Existenzgründung trotz Krise!
Wir schreiben das Jahr 2010 noch sind die Auswirkungen der globalen und nationalen wirtschaftlichen Superkrise von 2008 an allen Ecken spürbar. So stellt sich sicherlich (und verständlicherweise) für manch potenziellen Existenzgründer die Frage, ob man sich in einer solchen Situation selbstständig machen sollte. Die Antwort gibt dieses ebenso informative wie motivierende Buch von Susanne Ahrndt: Ja! Wer sich mit Bedacht aufstellt und gut informiert ist über die Chancen und Risiken in seinem Beruf, für den wird trotz und gerade in Zeiten der Krise die Selbstständig nach wie vor eine (auch wirtschaftlich) attraktive Alternative zur abhängigen Beschäftigung sein.
Das Buch berät all jene Podologen/ Fußpfleger, die mit dem Gedanken an eine Existenzgründung spielen, sodass sie erfolgreich starten können und auch erfolgreich bleiben. Das erspart viel Zeit und hilft, Fehler bei der Gründung zu vermeiden. Gut vorbereitet können Gründer beispielsweise klassische Fehler wie einen falsch eingeschätzten Kapitalbedarf oder einen unsolide aufgestellten Businessplan vermeiden. Ferner informiert das Buch über die spezifischen Anforderungen in Bezug auf Standortwahl, Rechtsform, Praxiskauf, die Vor- und Nachteile von Team oder Alleinkämpfertum. Wichtige Tipps zu Versicherungen, arbeits- und steuerrechtlichen Fragen, Einrichtung und Ausstattung der Praxis, Krankenkassenzulassung, Praxisorganisation, Software, Datenverwaltung, Marketing, Öffentlichkeitsarbeit und vieles andere mehr runden diesen überaus nützlichen Ratgeber ab. Zusätzlich helfen Checklisten beim Lösen von Schwierigkeiten; eine Vielzahl von Hinweisen auf weitere Informationen im Internet sowie weiter führende Buchtipps erleichtern es, die verschiedenen Aspekte der Existenzgründung zu vertiefen.
Der große Vorteil dieses Ratgebers: Komplizierte Materie wird kompakt und verständlich formuliert, die wichtigsten Aspekte einer Praxisgründung werden Schritt für Schritt und Punkt für Punkt übersichtlich und mit zahlreichen praktischen Tipps versehen präsentiert.
Gut ist auch, dass Susanne Ahrndt die Existenzgründer in spe auffordert, sich mit dem eigenen Persönlichkeitsprofil auseinanderzusetzen. So sollte am Anfang immer die Frage stehen: Bin ich mit all meinen Stärken und Schwächen für die Selbstständigkeit gemacht oder doch eher nicht? Und: Warum will ich selbstständig werden? Diese Analyse sollte so ehrlich wie möglich sein, denn auf dieser Basis wird alles Weitere beruhen und sich entsprechend entwickeln.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre dieses wichtigen Buches und unentbehrlichen Ratgebers für alle Podologen/Fußpfleger, die sich selbstständig machen möchten!
Dr. Angelika Schaller
Chefredaktion PODOLOGIE
Jedes Jahr machen sich in Deutschland mehrere Hunderttausend Menschen auf den Weg in die Selbstständigkeit. Viele Existenzgründer möchten sich mit dem Entschluss, Unternehmer zu werden, vor allem einen persönlichen Traum erfüllen. Vielleicht geht es Ihnen ebenso und Sie überlegen derzeit, eine eigene Fußpflegepraxis zu gründen und selbstständiger Unternehmer zu werden. Sie haben eine gute Ausbildung, bringen Berufserfahrung mit und spüren, die Zeit ist reif für eine Veränderung. Da liegt der Gedanke auf der Hand, in eine eigene Existenz zu starten und Freiräume zu nutzen, die Ihnen als Angestellter bisher verwehrt waren eigenverantwortlich entscheiden, eigene Ideen entwickeln und umsetzen oder auch die Zeit frei einteilen zu können.
Aber abgesehen vom Wunsch, eine eigene Fußpflegepraxis aufzubauen und zu führen, kann es noch eine Reihe weiterer Gründe geben, um sich auf den Weg in die Selbstständigkeit zu machen, wie z. B. um
o einen Familienbetrieb aus Tradition weiterzuführen,
o mehr Erfolgserlebnisse zu genießen,
o eine günstige Gelegenheit beim Schopf zu packen,
o drohender oder bestehender Arbeitslosigkeit zu entkommen,
o das berufliche Weiterkommen selbst in die Hand zu nehmen,
o mehr eigenverantwortlich und selbstbestimmt arbeiten zu können,
o berufliche Frustrationen zu vermeiden oder zu beenden,
o auf diesem Wege noch intensiver als bisher für die Patienten da sein zu können,
o die Marktchancen hinsichtlich des wachsenden Bewusstseins für Gesundheit und Wohlbefinden für die selbstständige Tätigkeit als Podologe/Fußpfleger zu nutzen und zu optimieren.
Vor allem das letztgenannte Motiv gewinnt zunehmend an Bedeutung. Denn der Bereich Gesundheit und Wellness ist ein Markt mit hohen Wachstumsraten und bietet daher eine Vielzahl von Chancen.
Seit Jahren ist ein wachsendes Gesundheitsbewusstsein innerhalb der Bevölkerung zu beobachten. Die Menschen möchten zunehmend mehr für ihre Gesundheit tun nach einer Studie zum Zweiten Gesundheitsmarkt der Roland Berger Strategy Consultants werden für Vorsorgeuntersuchungen, Wellness, alternative Medizin, Sport und gesunde Ernährung von jedem Erwachsenen inzwischen 900 Euro pro Jahr ausgegeben. Der Zweite Gesundheitsmarkt, wie die privaten Gesundheitsausgaben zusätzlich zur Krankenversicherung genannt werden, umfasst heute ein Volumen von ca. 60 Milliarden Euro mit steigender Tendenz.
Ein anderer wichtiger Aspekt ist die demografische Entwicklung. Bereits heute ist ungefähr jeder Vierte 60 Jahre alt und älter. Im Jahr 2050 werden 50 % der deutschen Bevölkerung älter als 48 Jahre sein und sogar über ein Drittel (37 %) ein Alter von 60 Jahren und mehr haben. Mit höherem Lebensalter der Menschen wird auch die Nachfrage an Fußpflege im Allgemeinen und an medizinischer Fußpflege im Besonderen größer werden. Nicht nur, weil ältere Menschen gesund, fit und gepflegt sein wollen und dabei speziell auch bei der Pflege der Füße mit zunehmendem Lebensalter professionelle Unterstützung benötigen, sondern weil das Alter auch Krankheiten mit sich bringt, die eine Fußpflege erforderlich machen.
Zudem ist professionelle Fußpflege für eine Reihe weiterer Personengruppen von entscheidender Bedeutung. Dazu gehören Sportler, deren Füße infolge sportlicher Überbelastung durch einen Profi versorgt werden müssen.
Eine andere Problemgruppe sind Menschen, deren Füße unter der Mode leiden oder gelitten haben. Aber auch Kinder können bereits mit Fußproblemen konfrontiert sein. Das Tragen von unpassenden Kinderschuhen ist weiter verbreitet, als man annehmen möchte. Und natürlich wird Fußpflege durch einen Fachmann von Kunden einfach auch deshalb nachgefragt, um den Füßen und damit dem gesamten Körper etwas Gutes zu tun, gesunde Füße zu pflegen und gesund zu erhalten, eine entspannende Fußbehandlung zu genießen und sich über schön gepflegte Füße und Nägel zu freuen.
Es spricht also vieles dafür, sich in das Abenteuer Existenzgründung zu begeben. Allerdings ist nicht jeder für die Selbstständigkeit geeignet. Das ist natürlich keine Wertung, sondern lediglich eine Feststellung. Jeder potenzielle Existenzgründer sollte zunächst herausfinden, ob eine berufliche Selbstständigkeit auch wirklich das Richtige für ihn ist, um sich später bittere Enttäuschungen zu ersparen. Niemand muss zum Unternehmer geboren sein. Auch gibt es nicht den Unternehmertyp schlechthin. Dennoch gibt es eine Reihe von Gründereigenschaften, die erfolgreiche Unternehmer auszeichnen.
Wichtige Fragen, mit denen sich angehende Unternehmer auseinandersetzen müssen, sind:
o Wie muss ein schlüssiges Praxiskonzept aussehen, damit es vor Banken und auf dem Markt bestehen kann?
o Verfüge ich über ausreichend kaufmännische Kenntnisse?
o Welche Fördermittel kommen für mich infrage?
o Wo ist der richtige Standort für meine Praxis?
o Wer sind meine Kunden/Patienten?
o Wer und wo sind meine Konkurrenten?
o Welche Genehmigungen brauche ich?
o Bringen mir Familie und Freunde Verständnis und Rückhalt entgegen?
o Wo finde ich kompetente Beratung?
Wer sich auf den Weg in die Selbstständigkeit macht, wird mit außergewöhnlichen Herausforderungen konfrontiert werden und muss vor allem in der Startphase zu Höchstleistungen bereit sein. Neben fachlichen Qualifikationen und persönlichen Kompetenzen sind für eine erfolgreiche Gründung die Geschäftsidee, eine solide Finanzierung und betriebswirtschaftliches Knowhow ebenso von Bedeutung. Entscheidend für eine erfolgreiche Gründung sind eine gewissenhafte Vorbereitung und Planung. Risiken und ein eventuelles Scheitern können dadurch zwar nicht völlig verhindert, aber auf jeden Fall deutlich minimiert werden.
Allerdings sind Existenzgründer heute bei der Bewältigung all dieser Anforderungen nicht mehr völlig auf sich selbst gestellt. Vielmehr wurde in Deutschland eine öffentliche Förderinfrastruktur mit einem breit gefächerten Finanzierungs- und Beratungsangebot aufgebaut, die im weltweiten Ländervergleich sogar den Platz 1 belegt. Nutzen Sie das Angebot und beschaffen Sie sich all die Informationen, die Sie für die Praxisgründung brauchen. So gerüstet gelingt es am einfachsten, die zahlreichen Fallen und Stolpersteine auf dem Weg zur eigenen Praxis zu überwinden.
Vor dem Start gilt es also, eine Menge von Fragen abzuklären und Informationen zu sammeln. Aber halt! Werden Sie nicht kopfscheu! Bei all den Aufgaben, die in den kommenden Wochen und Monaten zu bewältigen sind, will dieser Ratgeber Ihnen wichtige Tipps und Hinweise geben. Übrigens: Wenn nötig, wird an verschiedenen Stellen auch auf unterschiedliche Aspekte bei der Gründung einer medizinischen und kosmetischen Fußpflegepraxis eingegangen. So richtet sich der Ratgeber nicht ausschließlich an medizinische Fußpfleger bzw. Podologen, sondern auch an Praxisgründer, die sich auf die Pflege gesunder Füße und deren Gesunderhaltung konzentrieren.
Natürlich kann dieser Ratgeber das individuelle Gespräch und die persönliche Beratung nicht ersetzen, er will Sie aber bei der Vorbereitung auf die Beratungsgespräche mit Experten vom Gründungsberater, Bankberater über Steuerberater bis hin zum Vertreter der juristischen Berufe unterstützen. Dafür bietet der Ratgeber zahlreiche Checklisten, Literaturverweise und InternetAdressen von Anlaufstellen, die weiterhelfen können.
Mit einer Mixtur aus fundiertem Fachwissen in Theorie und Praxis, Kontaktfreudigkeit, sicherem Auftreten auf der einen Seite und unternehmerischem Know-how gepaart mit einem guten Gespür für unternehmerische Entscheidungen auf der anderen werden Sie gute Chancen haben, eine Fußpflegepraxis mit Erfolg zu gründen und damit auch auf Dauer erfolgreich zu sein.
Viel Erfolg mit dem Start in die berufliche Selbstständigkeit wünscht Ihnen herzlichst
Ihre Susanne Ahrndt
München, den 17. August 2010
P.S.: Überall dort, wo in diesem Ratgeber Podologen, Fußpfleger oder Gründer geschrieben stehen, sind natürlich damit auch immer Sie, liebe Podologin, liebe Fußpflegerin und liebe Gründerin gemeint.
Interview:
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Praxisgründung
Wenn der Traum von der eigenen Praxis Wirklichkeit werden soll, gibt es auf dem Weg in die Selbstständigkeit vieles zu beachten und zu bedenken. Worauf es ankommt und welche Probleme und Fragen auftauchen und gelöst werden müssen, darüber sprachen wir mit Alfons Pöppinghaus, dem Präsidenten des Zentralverbandes der Podologen und Fußpfleger Deutschlands e. V. (ZFD).
Frage: Herr Pöppinghaus, wie schätzen Sie die Gründungssituation für Podologen in Deutschland ein?
Alfons Pöppinghaus: Die Gründungssituation für Podologen ist unter Berücksichtigung des demografischen Wandels und der wachsenden Zahl von sogenannten Risikopatienten (Diabetiker und Rheumatiker) grundsätzlich sehr gut.
Frage: Es ist also damit zu rechnen, dass der Bedarf an professioneller Fußpflege und professionellen Fußbehandlungen weiter ansteigen wird. Inwieweit wenn überhaupt sind Befürchtungen angebracht, dass die an sich günstigen Voraussetzungen für eine Praxisgründung im Bereich Podologie durch die derzeitige Finanz- und Wirtschaftskrise beeinträchtigt werden könnten?
AP: Da Podologen in erster Linie Patienten mit Fußbeschwerden behandeln, sehe ich keine Beeinträchtigung durch die Finanz- und Wirtschaftskrise. Die Füße schmerzen auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten.
Frage: Wie viel Zeit sollten Podologen für die Praxisgründung einplanen?
AP: Für die Gründung einer podologischen Praxis sollte man, von der Idee bis zur Verwirklichung, mindestens ein Jahr einplanen.
Frage: Brauchen Praxisgründer Ihrer Erfahrung nach heute eine sprichwörtlich "zündende Geschäftsidee"? Welche Bedeutung messen Sie dem Praxiskonzept bei?
AP: Eine "zündende Geschäftsidee" brauchen Praxisgründer nicht. Viel wichtiger sind eine sehr gute Ausbildung, berufliche Erfahrung und eine auf hohem Niveau angesiedelte fachliche Qualifikation. Es sollte auf jeden Fall berücksichtigt werden, ob eine Einzelpraxis oder eine Praxis mit einem oder mehreren Mitarbeitern geplant wird. Dieses Praxiskonzept ist absolut wichtig bei allen Planungen.
Frage: Worauf sollten Podologen bei der Standortwahl für ihre Praxis besonders achten? Wie groß sollte der Einzugsbereich mindestens sein?
AP: Bei der Standortwahl sollten Podologen darauf achten, dass in ihrem unmittelbaren Einzugsbereich nicht zu viele Mitbewerber, dafür aber entsprechende Ärzte (Allgemeinmediziner, Orthopäden, Dermatologen, Diabetologen und Rheumatologen) niedergelassen sind, da eine Zusammenarbeit mit diesen sehr wichtig ist. Der Einzugsbereich sollte eine Größenordnung von 10.000 bis 20.000 Einwohnern umfassen.
Frage: Wo liegen Ihrer Erfahrung nach die größten Hürden und Schwierigkeiten für Praxisgründer auf dem Weg in die Selbstständigkeit?
AP: Die größten Hürden und Hindernisse liegen bei den Banken; ich nenne nur "Basel II". Schließlich ist ein nicht unerheblicher Kapitalbedarf notwendig, um eine zukunftssichere Praxis einzurichten.
Frage: Die Hürde, einen Kredit für eine Gründung zu bekommen, ist bereits in wirtschaftlich guten Zeiten nicht einfach zu überwinden. Haben Sie eventuell einen Tipp für Praxisgründer, worauf diese in der derzeitig schwierigen Wirtschaftslage besonders achten sollten, um die Bank für eine Kreditbewilligung zu gewinnen?
AP: Wichtig bei Bankgesprächen sind immer ein schlüssiges Konzept und eine fundierte Wirtschaftlichkeitsberechnung. Diese sollte in jedem Fall mit einem Steuerberater erstellt werden.
Frage: Abgesehen vom Geld wo sehen Sie noch weitere besondere Hürden, die es zu meistern gilt?
AP: Das Finden entsprechender Räumlichkeiten ist eine nicht zu unterschätzende Hürde. Hier sind die Größe der Räume, die sanitären Einrichtungen, die Zugänglichkeit auch für behinderte Personen und nicht zuletzt der Mietpreis zu berücksichtigen.
Frage: Welche sind die häufigsten Probleme und Fragen, mit denen sich in der Gründungsphase angehende selbstständige Podologen an den ZFD wenden, und wie können Sie weiterhelfen?
AP: Die häufigsten Probleme und Fragen, mit denen wir von angehenden selbstständigen Podologen konfrontiert werden, sind:
o Besteht eine Anmeldepflicht beim Gewerbeamt (Fußpfleger) oder beim Gesundheitsamt (Podologen)?
o Muss ich in der Berufsgenossenschaft sein?
o Muss ich in der IHK oder der Handwerkskammer Zwangsmitglied sein?
o Bin ich zur Pflichtversicherung bei der Deutschen Rentenversicherung verpflichtet?
Wir können mit entsprechenden, fundierten Auskünften helfen.
Frage: Wer im Gesundheitswesen tätig ist, muss sich ständig neuen Herausforderungen stellen. Man denke nur z. B. an die Einrichtung von Qualitätsmanagementsystemen. Noch wird ein QM-System für Podologen nicht gefordert. Dennoch stellt sich die Frage, inwieweit sich bereits Gründer einer podologischen Praxis mit dem Thema "Qualitätsmanagement" befassen sollten.
AP: Ich empfehle jedem Podologen, schon bei der Existenzgründung nach dem QM-System vorzugehen. Dadurch wird die Praxis schon am Anfang nach Kriterien ausgerichtet, die in jedem Fall späteren Anforderungen genügen.
Frage: Wenn sich die Anfangsphase schwieriger als erwartet gestaltet und die Praxis nicht so richtig laufen will, was raten Sie dann den Neugründern?
AP: Die Anfangsphase wird sich grundsätzlich schwierig gestalten, da den Fixkosten und dem persönlichen Finanzbedarf keine adäquaten Einnahmen gegenüberstehen. Es ist daher für Neugründer ratsam, zunächst einmal zweigleisig zu fahren: Teilzeitarbeit als Angestellter und Teilzeitöffnungszeiten für die Praxis.
Frage: Wie viel Zeit sollten Podologen ganz realistisch einplanen, bis sich die Praxis tatsächlich rentiert und der Lebensunterhalt damit bestritten werden kann?
AP: Einen Zeitraum von mindestens zwei, maximal fünf Jahren halte ich für realistisch. Herr Pöppinghaus, herzlichen Dank für das Gespräch.
Der erste Schritt zur erfolgreichen Gründung einer Fußpflegepraxis ist die Selbstprüfung. Schließlich handelt es sich um eine Entscheidung, die Ihr künftiges Leben grundlegend umkrempeln wird. Hinterfragen Sie kritisch, warum Sie sich selbstständig machen wollen und ob Unternehmer sein für Sie überhaupt das Richtige ist. Sie müssen natürlich nicht als Praxisgründer zum Unternehmer geboren sein. Doch Sie sollten bestimmte persönliche Grundvoraussetzungen mitbringen, um auf Dauer auf eigenen Füßen stehen zu können.
Der Entschluss, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen, erfordert Mut und ist eine enorme Herausforderung. Vor allem in der Gründungs- und Startphase müssen Sie mit besonderen Belastungen und Anforderungen rechnen und bereit sein, diese anzunehmen und zu meistern. Schließlich muss jeder wissen, der sich selbstständig machen will, dass Unternehmertum auch immer mit Risikobereitschaft verbunden ist.
Lesen Sie in diesem Kapitel, welche Überlegungen Ihnen bei der Frage helfen können, ob Sie wirklich ein Unternehmertyp sind und über die persönliche Eignung für eine selbstständige Tätigkeit verfügen.
Ohne Zweifel bringt der Gang in die Selbstständigkeit Veränderungen mit sich, die von ganz anderem Ausmaß sind als bei einem Wechsel des Arbeitsplatzes. Als Unternehmer müssen Sie im wahrsten Sinne des Wortes etwas unternehmen, um sich auf dem Markt zu behaupten und Ihre Existenz zu sichern. Der Alltag, auch der Ihrer Familie, wird sich verändern. Sie werden weniger freie Zeit für Hobbys und Freunde haben.
Eine eigene Praxis bedeutet auch, dass Sie wesentlich mehr Zeit in die Arbeit investieren müssen, als wenn Sie angestellt wären. Geregelte Arbeitszeiten und Urlaubsansprüche sind passé. Nach der Tätigkeit als Fußpfleger/Podologe wartet am Abend oder am Wochenende noch Büroarbeit (Abrechnungen und andere Verwaltungsaufgaben).
Das Einkommen wird insbesondere in den ersten Jahren nach der Praxisgründung stark schwanken. Auch wenn eine angestellte Tätigkeit heute keine absolute Sicherheit vor Arbeitsplatzverlust bedeutet, so sind doch immer noch eine gewisse Sicherheit durch einen Arbeitsvertrag sowie tarifliche und gesetzliche Regelungen gegeben. Wer also immer schon von einer festen Anstellung z. B. als Podologe in einer Fußambulanz für Diabetiker oder als Fußpfleger im Spa-Bereich eines Wellness-Hotels geträumt hat, für den wäre es wahrscheinlich doch besser, diesen Weg zielstrebig zu verfolgen.
Kommt der Wunsch einer Praxisgründung nicht aus dem Innern des Herzens und ist der Gründer von seinem Konzept und vom Erfolg nicht ohne Einschränkung überzeugt, wird es für den Betroffenen sehr schwer werden, notwendige Energie und Ausdauer aufzubringen, Belastungen standzuhalten, Probleme (z. B. mit Lieferanten oder Kunden) zu lösen und letztendlich sein Vorhaben dauerhaft zum Erfolg zu führen.
Eine Praxisgründung als ungeliebte Notlösung kann nicht gut gehen. Dann besteht nämlich die Gefahr, dass die Gründung von Anfang an eine halbherzige Angelegenheit wird und der Gründer bei den ersten Schwierigkeiten und Rückschlägen vorzeitig aufgibt. Wichtig ist, dass Sie bei Ihren Überlegungen immer daran denken: Ob angestellt oder selbstständig tätig, weder das eine noch das andere ist positiv oder negativ zu bewerten. Wofür Sie sich auch entscheiden, es kommt nur darauf an, dass Sie für sich die richtige Entscheidung treffen.
Ein grundlegender Faktor für eine erfolgreiche Praxisgründung ist wie die Psychologen sagen die Selbstmotivation oder innere Motivation. Gemeint ist damit die Bereitschaft, jeden Tag aufs Neue etwas Bestimmtes zu tun und zu leisten sowie der Wille, damit Erfolg zu haben.
Erfolgreiche Unternehmer verfolgen ihre Ziele und Pläne mit Freude, innerem Engagement und man könnte auch sagen mit Leidenschaft. Sie sind sich der Vorteile bewusst, die eine Selbstständigkeit mit sich bringt. Sie kennen aber auch die Nachteile, betrachten diese allerdings anstelle von Bedrohung eher als Chance und Herausforderung nach dem Motto: Probleme sind zum Lösen da!
Trotz positiver Grundeinstellung, exakter Planung und Vorbereitung kann Ihnen niemand eine Erfolgsgarantie für Ihre Gründung geben. Die Möglichkeit, dass man seine Vorstellungen nicht wunschgemäß verwirklichen kann oder eventuell sogar scheitert, darf nicht ignoriert werden und muss im Fall des Falles auch seelisch zu verkraften sein. Bevor Sie sich entscheiden, eine eigene Praxis aufzumachen, sollten Sie die Vor- und Nachteile einer selbstständigen Tätigkeit abwägen (siehe Info: Vor- und Nachteile der Selbstständigkeit). Denn jeder Unternehmer muss bereit sein, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Das gilt sowohl für Erfolge als auch für Misserfolge und Rückschläge.
Neben dem Ob sollten Sie auch herausfinden, warum Sie eine eigene Praxis gründen wollen. Für den Schritt in die Selbstständigkeit gibt es viele Gründe. Dabei sind nicht nur die Motive selbst maßgebend, sondern deren Intensität. Davon schließlich hängen Ihre positive Einstellung und Selbstmotivation zu Ihrem Projekt ab. Denn je mehr sich ein Mensch wünscht, seine Idee mit Erfolg vorausgesetzt, sie ist realistisch und durchführbar umzusetzen und seine Ziele zu erreichen, umso mehr Einsatzund Leistungsbereitschaft wird er aufbringen. Wer an seine Fähigkeiten glaubt, einen starken Willen und Durchsetzungsvermögen mitbringt und außerdem von seinem Konzept überzeugt ist, erfüllt bereits wichtige Voraussetzungen, um als Gründer erfolgreich zu sein (siehe Checkliste: Gründungsmotive).
Neben hoher Selbstmotivation und der Fähigkeit zur inneren Hingabe gibt es eine Reihe weiterer Fähigkeiten und Talente, die Gründer aufweisen sollten, wenn sie auf Dauer Erfolg haben wollen. Hierzu zählen:
o Selbstvertrauen,
o Selbstdisziplin,
o Einsatzbereitschaft,
o Entscheidungsfreudigkeit,
o Organisationstalent,
o Mut zum überschaubaren Risiko,
o Verantwortungsbewusstsein,
o Verkaufsgeschick,
o Gespür für das Geschäft,
o Erfolgswille,
o Ehrgeiz,
o Leistungsorientierung,
o Zielstrebigkeit,
o Lernfähigkeit,
o Führungsstärke,
o Überzeugungskraft,
o Konfliktfähigkeit,
o Streben nach Unabhängigkeit,
o Kreativität,
o Flexibilität,
o Belastbarkeit,
o Ausdauer,
o Durchsetzungskraft,
o Beharrlichkeit,
o Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit,
o Begeisterungsfähigkeit,
o Teamfähigkeit,
o Stressresistenz,
o Fähigkeit zum Networking.
Diese Persönlichkeitsmerkmale machen deutlich, dass in Ihnen in einem gewissen Umfang das Zeug zum Manager stecken muss. Natürlich sind nicht alle Persönlichkeitsfaktoren bei jedem Gründer gleich stark ausgeprägt. Wichtig ist, dass man sich seiner Stärken und Schwächen bewusst ist, die Schwächen abbaut und versucht, sie auszugleichen. Existenzgründungsberater empfehlen, nicht zu viel Zeit zum Verbessern von Schwächen aufzuwenden, sondern diese soweit auszugleichen, dass man als Unternehmer zurechtkommt. Eine gute Möglichkeit, Schwächen zu kompensieren, kann z. B. eine Teamgründung sein, in der die Gründer sich in den persönlichen Eigenschaften ergänzen; der eine kann z. B. gut networken und ist kommunikativ, der andere ist besonders kreativ und hat ein gutes Gespür fürs Geschäft.
Neben einer fundierten Ausbildung als Fußpfleger/Podologe und der persönlichen Eignung zum Unternehmer sollten Ihnen Themen wie Buchführung, Finanzanzierungsplanung, Kostenrechnung, Steuern oder falls Sie Mitarbeiter einstellen wollen Personalwesen nicht fremd sein. Kaufmännisches und betriebswirtschaftliches Know-how sind für den Erfolg unentbehrlich, weshalb Sie vor dem Start Defizite auf diesem Gebiet unbedingt ausgleichen sollten. Nach der Gründung, also nach Eröffnung der Praxis, ist höchstwahrscheinlich die Zeit zu knapp dafür. Eine Möglichkeit, die Wissenslücken zu schließen, ist der Besuch von Existenzgründerseminaren, wie sie von den örtlichen Industrie- und Handelskammern oder Handwerkskammern angeboten werden (siehe Kapitel 19: Die kompetente Beratung).
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Berufserfahrung. Sammeln Sie nach der Ausbildung zunächst als Mitarbeiter in der Praxis Erfahrung. Auf diese Weise lernen Sie nicht nur den Praxisablauf im Alltag, sondern auch durch Beobachten, Sehen und Mitarbeiten die zusätzlichen Aufgaben eines Praxisinhabers kennen. Nutzen Sie die Zeit auch zum Networking, sodass Sie als Gründer auf bereits bestehende Kontakte zurückgreifen können. Gerade im Dienstleistungsbereich sind persönliche Kontakte mitentscheidend für den unternehmerischen Erfolg.
Berufserfahrung geht auch mit einem weiteren Faktor einher, der bei einer erfolgreichen Gründung eine wichtige Rolle spielt: Branchenkenntnisse. Sie sollten Ihre Branche kennen, die Struktur, den Markt und die Preise. Wissen Sie über Möglichkeiten, Grenzen und Marktlücken Bescheid, hilft es Ihnen, Ihre eigenen Chancen besser einzuschätzen und ein für Sie passendes Konzept zu entwickeln.
Damit das Praxiskonzept sich auf dem Markt bewährt und den erwünschten Erfolg bringt, sollte sich die Geschäftsidee durch sogenannte Alleinstellungsmerkmale auszeichnen. Dadurch bekommt die Praxis eine bestimmte Prägung und Ausrichtung, sodass sich die Kunden von den angebotenen Dienstleistungen angesprochen fühlen und entscheiden, es nachzufragen, also einen Termin in Ihrem Fußpflegestudio zu vereinbaren (siehe Kapitel 3: Die Geschäftsidee).
Zudem sollten Sie die finanziellen Voraussetzungen realistisch prüfen (siehe Kapitel 10: Kapitalbedarf, Kosten, Umsatz und Kapitel 11: Das Startkapital) und sich des Rückhalts Ihrer Familie vergewissern. So früh wie möglich sollten Sie daher Ihr familiäres Umfeld in die Planungen mit einbeziehen. Vielleicht kann Ihr Ehepartner oder Lebensgefährte Sie sogar während der in der Regel noch umsatzschwachen Anlaufphase finanziell unterstützen. Aber es ist schon eine enorme Erleichterung, wenn er oder sie bereit ist, bei Problemen zuzuhören und mit Ihnen zusammen nach Lösungen zu suchen. Insbesondere Frauen, die sich selbstständig machen wollen, müssen von Anfang an darauf achten, dass die Doppelbelastung zwischen Familie und Existenzaufbau nicht zur Zerreißprobe wird (siehe Kapitel 4: Die Frauen als Gründerinnen).
Bevor Sie mit der Praxisgründung starten, sollten Sie deshalb unbedingt Ihre eigene Persönlichkeit und Ihre persönlichen Voraussetzungen und Qualifikationen kritisch auf den Prüfstand stellen. Arbeiten Sie deshalb die Checkliste: Gründerprofil durch.
Sich selbst objektiv einzuschätzen, ist keine einfache Aufgabe. Bitten Sie daher auch die Familie sowie Freunde oder gute Bekannte, Sie ebenfalls zu beurteilen. Es kann für Ihr weiteres Vorgehen nur von Nutzen sein zu wissen, in welchen Punkten Selbst- und Fremdeinschätzung voneinander abweichen und wie Sie von anderen gesehen werden. Wenn andere ein anderes Bild von Ihnen als Sie selbst haben, was könnten die Gründe dafür sein? Sprechen Sie diese Punkte an.
Einer der bedeutendsten Erfolgsfaktoren ist die Person des Gründers. Die Persönlichkeit des Gründers trägt entscheidend zum Gelingen einer erfolgreichen Gründung bei, ist aber nach einer Untersuchung der KfW-Mittelstandsbank fast immer auch direkt oder indirekt mitbeteiligt an den Fehlern und Problemen, an denen Gründer häufig scheitern. Um kritischen Situationen oder gar einem Scheitern der Gründung vorzubeugen, sollte sich daher jeder Gründer die typischen Pleite-Ursachen bewusst machen.
Finanzierungsmängel
Der Gründer hat den kurzfristigen Kapitalbedarf falsch eingeschätzt. Ist zu wenig Geld vorhanden, um laufende Rechnungen zu bezahlen, sind Zahlungsschwierigkeiten vorprogrammiert.
Informationsdefizite
Aufgrund zu geringer Branchenkenntnisse hat der Gründer die Nachfrage und die Konkurrenz falsch eingeschätzt.
Qualifikationsmängel
Bei der fachlichen Qualifikation sind Gründer meistens gut gerüstet. Häufig kümmern sich Gründer zu wenig um kaufmännisches und unternehmerisches Know-how.
Mängel in der Planung
Das Unternehmen gerät in Schwierigkeiten, weil der Gründer Gründung und Aufbau seines Unternehmens schlecht oder fehlerhaft geplant oder eine gute Planung nicht eingehalten hat.
Überschätzung der Betriebsleistung
Die Erwartungen des Gründers waren zu optimistisch, weil er den Markt falsch beurteilt hat. Oftmals stehen auch die erzielten Umsätze nicht im Verhältnis zu den Kosten und Investitionen.
Familienprobleme
Ein nicht zu unterschätzender Faktor für das Scheitern eines jungen Unternehmens sind Probleme in der Familie, wie z. B. Trennung, Krankheit oder mangelnde Akzeptanz der Familie für die Existenzgründung.
Der Dreh- und Angelpunkt bei einer Existenzgründung ist ohne Zweifel die Person des Gründers und sein Wissen und Können. Daneben gibt es aber auch Risiken, die ein Gründer nicht beeinflussen kann, wie äußere Einflüsse. Das können plötzliche Änderungen im Kundenverhalten, Senkung der allgemeinen Kaufkraft, Änderung der Gesetze oder neue Vorschriften sein, wodurch die Einnahmen sich vermindern oder ausbleiben.
Besonders kritisch sind die ersten drei Jahre! Eine umfassende repräsentative Informationsquelle zum Gründungsgeschehen in Deutschland ist der alljährliche KfW-Gründungsmonitor. Im KfW-Gründungsmonitor des Jahres 2009, für den 50.000 in Deutschland ansässige Personen Fragen zu den verschiedensten Aspekten der Gründung beantwortet haben, hat sich u. a. ergeben, dass das Scheitern in der ersten Phase nach der Unternehmensgründung hoch ist: Mehr als ein Viertel aller Gründer sind nach drei Jahren nicht mehr auf dem Markt vorhanden. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Gründung die schwierige Anfangsphase übersteht, ist jedoch höher, wenn der Gründer bereits Erfahrung aus einer vorangegangenen Selbstständigkeit mitbringt oder größere finanzielle Mittel einsetzt.
Tipp zum Weiterlesen
Zimmermann, Hans-Peter: Großerfolg im Kleinbetrieb. Redline Wirtschaft, 2007, ISBN 978-3-636-01459-7
Zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort, das richtige Produkt ist das Geheimnis einer guten Geschäftsidee, der Basis jeder erfolgreichen Unternehmensgründung. Die Geschäftsidee macht den Anfang und je früher man sich darüber klar wird, umso besser. Schließlich bauen alle künftigen Planungen und Entscheidungen darauf auf.
Als Fußpfleger/Podologe sind Sie hinsichtlich fachlicher Qualifikation sicher bestens gerüstet und können möglicherweise sogar bereits eine mehrjährige Berufserfahrung vorweisen. Vielleicht fragen Sie sich jetzt, Ihre Geschäftsidee, eine Fußpflegepraxis zu gründen, sei doch eindeutig, oder nicht? Sicher, die Richtung ist vorgegeben! Aber damit Kunden auf Ihre Praxis aufmerksam werden und nicht nur einmal, sondern immer wieder zu Ihnen kommen, sollten Sie Ihrer Praxis ein unverkennbares Profil geben und so ihr Unternehmen durch eindeutige Positionierung im Markt auf Dauer mit Erfolg etablieren.
Lesen Sie in diesem Kapitel, wie es gelingt, eine geeignete Geschäftsidee zu entwickeln, mit der Sie sich von Mitbewerbern abheben können. Sie haben bereits konkrete Vorstellungen? Herzlichen Glückwunsch! Allerdings: Auch eine noch so gut klingende Geschäftsidee sollte erst dann umgesetzt werden, wenn sie die Prüfung auf Markttauglichkeit bestanden hat, also wirkliche Chancen, sich am Markt durchzusetzen. Gehen Sie bei der Verwirklichung Ihrer Idee zielstrebig vor, aber seien Sie stets offen für Verbesserungen, Anpassungen oder Veränderungen.
Wussten Sie, dass nur 5 % aller Geschäftsideen, mit denen sich Jungunternehmer jedes Jahr hierzulande selbstständig machen, tatsächlich neu sind? Und 50 % dieser neuen Ideen stammen ursprünglich aus den USA. Damit sind über 95 % der Gründungsideen Kopien, sogenannte Me-too-Produkte und völlig neue Ideen eher die Ausnahme. Mit anderen Worten: Eine Geschäftsidee muss nicht vollkommen neu sein, um erfolgreich ein Unternehmen zu gründen. Oft reicht es schon aus, bewährte Ideen als Vorbilder aufzugreifen und zu übernehmen, diese zu verbessern, auf Bedürfnisse und Wünsche der Kunden abzustimmen oder auch auf andere Märkte zu übertragen.
Sie müssen also keinesfalls eine Fußpflegepraxis oder ein Fußpflegestudio neu erfinden, sollten aber nach Möglichkeiten suchen, wie Sie sich von Wettbewerbern unterscheiden und einen erkennbaren Nutzen und Vorteile für Ihre Kunden und Patienten bieten können. Bei Unternehmen mit gleichartigem Angebot geht es darum, Alleinstellungsmerkmale, sogenannte Unique Selling Propositions (USP), herauszuarbeiten, um sich von Konkurrenzangeboten abzuheben und sich im Markt sichtbar zu machen.
Entwickeln Sie eine Vision, wie Ihre Praxis einmal aussehen soll, mit welchem Angebot Sie auf dem Markt kommen und bestehen wollen, welche Kunden/ Patienten zu Ihnen kommen werden. Überlegen Sie, welche Zielgruppen Sie erreichen wollen. Spielen Sie mit Ihren Gedanken, träumen Sie ruhig ein bisschen und nutzen Sie auch sogenannte Kreativitätstechniken, um Ihre eigenen Ideen zu entwickeln (siehe Info: Kreativitätstechniken zur Ideenfindung).
Was Sie in der Orientierungsphase, in der Sie sich als Gründer zurzeit befinden, vor allem brauchen, sind Informationen. Wertvolle Informationsquellen sind das Lesen von Fachzeitschriften und der Besuch von Fachmessen und -kongressen, wie z. B. der jedes Jahr im Frühjahr stattfindenden Beauty International in Düsseldorf oder der im Herbst in Kassel stattfindenden FUSS. Auch das Gespräch mit Kollegen, Mitbewerbern und Kunden, Weiterbildungsmaßnahmen oder Internetrecherchen kann Ihre Kreativität ankurbeln. Durchleuchten Sie ganz systematisch Ihre Branche zu allen Aspekten rund um die Fußpflege und informieren Sie sich auch über angrenzende Bereiche. Um ein gelungenes Konzept zu entwickeln, sind gute Branchenkenntnisse das A und O.
Verfolgen Sie aber auch politische und rechtliche Entwicklungen (z. B. Gesundheitsreform) sowie die allgemeine wirtschaftliche Lage. Ein weiterer wichtiger Aspekt sind gesellschaftliche Entwicklungen. Erst langsam wird das Potenzial der Marktchancen in den verschiedensten Wirtschaftsbereichen erkannt, die sich insbesondere aus der wachsenden Anzahl von älteren Menschen und einer stetig ansteigenden Lebenserwartung ergibt (siehe Info: Senioren als vielschichtige Zielgruppe).
Weniger geeignet für ein dauerhaftes Konzept sind aktuelle Modeerscheinungen, da es sich hierbei nur um kurzfristige Vorlieben oder saisonale Highlights handelt, mit denen man nur ebenso kurzfristig Geld verdienen kann. Dagegen können sich ernsthafte Marktchancen aus Trends ergeben. Darunter versteht man Entwicklungen, die fünf bis 15 Jahre andauern und weite Teile der Bevölkerung erfassen können. Achten Sie beim Planen nicht nur auf Trends im Bereich Fußpflege. Fragen Sie sich auch, welche Trends aus dem Bereich der Kosmetik, der Nailbranche oder Spa- und Wellnessbereich für Ihr Praxiskonzept interessant sein könnten.
Ohne Zweifel ist beispielsweise der derzeitige Wellness- und Gesundheitstrend auch für den Bereich der Fußpflege von höchstem Interesse. Die Trendforschung ist zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich hierbei um keine kurzlebige Modeerscheinung, sondern vielmehr sogar um einen Megatrend handelt, der die künftige Entwicklung unserer Wirtschaft und Gesellschaft prägen wird.
Der Marketing-Experte Bernd Eberle beschreibt in dem Buch Wellness und Gesundheit als Marketingimpuls. Wie Sie den Mega-Trend für Ihre Produkte nutzen, dass es eine Vielzahl von Entwicklungen gibt, die unmittelbar mit dem Gesundheitstrend zusammenhängen. Dazu gehören neben der demografischen Veränderung unserer Gesellschaft auch z. B. Veränderungen der Arbeitswelt und die daraus resultierenden Defizite und Bedürfnisse sowie technische Entwicklungen wie Innovationen in der Gesundheitsprävention und der Medizin.
Aber auch die Entwicklung der Wirtschaft und der damit verbundene Wohlstand sind von erheblicher Bedeutung. Der bedeutendste Einflussfaktor ist, stellt Bernd Eberle fest, die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft: "Wenn die Menschen immer älter werden, haben sie andere Bedürfnisse und Konsumgewohnheiten, die vorwiegend mit dem Gesundheitsaspekt zu tun haben." Ein wichtiger Aspekt des Gesundheitstrends ist die ganzheitliche Sichtweise, die den modernen Gesundheitsbegriff umfasst. "Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens, nicht nur die Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen", wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits Ende der 1940er Jahre definiert hat.
Inzwischen wurde das Gesundheitsverständnis weiterentwickelt, sodass in Europa darunter verstanden wird: "Gesundheit ist die Fähigkeit und Motivation, ein wirtschaftlich und sozial aktives Leben zu führen." Diese Sichtweise hat inzwischen auch den Kosmetik- und Körperpflegemittelmarkt mit Pflegekonzepten erreicht, die nicht nur einzelne Wirkungen, sondern den ganzen Menschen in den Mittelpunkt stellen. Vielleicht könnte ja gerade dieser ganzheitliche Ansatz ein interessanter Aspekt bei der Entwicklung eines Konzepts für Ihr Studio oder Ihre Praxis sein. Denn ohne Zweifel: Eine wichtige Voraussetzung für das Wohlbefinden eines Menschen ist, dass es den Füßen gut geht.
Aber auch eine Marktlücke, die Sie etwa beim Erforschen Ihrer Branche vor Ort entdeckt haben, kann die Basis für Ihr Praxiskonzept sein. Vielleicht gibt es z. B. Kunden/Patienten, die bisher von Ihrer Konkurrenz noch nicht oder nicht ausreichend angesprochen und bedient worden sind? Ist das Marktpotenzial dieser Zielgruppe groß genug, können Sie sich auf diese Zielgruppe spezialisieren und wenn nicht zumindest einen Schwerpunkt in Ihrem Leistungsangebot setzen. Wie auch immer! Auf jeden Fall haben Sie eine Nische gefunden. Sie können für ein bestimmtes Problem oder Bedürfnis eine Lösung anbieten und sich damit zugleich von anderen Konkurrenzangeboten unterscheiden.
Wer als Unternehmer auf Dauer erfolgreich sein will, sollte stets sein Angebot auch aus dem Blickwinkel seiner Kunden betrachten und hinterfragen, ob sein Angebot von Nutzen ist und ob es deren Wünschen und Bedürfnissen entspricht. Denn nur, wenn die angebotenen Leistungen vom Kunden nachgefragt werden, kann es einem Unternehmen gelingen, den nötigen Umsatz und Gewinn zu erwirtschaften und sich langfristig auf dem Markt zu behaupten.
Als Fußpfleger/Podologe können Sie aufgrund Ihrer Berufserfahrung gut einschätzen, wie es um die Nachfrage der Standardleistungen einer Fußpflegepraxis bestellt ist. Damit sich jedoch potenzielle Kunden/Patienten ganz speziell für das Leistungsangebot Ihrer Fußpflegepraxis interessieren und gewinnen lassen, müssen diese einen Nutzen und einen Vorteil für sich erkennen. Um sich von Mitbewerbern abzuheben, sollten Sie sich als Praxisgründer deshalb folgende Fragen stellen:
o Kann das vor Ort bestehende Angebot noch verbessert werden?
o Kann das Angebot noch besser auf die vorhandene Kundenstruktur angepasst werden?
o Gibt es Wünsche oder Bedürfnisse, die bisher nicht berücksichtigt worden sind?
o Können bei den Kunden neue, bisher unbekannte Wünsche geweckt werden?
Nach dem Motto: Warum sollen die Kunden ausgerechnet zu Ihnen kommen? Warum sollen Sie sich erneut behandeln lassen? Was Besonderes hat Ihre Praxis zu bieten? gilt es herauszustellen, welche besondere Zielsetzung Sie mit Ihrem Vorhaben verbinden, um den Kundennutzen sichtbar zu machen. Um sich einen Vorsprung vor der Konkurrenz zu sichern, müssen Sie allerdings nicht unbedingt eine brandneue Idee entwickeln. Oft reicht schon die Summe vieler Kleinigkeiten, wodurch Sie Ihrer Praxis das gewisse Etwas geben und für Ihre Kunden besonders attraktiv machen. Das können Details sein wie:
o eine verkehrsgünstige Lage,
o ein angenehmes Ambiente,
o besonders kundenfreundliche Öffnungszeiten (am Abend oder Samstagvormittag),
o keine langen Wartezeiten,
o eine Tasse Kaffee zur Begrüßung,
o ein Wasserspender im Wartezimmer zur Selbstbedienung,
o Ihr freundliches und kompetentes Auftreten,
o individuelle Beratung,
o spezielle Serviceangebote aus dem Bereich Kosmetik oder Wellness,
o regelmäßige Hausbesuche als Serviceleistung.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie Sie das Basisangebot Ihrer Fußpflegepraxis aufpeppen und dadurch Kunden/ Patienten binden können. Im Marketing-Vokabular spricht man von Servicepolitik. Schauen Sie auch, was die Konkurrenz in diesem Punkt zu bieten hat. Die eine oder andere Idee abzukupfern ist durchaus erlaubt.
Hinzu kommt, dass die Aus- und Weiterbildung auf dem Fachgebiet der Fußpflege eine Reihe von Spezialisierungen eröffnet, z. B.:
o im medizinischen Bereich auf Fußbehandlungen für Patienten mit Rheuma oder Diabetes,
o auf bestimmte Zielgruppen wie Senioren, Sportler oder Kinder,
o auf Kooperationen mit angrenzenden Berufen wie Diabetologen, Orthopädieschuhmacher, Ernährungsberater, Gesundheitsberater oder anderen freien Heilberuflern wie z. B. Physiotherapeuten.
Halten Sie zudem mit Ihren Qualifikationen, die Sie bisher erworben haben, nicht hinter den Berg. Vielmehr sollten Sie damit glänzen. Bauen Sie beim Schmieden Ihres Praxiskonzepts darauf auf. Denn Ihre Qualifikationen zeichnen Sie als Profi aus, wodurch Sie gegenüber der Konkurrenz an Gewicht gewinnen.
Unabhängig, auf welcher Idee aufbauend Sie das Angebot Ihrer Praxis planen, gilt schließlich: Machen Sie sich nur mit dem Konzept selbstständig, das auch wirklich zu Ihnen passt. Denn Ihre Persönlichkeit samt Ihren Stärken und Schwächen, Wünschen, Talenten und Erfahrungen trägt maßgeblich zur unverwechselbaren Identität Ihrer Praxis bei. Ihr persönliches Profil ist ein Erfolgsfaktor, der garantiert von niemandem kopiert werden kann.
Entscheidend für Ihren Erfolg ist außerdem, dass Sie von Ihrer Idee hundertprozentig überzeugt sind. Nur dann wird es Ihnen gelingen, potenzielle Geldgeber von der Ernsthaftigkeit Ihres Vorhabens zu überzeugen. Zudem können Sie eine mögliche Durststrecke in der Anfangsphase leichter durchstehen, wenn Sie voll und ganz hinter Ihrem Konzept stehen.
Aber auch Ihre möglichen Kunden/ Patienten werden Ihnen das nötige Vertrauen entgegenbringen und gerne wiederkommen, wenn alles stimmig ist. Somit ist es auch eine ganz persönliche Angelegenheit, den Wunsch zu verwirklichen, ein Fußpflegestudio zu gründen. Daraus folgt: Sie können sich vieles von Ihren Mitbewerbern abschauen, aber letztendlich kommen Sie nicht darum herum, für sich ein ganz persönliches Unternehmenskonzept zu entwickeln.
Sie haben eine gute Geschäftsidee gefunden und sind von deren Erfolg überzeugt. Sie sind voll Elan und möchten sofort mit den Planungen für Ihre Praxis beginnen. Doch halt: Vor dem Start ist die Marktanalyse unverzichtbar.
Bevor Sie Entscheidungen treffen und investieren, sollten Sie den Markt erforschen; d. h., Sie sollten überprüfen, ob die Idee wirklich durchdacht ist und eine Chance auf dem Markt hat. Um diese Fragen beantworten zu können, müssen Sie zum einen herausfinden, wie es mit der Nachfrage für Ihr geplantes Angebot bestellt ist und zum anderen systematisch die Kundenstruktur, Ihre Konkurrenten und Mitbewerber erkunden.
Kunden und Patienten werden zu Ihnen zur Fußpflege aus verschiedenen Gründen kommen. Es kann am Angebot, am Service oder am Preis liegen. Vielleicht wird Ihre Praxis auch wegen eines besonders verkehrsgünstigen Standorts bevorzugt. Um von diesem Wettbewerbsvorteil auch weiterhin zu profitieren, sollten Sie versuchen, sich von Ihren Kunden so genau wie möglich ein Bild zu machen.
o Wie alt sind Ihre Kunden?
o Sind Ihre Kunden vor allem männlich oder weiblich?
o Über welches Einkommen verfügen sie?
o Was kennzeichnet Ihre Zielgruppe(n) darüber hinaus (bestimmte Lebenssituationen wie Familien, Single oder Rentner, Bildungsgrad, Berufstätigkeit, sportliche Aktivitäten, Wertvorstellungen, Kaufverhalten, Preisbewusstsein)?
Vor allem die Finanzkraft ist ein wichtiges Thema. Denn Ihre Zielgruppe muss sowohl in der Lage als auch bereit dazu sein, die von Ihnen erbrachte Leistung entsprechend zu honorieren. Denn es bringt nichts, wenn Ihre Leistung zwar gerne in Anspruch genommen werden würde, aber die anvisierten Kunden diese entweder nicht bezahlen können oder obwohl sie es könnten nicht dazu bereit sind.
Wichtig ist natürlich auch zu wissen, wie viele Kunden es überhaupt am Markt insgesamt gibt und wie viele davon erreicht werden können. Schließlich müssen die Zielgruppe(n), die Sie erreichen wollen so groß sein, damit Sie durch Ihre Tätigkeit ein ausreichendes Einkommen erzielen können.
Was Kaufkraft und Kundenstruktur angeht, sind die Kammern und/oder Banken vor Ort die richtigen Ansprechpartner. Wichtige Planungsgrundlage für Ihre Dienstleistung ist darüber hinaus das statistische Datenmaterial Ihrer Gemeinde oder Stadt, das Ihnen eine Vielzahl von wertvollen Informationen zur Bevölkerungsstruktur (Einwohnerzahl, Altersstruktur der Bevölkerung), Wirtschaftsstruktur sowie zum Leben und Arbeiten der Menschen vor Ort liefert. Eine weitere interessante Informationsmöglichkeit sind für allgemeine Marktinformationen das Statistische Bundesamt (www.destatis.de) und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (www. diw.de).
Treffen Sie mit Ihrem geplanten Angebot die Wünsche und Bedürfnisse der Zielgruppe(n), die Sie erreichen wollen? Suchen Sie hierzu das Gespräch mit ihren potenziellen Kunden/Patienten, z. B. in Fußgängerzonen, Sport- und Fitnesszentren oder auch Altenheimen.
Eine Möglichkeit ist, dafür einen kleinen Fragebogen zu erstellen, in dem Sie Ihre Dienstleistung kurz vorstellen und dann z. B. fragen, ob das Angebot dem Bedarf entspricht, welche Leistungen konkret gewünscht werden und welche nicht, ob auch Hausbesuche erwünscht sind, welcher Service erwartet wird, ob es vor Ort Probleme oder Mängel gibt, die gelöst werden sollten usw. Allerdings gibt es bei der Gestaltung eines Fragebogens Einiges zu beachten. Es ist daher empfehlenswert, sich zunächst in die Thematik einzulesen. Unter den Stichworten Kundenbefragungen, Befragungen oder auch Marktforschung finden Sie reichlich Literatur im Buchhandel oder in der Bibliothek.
Als Anbieter von Fußpflege sollten Sie auch versuchen, Kontakt zu Ärzten, Selbsthilfegruppen oder örtlichen Krankenkassen sowie Krankenhäusern und Altenheimen oder auch dem Gesundheitsamt aufzunehmen, um eine Vorstellung über die Versorgungslage vor Ort und dem notwendigen Bedarf über therapeutisch zu behandelnde Krankheitsbilder zu erhalten.
Um Angebot und Nachfrage auf einen "Nenner" zu bringen, ist es ratsam, auch Informationsgespräche mit Wettbewerbern zu führen. Am besten natürlich mit Kollegen aus anderen Städten und Orten, weil Sie dann dafür keine direkte Konkurrenz sind und doch auf diese Weise den einen oder anderen Tipp bekommen und von deren unternehmerischen Erfahrungen lernen können.
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