Martha Mamozai
Zwischen Welten
Alltag im Entwicklungsgeschäft
Martha Mamozai
Zwischen Welten
Alltag im Entwicklungsgeschäft
ISBN 978-3-86460-056-2
Dieses Buch ist auch als Taschenbuch im gleichen Verlag erschienen unter
ISBN 978-3-86805-706-5
© 2012 by Pro BUSINESS digital printing Deutschland GmbH
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Martha Mamozai, geboren in Bayern, arbeitete in Schreibstuben und Hotels, ging 1968 als Entwicklungshelferin nach Afghanistan, studierte auf dem zweiten Bildungsweg in Hamburg Volkswirtschaft und in Berlin Soziologie. Per Pass ist sie Deutsche, fühlt sich aber als eine Wanderin zwischen den Welten und Kulturen: Sie hat in etwa 30 Ländern Asiens und Afrikas gearbeitet und schreibt seit ihrem 13. Lebensjahr Gedichte, Geschichten und Artikel zu entwicklungspolitischen und historischen Themen in Zeitungen, Zeitschriften und Sammelbänden.
Buchveröffentlichungen:
1982: „Herrenmenschen“, rororo Frauen aktuell (2. Auflage 1989 unter dem Titel „Schwarze Frau, Weiße Herrin“)
1990: „Komplizinnen“, ebenfalls in der Reihe rororo Frauen aktuell
2008: „Das einzige Lied“, Pro BUSINESS Verlag
2009: „Von Tieren und Menschen. Geschichten aus dem Tuareg-Zelt“ (Hg.), Pro BUSINESS Verlag
Danksagung
Meinen Freunden Christiane Kayser, Jens C. Osterloh, Willi Erl, Zarmina und Khwazik Mamozai, Sabine Dorlöchter-Sulser und Flaubert Djateng danke ich herzlich für ihre kritischen, ermunternden, klugen und bereichernden Anmerkungen zu einzelnen Kapiteln.
Inhalt
Statt einer Einleitung:
Über ein Huhn, ein Boot und verschiedene Welten – von Sichtweisen, Blickwinkeln und Perspektiven
Alle guten Dinge sind Drei? – Erfahrungen mit einer Institution
Ein Geschenk für J. F. Kennedy
Afghanistan:
Lehrjahre oder: Das erste Land ist wie die erste Liebe
Umwege
„Zwischen Persien und Iran“
Die Afghanen, „ein tapferes, zähes und freiheitsliebendes Volk...“
Deutsche Interessen im Schatten des Hindukusch
Die Hotelfachschule
Absturz mit der „Ariana“
Von „Freiwilligen“ und „Experten“
Flowerpower und Augenöffner
Von der afghanischen „Jeanne d’Arc“ und dem „Juwel von Balkh“
„Revoluzzer“ am Werk
Ein König lässt sein Volk verhungern
Der Weg in die Hölle
„ISAF“, „Enduring Freedom“ und die “Partnerschaft für die Zukunft”
Erfahrungen mit einer Institution – Zweiter Teil:
Zurück im Schloss
Die „linke Kaderschmiede“
Der Putsch in Chile und die Folgen
Djibouti:
Diesseits von Afrika – Am Bab-el-Mandeb, dem Tor der Tränen
Ankunft in den „traurigen Tropen“
„Man nimmt Weihrauch, so viel man will...“
Machtpoker am Horn von Afrika
Unter der Trikolore
Wie die Danakil zu Afar wurden
Die feindlichen Brüder
Warum ein Gift nicht immer giftig ist
Von den Schwierigkeiten der jungen Republik
Republik in Uniform?
Wahlen und Zahlen
„Salat“ aus Äthiopien
Die ungebetenen Gäste
Die Steine werfende Frau
Frauenwelten
„Die Familie ist satt“ oder: Planung von unten
Nima und Sirad
Neue Horizonte
Eine folgenreiche Umfrage
Der große Bruder RPP, die Einheitspartei
Es kriselt
Ein demokratisches Experiment
Frauen im Abseits
Ein Brunnen für Damerjog oder: kleiner Exkurs über deutsche Landsleute vor Ort
Abschied, Bilanz und Wiedersehen
Nachtrag:
Handlungsreisende in Sachen „Entwicklung“
Klinken putzen oder Seilschaften nutzen
Gute Arbeit
Milch im Wadi
Ambivalente Hoffnungsträger oder Verräter?
Von Nessie und „Mr. Akazia“ oder: von den Beschwernissen und Freuden der Teamarbeit
Gesundheit für eine vergessene Region – Tagebuchnotizen
Vorbereitung ist die halbe Miete
Unterwegs in Sachen „Frauenförderung“
Die „Entdeckung“ der Frauen
Die Vereinten Nationen und „der große Sprung nach vorn“
Bundesdeutsche Befindlichkeiten
Anspruch und Wirklichkeit
Die Frau als zusätzliche Komplikation
Von Kairo über Peking nach New York
Die lästige Besucherin
PS:
Philippinen:
„Keine Zeit für Tränen...“
Rückblende:
Ein Tribunal und ein Berliner Zeitungsexperiment
Hoffnung war nur ein Wort
Prämissen und Präliminarien
Eine Präsidentin macht noch keinen frauenfreundlichen Staat
Bräute per Katalog
Von wegen „sanft und unterwürfig“ – Filipinas in der Geschichte
Die Misere in den Bürgerkriegsgebieten.
Die schillernde Welt der Nicht-Regierungs-Organisationen (NRO)
GTZ-Projekte unter der Lupe
Bondoc
Das Projekt
Reise nach Bondoc
„Ohne Wenn und Aber!“
Noch gebe ich nicht auf
Die Dinge nehmen ihren Lauf
Nachtrag:
Ruanda:
Joseph von den tausend Hügeln
Bilder aus einer versunkenen Welt
Wurzeln eines Genozids
Wege in die Katastrophe
Das Unfassbare
Die Wende
Spurensuche
Epilog
Nachtrag:
Sierra Leone, Liberia, Uganda:
Blutspuren
Zwei Bilder, ein Artikel...
Ein Palast in Wien
Auf den Spuren von Diamanten und goldenen Wasserhähnen
Der Fluch der Diamanten
Ein Land am Abgrund
Ruinen
Haufenweise Geld
Pujehuhn
Kpandebu
Abenteurer, Desperados und Entwickler
Binkolo und Countdown
Firestone-Country
Annäherung an die „Perle Afrikas“
Entebbe und Kampala
Ugandas dunkle Jahre
Uganda bei meiner Ankunft
Jane, Deo und Hauptstadtkontakte
Unterwegs im Südwesten
Zurück in Kampala, zurück im Sheraton
Im Luwero-Dreieck – Ugandas „killing fields“
Nachbemerkungen
Namibia:
Im Schatten der Vergangenheit – Geburtswehen einer Nation
Eine Kirche, ein Kraal, ein Massengrab
Unter dem „Schutz“ der Deutschen
Am Anfang waren die Mütter
Ungleiche Schwestern
Das Ende der Apartheid
Frauenschicksale
Die neuen Parteien, die Kirchen und die Frauen
Eine Fahrt ins Namaland
Deutsch-Deutsches am Rande
Deutsche Fragen: Von Schuld und Sühne und Versöhnung
Fünf Jahre später
Strahlendes Namibia
Ernüchterung
Nachtrag:
Erfahrungen mit einer Institution – Dritter Teil
Nepal, Bhutan und die Menschrechte
Ewig Gestrige contra dynamische Macher
Ankunft in der Wirklichkeit
Aufbruch in die Demokratie
Ein Land der „Vierten Welt“
Aufräumarbeiten
Unsere Partner
Teamarbeit
Notfälle
Ein Programm nimmt Gestalt an
Eine neue Generation von EntwicklungshelferInnen
Arbeitsalltag
Altlasten und Fehler, neue Wege und neue Fragen
Unruhige Zeiten
Bhutan rückt näher
Teknath Rizal
Einstieg in Bhutan?
