Cover
Nr. 1200 – Ordoban
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Vergangenheit
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Gegenwart
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Zukunft
Nr. 1201 – Kosmisches Mosaik
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Erstes Buch – Die Tiefe
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Zweites Buch – Die Wächter
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Nr. 1202 – Sturz durch die Zeit
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1203 – Die Zeitgänger
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1204 – Der erste Impuls
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1205 – Kundschafter der Kosmokraten
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1206 – Flucht ins Labyrinth
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1207 – Im Bann des Kraken
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1208 – In den Katakomben von Starsen
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1209 – Die Grauen Lords
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1210 – Unterwegs nach Magellan
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1211 – Der gute Geist von Magellan
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1212 – Die größte Show des Universums
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1213 – Der Superkämpfer
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1214 – Ein Raumriese erwacht
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1215 – Der Ruf des Stahlherrn
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1216 – Drei Ritter der Tiefe
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Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
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Epilog
Nr. 1217 – Abenteuer im Grauland
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1218 – Der Haluter Sokrates
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1219 – Der blockierte Mutant
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1220 – Im mentalen Netz
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1221 – Der Oxtorner und der Admiral
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1222 – Das Chronofossil
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1223 – Ordobans Erbe
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Die Hauptpersonen des Romans
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Schluss
Nr. 1224 – Rückkehr in den Frostrubin
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1225 – Bastion im Grauland
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1226 – Der Kampf um Schatzen
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1227 – Lord Mhuthans Stunde
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1228 – Clio, die Spielzeugmacherin
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1229 – Psionisches Roulette
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1230 – Psychofrost
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1231 – Unternehmen Thermoschild
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1232 – Anschlag auf Gatas
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1233 – Rückkehr in die Minuswelt
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1234 – Piratensender Acheron
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1235 – Blitz über Eden
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1236 – Im Reich der Jaschemen
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1237 – Rebellion der Kyberneten
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1238 – Zentrum des Kyberlands
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1239 – Der Einsame der Tiefe
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
Erster Zeitabend
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Dritter Zeitabend
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Fünfter Zeitabend
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Siebter Zeitabend
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Nr. 1240 – Kampf um das Technotorium
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1241 – Der Smiler und die Sphinx
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Die Hauptpersonen des Romans
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Epilog
Nr. 1242 – Tsunamis im Einsatz
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Die Hauptpersonen des Romans
Prolog
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Nr. 1243 – Die Maschinen des Dekalogs
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1244 – Traumwelt Terra
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Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1245 – Der böse Geist von Terra
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1246 – Die Macht des Träumers
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1247 – Aufbruch zum Vagenda
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1248 – Das Glaslabyrinth
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
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Nr. 1249 – Auf dem Weg zum Licht
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Die Hauptpersonen des Romans
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Leseprobe PR 2700 - Andreas Eschbach – Der Technomond
Vorwort
Prolog
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3.
Gespannt darauf, wie es weitergeht?
Die Welt des Perry Rhodan
Vorwort
Die Welt des Perry Rhodan
Ein kleines Who's Who des Perry Rhodan-Universums
Häufig gestellte Fragen
Neu im PR-Universum?
Die PR-Produktpalette
Impressum
Impressum
Nr. 1200
Ordoban
Das Rätsel des Armadaherzens
von Kurt Mahr
Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt
Der Kampf um die Kommandogewalt über die Endlose Armada ist entschieden. Die Voraussage des Armadapropheten, der Terraner Perry Rhodan würde den gigantischen Heerwurm von Raumschiffen eines Tages befehligen, hat sich erfüllt, in den Junitagen des Jahres 427 NGZ.
Dieses vollzog sich, obwohl die Armadaschmiede alles daransetzten, um die Pläne der Terraner zu durchkreuzen und sich selbst an die Schalthebel der Macht zu bringen.
Wenn dies den Silbernen letztlich nicht gelang, obwohl sie nach der Installation des Terasymbionten schon alle Trümpfe in den Händen hielten, so lag das vor allem daran, dass Nachor von dem Loolandre, der Armadaprinz, noch gerade rechtzeitig genug sein Erinnerungsvermögen zurückgewann, um wirkungsvoll in das Geschehen eingreifen zu können und die Wende zugunsten der Terraner herbeiführen zu können.
Nachor von dem Loolandre ist es auch, der nun die Geheimnisse des Armadaherzens preisgibt. Er, wie kein anderer, ist dazu befähigt, die uralte Geschichte der Endlosen Armada zu berichten –, und er, wie kein anderer, kennt die phantastische, tragische Geschichte eines Wesens, das zur Legende wurde, des Wesens mit dem Namen ORDOBAN ...
Ordoban – Ein Flottenchef wird zur Legende.
Saddreyu – Ordobans Freund und Vertrauter.
Heftergel – Ein Weltraumjournalist.
Hortevon – Ein Roboter.
Perry Rhodan – Der Terraner erfährt Ordobans Geschichte.
Carfesch – Der Sorgore erscheint wieder.
Vor Jahrtausenden hatte es begonnen. Drei raumfahrende Völker im zentrumsnahen Ashshatu-Arm der riesigen Spiralgalaxis Behaynien waren der blutigen Streitereien müde geworden und hatten einen Bund miteinander geschlossen. Der Notwendigkeit enthoben, einen großen Teil des Volksaufkommens an Dinge des Krieges zu verschwenden, nahmen die drei Zivilisationen alsbald einen erstaunlichen Aufschwung. Sie begannen, Behayniens weite Sternenräume zu erforschen.
Kontakte mit anderen Sternenvölkern wurden aufgenommen. Der Bund der Drei mit seiner blühenden Kultur entwickelte sich zur Quelle zivilisatorischer Gravitation: Immer mehr Völker wurden in seinen Bann gezogen. Es gab unter ihnen solche, die bereits selber über ein eigenes Sternenreich verfügten, als sie in den Sog des Bundes der Drei gerieten – und andere, die die Technik der interstellaren Raumfahrt erst seit wenigen Jahrhunderten beherrschten und froh waren, dass man sie als annähernd gleichberechtigtes Mitglied in den Bund aufnahm, anstatt sie zu unterjochen.
Es entstand das Imperium von Nor-Gamaner, bestehend aus siebzehn hauptsächlichen und 146 nachgeordneten Zivilisationen. Das Imperium betrachtete es als seine Aufgabe, die Galaxis Behaynien bis hinaus in die materiearmen Weiten des Halos zu erforschen und überall seinen Frieden zu verbreiten.
