Nr. 1289
Sterntagebuch
Srimavos Flug in ESTARTU – auf der Suche nach der Superintelligenz
von Ernst Vlcek
Ein Abgrund von rund vierzig Millionen Lichtjahren trennt die Lokale Gruppe und mit ihr die Heimatgalaxis der Menschheit von der Mächtigkeitsballung der Superintelligenz ESTARTU, zu der insgesamt zwölf Galaxien gehören. Doch die Schicksale der intelligenten Wesen in beiden Bereichen des Universums scheinen enger miteinander verwoben zu sein, als jeder der Beteiligten auch nur andeutungsweise ahnen kann.
Das zeigt sich beispielsweise bei den Reisen der Vironauten, die im Jahr 429 Neuer Galaktischer Zeitrechnung in das große Abenteuer ihres Lebens aufgebrochen sind. Mit ihren Virenschiffen, die sich aus den Resten des Virenimperiums geformt haben, haben zahlreiche Menschen von der Erde und andere Wesen aus der Milchstraße den Flug in die Weiten des Universums angetreten, geplagt vom Fernweh und der Sehnsucht nach den Sternen.
Viele folgen dabei den verlockenden Aussagen Stalkers, des Gesandten aus der Mächtigkeitsballung Estartu, der ihnen von den Wundern der zwölf Galaxien vorgeschwärmt hat. Doch diese Wunder haben längst ihr wahres Gesicht enthüllt – ein Gesicht, das vielschichtig ist, aber in vielen dieser Schichten tödliche Drohung ausstrahlt. Die Vironauten stoßen auf Dinge, die ihrer ganzen Einstellung zuwiderlaufen ...
Im zweiten Teil dieses Doppelbandes wechselt die Handlungsebene – er behandelt Srimavo und die Abenteuer der Vishna-Inkarnation, die man ob ihrer Rätselhaftigkeit einst als Sphinx bezeichnet hat. Denn auch Sri, wie sie von ihren Freunden genannt wird, ist dem Ruf der Sterne gefolgt.
Ebenso wie Zehntausende von Vironauten vor ihr hat sie die Erde verlassen, um die Wunder des Kosmos in der Mächtigkeitsballung Estartu zu schauen. Was Srimavo zwischen den zwölf Galaxien erlebt, das berichtet ihr STERNTAGEBUCH ...
Srimavo – Die Sphinx auf Abenteuersuche in ESTARTU.
Veth Leburian – Ein Gefangener der Orphischen Labyrinthe.
Armanach – Ein Jäger in den Orphischen Labyrinthen.
Reginald Bull und Irmina Kotschistowa – Die Toshins treffen den Desotho.
Dagruun – Kaiser von Cursaafhar.
Dies ist der Versuch einer Selbstfindung.
Bin ich eine Kosmokratin, oder nicht?
Als mir diese Frage gestellt wurde, habe ich sie mit Bedacht bejaht, obwohl ich mir selbst gar nicht so sicher bin. Aber ich wollte als Kosmokratin gelten. Und dieser Eigensinn ist schuld an meiner ungemütlichen Lage.
Ich befinde mich in einem Zustand, den ich als reversiblen Tod bezeichne. Mein Geist ist hellwach, mein Körper leblos. Ich kann denken – ich muss es tun, denn so etwas wie Schlaf ist meinem Geist nicht gegönnt. Andererseits ist es mir unmöglich, meine empathischen Fähigkeiten zu gebrauchen. Ich kann meinen Hunger nicht stillen, wie ich diese Gier nach geistiger Nahrung nenne.
Diese Gier hat mich schon immer ausgezeichnet, seit ich als Vishnas Inkarnation in der terranischen Abenteuerlandschaft Shonaar auftauchte. Aber ich war nie so etwas wie eine Psycho-Vampirin. Auch hat mich meine empathische Fähigkeit nicht zu einer Femme fatale gemacht, wie es Vishna einmal war.
