Vielfalt der Moderne - Ansichten der Moderne
Herausgegeben von Hans Joas
Fischer e-books
Redaktion: Christian Scherer
Hans Joas ist Fellow am Freiburg Institute of Advanced Studies (FRIAS) und Professor für Soziologie und Sozialphilosophie an der Universität Erfurt und der University of Chicag. Er war langjährigerLeiter des Max-Weber-Kollegs für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien in Erfurt. Im Fischer Taschenbuch außerdem erschienen sind: »Säkularisierung und die Weltreligionen« und »Die kulturellen Werte Europas«.
Covergestaltung: hißmann, heilmann, hamburg
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2012
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ISBN 978-3-10-401980-2
Jürgen Mittelstraß, Leonardo-Welt. Über Wissenschaft, Forschung und Verantwortung. Frankfurt am Main 1992.
Yehuda Elkana, »The Education of ›Concerned‹ Scholars«. An Interdisciplinary Doctoral Seminar, Budapest, Central European University, 2006/2007.
Ausführlicher zu meinen Zweifeln am Moderne-Begriff: Hans Joas, Glaube als Option. Zukunftsmöglichkeiten des Christentums, Freiburg 2012, v.a. S. 86–128.
Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, 3 Bde., Tübingen 1921.
Eine vorzügliche Geschichte der Modernisierungstheorie unter Berücksichtigung der genannten Aspekte hat vorgelegt: Wolfgang Knöbl, Spielräume der Modernisierung. Das Ende der Eindeutigkeit, Weilerswist 2001.
Shmuel N. Eisenstadt, Die Vielfalt der Moderne, Weilerswist 2000.
Rainer Forst, Das Recht auf Rechtfertigung. Elemente einer konstruktivistischen Theorie der Gerechtigkeit, Frankfurt am Main 2007; ders., Kritik der Rechtfertigungsverhältnisse. Perspektiven einer kritischen Theorie der Politik, Berlin 2011.
Robert N. Bellah, Religion in Human Evolution. From the Paleolithic to the Axial Age, Cambridge, Mass. 2011; Robert N. Bellah und Hans Joas (Hg.), The Axial Age and Its Consequences, Cambridge, Mass. 2012. Speziell zum Konfuzianismus sind die Arbeiten von Heiner Roetz hervorzuheben, z.B. Die chinesische Ethik der Achsenzeit, Frankfurt am Main 1992, oder sein Beitrag in Bellah/Joas (Hg.), The Axial Age, S. 248–273.
Dazu ausführlicher Hans Joas, Die Sakralität der Person. Eine neue Genealogie der Menschenrechte, Frankfurt am Main 2011, v.a. S. 251–281.
Jürgen Osterhammel, Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts, München 2009, S. 1282.
Mein Dank für ihre Beiträge zum Gelingen der Diskussionsreihe gilt Mitarbeitern des Bundespräsidialamts (Christoph Braß, Karin Pfundt) und beteiligter Stiftungen (Barbara Müller, Ursel Zetzsche), insbesondere aber auch Mitarbeitern des Erfurter Max-Weber-Kollegs (Andreas Pettenkofer, Christian Scherer). Ohne Christian Scherers Hilfe vor allem wäre es nicht gelungen, aus den Tonbandmitschnitten und Manuskripten ein Buchmanuskript zu erstellen.
Pico della Mirandola, Über die Würde des Menschen, Hamburg 1990, S. 5–7.
Immanuel Kant, »Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht«, in: Kants Werke, Akademie-Ausgabe, Bd. 8, Berlin 1968, S. 18.
Philipp Lepenies verfolgt diese Idee in der europäischen Geschichte von der Erfindung der linearen Perspektive in der Renaissance bis zu den heutigen Diskursen der Entwicklungszusammenarbeit in seiner Frankfurter Habilitationsschrift A Matter of Perspective. Art, Enlightenment, and the Emergence of the Development Mindset, 2011. Eine umfassende kritische Theorie des Entwicklungsgedankens liefert Thomas McCarthy, Race, Empire, and the Idea of Human Development, Cambridge 2009.
Jean-Jacques Rousseau, »Abhandlung über die Wissenschaften und Künste«, in: ders., Schriften, Bd. 1, Frankfurt am Main 1995, S. 55.
Walter Benjamin, »Über den Begriff der Geschichte«, in: ders., Illuminationen. Ausgewählte Schriften, Frankfurt am Main 1977, S. 255.
Vgl. James Tully, »Über Recht, Demokratie und Imperialismus«, in: ders., Politische Philosophie als kritische Praxis, Frankfurt am Main 2009, Kap. 5.
Amartya Sen, Development as Freedom, New York 1999.
Rainer Forst, Das Recht auf Rechtfertigung, Frankfurt am Main 2007; ders., Kritik der Rechtfertigungsverhältnisse, Berlin 2011.
Vgl. Jürgen Habermas, Die postnationale Konstellation, Frankfurt am Main 1998, Kap. 5.
Walter Benjamin, »Goethes Wahlverwandtschaften«, in: ders., Illuminationen, S. 135.
Herb Feith, »Repressive-Developmental Regimes in Asia. Old Strengths, New Vulnerabilities«, in: Christian Conference of Asia (Hg.), Escape from Domination. A Consultation Report on Patterns of Domination and People’s Movements in Asia, Tokio 1980.
Für eine weiterführende Diskussion von Lévy-Bruhls Position und eine erhellende Kritik vgl. G. E. R. Lloyd, Demystifying Mentalities, Cambridge 1990, Kap. 1.
Interessanterweise wurde Lévy-Bruhl bereits von seinem Zeitgenossen Olivier Leroy in den 1920er Jahren scharf kritisiert. Vgl. dazu René van der Veer, »Primitive Mentality Reconsidered«, in: Culture & Psychology 9 (2003), S. 179–184.
In seinem sehr einflussreichen Werk Wir sind nie modern gewesen. Versuch einer symmetrischen Anthropologie (Berlin 1995) schlägt Bruno Latour vor, sich von dieser Dichotomie ganz zu verabschieden und die Grundlagen unseres modernen Selbstverständnisses in Frage zu stellen. Dieser und ähnliche Versuche, die »große Kluft« zu überwinden, folgen zumeist einer eurozentrischen, akademischen Perspektive. Die Ereignisse und Debatten der letzten zehn Jahre haben jedoch gezeigt, dass die Rede von Mentalitäten, kulturellen Differenzen und zivilisatorischen Unterschieden keine rein akademische Angelegenheit ist, sondern Teil der Lebenswirklichkeit vieler Menschen – mit ernsten Folgen für ihr physisches Überleben und Wohlergehen.
Robin Horton, »African Traditional Thought and Western Science«, in: Africa 37 (1967), S. 50–77 und 155–187.
Horton zitiert u.a. Claude Lévi-Strauss, La pensée sauvage, Paris 1962 (dt.: Das wilde Denken, Frankfurt am Main 1968); Karl Popper, The Open Society and Its Enemies, London 1945 (dt.: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bern 1957); Thomas Kuhn, The Structure of Scientific Revolutions, Chicago 1962 (dt.: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Frankfurt am Main 1967).
Es existiert eine umfangreiche Literatur zur Frage des »Warum nicht?«. Zu den einflussreichsten, wenngleich inhaltlich nicht immer befriedigenden Arbeiten zählen: Joseph Needham, Science and Civilisation in China, Bd. 3: Mathematics and Sciences of the Heavens and the Earth, Cambridge 1959, darin das Kapitel »Mathematics and Science in China and the West«, S. 150–168; Nathan Sivin, »Why the Scientific Revolution Did Not Take Place in China – or Didn’t It?«, in: Chinese Science 5 (1982), S. 45–66; Toby Huff, The Rise of Early Modern Science. Islam, China, and the West, Cambridge 2003. Einen Überblick zur bisherigen Diskussion bietet H. Floris Cohen, The Scientific Revolution. A Historiographical Inquiry, Chicago 1994. Neue Impulse könnten zwei jüngst erschienene Bücher geben: H. Floris Cohen, How Modern Science Came into the World. Four Civilizations, One 17th-Century Breakthrough, Amsterdam 2010, und Toby Huff, Intellectual Curiosity and the Scientific Revolution. A Global Perspective, Cambridge 2011. Mit der Verschiebung der weltweiten ökonomischen, technologischen und wissenschaftlichen Kräfte in Richtung Osten könnte sich die Frage nach dem »Warum nicht?« aber ohnehin als rein akademisch erweisen.
Vgl. Nabil Matar, Islam in Britain, 1558–1685, Cambridge 1998, insbesondere Kap. 3. Die vielfältigen und einander nicht selten widersprechenden europäischen Auffassungen zum Islam in der Vormoderne behandeln David R. Blanks und Michael Frassetto (Hg.), Western Views of Islam in Medieval and Early Modern Europe. Perception of Other, New York 1999, und Nancy Bisaha, Creating East and West. Renaissance Humanists and the Ottoman Turks, Philadelphia 2004.
Ernest Renan, L’Islamisme et la science. Conférence faite à la Sorbonne le 29 Mars 1883, Paris 1883 (dt.: Der Islam und die Wissenschaft. Vortrag gehalten in der Sorbonne am 29. März 1883, Basel 1883).
F. Jamil Ragep, »Duhem, the Arabs, and the History of Cosmology«, in: Synthese 83 (1990), S. 201–214.
Ein typisches Beispiel bietet der 1938 in die USA emigrierte österreichische Orientalist Gustav von Grunebaum (1909–1972). Er glaubte, eine tausend Jahre alte Tradition ohne empirische Belege und ohne genaue Erläuterung mit der Aussage zusammenfassen zu können, die naturwissenschaftlichen »Disziplinen (und ihre technische Anwendung) wurzelten nicht in den Grundbedürfnissen und -bestrebungen ihrer [der islamischen] Kultur«. Gustav von Grunebaum, »Islamische Weltanschauung und islamische Wissenschaft«, in: Studien zum Kulturbild und Selbstverständnis des Islams, Zürich 1969, S. 93–104, hier S. 96.
Samuel P. Huntington, Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert, München 1998. Das Buch ging aus einem Artikel hervor, den Huntington 1993 in Foreign Affairs veröffentlicht hatte und der, wie der Harvard-Professor notierte, »mehr Debatten auslöste […] als alles, was ich je geschrieben habe«. Den Titel des Buches übernahm er von dem Orientalisten Bernard Lewis, der einige Jahre zuvor von einem »Kampf der Kulturen« gesprochen hatte – »die vielleicht irrationale, aber gewiss historische Reaktion eines alten Rivalen gegen unser jüdisch-christliches Erbe, unsere säkulare Gegenwart und die weltweite Ausbreitung beider Elemente«. Bernard Lewis, »The Roots of Muslim Rage«, in: The Atlantic Monthly, September 1990, S. 60.
Francis Fukuyama, Das Ende der Geschichte. Wo stehen wir?, München 1992.
Edward W. Said, »The Clash of Ignorance«, in: The Nation, 22. Oktober 2001, S. 11–13. Jacques Derrida, Marx’ Gespenster. Der Staat der Schuld, die Trauerarbeit und die neue Internationale, Frankfurt am Main 2004. Weitere Argumente gegen Huntington liefert Shireen Hunter, The Future of Islam and the West. Clash of Civilizations or Peaceful Coexistence?, Westport 1998.
Martin Bernal, Schwarze Athene. Die afroasiatischen Wurzeln der griechischen Antike. Wie das klassische Griechenland »erfunden« wurde, München 1992.
Aristoteles, Metaphysik, übersetzt von Hermann Bonitz, Hamburg 1991, Buch 1, Kap. 1.
Asger Aaboe, »Scientific Astronomy in Antiquity«, in: Philosophical Transactions of the Royal Society London, Ser. A 276 (1974), S. 21–42. Vgl. auch John M. Steele, A Brief Introduction to Astronomy in the Middle East, London 2008, und Alexander Jones, »On Babylonian Astronomy and Its Greek Metamorphoses«, in: F. Jamil Ragep und Sally P. Ragep (Hg.), Tradition, Transmission, Transformation. Proceedings of Two Conferences on Premodern Science Held at the University of Oklahoma, Leiden 1996, S. 139–155.
Wichtige Ansätze zum Verständnis der Rezeption griechischer Wissenschaft und Philosophie im Islam bieten A. I. Sabra, »The Appropriation and Subsequent Naturalization of Greek Science in Medieval Islam. A Preliminary Statement«, in: History of Science 25 (1987), S. 223–243, wiederabgedruckt in: Optics, Astronomy and Logic. Studies in Arabic Science and Philosophy, Aldershot 1994, und in: Ragep und Ragep (Hg.), Tradition, Transmission, Transformation, S. 3–27; des Weiteren Dimitri Gutas, Greek Thought, Arabic Culture. The Graeco-Arabic Translation Movement in Baghdad and Early ’Abbāsid Society (2nd–4th/8th–10th Centuries), und George Saliba, Islamic Science and the Making of the European Renaissance, Cambridge 2007.
Franz Rosenthal, Das Fortleben der Antike im Islam, Zürich 1965, S. 30.
David E. Pingree, »The Greek Influence on Early Islamic Mathematical Astronomy, in: Journal of the American Oriental Society 93 (1973), S. 32–43.
Kim Plofker, Mathematics in India, Princeton 2009, Kap. 8.
Benno van Dalen, »Zhamaluding«, in: Thomas Hockey et al. (Hg.), The Biographical Encyclopedia of Astronomers, New York 2007, S. 1262–1263.
Den Begriff Renaissance des 12. Jahrhunderts prägte der amerikanische Historiker Charles Homer Haskins (1870–1937). In Frage gestellt wurde die gängige Ansicht von Sylvain Gouguenheim mit seiner These, dass das christliche Europa dem Islam nur wenig verdanke; vgl. dessen Aristote au Mont-Saint-Michel. Les Racines grecques de l’europe chrétienne, Paris 2008 (dt.: Aristoteles auf dem Mont Saint-Michel. Die griechischen Wurzeln des christlichen Abendlandes, Darmstadt 2011). Gouguenheim löste in Frankreich eine erbitterte Debatte aus und provozierte eine Reihe von Entgegnungen; vgl. z.B. Philippe Büttgen et al. (Hg.), Les Grecs, les Arabes et nous. Enquête sur l’islamophobie savante, Paris 2009. Eine sachliche und kritische Besprechung von Gouguenheims Buch durch den amerikanischen Wissenschaftshistoriker Steven J. Livesey findet sich in Isis 100/3 (2009), S. 648–650.
Vgl. George Makdisi, The Rise of Colleges. Institutions of Learning in Islam and the West, Edinburgh 1981, und ders., The Rise of Humanism in Classical Islam and the Christian West. With Special Reference to Scholasticism, Edinburgh 1990.
Vgl. meine Zusammenfassung in: »Copernicus and His Islamic Predecessors. Some Historical Remarks«, in: History of Science 45 (2007), S. 65–81.
Mario Di Bono bezweifelt einen solchen Einfluss der islamischen Astronomie in seinem Artikel »Copernicus, Amico, Fracastoro and Tusi’s Device. Observations on the Use and Transmission of a Model«, in: Journal for the History of Astronomy 26 (1995), S. 133–154. Vgl. dagegen die Aussage Noel Swerdlows, eines hervorragenden Kenners der Astronomie des Kopernikus: »Auf welchem Weg Kopernikus von den Modellen seiner [arabischen] Vorläufer erfahren hat, entzieht sich unserer Kenntnis (der Weg über Italien ist sehr wahrscheinlich). Die Ähnlichkeit der Modelle ist jedoch so groß, dass eine unabhängige Entdeckung nahezu ausgeschlossen ist.« Noel Swerdlow, Art. »Copernicus, Nicolaus (1473–1543)«, in: Encyclopedia of the Scientific Revolution from Copernicus to Newton, hg. von Wilbur Applebaum, New York 2000, S. 165.
Einen guten Überblick über Gregorius’ Leben und sein astronomisches Werk liefert Joseph G. Leichter, The Zīj as-Sanjarī of Gregory Chioniades. Text, Translation and Greek to Arabic Glossary, Dissertation, Brown University, 2004, S. 2–17.
Tony Lévy, »Gersonide, commentateur d’Euclide. Traduction annotée de ses gloses sur les Éléments«, in: Gad Freudenthal (Hg.), Studies on Gersonides. A Fourteenth-Century Jewish Philosopher-Scientist, Leiden 1992, S. 83–147.
Qutb al-Din al-Shirazi, Nihayat al-idrakfidirayat al-aflak, Berlin, Staatsbibliothek, Petermann I MS 674, f. 1a (meine Übersetzung).
Vgl. zur Wiederentdeckung des Konfuzianismus in China in den letzten zehn Jahren und zu den Auswirkungen dieser Wiederentdeckung auf den Versuch, »eine Alternative zum westlichen Demokratieverständnis aufzuzeigen«: Tianjian Shi, »Traditional Values in a Modern Chinese Context«, www.carnegieendowment.org/2009/06/22/traditional-values-in-modernchinese-context/3ez (aufgerufen am 11. 7. 2011). Der Artikel geht freilich nicht eigens auf die Wissenschaften ein.
Islam, Science, Muslims and Technology. Seyyed Hossein Nasr in Conversation with Muzaffar Iqbal, Sherwood Park 2007.
Henry Kissinger, Amerikanische Außenpolitik. Analysen und Tendenzen, München 1980, S. 65 (Hervorhebung im Original).
Barbara Crossette, »Unlikely Envoy. U. N. Point Man on Iraq«, in: The New York Times, 8. November 1997.
F. Jamil Ragep, »When Did Islamic Science Die (and Who Cares)?«, in: Newsletter of the British Society for the History of Science 85 (Februar 2008), S. 1–3.
* Im Original deutsch (Anm. d. Ü.).
Florian Schönmann bin ich für die sprachlichen Korrekturen zu Dank verpflichtet. Für die Endkorrektur und stilistische Verbesserungen bedanke ich mich bei Nassima Sahraoui vom S. Fischer Verlag.
Im Wortlaut: »Tell that all the community is to rise again from the dead! Tell that all cattle must be slaughtered, for they are herded by hands defiled with witchcraft! Tell that there should be no cultivation, but that the people should dig new granaries, build new houses, erect great and strong cattle-folds […].«
Nelson Mandela verbrachte die meisten Jahre seiner Gefängnisstrafe auf Robben Island.
Cargo-Kult bezeichnet in der Ethnologie den Glauben sogenannter rückständiger Völker, dass die zu ihnen kommenden Weißen aus Europa die wiederauferstandenen Ahnengeister sind, die dem Volk Wohlstand schenken werden. Vgl. Wagner 1981; Harris 1974.
In einem anderen Diskussionskontext hat Peter Burke dieses von Adam Kuper angesprochene Problem mit dem Hinweis auf die Zirkularität von Begriffsapparaten beschrieben. Sein Beispiel ist der Begriff des Feudalismus, der schwerlich ohne europäischen Bezug auf die Welt angewandt werden kann, wobei diese Anwendung schließlich zur Feststellung führen kann, dass es sich doch um einen primär europäischen Begriff handelt (Burke 2009: 17).
In Anlehnung an den von Hans Joas (1992) entwickelten Ansatz der »Kreativität des Handelns«, in dem gezeigt wird, dass Handeln neue Handlungshorizonte eröffnet, können wir die Entstehung und Ausformung von Identitäten als die Umsetzung von Zielen interpretieren, die in der von Menschen hervorgebrachten Geschichte sichtbar werden.
Vgl. Blyden 1971: 100; Mudimbe 1988: 117.
Zitat nach Mudimbe 1988: 103; vgl. auch den Aufsatz »The Call of Providence to the Descendants of Africa in America« von Blyden in: Lynch 1971: 26f.
Die Tsonga sind eine Volksgruppe im Süden Mosambiks, die in ihrer überwiegenden Mehrheit von Schweizern aus dem Kanton Vaud im 19. Jahrhundert missioniert wurde.
»Ceux de la prière« (van Butselaar 1984).
Der Missionar Paul Berthoud sah sich genötigt, die von den Frauen geprägte afrikanische Erfahrung der christlichen Botschaft zu verbieten (van Butselaar 1984).
Vgl. v.a. Silva Rego 1960; auch Schaedel 1984.
Es handelt sich um Interviews, die ich im Rahmen eines von der DFG finanzierten Projektes zum Einfluss der Schweizer Mission auf die Arbeitsethik im Süden Mosambiks durchgeführt habe. Die Exzerpte stammen aus biographischen Interviews mit zwei Frauen, die beide Mitglieder der Presbyterianischen Kirche Mosambiks (der ehemaligen Schweizer Mission) sind.
Ausführlicher: Macamo 2008; 2006; vgl. Weingarten, Sack und Schenkein 1976.
Tsonga-Original: »svivula svaku hi psvaliwile nkerekeni na hitiva sva nkereke hinga tivi sva le handhle (.) hinga tivi sva lehandhle inge kutsongo a hitiva sva gereja so (3) hi pfumela hi tskamisiwa ikukula nkerekeni lesvi hingenile svisontwana hi ngena mapatrulha:: hi vonana ni va Bila hi @txada@ (2) akukulela nkerekene ihlaya lesvu eh ahi hundzukanga (.) hi yo psvaliwa (4) hi psvaliwa, hi ngena xisontwana hi tekiwa […].«
Tsonga-Original: »A ku hambana mahambana a ku hambana mahambana hikuva a loku uli nkerekeni wasvikota kuva (3) udjonzisiwa kurivalela mun’wani loku akuvonhela vaku djondzisa uva usvikota kutikhoma kalesvi uthlanganaka nasvona svakunononwa ihm se sva hambana hikuva munhu loku a nge se ngena nkerekeni svinwani ni svinwani svi humaka anga txavi nahmbi kurhuka wa rhuka ehm wa rhuketela angina mhaka futi munwana anga muwoni ehm anga pimisi ntxumu hi munwani a loku uli kona nkerekeni vakudjonzisa ku loku munhu afika ufaneli ku muyamukela ehm hi wunene ihm umuyamukela hi wunene hikuva mundzuku nayenawu kuni kuthsuka ufamba ehm loku ufamba nayenawu uya thsuka ufika kaya kakwe loku uyomu endlela kuhambana naye animona naye atokuyendlela kuhambana se kasi loku usvikota kumuendlela lesvinene naye mundzuku atakuendlela lesvinene ehh hikuhambana kako […].
Svosvi (.) asvifani ni tolo (.) svosvi masiku manwana hambiii (.) awamatiku angakuthlula we mukristi hikuva munhu ni munhu ani mbilu yakwe eh ani mathsameli yakwe a nkerekeni oya ntse kambe a kuyentelela kakwe a kupfumela kakwe a-n-ga-svitwisisi eh sva hambana eh sva hambana mpela (3) hi lesvu.«
Günter Stock
Unsere heutige Welt ist in wohl einzigartiger Weise durch die Errungenschaften des Menschen, seine intellektuellen Erkenntnisse und Artefakte geprägt. Erkenntnisse und deren technische, das heißt praktische Realisierung charakterisieren die von Jürgen Mittelstraß beschriebene »Leonardo-Welt«[1]: Aus dem Homo sapiens sapiens wurde auch der Homo faber – der Mensch in einer von ihm gewiss nicht erschaffenen, aber doch stark gestalteten und in großer Umwälzung befindlichen Umwelt mit all ihren geistigen, ideologischen, technischen und praktischen Veränderungen, die wir beobachten und erleben.
Die technischen Errungenschaften zeichnen den Homo faber aus. Es wird aber zusehends deutlich, dass wir diese Errungenschaften im Kontext ihres gesamten, insbesondere sozialen Umfeldes betrachten (lernen) müssen. Das vom Menschen Geschaffene ist nicht nur in der Weise von ihm zu verantworten, dass er stolz auf die Errungenschaften sein kann, es gibt ihm auch ein zunehmendes Bewusstsein für die nicht erwünschten und in manchen Fällen auch nicht wünschbaren Konsequenzen seines Tuns. Damit wächst zugleich die Einsicht, dass nur der Mensch selbst in der Lage ist, mit seinem Verstand und mit seinen praktischen Fähigkeiten die Dinge dort zu ordnen, wo sie bereits aus den Fugen geraten sind oder drohen, aus den Fugen zu geraten.
Die Fähigkeit des Menschen zur Erkenntnis und zu daraus resultierendem praktischem Handeln sind somit zwei untrennbar miteinander verbundene Gaben, die ihn auszeichnen. Während die jüngste Moderne im Wesentlichen Fortschritte in den einzelnen Wissens- und Anwendungsdisziplinen gezeitigt und zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit geführt hat, die uns nur Bewunderung abverlangen kann, geht es heute mehr und mehr darum zu erkennen, dass Fortschritte in einzelnen Disziplinen allein für die vor uns liegenden Probleme nicht passfähig sind.
Die großen Herausforderungen unserer Zeit sind demzufolge nur im Rahmen ganzheitlicher und interdisziplinärer Bemühungen zu bewältigen, die ihrerseits das gesamte Spektrum des Wissens, zu dem Menschen fähig sind, fordern – ein Phänomen, das übrigens, wie so vieles, nicht neu ist: Als Gottfried Wilhelm Leibniz im Jahre 1700 die Churfürstlich Brandenburgische Societät der Wissenschaften initiierte, welche die Vorläuferin der Preußischen Akademie der Wissenschaften war, in deren Tradition wiederum die heutige Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften steht, ging es ihm im Unterschied zu den bereits bestehenden Akademien wie der Londoner Royal Society, der Pariser Académie des sciences und der Leopoldina darum, Natur- und Geisteswissenschaften in dieser neuen Institution interdisziplinär zu vereinen.
Wie nur wenige seiner Zeit verstand Leibniz, dass die Probleme und Nöte jener Zeit (Kriege, Hunger, Krankheiten etc.) der Anstrengung aller Disziplinen und der Besten ihres Faches bedurften. Heute sind wir in einer ähnlichen Situation, und die Herausforderungen könnten wohl größer nicht sein: eine wachsende Weltbevölkerung, eine zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich, regionale Konflikte, Fragen der Energiegewinnung und des Klimas, der Ernährung, des Wassers und der Landnutzung – und zwischen all diesen Bereichen und fast als Querschnittsthema schließlich die Gesundheit. All dies sind Probleme, die zwar naturgemäß eine auf Naturwissenschaften gegründete Handlungsweise erzwingen, zugleich aber auch weit über unsere durch Natur- und Technikwissenschaften gelernten Problemlösungsfähigkeiten hinausgehen. Auch wenn die konkreten Herausforderungen andere als im 17. und 18. Jahrhundert sein mögen, die Notwendigkeit, alles verfügbare Wissen der Zeit zu bündeln und in den Dienst der Bewältigung unserer Aufgaben zu stellen, ist durchaus vergleichbar: Wenn es uns nicht gelingt, eine wahrhaftige Einsicht in diese Notwendigkeit zu gewinnen, werden wir unter Umständen nicht die zurzeit möglichen Problemlösungen finden; es könnte eine Situation eintreten, in der es nicht möglich ist, die Problemlösungen auch wirklich einzusetzen, weil die Bürgerinnen und Bürger sie nicht verstehen, sie ablehnen oder gar Angst vor ihnen haben.
Die Kluft zwischen dem, was moderne Wissenschaft leisten kann, und dem, was Menschen zu verstehen imstande sind, wird jeden Tag größer, und die moderne Wissenschaft gerät dabei zunehmend in Gefahr, nicht mehr tun zu dürfen, was sie tun und leisten könnte bzw. kann. Am sichtbarsten tritt dies naturgemäß in dem Bereich zutage, der den Menschen unmittelbar betrifft und sein Selbstverständnis berührt, nämlich im Bereich seiner Gesundheit: Fragen der genetischen Analyse zur Optimierung einer dringend notwendigen präventiven Medizin (prädiktive Diagnostik), Fragen der genetischen Analyse von befruchteten Eizellen und Embryonen zur Erkennung von unheilbaren und nach kurzer Lebensspanne zum Tod führenden Erkrankungen (Präimplantationsdiagnostik, pränatale Diagnostik), Fragen einer alternden Gesellschaft mit einer immer weiter zunehmenden Zahl von dementen Patienten (Palliativmedizin, Sterbehilfe) – all dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einem großen, für den Menschen wichtigen Gebiet, der zeigt, dass die Herausforderungen, mit denen unsere Gesellschaft konfrontiert ist, gewaltig sind und beispielsweise nicht allein durch medizinische Technologie gelöst und schon gar nicht bestimmt werden können. Ähnlich weitreichende Fragen stellen sich auch im Bereich der Energie, der Ernährung und des Klimaschutzes.
Dies alles belegt, dass und wie sehr der Mensch in seiner gesamten Erkenntnis und Handlungsfähigkeit gefordert ist. Wer nun glaubt, aus den vorhergehenden Ausführungen einen gewissen Fortschrittspessimismus herauslesen zu können, wird die wirklich denkbare und meines Erachtens einzig mögliche Alternative unterschätzen, nämlich das bislang Erreichte sowohl dankbar als auch kritisch zu würdigen und darauf zu achten, dass wir unsere geistigen Ressourcen in einer Weise weiterentwickeln, dass Lösungen für die genannten Probleme möglich bleiben und möglich werden.
Disziplinäre Exzellenz ist demzufolge nicht das einzige Ziel der wissenschaftlichen Forschung wie auch unserer Ausbildungssysteme, vielmehr ist disziplinäre Exzellenz zunächst die Voraussetzung für eine darauf gründende Exzellenz inter- oder transdisziplinärer Arbeitsweise. Yehuda Elkana spricht in diesem Kontext von der Notwendigkeit, »›concerned‹ scholars«[2] auszubilden und damit die Fähigkeit des Wissenschaftlers zu trainieren, problemorientiert und kontextbewusst an die bestehenden Herausforderungen unserer Zeit heranzugehen.
Für moderne Akademien der Wissenschaften ist dies bereits Programm. In interdisziplinären Arbeitsgruppen versuchen sie, problemorientiert Fragestellungen in inter- und transdisziplinärer Weise neu zu analysieren, um mit Hilfe des vorhandenen Wissens praktische Vorschläge und Empfehlungen zu entwickeln. Daher ist die wissenschaftsbasierte Beratung der Gesellschaft insgesamt, in Einzelfällen auch der Politik eine besonders dringliche Aufgabe, der wir uns aus der Wissenschaft heraus zuwenden müssen – eine Aufgabe, welche nicht nur Wissenschaftsakademien, sondern zunehmend auch Forschungsinstitutionen und -verbünde tangiert.
Ziel solcher Beratungen kann jedoch nicht sein, Entscheidungen vorwegzunehmen, sondern Entscheidungsfähigkeit durch Wissen herzustellen. Eine der wohl größten Herausforderungen besteht in diesem Zusammenhang darin, dass Wissenschaft und Wissenschaftler zu jedem Zeitpunkt ihres Rates deutlich machen, wie weit ihr gesichertes Wissen reicht und wo die aus solchem Wissen abgeleitete Spekulation beginnt: Die Angelsachsen nennen dies educated guess und machen damit deutlich, dass die Aussagen die Grenzen des sicheren Wissens überschreiten. Es ist in diesem Kontext besonders wichtig darzulegen, was gesichertes Wissen bedeutet, denn in der Regel wird es das Wissen sein, welches von der Mehrheit der Wissenschaftler als gesichert angesehen wird.
Wissenschaft ist grundsätzlich offen für neue Erkenntnisse und zwingt uns alle, von Zeit zu Zeit das Sichergeglaubte grundsätzlich in Frage zu stellen. Dies alles muss wissenschaftlicher Rat dokumentieren, um langfristig glaubwürdig zu sein. In einer wissensbasierten Welt ist die Orientierungsfunktion durch Wissenschaft unerlässlich und bedarf deswegen einer permanenten Überprüfung – so ist gute Wissenschaft selbst angelegt.
Horst Köhler
Wohl alle Kulturkreise der Erde glauben, auf der Höhe der Zeit zu sein und die richtigen Antworten für die Probleme der Gegenwart finden zu können. Fast alle verstehen sich als »modern«. Aber bedeutet Moderne für alle das Gleiche? Welches Verständnis von Modernität haben Menschen aus unterschiedlichen Weltteilen? Welche Erwartungen und Hoffnungen, welche Ängste verbinden sie mit den modernen Zeiten? Schließlich: Was können die verschiedenen Weltkulturen voneinander lernen, wenn sie sich über ihr Verständnis von und ihr Verhältnis zur Moderne austauschen? Weltweit sehen sich die Menschen in der einen oder anderen Form mit der Modernisierung ihrer Gesellschaft konfrontiert. Ihre Lebenswege verflechten und durchdringen sich dank moderner Transport- und Kommunikationsmittel immer mehr; und nicht selten prallen unterschiedliche Sichtweisen von Individuum, Gemeinschaft, Staat, von Wissenschaft, Weisheit, Natur, von Religion, Fortschritt oder Moderne aufeinander. Die rasante technische und wirtschaftliche Entwicklung erzeugt in vielen Teilen der Welt Wachstumsschmerzen und den Wunsch, bestimmte gesellschaftliche Bereiche vor Wandel zu bewahren. Zugleich schwindet in der westlichen Welt die Selbstgewissheit, dass die von Europa ausgegangene Moderne universell und das erstrebenswerte Ziel aller Entwicklung sei. Längst ist nicht mehr zu übersehen, dass es verschiedene, wenn auch vielfach miteinander verschlungene Entwicklungspfade gibt und dass das westliche Verständnis von Modernität vielerorts – auch in der westlichen Welt – auf Skepsis oder gar offene Ablehnung stößt. Die von mir 2008 initiierte Gesprächsreihe »Vielfalt der Moderne – Ansichten der Moderne« hat sich bewusst eines ebenso facetten- wie konfliktreichen Begriffes angenommen. Ziel war ein Dialog der Kulturen und Religionen, der nicht um sich und in sich selbst kreist, sondern sich mit der Moderne als einer weltweit das Leben der Menschen beeinflussenden Kraft und den mit ihr verbundenen Konsequenzen beschäftigt. Jeweils zwölf herausragende Persönlichkeiten aus allen Weltgegenden, Kulturkreisen und Religionen wurden eingeladen, in dem Berliner Amtssitz des Bundespräsidenten, Schloss Bellevue, über ihre Ansichten der Moderne zu diskutieren.
Zentral war die Suche nach Gemeinsamkeiten – die Vielfalt der Weltsichten, die dabei zum Vorschein kam, sollte anerkannt, nicht aber in den Mittelpunkt der Suche gestellt oder gar verabsolutiert werden. Wenn wir in unseren Gesprächen den Aspekt der Vielfalt und der verschiedenen Ansichten betont haben, dann deshalb, weil es mir wichtig ist, Verschiedenheit zu erkennen, auch anzuerkennen, ohne darauf zu verzichten, nach Gemeinsamkeiten zu suchen. Selbstvergewisserung und Respekt vor dem anderen – beides ist unabdingbar für ein gutes Zusammenleben in unserer einen Welt. Wir brauchen, mit Alain Touraine gesagt, Antworten auf die Frage, wie wir zusammenleben können als Gleiche und doch Verschiedene.
Ausgangspunkt der Gespräche war die Frage, wie die in Europa entstandene Form der Moderne sich entwickelt hat, welche Werte sie prägen und inwiefern diese Werte anschlussfähig sind an die Werte anderer Weltkulturen, -religionen oder -zivilisationen. Das Hinterfragen der jeweils eigenen Maßstäbe und Entwicklungspfade sollte dabei im besten Falle zu einer Entpartikularisierung unserer Ansichten von Moderne führen und von dort aus zu einem als verbindlich und erstrebenswert anerkannten Zivilisationsrahmen, der Vielfalt zu schätzen weiß und fördert, ohne auf die Einhaltung gemeinsamer Mindeststandards zu verzichten.
In der ersten Gesprächsrunde wurde das Thema »Individuum und Gemeinschaft« behandelt: Während des größten Teils der Menschheitsgeschichte hatten Verpflichtungen gegen die Gemeinschaft und gegen Gott oder die Götter ein größeres Gewicht als die Ansprüche des einzelnen Menschen. In der europäischen und nordamerikanischen Geschichte hat sich dagegen seit Renaissance und Reformation, vor allem aber seit dem 18