Nr. 39
Raumschiff der Toten
Mord auf der MANISA CATO – ein Gegenagent funkt SOS
von H. G. Ewers
Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Mitte Oktober des Jahres 2408 Standardzeit.
Die Auseinandersetzung zwischen der USO, der von Lordadmiral Atlan geleiteten galaktischen Ordnungsmacht, und der Condos Vasac, dem galaktischen Verbrechersyndikat, spitzt sich immer weiter zu, und das Dunkel, das bisher die mysteriösen Beherrscher der CV-Lenkzentrale umgab, beginnt sich allmählich zu lichten.
Seit der Gefangennahme eines Grossarts und der Entdeckung von Baraloth, dem Hospitalplaneten, ist der eigentliche Gegner nicht mehr anonym. Und Atlan und seine USO-Spezialisten tun alles, um weitere Schlupfwinkel der Grossarts aufzuspüren. Drei von ihnen – nämlich Ronald Tekener, Sinclair M. Kennon, der Robotmensch, der sich kürzlich aus dem »Raumschiff der Gefangenen« befreien konnte, und Hall-Kat-To, einer von Kennons ehemaligen Mitgefangenen – werden aktiv, nachdem ein Gegenagent SOS gefunkt hat.
Sie übernehmen die MANISA CATO, das RAUMSCHIFF DER TOTEN ...
Atlan – Lordadmiral und Leiter der USO.
Terfer Honok – Ein Gegenagent funkt SOS.
Ronald Tekener, Sinclair M. Kennon und Hall-Kat-To – Die USO-Agenten übernehmen die Rolle von Toten.
Big Ben Special – Kleinster und frechster aller Siganesen.
Netemo Ahusth und Marlk Ropht – Kommandooffiziere der Condos Vasac.
Der Mann in dem halbdunklen Raum trug das Gewand eines thorzischen Tierfängers. Sein grün und braun geflecktes Gesicht verzog sich zu einer abscheulichen Grimasse, als er lächelte.
»Pronth hat guten Fang gemacht, sehr guten Fang, Hoher Herr«, sagte er in eigentümlichem Singsang.
Netemo Ahusth verschränkte die Arme vor der Brust und sagte verächtlich:
»Was soll das Gerede, Alter. Entweder zeigst du mir deine Ware oder du lässt es bleiben. Worte kann ich nicht kaufen!«
Pronth hob beschwörend die Hände.
»Keine Eile, Hoher Herr! Sytharer einmaliges Tier in Galaxis. Pronth anbieten für zwölftausend Verrechnungseinheiten für beste Kunden von Geschäft.«
Als Netemo Ahusth nicht darauf einging, seufzte der Tierfänger und ging zu einem Vorhang. Er zog ihn beiseite. Ein niedriges Tor aus Stein wurde sichtbar.
Pronth drehte den Kopf und machte eine einladende Geste.
»Geh voran, Alter!«, befahl Ahusth.
Der Tierfänger brummte etwas vor sich hin, dann stieg er die gewendelte Steintreppe hinab, die hinter dem Tor begann. Grünliches Dämmerlicht erfüllte den Treppenschacht und warf grotesk verzerrte Schatten an die Wand.
Netemo Ahusth folgte dem Thorzer mit der Vorsicht, die allen Vertretern dieses Volkes gegenüber angebracht war. Es hieß, dass schon viele Akonen im thorzischen Stadtviertel von Ehembor verschwunden seien. Dabei handelte es sich zwar nur um Gerüchte, aber Tatsache war, dass die Vermisstenrate auf dem Planeten Galazin höher war als auf allen anderen von Akonen besiedelten Planeten der Galaxis. Man hatte bisher in keinem Fall feststellen können, was aus den Vermissten geworden war.
Die Wendeltreppe führte zu einem feuchtkalten Gewölbe, an dessen Steinmauern große Wassertropfen perlten. Dort, wo der Lichtschein der verschmutzten Leuchtplatten am stärksten war, wuchsen hellgrüne Moose. Weißliche Pilzfäden wucherten in den Steinfugen.
Pronth ging leicht vornübergebeugt zur gegenüberliegenden Seite des Gewölbes und öffnete eine verschimmelte Holztür. Sie schwang völlig lautlos zurück, was den Eindruck von Verwahrlosung Lügen strafte.
Hinter der Tür erblickte Ahusth einen langen Korridor, in dessen Wände vergitterte Käfige eingelassen waren. Die meisten waren besetzt. Seltsame Tiere drängten sich an den Gittern oder drückten sich an die Rückwände ihrer Käfige. Ausdünstungen aller vorstellbaren Provenienzen schlugen dem Akonen entgegen. Er spürte, wie sich sein Magen hob.
»Wo ist der Sytharer?«, fragte Ahusth unwillig.
Pronth wandte sich um und sah seinen Kunden aus unergründlichen Augen an. Dann deutete er nach vorn.
»Dort sein Käfig mit Traumschleicher von Syth, Hoher Herr. Mir folgen bitte!«
Er ging schneller und blieb vor dem bezeichneten Käfig stehen. Seine Hände legten sich gegen die Wand daneben. Plötzlich wurde es dunkel. Etwas klirrte, dann folgten zwei dumpfe Schläge.
Der Akone hatte etwas Ähnliches erwartet. Seine Hand drückte eine bestimmte Stelle seiner Gürtelschnalle. Im nächsten Moment bauten sich der Energieschirm und der Deflektorschirm um Netemo Ahusth auf.
Keinen Augenblick zu früh.
Im grellen Licht einer Entladung erblickte Ahusth ein großes krallenbewehrtes Tier, das sich vor seinem Energieschirm im Todeskampf krümmte.
Der Akone beförderte eine Leuchtbombe durch die Strukturlücke seines Schutzschirms. Plötzlich lag der Gang in weißes Licht getaucht da. Mehrere Käfige waren geöffnet, und grässlich anzuschauende Lebewesen sprangen aus ihnen in den Gang. Sie kreischten, heulten und fauchten. Da sie aber Ahusth wegen des Deflektorschirms nicht sofort wittern konnten, irrten sie ziellos umher.
Netemo Ahusth zog den Impulsstrahler, schaltete die Strukturlückenautomatik ein und schoss die Tiere systematisch nieder.
Doch Pronth hatte seine Tricks noch nicht alle ausgespielt. Plötzlich sank der Boden des Korridors rasch ab. Ahusth überlegte kurz, die Hand auf dem Schalter des Antigravgeräts, dann verzichtete er darauf, sich gewichtslos zu machen. Statt dessen aktivierte er den Minikom an seinem Handgelenk und sandte die zwischen ihm und Marlk Ropht vereinbarte Impulsfolge aus.
Der thorzische Tierfänger musste die Funksignale aufgefangen haben, denn kurz darauf kam der Boden des Korridors zum Stillstand, und eine Stimme sagte:
»In Ordnung, Hoher Herr. Sie haben den Test bestanden. Es ist alles in Ordnung.«
Ahusth grinste zynisch.
»Das freut mich, Alter. Lass dich sehen!«
»Pronth gleich kommen, Hoher Herr. Sie Test bestanden, Sie erhalten Traumschleicher von Syth geschenkt. Aber nichts tun dem alten armen Pronth.«
»Ich tue dir nichts, Alter.«
Der Gangboden setzte sich abermals in Bewegung, diesmal aufwärts. Als er knackend in der Normalstellung einrastete, hörte Netemo Ahusth das Krachen starker Entladungen und das Poltern von Trümmern. Marlk Ropht war unterwegs.
Der Akone schaltete den Deflektorgenerator aus und wurde damit wieder sichtbar. Am Ende des Korridors öffnete sich – ein Gegensatz zu dem Steingewölbe – ein Panzerschott. Der Tierfänger trat durch die Öffnung. Er zitterte an allen Gliedern – und dazu hatte er allen Grund, denn hinter ihm erschien Marlk Ropht im Kampfanzug und in Begleitung zweier Kampfroboter.
Pronth deutete durch ein Käfiggitter und sagte:
»Dort sein Traumschleicher, Hoher Herr. Kostbares Tier. Das einzige seiner Art. Alle anderen ausgestorben.«
Netemo Ahusth trat näher und blickte durch das Gitter. Er sah auf einer flachen großen Schale eine pulsierende rosa Masse von der Größe eines menschlichen Gehirns, umgeben von einem gelblichen Leuchten.
»Das ist Moorv, der Traumschleicher von Syth«, sagte Pronth. »Er gehört Ihnen.«
»Hole ihn heraus!«, befahl Ahusth.
Der Tierfänger öffnete das Gitter und nahm den Traumschleicher heraus. Er hielt ihn auf den beiden Handflächen. Die rosa Masse pulsierte stärker, sonst war keine Reaktion zu erkennen.
»Ich brauche noch einen Transportbehälter!«, sagte Ahusth.
Pronth griff abermals in den Käfig, nahm einen durchbrochenen Metallplastikbehälter in Form einer flachen Kugel heraus, legte den Traumschleicher hinein und schloss den Behälter. Dann hielt er ihn dem Akonen an dem Tragegriff der oberen Kugelschale entgegen.
»Sie versprochen, mir nichts tun, Hoher Herr«, sagte er zögernd.
»Selbstverständlich«, erwiderte Ahusth und nahm dem Alten den Transportbehälter ab. »Ich tue dir nichts, Alter.«
Er nickte Marlk Ropht zu.
»Man muss sein Wort halten, Ropht. Also erledigen Sie das bitte.«
Der Tierfänger schrie auf, als er nach Rophts Befehl von einem der Kampfroboter ergriffen und fortgeschleppt wurde. Kurz darauf erscholl eine Entladung. Das Schreien brach ab.
Netemo Ahusth blickte auf seinen Chronographen und sagte gelassen:
»Gehen wir, Ropht. Die MANISA CATO wartet nicht.«
Etwa eine Stunde später befand sich Netemo Ahusth an Bord der MANISA CATO, eines Kugelschiffes mit stark abgeplatteten Polen und einem Äquatordurchmesser von 125 Metern. Das Schiff startete vom Planeten Galazin, beschleunigte mit hohen Werten und verschwand im Zwischenraum.
Einige Zeit nach dem Beginn des Linearmanövers wandte sich Terfer Honok, der Kommandant der MANISA CATO, zu Ahusth um.
»Sie und Ropht sind sehr spät an Bord gekommen. Wozu hatten Sie eigentlich die beiden Kampfroboter gebraucht?«
Netemo Ahusth grinste.
»Wir waren bei einem thorzischen Tierfänger und haben einen vorteilhaften Kauf getätigt.«
»Sie waren im thorzischen Viertel von Ehembor?« Honok lachte. »Natürlich, dort ist man sicherer, wenn man Kampfroboter mitnimmt. Was haben Sie denn gekauft?«
Ahusth zögerte. Er wusste keinen Grund, warum er seinem Kommandanten etwas verheimlichen sollte. Dennoch folgte er einer gefühlsmäßigen Eingebung, die ihm riet, mit einer Lüge zu antworten.
»Ein Schmucktier. Es sieht aus wie ein rosa Gehirn und ist von einem gelblichen Leuchten umgeben. In einer entsprechenden Schale untergebracht, ziert es jede Kabine.«
»Und was haben Sie dafür bezahlt?«
»Der Händler verlangte zwölftausend Verrechnungseinheiten.«
»Zwölftausend ...? Das haben Sie ihm sicher nicht bezahlt.«
»Gewiss nicht. Noch dazu, wo er mein Leben als Zugabe haben wollte. Ich habe den Preis auf Null heruntergehandelt und sein Leben als Zugabe genommen.«
Terfer Honok blickte Ahusth erschrocken an.
»Sie haben ihn ermordet? Das hätten Sie nicht tun sollen, Ahusth. Auch wenn der Händler versucht hatte, Sie zu ermorden. Warum haben Sie ihn nicht auf unserer Polizeistation eingeliefert?«
Wegwerfend antwortete Netemo Ahusth:
»Wer mir ans Leben will, den bringe ich um. Außerdem hätte man mich auf der Polizeistation festgehalten, bis das Protokoll fertig gestellt wäre. Dann hätten Ropht und ich das Schiff nicht mehr erreicht.«
Als Terfer Honok darauf nichts erwiderte, lächelte Ahusth zufrieden. Sein Kommandant mochte über den Fall denken, wie er wollte, kein Offizier des akonischen Energiekommandos würde einen anderen den Behörden ausliefern. Ganz abgesehen davon, dass die Haft nur wenige Stunden gedauert hätte. Die Führung des Energiekommandos deckte ihre Leute, solange sie nicht gegen die Grundsätze der Organisation verstießen. Mord an Angehörigen fremder Völker aber verstieß nicht gegen die Grundsätze der Organisation.
Nach dem ersten Orientierungsvermögen erfolgte die Ablösung. Netemo Ahusth zog sich in seine Kabine zurück. Er öffnete den Transportbehälter und musterte den Traumschleicher. Danach stellte er die untere Behälterschale unter eine Apparatur und schaltete das Gerät ein.
Es handelte sich um einen so genannten Impulsumwandler, der die Gedankenimpulse eines Lebewesens in dreidimensionale farbige Bilder umwandelte. Ahusth hatte sich das Gerät besorgt, als er von dem Traumschleicher erfuhr, den Pronth erworben hatte. Pronth war sicher in der Überzeugung gestorben, Ahusth könnte mit dem Tier nichts anfangen. Aber da hatte er sich geirrt. Ahusth wäre niemals zu dem Tierfänger gegangen, wenn er nicht gewusst hätte, was ein sytharischer Traumschleicher war. In Geheimunterlagen war er zufällig auf eine Abhandlung über diese Lebewesen gestoßen. Darin hatte es geheißen, dass die Traumschleicher vor elf Standardjahren ausgestorben seien – ein Grund mehr, sich des letzten Exemplars zu bemächtigen.
Netemo Ahusth schaltete den Impulswandler an, nachdem er Moorv und sich mittels Elektroden mit dem Gerät verbunden hatte.
Er produzierte eine Bildfolge auf dem Schirm, die eine Aufforderung enthielt. Ein Laie hätte das niemals fertiggebracht, aber Ahusth war während seiner Ausbildung auch darin geschult worden.
Kurz darauf kam die Antwort des Traumschleichers. Sie bedeutete, dass er sich in die Träume der Besatzungsangehörigen einschleichen wolle. Jedenfalls in die jener Männer, die gerade schliefen.
Amüsiert verfolgte Ahusth die Bilder, die der Sytharer auf den Schirm projizierte. Dieses seltsame Wesen konnte sich in die Träume anderer Lebewesen »stehlen« und die meist symbolische Bedeutung gewisser Traumszenen entschlüsseln.
Es war interessant und belustigend, an den Träumen anderer Menschen teilzunehmen.
So lange jedenfalls, bis Ahusth auf dem Schirm neben dem verwaschenen Gesicht des Kommandanten das Gesicht des gefährlichsten Gegners des Energiekommandos und der Condos Vasac erblickte: das Gesicht von Lordadmiral Atlan.
Sowohl Atlan als auch Terfer Honok trugen die Dienstkombinationen der USO, und Atlan sprach gerade mit Honok darüber, dass es notwendig sei, das Kommando über ein Schiff des Energiekommandos zu bekommen, das Sonderaufträge für die Grossarts erledigte. Terfer Honok erklärte sich bereit dazu und deutete an, dass er gute Aussichten habe, Kommandant des Spezialschiffes MANISA CATO zu werden.
Ahusth verschlug es die Sprache.
Doch als er erfuhr, dass außer Honok noch sechzehn andere Akonen, die für die USO arbeiteten, an Bord der MANISA CATO gehen würden, schäumte er vor Zorn ...
*
Terfer Honok wälzte sich unruhig in seinem Pneumobett hin und her. Im Traum stand er wieder vor Lordadmiral Atlan und sprach über seinen nächsten Einsatz. Die Besprechung hatte auf einem Geheimsatelliten des Dunkelplaneten Woongdoar stattgefunden.
»Wir vermeiden es prinzipiell, die Angehörigen eines Volkes gegen Organisationen ihres Volkes einzusetzen«, sagte Atlan ernst. »Im vorliegenden Fall halte ich es jedoch für vertretbar, Ausnahmen zu machen, da die fremden Beherrscher der Condos Vasac auch eine Gefahr für das akonische Volk darstellen.«
»Ich weiß«, antwortete Honok. »Außerdem ist die Condos Vasac nicht identisch mit meinem Volk. Es handelt sich um eine verbrecherische Organisation, die mit allen Mitteln bekämpft werden muss.«
»Ich bin sehr froh, dass Sie es so klar sehen, Spezialist Honok«, erwiderte der Lordadmiral. »Einer meiner Gründe dafür, Sie und zahlreiche andere Spezialisten akonischer Abstammung auf bewährte Art ins Energiekommando einzuschleusen, war die Hoffnung, dass Sie durch eigenen Augenschein zum richtigen Schluss kämen.«
Terfer Honok lächelte.
»Sie dürfen versichert sein, Lordadmiral, dass wir nicht nur zum richtigen Schluss gekommen sind, sondern bereits gehandelt haben. Zur Zeit wird ein Spezialschiff des Energiekommandos, die MANISA CATO, für einen Einsatz vorbereitet. Es gelang mir, mit der Zusammenstellung der Besatzung beauftragt zu werden.
In wenigen Wochen soll die MANISA CATO eine geheime Hauptwelt der Grossarts anfliegen. Dort wird der eigentliche Auftrag erteilt werden. Ich konnte nicht ermitteln, worin er bestehen soll, aber da auf dem Schiff vier Druckkammern für eine Hochdruckatmosphäre aus Wasserstoff, Methan und Ammoniak installiert wurden, erhalten wir vielleicht Besuch von Maahk-Mutanten.«
»Das ist ausgezeichnet!«, sagte Atlan. »Wie viel unserer Leute können Sie auf der MANISA CATO unterbringen?«
»Außer mir noch sechzehn Spezialisten meines Volkes, Lordadmiral. Darunter Zika Voorkus, der sich bereits mehrfach bewährt hat.«
»Und wie groß ist die Gesamtbesatzung?«
»Zwanzig Personen.«
»Das ist eine günstige Ausgangsposition für Ihren Einsatz, Spezialist Honok. Ein Verhältnis von siebzehn zu drei; unter so hervorragenden Bedingungen hat noch keine Einsatzgruppe der USO gearbeitet. Ich beauftrage Sie hiermit, die kosmonautischen Positionsdaten aller Grossart-Welten zu ermitteln, die Sie anfliegen, und alle nur denkbaren Informationen zu sammeln. Ansonsten lasse ich Ihnen völlig freie Hand. Sobald Ihr Auftrag beendet ist, melden Sie sich mit dem Kennsignal. Ich werde dann veranlassen, dass jemand Verbindung mit Ihnen aufnimmt.«
Terfer Honoks Traum verblasste. Der Akone glitt in einen anderen Traum hinüber, in dem er von rosafarbenen pulsierenden Lebewesen verfolgt wurde.
Schweißgebadet wachte er auf.
Eine Weile saß Honok in seinem Bett und starrte in die Dunkelheit seiner Kabine, die durch die grünen Kontrolllichter des Interkoms so gut wie gar nicht aufgehellt wurde.
Dann stand er auf, ging zum Versorgungsautomaten und tastete ein Glas Mineralwasser. Während er es in kleinen Schlucken trank, wich die Beklemmung, die der letzte Teil seines Traumes erzeugt hatte.
Terfer Honok stellte das geleerte Glas ab und legte sich wieder hin. Aber er war zu wach, um gleich wieder einzuschlafen. Er dachte an seine Spezialistenausbildung zurück, an seine Gespräche mit Atlan und an seine Erfahrungen, die er nach dem »Einsickern« ins Energiekommando erworben hatte. Zwar waren nicht alle Offiziere des Energiekommandos so gewissenlose Verbrecher wie Netemo Ahusth, aber zumindest die, die gleichzeitig für die Condos Vasac arbeiteten, hatten mehr oder weniger kriminelle Neigungen.
Am meisten aber bedrückte es Honok, dass so viele Angehörige des Energiekommandos es gleichgültig hinnahmen, dass die Condos Vasac von Fremden, den Grossarts, beherrscht wurde. So war das galaktische Syndikat nach und nach zum Instrument einer fremden Macht umfunktioniert worden.
Nichtmenschliche beherrschten die Organisation des am weitesten entwickelten Volkes der Galaxis!
Nicht, dass Terfer Honok das galaktische Syndikat billigte, aber er liebte seine Heimat und sein Volk und hätte früher nie auch nur im Traum daran gedacht, gegen das Energiekommando zu arbeiten. Erst die Entwürdigung seines Volkes durch den Verrat des Energiekommandos an die Fremden hatte ihm klargemacht, dass er am meisten für sein Volk tun konnte, wenn er als Spezialist der USO gegen die Condos Vasac kämpfte.
Honok entspannte sich und schlief wieder ein.
Als er erwachte, war noch über eine Stunde Zeit bis zum Dienstantritt in der Hauptzentrale. Er duschte sich und zog die Bordkombination an, dann tastete er ein kleines Frühstück. Dabei dachte er, dass der Betrieb in einem Schiff der USO nicht hätte anders ablaufen können als hier.
Nach dem Frühstück stellte er fest, dass ihm immer noch eine halbe Stunde Zeit verblieb. Er beschloss, Zika Voorkus in seiner Kabine aufzusuchen.
In diesem Moment summte der Türmelder.
Honok aktivierte die Öffnungsautomatik. Das Schott glitt zur Seite; in seinem Rahmen stand Voorkus.
Voorkus legte den Finger auf die Lippen und trat ein. Als das Schott sich geschlossen hatte, brachte er ein kleines stabförmiges Gerät zum Vorschein. Er schaltete es ein und ging in der Kabine umher. Dann schaltete er es schulterzuckend wieder aus.
»Können Sie mir verraten, was das zu bedeuten hat?«, fragte Terfer Honok, obwohl er ahnte, warum Voorkus sich so seltsam verhielt.
»Nicht genau, Honok, noch nicht genau. Aber Ciril Purpas und Brog Durstong sind verschwunden.«
Honok runzelte die Stirn. Purpas und Durstong gehörten zu den siebzehn Agenten der USO.
»Wie kann auf einem Raumschiff jemand verschwinden, Voorkus? Sie glauben doch nicht etwa, dass die drei echten Kommandooffiziere dahinterstecken?«