Schön und gut, ich habe manchem Mann den Kopf verdreht und mich von ihm anhimmeln lassen. Doch war das nicht mehr als pubertäre Überkompensation, ein etwas übersteigerter Geltungstrieb. Und seit Ronald Tekener mich hat abblitzen lassen, habe ich mich gebessert. Nur einmal habe ich mich in dieser Hinsicht noch einmal vergangen, allerdings ohne mir dessen bewusst zu sein. Die Folge war das Desaster mit Leonard Frood, dem Leiter von LEOS KINDERGARTEN, und seitdem, glaube ich, bin ich endgültig geheilt.
Das alles kommt mir kunterbunt in den Sinn. Ich habe alle Zeit der Welt und muss meine Gedanken erst ordnen.
Auf die Frage, ob ich eine Kosmokratin bin, oder nicht, finde ich keine Antwort. Meine Schwestern Gesil und Vishna haben, jede auf ihre Weise, eine Antwort darauf gefunden.
Gesil wurde von einem Terraner schwanger, also gilt sie als Menschenfrau. Vishna ist hinter die Materiequellen gegangen, ergo ist sie eine Kosmokratin.
Und ich stehe irgendwo in der Mitte.
Aber ich bringe die Chronologie schon wieder durcheinander.
Es ist schwer für mich, einen Anfang zu finden und meine Erlebnisse geordnet festzuhalten.
Wie zuwider es mir auch ist, so ist es doch sinnvoller, mit dem Start von LEOS KINDERGARTEN von der Erde zu beginnen. Es war am letzten Februartag des Jahres 429.
Zum besseren Verständnis sei erklärt, dass »Leos Kindergarten« auf Terra eine Heimstätte für verwaiste oder von ihren Eltern abgeschobene Kinder war, für »terrageschädigte« Kinder, wie Leonard Frood es ausdrückte, der Gründer und Heimleiter. Danach wurde auch das Virenschiff benannt, das sich Leo und seinen Schützlingen anbot.
Es handelt sich dabei um eine den Weltraumbedingungen angepasste Nachbildung der Bungalowsiedlung. Das Virenschiff LEOS KINDERGARTEN hat als Basis eine ovale Plattform, 100 Meter lang, 80 Meter breit und 10 Meter dick.
Darauf finden sich einige Dutzend bungalowähnliche Aufbauten als Unterkunft für die Zöglinge. Neben einem größeren Komplex, dem zur Kommandozentrale umfunktionierten Verwaltungsgebäude, wird die Fläche von einem Park aus Xenoforming-Pflanzen beherrscht – eine Erinnerung an die sieben Plagen der Vishna ... alles aus der Masse des einstigen Virenimperiums gebildet.
Darüber spannt sich ein transparenter Schutzschirm, der die Illusion eines blauen Himmels zeigen kann oder die Schwärze des Alls durchblicken lässt ... oder auch das kosmische Kaleidoskop während des psionautischen Fluges.
Wie die meisten der im Solsystem während der Aktivierung des Chronofossils Terra anwesenden Intelligenzen haben auch die Insassen von »Leos Kindergarten« ein unstillbares Fernweh zu spüren bekommen. Das Virenimperium hat das registriert und ihnen aus seiner Masse ein Fernraumschiff mit Enerpsi-Antrieb zur Verfügung gestellt. Stalkers Werbekampagne hat die Wahl eines Zieles erleichtert, und so war es beinahe selbstverständlich, dass man die »Wunder von ESTARTU« auserkor.
Auch mich hat das Sternweh gepackt, aber ich hätte den Anschluss an die Vironauten beinahe verpasst. Sozusagen in letzter Sekunde kam ich an Bord und wurde von Leonard Frood und seiner Gefährtin Anne Piaget freundschaftlich aufgenommen.
Und dann ging es auf die phantastische Reise über 40 Millionen Lichtjahre zum Virgo-Haufen ...
Srimavo: März – April 429 NGZ
Für die Junior-Vironauten wurde der Flug entlang der psionischen Feldlinien zu einem überwältigenden Erlebnis.
Kaum dass das Virenschiff von Gravo- auf Enerpsi-Antrieb geschaltet und sich in das psionische Netz eingefädelt hatte, verwandelte sich die monotone Schwärze des Alls in ein Meer aus Licht und Farben.
Die Milchstraße bot sich als gewaltiges, sichtbar rotierendes Flammenrad dar, von deren westlicher Randzone wir uns entfernten. Die Grenzen von Raum und Zeit wurden auf optisch eindrucksvolle Weise gesprengt. Es schien, als würde sich in diesem Bereich das Licht der Sterne aus der Vergangenheit mit jenem der Gegenwart paaren.
Die Milchstraße pulsierte und leuchtete wie ein lebender Organismus, präsentierte sich in jeder Sekunde in einem anderen Spektrum elektromagnetischer Wellen. Thermostrahlung und Magnetfelder wurden aus dieser Perspektive ebenso wahrnehmbar wie die fünfdimensionalen psionischen Linien, entlang derer sich das Virenschiff bewegte.
Die LEOS KINDERGARTEN hatte sich in einen dicken, hellgrünen Strang eingefädelt, der sich hinter dem Virenschiff in einem großen Bogen zur Peripherie der Milchstraße schwang, immer blasser und dunkler wurde, je weiter er sich entfernte. Vor uns aber reichte die grüne Lichtbahn bis in die Unendlichkeit, verlor sich in dem Netz aus psionischen Linien. Und jedes Mal wenn das Virenschiff einen Kreuzpunkt passierte, explodierte eine Kaskade grünen Feuers.
Der Enerpsi-Flug war mit keiner der bisher bekannten Methoden des Überlichtflugs vergleichbar. Hyperraum, Linearraum, Dimesextaspur ... wie trostlos sie gegenüber diesem Bereich der 5. Dimension waren. Der Flug entlang der psionischen Kraftfeldlinien glich einer Wanderung durch das Reich psychedelischer Träume, und es war nicht schwer, bei diesem phantastischen Anblick ins Schwärmen zu kommen.
Das Virenschiff kam dem Wunsch der Zöglinge gerne nach, alle Galaxien der Lokalen Gruppe anzusteuern und durch die Milchstraße zu kreuzen und alle bekannten Örter und Sonnensysteme aus den verschiedensten Perspektiven zu zeigen.
Wir alle meinten, uns daran nicht satt sehen zu können. Aber wie es mit Wundern eben so ist, in Permanenz werden auch sie zum Alltag.
Und so erging es auch uns. Es kam der Tag, da schenkten die Zöglinge den psionischen Kaskadeuren der 5. Dimension kaum mehr Beachtung. Noch dazu hatte das Virenschiff sie einer Illusion beraubt und ihnen auf eine Anfrage erklärt, dass das, was ihnen optisch dargeboten wurde, nicht die Realität sei, sondern dass es sich dabei um eine Täuschung der menschlichen Sinne handle.
Inzwischen war eine Woche seit unserem Start vergangen, und wir besannen uns auf unsere ursprüngliche Absicht, die Mächtigkeitsballung ESTARTU aufzusuchen.
Es war in der Nähe des elliptischen Leo-Systems I, 750.000 Lichtjahre von der Milchstraße entfernt, dass Anne, Leo und ich den Kommandostand aufsuchten und vom Virenschiff verlangten, dass es uns nach ESTARTU bringen solle.
»Wäre es nicht sinnvoller, dass ihr einen Mentor bestimmt, der die Befehlsgewalt hat?«, schlug das Virenschiff mit einer Stimme vor, die mich an Vishna erinnerte. »Das würde in Notfällen die Entscheidungen beschleunigen.«
Anne und Leo schlugen mich wie aus einem Mund als Mentorin vor, und ich nahm an. Sie geleiteten mich feierlich zum Virotron und senkten den SERT-haubenähnlichen Virenhelm wie bei einer Krönungszeremonie über mein Haupt.
In meinem Geist war ein Vibrieren, das mir deutlich anzeigte, dass ich in mentalem Kontakt mit dem Virenschiff stand.
»Wollen Hoheit nun gütigst zum Aufbruch nach ESTARTU gemahnen?«, sagte Leo geschraubt und machte vor mir eine tiefe Verbeugung.
Ich schnippte mit dem Finger und befahl: »Auf nach ESTARTU, Vi!«
Aber so einfach machte es mir das Virenschiff nicht.
»Ich schlage vor, dass wir uns, solange wir die Milchstraße als Bezugspunkt nehmen, nach dem Galaktischen Koordinatensystem richten.«
»Und danach?«, fragte ich.
»Am Ziel angekommen, werden wir das Koordinatensystem der ESTARTU-Völker übernehmen«, sagte das Virenschiff sanft.
»Wie lauten also die Koordinaten?«
Das Virenschiff erzeugte in meinem Geist die grafische Darstellung einer Raumkugel mit der Milchstraße im Mittelpunkt. Gleich darauf fand ich mich geistig in den Mittelpunkt versetzt, und der Himmelsglobus mit dem Galaktischen Äquator und den Längen- und Breitengraden drehte sich um mich. Etwa bei Länge 290 und Breite 73 begannen zwölf Punkte zu blinken, die Drehung des Himmelsglobus wurde gestoppt.
»Okay, das reicht«, sagte ich. »Fliegen wir von jetzt an der Nase nach.«
Das Virenschiff antwortete:
»Das wäre exakt 289,57 Grad Galaktischer Länge und 73,92 Grad Galaktischer Breite. Dies entspricht den Koordinaten von NGC 4564, jener der zwölf Galaxien, die Stalker Trovenoor genannt hat.«
»Starte endlich!«, verlangte ich ungehalten.
*
Drei Wochen später erreichten wir das Zielgebiet, die Mächtigkeitsballung der Superintelligenz ESTARTU mit ihren zwölf Galaxien.
Wir hätten eher hier sein können, aber wir legten ein paar Zwischenstopps ein. Einmal suchten wir eine Kleingalaxis auf halbem Wege auf, weil Leo es sich in den Kopf setzte, diese zu erkunden. Wir hatten sogar Kontakt mit fremden Raumfahrern, doch war dieser sehr einseitig: Als man aus den stacheligen Kugelschiffen das Feuer auf uns eröffnete, zogen wir uns zurück.
Später hatten wir Psikom-Verbindung mit den Vironauten um Ronald Tekener und Roi Danton. Leo und Anne plädierten dafür, sich ihnen anzuschließen. Aber da ich davon nichts wissen wollte, gaben sie nach und stimmten zu, dass wir eigene Wege gehen sollten.
Nun waren wir am Ziel. Die Mächtigkeitsballung ESTARTU entsprach einem Raumkubus von 2,45 Lichtjahren Breite, einer Höhe von 1,2 und einer Tiefe von 1,35 Millionen Lichtjahren.
Von unserer Position aus am nächsten waren die »siamesischen Zwillinge« NGC 4567 und NGC 4568, die Stalker Absantha-Gom und Absantha-Shad genannt hatte – sie waren nur lächerliche 400.000 Lichtjahre entfernt.
»Die Ephemeriden von Absantha-Gom«, sagte Anne träumerisch. »Es wäre vielleicht ganz lohnend, sich von diesen kosmischen Orakeln die Zukunft prophezeien zu lassen.«
»Zu gefährlich«, entschied Leo. »Erinnere dich Stalkers Andeutung, dass von diesen kosmischen Wundern großes Unheil kommen kann. Ich möchte nicht die Sicherheit unserer Schützlinge aufs Spiel setzen.«
Nur um etwa 50.000 Lichtjahre weiter, wenn auch in einer anderen Richtung, lag NGC 4596 mit den »streitbaren Marketendern der Shufu«. Aber da wir alle drei weder handeln noch streiten wollten, waren wir nicht an diesem sogenannten Wunder interessiert.
Als drittnächste Galaxis, betrachtete man die »siamesischen Zwillinge« als Einheit, nannte uns das Virenschiff NGC 4579, der Stalker den Eigennamen Syllagar gegeben hatte.
»Syllagar ist mit 95.000 Lichtjahren Durchmesser die größte der zwölf Galaxien«, führte Vi weiter aus. »Die Entfernung beträgt runde 600.000 Lichtjahre.«
»Der Reigen der singenden, tanzenden Module von Syllagar«, sagte Anne wie auf Knopfdruck; sie schien jedes Wort aus Stalkers Werbekampagne auswendig gelernt zu haben, denn sie fuhr fort: »Du triffst die Module überall in Syllagar, in der Peripherie ebenso wie im Zentrum, im All und auf allen Planeten, ob bewohnbar oder nicht. Sie sind Nomaden, diese Module ...«
»Wenn es dein sehnlichster Wunsch ist, dann statten wir Syllagar einen Besuch ab«, fiel ich ihr ins Wort, bevor sie den ganzen Werbespruch herunterleiern konnte.
»Na gut, suchen wir die Tanzmodule auf«, stimmte Leo zu.
*
Zwar hatte der Flug entlang der psionischen Feldlinien auch für mich den Reiz des Neuen verloren, aber als Mentorin sah ich die psionischen Strukturen und das Umfeld wiederum mit ganz anderen Augen. Für mich, die ich geistig mit dem Virenschiff verschmolz, war es manchmal so, als durchreise ich diese Dimension aus eigener Kraft. Als könne ich mich von meinem Körper loslösen und mit meinem Geist in die psionischen Kraftfeldlinien eintauchen.
Das Virenschiff hatte mir einiges über die psionischen Ströme erklärt. So auch, dass es innerhalb dieses relativ dichten Netzwerks auch sogenannte Kalmenzonen gab. Diese ließen sich orten und zeigten sich optisch als farblose Flecken. Diese Leerzonen stellten die größte Gefahr für den Enerpsi-Flug dar. Im günstigsten Fall wurde man in den Normalraum zurückgeschleudert. Natürlich konnte man sich nicht aussuchen, wo man dann herauskam.
Bisher waren wir aber noch auf keine Kalmenzone gestoßen.
Im Anflug auf Syllagar zeigten sich zuerst keine Besonderheiten. Die Spiralgalaxis erschien mir wie jede andere aus der Sicht des psionischen Netzwerks: als mächtiges, flammendes, pulsierendes Spiralrad, dessen Struktur ständigen Veränderungen unterworfen war, als ein in allen Farben des Spektrums glühender Atomofen, als ein in allen Farben des Spektrums schillernder Organismus.
Ich steuerte das Virenschiff auf einen charakteristischen Spiralarm zu, der hakenförmig ins Nichts hinausgriff. Dort brannten Lichter, als würden in rascher Folge Hunderte von Supernova abgebrannt.
»Ich orte eine Senkung der Psi-Konstante«, meldete das Virenschiff. »Es wäre ratsam, den Kurs zu ändern.«
»Was bedeutet eine Senkung der Psi-Konstante?«, erkundigte ich mich, ohne an eine Kursänderung zu denken.
»Normalerweise deuten solche Schwankungen auf eine Kalmenzone hin«, antwortete Vi. »Aber das trifft hier nicht zu. Das Psi-Netz ist geschlossen, an dieser Stelle sogar besonders dicht. Es weist keine Lücken auf. Wir sollten dennoch abdrehen.«
»Ich möchte mir das ansehen«, beschloss ich. »Es genügt, wenn du die Geschwindigkeit drosselst. Bleibe weiterhin auf Ortung und melde mir jede Veränderung.«
Der Spiralarm weitete sich vor uns aus, zerfiel in ein Meer aus Lichtern, in dem Inseln aus roten Wolken trieben. Sonnen platzten scheinbar wie Seifenblasen und schrumpften zu winzigen Lichtpünktchen zusammen, blähten sich wieder auf ... Ich hatte mir angewöhnt, durch solche Phänomene hindurchzusehen und mich auf die psionischen Ströme zu konzentrieren, die in diesem fünfdimensionalen Bereich die einzigen realen Bezugspunkte waren.
Das Virenschiff bremste auf einmal abrupt ab, ich merkte das an dem fast zum Stillstand gekommenen »Fluss« der psionischen Ströme. Die grüne Netzstruktur erstarrte sozusagen zur Bewegungslosigkeit, obwohl wir uns immer noch mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit fortbewegten.
Da sah ich irgendwo vor uns eine kristalline Struktur innerhalb des Psi-Stroms, in den wir uns eingefädelt hatten.
»Was ist das, Vi?«, fragte ich aufgeregt. »Kann ich eine Vergrößerung haben?«
»Das ist die Störquelle, von der ich gesprochen habe«, sagte das Schiff mit Vishnas Stimme. »Von dort geht die kontinuierliche Veränderung der Psi-Konstante aus. Die Schwankungen werden immer stärker und greifen in Wellen um sich.«
»Können wir in diese Störquelle hineinfliegen?«, fragte ich.