Ein Versetzungsantrag und die Folgen
Der Eklat
B wie Bhutan, Buddha, Bertolucci, Berlinale ...
Ende gut – alles gut?
Nachspiel 1: Der Verwaltungsrat
Nachspiel 2: Ein Artikel, eine Presseerklärung und eine Replik
PS Bhutan:
PS Nepal:
Kamerun:
Im Land der „unzähmbaren Löwen“
Blick zurück im Zorn
Credo
Afrika in Miniatur
Makossa, „der arme Christ von Bomba“ und „liebe Afrikaner“
Ein Schild und seine Geschichte
Kein Schatten ohne Licht
Das Projekt vom Kopf auf die Füße stellen
Im Land der Bamoun
Vertragskultur
Experimente und neue Wege
Theorie und Praxis
Geschichten rund ums Geld
Erste Jahresbilanz
„Dahin wo der Fuß nicht gehen kann... “
Der Kampf im globalen Hühnerhof
Das Schicksalsjahr 2008
Kameruns falsche Freunde
Netzwerker für eine neue Demokratie
PS:
„Man kann niemanden zwingen zu sehen, was er nicht selbst gesehen hat, zu entdecken, was er nicht allein entdeckt hat, niemals, ohne dass man seinen Blick zerstört, seinen Blick, welchen Gebrauch auch immer er davon macht.“
Marguerite Duras
„Die grünen Augen“
Mnedlya Sidi Slimane – ein kleines Dorf im Nordwesten Tunesiens. Die Sonne brennt unbarmherzig auf uns nieder. Kein Baum, kein Strauch, kein Schatten. Bis zum Horizont Hügel. Nackte Hügel.
Die Frauen des Ortes sind fast vollzählig versammelt, um sich von mir zu verabschieden. Sechs Tage lang war ich bei ihnen zu Gast. Sechs Tage lang haben wir gemeinsam versucht, über ihre Probleme zu sprechen und Lösungen dafür zu diskutieren.
Es war das erste Mal, dass jemand von außen, jemand, der nicht zum Dorf gehört, die Frauen nach ihren Problemen, ihren Ideen, ihrer Meinung gefragt hat. Natürlich wurden auch die Männer mit einbezogen. Aber sie standen diesmal nicht – wie sonst üblich – im Mittelpunkt des Interesses. Das ist fast eine kleine Revolution. Und die freudige Aufregung der Frauen darüber war die ganze Woche über zu spüren gewesen.
Jetzt geht es ans Abschiednehmen.
Die Witwe Khamisa Bazina, Hebamme und Heilerin, Mutter von drei Söhnen und drei Töchtern, ist ungefähr sechzig Jahre alt und gilt als die unbestrittene Autorität unter den Frauen. „Sie ist ein Mann,“ sagen sie von ihr, „sie ist der Chef.“
Jetzt kommt sie auf mich zu. Sie ist barfuss, wie die meisten Menschen im Dorf und trägt das traditionelle Kleid der Frauen ihrer Gegend aus grobem selbstgewebten Tuch, das über den Schultern mit einer Brosche, die an eine riesige Sicherheitsnadel erinnert, zusammen gehalten wird. Sie ist nicht mehr gesund, geht schweren Schrittes. Harte Arbeit von klein auf und elf Schwangerschaften haben sie müde gemacht. Aber sie strahlt viel Würde aus und in ihren Khol umrandeten schwarzen Augen blitzt es noch manchmal jugendlich auf.
„Allah möge dich beschützen,“ sagt sie sichtlich bewegt, umarmt mich, küsst mich auf beide Wangen und überreicht mir zum Dank ein aufgeregt gackerndes Huhn.
Die Frauen, die im Kreis um uns herumstehen, klatschen begeistert und brechen in schrille Juju-Triller-Rufe aus.
Etwas ratlos nehme ich das verzweifelt flatternde Huhn in Empfang. Samira, die mich begleitet, dolmetscht und berät, kann sich das Lachen nicht verkneifen.
„Aber sie wohnt doch in einem Hotel. Sie kann das Huhn nicht mitnehmen,“ versucht sie den Frauen zu erklären.
Dass jemand für ein Huhn keine Verwendung habe, das können sie sich nicht vorstellen. Ich bin zutiefst gerührt und will sie nicht verletzen. Also bedanke ich mich herzlich und besteige mit Huhn, Notizblock und Tasche das Auto, das mich zurückbringt in meine Welt – eine andere Welt, in der kein Platz ist für so etwas Kostbares wie ein lebendes Huhn...
Sitzen wir, wie die seltsame Allianz aus Politikern, Medienmachern und Idealisten uns glauben machen will, wirklich in einem Boot mit den Bewohnern von Mnedlya Sidi Slimane? Oder hat nicht durch die Flut fremder und verfremdender Bilder die Zerstörung des Blicks tausendfach stattgefunden?
Gehen wir der Frage anhand dieses Beispiels nach.
Das Dorf liegt etwa 15 Kilometer abseits der Teerstraße. Der nächste Marktplatz ist ca. drei Kilometer entfernt. Sechzig Familien leben in Mnedlya Sidi Slimane, hauptsächlich Frauen, Alte und Kinder. Die meisten erwachsenen Männer arbeiten in den Städten, einer von ihnen sogar in Deutschland. Die Erträge ihres Landbaus sind gering.
„Man sät einen halben Sack, um einen Sack zu ernten,“ sagen sie.
Die etwa 30 Hektar Boden des „Douar“, wie ein Dorf in Tunesien heißt, sind wie eh und je Kollektivbesitz. Jede Familie bekommt Land zur Nutzung zugeteilt, keine verfügt derzeit über mehr als zwei Hektar, viele über weniger. Angebaut werden Weizen, Gerste und Hafer, einige wenige Obstbäume – Oliven-, Feigen-, Quitten-, Pfirsich- oder Pflaumenbäume. Gepflügt wird entweder mit Leihtraktoren (sie kosten zwischen fünf und sechs Dinar pro Stunde) oder dem traditionellen Holzpflug und tierischer Anspannung.
Das Pflügen, bzw. das Organisieren des Leihtraktors ist Männersache. Gesät wird, unterschiedlich von Familie zu Familie, entweder von Männern, aber auch von Mann und Frau gemeinsam oder von Frauen alleine, manchmal auch mit Hilfe größerer Kinder. Düngen ist Sache des Mannes, Ernten in der Regel Frauenarbeit. Gedroschen wird meist vom Mann und / oder Leiharbeitern. Die Gemüsegärten allerdings sind die alleinige Domäne der Frauen – von der Entscheidung darüber, was wie angebaut wird bis zur Ernte.
Im Dorf werden Kühe, Schafe und Hühner gehalten – durchwegs lokale Rassen. Die Kühe werden individuell geweidet und getränkt. Sie geben nur wenig Milch, einen bis zwei Liter pro Tag. Und nicht jede Familie besitzt eine Kuh. Oft teilen sich zwei Familien eine Kuh und das geht so: Diejenige Familie, die die Kuh hält und versorgt, bekommt dafür die Milch und die Kuhfladen. Gibt es ein Kalb, so wird es verkauft und der Erlös zu gleichen Teilen zwischen beiden Familien geteilt. Es gibt aber auch Familien, die nicht einmal eine halbe Kuh besitzen.
Kühe füttern, weiden, tränken und melken ist Frauenarbeit, bei der manchmal auch Kinder helfen. Kauf oder Verkauf von Kühen und Kälbern ist Männersache. Die Milch wird entweder den Kleinen gegeben oder die Frauen verarbeiten sie zu gesalzener Butter. Die Methode ist einfach aber zeitaufwendig: die Milch wird in einen Ziegenbalg gefüllt und solange geschüttelt, bis Butter entsteht.
Auch die Schafe werden von den Frauen versorgt. Einige sind sogar Eigentümerinnen. Schafe machen zwar viel Arbeit, geben aber Wolle, Fleisch und Milch und ab und zu kann ein Tier verkauft werden – darüber entscheiden allerdings gewöhnlich wieder die Männer. Die Wolle wird meist im Haus behalten, gesponnen und zu Wolldecken oder Mänteln für die kalten Winter verarbeitet.
Hühner sind dagegen eindeutig Eigentum der Frauen. Zwar klagen viele von ihnen darüber, dass ihre Tiere nicht oder nur schlecht legen und brüten. Trotzdem schätzen Frauen ihre Hühner sehr, denn sie machen wenig zusätzliche Arbeit, liefern Eier und Fleisch für den Eigenkonsum oder zum Verkauf.
Keine Familie kann von den Erträgen der harten Arbeit leben. Alle müssen Nahrungsmittel zukaufen, auch solche, die sie selbst produzieren. Fleisch gibt es selten, meist nur an hohen islamischen Festtagen, bei Hochzeiten oder Trauerfeiern. Die Milch ist Kleinkindern vorbehalten. Das tägliche Brot heißt „Tabuna“ und wird als Hauptmahlzeit gegessen. Dazu wird eine Sauce gereicht, zu der verwendet wird, was der magere Gemüsegarten hergibt: Tomaten, Knoblauch, Pfefferschoten, Petersilie – oder, die einfach aus Tomatenmark aus der Büchse bereitet wird. Das ist nicht nur nicht besonders gesund oder abwechslungsreich, oft ist es auch zu wenig.
Mit einer einzigen Ausnahme sind alle Häuser im Douar aus Lehm gebaut, zum Teil mit Ziegeln oder Wellblech gedeckt. Festgestampfte Lehmfußböden oder gar zementierte sind die Ausnahme. In vielen Häusern besteht der Fußboden aus unbehauenen groben Steinen. Das Mobiliar ist spärlich: ein Bett und kleine Holzschemel sind die Regel, Tische, Stühle oder Schränke, die Ausnahmen.
Im ganzen Dorf gibt es einen funktionierenden batteriebetriebenen Fernsehapparat. Er ist das Geschenk eines Sohnes der in Deutschland arbeitet, für seine Mutter. Radiogeräte gibt es mehrere, aber bei weitem nicht in allen Familien.
In der näheren und weiteren Umgebung des Douar gibt es kein Brennholz mehr. Die Frauen sammeln deshalb Kuhfladen, trocknen sie an den Hauswänden und legen kleine Vorratshaufen an. Sie werden sowohl zum Kochen von Tee und Mahlzeiten, als auch zum Backen von Tabuna und im Winter zum Heizen verwendet. In manchen Küchen stehen Flaschengas- oder Petroleumkocher. Ist kein Geld da für Gas oder Petroleum, oder ist der Gasbrenner kaputt, stehen die modernen Geräte oft wochen-, ja monatelang unbenutzbar herum. Bei dem gravierenden Holzmangel ist natürlich auch Holzkohle zum Kochen und Heizen für die meisten zu teuer. Gekocht wird deshalb zumeist in selbstgetöpferten Tontöpfen über drei Steinen mit Kuhfladenfeuer. Als Lichtquelle dienen Petroleumlampen.
Im Douar gibt es einen privaten Brunnen, der allerdings in der Trockenzeit kein Wasser führt. Etwa zwei Kilometer vom Dorfzentrum entfernt, befindet sich eine eingefasste Quelle mit einer einzigen Wasserrinne, in der abwechselnd oder gleichzeitig Wäsche gewaschen wird und Tiere getränkt werden. In der zementierten Einfassung steht immer Wasser, meist mit Waschpulver- und Seifenresten, das keinen Ablauf hat. Frauen und Mädchen müssen darin stehen um Wasser zu schöpfen. Der Boden ringsum ist sumpfig und erschwert den Zugang zur Wasserstelle. Die Qualität des Wassers ist schlecht und führt vor allem bei Kindern zu schweren Darmerkrankungen.
Wasserholen, sagen die Frauen, ist die schwerste Arbeit, schwerer als Tabuna backen oder Kuhfladen sammeln. Es ist die Arbeit von Frauen und Mädchen.
In Mnedlya Sidi Slimane gibt es keine Schule, keinen Arzt, keine Krankenschwester, keinen Kindergarten, kein Kino, keinen Laden. Keine der verheirateten Frauen kann lesen und schreiben.
Die Kinder bringen sie ohne Ausnahme zuhause zur Welt. Dabei hilft Khamisa Bazina, die traditionelle Hebamme. Keine der Frauen möchte nach den vielen Schwangerschaften (zwischen fünf und elf) noch weitere Kinder haben, obwohl die drei bis vier Wochen nach der Geburt die einzigen Ruhezeiten in ihrem Leben sind. Im Winter, wenn weniger in Landwirtschaft und Gartenbau zu tun ist, wird dafür mehr gesponnen und gewebt.
„Unser größtes Problem ist die Armut,“ sagen die Frauen. Und für ihre Kinder wünschen sie sich ein besseres Leben. Trotzdem ist nur ein kleiner Teil von ihnen unzufrieden.
„Man muss Allah für alles danken,“ sagen die meisten.
Mnedlya Sidi Slimane – ein ganz normales Dorf, keines der ärmsten in Tunesien und Tunesien ist keineswegs das ärmste unter den armen Ländern. Keine Kinder mit aufgetriebenen Hungerbäuchen in Mnedlya Sidi Slimane. Wer mit Glück das erste kritische Lebensjahr überlebt, hat gute Aussichten, die durchschnittliche Lebenserwartung von 61 Jahren zu erreichen.
Sitzen wir mit den Menschen von Mnedlya Sidi Slimane wirklich in einem Boot?
In Mnedlya Sidi Slimane gibt es kein Auto, nur wenige Fahrräder und einige Eselskarren. Im gesamten Landkreis von Chenana, zu dem das Dorf gehört, besitzen nur 0,3 Prozent der Bevölkerung ein Fahrrad und 0,2 Prozent ein Auto. – Allein in den alten Bundesländern gibt es viermal so viele Autos wie auf dem gesamten afrikanischen Kontinent.
Die Industrieländer mit etwa 20 Prozent der Weltbevölkerung verbrauchen 80 Prozent der gesamten Energie. In Mnedlya Sidi Slimane gibt es keinen Strom. Energiequelle Nummer Eins sind dort Kuhfladen.
Sitzen wir also wirklich in einem Boot? Ist es nicht vielmehr so, dass dieses Bild bequem und griffig ist, klammert es doch die Fragen nach den Ursachen, der Verantwortung für diesen Zustand aus und suggeriert, es gäbe eine Lösung – da wir ja alle gleichermaßen bedroht sind – für alle: Konsumverzicht und Energiesparen werden am häufigsten und meist in einem Atemzug genannt. Worauf sollen die Menschen von Mnedlya Sidi Slimane verzichten?
Vom Papst bis zu unseren Bundespräsidenten, PolitikerInnen verschiedenster Couleur – der nördlichen Halbkugel, versteht sich, selbst Popstars wie Herbert Grönemeyer, sie alle werden nicht müde, uns das Lied von dem einen Boot, in dem wir alle sitzen, immer wieder vorzusingen. Das Spektakel erinnert an einen gigantischen Videoclip: der Song in Vorwärtsbewegung, wo doch Stillstand und Rückschritt vorherrscht, bunte Bilder, fremde Bilder, die Vor-Ort-Sein suggerieren, eigenes Sehen vortäuschen und eigenes Entdecken. Doch je lauter und je öfter sie es anstimmen – es wird dadurch nicht wahrer.
Auf jeden Fall ist dieses „eine Boot“ keines von denen, in dem heute die Verfolgten, Vertriebenen und Armen aus asiatischen und afrikanischen Ländern versuchen, in unsere Festung Europa zu gelangen.
Ich gehöre der Generation an, die sich noch gut an die Rettung der „boat people“ durch die erste „Cap Anamour“ in Zeiten des Vietnamkrieges erinnert[1]. Die „boat people“ von heute werden gejagt. Und wenn sie es dennoch schaffen, lebend europäischen Boden zu betreten, wartet die Hölle auf sie – oder die Abschiebung.
Völlig aus dem Blick geraten ist uns, dass auch die Menschen Europas in der neueren Geschichte immer gewandert sind. Wanderer, Auswanderer, Flüchtlinge hat es immer gegeben. Auf der Suche nach Jagd- und Weidegründen, Ackerland oder Arbeitsplätzen, durch Heirat, aus Not oder in der Folge von Kriegen, aufgrund politischer, religiöser, rassischer Verfolgungen.
Da waren die Sachsen und Schwaben im 14. Jahrhundert, die als Wehrbauern gegen die Türkengefahr in Europas Südosten gewandert sind, Pfälzer und Schwaben zu Beginn des 18. Jahrhunderts flüchteten vor den Franzosen nach Nordamerika. Schlesische Weber zogen nach dem Aufstand im Hungerjahr 1844 nach Brasilien und geschlagene 1848er Revolutionäre gingen nach Nordamerika. Andere suchten Religionsfreiheit und wieder andere waren Landeskinder bankrotter, prunksüchtiger Landesväter und von diesen als Söldner in alle Welt verkauft worden.
Im 20. Jahrhundert waren es die Vertriebenen, die politisch und rassisch Verfolgten, die vor dem deutschen Faschismus flüchten mussten und schließlich jene, denen nach dem Zusammenbruch des „Tausendjährigen Reiches“ zwölf Jahre später der Boden unter den Füßen zu heiß geworden war. Für die meisten von ihnen gab es eine Chance, einen Neuanfang in der „neuen Welt“.
Übrigens, selbst Schleuser und Schlepper gab es bereits: Zwischen 1725 und 1831 zum Beispiel, für die Auswanderung nach Nordamerika. Auswanderungswillige, die zu arm waren um das Reisegeld nach Übersee aufzubringen, wurden von redegewandten Agenten gelockt, die Kosten für die Überfahrt erst am Reiseziel abzuarbeiten und die gutgläubigen Opfer wussten nicht, dass dies in Wirklichkeit jahrelange Sklaverei für sie bedeutete...
Insgesamt sind allein im 19. Jahrhundert etwa 6,3 Millionen Deutsche ausgewandert, die meisten von ihnen aus wirtschaftlicher Not.
Heute heißt die Auswanderung „Migration“. Und sie geht weiter. Einer Studie von 2006 zufolge, haben allein im Jahr 2005 knapp 145.000 Bundesbürger ihren Wohnsitz ins Ausland verlegt. Bevorzugte Länder waren die Schweiz, Österreich, die Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada, aber auch Polen, Großbritannien, Frankreich und Spanien.[2]
Auch die meisten der heutigen Migranten aus den armen Ländern fliehen, um Kriegen, Verfolgung oder Not und Elend zu entgehen. Sie würden ihre Heimat nicht verlassen, wenn sie in ihren Ländern menschenwürdig, selbstbestimmt und in Frieden leben könnten.
Wir leben auf einer Erde, ja, aber in verschiedenen Welten. Und wenn schon das Boot als Bild herhalten soll, dann handelt es sich um ein großes Schiff mit verschiedenen Klassen und Decks, auf dem den Passagieren der unteren Klassen und Zwischendecks der Zugang nach oben nicht nur verboten, sondern unmöglich gemacht ist. Und auch über den Kurs des Bootes haben die in den unteren Rängen nichts mitzureden.
Wenn es stimmt, dass eine Klimakatastrophe die gesamte Menschheit und die Erde als Ganzes bedroht – dann, wenn wir so weitermachen wie bisher. Die Betonung liegt auf wir, die Menschen in den industrialisierten Ländern. Denn, weder sind die armen Länder in gleichem Maße verantwortlich für den Zustand dieser Erde, noch sind die Maßnahmen, die zur Rettung der Erde hier und dort gebraucht werden, gleicher Natur.
Schlimmer, nur mit Mühe überdeckt das neu erwachte Interesse an den armen Ländern unsere egoistischen Ängste: Nicht um sie, die Armen dieser Welt, geht es in Wirklichkeit, es geht um uns. Um unser Überleben, um die Erhaltung unseres Lebensstandards, unserer Vorherrschaft.
Im März 2010 wurde vom renommierten Washingtoner Worldwatch-Institut der Bericht „Zur Lage der Welt 2010“ veröffentlicht, deren deutsche Fassung die Heinrich-Böll-Stiftung gemeinsam mit Germanwatch herausgebracht hat. Darin kann man es detailliert nachlesen:
„Würden alle Menschen so leben wie wir, böten die sich selbst erneuernden Ressourcen der Erde gerade Platz für 2,1 Milliarden Menschen. Aktuell leben aber bereits knapp 7 Milliarden auf unserem Planeten.“[3]
Was also tun wir im Zeichen der globalen Bedrohung, beginnendem ökologischen Umdenken zu unserer Rettung? Wieder beglücken wir die Welt mit unseren Ideen, jetzt also auch Ökoimperialismus – der alte Wolf im neuen Schafspelz. Und der fühlt sich am wohlsten in der Gesellschaft der Diplomatenkoffer tragenden Agenten jenes Geschäftes, das „Entwicklung“ verkauft – ein Produkt, von dem niemand genau weiß, was es eigentlich ist, das unter ständig neuen Etiketten auf den Markt kommt, immer wieder anders verpackt, marktschreierisch angepriesen, mit Provisionen für die Verkäufer, die sich sehen lassen können und das bei den Endverbrauchern nach über vier Jahrzehnten Anwendung – so sie diese denn überlebt haben – in der Regel keines seiner hochtrabenden Versprechen eingelöst hat.
„Die Mafia der Unentbehrlichen“, hat uns François Borgia Marie Evembe, Journalist und Schriftsteller aus Kamerun[4], einmal genannt – uns, die Agenten des Entwicklungsgeschäftes. Mafia, das steht in der Alltagssprache für Geheimbund, kriminelle Vereinigung, eine Bande mit eigenem Ehren- und Moralkodex, mit Zugang nur für Auserwählte, denen auszusteigen oder gar auszupacken mehr als übel genommen wird.
Greift dieser Vergleich? Unentbehrlich – für immer und ewig?
Fakt ist, ohne uns, die Entwickleragenten aus den Zentren der Geldgeber, geht nichts in diesem Geschäft: Kein Projekt der offiziellen „Technischen Zusammenarbeit“, ohne dass wir es nicht vorher, mittendrin und am Ende begutachtet, analysiert, evaluiert hätten, ohne dass wir zugestimmt, empfohlen, geändert, neu konzipiert, bewilligt hätten.
Tausende sind wir mittlerweile allein in unserem Land, ein eigener, sehr profitabler Industriezweig, bereiten wir die Wege – oft genug Einbahnstraßen – für den Transfer von Wissen, „Know How“, Technologien, Ideologien, Geld und Waren und den Rückfluss von Rohstoffen, Profiten.
Lassen wir uns vom Äußeren, dem moderneren Image, nicht täuschen – im Kern hat sich am Charakter der Beziehungen zwischen den alten und neuen dominanten und den schwachen Ländern wenig geändert. Dieses Wissen auszublenden, wie viele von uns das tun, gehört zum Ehrenkodex vieler Entwickler ebenso wie die Fließbandproduktion von Papiertigern oder plumpe Rosstäuscherei: Geschickt wird auf der reinen Erscheinungsebene diskutiert, werden Etikette überklebt, als handle es sich um das Wesen der Beziehungen, den Charakter des ungleichen Geschäftes.
Von Hochstaplern und Blendern, Technokraten, Handelsvertretern für Systeme und Technologien bis hin zu weinerlichen Alt-Idealisten und „Gutmenschen“ ohne Biss und Mumm, bequemen Egoisten, Spezialisten für vernebelnde Phrasen und Werbestrategen, die Hunger, Elend und Not vermarkten, tummelt sich in diesem Geschäft ein Sammelsurium an Individuen, Gruppen, Organisationen, die zum obersten Ziel haben, dieses Geschäft und damit sich selbst zu erhalten.
Drum herum und drüber und drunter wird tonnenweise ideologischer Nebel versprüht, in dem es von hehren Idealen und humanitären Intentionen nur so wimmelt. Da durchzublicken ist gar nicht so einfach, darüber zu sprechen abträglich, besonders für die freie Existenz, öffentlich darüber nachzudenken aber ehrenrührig.
Werfen wir zunächst einen Blick auf die Sprache der professionellen Entwickler. Das ist ein eigener Kosmos – und ich muss gestehen, auch mir gelingt es nicht immer, mich daraus zu befreien. Diese Sprache ist kalt, technisch, stellenweise auch suggestiv – denn wer würde in einem Projekt“fortschritts“bericht schon gerne von Stillstand, Rückschritt oder Fehlern berichten?
Teilweise ist sie martialisch, bedient sich unangenehmer Anleihen aus dem Militärischen mit seinen „Zielen, Zielgruppen, Strategien, Taktiken“. Ja, selbst der Begriff „Dritte Welt“ stammt noch aus einem Krieg, dem „Kalten Krieg“[5].
Es gibt außer hilflosen Versuchen wie „arme Welt“, „Länder der südlichen Halbkugel“ oder „Entwicklungsländer“ keine Definition, die wirklich greift. Aber was bedeutet das, „Entwicklungsland“? Entwickeln wir uns in Deutschland, in Europa, den USA etwa nicht? Pascal Bruckner, einer der „neuen französischen Philosophen“, nennt dieses Unvermögen „eine beispiellose intellektuelle Faulheit.“[6]
Erfindungsreich und phantasievoll dagegen die zahlreichen Schlagworte. Ob ältere Etikette wie Entwicklungshilfe, Wachstum, Grundbedürfnisbefriedigung, Armutsbekämpfung, Integration von Frauen, „Women in Development“ oder Frauenförderung, Partnerschaft, Dialog, Partizipation, etc. oder neuere wie Entwicklungszusammenarbeit, Kundenorientierung, Nachhaltigkeit, Gender[7], Rettung der Regenwälder, etc. – immer haben wir die Lösungen parat, sind wir die ewigen Besserwisser, werden wir den Armen sagen, wo’s lang geht.
Zum Etikett „Partnerschaft“ sagte übrigens Chinua Achebe, Nigerias populärster Autor und Preisträger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2002: „Natürlich ist Partnerschaft als Schlagwort in der politischen Rhetorik ständig in aller Munde. Doch jeder, der noch Zweifel über dessen Bedeutung in diesem Kontext hat, sollte sich daran erinnern, dass ein britischer Gouverneur im Rhodesien der fünfziger Jahre Partnerschaft in seinem Gebiet als Partnerschaft zwischen Ross und Reiter definierte!“ und fährt fort, „... dass diese Konzeption in etwas freundlicherem Gewande die Grundhaltung Europas zu Afrika war und ist.“
Der Bazillus des Besserwissens verschonte selbst nicht jemand wie Brigitte Erler, früh einer der radikalsten Kritikerinnen der Entwicklungshilfe bei uns. In ihrer damals aufsehenerregenden Schrift „Tödliche Hilfe“ sagte sie unter anderem: „Der Grundfehler aber besteht darin, dass wir auch mit dem besten Willen an den Machtstrukturen nichts ändern können, jedenfalls nichts im Sinne der Armen.“[8]
Ein doppelter Denkfehler, meiner Meinung nach: Erstens suggeriert das wieder unsere Rolle als Erlöser der Armen (und somit wären wir sogar im positiven Sinne unentbehrlich!) und zweitens können, ja müssen wir etwas verändern – allerdings bei uns.
Das geht uns alle an, zweifellos, aber wer, wenn nicht die Insider des Entwicklungsgeschäftes, die es aus eigenem Anschauen, Erleben, aus Innen- und Nahaufnahmen kennen, wer sonst, wenn nicht sie, sollte zu aller erst damit beginnen?
Was aber tun wir anderes, als uns zu arrangieren – in Ausnahmen Zähne knirschend – aber wer hört das schon? Haben nicht auch die letzten kritischen Geister längst resigniert, das Feld Politikern, Technokraten, universitären Eliten, professionellen Bildermachern überlassen? Und setzt sich diese Resignation nicht zusammen aus einer Mischung aus Bequemlichkeit, Mangel an Phantasie für Alternativen, Existenzangst – die Angst, nicht mehr marktgemäß, „modern“, nicht mehr unentbehrlich zu sein?
Wer zum Beispiel von denen, die es eigentlich besser wissen müssten, schreit noch auf, wie die Berichterstattung über die armen Länder in unseren Medien verkommt? Afrika, wenn es denn überhaupt wahrgenommen wird, dann entweder als exotische Kulisse für unsere Storys, in denen AfrikanerInnen fast immer nur als Statisten vorkommen, mit Dokumentarfilmen über Afrikas Tierwelt, seine „ursprünglichen“ Völker, oder als der „Katastrophenkontinent“, mediengerechter Hintergrund für öffentlichkeitswirksame Auftritte publicitygeiler Pop-Stars, die „Dritte Welt der Dritten Welt“, der Kontinent, „der zugrunde geht,“, „am Ende ist,“ oder Afrika als „politische Umweltkatastrophe.“
Ja, es gibt die Katastrophen: Kriege, Flüchtlingselend, Hunger, Analphabetentum, eine unerträglich hohe Mütter- und Säuglingssterblichkeit
[9], AIDS und andere weit verbreitete Krankheiten, von denen einige den schlechten Lebensbedingungen zu verdanken sind, andere wären leicht zu heilen, versprächen sie den Pharmakonzernen nur entsprechend große Gewinne.
Bei den Schreckensnachrichten aber, die uns präsentiert werden, geht es nicht darum, die komplexen Zusammenhänge und Hintergründe eines bestimmten Landes oder Problems verständlich zu machen und schon gar nicht, über Verantwortlichkeiten nachzudenken. Oft genug plappern unsere Berichterstatter nur nach, was sie – mangels anderer Kontakte – von herrschenden Eliten erzählt bekommen. Es werden Plattitüden verbreitet, es wird schamlos generalisiert.
„Wenn Europäer einander oder andere massakrieren, hat das politische, wirtschaftliche, soziale Hintergründe, wenn Afrikaner Selbiges tun, spricht man von primitiver Gewalt... Es ist einfach: In Europa gibt es Nationen, in Afrika Stämme, in Europa Sprachen, in Afrika Dialekte. Wer sich daran hält, wird schnell zum Afrikaexperten“, spottet Ilja Trojanow.[10]
Die Vielfalt der Länder Afrikas wird in einen Topf geworfen, über einen Kamm geschert oder es werden unwirkliche Wunschbilder produziert – Afrika oder Asien, wie wir es gerne hätten.
Oder wie anders soll man, zum Beispiel, einen Film von Peter Kunz aus dem ZDF-Studio Singapur bewerten, der uns den „siebten Himmel im Himalaja“ verspricht, die „Glücksformel von Bhutan“ vermarktet, ohne die gravierenden Menschenrechtsverletzungen in der jüngsten Geschichte des Landes[11] auch nur mit einem Wort zu erwähnen. Aber das verwundert nicht, war sein „fachkundiger Scout“ doch ein Oberst, „ehemaliger Leibgardist des Königs und Mitglied des bhutanischen Adels“.
Dieser Film wurde allein zwischen dem 30. März und dem 8. April 2010 sechsmal wiederholt. Er wird dadurch nicht wahrer.
Manchmal wird Information auch als Alibi zur Rechtfertigung einer neuen unverblümten Politik der Einmischung missbraucht, die in Forderungen gipfelt wie: „Überlasst Afrika nicht den Afrikanern,“ so Joachim Riedl in der Süddeutschen Zeitung[12].
So direkt wagte dies seit der Kolonialzeit niemand mehr zu formulieren!
Seit dem weltpolitischen Paradigmenwechsel, werden die Eliten der Entwicklungsländer, frühere Komplizen und Statthalter ausländischer Mächte und von jenen jahrelang gefördert, finanziert, belohnt in klingender Münze, aber auch mit dem Aufbau und der Ausrüstung ihrer Macht-, Herrschafts-, und Unterdrückungsapparate als für die Misere allein verantwortliche Buhmänner aufgebaut. Mit dem Fortfall des Ost-West Konfliktes sind die alten Kumpane überflüssig, ja lästig geworden, die „Unfähigkeit der Führung“ kann also sorglos denunziert werden[13]. Also haben wir das Recht auf unserer Seite, wenn wir den Kontinent „in die „Gehschule der Demokratie“ zwingen und „seine Willkürherrscher beseitigen.“[14] Selbst von dieser Warte aus betrachtet, sind wir also unentbehrlich, in diesem Falle unentbehrliche Heilsbringer.
Es ist modern geworden und gesellschaftsfähig, „politisch korrekt,“ sozusagen, wie unsere Vordenker, eifrige Nachbeter von Amerikanismen, sich ausdrücken würden, die Verantwortung der reichen Länder für den Zustand der Erde zurückzuweisen, koloniale Gewalt und Eroberung, kontemporäre politische Einmischung, Besserwisserei, Geschäftemacherei, ökologische Verursacherrolle, etc. herunterzuspielen, zu verharmlosen oder schlicht zu negieren.
Warum, so frage ich mich, wird europäischen Ländern politisch zugestanden, das Trauma des Zweiten Weltkrieges auch 65 Jahre nach dessen Ende noch immer nicht ganz überwunden zu haben – Beispiel Polen – aber wenn es um koloniale Traumata geht, werden sie mit einer Handbewegung vom Tisch gewischt?
Dabei ist für die Aussöhnung mit Polen viel unternommen worden.
Wo aber ist der Kniefall eines Europäers, einer Europäerin[15] vor den Ungeheuerlichkeiten, die wir in Amerika, Asien, Australien, Ozeanien und Afrika zu verantworten haben?
Eine neue Forschungsrichtung, die „Epigenetik“ beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Traumata. So wurden in den USA Kinder untersucht, deren Mütter den 11. September 2001 schwer traumatisiert überlebt haben. Dabei wurde nachgewiesen, dass solche schweren Traumata die Gene verändern und an die nächste Generation weitergeben. Die Auswirkungen werden also über Generationen weiter vererbt.[16]
Und was ist mit den äußeren Verletzungen, Grenzziehungen, aufgezwungenen Strukturen?
Staatsformen und politische Institutionen im Afrika von heute sind für Ousmane Sy[17] die „Fortführung des kolonialen Projektes“. Diese Strukturen seien mit sich selbst beschäftigt gewesen, während die Gesellschaften verkümmerten und sich eigene Alternativen suchten. Deshalb dominiere heute in den meisten dieser Länder der informelle Sektor.
Sy prangert auch die Eilfertigkeit an, mit denen die afrikanischen Länder die kolonialen Grenzziehungen bereits im Jahr 1963 als „unantastbar“ erklärt haben. Für ihn ist dies ein zu rigider Rahmen, der der Komplexität und Vielfalt der afrikanischen Wirklichkeit nicht gerecht werde. Deshalb sei es nötig, das Projekt einer „afrikanischen Integration“ wieder aufzunehmen und bezieht sich auf das europäische Beispiel, wo es gelungen sei, Grenzen zu überwinden.
Wir klatschen gerne hämisch Beifall, wenn AfrikanerInnen ihre Eliten und Machthaber kritisieren. „Fehler sind wie Berge. Man steht auf dem Gipfel seiner eigenen und redet über die der anderen“, sagt ein Sprichwort aus Westafrika. Begehen wir also erst einmal unsere eigenen Berge, bevor wir uns über die der anderen hermachen!
Ein Paradebeispiel für die Arroganz der ehemaligen Kolonisatoren, die bis in die höchsten Spitzen der europäischen Politik reicht, ist die Rede des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, die er am 26. Juli 2007 in der Universität von Dakar im Senegal gehalten hat.
Darin sagt er u.a. das Drama Afrikas läge darin, dass die Afrikaner in der Geschichte nicht genug in Erscheinung getreten seien. Der afrikanische Bauer, der seit Jahrtausenden mit den Jahreszeiten lebe, dessen Lebensideal darin bestünde, im Einklang mit der Natur zu leben, kenne nur den ewigen Neubeginn der Zeit, und in diesem Rhythmus sei kein Platz für „das menschliche Abenteuer oder die Idee des Fortschritts.“[18]
Dies darf ebenso wenig hingenommen werden, wie die Verniedlichung der politischen (Mit-)Verantwortung in anderen historischen Epochen.
Allerdings, ohne daraus Konsequenzen zu ziehen, bleibt diese Einsicht Selbstbeweihräucherung und ist so nützlich wie ein Kropf. Stattdessen brauchen wir dringend mehr Menschen, die im Bewusstsein unserer Verantwortung handeln und dafür sorgen, dass Rahmenbedingungen und Praxis unserer Beziehungen zu den armen Ländern sich radikal – im Sinne von an die Wurzel gehend – ändern.
So geht es mir auch mit diesem Buch nicht darum, in nostalgischer Verklärtheit die koloniale Erbsünde zu pflegen oder die Augen zu verschließen vor der Verantwortung anderer, zum Beispiel unfähiger, korrupter, brutaler Eliten und Interessensgruppen in den armen Ländern. Die werden in den nachfolgenden Beispielen nicht ausgeblendet, aber sie stehen nicht im Mittelpunkt.
Vielmehr möchte ich mit diesem Buch Einblicke gewähren in den komplexen Alltag des Geschäftes mit der „Entwicklung“, einige der Menschen, um die es eigentlich geht, aus der Anonymität herausholen und einen etwas anderen Blick werfen auf einige der Länder, die mir Gastfreundschaft gewährt haben, in denen sich so viel bewegt, und die so viel mehr zu bieten haben als die über sie weithin verbreiteten Gemeinplätze.
Und es geht es mir wesentlich um unsere Beziehungen mit ihnen, unseren Teil der Verantwortung, wenn ich nachfolgend aus meiner Erfahrungswelt in über 30jähriger Zugehörigkeit zu dieser „Mafia der Unentbehrlichen“ berichte und anhand von Beispielen aus der Praxis aufzuzeigen versuche, warum Entwicklungszusammenarbeit nicht mehr bewirkt hat in all den Jahren, mit all den (Steuer)Geldern, die dabei ausgegeben wurden und trotz der vielen Sonntagsreden, Glanzbroschüren und positiven Bilanzen einzelner Organisationen und Institutionen.
So gesehen, ist es auch ein Stück deutscher Nachkriegsgeschichte, das bisher wenig, zu wenig Beachtung in der Öffentlichkeit gefunden hat.
Es handelt sich dabei also gewissermaßen um einen Blick hinter die Kulissen, die je nach Stück und Autor, Aufführungsort und Regisseur prächtig ausgestattet, glänzen, glitzern – jedenfalls den Blick ablenken sollen von dem, was tatsächlich gespielt wird. So verstanden sollen die Beispiele Lesern und Leserinnen helfen, selbst zu sehen, selbst zu entdecken, um so zu einem differenzierten eigenen Blick zu gelangen – welchen Gebrauch sie auch immer davon machen werden...
Der Zeitpunkt dafür ist günstig. Im Jahr 2010 begehen viele afrikanische Länder den 50. Jahrestag ihrer politischen Unabhängigkeit – für viele, wie den Kameruner Schriftsteller Patrice Nganang, „kein Grund zu feiern“.
Aber auch die Berliner Afrikakonferenz, auf der die Europäer sich über die Aufteilung des Kontinents einigten, jährt sich zum 125. Mal. Und nicht zu vergessen, 2010 findet auch die Fußballweltmeisterschaft zum erstenmal auf afrikanischem Boden statt. Gute Gründe, einen etwas anderen Blick zu wagen und zu hoffen, es werden sich vielleicht mehr und andere Menschen für die Diskussion interessieren lassen. Denn bisher spielte sich die Kritik an der deutschen Entwicklungspolitik hauptsächlich in Insiderzirkeln ab, es fehlte das große Interesse der Medien und erschwerte so den Zugang breiterer Bevölkerungsschichten zu diesem Thema.
Auch in der deutschen Entwicklungshilfe soll sich 2010 noch einiges ändern. Sie soll umstrukturiert werden, die „komplizierte Vielfalt der entwicklungspolitischen Durchführungsorganisationen“ soll in eine „atmende Organisation“[19] umgewandelt werden. Und die Dimension dieses Vorhabens ist nicht zu vernachlässigen:
Durch eine Zusammenlegung von zumindest drei dieser Institutionen – GTZ (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit), DED (Deutscher Entwicklungsdienst) und InWent (Internationale Weiterbildung und Entwicklung) – entstünde so eine Organisation, „die in rund 130 Ländern mehr als 14.000 Mitarbeiter beschäftigen wird und deren Umsatz 1,5 Milliarden Euro im Jahr übersteigen kann.“
Skepsis ist angebracht. Denn dem zuständigen Ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung steht ein Minister vor – Dirk Niebel, FDP – der noch kurz vor seinem Amtsantritt im September 2009 die Entwicklungshilfe ganz abschaffen wollte und in der 3. Sitzung des neuen Bundestages am 10. November 2009 von Afrika als „unserem eigenen Vorgarten“ sprach...
Allerdings, wenigstens ist er in manchen Fragen ehrlicher als seine VorgängerInnen, vor allem dann, wenn es um unsere Interessen dabei geht.
So wird auf der aktuellen Internet-Homepage des BMZ unter „Zahlen und Fakten“ offengelegt was wir Insider schon lange wussten: dass nach einer Studie des Ifo-Instituts von 1999 eine Milliarde Euro im Etat des Ministeriums „bis zu drei Milliarden Euro Exporte, etwa zehn Milliarden Euro Bruttoinlandsprodukt und zwei Milliarden Euro öffentliche Einnahmen“ nach sich ziehen.
Für das Haushaltsjahr 2009 standen dem BMZ 5.814 Milliarden Euro zur Verfügung und der beschlossene Finanzplan für die Zeit von 2008 bis 2012 sieht „weitere Wachstumsschritte“ vor. Es handelt sich also nicht um „Peanuts“.
Eile ist geboten, denn die Zahl der globalen Mitspieler vor allem um Afrika als Rohstofflieferant und Markt erhöht sich um die sogenannten „Schwellenländer“ und um die Volksrepublik China...
Zum Glück besteht die Welt nicht nur aus Politik, Ökonomie, Kriegen und Katastrophen. Auch nicht in den armen Ländern.
Jedes Land in Afrika, Asien oder Lateinamerika hat alte und neue Kulturen und gesellschaftliche Entwicklungen hervorgebracht, die uns faszinieren und inspirieren können, von denen wir lernen können, die uns bereichern. In jedem Land haben die Menschen mit ihren Anstrengungen, Hoffnungen, Träumen, ihrer Phantasie und ihren realen Kämpfen Freiräume geschaffen, die wir gemeinsam nützen müssen, in denen wir uns auf Augenhöhe begegnen, uns gegenseitig ermutigen, gemeinsam neue Wege erkunden und gehen können, die strukturellen Ursachen von Not und Elend nicht aus dem Blick verlierend, für deren Beseitigung eintreten – hier wie dort – und so, wenn schon nicht die ganze Welt, doch wenigstens die (entwicklungspolitische) Zusammenarbeit zum Besseren verändern.
Es bleibt eine Gratwanderung, Höhenflüge und Abstürze inbegriffen.
Meine Generation hat eine Chance vertan.
Mir bleiben Narben auf meiner Seele, viele offene Fragen, aber auch ein riesiger Schatz an Einblicken und Einsichten, Erfahrungen – nach Edison, „die Summe meiner Irrtümer“ – und Erinnerungen, die zu den intensivsten meines Lebens gehören, schöne und schlimme Bilder im Kopf, Freunde, Feinde, Wärme, Nähe, Neugier und Faszination des Fremden, Anderen, aber auch und vor allem: Hoffnung und Vertrauen in das riesige Potential, die Kraft, Kreativität, Intelligenz und den Willen von Millionen Menschen, die Erde und das (Zusammen-)Leben auf ihr neu zu gestalten, sie zu einem lebenswerten Planeten zu verändern – für alle.
Denn, was Erich Fried zum „Status quo zur Zeit des Wettrüstens“ sagte, gilt heute mehr denn je und geht uns alle an:
„Wer will
dass die Welt
so bleibt
wie sie ist
der will nicht
dass sie bleibt.“[20]
„... Die ersten Versuche mit der sogenannten Entlaubung hatte im Dezember 1961 Präsident Kennedy angeordnet, übrigens mit Zustimmung der südvietnamesischen Regierung...“
Karl-Heinz Janssen: Vergifteter Regen.
Die Entlaubung Vietnams in DIE ZEIT v. 30.7.1976
„... Weil wir Berliner wissen, dass die Amerikaner bereit sind, mit dem Leben ihrer Soldaten unsere Freiheit zu verteidigen, fühlen wir uns all jenen Amerikanern besonders verbunden, die um einen in Vietnam gefallenen Mann oder Vater, Sohn oder Bruder trauern müssen...“
Aus dem Spendenaufruf Berliner
Tageszeitungen an die Westberliner
Bevölkerung für die Nachbildung der Berliner
Freiheitsglocke
„Unsere Entwicklungshelfer machen uns stolz, Amerikaner zu sein.“
Ronald Reagan 1986
zum 25-jährigen Bestehen
des amerikanischen Peace Corps
Berlin, Juni 1963: Neben Willy Brandt, dem Regierenden Bürgermeister, steht der us-amerikanische Präsident John F. Kennedy auf dem Balkon des Schöneberger Rathauses in Berlin-West und ruft den 400.000 jubelnden Menschen sein legendäres „Ich-bin-ein-Berliner“ zu.
Seit August 1961 wird die Stadt durch eine Mauer geteilt und in Vietnam, wo, wie man hier weiß, auch „die Freiheit Berlins verteidigt wird,“ begannen im gleichen Jahr auf Anordnung des Präsidenten Kennedy die ersten Versuche mit der sog. „Entlaubung“, während West-Berliner Tageszeitungen zu Spenden für die Nachbildung der Berliner Freiheitsglocke aufriefen.
1961, in dieser heißen Phase des „Kalten Krieges“, hatte Präsident Kennedy das „Peace Corps“, als „Freiwilligen-Friedenscorps“ deklariertes Instrument „antikommunistischer Eindämmungspolitik“ gegründet. Nun, zu seinem Besuch im Frühsommer 1963 in der BRD, hatte Bundeskanzler Adenauer sich ein besonderes Gastgeschenk einfallen lassen: die Gründung des „Deutschen Entwicklungsdienstes“ (DED) als Pendant zum „Peace Corps“.
John F. Kennedys Kommentar dazu: „Die deutschen Mitglieder dieser Entwicklungshilfe werden an vielen Orten der Welt gebraucht, und ich hoffe, dass Ihre Mitglieder in diesem Dienst an der Gemeinschaft eine viel größere Befriedigung finden werden als wenn sie ihren Privatinteressen hier im Lande nachgehen.“
„Entwicklung durch Wachstum“ war damals die Devise und fortan hatten junge Deutsche die Möglichkeit, im Rahmen dieser „Freiwilligenorganisation“ in Übersee zu „lernen und zu helfen“, so das offizielle Motto – und zu „entwickeln“.
Der DED ist nicht die einzige derartige Organisation geblieben – andere, kirchliche und private, folgten. Das Modell machte Schule auch anderswo. Heute gibt es in zahlreichen Industrie- und Entwicklungsländern nationale und international tätige Dienste; auch die Europäische Union und die Vereinten Nationen verfügen über eigene „Freiwilligendienste“.
„Entwicklungshelfer“ war bei uns lt. Gesetz vom Juni 1969, wer „in Entwicklungsländern ohne Erwerbsabsicht Dienst leistet, um in partnerschaftlicher Zusammenarbeit zum Fortschritt dieser Länder beizutragen“. Der „Fortschritt“ wurde nicht näher definiert und auch „ohne Erwerbsabsicht“ wurde den „Freiwilligen“ bereits in den 60er Jahren ein „Unterhaltsgeld“ gezahlt, das, zum Beispiel in Afghanistan, der Kaufkraft eines dortigen Ministergehaltes entsprach. Dem Gesetz nach waren Entwicklungsdienst mit Wehr- und Zivildienst gleichgestellt und in der Vergangenheit für viele junge Männer eine attraktive Alternative zur Bundeswehr.
In der Gesellschaft wurde der Entwicklungsdienst eher als „sozial“ denn als fachlicher Zugewinn oder beruflicher Karriereschritt begriffen. In Zeiten knapper werdender Arbeitsplätze hatte er deshalb trotz gestiegener finanzieller Anreize und verbesserter sozialer Absicherung im Westen an Anziehungskraft verloren, die Werbekampagnen des DED zielten nach der Wende deshalb verstärkt auf die neuen Bundesländer ab.
Image und Selbstverständnis der „Freiwilligendienste“ haben sich im Laufe der Zeit und entsprechend der jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Großwetterlage geändert und – in der Logik von Organisationen –e
i
rm,n organisatorisch zu- und damit unter zu ornen. Unter früheren MinisterInnen blieb es bei Absichtserklärungen, hatte der DED seine relative Eigenständigkeit immer noch verteidgen können. Jetzt, 2010, unter der neuen FDP-Führung, wird das Prjekt Zusammenlegung tatsächlich in Angriff genommen.
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tmhzsetzen, griff die SPD-t
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Aber schön der Reihe nach... Zurück zu den hoffnungsvollen Anfängen...