Nr. 38
Raumschiff der Gefangenen
Die Außerirdischen sind Todgeweihte – doch ein Terraner will sie retten
von H. G. Ewers
Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Ende August des Jahres 2408 Standardzeit.
Die Auseinandersetzung zwischen der USO, der von Lordadmiral Atlan geleiteten galaktischen Ordnungsmacht, und der Condos Vasac, dem galaktischen Verbrechersyndikat, spitzt sich immer weiter zu – und für die USO-Spezialisten heißt das, immer riskantere Einsätze zu wagen, wenn sie die geheimnisvollen Machthaber der CV-Lenkzentrale endgültig stellen wollen.
Einen solchen Risikoeinsatz hat der als Grossart getarnte junge Maahk-Diplomat Grek-2113, der der USO Hilfe leistete, erst kürzlich mit dem Leben bezahlen müssen – und er war nur einer von vielen, die von einem Einsatz gegen die Condos Vasac nicht mehr zurückkehrten.
Für Sinclair M. Kennon, den Robotmensch, der immer noch die Maske Professor Lorb Weytchens, des angeblichen Erfinders des Unitransfer-Mobils, trägt, ist die Situation ebenfalls alles andere als rosig. Er ist für die CV »entbehrlich« geworden und befindet sich in sicherem Gewahrsam auf dem RAUMSCHIFF DER GEFANGENEN ...
Sinclair M. Kennon – Der USO-Agent wagt den Ausbruch.
Dyzka von Trokhu – Kommandant der BIRASTAC-TAN und trauernder Vater.
Hall-Kat-To, Tschi-3844-CL, Habache Ui, Lokoshmil und Pulschik – Fünf von Kennons Mitgefangenen.
Crina Honyko – Eine USO-Spezialistin mit Mut.
Ich blieb ruhig sitzen und heuchelte Gelassenheit, als die beiden Akonen den Raum betraten, in dem man mich seit Stunden festhielt. In Wirklichkeit stieg meine Nervosität, denn seit ich mich auf der BIRASTAC-TAN befand, hatte ich deutlich gespürt, dass mein Wert für die Condos Vasac beträchtlich gesunken war.
Die Akonen musterten mich, dann sagte der eine:
»Stehen Sie auf, Weytchen, und kommen Sie mit!«
Der Mentalität Professor Lorb Weytchens entsprechend, dessen Biomolplastmaske meine gekürzte Vollprothese verunstaltete, fuhr ich zornrot auf und keifte:
»Reden Sie mich gefälligst mit meinem akademischen Titel an, oder ich beschwere mich bei Ihrem Vorgesetzten.«
Die Akonen lachten nur.
Einer meiner bisherigen Bewacher versetzte mir einen Stoß, der mich in die Nähe des Schotts beförderte. Meine neuen Bewacher wichen etwas zurück, um nicht in direkte Berührung mit mir, dem terranischen »Affenabkömmling«, zu geraten. Danach schoben sie mich mit den Läufen ihrer Lähmwaffen in den Flur.
»Wohin wollen Sie mich bringen?«, fragte ich, weiterhin Empörung heuchelnd. »Ich verlange, unverzüglich dem Kommandanten dieses Schiffes vorgeführt zu werden.«
»Sie haben überhaupt nichts zu verlangen, Weytchen«, entgegnete der Akone, der mich zum Mitkommen aufgefordert hatte. Er deutete auf das nach links führende Transportband. »Da entlang!«
Ich gehorchte, nicht ohne mir, dem cholerischen Temperament Lorb Weytchens entsprechend, durch wüste Beschimpfungen Luft zu verschaffen. Die beiden Akonen gaben sich den Anschein, als hörten sie mich nicht. Sie verhielten sich so, wie es für viele Vertreter ihres Volkes gegenüber Vertretern »tieferstehender« Völker typisch war.
Während wir uns auf Transportbändern und durch Antigravschächte bewegten, lauschte ich mit den Extrasinnen meiner Vollprothese auf die Geräusche und Arbeitsimpulse des akonischen Superschlachtschiffes. Ich bemerkte, dass die BIRASTAC-TAN sich im Zwischenraum befand und hätte zu gern gewusst, wohin der Flug führte. Leider hielt niemand es für notwendig, mich darüber aufzuklären.
Vor einem durch Energieschirme gesicherten Schott hielten meine Bewacher an. Einer von ihnen betätigte einen Kodegeber, was mir die Möglichkeit gab, die abgestrahlte Kodegruppe zu registrieren. Die Energieschirme fielen zusammen, das Schott öffnete sich.
Dahinter kam jedoch nicht, wie ich vermutet hatte, eine Kabine zum Vorschein, sondern ein langer Flur ohne Transportbänder. Eine Waffenmündung bohrte sich in meinen Rücken und schob mich in den Flur. Weiter vorn entdeckte ich eine durch Energieschirme abgeriegelte Kreuzung, und an den Gangwänden befanden sich in regelmäßigen Abständen die rötlich glimmenden »Augen« von Überwachungsgeräten. Ebenfalls in regelmäßigen Abständen waren Schotte in den Wänden zu sehen. Ich ortete vorsichtig und erkannte, dass es sich um starke Doppelschotte handelte, die durch jeweils zwei Impulsschlösser mit komplizierten Öffnungskodes gesichert waren.
Eine Gefängnisabteilung!
Wo es so viele Gefängniszellen gab, musste es auch viele Gefangene geben.
Ich wollte die Mentaltaster einsetzen, musste das jedoch zurückstellen, als die Akonen eines der Doppelschotte öffneten und mich in den Raum dahinter stießen, ohne noch ein weiteres Wort an meine Person zu verschwenden.
Hinter mir schlossen sich die Schotte wieder.
Ich war allein.
Bevor ich mir weitere Schritte überlegte, unterzog ich erst einmal meine neue Behausung einer gründlichen Musterung. Die Kabine war überraschend geräumig und beinahe luxuriös eingerichtet. Pseudobiologischer Schaumstoff bedeckte den Boden, durch die halbtransparente Decke fiel gelbliches Licht, mehrere gasgefüllte Sessel waren um einen niedrigen Tisch und eine Unterhaltungsbox gruppiert, und das Pneumobett ließ sich durch einen Knopfdruck aus der Wand klappen.
Weit wichtiger aber erschien mir der Umstand, dass es in meinem Gefängnis keine Beobachtungs- und Abhöranlagen gab. Lediglich ein Netzvisiphon war vorhanden; es ließ sich allerdings nicht von der Kabine aus aktivieren.
Ich schlenderte zum Versorgungsautomaten, tastete einen Whisky, erhielt aber nur einen Vurguzz, jenes grünlich schillernde stark alkoholische Getränk, das sich bei vielen nichtterranischen Völkern noch immer größter Beliebtheit erfreute.
Eine kratzige Automatenstimme sagte dazu:
»Für die Versorgung der Gefangenen ist Whisky nicht zugelassen. Die tägliche Maximalration an Vurguzz, Libzuss oder Kisom beträgt vierhundert Kubikzentimeter pro Person.«
Natürlich, den echten terranischen Whisky trank nur die akonische Oberschicht, ungeachtet dessen, dass er von einem Volk destilliert wurde, auf das man voller Verachtung herabsah.
Ich nahm mein Glas und zog mich in einen Sessel zurück, um meine Lage zu überdenken.
Sie war alles andere als rosig. Einmal davon abgesehen, dass Lordadmiral Atlans Plan insoweit fehlgeschlagen war, dass man mich nicht mit dem angeblichen Maahk-Mutanten Gerzschko-1 – und dem versteckten Siganesen Big Ben Special – zum Planeten Baraloth weiterfliegen ließ, sondern an Bord der BIRASTAC-TAN isoliert hatte, man hatte mir auch mehr oder weniger unverblümt zu erkennen gegeben, dass man nicht mehr versessen auf meine Mitarbeit war.
Letzteres wunderte mich nicht. Die akonische Wissenschaft besaß ein hohes Niveau, und es gab nur sehr wenige Dinge, die sie noch nicht ausprobiert hatte. Zweifellos gehörten auch Versuche dazu, mit Hilfe technischer Einrichtungen in andere Universen – sofern es überhaupt welche mit der gleichen energetischen Struktur wie unseres gab – einzudringen. Ebenso zweifellos mussten alle derartigen Versuche gescheitert sein, denn sonst hätten die USO oder die Galaktische Abwehr bestimmt davon erfahren.
Es war also nur natürlich, dass die akonischen Kapazitäten auf dem Gebiet der Hyperphysik die Story von einem so genannten Unitransfer-Mobil äußerst misstrauisch prüften. Dazu kam ihre Voreingenommenheit gegenüber terranischen Wissenschaftlern, ihre Missgunst, ihre Furcht, ein Terraner könnte irgendwann das verwirklichen, was ihnen bisher nicht gelungen war. Sie hatten gewiss gegen mich intrigiert, und wenn sich auch die Führung der Condos Vasac dadurch nicht den Blick trüben ließ, so war sie doch gezwungen gewesen, meine Story kritischer zu durchleuchten, als sie ursprünglich beabsichtigt haben mochte.
Ein Offizier des Energiekommandos hatte mir nach meiner Ankunft auf der BIRASTAC-TAN denn auch sinngemäß erklärt, die akonische Wissenschaft hielte mein so genanntes Unitransfer-Mobil für einen ausgemachten Schwindel, auf den vielleicht die terranische, nicht aber die akonische Führung hereinfiele.
Ich grinste spöttisch und trank meinen Vurguzz in einem Zug aus. Natürlich hatte ich nichts davon, aber ich mochte mich nicht darauf verlassen, dass man sich nicht darum kümmerte, welche Anforderungen ich an meinen Versorgungsautomaten stellte.
Die Akonen sollten ruhig denken, ich hätte mich mit meiner angeblichen Erfindung eines Unitransfer-Mobils bei den terranischen Behörden nur wichtig machen wollen. Sie würden sich aber nicht darüber hinwegsetzen, dass Professor Lorb Weytchen trotzdem ein erfolgreicher Ultradim-Physiker und Chef des wichtigen Forschungszentrums LABO-T-4 auf dem Erdmond war. Eine solche Kapazität besaß immer noch genug Wissen, das eine Auswertung lohnte.
Zumindest würde man mich demnach nicht schon an Bord des Superschlachtschiffes umbringen, sondern irgendwo abliefern, wo in aller Ruhe das Fachwissen aus mir herausgeholt werden konnte.
Sollte ich also den eingeschüchterten terranischen Spezialwissenschaftler spielen, der aus Furcht und Geltungsbedürfnis alles ausplauderte, was er wusste?
Schon der Gedanke daran war mir zuwider. Ich, Sinclair Marout Kennon, und ein dienstbeflissener Sklave! Allerdings verdrängte ich diese Emotionen wieder. Wenn es die Aufgabe erforderte, würde ein USO-Spezialist seine Menschenwürde notfalls hintenansetzen.
Die entscheidende Frage hieß allerdings, ob ich in meiner Situation überhaupt noch eine nennenswerte Aufgabe besaß. Konnte ich der USO und der solaren Menschheit als isolierter Gefangener von Nutzen sein?
Die Antwort musste zwangsläufig »nein« sein.
Aber sie musste nicht so bleiben.
Vielleicht besserte sich meine Lage, sobald ich auf einem Planeten der Condos Vasac war.
Oder sie verschlechterte sich.
Ich musste einkalkulieren, dass die Mission von Grek-2113, jenem tapferen Maahk-Diplomaten, der die Rolle des verstorbenen Mutanten Gerzschko-1 übernommen hatte, fehlschlug, und dass die Akonen oder die Grossarts auf Baraloth seine Maske durchschauten.
Wenn das eintrat, ergab sich für die Condos Vasac zwangsläufig der Schluss, dass Professor Weytchen die wahre Identität des Maahks gekannt hatte, da er ihn ja auf den Weg nach Baraloth gebracht hatte.
In diesem Fall würde ich ausgespielt haben. Die Condos Vasac kannte natürlich das Psychogramm von Lorb Weytchen, wusste demnach auch, dass der Ultradim-Physiker psychisch ungeeignet für einen Agenteneinsatz war. Folglich läge es nach einer eventuellen Demaskierung Greks auf der Hand, dass ich den Professor nur spielte.
Ich richtete meine Messgeräte auf das Doppelschott. Die Impulsschlösser waren zwar kompliziert, aber für die Möglichkeiten meiner Vollprothese kein ernstzunehmendes Hindernis. Auch die Energieschirme draußen stellten für mich kein Problem dar. Wenn ich mich in meinen Deflektorschirm hüllte, würde ich sicher einen Beiboothangar erreichen und die BIRASTAC-TAN mit einem Beiboot verlassen können.
Sollte ich oder sollte ich nicht?
Ich war noch dabei, das Für und Wider eines Fluchtversuches abzuwägen, als ich mit den Mentaltastern zwei Personen ortete, die sich draußen auf dem Korridor näherten.
Sie hielten vor meiner Kabine an, und wenig später glitten die beiden Schotte zur Seite.
Draußen standen die beiden Akonen, die mich hergebracht hatten. Der eine winkte unmissverständlich mit seinem Lähmstrahler und sagte mürrisch:
»Los, raus hier, Weytchen!«
Der andere grinste hämisch und fügte hinzu:
»Ihr langgehegter Wunsch geht in Erfüllung, Terraner. Der Kommandant verlangt nach Ihnen.«
Ich sagte ihm, was der Kommandant meiner Meinung nach tun könnte, und erntete wütende Blicke. Danach wurde ich ziemlich grob in den Korridor gestoßen und aus dem Gefängnistrakt geführt.
Ich achtete nicht auf die Stöße und Beschimpfungen meiner Bewacher, sondern versuchte mir vorzustellen, was für ein Mensch der Kommandant war und was er von mir wollte.
Ich sollte eine Überraschung erleben.
*
Wir musterten einander schweigend, nachdem die Posten den hypermodern eingerichteten Raum verlassen hatten.
Mein Gegenüber mahnte mich sofort zu höchster Wachsamkeit. Er war ein zwei Meter großer, für einen Akonen außergewöhnlich beleibter Mann, dessen kleine Augen fast hinter den Fettwülsten des Gesichts verschwanden. Die rotbraunen Haare trug er im so genannten Cäsarenschnitt, wobei die Stirnfransen aussahen, als hätten Ratten daran genagt. Seine breiten Hände mit den wurstförmigen Fingern lagen auf der Tischplatte.
Was mich an ihm zur Vorsicht mahnte, war jedoch nicht die äußere Erscheinung, sondern die betont phlegmatische Haltung, die er zur Schau trug. Sein Blick wirkte so träge, als bereitete es ihm Mühe, gegen eine permanente Schläfrigkeit anzukämpfen.
Es hätte nicht einmal meiner Menschenkenntnis bedurft, um diese Maske zu durchschauen. Dazu genügte ein Blick auf das relativ unscheinbare Symbol an der linken Brustseite seiner Uniformkombination.
Es war das Symbol eines Tortmon, wie es nur hochgestellte Angehörige des Energiekommandos verliehen bekamen, die zu dem kleinen Kreis der Geheimnisträger Erster Klasse gehörten. Eine Schlafmütze aber rückte niemals bis in diesen Kreis auf, ganz abgesehen davon, dass sie auch keine Gelegenheit bekäme, ein Superschlachtschiff des Energiekommandos zu kommandieren.
Diese Überlegungen beanspruchten nur wenige Sekunden. Während der ganzen Zeit gelang es mir, mein Biomolplastgesicht den Zorn des in seiner Eitelkeit gekränkten Genies von eigenen Gnaden ausdrücken zu lassen.
Als meine Überlegungen abgeschlossen waren, entschloss ich mich zu einem kleinen Psychomanöver, um herauszubekommen, wie ich von meinem Gegenüber eingestuft wurde.
»Ich protestiere schärfstens gegen die würdelose Behandlung durch untergeordnete Männer!«, erklärte ich mit einem Schuss Unterwürfigkeit, mit der ein verschüchterter Mann seinen Protest vorgebracht hätte. »Man hat es unterlassen, mich mit meinem akademischen Titel anzureden!«
Im Gesicht des Kommandanten zeigte sich keine Regung, als er erwiderte:
»Das tut mir leid, Professor Weytchen. Aber gestatten Sie, dass ich mich Ihnen erst einmal vorstelle, bevor wir zur. Sache kommen. Mein Name ist Dyzka von Trokhu.«
Ich zuckte innerlich zusammen und hatte für einige Sekunden größte Mühe, die Gesichtszüge meiner Maske zu beherrschen.
Der Name Trokhu war wie kein anderer dazu angetan, mein Innerstes aufzuwühlen. Vor meinem geistigen Auge erschien das schöne Gesicht der akonischen Wissenschaftlerin Aykala von Trokhu, der Paranorm-Modulatorin, die auf Porsto-Pana zu meiner, Lorb Weytchens, Betreuung abkommandiert worden war.
Aykala!
Ich hatte sie geliebt und begehrt. Doch sie war mir, was Wunder bei der abstoßenden Erscheinung meiner Weytchen-Maske, mit eisiger Ablehnung begegnet, vor allem, da ich mich ja auch benehmen musste wie der echte Professor Weytchen.
Was mochte aus ihr geworden sein? Sicher war sie ums Leben gekommen.
Ich hatte versucht, sie zu retten, als ein explodierendes Raumschiff in unmittelbarer Nähe der Stadt Humarra abstürzte, doch sie hatte meine Hilfe abgelehnt, obwohl sie gestürzt war und sich mit einem gebrochenen Bein nur mühsam bewegen konnte. Ihre Abscheu vor dem körperlichen und charakterlich missgestalteten »Professor Weytchen« war soweit gegangen, dass sie ihre Strahlwaffe auf mich richtete, um mich aus ihrer Nähe zu vertreiben.
Und nun stand ich einem Angehörigen ihrer Familie gegenüber! Um meine Erschütterung und Verwirrung zu überspielen, blickte ich den Akonen erstaunt an und fragte:
»Dyzka von Trokhu? Sind Sie vielleicht verwandt mit der Wissenschaftlerin Aykala von Trokhu?«
»So, wie ein Vater mit seiner Tochter verwandt sein kann«, erwiderte der Tortmon.
Das war der zweite Schlag, der mich traf, seit ich Trokhus Zimmer betreten hatte.
Dyzka von Trokhu sollte Aykalas Vater sein? Dieser Koloss hatte eine so unglaubliche Schönheit gezeugt? Man konnte sich kaum einen krasseren Gegensatz vorstellen.
»Ihr Vater«, brachte ich mühsam hervor.
Dyzkas Augen verdunkelten sich für den Bruchteil einer Sekunde, dann musterten sie mich weiterhin mit der Gleichgültigkeit eines schläfrigen Reptils.
»Sie sind also ein Ultradim-Physiker«, sagte Dyzka gedehnt.
Ich reckte mich.
»Ich bin die größte Kapazität auf dem Gebiet der Ultradim-Physik im Solaren Imperium. Überall hat man mich mit Hochachtung behandelt, nur auf Ihrem Schiff nicht. Ich möchte ...«
»Schweigen Sie!«, befahl Dyzka. Er hatte leise gesprochen, aber mit autoritätsgewohnter Stimme, die keinen Widerspruch zuließ. »Sie befinden sich hier nicht im Solaren Imperium, und bisher haben Sie Ihre Qualifikation als Spitzenwissenschaftler noch nicht bewiesen.«
»Weil man mir keine Gelegenheit dazu gab!«, rief ich empört. »Stellen Sie mir die notwendige Ausrüstung und genügend Hilfskräfte zur Verfügung, und ich baue Ihnen mein Unitransfer-Mobil nach!«
»Und wie viel Zeit veranschlagen Sie dafür?«
»Das kommt ganz darauf an.«
»Soso! Übrigens, warum sind Sie so unhöflich, mir die Anrede mit meinem Titel zu verweigern?«
Ich heuchelte Verständnislosigkeit, obwohl ich genau wusste, dass der Akone mir eine Falle gestellt hatte. Er spielte natürlich auf sein Symbol an, das ihn als Tortmon auswies – und das kein terranischer Wissenschaftler kennen konnte.
Doch die Falle war für mich zu plump, als dass ich darauf hereingefallen wäre.
»Soll ich Sie mit ›Sir‹ oder mit ›Kommandant‹ anreden?«, fragte ich, scheinbar eingeschüchtert.
Er deutete auf sein Symbol.
»Hiermit natürlich, Professor Weytchen.« Seine Stimme klang liebenswürdig.
Ich ging zwei Schritte dichter an ihn heran, beugte mich vor und musterte das Symbol aus zusammengekniffenen Augen.
Stirnrunzelnd und stockend erwiderte ich:
»Es ist mir sehr peinlich, aber mein Gedächtnis für Rangsymbole ist nur schwach ausgeprägt. Selbstverständlich kenne ich das Symbol, mir fällt nur augenblicklich nicht ein, was es bedeutet. Sicher werde ich mich daran erinnern.«
»Es bedeutet, dass ich ein Tortmon bin.«
»Aha!« Ich ließ meinen Mund noch eine Weile offen, bevor ich ihn wieder schloss und überhastet hinzufügte: »Ja, natürlich, ein Totrom!« Ich schlug mir mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Jetzt erinnere ich mich natürlich. Bitte, verzeihen Sie meine Vergesslichkeit, Totrom.«
Dyzka von Trokhu ließ sich nicht anmerken, ob er über meine Reaktion enttäuscht war. Wahrscheinlich hatte er sich von seinem Trick ohnehin nicht viel versprochen.
»Tortmon!«, wiederholte er langsam und deutlich, damit ich mir den Titel richtig einprägen konnte.
»Tortmon«, wiederholte ich beflissen.
Aber natürlich durfte ich hier nicht die Schau eines dummen Augusts abziehen. Immerhin spielte ich die Rolle eines berühmten Wissenschaftlers.
Deshalb räusperte ich mich energisch, als würde ich mir soeben bewusst, dass ich dabei war, mir zuviel von meiner Würde zu vergeben, setzte mich unaufgefordert in einen Sessel und sagte: