Nr. 21
Attacke der Saurier
Die USO-Spezialisten im Hexenkessel von Cronot – Eingeborene rebellieren gegen ihre Unterdrücker
von Dirk Hess
Anfang Februar des Jahres 2408 Terra-Zeit ist die Mission der USO-Spezialisten Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon alias Rabal Tradino abermals in eine kritische Phase getreten. Die beiden Asse der USO, die ihren großen Bluff mit dem so genannten »Halbraumspürer-Absorber« starteten und sich in die Gewalt der Condos Vasac begaben, um ihre Kollegen Monty Stuep und Kamla Romo zu retten, befinden sich wieder auf der Flucht.
Vom Planeten Umshyr gelangten alle vier Männer per Transmitter in die Geheimstation ZONT-1 auf Phynokh, dem Planeten der Orkane, wo sie als Transportbegleiter der unheimlichen Fremden fungierten, die zu den eigentlichen Befehlshabern der CV gehören. Am Ziel angekommen, vernichteten die USO-Spezialisten die Zentrale der Fremden und zerstörten damit gleichzeitig alle in der Galaxis existierenden Transmit-Weichen.
Jetzt, nach dem großartigen Erfolg ihrer Sabotageaktionen, müssen die Männer der USO, zusammen mit dem Kommandanten von ZONT-1, erneut die Flucht ergreifen. Eine USO-Flotte nähert sich dem Planeten Phynokh – und das bedeutet für Tekener und seine Kollegen, die ja das Vertrauen der CV weiterhin behalten wollen, dass sie sich absetzen müssen.
Sie fliehen also und erreichen den Planeten Cronot. Dort entdecken sie eine neue Untat des galaktischen Syndikats. Eingeborene rebellieren gegen ihre Unterdrücker – und der Kampf gipfelt in der ATTACKE DER SAURIER ...
Bront von Okaylis – Ehemaliger Kommandant von ZONT-1.
Atlan – Lordadmiral und Chef der USO.
Ronald Tekener, Sinclair Marout Kennon und Monty Stuep – Die USO-Spezialisten kommen einem neuen Verbrechen der Condos Vasac auf die Spur.
Kamla Romo – Ein kleiner Mann von Siga.
Daynamar – Anführer der Rebellen von Cronot.
Yuycolo – Ein Anti, der sich als Gottkönig ausgibt.
Die Hände des Kartenspielers glitten flink über die Münzen. Er streifte mit einem kurzen Seitenblick seinen Partner, legte ein Blatt ab und wählte eine weitere Karte. Sein Narbengesicht wirkte wie versteinert und verriet nichts von seinen Gedanken.
Der Mann konnte bluffen. Das Zucken um seine Augenlider hatte den Mitspieler schon mehrmals getäuscht.
Jetzt nahm der andere ebenfalls eine neue Karte ab. Der Smiler gab ihm jedoch keinen Grund zur Reaktion. Er verhielt sich völlig passiv. War er seiner Sache so sicher?
»Wollen Sie erhöhen, oder passen Sie?«
Die sonore Stimme schreckte den anderen Spieler aus den Gedanken auf. Er schob seine Karten zusammen und bemerkte verblüfft, dass die hellblauen Augen seines Gegners blitzschnell dem Zusammenfallen des Kartenfächers gefolgt waren.
Bluffte der Narbige wieder, oder hatte er diesmal tatsächlich schlechte Karten?
»Ich erhöhe um zehn Soli, Sir!«, sagte der unsicher gewordene Partner.
Unzufriedenheit klang aus seiner Stimme.
»Eine gewaltige Summe!«, spottete der Narbige. »Ich erhöhe um weitere fünfzig. Das macht einen Solar, wenn Sie vierzig drauflegen!«
»Ich passe! Decken Sie Ihre Karten auf!«
Sein Gesicht, das von Lashat-Pocken gekennzeichnet war, verzog sich zu einem diabolischen Grinsen. Er blätterte einen Royal Flush auf das Plastikbord.
Als handele es sich um die selbstverständlichste Angelegenheit der Welt, wischte er den kleinen Münzberg in seine hohle Hand.
Der Mitspieler hatte nur Three of a kind. Beruhigend klopfte ihm der Smiler auf die Schultern.
»Schade«, meinte er lachend, »vielleicht haben Sie das nächste Mal mehr Glück!«
»Wie machen Sie das eigentlich?«, fragte der Verlierer. »Sie müssen doch irgendeinen Trick dabei haben!«
Der Gewinner schüttelte bedauernd den Kopf.
»Tricks?«, wiederholte er fragend. »Nein, wenn Sie Falschspielerei vermuten, so muss ich Sie enttäuschen. Sehen Sie doch einmal her. Erkennen Sie die haarfeinen Schlieren auf den Kartenrückseiten? Nein? Na, sehen Sie doch genauer hin! Immer noch nicht?«
Der Verlierer beugte sich über die Spielkarten und hielt die Kartenrückseiten gegen das Licht.
»Sie sollten sich einmal mit der Physiologie der Spielkarten beschäftigen!«
»Erkennen Sie tatsächlich jede Karte wieder, nachdem sie einmal durch Ihre Hände gegangen ist?«, fragte der Mann ungläubig.
»Gewiss!«, erwiderte der Smiler kurz.
»Wie heißen Sie?«
»Ronald Tekener!«
Erinnerungen!
Ich ärgerte mich über mein fotografisches Gedächtnis, das mich immer wieder mit Nebensächlichkeiten plagte.
»Man wird eben alt«, meldete sich mein Extrahirn ironisch.
Aber waren es tatsächlich Nebensächlichkeiten, mit denen mich die exakte Wiedergabe einer längst vergessen gewähnten Episode konfrontierte?
Ich ahnte, dass meine Sorgen um die Spezialisten schwerer wogen, als ich annahm. Unterbewusste Regungen hatten meine Erinnerungen an den Smiler aktiviert und die Episode im Kasino von Quinto-Center lebendig werden lassen.
»Warum gerade diese Episode?«, wisperte mein Extrasinn.
Ich fuhr mit der Rechten durch die silberblonden Haare, die ich noch immer schulterlang trug. Natürlich, das war es! War ich denn tatsächlich schon so alt geworden, dass ich mit meiner Selbstanalyse Schwierigkeiten hatte?
Ich lachte leise.
Dieser Tekener war ein kalter Rechner. Er würde selbst in größten Schwierigkeiten ebenso kaltschnäuzig reagieren wie beim Kartenspiel.
Warum also diese Sorgen?
Ich machte mir immer wieder Sorgen um den besten Mann der USO. Tekener – und natürlich auch Sinclair Marout Kennon – waren meine besten Trümpfe im intergalaktischen Ränkespiel. Mit ihnen konnte ich bluffen und gewinnen. Sie waren unersetzlich. Deshalb also diese bohrenden Erinnerungen.
Ich ahnte, dass die Spezialisten auf dem Höllenplaneten waren, den mein Verband anflog.
Die leuchtenden Digitalanzeigen der Chronographen zeigten das Datum an. Vor zwei Stunden war der 1. Februar 2408 angebrochen.
Das System der roten Riesensonne war 48.417 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Vor drei Stunden Standardzeit hatten unsere Schiffe einen Hyperfunkspruch auf der geheimen USO-Welle empfangen. Die Raffung der Nachricht ließ auf äußerste Dringlichkeit schließen. Der unbekannte Funker hatte die geschätzte Position des Kael-Systems angegeben. Erst die matheologische Auswertung der Astro-Sektion hatte mich auf die Riesensonne aufmerksam gemacht, die wie ein kosmisches Leuchtfeuer loderte.
Nachdem wir die Überreste einer erst vor kurzer Zeit explodierten Station auf dem zweiten Planeten gefunden hatten, war ich meiner Sache sicher. Ich vermutete, dass die Spezialisten auf dem Höllenplaneten im System der Sonne Kael waren.
Noch hatte ich keine Verbindung zu ihnen herstellen können. Dies musste nicht bedeuten, dass sie tot oder handlungsunfähig waren. Kennon würde sich mit seinem körpereigenen Sender melden, wenn die Gelegenheit günstig war.
»Schicken Sie noch ein paar Funksprüche zu dem Methanriesen!«, befahl ich dem leitenden Offizier in der Funkzentrale.
Die geheimnisvollen Bewohner jener seltsamen Stahlkonstruktion, die dreitausend Meter in die sturmdurchtosten Gasozeane des Planeten reichte, sollten wissen, wer sich ihnen näherte.
Die beiden Spezialisten würden Gelegenheit bekommen, ihr Handeln rechtzeitig nach der veränderten Situation auszurichten.
»Sollen wir ultimativ werden, oder genügt der von Ihnen ausgearbeitete Text, Sir?«, ertönte es aus dem Interkom.
