andern all sagten, sy wißten nit, das ym kain laid beschehen wäre weder mitt worten noch mit wercken, wann am abend, als er von yn gangen wär, do wär er frölichen gewesen vnd hett yn von seim land gesagt, wie die frawen da geklaidet giengen vnd von andern sitten vnd gewonhaiten vnd sagt das mit so bößem teütsch, daz wir das lachen nit kunden verheben. vnd do er vns lachen sach, fieng er och an zů lachen vnd mit lachedem mund ist er von vns geschaiden. Der graf sprach: kan ich es yetz nit jnnen werden, warumb Fortunatus allso hynweg ist, so würd ich es hynnach jnnen. Vnd fürwar würd ich jnnen, das etwar der meinen ayner vrsach ist seynes hynweg schaidens, er sol sein gen mir engelten, Wann on vrsach ist er nit allso von hynnen geschaiden. ich waiß, das jm bey fünfhundert Cronen vor gestanden sind, die weil vnd er hie gewesen ist. vnd ich het gemaint, er het sein lebtag nit von hynnen gestelt. Ich verston aber wol, das er nit můt hatt herwider zů kommen, so er seine klainat vnd was er gůts hat mit jm hinweg genommen hat. Do nun Růpert verstůnd, wie seynem herren so layd vmb yn was, do viel ym ain vorcht ein vnd het sorg, seiner gesellen ainer möcht[16] etwan sagen, wie Růpert yn weg geschafft het vnd gieng zu yn allen vnd yedem in sonderhait, bat sy, das sy nyendert meldeten, daz er ain vrsacher wär sines hinwegschaidens. das gelobten sy jm gar trüwlich, doch hetten sy geren gewisset, mitt was lüstikait er yn dartzu gebracht hett, daßs er so eylentz vnnd on vrlaub (Als ob er etwas mercklichs gethon hett) weg geflohen wär. Do was ainer vnder yn, der da für die anderen wol an Růpert was, lag ym an mitt fragen, hett geren gewißt, wie er jn hynweg gebracht het. Do er nit ablassen wolt vonn fragen, sagt er ym, wie Fortunatus gesagt hett, das wesen seines vaters, wie er zu armůt kommen wär vnd an des küngs hof vonn Cipern dienete, han ich ym gesagt, wie ain reüttender bot eylentz reütt zum künig von Engeland, ym zu sagen, wie der künig von Cipern todt sey, wann sy wären geporen freünd, vnd der hab mir gesagt, wie der künig bey leben vnd gesundem leib Theodorum, seinen vater, hab gegräffet vnd ym ain grafschafft eingeben ains graffen, hyeß graff Anßhelmus vonn Teratzino, der ist gestorben on leiberben vnd also wär Theodorus der erst, der den künig vmb daßs lehen hätte, wann es dem künig haim gefallen was, vnd also het ym der künig die grafschafft gleich eingeben, jm vnd seinen erben vnd jn mit brieff vnd sigel darumb versorget nach aller notturfft. Do ich das saget, gab er meiner red nit vil glaubens, dann dass er sprach: ich wolt geren, das es meinem vater wol gieng. Doch auff solliches ist er weg geritten. Die andern diener, die red vernomen, sprach ainer tzu dem anderen: wie ist Fortunatus so vnweiß gewesen! war ym ain sollich glück tzugestanden vnnd hett dass vnserm herren gesagt, er het yn wol eerlich zugerist vnd vnser drey oder vier mit jm gesandt vnd wäre wol mitt grossen eeren von hynnen kommen vnd het ainen gnädigen herren sein lebtag gehabt, was ym zugestanden wär.

 

Wie Fortunatus gen Lunden kam.

Nvn lassenn wir den graffen mit seinen dienern, den da gantz vnwissend was, wie Růpert mit lugen vmbgangen [17] was vnd vernemen, wie es Fortunato fürbas gangen ist. als er ain ander roß kaufft vnd seinem herren dass sein wider sandt, hett er noch alzeit sorg, man eylte ym nach. het er vor vast geeylt, er eylet noch vester, biß er kam gen Calis. da saß er in ain schiff vnnd fůr in Engeland, wann er forcht das Cipren so ser, das er nit getrawt sicher zu sein herdißhalb dem möre vnd als er nun in Engeland kam vnnd vermaint nun sicher zu sein, fyenge er an wider gůts můts zu werden vnd kam allso in die haubtstat in Engeland, genant Lunden, da nun von allen orten der welt kauffleüt ligend vnd da iren gewerb tribent. do was auch ain Galee von Cipren dahyn kommen mitt kostlicher kaufmanschaft vnd vil kauffleütten darmit, darunder waren zwen iung, die reich vätter in Cipern hetten, die sy auff der Galee auch gen Lunden sandten vnd ynen vil kostliche kauffmannschatz beuolhen. sy waren auch vor nyemer auß gewesen vnd wißten nit vil, wie man sich regieren vnd halten solt in frembden landen, dann souil sy von iren vätern gehört, in gůte vnderweisung gegeben, hetten sy jn geuolget. Do nun die galee mitt der kauffmanschatz abgeladen ward vnd dem künig der zol gegeben was, das ain yeder mocht kaufen vnd verkauffen, fiengen die zwen iungen auch an ire kauffmanschatz zu verkauffen vnd loßten bar gelt vnd des ain michel tail, darab sy freüd enpfiengen, wann sy nit gewon waren mitt parem gelt vmb zu geen. Zu denen kam Fortunatus vnd empfiengen ainander gar schon in frembden landen vnd wurden gůt gesellen vnd funden geleich ain vnnutze rott von bůben, zu denen sy sich geselten. die wißten die leüt zů zerichten mit schönen frawen, mit spilen, mitt wolleben, darbey sy auch wol waren vnd schanckung von yn nament, die weil sy außzugeben hetten. sy lebten also in freüden vnd wenn ainer ain schönen bůllen über kam, so wolt der annder noch ain hübschere habenn, es kostete, was es wolt. das triben sy bey ainem halben iar. Do begund es nachnen, das sy nit vil bar gelt mer hetten. doch het ainer mer onworden dann der ander.