Im Jahr 12.370 Malkatu war dieses Ziel weitgehend erreicht. Lediglich eine Gruppe von Kugelsternhaufen in einem Gebiet, das ein Volumen von acht Billionen Kubiklichtjahren umfasste und dessen Mittelpunkt 550.000 Lichtjahre von Behayniens Zentrum entfernt lag, widersetzte sich der Befriedung durch das Imperium. Man nannte diese Zone Nagu Nakira, die Peripherie, und der Name war gleichbedeutend mit Blut und Tränen, Grausamkeit und Hinterlist, denn über der Nagu Nakira schien Zaara, die Göttin des Zorns, die Schale ihrer seelenvergiftenden Gaben mit besonderem Eifer entleert zu haben. Die Völker der Nagu Nakira waren blutdürstig und sahen im steten Kampf ihren einzigen Daseinszweck. Selbst die erfahrensten Xenopsychologen des Imperiums vermochten nicht zu sagen, warum es den Bewohnern der Peripherie unmöglich war, die Vorteile friedlichen Zusammenlebens zu erkennen.
Unter den 17 hauptsächlichen Zivilisationen galt die der Saddreykaren als die älteste und angesehenste. Daher verwundert es nicht, dass Saddreykarisch die erste Amtssprache des Imperiums war. Nor-Gamaner war ein Wort dieser Sprache und bedeutete so viel wie »das Heer der fortschrittlichen Friedliebenden«. Der Konsensus der Völker, das Parlament des Imperiums, hatte seinen ständigen Sitz in Tatmu-Sharrata, der bedeutendsten Stadt des Planeten Saddreykar.
Die Zukunft sah vielversprechend aus. Im 124. Jahrhundert Malkatu schien es nichts zu geben, was der weiteren Ausdehnung des Imperiums im Wege hätte stehen können. Schon wurden in Tatmu-Sharrata Pläne entwickelt, die sich mit der Erschließung benachbarter Galaxien befassten. Denn Behaynien gehörte zu einem gewaltigen Cluster, der annähernd dreitausend individuelle Sterneninseln umfasste.
Es war ein trauriger Zug, der sich durch die äußeren Zonen des Sternhaufens Nammuratu 38 schob und Kurs auf die Wurzel des Ashshatu-Arms nahm. Eine marode Sammlung halbwracker Raumschiffe, von denen die Hälfte unterwegs auf der Strecke bleiben würde.
Der letzte Kampf des alten Recken, dessen Name seit vielen Jahren Legende war, hatte mit einer fürchterlichen Niederlage geendet. Von der XXV. Saddreykarischen Flotte, die einst stolze 16.000 Einheiten gezählt hatte, waren nur noch knapp 1200 Schiffe übrig, keines von ihnen unbeschädigt. Man hatte die Kampfkraft der Titalla, der Feuerwesen, bei weitem unterschätzt. Die XXV. Flotte war in eine Falle gelaufen, und nur der Schläue und Erfahrung des Feldherrn war es zu verdanken, dass der Gegner sie nicht vollends aufgerieben und zerstört hatte.
Desselben Feldherrn freilich, der die Warnungen seiner Ratgeber in den Wind geschlagen hatte.
Er hatte für seine Hartköpfigkeit gebüßt. Eine Explosion auf der Brücke seines Flaggschiffs hatte ihn lebensgefährlich verwundet. Seiner Wunden nicht achtend, hatte er mit eisernem Willen die Rückzugsgefechte noch selbst geleitet und sich den Luxus, ohnmächtig zusammenzubrechen, erst geleistet, als feststand, dass die Titalla die Verfolgung des Überrests der Flotte aufgegeben hatten.
Durch die wundgeschlagenen Leiber der saddreykarischen Raumschiffe eilte das entsetzliche Gerücht:
»Ordoban liegt im Sterben.«
Ordoban, die Legende. Ordoban, der unerschrockene Streiter für den Frieden. (So hörte er sich gerne nennen, wobei er die Widersinnigkeit des Namens geflissentlich übersah.) Ordoban, dem der Geruch der Unsterblichkeit anhaftete, nachdem er die statistische Grenze saddreykarischer Lebenserwartung vier Generationen weit hinter sich gelassen hatte.
Ordoban lag im Sterben.
»Bring mich nach Hause«, hatte er in einem seiner wenigen wachen Momente Azizbul, den Nächstkommandierenden, angefleht. »Einmal will ich Saddreys Wärme noch auf dem Gesicht spüren; dann mag es zu Ende sein.«
Die Ärzte brachten es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass keinerlei Aussicht auf die Verwirklichung seines Wunsches bestand. Das Tempo der Flotte wurde diktiert durch die Marschfähigkeit der am schwersten beschädigten Schiffe. Der jüngste Kadett konnte sich ausrechnen, dass unter solchen Bedingungen die Heimfahrt mehrere Jahre in Anspruch nehmen würde. Ordoban dagegen hatte vielleicht ein paar Tage zu leben.
Die große Kammer, in der er ruhte, war abgedunkelt. Robotische Systeme wachten über seinen Zustand. Die Ärzte hatten ihre Bemühungen aufgegeben. Die, denen der große Feldherr im Leben nahe gewesen war, scheuten seine Nähe nun, da der Tod herannahte.
Nur ein einziges Wesen harrte in der Kammer aus: Zibbatu, der Bucklige. Man sah ihm auf den ersten Blick an, dass er kein Saddreykare war. Er war ein Zwerg. Sein Rücken war verwachsen. Er trug kein einziges Haar auf der kahlen Schädelplatte. Sein Gesicht war faltig und verrunzelt. Am auffallendsten aber war, dass er zwei kleine Augen besaß anstatt des einen großen, das als Artmerkmal der Saddreykaren galt. Dazu noch waren seine Augen von unterschiedlicher Größe. Kein Wunder, dass er von der Besatzung des Flaggschiffs nur »Missgeburt« genannt wurde.
Niemand wusste, woher Zibbatu kam. Er war eines Tages plötzlich aufgetaucht. Fest stand jedoch, dass Ordoban ihn in sein Herz geschlossen hatte. Zibbatus Leben an Bord des Flaggschiffs wäre unerträglich gewesen, wenn nicht der Feldherr die Hand über ihn gehalten hätte. Deshalb machte Zibbatu sich Sorgen. Wie würde es werden, wenn Ordoban ihn verließ?
»Komm her, mein Freund«, hauchte es vom Lager des Sterbenden her.
Zibbatu beeilte sich, der Aufforderung zu folgen.
»Ich weiß, dass die Ärzte mir etwas vormachen«, sagte der alte Recke mit kraftloser Stimme. »Ich werde Saddrey niemals wiedersehen. Aber sie sollen mich tarkcieren, damit wenigstens mein Bewusstsein eine Chance hat zu überleben. Ich weiß, dass du dir um die Zukunft Sorgen machst, Zibbatu. Aber fürchte dich nicht. Der Alte hat für dich gesorgt. Sie mögen dich verachten und dich Missgeburt nennen, aber dir Ungemach zu bereiten, werden sie nie wagen. Gib mir die Hand ...«
Zibbatu beugte sich nach vorne und streckte das schmächtige Ärmchen aus. Aber er bekam die Hand des großen Ordoban nicht mehr zu fassen. Die Hand des Alten zuckte, dann fiel sie schlaff auf das Polster. Das Auge brach. Sein roter Glanz erlosch.
Ordoban war nicht mehr.