Die Männer der Funkzentrale waren auf dem laufenden und hatten die Ereignisse auf den Kontrollmonitoren verfolgt. Sie stellten eigene Kombinationen an und kamen ebenfalls zu der Vermutung, dass sich Tekener und Kennon auf dem Planeten aufhielten.
»Nein, geben Sie den bisherigen Text im üblichen Flottenkode durch. Die wartenden Einheiten in Grün-Weiß wissen Bescheid. Die Unbekannten in der Station sollen sich ausrechnen können, dass sie keine Chance gegen uns haben!«
Ich erhob mich von der Pneumoschale und ging um die Kommandomonitore herum. Die Techniker koordinierten gerade den Anflug auf den Methanriesen im System der roten Sonne.
Auf den Bildschirmen erschienen verschiedene Ausschnitte des Planeten Phynokh. Die Schiffe des Verbandes, die eine Kreisbahn um den Planeten einschlugen, um die Tages- und Nachtseite zu kontrollieren, vermittelten Nah- und Fernaufnahmen der sturmdurchtosten Librationszone.
In dieser so genannten Dämmerzone prallten die erhitzten Gase der Tagseite auf die erstarrten Ammoniakgletscher der Nachtseite und erzeugten ungeheure Orkane.
In der Mitte jenes Gebietes erreichten die Turbulenzen eine Geschwindigkeit von etwa fünftausend Kilometer pro Stunde. Kein humanoides Wesen konnte dort länger als ein paar Sekunden überleben. Die Druckwellen würden jeden Körper zerquetschen, ihn bis zur Unkenntlichkeit komprimieren und wie ein welkes Blatt davonwirbeln.
Ich konnte mir kein Wesen vorstellen, das in diesem Wasserstoff-Ammoniak-Ozean ohne technische Hilfsmittel existierte.
Es sei denn, wagemutige Männer vertrauten sich einer Konstruktion an, die ihnen die gewünschten Lebensbedingungen gewährleistete.
Ich beneidete die Unbekannten in dem Riesenei inmitten des Gasozeans nicht. Die gitterförmige Stahlbasis der ellipsenartigen Zentrale in dreitausend Meter Höhe erschien unwirklich. Die Station musste fortwährenden Schwankungen ausgesetzt sein, denn unvorstellbare Stürme und zweieinhalb Gravos zerrten an der Stahlbasis.
Ich wendete mich von den Bildschirmen ab und schaltete auf Flottenrundruf. Ich wollte den Kommandanten der Orbitgruppe über der Tageshälfte von Phynokh sprechen.
»Major Riley, hier Flaggschiff! Geben Sie mir den Ausschnitt Grün – 85 Grad – Gelb 10 Grad. Die Krater dieses Teilstücks geben uns vielleicht Aufschluss über die Explosionen, die dort stattfanden!«
Übergangslos verwischten sich die Konturen der planetarischen Ausschnitte auf den Überwachungsmonitoren. Gestochen scharf erschienen verschiedene Ansichten der Landschaft.
Zwischen den wirbelnden Gaswolken ragten bizarre Gitter und Stahlschienen empor. Schwaden vergasten Ammoniaks lösten sich von den glühenden Metallteilen.
Ein anderer Bildschirm machte das Ausmaß der Tragödie deutlich. Etwa zwanzig Kuppeln waren mehreren Atomexplosionen zum Opfer gefallen. Hier dürfte es kaum Überlebende gegeben haben. Die Ammoniakatmosphäre war in Sekundenbruchteilen in die geborstenen Räume eingedrungen und hatte alles Leben vernichtet.
In diesem Augenblick meldeten sich die Experten der Funkzentrale. Eine Synchronschaltung verband die anderen Schiffe mit der Zentrale.
Ich sprang auf und beugte mich über die Empfangskontrollen.
»Wir empfangen einen Rafferspruch im USO-Kode. Bitte entschlüsseln Sie die Sendung. Speicher läuft!« Ich zerrte nervös den Kodierungsschlüssel hervor, mit dem nur ich allein jenen milliardenfach verschlüsselten Funkspruch dechiffrieren lassen konnte. Bis die Maschine den Klartext brachte, vergingen zermürbende Sekunden. Ich ertappte mich dabei, wie ich mir auf die Unterlippe biss.
Mit einem unmodulierten Knacken schaltete sich das Wiedergabegerät ein. An den Erkennungsziffern, die der Nachricht vorangestellt waren, erkannte ich den Sender: Es war der überfällige Spezialist Sinclair Marout Kennon!
Atemlos verfolgte ich die Nachricht vom Höllenplaneten.
»... ist es uns gelungen, sämtliche Transmit-Weichen durch einen Zündimpuls zur Explosion zu bringen. Die geheime Station auf der Tageshälfte existiert nicht mehr ...«
»Halt, warten Sie!«, verlangte der Mann mit dem Narbengesicht und packte den Akonen an der Schulter. »Lassen Sie die Männer gehen, es hat doch keinen Sinn!«
Der Akone blickte sich gehetzt um und beobachtete seine Mitarbeiter. Mann für Mann verschwand zwischen den glühenden Säulen des Transmitters.
»Sie haben mir gar nichts zu befehlen. Lassen Sie mich los!«, rief der Akone und wischte sich eine Strähne seines schulterlangen Haares aus der Stirn.
»So können Sie nicht mit mir verfahren, Tekener!«
Der Akone war der ranghöchste Wissenschaftler und Chef der Turmstation ZONT-1. Er konnte sich der veränderten Situation nur schwer anpassen. Dass Tekener ihm Befehle erteilen wollte, erschien ihm einfach absurd.
Und doch entbehrte das Verhalten des Terraners nicht eines gewissen Realismus. Nur noch wenige Minuten, und der Akone konnte seinen Leuten keine Befehle mehr erteilen.
Die Terraner sahen nicht so aus, als würden sie irgendwelche Anordnungen von ihm akzeptieren.
»Sie bleiben hier, Okaylis!«
»Nein! Sie sind ja verrückt!«, schrie der Akone. »Über Phynokh kreisen fünfhundert Einheiten der USO, die nur darauf warten, uns gefangen nehmen zu können!«
Tekener versuchte, seinen Triumph zu verbergen und so überzeugend wie nur möglich auf die Folgen einer Flucht hinzuweisen.
»Denken Sie an Muskalon, Okaylis ...«, sagte er.
Die Erinnerung an die Hinrichtung des Antis musste den Akonen beunruhigen. Das grausame Ende dieses Mannes hatte sich allen Männern der Station eingeprägt.
Bront von Okaylis war in dieser Situation jedoch vernünftigen Argumenten nicht mehr zugänglich. Normalerweise hätte sich der hagere, müde wirkende Kommandant von ZONT-1 nicht dazu hinreißen lassen, Tekener anzugreifen. Er war bis an den Rand des Erträglichen strapaziert worden und versuchte Tekener mit der Handkante abzuwehren.
Tekener warf sich zurück und entging so dem kraftlos geführten Schlag. Ohne besondere Mühe drehte er sich herum und packte den Akonen am Umhang. Mit einer schnellen Seitwärtsbewegung schleuderte er das Tuch um den Hals des Gegners.
Bront von Okaylis schnappte nach Luft und versuchte, sich mit einer matten Abwehrbewegung aus der Klammer seines Gegners zu befreien. Doch Tekener zog den Umhang wie eine Schlinge fester um den Hals des Akonen.
Resignierend musste Bront von Okaylis mit ansehen, wie die letzten Wissenschaftler zwischen den glühenden Säulen entmaterialisierten.
»Ich ... ich gebe auf!«, keuchte der Akone.
Tekener lockerte den Umhang, so dass Okaylis sich setzen konnte. Der Kommandant der verlassenen Station rieb sich die Halsmuskeln und schlang den Umhang wieder um die Schultern.
»Das war nicht nötig, Tekener!«, stieß er hervor.
Der USO-Spezialist verzog sein vernarbtes Gesicht.
»Dafür, dass ich Ihr Leben gerettet habe, dürften Sie mir wirklich dankbar sein!«
Okaylis verlor die Fassung. Die Worte Tekeners hatten ihn überrascht.
»Wie meinen Sie das, Tekener, wollen Sie sich über mich lustig machen?«
Die Situation war gespannt. Okaylis konnte jeden Moment in einer Panikreaktion Fehler begehen, die nicht mehr gutzumachen waren. Tekener überlegte sorgfältig, was er dem Akonen antworten sollte.
»Ich denke nicht daran, mich über Sie lustig zu machen«, begann er. »Ich möchte Sie nur an das Ende von Muskalon erinnern. Mir scheint, Sie haben in diesem Durcheinander vergessen, wie Ihre geheimen Machthaber mit unzuverlässigen Mitarbeitern verfahren!«
Bront von Okaylis wurde bleich. Tekener merkte, dass er den richtigen Ton angeschlagen hatte. Er konnte den Akonen nicht mit freundlichen Worten überzeugen. Hier halfen nur harte Tatsachen, so schrecklich sie auch sein mochten. Er konnte keine Rücksichten nehmen.
»Sie wissen, dass ich den Fremden skeptisch gegenüberstehe«, gestand der Akone, »allerdings dürfte das für Sie keine Neuigkeit sein. Ich weiß, dass Sie meine Haltung schon früher erkannt haben. Ich habe es gemerkt, als Sie sich für die Fremden zu interessieren begannen. Ich verstehe Ihre Haltung, Tekener. Wir alle interessieren uns für die Fremden!«
Bront von Okaylis hatte zugegeben, dass er sich gegen die Bevormundung durch unbekannte Wesen wehrte. Was zuerst unbewusste Regung gegen anonyme Fremdintelligenzen gewesen war, steigerte sich in dieser Konfliktsituation zu einer offenen Absage gegen die Unheimlichen.
»Selbstverständlich möchte ich wissen, wer mir Befehle gibt«, bestärkte Tekener den Akonen in dessen Haltung. »Sie sollten eigentlich von selbst darauf kommen, wie es um Sie bestellt ist, nachdem wir Phynokh aufgeben mussten!«
»Sie haben recht, Tekener!«
»Gut, dass Sie das einsehen, Okaylis! Sie haben unter diesen Umständen keine Chance, unbeschadet davonzukommen. Die Lenkzentrale der CV dürfte Ihnen die Schuld für die Zerstörung der Station auf Phynokh geben.«
Der Spezialist ließ seine Worte wirken. Als der zerknirschte Akone etwas einwenden wollte, fuhr Tekener fort:
»Denken Sie daran, Okaylis, dass sämtliche Transmit-Weichen durch den Zündimpuls der Verräter zerstört worden sind. Das Projekt war zu wichtig für die CV, als dass man Sie schonen könnte. Glauben Sie denn, die unbekannten Drahtzieher würden mit Ihnen anders verfahren als mit Muskalon?«
»Aber, ich ...«, wollte Okaylis zu einer Antwort ansetzen.
»Nein, lassen Sie mich ausreden. Der CV-Chef auf Lepso sagte einmal, dass unschuldig Getötete für die Belange der CV weitaus erträglicher seien, als Männer, denen man nicht hundertprozentig vertrauen könne!«
Mutlos nickte der akonische Wissenschaftler. Wenn er alles überdachte, so hatte er tatsächlich ausgespielt.
»Was sollen wir tun?«, fragte er verzweifelt. »Es dürfte keine Rolle mehr spielen, ob wir von der USO gefangen genommen, oder ob wir von der CV erledigt werden. Das Beste wäre, wenn wir den Transmitter falsch programmieren würden und uns ...!«
»Sie sollten nicht verzweifeln. Solange wir noch leben, besteht kein Grund zur Resignation«, versuchte Tekener den Akonen zu beruhigen. Er hatte gerade seinen ertrusischen Begleiter und seinen Freund Kennon entdeckt. Beide Männer standen an einer Positronik und beobachteten die Massenflucht der Wissenschaftler.
Das Gerät registrierte zwar jede Entmaterialisation und kontrollierte den Energieverbrauch, gab aber keinen Aufschluss über den programmierten Zielort. Kennon konnte also nicht erfahren, wohin sich die flüchtenden Wissenschaftler abgesetzt hatten.
Der Ertruser, der seine Kameraden um dreiundsechzig Zentimeter überragte, schaltete den Transmitter aus, als der letzte Akone verschwunden war. Die unerträgliche Hitze, die bei der Aktivierung des Gerätes entstanden war, ließ allmählich nach.
»Wir sollten jetzt nach einem Ausweg suchen«, dröhnte seine Stimme, wobei der sandfarbene Sichelkamm auf seiner schweißglänzenden Stirn vibrierte.
»Viel Zeit bleibt uns nicht mehr«, fügte Kennon hinzu.
»Ihr habt recht!«, meinte Tekener und sah den Akonen an, der sich immer mehr in Zweifel und Selbstvorwürfe hineinsteigerte. Tekener beobachtete, wie der akonische Wissenschaftler auf und ab ging. Er sah, dass der Mann über ein Problem nachdachte.
Plötzlich glühten die Augen des Akonen auf. Er fasste sich an die Stirn.