Inhaltsverzeichnis

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Epilog

Kommentar

Leserkontaktseite

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN - Die Serie

 

Nr. 2677

 

Rhodans Entscheidung

 

Finale für Chanda – die Seele der Flotte revoltiert

 

Christian Montillon

 

 

Wir schreiben das Jahr 1469 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) – das entspricht dem Jahr 5056 christlicher Zeitrechnung. Auf eine bislang ungeklärte Art und Weise verschwand das Solsystem mit seinen Planeten sowie allen Bewohnern aus dem bekannten Universum.

Die Heimat der Menschheit wurde in ein eigenes kleines Universum transferiert, wo die Terraner auf seltsame Nachbarn treffen. Die Lage spitzt sich zu, als die Planeten von fremden Raumfahrern besetzt und die Sonne Sol »verhüllt« wird. Seither kämpft die solare Menschheit um ihr Überleben.

Von all diesen Entwicklungen weiß Perry Rhodan nichts. Auch ihn hat es in einen fremden Kosmos verschlagen: Mit dem gewaltigen Raumschiff BASIS gelangt er in die Doppelgalaxis Chanda. Dort regiert die negative Superintelligenz QIN SHI, die für ihre Pläne das geheimnisvolle Multiversum-Okular benötigt.

Nicht zuletzt durch die Aktivitäten des unsterblichen Terraners bröckelt mittlerweile QIN SHIS Macht – und der Widerstand setzt zum entscheidenden Schlag an. Doch die Kämpfer gegen die Superintelligenz sind uneins und ringen selbst um die Macht. Doch zum Zünglein an der Waage wird letzten Endes RHODANS ENTSCHEIDUNG ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Terraner fällt eine Entscheidung.

Kaowen – Der Protektor in seinem letzten Klonkörper.

Gucky – Der Mausbiber ist nicht mehr zu Späßen aufgelegt.

Ramoz – Die Seele der Flotte sieht rot.

Prolog

Abgesang (3)

 

Das Geräusch erinnerte an das Brechen eines Knochens. Es tropfte in die Stille wie Blut in den Schmutz eines Schlachtfelds.

Aber der Knochen brach nicht. Niemand wandte Gewalt an, es gab keinen Unfall.

Stattdessen hatte sich der Protektor nur hastig umgedreht, als er die Zentrale verlassen und sein Privatquartier betreten hatte. Der Laut war aus seiner Schulter gekommen, und das machte ihn wütend. Sollte er sich auch noch darum kümmern? Um seinen schwachen Leib, der nicht so funktionierte, wie er musste?

Kaowen hatte es von Anfang an geahnt. Seit er gestorben und in diesem Klonkörper wiedererwacht war, wusste er, dass etwas nicht in Ordnung war. Die Muskulatur gehorchte ihm nicht perfekt, der Leib war hinfällig.

Der Protektor sprach mit niemandem darüber und offenbarte sich keinem Mediker. Er hasste die Vorstellung, über seine Unzulänglichkeiten zu reden wie ein gewöhnlicher, erbärmlicher Xylthen-Schwächling. Alte Frauen mochten so handeln oder Ausgestoßene – aber er nicht!

Wieso steckte er in dieser ... Fehlproduktion fest? Während des Klonvorgangs oder der viele Jahrzehnte langen Lagerung war es offenbar zu einem Fehler gekommen. Dieser ebenso simplen wie bitteren Erkenntnis musste sich Kaowen stellen.

Eine Ausweichmöglichkeit gab es ohnehin nicht mehr. Dies war der letzte Klonkörper, der ihm zur Verfügung stand, das letzte neue Leben, das QIN SHI seinem treuen Diener geschenkt hatte. Wenn der Protektor diesmal starb, dann für immer. Seinem Bewusstsein stand keine neue Heimat mehr zur Verfügung.

Damit fand er sich ab. Er akzeptierte es, weil ihm nur diese Möglichkeit blieb, sosehr ihn diese Vorstellung auch erschreckte, sosehr er es auch hasste. Allerdings kam es ihm vor, als wäre sein Körper an diesem Tag besonders schwächlich und anfällig für ...

... Fehler.

Er verabscheute Fehler.

Von Anfang an war mit diesem Klonleib etwas nicht in Ordnung gewesen. Er reagierte nicht in allen Einzelheiten so, wie Kaowen es von seinen früheren Körpern gewohnt war. Und er zeigte immer wieder Phantomschmerzen.

Im rechten Auge.

Der Protektor musste keinen Mediker hinzuziehen, um zu wissen, woher diese Schmerzen kamen. Nicht von seinem Körper. Denn er kannte sie nur zu gut. Er erinnerte sich an sie. Er hatte sie lange genug empfunden, als sie noch echt gewesen waren.

Wenn er die Augen schloss und seine Umgebung aussperrte, sah er die Bilder aus der Vergangenheit vor sich ... damals, in dem Leib, in dem er einst von seiner Mutter geboren worden war.

Er kannte diese Bilder noch nicht lange. Erst seine letzte Begegnung mit QIN SHI hatte ihm all seine Erinnerungen zurückgegeben.

Er stand kurz davor, den Ausleseprozess für sich zu entscheiden. Nur noch ein anderer Xylthe war übrig. Ein einziger Konkurrent um QIN SHIS Gunst und um die Möglichkeit, den eigenen Tod zu überleben.

Zu zweit hatten sie sich als die besten erwiesen und alle Gefahren überstanden. Aber nun gab es keine Gemeinsamkeiten mehr, sondern nur noch Feindschaft. Respekt vor dem anderen zählte nicht mehr. Es ging nur um den endgültigen Sieg.

Die Sonnenstrahlen blitzten auf der weiten Ebene des rötlichen Salzsees, in dessen Mitte er stand. Das Wasser reichte ihm nur bis zu den Unterschenkeln, es war so flach, dass vereinzelte Salzkristalle vom Boden bis ins Freie ragten. Sie sahen aus wie tiefrot verkrustete Speere.

Es piepste. Eine Nachricht ging ein, genau wie programmiert. Die Schiffspositronik der RADONJU setzte ihn über jede Irregularität im Flug zum Sammelpunkt mit seinen Truppen in Kenntnis. Dem hatte er absolute Priorität eingeräumt. Er wollte jederzeit über den aktuellen Stand informiert sein.

Er ließ sich die Meldung akustisch vorspielen. Demnach gab es eine Hyperraum-Instabilität durch ein plötzlich ungewöhnlich aktives Viibad-Riff; nach dem nächsten Zwischenstopp musste die Positronik den Kurs neu berechnen. Die Ankunft am Ziel verzögerte sich voraussichtlich um mehr als vier Stunden.

Ein äußerst bedauerlicher weiterer Zeitverlust, bis endlich die Attacke auf das zufällig entdeckte Versteck des Verzweifelten Widerstands startete. Es ärgerte ihn, aber es gab ihm auch Gelegenheit, seine Strategie noch einmal zu hinterfragen.

Um besser nachdenken zu können, änderte er die Beleuchtung im Raum. Die Frequenz, Helligkeit und die fast unmerkliche bläuliche Einfärbung glichen nun den Verhältnissen auf Xylth, der Ursprungswelt seines Volkes.

Es tat gut; es hatte etwas davon, zu den Wurzeln zurückzukehren und die Fremde hinter sich zu lassen, um Stärke zu sammeln. Wenn er die Augen schloss, konnte er die Größe und Erhabenheit der Heimat atmen.

Erneut zuckte ein Phantomschmerz durch sein Auge – eine Erinnerung seiner Seele, die eine Reaktion des Körpers hervorrief. Seine Gedanken drifteten ab.

Irgendwo hier in diesem Salzsee würde die Entscheidung fallen. Der Blick reichte weit über die rot schillernde Wasserfläche. Kaowen hatte das Versteckspielen satt. Ein ehrlicher, direkter Zweikampf stand bevor. Nur einer von ihnen konnte überleben.

Der Bessere.

Nur noch Stunden, und einer erhielt den ersehnten Titel »Protektor der QIN-SHI-Garde«. Kaowen hegte nicht den geringsten Zweifel, dass ihm diese Ehre zustand. Ihm allein.

Die Wasserfläche kräuselte sich.

Kaowen wirbelte herum. Sein Gegner trickste, flog auf einem Antigravfeld heran, viel schneller, als es ohne technische Hilfsmittel möglich gewesen wäre.

Der Zusammenprall riss Kaowen von den Füßen und schleuderte ihn nach hinten. Er überschlug sich in der Luft, prallte auf – und glaubte zu sterben. Aus, alles aus. Ein glühender Pfeil bohrte sich in seinen Kopf, wühlte sich in sein Gehirn und ließ es explodieren.

Aber Kaowen starb nicht.

Weil sein Gegner ihn packte und in die Höhe riss, löste sich mit einem widerwärtig schmatzenden Geräusch der kleine Dorn aus Salzkristallen aus seinem Auge. Das Gebilde ragte fingerlang aus der Wasseroberfläche. Eine schleimige Masse hing daran. Er sah es, und ihm war klar, dass er ein Auge verloren hatte. Die Wut übermannte den Schmerz, seine Gedanken klärten sich mit einem Mal zu ungekannter Brillanz.

Er packte den kristallinen Dolch, brach ihn ab und merkte kaum, dass die Kanten seine Handfläche zerschnitten.

Sein Gegner stieß ihn hinab, drückte das Gesicht unter Wasser, dem scharfen Salzkristallboden entgegen. Kaowen stach auf die Hände ein, die ihn hielten. Zweimal. Dreimal. Immer wieder. Der Griff lockerte sich, blaues Blut spritzte.

Kaowen wand sich in die Freiheit. Etwas löste sich von seiner Augenhöhle und platschte ins salzige Wasser. Sein Gegner starrte ihn an, ehe auch er im nächsten Moment ein Auge verlor. Und noch das zweite. Kaowen stieß mit der improvisierten Waffe ein Dutzend Mal zu, ehe er von dem blutigen Kadaver abließ, der endlich zu zucken aufhörte. Das Wasser trug so viel Salz in sich, dass die Leiche nicht untergehen konnte. Sie trieb davon.

Der Schmerz tobte in ihm, aber auch die Gewissheit, dass er gewonnen hatte.

Damals hatte Protektor Kaowen etwas gelernt: Es gab keinen großen Sieg, ohne dass man einen Preis dafür bezahlte.

Im aktuellen Kampf gegen Perry Rhodan hatte er ebenfalls einen hohen Preis bezahlt – sämtliche Klonkörper waren verloren. Sein nächster Tod war zugleich sein unabänderliches Ende; er war zum letzten Mal wiedergeboren worden.

Ja, er wusste, dass sein Originalkörper auf Xylth im Zustand der suspendierten Animation verwahrt wurde. Doch wer vermochte bei den jetzigen Bedingungen schon zu sagen, ob dies noch der Fall war? Er sollte auf jeden Fall nicht auf diese Möglichkeit zählen.

Aber dieser Preis war nötig gewesen, um den Sieg auskosten zu können: Bald war der Sammelpunkt erreicht. Bald schlossen sich über 50.000 Schiffe seiner Flotte an, um mit ihm den Verzweifelten Widerstand hinwegzufegen. Was auch bedeutete, dass Perry Rhodan, der Terraner, endlich sterben würde.

1.

Vor der Schlacht

 

»Unser Versteck ist so schön, dass man sterben möchte«, sagte Gucky.

Mondra Diamond schaute ihn an und schüttelte den Kopf. »Nicht witzig, Kleiner. Gar nicht witzig.«

Der Mausbiber seufzte. »Liegt vielleicht daran, dass mir gar nicht nach Witzen zumute ist. War wohl eher so eine Art Reflex. Es gibt eine passende Situation, und ich reiße einen Scherz.« Er schnippte mit den Fingern.

Er war nach einer Erkundungsmission in der RADONJU zu ihrem Versteck in der alten Lagerhalle zurückgekehrt. Dort hatte Mondra mit der Waffe in der Hand auf ihn gewartet.

Sie rechneten jederzeit damit, entdeckt zu werden; entweder zufällig oder weil Protektor Kaowen wegen irgendwelcher Sensorenbeobachtungen eine gezielte Schiffsdurchsuchung anordnete, um sie aufzustöbern.

Ihr Versteck lag in einem ebenso kalten wie kahlen Zwischenraum hinter einem Aggregatekomplex und vor einer Metallwand. Das ständige Surren, lediglich unterbrochen von kurzen Ruhephasen, raubte einem nach einigen Stunden den letzten Nerv. Beide verspürten erste Ansätze zur Aggressivität im Umgang miteinander.

Aus einem Container in dieser weitläufigen Lagerhalle kamen in unregelmäßigen Abständen scharrende Geräusche. Gucky vermutete, dass die Xylthen darin entweder Lebendnahrung hielten oder dass sich Ungeziefer eingenistet hatte.

Beides gefiel ihm nicht, wobei er die Ungeziefer-Variante vorzog. Dies nämlich würde bedeuten, dass in dieser Halle nicht oft nach dem Rechten geschaut wurde. Handelte es sich tatsächlich um Nahrungsmittel und damit um eine Speisekammer, sah das ganz anders aus.

»Hast du etwas herausgefunden?« Mondra saß auf dem Boden, den Rücken gegen die kalte Wand gelehnt und die Beine ausgestreckt. Den linken Fuß bewegte sie leicht hin und her – wie zum Rhythmus einer unhörbaren Melodie.

Gucky setzte sich neben sie. Er kannte sie gut genug, um das unausgesprochene Hoffentlich mithören zu können. Was das anging, brauchte er gute Nachrichten. Oder zumindest überhaupt Nachrichten. Denn er hatte zwar tatsächlich etwas herausgefunden, aber gut war das nicht ...

»Na?«, bohrte sie nach.

»Ich war nahe genug an der Zentrale, um die Gedanken eines Offiziers wenigstens bruchstückhaft auffangen zu können.«

»Und?«

Der Multimutant sah seine Begleiterin lange an. »Wir haben doch damit gerechnet, dass wir mitten ins Herz der Gefahr teleportieren, als wir in die RADONJU gesprungen sind, richtig?«

Mondra nickte mit zusammengepressten Lippen. »Mir schwant Übles.«

Und das ganz zurecht. Das Aggregatemonstrum vor ihnen beendete knackend eine seiner aktiven Phasen. Wie um die Stille zu zerreißen, schabte und kratzte es aus dem Container.

»Die RADONJU ist zu einem Treffpunkt unterwegs«, gab Gucky weiter, was er telepathisch in Erfahrung gebracht hatte. »Dort zieht Kaowen eine riesige Flotte zusammen. Über 50.000 Zapfenraumer.«

Mondra verzog gequält das Gesicht. »Bist du dir damit sicher?«

Langsam und bedächtig tippte sich der Mausbiber gegen die pelzige Stirn. »Ich war lange genug weg, um ... hm, nachhorchen zu können. Wir sitzen also bald nicht nur mitten in einer feindlichen Übermacht, sondern in einer verdammt großen feindlichen Übermacht.«

Im nächsten Moment bewies Mondra Diamond, dass sie Gucky genauso gut einschätzen konnte wie er sie. »Aber das ist noch nicht mal das Schlimmste, richtig?«

Der Mausbiber klopfte mit dem Biberschwanz auf den Boden. »So ist es. Kaowen weiß von der Sternraumer-Flotte beim ehemaligen Kalten Raum. Er kennt das ...« Gucky zögerte. »Er kennt das neue Hauptquartier des Verzweifelten Widerstands«, setzte er neu an.

»Er plant also einen Angriff?«

»Sofort nach dem Treffen fliegen die Einheiten weiter. Es wird ein Fiasko, Mondra! Der Widerstand ist viel zu schwach, die Übermacht der Xylthen wird ihn hinwegfegen. Nur Ramoz als Seele der Flotte wäre vielleicht in der Lage, sich mit der Armee der alten Oraccameo-Raumer zu verteidigen oder sich sogar aktiv zur Wehr zu setzen, aber er ist noch nicht so weit. Zu viele Sternraumer sind noch defekt. Die Reparaturvorgänge gehen zu langsam voran.«

Mondra zog die Beine an, schlang die Arme um die Unterschenkel. Die Waffe legte sie zwischen den Füßen ab. Nah genug, um sie notfalls binnen eines Lidschlags zu greifen.

»Ein Fiasko?«, fragte sie. »Nicht, wenn wir es verhindern können.«

»Aber wie?«

»Die Antwort kann ich dir leider nicht geben. Noch nicht. Aber Gucky?«

»Hm?«

»Warum hast du vorhin gezögert?«

Er wusste sofort, worauf sie anspielte. Als er ihr mitgeteilt hatte, dass der Protektor den geheimen Sammelplatz des Widerstands bei der grünen Sonne kannte, war er ins Stottern geraten. »Ich hatte sagen wollen, dass Kaowen unser Hauptquartier ausfindig gemacht hat. Aber das stimmt nicht. Wir beide gehören nicht dazu, genauso wenig wie Perry. Wir sind Fremde in dieser Galaxis, und wir werden das immer bleiben.«

Sie widersprach nicht. Natürlich nicht; denn sie empfand es ebenso wie er. »Aber das ändert nichts daran, dass wir etwas tun müssen! Wir brauchen einen Plan.«

»Eine erste Idee kann ich dir liefern«, sagte Gucky entschlossen. Erneut wallte die alte Wut in ihm, ja fast der Hass auf denjenigen, der wiederholt den Einsatz der Weltengeißel befohlen und damit ganze Planetenbevölkerungen ausgerottet hatte. »Wir sorgen für Unruhe und Chaos in der RADONJU.«

»Und wie?«

Der Mausbiber sah sie an in einer Mischung aus Traurigkeit und Zorn. »Wir töten Kaowen.«

 

*

 

Perry Rhodan wusste nicht, ob er einfach nur traurig sein oder dem aufsteigenden Zorn Raum geben sollte. Ramoz verheimlichte etwas vor ihm. Das vermutete er nicht nur, das spürte er in jeder Geste, in jedem Wort seines Gegenübers.

»Seit wir zum Sammelpunkt zurückgekehrt sind, versuche ich mit dir zu reden«, sagte der Terraner. Vor ihm in seinem Quartier in MIKRU-JON schwebte ein Holo, das seinen Gesprächspartner zeigte.

Der Zasa schien völlig erschöpft zu sein, verzog hin und wieder das Gesicht, als würde er Schmerzen leiden. »Ich habe keine Zeit dafür«, sagte er so nuschelnd, dass Rhodan die Worte kaum verstand: Ichabekeinzeitfür. »Also lass mich in Ruhe!«

»Du bringst Teile der alten Oraccameo-Raumer von hier weg«, stellte der Terraner fest. Die heftige Reaktion des anderen überraschte ihn.

»Es sind meine Schiffe! Ich bin die Seele der Flotte! Diese knöchernen Alten mögen die Sternraumer vor 300.000 Jahren gebaut und im Kalten Raum versteckt haben, aber das ist lange her. Ich bin der rechtmäßige Erbe, sie gehören mir!«

Da habe ich wohl in ein Wespennest gestochen, dachte der Aktivatorträger. Ramoz' Hass auf seine ehemaligen Unterdrücker schien noch stärker als sonst; wahrscheinlich weil Rhodan ihm von Högborn Trumeris hinterlistigen Vorbereitungen im Chalkada-Schrein berichtet hatte.

Gucky hatte die Pläne des Oracca ausspioniert. Trumeri hielt ein Machtmittel in Händen, um Ramoz ultimativ unter Druck zu setzen – er konnte in dem Zasa erneut die genetische Reduktionsschaltung auslösen, die ihn in das luchsartige Tier zurückverwandelte, als das er geboren worden war.

Die Seele der Flotte hatte das schon einmal durchleiden müssen und offenbar ein Trauma davongetragen, das sich nicht zuletzt in beißendem Hass auf die Oraccameo und ihre Oracca-Nachfahren ausdrückte – gebündelt vor allem in der Person des Högborn Trumeri.

»Natürlich hast du recht, Ramoz«, sagte Rhodan. »Also noch einmal: Du bringst einen Teil deiner Schiffe weg von unserem Sammelpunkt?«

»In Sicherheit«, antwortete der Zasa. »Du weißt so gut wie ich, dass ein Xylthenraumer das Basislager entdeckt hat. Keiner von uns weiß, ob der Kommandant einen Funkspruch hat absetzen können, ehe deine MIKRU-JON den Raumer zerstört hat. Wäre ich Kaowen und hätte davon gehört, würde ich alle meine Mittel für einen Vernichtungsschlag in Bewegung setzen.«

Darüber hatte natürlich auch Perry Rhodan schon nachgedacht; ein Dutzend Mal und öfter. Er hatte dieses Thema mit Regius, dem Anführer des Verzweifelten Widerstands, mehr als einmal besprochen. Bei all dem gab es aber ein gewaltiges Problem. »Was ist mit den zahlreichen Sternraumern, auf die du nicht zugreifen kannst? Oder noch nicht? Es müssen doch immer noch Zehntausende sein. Willst du sie zurücklassen? Das kann ...«

»Das lass nur meine Sorge sein«, unterbrach Ramoz barsch. »Nichts in deinem Vortrag kann mich auf neue Gedanken bringen.«

Die Worte zeigten Perry Rhodan überdeutlich, dass sein Gegenüber darüber weder diskutieren wollte noch konnte. »Lass uns über etwas anderes reden.«

»Ich wüsste nicht, was wir derzeit miteinander besprechen müssten.«

»Was hältst du von dem Thema Högborn Trumeri?«, schlug der Terraner vor. Seit sie den Sammelpunkt nach der vergeblichen Jagd auf die Weltengeißel wieder erreicht hatten, blieb der geheimnisvolle Oracca verschwunden.

»Ich kenne kein einziges Wort über ihn, das nicht reine Zeitverschwendung wäre.«