Das Schott glitt auf. Azizbul stürmte herein. Lichter flammten auf und blendeten den Buckligen. Er hob einen Arm vors Gesicht, um die Augen zu schützen.
»Er will tarkciert werden«, sagte er mit schriller Stimme.
»Scher dich fort, Missgeburt«, herrschte der Nächstkommandierende ihn an.
*
Heftergel war sich seiner Bedeutung bewusst. Er nahm mit Gelassenheit zur Kenntnis, dass Sorkalan seiner Bitte um eine Unterredung sofort stattgegeben hatte. Dabei hatte der Dritte Jugendunterweiser den Rang eines Ressortministers und rangierte in der Hierarchie der saddreykarischen Administration unmittelbar unter dem Präsidenten.
Heftergel wusste, was er seinem Ruf als Globetrotter schuldig war. Seine Kleidung wirkte unordentlich. Seine Haut war tiefgebräunt, und sein großes, rubinrotes Auge zeigte unter gewissen Blickwinkeln jenen grünlichen Schimmer, den die länger dauernde Berieselung mit energiereicher Kosmischer Strahlung erzeugt. Seine Stiefel waren ausgetreten und im Übrigen viel zu schwer für Tatmu-Sharratas warmes Klima. Kurzum: Heftergel sah aus wie ein Landstreicher. Aber in eben dieser Aufmachung kannte ihn die Öffentlichkeit – ihn, den berühmtesten aller Weltraumjournalisten.
Einen krasseren Gegensatz zwischen ihm, dem Sternenbummler, und dem hochgewachsenen aristokratisch schlanken Sorkalan konnte man sich kaum vorstellen. Das Auge des Ministers leuchtete in klarem, hellem Rot. Seine Kleidung war korrekt bis auf den Sitz des kleinsten Zierknopfs und dabei von jener gewollten Einfachheit, die nur die teuersten Manufakturen zu erzeugen verstehen. Sorkalan verzichtete auf Schmuck, während Heftergel alle möglichen Ketten und Gehänge um den Hals baumelten.
Trotz der Gegensätzlichkeit begrüßten der Journalist und der Minister einander mit dem vertraulichen Gruß, indem sie die Hände gegeneinander klatschten.
»Man sagt mir«, eröffnete Sorkalan die Unterhaltung, nachdem er dem Gast einen Platz und den üblichen Willkommenstrunk angeboten hatte, »dass deine Suche nach Neuigkeiten dich lange Zeit durch gefährliches Gebiet geführt hat.«
»Ich bin nicht auf der Suche nach Neuigkeiten schlechthin«, antwortete Heftergel. »Ich war auf dieser Fahrt sechsundzwanzig Jahre lang unterwegs, zumeist in Gegenden, in denen es reguläre Kommunikation mit den Stätten der Zivilisation nicht gibt. Alles, was ich an Neuigkeiten zu berichten hätte, wäre ein paar Monate alt, bevor es die Öffentlichkeit erreichte. Nein, ich interessiere mich für Zusammenhänge, für fremde Kulturen, für die Gründe, warum sie auf das Vordringen des Imperiums so oder so reagieren. Verstehst du, Dinge, die Bestand haben und uns – hoffentlich – lehren, die Mentalität fremder Völker zu verstehen.«
»Ein äußerst verdienstvolles Unterfangen«, sagte Sorkalan. »Dein Ruf beweist, dass du darin erfolgreich bist. Wo hast du dich in den sechsundzwanzig Jahren herumgetrieben?«
»Im Halo«, antwortete Heftergel. So beiläufig, als gehöre es zu den selbstverständlichsten Dingen der Welt, fügte er hinzu: »Die letzten zwölf in der Nagu Nakira.«
»Ajju Saddrey!«, entfuhr es Sorkalan wider Willen. »Du wagst viel, um unsere Wissbegierde zu befriedigen.«
»Und dort geschah es«, fuhr Heftergel unbeeindruckt fort, »dass ich meinem Grundsatz untreu werden musste. Plötzlich hatte ich eine Neuigkeit, die der Öffentlichkeit sofort zugänglich gemacht werden musste. Ich brach meine Forschungen sofort ab und beschloss, mein eigener Bote zu sein. Deswegen bin ich hier.«
»Du machst mich neugierig«, bekannte der Minister. »Was ist die Neuigkeit?«
»Versteh mich recht: Ich habe keine Beweise. Was ich dir berichte, ist ein Gerücht – allerdings eines, das überall in der Peripherie verbreitet wird, und zwar von solchen, die gewöhnlich nichts auf Hörensagen geben. Ich halte es daher für zuverlässig.«
»Ich bitte dich, Heftergel ...«, drängte Sorkalan.
Heftergels Auge leuchtete in gutmütigem Spott.
»Die Fünfundzwanzigste Flotte operiert im Kugelsternhaufen Nammuratu 38. Ihr Kommandant ist nach wie vor Ordoban.«
Sorkalan sog hastig die Luft ein. Sein Auge wurde dunkel.
»Das ist ... das ist ... unmöglich!«, stieß er hervor. »Es ist mehr als sechzig Jahre her, seit wir das letzte Mal von der Fünfundzwanzigsten Flotte hörten. Damals war Ordoban weit über dreihundert Jahre alt. Nein, deine Gerüchtequelle muss falsch informiert sein. Die Fünfundzwanzigste ist verloren, und Ordoban muss, wenn er nicht in der Schlacht fiel, längst eines natürlichen Todes gestorben sein.«
»Das Imperium hat vor nicht allzu langer Zeit eine Ergebenheitsadresse des Volkes der Kishadati erhalten?«, erkundigte sich Heftergel ungerührt.
»Vor zwei Jahren, ja. Wir wunderten uns sehr darüber.«
»Ich war bei den Kishadati«, sagte der Journalist. »Sie waren dem Imperium wohl gesinnt, weil eine unserer Flotten sie aus der Knechtschaft eines anderen Volkes befreite. Die Kishadati stehen am Anfang der raumfahrttechnischen Zivilisation. Sie besaßen keine Unterlagen, die sich auf die Befreiungsaktion bezog. Aber sie schilderten mir den Kommandanten der Flotte. Warum würden Wesen, die von den großen Zusammenhängen innerhalb des Imperiums nicht die geringste Ahnung haben, mir eine Beschreibung liefern, die genau auf Ordoban passt? Oder glaubst du, dass man Ordoban mit jemand anderem verwechseln kann?«
»Nein, nein«, wehrte der Minister ab. »Aber nach so langer Zeit? Ich meine, warum hat sich der Fünfundzwanzigste sechzig Jahre lang nicht gemeldet?«
»Du fändest deine Frage leichter zu beantworten, wenn du dich in Nammuratu 38 umsähest. Ich sage dir, Jugendunterweiser, es ist dort schlimmer als in der Hölle der Göttin Ishatu, an die unsere Vorfahren glaubten.«
»Das ist ganz außerordentlich ...«, hauchte Sorkalan.
Heftergel erhob sich.
»Ich habe einen umfangreichen Bericht abgefasst, der alle Einzelheiten enthält«, sagte er. »Er liegt deinem Computer vor. Du brauchst ihn nur abzurufen. Kennbegriff: Ordoban. Jetzt wäre es mir lieb, wenn ich mich von dir verabschieden dürfte ...«
Noch lange, nachdem der Journalist gegangen war, saß der Minister nachdenklich vor seinem Arbeitstisch. Schließlich fasste er einen Entschluss. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er eine Verbindung mit Attanal, dem Vorsitzenden des Monumentalkomitees hergestellt hatte.
»Aufregende Nachrichten, Vorsitzender«, sagte er. »Wenn das wahr ist, was ich soeben gehört habe, dann weiß ich ein großartiges, unübertreffliches Kernmotiv für dein Denkmal.«
*
Es war nämlich just in diesem Jahr 12.370 Malkatu den Verantwortlichen des Imperiums der Gedanke gekommen, dass es nun an der Zeit sei, den bisherigen Errungenschaften ein Denkmal zu setzen – eines, das die Größe und die Macht des Imperiums annähernd maßstäblich wiedergab und bis in alle Ewigkeit bestehen bleiben würde.
Eine Schale für das Monument war bereits gefunden. Draußen im Halo gab es die Überreste eines Protosterns, dem es die Natur aus irgendeinem Grund versagt hatte, den entscheidenden Schritt zur Bildung eines Sonnensystems mit einem Zentralgestirn und einer Familie von Planeten zu vollziehen. Was übrigblieb, war ein brauner Zwerg inmitten einer Wolke aus kosmischen Trümmerstücken. Die Astrophysiker hatten errechnet, dass es nicht allzu schwierig sein werde, den braunen Zwerg und die Trümmerwolke zu einem stabilen, annähernd scheibenförmigen Gebilde zusammenzubacken. Freilich würde die Arbeit ein gutes Jahrhundert in Anspruch nehmen, aber was daraus erwuchs, war ein Werk, das sich sehen lassen konnte: ein Mammutmonument von der Größe eines mittleren Sonnensystems. Freilich musste dafür gesorgt werden, dass das Gebilde nicht unter dem Einfluss seiner gewaltigen Masse kollabierte und sich unter Bildung eines Schwarzen Loches selbst verschlang. Aber auch dagegen wussten die Experten Mittel.
Zur Ausstattung des Monuments lagen bereits Zehntausende von Entwürfen vor. Jede Phase der Entwicklung des Imperiums würde in belebten Gigantschaugruppen dargestellt werden. Jede der 163 Zivilisationen erhielt ihren eigenen Abschnitt, in dem sie sich der noblen Kunst der Selbstporträtierung hingeben konnte. Die Technik von Nor-Gamaner sollte in einem gesonderten Abschnitt repräsentiert werden. Kurz und gut, es war an eine permanente Ausstellung gedacht, in der einer, der den Wunsch dazu verspürte, sein ganzes Leben verbringen konnte, ohne eine einzige Darbietung zweimal sehen zu müssen.
Was fehlte, war das, was Attanal das Kernmotiv nannte. Etwas, das nichts mit Technik zu tun hatte und womit alle Zivilisationen des Imperiums sich identifizieren konnten. Etwas Großartiges, das jedem den Atem verschlug.
Sorkalan glaubte, gefunden zu haben, wonach Attanal suchte. Falls Heftergels Gerücht Hand und Fuß hatte und Ordoban wirklich noch lebte. Allerdings würde man warten müssen, bis der alte Recke das Zeitliche gesegnet hatte. Ein Lebender eignet sich schlecht als Kernmotiv eines Gigantmonuments.
*
Ein Hinweis in Heftergels computerisiertem Bericht gab Sorkalan zu denken.
»Dem Gerücht zufolge plant Ordoban, einen Vorstoß ins Reich der Titalla zu unternehmen. Die Titalla sind Energiewesen – Feuerwesen nennt man sie –, die in der Nähe des Zentrums von Nammuratu 38 ein Konglomerat von Sonnen und Planeten beherrschen. Falls Ordoban solches wirklich plant, so sehe ich schwarz für ihn und seine Fünfundzwanzigste Flotte.« Die Stimme des Journalisten klang besorgt. »Nicht nur sind die Titalla die verbissensten Kämpfer, die man im ganzen Sternhaufen findet, es gibt zudem keinerlei verlässliche Angaben hinsichtlich des Standes ihrer technischen Entwicklung und ihres militärischen Potenzials.«
An dieser Stelle entschied Sorkalan, dass Heftergels Bericht keineswegs ausschließlich in das Ressort des Dritten Jugendunterweisers gehöre. Wenn es Ordoban an den Kragen ging, dann musste in erster Linie der Expansionskoordinator in Kenntnis gesetzt werden.
Sorkalan nahm die entsprechende Verbindung auf. Es zeigte sich, dass man andernorts Heftergels Gerücht weitaus weniger skeptisch gegenüberstand als im Jugendunterweisungsamt. Zehn Stunden, nachdem der Expansionskoordinator von Sorkalan gehört hatte, lief die größte Such- und Rettungsaktion an, die das Imperium jemals erlebt hatte.
Sämtliche denkbaren Aspekte der Entwicklung wurden in Betracht gezogen. Es war möglich, dass Ordobans Feldzug gegen die Titalla noch nicht begonnen hatte. Dann war die XXV. Flotte irgendwo außerhalb des Zentrumsraums von Nammuratu 38 zu suchen. Eine Flotte von Scoutschiffen übernahm diese Aufgabe. Vielleicht aber war die Auseinandersetzung bereits in vollem Gang. Dann war es gut, wenn man Ordoban zu Hilfe kam. Das war der Auftrag der XIII. und der XLIV. Flotte, die sich von ihren Aufmarschgebieten am Rande des Halos sofort in Richtung Nammuratu 38 in Bewegung setzten. War die Kampagne bereits abgeschlossen, so hatte Ordoban entweder gesiegt oder eine Niederlage erlitten. Im ersteren Fall brauchte man sich nur umzuhören. Die Nachricht von der Niederlage der gefürchteten Titalla würde so rasch die Runde machen, dass Informationen bezüglich Ordobans Aufenthaltsort überall zu erhalten sein mussten. Im letzteren Falle würde er sich auf dem schnellsten Weg aus dem Sternhaufen zurückziehen, wahrscheinlich in Richtung des Ashshatu-Arms, an dessen Wurzel das Heimatsystem Saddrey lag. Ein weiterer Verband von Scoutschiffen suchte daher die wahrscheinliche Rückzugsroute der XXV. Flotte ab.
Es war dieser Verband, von dem die erste Meldung kam. Man hatte die XXV. Flotte gefunden, besser: deren kümmerliche Überreste. Die 1200 Schiffe waren ohne Ausnahme so schwer beschädigt, dass an eine Wiederinstandsetzung nicht gedacht werden konnte. Eine Flotte, die mit Lazaretteinrichtungen versehen war und hauptsächlich Ärzte und Medoroboter an Bord hatte, wurde sofort in Marsch gesetzt, um die Überlebenden des Feldzuges gegen die Titalla zu bergen.
Das Imperium neigte in Trauer das Haupt, als bekannt wurde, dass Ordoban seinen im Kampf erlittenen Verletzungen erlegen sei.
*
Der Präsident saß im Kreis seiner Minister und lauschte aufmerksam dem Vortrag des Nächstkommandierenden Azizbul. Sein Auge drückte gemessene Trauer aus. Chulijam hatte den legendären Ordoban niemals zu Gesicht bekommen. Aber er wusste um seinen Ruf, und den greisen Recken so rasch wieder zu verlieren, nachdem man ihn eben erst aufgefunden hatte, erfüllte Chulijam mit tiefem Bedauern.
»... auf eigenen Wunsch unmittelbar nach seinem Ableben tarkciert«, beendete Azizbul seine Darlegung. »Das heißt, sein Bewusstsein existiert im Zustand der suspendierten Animation und kann mit geeigneten Mitteln jederzeit wiedererweckt werden.«
Im Hintergrund des Raumes, jenseits einer schalldurchlässigen energetischen Barriere, hatte sich das Korps der Journalisten kein Wort des Vortrags entgehen lassen.
»Ich danke dir, Nächstkommandierender«, sagte der Präsident. »Ist das alles, was du uns mitzuteilen hast?«
»Ja«, antwortete Azizbul. »Der energetische Behälter mit dem tarkcierten Bewusstsein des Helden steht dem Ersten Gesundheitsobmann selbstverständlich zur Verfügung.«
»Selbstverständlich«, murmelte Chulijam.
Da erhob sich hinter der Barriere ein kräftig gebauter Journalist in grotesker Aufmachung und rief:
»Ich finde es höchst absonderlich, dass Ordoban keine Art von Aufzeichnung hinterlassen haben soll.«
Chulijam sah sich ratlos im Kreise seiner Minister um.
»Wer ist dieser Kerl?«, fragte er halblaut.
»Heftergel, der weltberühmte Journalist«, antwortete Sorkalan, der Dritte Jugendunterweiser. »Er war es, der die ersten Nachrichten von Ordoban überbrachte. Ich hielt es für angebracht, ihn zu dieser Konferenz einzuladen.«
Chulijam musterte zuerst den abenteuerlich gekleideten Heftergel, dann seinen Jugendunterweiser. Der Ausdruck seines Auges deutete an, dass er von seinen Ministern, was die Auswahl von Gästen anbelangte, eigentlich mehr Geschmack erwartet hätte. Inzwischen hatte jedoch Azizbul, der den Ausruf als gegen sich gerichtet empfand, die Initiative ergriffen.
»Es gibt keine Aufzeichnung«, sagte er laut, und sein Auge nahm die dunkle Tönung des Ärgers an.
»Das glaube ich nicht!«, rief Heftergel.
»Man soll den Störenfried entfernen!«, befahl der Präsident.
»Einen Augenblick, Chulijam!«, schrie Heftergel zornig. »Willst du nicht erst meine Beweise sehen?«
Der Präsident war sichtlich verunsichert. »Du hast Beweise?«, fragte er matt.
Es stellte sich heraus, dass der Journalist umfangreiches Gepäck mit sich führte. Es bestand aus einem großen, quaderförmigen Kasten, dessen Deckel Heftergel soeben mit flinken Fingern entfernte.
»Du sag's ihnen«, hörte man ihn brummen.
Aus dem Kasten hüpfte ein zwergenhaftes Wesen. Es hatte einen verwachsenen Rücken, aber ansonsten hätte man es als saddreykaroid bezeichnen können, wenn es nicht zwei Augen gehabt hätte.
»Ich bin Zibbatu, der Bucklige«, rief der Zwerg mit schriller Stimme, bevor der Präsident und die Minister sich noch von der Überraschung erholt hatten. »Jahrzehnte hindurch war ich Ordobans engster Vertrauter und Freund. Wohl hat er eine Aufzeichnung hinterlassen, ein Testament, wenn ihr so wollt. Azizbul will es unterdrücken, weil er mich verachtet und mir in Ordobans letztem Willen zuviel Ehre widerfährt.«
Nun gänzlich verwirrt, wandte Chulijam sich von neuem an den Nächstkommandierenden.
»Sag, Azizbul – ist das so?«
Es bedurfte der Antwort nicht. Azizbuls Gesicht war fahl geworden, und sein Auge leuchtete im grellen Orangerot des nackten Entsetzens.
*
»Ich habe keine weltlichen Besitztümer«, hallte die knarrende Stimme des alten Kämpen. »Ich besitze nichts von materiellem Wert, das ich der Welt hinterlassen könnte. Um so aufmerksamer werdet ihr euch der Verwirklichung dieses meines Vermächtnisses widmen, das sich auf nichtmaterielle Dinge bezieht. Ich habe achtzig Jahre lang an den Grenzen des Reiches gekämpft, habe persönliche Opfer ohne Zahl auf mich genommen und zwölf barbarische Zivilisationen dazu überredet, die Oberhoheit des Imperiums anzuerkennen. Das Imperium steht in meiner Schuld.
Mein Vermächtnis bezieht sich auf das Wesen Zibbatu. Zibbatu ist mein Freund und Vertrauter. Ich habe die Verantwortung auf mich genommen, für sein zukünftiges Wohlergehen zu sorgen. Hört gut zu, was ich in Zibbatus Interesse für ihn verlange.
Es sollen niemals Fragen nach Zibbatus Herkunft gestellt werden. Er selbst weiß nicht, woher er kommt.
Es fließt saddreykarisches Blut in Zibbatus Adern. Die Ärzte und Biologen haben das einwandfrei ermittelt. Draußen in der Nagu Nakira, wo ich als selbständiger und bevollmächtigter Flottenkommandant den Präsidenten vertrete, habe ich es auf mich genommen, Zibbatu das Bürgerrecht des Imperiums zu verleihen. Daran soll niemand etwas deuteln.
Für Zibbatus leibliches und seelisches Wohlergehen soll auf Staatskosten gesorgt werden. Es darf meinem Freund niemals an etwas mangeln. Es soll vom Staat aus auch dafür gesorgt werden, dass niemand Zibbatu straffrei anfeinden, verspotten oder ihn auf sonst eine Weise diskriminieren kann.
Ich nehme an, dass man mich bei meinem Ableben tarkcieren wird. Sollte es dem Imperium in seiner unergründlichen Weisheit irgendwann angebracht erscheinen, mein Bewusstsein wiederzuerwecken, so soll Zibbatu dorthin gebracht werden, wo mein Bewusstsein aufbewahrt wird, und es sollen Möglichkeiten geschaffen werden, dass ich mich mit ihm verständigen kann.«
Die kraftvolle Stimme schwieg. Chulijam, der Präsident, sah den Dritten Jugendunterweiser an. Sein Blick drückte Verständnislosigkeit aus. Wie kann man wegen einer Missgeburt so viel Aufhebens machen?, schien er zu fragen. Zibbatu selbst war nicht anwesend. Er hatte Heftergel als seinen Advokaten geschickt. Bei allem Widerwillen war Chulijam nichts anderes übriggeblieben, als auf das Ansinnen des Zwerges einzugehen. Heftergel saß abseits. Er schnitt die Aufzeichnung mit. Er spürte die Abneigung, die der Präsident ihm gegenüber empfand; aber er störte sich nicht daran.
»Ist das alles?«, erkundigte sich Chulijam nach einer Weile.
»Das ist noch nicht alles«, erklang Ordobans Stimme von neuem. Der Präsident zuckte zusammen. Der alte Recke hatte die Reaktion seiner Zuhörer vorausberechnet. »Das, was euch am meisten Magengrimmen verursachen wird, kommt erst noch.
Zibbatu hat seinen hässlichen Namen lange genug getragen. Er braucht nicht jedes Mal, wenn einer nach ihm ruft, von neuem an sein körperliches Gebrechen erinnert zu werden. Er soll einen neuen Namen erhalten. Der Name soll seine Volkszugehörigkeit zum Ausdruck bringen. Von jetzt an wird mein Freund Saddreyu heißen.«
Da hörte man Chulijam laut stöhnen, und selbst der wesentlich weniger konservative Dritte Jugendunterweiser hielt eine Zeitlang den Atem an.
Am Anfang war der Kosmos öde, finster und leer, und die Muttergöttin Asaredu, die damals allein den Götterhimmel bewohnte, begann sich zu langweilen. Sie wollte Leben schaffen. Am lebendigsten von allen Elementen erschien ihr das Feuer. Sie schuf einen mächtigen Ball aus Feuer und säte in ihn hinein die Keime von Geschöpfen, an denen sie später ihre Freude zu haben gedachte.
Aber das Feuer ließ die Keime nicht gedeihen, und der Kosmos war weiterhin leer bis auf den Feuerball, an dem Asaredu sich bald sattgesehen hatte. Da überzog sie ihn mit einer Schicht aus fester Erde. Auf der Erde schuf sie Pflanzen und Tiere. Es war aber dunkel über der Erdschicht, also machte Asaredu eine Sonne, die am Tage schien, und mehrere Monde sowie Tausende von Sternen, die den Nachthimmel bevölkerten.
Es kam aber die Zeit, da die Keime, die die Muttergöttin in den Feuerball gestreut hatte, zu sprießen begannen. Sie drängten hinauf und wollten nach oben, wo die Tiere und Pflanzen, die Sonne, die Monde und die Sterne waren. Aber die Erdschicht versperrte ihnen den Weg. Da vereinten sie ihre Kräfte und begannen, gegen die Erdschicht zu drücken, und es entstand ein Berg mit einer scharfen Spitze, den man den Berg Na'ada nennt. Aber noch immer war der Weg für die Keimlinge nicht frei. Da vereinten sie ihre Kräfte ein weiteres Mal, und unter ihrem Ansturm brach die Spitze des Berges Na'ada ab. Das Feuer strömte aus dem Innern des Berges und ergoss sich über das umliegende Land. Aus den Keimen aber wurden denkende Wesen, die alsbald die Herrschaft über die Tiere und die Pflanzen übernahmen und auf der Erdschicht über dem Feuerball lebten wie die Götter im Götterhimmel.
Das war die saddreykarische Schöpfungsgeschichte. So war sie über fast eintausend Generationen hinweg überliefert worden, und den Berg Na'ada gab es heutigentags noch. Er war ein geometrisch perfekter Konus, dessen Spitze entlang einer makellos geraden, horizontalen Linie abgeschnitten worden war. Unterhalb des Schnittes befand sich die Senke eines erloschenen Kraters, durch den zu Anfang aller Zeiten das mit Keimlingen belebte Feuer ausgeströmt war.
Saddrey war ein Wort der saddreykarischen Ursprache und bedeutete »die Spitze«. Saddreyu hieß »die brechende Spitze«. Sie war zum Symbol geworden. Im saddreykarischen Staatswappen erschien eine stilisierte Darstellung des Berges Na'ada im Augenblick der Eruption: ein aufrecht stehendes Trapez und schräg darüber ein sich zur Seite neigendes, gleichschenkliges Dreieck.
Dass Ordoban der zweiäugigen, buckligen Missgeburt ausgerechnet den heiligen Namen Saddreyu gegeben hatte, rechnete man ihm als arge Geschmacklosigkeit an. Aber so groß war der Ruhm des Helden, dass man seinem Wunsch stattgab.
*
Im Jahr 12.484 Malkatu wurde das Monument fertiggestellt. Es war ein Wunderwerk moderner Technik. Jahr für Jahr würden Milliarden von Touristen den Koloss besuchen, um sich die Geschichte des Imperiums und seine technischen Errungenschaften vor Augen zu führen. Die kommerziellen Reiseunternehmen auf den hunderttausend Welten von Nor-Gamaner rührten schon seit Jahren unermüdlich die Reklametrommel. Auf die Dauer von acht Jahren waren sämtliche Flüge zum Loolandre voll ausgebucht.
So hatte man das Monument genannt: Loolandre – das Zeichen der Größe. Attanal, der Vorsitzende des Monumentalkomitees, hatte den Namen kurz vor seinem Tod ersonnen. Attanals Nachfolger wurde Sorkalan, seit zehn Jahren Präsident emeritus des Imperiums. Sorkalan hatte sich um den rein zeremoniellen Posten beworben und dabei verlauten lassen, er wolle sich auf seine alten Tage wenigstens am Rand noch ein wenig nützlich machen.
In Wirklichkeit spielte sich Sorkalans Tätigkeit überall sonst, nur nicht am Rand ab. Dem ehemaligen Dritten Jugendunterweiser und Präsidenten fiel nämlich die Aufgabe zu, das so genannte Kernmotiv des Denkmals für seine Aufgabe zu motivieren. Der Vorschlag, Ordobans Bewusstsein zum Zentrum des Loolandre zu machen, war seinerzeit auch bei den nicht-saddreykarischen Zivilisationen des Imperiums, wohlwollend, mit Beifall oder gar mit Begeisterung aufgenommen worden. Gesetz und Ethik geboten, dass man Ordobans Genehmigung einhole, bevor man ihn fest in das Monument einbaute. Die Frage hatte sich erhoben, wann man das Bewusstsein des alten Kämpen aus der Tarkcier-Kapsel befreien und reaktivieren solle, damit es um die entsprechende Erlaubnis gebeten werden könne. Zu jener Zeit hatte Sorkalan noch intensiven Kontakt mit Heftergel, dem Weltraumjournalisten, gepflegt. Heftergel, der Ordoban von mehreren Begegnungen her persönlich kannte, hatte geraten, man solle damit bis zum letzten Augenblick warten und das Bewusstsein des Helden erst dann wiedererwecken, wenn das Denkmal fertiggestellt war. Ordoban müsse beeindruckt werden, argumentierte Heftergel. Für eine kleinkarierte Sache würde er sich nicht zur Verfügung stellen. Der fertige Loolandre aber könne seinen Eindruck selbst auf den an größte Maßstäbe gewöhnten Feldherrn nicht verfehlen. Sorkalan hatte sich diesen Standpunkt zu eigen gemacht und mit Nachdruck vertreten. Er hatte sich damit durchgesetzt. Mehr noch: Als er Attanals Nachfolge antrat, tat er ein übriges, um zu gewährleisten, dass Ordoban sich der Verlockung, das Kernmotiv des Loolandre zu sein, auf gar keinen Fall widersetzen könne.
Er schuf ein Netzwerk fünfdimensionaler Feldlinien, die das gewaltige Monument durchsetzten. Überall dort, wo es wichtig erschien – und das waren so gut wie alle Orte im Innern des Loolandre, an denen es etwas zu sehen, zu hören oder zu tun gab – ließ er Rezeptoren anbringen. Entlang der Feldlinien konnte Ordoban, wenn er wiedererweckt war, psionische Signale senden, die auf dem Weg über die Rezeptoren auf Maschinen, Aggregate, Projektoren, Roboter, Video Displays, Fahrzeuge und was alles sonst noch einwirkten. Von seinem Standort aus, der ein fester sein sollte, würde Ordoban jeden einzelnen Aspekt des Loolandre kontrollieren und nach seinem Belieben gestalten können. Gewiss doch würde das dem alten Recken, der stets die Macht seines Ranges genossen hatte, über alle Maßen gefallen.
Den Ort, an dem Ordobans Bewusstsein untergebracht werden sollte, nannte Sorkalan die Halle der Sterne. Es war ein gewaltiger Kuppelraum von einem Kilometer Durchmesser und 1500 Metern Höhe. Die Innenwandung der Kuppel bestand aus Samtmetall. Die Sterne am Nachthimmel Saddreykars waren durch etliche Milliarden Lichtpunkte repräsentiert, wobei man Wert darauf legte, die natürliche Farbe der Himmelskörper bis in die letzte Nuance nachzuahmen. Wenn Ordoban sich mit seinem Mentalauge umsah, würde es ihm vorkommen, als stände er zu Hause auf einem einsamen Berggipfel.
In der Mitte der Halle wurde ein flaches Podest errichtet, zu dem mehrere Stufen hinaufführten. Über diesem Podest würde der Energiekäfig schweben, der Ordobans Bewusstsein befähigte, bis ans Ende aller Zeiten zu überleben. Ansonsten war die Halle schmucklos. Den Eingang bildete ein überdimensionales, zweiflügeliges Portal, dessen Außenseite mit mehreren Lagen kristallinen Materials beschichtet wurde. In die Kristallschicht brannte man das heilige Symbol der Saddreykaren ein: den Berg mit der brechenden Spitze. Das Portal erhielt einen Namen. Man nannte es das Tor des Saddreykaren.
Schließlich nahte der entscheidende Augenblick heran. Die Tarkcier-Kapsel mit Ordobans suspendiertem Bewusstsein wurde ins Loolandre gebracht und auf dem Podest in der Halle der Sterne aufgestellt. Mit der Kapsel kam Saddreyu, der in den vergangenen mehr als einhundert Jahren nicht merklich gealtert war. Er hatte zugegen zu sein, wenn Ordoban erwachte. Sorkalan bedauerte zutiefst, dass er nicht auch Heftergel zu der feierlichen Gelegenheit hatte einladen können. Der Journalist war von einer Reise an die äußeren Grenzen des Halos nicht mehr zurückgekehrt. Da er mittlerweile an die 250 Jahre alt sein müsste, durfte man wohl annehmen, dass er nicht mehr unter den Lebenden weilte.
Die Saddreykaren hatten schon lange aufgehört, an die Götter der Vorfahren zu glauben. Die Namen der Gottheiten wurden hin und wieder als Floskeln der gepflegten Unterhaltung und in Ausrufen des Schreckens oder der Freude verwendet. Mehr war von der alten Mythologie nicht übriggeblieben.
Aber als Sorkalans Psychotechniker sich anschickten, die Tarkcier-Kapsel zu öffnen, da hörte man den würdigen Greis ein halblautes Stoßgebet murmeln:
»Asaredu, Mutter aller Götter, lass es gelingen!«
*
»Ein großartiges Denkmal habt ihr errichtet«, sprach die wesenlose Stimme. »Das Zeichen der Größe nennt ihr es? Kein schlechter Name.«
Sorkalan, Saddreyu, mehrere Psychotechniker und eine Handvoll Vertreter der Regierung standen am Fuß des Podests. Die Tarkcier-Kapsel hatte sich aufgelöst. Über der mächtigen Platte aus kostbarem Xynarit, die die Abdeckung des Podests bildete, schwebte ein Netzwerk bunter Energiefäden, die eine Prothese, einen Körperersatz für Ordobans unsichtbares Bewusstsein darstellten. Die psionischen Sensoren, die die Umwandlung von Mentalsignalen in akustische Sprache (und umgekehrt) ermöglichten, waren in die Oberfläche des Podests eingebettet.
»Du hast unsere Bitte gehört, großer Ordoban.« Sorkalans Stimme zitterte vor Erregung. »Welche Antwort gibst du uns?«
»Befleißige dich der Geduld, mein junger Freund«, sagte die Geiststimme mit einem Unterton freundlichen Spotts. »Gib mir Zeit, mich noch ein wenig umzusehen. Es ist nicht leicht, mit all den Geräten umzugehen. Wenn ich mich entschlösse hierzubleiben, hätte ich Jahre zu tun, um alles zu erlernen und zu begreifen.«
Schweigen senkte sich über den riesigen Dom. Sorkalans Auge tränte, so sehr hatte ihn die Spannung in ihrem Griff. Minuten später war aus der Ferne ein rumpelndes Dröhnen und Rumoren zu hören. Einer der Techniker fuhr erschreckt auf. Auf dem Monitor, den er sich an den Handrücken geschnallt hatte, blinkte ein Warnlicht in hektischem Rhythmus.
»Das tut mir leid, Freunde«, sagte Ordoban heiter. »Es scheint, ich bin mit einer der Schaltungen nicht ganz zurechtgekommen. Aber wie ich euch kenne, werdet ihr das Schaustück in wenigen Tagen wiederaufgebaut haben.«
»Deine Antwort, großer Held!«, flehte Sorkalan.
»Zibbatu ... ääh, Saddreyu, bist du hier?«, dröhnte es durch den Dom.
»Hier bin ich, Freund!«, kreischte der Zwerg mit überschnappender Stimme.
»Haben sie dich gut behandelt?«
»Vorzüglich. Ich danke dir, dass du ...«
»Spar dir dein Geplapper. Wenn ich mich entschlösse, auf eure Bitte einzugehen, und wenn Saddreyu eines Tages das Zeitliche segnet, habe ich dann die Möglichkeit, ihn zu tarkcieren?«
»Du brauchst ihn nicht ... zu tarkcieren.« Sorkalans Stimme flatterte. Er konnte vor Aufregung kaum sprechen. »Du hast die Möglichkeit, Saddreyus Bewusstsein sich sofort manifestieren zu lassen. Die Psychotechnik hat in den vergangenen hundert Jahren bedeutende Fortschritte erzielt.«
»Gut so«, lobte Ordoban.
Dann setzte das Schweigen von neuem ein. Minuten verstrichen. Schließlich hielt Sorkalan es nicht mehr aus. Er kniete auf der untersten Stufe des Podests nieder.
»Sei nicht grausam, Ordoban«, bat er mit zitternder Stimme. »Lass uns nicht länger warten. Gib uns deine Antwort.«
Donnerndes Gelächter hallte durch den gigantischen Dom.
»Was hattet ihr erwartet? Dass ich mir einen so wundervollen Spielplatz entgehen lasse? Natürlich gehe ich auf eure Bitte ein. Mit Vergnügen ...«
Sorkalan gab einen seufzenden Laut von sich und sank vornüber. Die Techniker und Regierungsvertreter brachen in lauten Jubel aus. Saddreyus faltiges Gesicht glänzte vor Freude, und aus seinen ungleich großen Augen rollten die Tränen.
Nur Sorkalan regte sich nicht mehr. Die Aufregung hatte sein überanstrengtes Herz zum Stillstand gebracht.
*
So begann für Ordoban gegen Ende des 125. Jahrhunderts Malkatu eine neue Zeit der Glorie, die alles in den Schatten stellte, was er während seines physischen Daseins erlebt hatte. Das provisorische Gespinst der Energiefäden über dem Podest war durch einen golden schimmernden, hyperenergetischen Kokon ersetzt worden, der dem Bewusstsein des alten Recken als Gehäuse diente. Es war darin nicht etwa gefangen. Ordoban konnte Teile seiner Mentalsubstanz abspalten und sie an jeden beliebigen Ort des Loolandre entsenden. Es stand ihm sogar die Möglichkeit zur Verfügung, Bewusstseinssplitter pseudomaterielle Form annehmen zu lassen. Davon machte er weidlich Gebrauch, denn er ergötzte sich an dem Entsetzen der Touristen und Schaulustigen, wenn er ihnen als Gespenst erschien. Auf der Rückkehr zur Halle der Sterne diente den Bewusstseinsfragmenten die charakteristische Hyperstrahlung des goldenen Kokons als Leuchtfeuer und Wegweiser.
Zu Milliarden kamen die Besucher jedes Jahr, um das größte Monument aller Zeiten zu bestaunen. 750.000 Lichtjahre betrug die Entfernung vom Loolandre bis zum entferntesten Sternenzipfel auf der gegenüberliegenden Seite von Behaynien. Und selbst von dort kamen sie noch zu Millionen. Der Loolandre wurde zur Wallfahrtsstätte. Niemand, der die weite Reise unternahm, wollte zurückkehren, ohne von Ordoban in Audienz empfangen worden zu sein. Hätte das Bewusstsein des Helden nicht die Fähigkeit besessen, sich in nahezu unendlich viele Teile aufzuspalten, niemals wäre es möglich gewesen, die Wünsche aller um Audienz Ersuchenden zu befriedigen. So aber waren zu jeder beliebigen Zeit mehr als tausend Ordobane unterwegs, um zu ehrfürchtig lauschenden Touristen zu sprechen.
Ordoban lebte wie in einem Rausch. Er genoss seinen Ruhm und die Ehrfurcht der Besucher in vollen Zügen. Hymnen wurden zu seiner Ehre komponiert und während der Audienzen gesungen. Eine davon, »Ordoban, du Herr der Flamme ...« war ein Kampflied, das ihn an die Zeit seiner Siege in der Nagu Nakira erinnerte. So beschäftigt war er mit dem nicht immer seriösen Trubel des Ordoban-Kults, dass manchmal Tage vergingen, ohne dass Saddreyu auch nur ein einziges Wort von ihm zu hören bekam. Als der Bucklige sich darüber beschwerte, wehrte Ordoban ab.
»Wir haben später noch Zeit genug füreinander. Du glaubst doch nicht, dass der Zulauf bis in alle Ewigkeiten so anhalten wird?«
Es war Saddreyu nicht klar, wie ernst er diese Bemerkung meinte. Später stellte sich heraus, dass er recht gehabt hatte. Aber bis dahin sollten noch viele neue Häuser in Tatmu-Sharrata gebaut werden.
Ordoban hielt Verbindung mit der Außenwelt. Die großen Hyperfunkstationen des Loolandre erhielten Informationen von allen Nachrichtenzentren des Imperiums. Im Jahr 12.629 Malkatu zerbrach der letzte Widerstand in der Nagu Nakira. Damit unterstand ganz Behaynien – mit Ausnahme des gigantischen Schwarzen Loches im Zentrum der Galaxis – der Oberhoheit des Imperiums. Um jene Zeit war schon ein halbes Dutzend intergalaktischer Expeditionen unterwegs. Sie waren mit riesigen Schiffen ausgestattet, von denen jedes den Umfang einer Großstadt besaß. Die Dauer der Rundreise zur unmittelbar benachbarten Galaxis war mit 800 Jahren veranschlagt. Von den Mitgliedern der ursprünglichen Besatzung würde keines lebend zurückkehren. Stolz erfüllte Ordobans Bewusstsein, dass in ein paar tausend Jahren auch fremde Galaxien, die bisher in unerreichbarer Ferne zu liegen schienen, sich der Hoheit des Imperiums würden beugen müssen.
Eines Tages war er mit einem seiner Bewusstseinssplitter unterwegs, um Touristen zu erschrecken. In einem belebten Schaustück, das den Start der ersten saddreykarischen Mondexpedition darstellte, fand er eine Gruppe von jungen Aihnoul, humanoiden Wesen, die wie Saddreyu zwei Augen besaßen. Als die Beleuchtung erlosch, blockierte er die Projektoren, so dass das dreidimensionale, pseudomaterielle Bild, das die von Spannung erfüllten Zuschauer zu sehen erwartet hatten, nicht materialisierte. Statt dessen erschien er selbst, als gespenstische, monströse Leuchterscheinung in der Dunkelheit schwebend. Er stieß einen markerschütternden Schrei aus und tat so, als wolle er sich auf die Aihnoul stürzen.
Da sah er, wie die verängstigten jungen Wesen auf die Knie sanken, die Arme in die Höhe reckten und mit schwachen, zitternden Stimmen zu singen begannen:
»Ordoban, du Herr der Geister, beschütze uns vor allem Unheil ...«
Verblüfft und bestürzt zog er sich in den hintersten Winkel der Halle zurück, wandelte seine Gestalt zu der einer harmlos erscheinenden Leuchtkugel und fragte:
»Was wisst ihr von Ordoban?«
Im Chor antworteten ihm einhundert helle Stimmen: