Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Grundlagen der psychosozialen Betreuung an Hochschulen
2.1 Psychologische Beratung versus psychosoziale Betreuung
2.2 Rechtliche Grundlage für psychosoziale Betreuung
2.3 Differenzierungen im psychosozialen Berufsbereich
2.4 Gründungsphasen der Studienberatung an deutschen Hochschulen
3 Druck im Studium - Der Student hat Probleme?
3.1 Arten und Ursachen von Problemen der Studenten
3.2 Einordnung in die Klassifikation ICD-10-GM
3.3 Die Diplomarbeit - Eine persönlich erlebte psychisch belastende Situation
3.3.1 Persönlicher Zusammenbruch
3.3.2 Symptome - Selbst- und Fremdeinschätzung
3.3.3 Verlauf der psychosozialen Betreuung
3.3.4 Wünsche und Erwartungen an die Hochschule
4 Welches Interesse könnten Hochschulen haben, psychisch kranke Studenten zu betreuen?
4.1 Der Bologna-Prozess - Hilfe oder Hindernis für den Studenten?
4.1.1 Ziele des Bologna-Prozesses
4.1.2 Konsequenzen des Bologna-Prozesses für den Studenten
4.2 Interessengruppen der Hochschulen wollen „gesunde“ Studenten
4.3 Rechtliche Grundlagen der Hochschule zur Implementierung einer psychologischen Beratungsstelle
5 Psychosoziale Betreuung als Schritt zu einem strategischen Wettbewerbsvorteil
5.1 Strategische Planung eines Marketingkonzepts für Hochschulen
5.2 Wettbewerbsstrategie nach Porter
6 Die Leistung der psychosozialen Betreuung im Zusammenhang mit dem Hochschulmarketing
6.1 Definition von Hochschulmarketing
6.2 Zielgruppen des Hochschulmarketing
6.3 Marketing-Mix des Hochschulmarketing
6.3.1 Produktpolitik/ Leistungspolitik
6.3.2 Distributionspolitik
6.3.3 Preispolitik
6.3.4 Kommunikationspolitik
6.3.5 Hochschulmarketing als Dienstleistungsmarketing
7 Hochschulmarkt-Analyse – Welche Leistungen zur psychosozialen Betreuung werden angeboten?
7.1 Psychosoziale Betreuung des Deutschen Studentenwerks
7.1.1 Leistungsangebot
7.1.2 Personal
7.1.3 Kooperationen
7.2 Psychosoziale Betreuung an Hochschulen
7.2.1 Freie Universität Berlin
7.2.2 Humboldt Universität zu Berlin
7.2.3 Fachhochschule für Wirtschaft Berlin
7.3 Leistungslücken von Hochschulen in der psychosozialen Betreuung schließen
8 Zusammenfassung und der zukünftige Weg von Hochschulen
Literaturquellen
Internetquellen
Anhang
Stefanie Waßmann wurde 1984 in Berlin geboren. Ihr Wirtschaftsstudium mit Schwerpunkt Marketing und Sprachen schloss sie 2008 an der Berlin School of Economics (heute: HWR Berlin) als Diplom-Kauffrau ab. Nach ihrem 1-semestrigen Erasmus-Aufenthalt an der Partnerhochschule Universidad del País Vasco in Bilbao begann sie an ihrer ersten Diplomarbeit in Kooperation mit einem Unternehmen zu arbeiten. Innerhalb dieser Zeit machten sich starke Symptome eines Burnouts bemerkbar, welche mit einer akuten Depression einhergingen und ihr der Abschluss der Diplomarbeit unmöglich wurde. Eine Therapeutin empfahl ihr die Arbeit abzubrechen und sich in eine Klinik für Psychotherapie zu begeben. Den 10-wöchigen Therapie-Aufenthalt im Theodor-Wenzel-Werk Berlin sowie ihre Erfahrungen in der Klinik hat sie in der anschließenden Diplomarbeit verarbeitet und im Kontext der psychosozialen Betreuung innerhalb des Hochschulmarketing dargestellt. So ist das vorliegende Buch entstanden, welches über ihre persönlichen Erlebnisse hinaus den Bogen zu ihrem wirtschaftlichen Studium spannt: Die Darstellung des Zusammenhangs aus einer persönlichen psychisch belastenden Erfahrung und den zukünftigen Anforderungen, die diesbezüglich an das deutsche Hochschulmarketing gestellt werden könnten.
Stefanie Waßmann
Wenn ein Student dem Druck nicht mehr standhält
Leistungen und Versagen von Hochschulen in der psychosozialen Betreuung
ISBN: 978-3-8428-1708-1
Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2012
Umschlagmotiv: © Alx - Fotolia.com
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© Diplomica Verlag GmbH
http://www.diplomica-verlag.de, Hamburg 2012
BRD | Bundesrepublik Deutschland |
bzgl. | bezüglich |
bzw. | beziehungsweise |
CAPS | Counseling and Psychological Services (z.B. an Uni Seattle, USA) |
DIMDI | Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information |
DL | Dienstleistung |
ECTS | European Credit Transfer System |
elektronische Post | |
FHW | Fachhochschule für Wirtschaft Berlin |
FU | Freie Universität Berlin |
ggf. | gegebenenfalls |
ggü. | gegenüber |
HIS | Hochschul-Informations-System Hannover |
HU | Humboldt Universität zu Berlin |
LMU | Ludwig-Maximilian-Universität München |
PC | Personal Computer |
SS | Sommersemester |
SWOT | Strenghts, Weaknesses, Opportunities, Threats (Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken) |
TK | Techniker Krankenkasse |
u.a. | unter anderem |
USP | Unique Selling Proposition (einzigartiger Verkaufsvorteil) |
u.U. | unter Umständen |
u.v.m. | und vieles mehr |
WS | Wintersemester |
z.B. | zum Beispiel |
ZG | Zielgruppe |
z.T. | zum Teil |
Abb. 1 | Bereiche des Beratungs- und Informationsbedarfs von Studenten |
Abb. 2 | Beziehungsmarketing bei Anspruchsgruppen einer Hochschule |
Abb. 3 | Strategische Planung eines Marketingkonzepts für das Hochschulmarketing |
Abb. 4 | Marketingziele im Hochschulmarketing |
Abb. 5 | Wettbewerbsstrategische Grundtypen nach Michael E. Porter |
Abb. 6 | Zielgruppen des Hochschulmarketing |
Abb. 7 | Zusatzinstrumente im Dienstleistungsmarketing |
Abb. 8 | Instrumenten des Hochschulemarketing-Mix |
Abb. 9 | Leistungsangebot der psychologischen Beratung der FU Berlin |
Abb. 10 | Typische Phasen einer Marktforschungsuntersuchung |
Tab. 1 | Klassifikation von Krankheiten nach ICD-10 |
Tab. 2 | Psychische und Verhaltensstörungen nach ICD-10 |
Tab. 3 | Therapiekurse des TWW und ihr Nutzen für die Patienten |
Tab. 4 | Services an Hochschulen |
Tab. 5 | Effekte der psychologischen Beratung des Deutschen Studentenwerks |
„Eine Untersuchung des Deutschen Studentenwerks von 1999 ergab, dass 40 Prozent der Studierenden mit psychischen Problemen zu tun hatten.“1 In Berlin sind bereits um die 5.000 Studenten in psychologischer Behandlung. Die Tendenz ist steigend. So bestätigte eine Erhebung im Jahr 2001 an der Universität Münster, dass bereits 20% der dort immatrikulierten Studenten ihre psychischen Probleme als eine große Schwierigkeit in ihrem Studium ansehen.2
Die Entscheidung zur Einführung von Studiengebühren seitens des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Januar 2005 spielt in diesem Kontext eine wesentliche Rolle. Die damit einhergehenden und sich zunehmend verschlechternden Lebensbedingungen im Hinblick auf die Finanzierung des Studiums, üben steigenden Druck auf den einzelnen Studenten aus. Der Spagat zwischen dem Studium und dem Job führt nicht bei wenigen Studenten zu psychischen Erkrankungen, dem Ausbruch des Burnout-Syndroms und der trügerisch hoffnungsvollen Zuwendung zu Alkohol und Psychopharmaka, um diesem Druck standhalten zu können. Doch worin sind die Auslöser und Gründe zu finden und um welche Probleme im Studium handelt es sich im Detail? Welche Wünsche und Erwartungen stellt der ratsuchende Student an seine Hochschule und wie kann die Hochschule diesen Erwartungen in Form eines ausgebauten Hochschulmarketing gerecht werden? Auf diese Fragen soll in der folgenden Untersuchung eine Antwort gefunden und aufgezeigt werden, welche Rolle die psychosoziale Betreuung an deutschen Hochschulen in der nahen Zukunft einnehmen kann. In der Gesellschaft zählt die psychische Gesundheit nicht mehr zu den mit einem Makel behafteten, unaussprechbaren Dingen.3 Die WHO forderte im Januar 2005 auf der Konferenz über psychische Gesundheit in Helsinki in der Zukunft „eine gemeinsame Förderung der psychischen Gesundheit und die Verhütung psychischer Krankheiten sowie [...] die Weiterentwicklung gemeindenaher, integrierter psychiatrischer Dienste für zur Selbsthilfe bemündeter Bürger“4.
In diesem Buch wird speziell auf die studienbedingten, psychischen Belastungsarten des Studenten Bezug genommen. Die Hochschule kann dabei einerseits der Auslöser dieser individuell stark belastenden Probleme sein und andererseits auch eine erste beratende Anlaufstelle bieten, um diesen Problemen präventiv zu begegnen oder diese durch ein Angebot von verschiedenen psychosozialen Leistungen reduzieren zu helfen. Damit würde die Hochschule den Forderungen der WHO-Konferenz gerecht.
Zunächst wird in Kapitel 2 die Grundlage für die vorliegende Untersuchung gelegt, indem der Begriff der psychosozialen Betreuung abgegrenzt und somit für jeden Leser gleichermaßen verständlich gemacht wird. Hierbei wird bereits auf die einzelnen Ausprägungen und Aufgabenbereiche der psychosozialen Betreuung eingegangen und Bezug auf die psychologische Beratung an deutschen Hochschulen genommen.
In Kapitel 3 steht der Student mit seinen Problemen im Vordergrund. Dieser ist die Zentralfigur der vorliegenden Arbeit. Anhand von Studien und Veröffentlichungen werden die Arten von Problemen eines Studenten verdeutlicht und in die Klassifikation ICD-10-GM des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) eingeordnet. Des weiteren wird Bezug auf die Ursachen dieser Probleme genommen und anhand eines persönlich erlebten psychischen „Zusammenbruchs“ die Brisanz des Themas durch persönliche Erfahrungen exemplarisch veranschaulicht.
Bezugnehmend auf dieses Kapitel soll der Frage nachgegangen werden, ob Hochschulen ein Interesse an einer Implementierung eines psychosozialen Betreuungsangebotes für den Studenten haben, um diesem helfen zu können. Hierzu wird der Bologna-Prozess von 1999 kritisch dargestellt und die Folgen dieser Neuordnung im Hochschulsystem für den einzelnen Studenten und das Hochschulsystem selbst aufgezeigt. Anhand der Darstellung einzelner Interessengruppen von Hochschulen wird die Eingangsfrage des dritten Kapitels im Hinblick auf den Nutzen der psychischen Gesundheit des Studenten beleuchtet. Die gesetzliche Grundlage zur Einrichtung einer psychologischen Studienberatung bildet den Abschluss dieses Kapitels, in welchem der gesetzliche Auftrag zur psychologischen Unterstützung von Studenten festgeschrieben ist. Anschließend wird die psychosoziale Betreuung an Hochschulen im betriebswirtschaftlichen Gesamtkontext betrachtet. Die psychosoziale Betreuung wird als Schritt zu einem strategischen Wettbewerbsfaktor diskutiert.
Erst im Anschluss an die gelegten theoretisch-betriebswirtschaftlichen Grundlagen, kann auf die einzelnen Leistungsangebote ausgewählter Hochschulen eingegangen werden. Das Einholen von Informationen zu den Hochschulen und ihrem psychosozialen Leistungsportfolio erfolgte über die Sekundärforschung, also die Analyse bereits erhobener Daten. Um die Daten aus der Sichtung von Internetmaterialien zu ergänzen und auch den Versagengedanken aus dem Arbeitstitel des vorliegenden Buches zu beleuchten, wurden Befragungen von sieben betroffenen Studenten und ehemaligen Studenten durchgeführt. Die daraus resultierenden und für diese Arbeit relevanten Ergebnisse sind in den Argumentationsverlauf der Untersuchung an der Stelle eingeführt, an welcher sie unterstützende Argumente liefern können. Die Interviewpartner sind aufgrund ihrer persönlichen Betroffenheit ausgewählt worden. Die methodische Vorgehensweise und der Interviewleitfaden der empirischen Erhebung sind dem Anhang zu entnehmen.
Ziel dieses Buches soll es sein, anhand einer Gegenüberstellung individuell bestehender, psychischer Belastungen von Studenten während des Studiums und der Darstellung des Leistungsangebots ausgewählter deutscher Hochschulen, Leistungslücken in der psychosozialen Betreuung von Hochschulen aufzudecken. Ob und in welchem Umfang gegebenenfalls bestehende Leistungslücken zukünftig von den Hochschulen gefüllt werden können oder sogar sollten, wird diskutiert und veranschaulicht.
Einzelne im Titel eingebundene Begriffe sollen vorab geklärt werden, um die Bedeutung und Versinnbildlichung dieser für jeden Leser gleichermaßen definitorisch festzulegen.
Deutsche Hochschulen wie auch deutsche Studentenwerke bieten vereinzelt neben einer Zentralen bzw. Allgemeinen Studienberatung auch eine Psychologische Studienberatung an. Die Formulierung dessen, was Beratung im Gegensatz zur Betreuung beinhaltet, wird im Folgenden erläutert. Wichtig für das Verständnis dieser Arbeit ist es, zu wissen, dass sich das Ziel dieses Buches nicht nur auf die Darstellung der Leistungsangebote von Hochschulen in der psychologischen Beratung beziehen soll, sondern darüber hinaus aufzeigt, welche Möglichkeiten das breite Feld der psychosozialen Betreuung bietet, psychischen Problemen der Studenten an Hochschulen entgegen zu treten. Die Berücksichtigung dieser Form von Dienstleistung für den einzelnen Studenten kann innerhalb des Hochschulmarketing erfolgen.
Zunächst wird der Unterschied zwischen der Beratung und der Betreuung aufgezeigt, wie er im Folgenden gehandhabt werden soll. In gängigen Lehrbüchern und Lexika wird die Beratung folgendermaßen definiert: „Die Beratung ist in der Regel ein durch Fachleute erteilter Rat, der Informationen (z.B. über Konsumgüter, Miete, Beruf, Rente) umfasst, aber auch eher zu Selbstreflexion und Selbsthilfe anregen kann (z.B. auf den Gebieten Erziehung, Familie, Sucht, Sexualität, Schwangerschaft).“5 Dabei werden Lebensprobleme und Konflikte aufgegriffen, die in Beratungen verarbeitet werden, was vergleichbar mit einer Psychotherapie ist. Spezialisierte Beratungsstellen werden von öffentlichen und freien Trägern der sozialen Arbeit (Sozialarbeit) unterhalten.6
Nach Manfred Beck liegt die Aufgabe der Beratung schwerpunktmäßig darin, dem Betroffenen (Patienten) die Möglichkeit zur Veränderung der Gewohnheiten, Verhaltensweisen und Einstellungen zu bieten, um dazu beizutragen, emotionale Konflikte, Spannungen und Ängste abzubauen und somit in der Realität besser zurecht zu kommen.7
Die Beratung zielt dementsprechend auf die Förderung und (Wieder-) Herstellung der Bewältigungskompetenzen der Patienten in ihrer sozialen Umwelt ab, ohne ihnen die Problemlösung abzunehmen. Die Beratung lässt sich auch als ein Angebot von Hilfe und Unterstützung
definieren.8
Eine zeitlang wurde unter dem Begriff Beratung eine psychologische Beratung verstanden, die vor allem die psychologische Behandlung individueller, emotionaler Verhaltensprobleme und psychischer Störungen beinhaltete. Diese Art der Beratung geht mittlerweile über den Störungs- und Defizitaspekt hinaus. Sie beinhaltet nicht nur die Behandlung individueller Belastungen und Probleme, sondern auch berufliche, bildungsbezogene und persönliche Anpassungsprobleme sowie zwischenmenschliche und gesundheitliche Schwierigkeiten.9
Die psychosoziale Beratung rückt das Erkennen von individuellen Lebenseinschränkungen und Belastungen in den Mittelpunkt, wobei die darauf bezogenen Problemlösungskompetenzen entscheidend für den Verlauf der Beratung sind. Der Schwerpunkt des psychosozialen Aspekts liegt auf den Belastungen, die durch äußere Anforderungen an das Individuum herangetragen werden.10 Damit nähern wir uns in der Definition bereits dem Thema der vorliegenden Arbeit. Die Anforderungen einer Hochschule können ebenfalls Belastungen für den Studenten darstellen, denen er nicht mehr standhalten kann und die behoben werden müssen, um eine positive Entwicklung seiner Person, als auch die des Studienverlaufes zu gewährleisten.
„Besonders von Bedeutung sind in der psychosozialen Beratung Widersprüche und Unvereinbarkeiten zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Anforderungen und subjektiven Bedürfnissen, Interessen und Zielen der Betroffenen.“11
Die im Arbeitstitel der vorliegenden Arbeit verwendete Formulierung der psychosozialen Betreuung ist ganz bewusst gewählt worden. Eine Definition des Begriffs und die Darstellung möglicher Aufgabenschwerpunkte und Prinzipien von psychosozialen Betreuungsangeboten ist in dem Werk „Psychosoziale Betreuung im Arbeitsleben“ von Bungard u.a. erwartet worden. Er bezieht sich in seinem Werk allerdings auf die psychosoziale Betreuung von psychisch kranken, behinderten Menschen und speziell schizophrenen Patienten.12 Eine Übertragung einzelner Erkenntnisse aus diesem Werk auf die vorliegende Arbeit konnte nicht erfolgen. Der Begriff psycho bedeutet, aus dem lateinischen übersetzt, „Seele“ und verweist somit auf individuelle Probleme, seelische Leiden, die ein Mensch als eine Form von Belastung in sich tragen kann. Der Begriff sozio verweist seinerseits auf interaktionsbedingte Störungen. Diese können zwischen Studierenden untereinander als auch zwischen Studenten und Dozenten auftreten, aber auch zwischen den Studenten und ihrer Familie oder zu Freundschaften bestehen.
„Psychosozial impliziert ein Menschen- und Gesellschaftsbild, das psychische und soziale Befindlichkeiten in Verbindung zu sozialen Lebens- und Umweltbedingungen setzt.“13 Der Begriff der Betreuung soll im Folgenden die Beratung mit einschließen, wobei sie darüber hinausgehen kann. Im Allgemeinen ist unter der Betreuung eine Art systematisch geplanter Hilfsprozess zu verstehen, um den Betreuten eine auf längere Sicht angelegte Hilfe und Unterstützung zu bieten.
Eine rechtliche Grundlage bildet der Auszug aus dem Sozialgesetzbuch. Das psychosoziale Betreuungsangebot entspricht dem Leistungsumfang nach §11 SGB XII. Danach ist einem Leistungsberechtigten im Bedarfsfall, Beratung und Unterstützung zu gewähren. Die Beratung bezieht sich gemäß §11 Abs. 2 SGB XII auf die persönliche Situation, insbesondere die Möglichkeit der Stärkung der Selbsthilfe zur aktiven Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft und zur Überwindung der Notlage. Die Unterstützung umfasst gemäß §11 Abs. 3 SGB XII Hinweise und, soweit erforderlich, die Vorbereitung von Kontakten und die Begleitung zu sozialen Diensten sowie zu Möglichkeiten der aktiven Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft. Darüber hinaus ist nach §11 Abs. 5 SGB XII auf die Beratung und Unterstützung von Verbänden der freien Wohlfahrtspflege, von Angehörigen der rechtsberatenden Berufe und von sonstigen Stellen hinzuweisen.14
Diese Definition der psychosozialen Betreuung bildet die Grundlage dieser Arbeit, da sie die Aufgaben absteckt, die eine Hochschule beim Angebot einer psychosozialen Betreuung für den Studenten leisten kann. Es wird speziell im Kapitel 7 auf einen Vergleich der Leistungsangebote von Hochschulen untereinander Bezug genommen, wobei die Ergebnisse aus den empirischen Befragungen Argumente liefern, ob und inwieweit die Hochschule über das Angebot einer psychologischen Beratung hinaus Hilfe leisten kann und sollte.
Die Ursprünge des psychosozialen Handlungsfeldes liegen im Dienstleistungsbereich, welcher in den letzten Jahren im Vergleich zum Produktionsbereich eine starke Expansion erfahren hat.15 Diese Tendenz lässt sich auch an der Entwicklung der gesellschaftlichen Unterstützungsformen von Weiterbildung, klinischpsychologischer Therapie, sozialer Arbeit und auch der Beratung beobachten. Eine deutliche Differenzierung und Spezialisierung hat es auf dem Gebiet der Beratung gegeben.16
Diese geht einher mit einer relativ schnellen Institutionalisierung und Professionalisierung bestimmter Handlungsfelder im psychosozialen Berufsbereich. Hierzu können einige Beispiele aufgezählt werden: