Saskia Schottelius

Sagen Sie doch,
was Sie wollen!

Überlegen kommunizieren

Mit Taoistischen Gesundheitsübungen

Zeichnungen von Antje Meister

Oesch Verlag

Die in diesem Buch vorgestellten Tipps und Übungen dienen der Selbsthilfe. Sie sind wirksam, leicht durchführbar und für jeden geeignet. Sollten Sie jedoch ernsthafte Gesundheitsprobleme haben, gleich ob physischen oder psychischen Ursprungs, begeben Sie sich bitte in fachliche Behandlung.

Alle Angaben in diesem Band basieren auf dem bei Erscheinen aktuellen Wissensstand von Medizin und Naturheilkunde, soweit er Autorin und Verlag zur Verfügung gestanden hat.

Die Ratschläge wurden von Autorin und Verlag sorgfältig erwogen und geprüft; dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autorin bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

Alle Rechte vorbehalten

Nachdruck in jeder Form sowie die Wiedergabe durch Fernsehen, Rundfunk, Film, Bild- und Tonträger, die Speicherung und Verbreitung in elektronischen Medien oder Benutzung für Vorträge, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlags

Copyright © 2009 by Oesch Verlag AG, Zürich

Satz: Oesch Verlag

Umschlagbild: Antje Meister

Fotos Innenteil: Martin Schneider

ISBN 978-3-0350-4002-9

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eBook-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
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Inhalt

Vorausgedacht

Über die Kunst des Sprechens

1. Positive Sprache und Gedankenkraft

1.1 Kompetenz und Performanz

1.2 Sprachmissbrauch

1.3 Übungen

1.4 Feedback: Richtig rückfüttern

1.5 Glaubenssätze

2. Selbstausdruck und Körpersprache

2.1 Nehmen Sie Raum ein!

2.2 Sicheres Auftreten automatisieren: Volle Präsenz

2.3 Pause

3. Klassische Rhetorik

3.1 Machen Sie neugierig!

3.2 Fünf Stufen zum Aufbau einer Rede

3.3 Eine Übungsrede im doppelten Sinn

3.4 Übungen

4. Selbstverteidigung mit Worten

4.1 Drei Sätze, um die Welt zu verändern

4.2 Tipps zum Üben

4.3 Was ist die Situation?

4.4 Selbstbehauptung im Bekannten- und Kollegenkreis

4.5 Selbstbehauptung im engsten Kreis

5. Von Tigern und Drachen: Schlagfertigkeitsstrategien

5.1 Der Stil des Tigers: Die Konfrontation

5.2 Der Stil der Schlange: Ausweichen und Zubeißen

5.3 Der Stil des Drachen: Das große Erstaunen

5.4 Der Stil des Kranichs: Ein Geist wie das Wasser

5.5 Der Stil des Leoparden: Schnelligkeit und Kampfgeist

Nachgedacht

Über die Kunst des Schweigens

Anhang

Die Taoistischen Gesundheitsübungen

Vorausgedacht

Über die Kunst des Sprechens

Rhetorik heißt nicht, geschickt und kunstvoll tausend Worte zu machen. Eine gelungene Rhetorik bietet vielmehr die schöne Gelegenheit, sich mit seiner ganzen Persönlichkeit und einem echten Anliegen zu präsentieren. Die große Kunst ist es, sich von einem scheinbar immer kritischen Publikum frei zu machen und bei sich selbst zu bleiben. Dieses In-der-Mitte-Ruhen spiegelt sich nicht nur in Ihrer Haltung, sondern auch in der Wortwahl. Und in Ihren Gedanken. Deshalb ist das erste Kapitel dieses Buches der Gedankenkraft und ihren Auswirkungen auf die Sprache gewidmet.

Und dann kommt es auf unsere Haltung an: scheinbar nach außen (Kapitel 2), in Wirklichkeit aber auch sichtbar im Spiegel der gesamten Rede (Kapitel 3). Das zusammen zeigt, wie sehr Sie zu Ihrem Gesagten stehen und wie weit Sie sich auf andere, hier das Publikum, einlassen.

Gewundert hat es mich immer, dass die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer meiner Seminare nicht den Vortrag oder die Rede als Schwierigkeit empfanden, sondern den Dialog. Sei es als anschließende Diskussion oder als Gespräch mit dem Chef, genauso gut zum Beispiel aber auch mit dem Nachbarn (Kapitel 4). Rhetorik heißt viel mehr als tausend Worte. Rhetorik ist auch die Kunst, in schwierigen Kommunikationssituationen souverän und ausdrucksstark zu bleiben und mitunter ohne viele Worte gelassen zu bestehen. Doch auch hier kommt es wieder auf die innere Ruhe an und auf den Mut zur eigenen Meinung.

Viele machen sich Sorgen, dass sie mit einer Rede, die sich nicht anpasst, oder dem Mut zur eigenen Meinung schlecht ankommen. Und dann wundern sie sich, wie leicht und gut es ist, wenn sie alle rhetorischen Raffinessen weglassen, unnötige Fremdwörter meiden und einfach klare Sprache sprechen, mit einem präzisen Ziel und deutlicher Abgrenzung: Sagen Sie doch, was Sie wollen!

So genannte »Tipps und Tricks« zu einer »besseren« Rhetorik werden Sie in diesem Buch nicht finden. Aber Sie haben die Gelegenheit, für sich selbst zu entdecken, was es heißt, in einer Rede Stellung zu beziehen oder im Streit klar und dennoch freundlich zu bleiben. Sie werden sehen, dass es Spaß macht, die anschließende Diskussion gelassen »zu bestreiten«, und dass es Ihnen die Würde zurückgibt, wenn Sie auf hässliche Angriffe humorvoll kontern.

Lassen Sie sich überraschen und betreten Sie das Feld von Rhetorik noch einmal ganz neu: Nicht um anerzogene Floskeln und Formen geht es, sondern um gelungenen Selbstausdruck und um Ihre Mitte. Auch über die Konzentration auf sich selbst und Ihre Mitte werden Sie im Anhang auf ganz neue Möglichkeiten stoßen. Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei, sich kraftvoll auszudrücken und dennoch entspannt zu bleiben!

1. Positive Sprache und Gedankenkraft

1.1 Kompetenz und Performanz

Welche Möglichkeiten in der Sprache stecken und wie wir unsere positiven Ausdrucksformen optimieren können

Unsere Sprache wird zu Recht als »Schatz« bezeichnet: In ihr stecken unzählig viele Möglichkeiten, um die Welt (mit Worten) zu »sehen«, zu verstehen, beschreiben, betrachten, wiederzugeben, kurz: »wahr« zu nehmen. Das ist ihre »Kompetenz«, auf die wir als sprechende Wesen zurückgreifen. Dabei »be-deutet« jedes Wort mehr als nur gesagt: Die Art und Weise, wie wir die Dinge in Worte fassen, ist immer schon ein Deuten von Wirklichkeit – nach unserem Denken und durch unsere ganz persönliche Brille betrachtet.

Mit »Performanz« könnte nach diesem Modell das benannt werden, was auf der Seite der Sprechenden und der Angesprochenen erscheint: die Vorführung auf der Bühne sozusagen, die (engl.) performance.

Das Erstaunliche dabei ist, dass der Mensch im täglichen Miteinander viel zu selten zu den Schätzen greift, die ihm die Sprache offenbart. Im Gegenteil: Beobachten wir unsere »Rede-Wendungen«, so fällt auf, dass der Großteil negativ formuliert ist: Ob auf der Arbeit, mit Kindern, zu Hause oder in der Freizeit – die meisten Kommentare, Gedanken, Bemerkungen sind negativ. Und das nicht, weil unsere Sprache negativ ist, sondern weil wir sie negativ »ver-wenden«.

»Lass das sein, das kannst du nicht, habe ich Ihnen das nicht schon hundertmal gesagt, hast du schon wieder nicht dein Zimmer aufgeräumt, knall die Tür nicht so, können Sie das nicht ein bisschen schneller erledigen, hast du keine Ohren, pass auf, dass du das nicht umschmeißt, mach die Augen auf, muss ich das schon wieder sagen, das gehört sich nicht, hörst du jetzt auf, fragen Sie doch nicht so blöd, gib nicht so an …«

Wir sind darauf trainiert, das Positive nicht oder nur am Rande zu »bemerken«.

Na, erinnern Sie sich? Von Kindesbeinen an bis in unseren heutigen beruflichen und privaten Alltag hinein sind wir an solche und andere Kommentare gewöhnt. Und auch wir selber sind darauf trainiert, allein das Negative wahrzunehmen und das Positive nicht oder nur am Rande zu bemerken. Und »bemerken« heißt hier einmal »wahrnehmen, erkennen«, aber auch »eine Äußerung, eine Bemerkung machen, etwas sagen«!

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Nur wenn wir etwas Positives bemerken, können wir es auch bemerken (eine Bemerkung machen). Jetzt stellen Sie sich vor, jedes negative Wort, jede negative Bemerkung ist wie ein Pfeil, der auf unsere Seele abgeschossen wird. Es entsteht eine regelrechte Verletzung1, gefolgt von Schmerzen und dem Versuch, sich davon wieder zu erholen. Manchmal – und auch das werden Sie kennen – ein langwieriger Heilungsprozess. Denken wir doch nur daran, was alles nach einem Streitgespräch in unseren Köpfen herumspukt. Und das, was »hängen bleibt«, sind immer die negativen Dinge. Da können wir noch so oft gelobt werden: Stundenlang, vielleicht sogar monate- oder jahrelang nachdenken werden wir über die Vorwürfe und Beschimpfungen und was an ihnen wohl dran ist (»bin ich vielleicht doch unaufmerksam und arrogant?«), nicht aber über das ohnehin viel zu seltene Lob und die lieben Worte.

Und meistens bleiben Narben. Die werden im Laufe der Zeit immer größer und jedes weitere Wort auf eine alte Wunde macht unsere Selbstzweifel, Schuldgefühle und Versagensängste nur noch schlimmer.

1.2 Sprachmissbrauch

»Kein schlechter Gedanke«

Schauen wir uns die verschiedenen Arten von »Sprachmissbrauch« – denn darum handelt es sich, sobald wir Sprache als verletzendes Instrument oder sogar als Waffe benutzen – etwas genauer an:

Negative Formulierungen

Negative Worte: nicht, kein, nein, nie; Präfixe und Suffixe wie Miss-, -los; Harte Worte, Schimpfwörter

Negative Imperative: Pass auf, lass das sein, geben Sie her

Metaphorische Sprache: fühle mich »kaputt«, »ausgelaugt«, »zerbrochen«

Ex negativo gedacht: Sie rufen außerhalb unserer Bürozeiten an; letztes Jahr standen hier Rosen

Positiv gemeint, aber doppelt negiert2 oder relativiert

Nicht schlecht, nicht übel, nicht neu, kein Fehler, kein schlechter Gedanke/keine schlechte Idee, da kann man nicht meckern, ich kann nicht klagen, da hab ich nichts dagegen, das ist auch nicht dumm; ich will Sie nicht weiter langweilen …

Echt gut – das kann ich nicht anders sagen! Tu dir keinen Zwang an! Sie hat nicht ganz Unrecht. Red keinen Unsinn. Mach keinen Blödsinn.

Da kann man nicht nein sagen. Das ist nicht von schlechten Eltern! Mach uns keine Schande! Eigentlich ganz gut, ziemlich toll, schon klasse, ganz gut (im Sinne von »mittelmäßig«) halt (Modewort im Sinne von »eben«)3, oder ich weiß nicht was

Positive Formulierungen, negativ gemeint4

Das hast du ja mal wieder toll gemacht!

Bist du auch schon da!

Das hat mit gerade noch gefehlt!

Ich werd dir gleich helfen!

Na, hast du dich schick gemacht? Ich mach dir Beine!

Hast du ’ne Ahnung!

Gute Frau …

Mach doch, was du willst!

Das wär ja noch schöner!

Sie können sagen, was Sie wollen!/

Sagen Sie doch, was Sie wollen!

Negative Formulierungen

Beobachten wir unsere Alltagssprache, so fällt auf, dass wir Botschaften an andere häufig in Form von Befehlen oder Verboten aussenden. Wir rechtfertigen das gerne mit Zeitdruck (schnell ein Kind vor einer Gefahr warnen) oder behaupten, das sei im Arbeitsalltag klarer, praktischer, verständlicher usw.

Unser Denken: prinzipiell offen für mindestens zwei Aspekte

In Wirklichkeit haben wir nie gelernt und noch weniger geübt, die Dinge andersherum auszudrücken, eben positiv, bejahend – und das bedeutet: motivierend. Wie jedes Ding, so hat auch die Sprache, jedes Wort, jede Formulierung zwei Seiten. Und dahinter steht unser Denken: prinzipiell immer offen für mindestens zwei Aspekte. Das kennen Sie doch: Das Glas ist halbvoll oder halbleer.

Harte Worte: die fallen oft in Streitgesprächen. Aber haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass es tatsächlich harte und weiche Worte gibt? Berühmteste Beispiele dazu sind »maluma« und »takete«. Na, wie klingt das in Ihren Ohren? »Maluma« klingt weich, freundlich und angenehm, »takete« spitz, scharf und kantig-grantig. Selbst die Worte, die ich wähle, um beides zu beschreiben, passen wiederum in diese Kategorien. Das ist übrigens nicht nur Spielerei. Unsere Konsonanten – je nachdem wo sie im Mund- oder Rachenraum gebildet werden – können weich und hart sein. Nach dieser »Lautverschiebung« können wir Sprachen, Dialekte und ganze Völkergruppen voneinander unterscheiden – je nachdem ob die Konsonanten hart und kräftig (p, t, k), mittel (b, d, g) oder weich gesprochen werden (f, th, ch): Pater – Vater – Father5. Unsere negativen Formulierungen und Imperative gehören über ihre negative Botschaft hinaus meistens auch noch zu den harten Worten und unser Tonfall wird ziemlich schroff dabei. Hören Sie mal nach!

Positiv gemeint, aber …

Eigentlich wollten Sie etwas Positives sagen: freundlich, unterstützend, anerkennend. Aber Sie sagen es nicht. Stattdessen verpacken wir unsere Begeisterung oder Lobeshymne in kleinmachende, abschwächende und einschränkende Wortklammern: »eigentlich, ziemlich, irgendwie, sozusagen …« – selten hat etwas einfach Spaß gemacht oder jemand wirklich etwas uneingeschränkt gut gemacht.

Es scheint schwer zu sein und große Gefahren nach sich zu ziehen, etwas Positives beim Namen zu nennen. »Frau Haupt, das haben Sie ausgezeichnet gemacht.« Na, hören Sie schon das »aber«? Richtig, wir können kaum etwas hervorheben, ohne nicht im gleichen Atemzug die »Gunst der Stunde« zu nutzen und gleich wieder mit schweren Sprachgeschossen aufzufahren: »aber bitte vergessen Sie die Rechnungen nicht«.

Oder machen Sie mal einen Punkt hinter Ihrem Lob: »Das gefällt mir sehr gut.« Was würde passieren? Alle warten geradezu schon darauf, dass da noch etwas hinterherkommt: »Was will der/die denn jetzt schon wieder von mir? Der will sich wohl bei mir einschleimen. Der will mich wohl verschaukeln.« Frei nach dem Motto: »Der, der lobt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.« Ja, lügen wir denn alle immer? Nein. Wir haben es nur nicht gelernt und sind es nicht gewohnt, Anerkennung auszudrücken und auch anzunehmen. Das ist in unserer Gesellschaft nicht üblich.

Der, der lobt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht.

Stattdessen benutzen wir doppelte Negationen, die für die anderen doppelt schmerzhaft sind, wenn wir den psychologischen Effekt von negativer Sprache bzw. negativen Sprechens bedenken. Warum muss ich sagen, da hab ich nichts dagegen, wenn ich eigentlich dafür bin? Wie kommt es zu der »Anerkennung« »das ist nicht von schlechten Eltern«, wobei es die Formulierung, »das ist aber von guten Eltern« gar nicht gibt? Und muss ich mich auf eine angebotene Praline mit »da kann ich nicht nein sagen« bedanken, wenn ich doch einfach »o ja gerne« sagen könnte?

Wenn ich nach einem wunderbaren Abend sage: »Das Musical war ganz toll. Das kann ich nicht anders sagen!«, dann nehme ich mein uneingeschränktes Lob gleich wieder in Schutz, so als wäre es verboten, etwas so uneingeschränkt Positives zu formulieren. Warum soll ich es denn anders sagen können? Heißt das, in unserer Gesellschaft muss eigentlich anders, nämlich negativ-»kritisch« gesprochen werden, um ernst genommen zu werden? Was für ein Bild wirft das auf unsere Lebenswirklichkeit? Oder ist das nur ein speziell deutsches Phänomen?

Ich glaube nicht, denn in vielen anderen Sprachen finden sich ähnliche Wendungen. Das bedeutet aber, etwas überzogen formuliert, dass wir in einer Welt leben, die vom Negativen ausgeht. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, ist eine hervorragende Leistung nämlich nicht ganz so negativ, zum Beispiel »gar nicht so schlecht«. Oder, wenn ich davon ausgehe, dass in unserer Welt immer geklagt wird, kann ich, wenn es mir sehr gut geht, erklären: »Och, ich kann nicht klagen!« Ist das Essen gut, dann ist es eben nur so gut, dass man sagen kann: »Das Essen war echt prima, da kann man nicht meckern!«

Negativ gemeint, aber …

Oft lügen, vertuschen oder verdrehen wir einfach auch, weil wir es ebenso nicht gelernt haben, klar und deutlich, bestimmt und doch sachlich unsere Meinung zu sagen. Verrückterweise sind die wenigen klaren positiven Sätze (wie »das hast du ja toll gemacht«), nach denen unser Ich so dürstet, genau da zu finden, wo sie wieder völlig entwertet werden, »ver-rückt« werden, nämlich negativ gemeint: »Das hast du ja mal wieder toll gemacht!« Da heißt es nicht: »Juhu, schön, dass du schon da bist«, sondern: »Schön, dass du auch schon da bist« – nämlich viel zu spät, wie sich am Unterton heraushören lässt.

Und warum machen wir das? Weil wir feige sind. Weil wir Angst haben, die Wahrheit, nämlich ein klarer Vorwurf, könnte viel zu hart klingen, die anderen könnten sauer auf uns sein, und wir selber wollen auch gar nicht zugeben, wie enttäuscht wir sind. So helfen uns diese verlogenen Formulierungen, Wut und Ärger hinunterzuschlucken und höchstens noch in Form von Magenschmerzen weiter zuzulassen.

»Ich bin total sauer auf dich. Seit einer halben Stunde warte ich hier vor der Tür und jetzt ist mir der Spaß am Kino vergangen.« Sagen wir das, haben wir wenigstens die Chance auf ein klares Wort wie »Entschuldigung« und können unseren Zorn »austragen«. Bei »Toll, dass du auch schon da bist« begegnet uns eher ein ebenso unehrliches wie vertuschendes »Ach, lass mich doch in Ruhe« und der Abend ist gelaufen. Glauben Sie, dass der andere das ernst meint und wirklich in Ruhe gelassen werden will? Nein, natürlich tut es ihr oder ihm Leid – »irgendwo«. Nur, wie sag ich das?

»Sagen Sie doch, was Sie wollen!« Der Titel dieses Buches ist genauso zweischneidig, je nach Akzent. Das könnte eine Aufforderung sein zum klaren, bestimmten und offenen Sprechen. Dahinter hören wir aber auch ein »Ach, sagen Sie doch, was Sie wollen …« (ich glaub Ihnen sowieso nicht/ich hör doch nicht auf Sie). Schöne, neue Welt.

1.3 Übungen

»Denken Sie jetzt bloß nicht an eine weiße Maus!«

Schriftliche Übung: Die erfolgreiche Art zu denken

Sammeln Sie spontan so viele negative Formulierungen wie möglich. Notieren Sie einen Tag lang alle negativen Formulierungen, die Ihnen auffallen. Fangen Sie jetzt damit an und lesen Sie erst später weiter.

Na, sicher sind Sie erstaunt, wie viele negative Bemerkungen, Aufforderungen und Kommandos uns im Laufe eines Tages erreichen oder von uns selbst als Botschaft ausgesendet werden. Wollen wir aber motivierend und inspirierend auf andere wirken und selbst so wenig wie möglich blockiert und frustriert werden, so müssen wir lernen, unsere Alltagssprache positiv umzustrukturieren, das heißt negative Formulierungen in positive umzuwandeln. Versuchen Sie es selbst doch einmal mit folgenden Formulierungen – das ist manchmal ganz schön knifflig.

Bitte notieren Sie Ihre Umformulierungen schriftlich.

Knall die Tür nicht so!

Kein Eingang

Na, das ist ja gar nicht schlecht!

Das ist total falsch!

Ach, ich hab ja so schlecht geschlafen!

Hast du keine Ohren?

Wegen Betriebsferien geschlossen

Machen Sie sich keine Sorgen!

Mögliche Lösungen finden Sie hier. Das hört sich doch gleich viel freundlicher an, nicht wahr?