Nr. 60
Die Robot-Rebellen
Sabotage auf Luna – eine Biopositronik spielt verrückt
von Ernst Vlcek
Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Mitte des Jahres 2841. Dieses 29. Jahrhundert ist eine Zeit, in der die solare Menschheit oder die Menschheit von den Welten der ersten Siedlungswelle wieder nach den Sternen greift und sich weiter im All ausbreitet. Es ist eine Zeit der großen Erfolge und großen Leistungen – es ist aber auch eine Zeit der Gefahren und eine Zeit, in der Rückschläge nicht auf sich warten lassen.
Ein solcher Rückschlag für die solare Menschheit scheint sich anzubahnen, als die ROPOS-1, der erste vollautomatische Robotraumer des Experimentalkommandos, vom Planeten Helderon kommend, mit Verspätung ins Solsystem einfliegt. Es kommt zu seltsamen, unerklärlichen Ereignissen, die immer weitere Kreise ziehen.
Die Solare Flotte, die Abwehr und die USO müssen eingeschaltet werden, und Perry Rhodan und Lordadmiral Atlan nehmen persönlich am Einsatz teil, der geführt wird gegen DIE ROBOT-REBELLEN ...
Perry Rhodan – Der Großadministrator greift zu einer Notlüge.
Atlan und Allan D. Mercant – Chefs der USO und der Solaren Abwehr.
Ard Quentin – Leiter der Quarantänestation auf Pluto.
NATHAN – Die Biopositronik ist »entsetzt«.
Osmal Lavista, Jeau Layeau und Edward G. G. Tonzer – Drei Verdächtige auf Luna.
Als sich die Tore der »Quarantänestation Pluto« für Osmal Lavista öffneten, holte er erst einmal tief Luft.
Vier Tage lang war er mit Tieren aus allen Teilen der Galaxis, mit Fremdwesen und Menschen der verschiedensten Völker auf engstem Raum zusammengepfercht gewesen – nur durch sterilisierende Energiewände getrennt. Er genoss den ersten Schritt in die Freiheit.
Eine Weile stand der Imarter nur da; den tonnenförmigen Brustkorb aufgebläht wie einen Luftballon, ließ er seine braunen Augen langsam durch die Halle wandern. Als er die beiden Männer erblickte, strich er sich über das bürstenkurz geschnittene, violett schimmernde Haar. Seine zartgrüne Gesichtshaut wurde um eine Nuance dunkler, um seine Mundwinkel spielte ein Lächeln des Erkennens.
Er ging den beiden Männern auf halbem Wege entgegen, die ihn ebenfalls gesehen hatten und auf ihn zukamen.
Lavista schüttelte dem größeren der beiden, der ein Afroterraner war, die Hand. Dabei sagte er:
»Eigentlich habe ich gehofft, dich unter erfreulicheren Umständen wiederzusehen, Ard. Verdammt, ihr habt mich vier Tage lang schmoren lassen! Wenn ihr das mit jedem Einreisenden so macht, dann kommt bald niemand mehr ins Solsystem.«
Ard Quentin, Virologe und Kommandant der »Quarantänestation Pluto«, erwiderte den Händedruck und sagte schmunzelnd:
»Das nächste Mal halte dich an die bekannten Routen und fliege keine Gefahrenwelten an, dann ersparst du dir die Quarantäne. Du kannst froh sein, dass sich keine Komplikationen eingestellt haben, sonst hätten wir dich länger unter Beobachtung halten müssen. Übrigens, darf ich dir Dr. Jorn Pillard vorstellen? Er ist Xenobiologe und wird nach meinem Ausscheiden die Plutostation übernehmen. Jorn, das ist Osmal Lavista von Imart, Großwildjäger, Prospektor, Forscher und so weiter.«
Der Imarter ergriff die dargebotene Hand des um gut dreißig Standard-Jahre jüngeren Terraners. Er war etwa 1,85 Meter groß, hellhäutig und besaß ein scharfgeschnittenes Gesicht, in dem graugrüne Augen funkelten. Aus ihnen sprach Misstrauen und Ehrgeiz – eine Mischung, die Osmal nicht besonders behagte. Er stufte den Xenobiologen als »Streber« ein und konnte ihm deshalb nur wenig Sympathie entgegenbringen.
»Freut mich, Sie kennenzulernen, Lavista«, sagte Jorn Pillard mit erzwungener Freundlichkeit. »Dr. Quentin hat mir schon viel von Ihnen erzählt. Es stimmt doch, dass Sie zusammen auf einem Explorerschiff tätig waren?«
»Das ist schon lange her.« Lavista winkte ab. Er blickte den Virologen an. »Hast du ein paar Minuten für mich Zeit? Ich hätte mit dir gerne einiges besprochen.«
»Deswegen bin ich hier«, sagte Quentin ernst. »Als ich erfuhr, dass du aus der Quarantäne entlassen werden sollst, habe ich alle anderen Termine abgesagt. Im Restaurant ist ein Platz für uns reserviert.«
»Ich will Sie nicht stören, wenn Sie gegenseitig Erinnerungen austauschen. Ich muss mich sowieso noch mit meiner Tätigkeit vertraut machen.«
»Kommt gar nicht in Frage, dass Sie sich zurückziehen, Jorn«, wehrte der Kommandant der Quarantänestation ab. »Ich möchte, dass Sie Osmal besser kennen lernen, denn Sie werden in Zukunft noch oft mit ihm zu tun haben. Außerdem wollen wir keine Privatangelegenheiten besprechen. Es geht auch Sie an.«
*
Die »Quarantänestation Pluto« war ein riesiges Kuppelgebäude, das in zwei streng voneinander isolierte Sektoren unterteilt war.
In dem einen Sektor wurden einreisende Intelligenzwesen und Tiere untergebracht, die in dem Verdacht standen, von unbekannten oder gefährlichen Krankheitserregern ferner Welten befallen zu sein. Sie blieben solange in der Quarantänestation, bis alle Zweifel beseitigt waren – erst dann durften sie zu den inneren Planeten des Solsystems weiterreisen. In der Regel wurden sie nach mehrstündigen Untersuchungen in den allgemein zugänglichen Sektor des Plutostützpunktes entlassen.
Dieser Sektor war wiederum in zwei Bereiche unterteilt. In dem einen waren die technischen Anlagen, wie Funk- und Ortungszentrale, und die Mannschaftsunterkünfte, in dem anderen die Hotels, Bars und andere Vergnügungsetablissements untergebracht. Es gab sogar ein Solarium, das mit seinem See, den Lagunen, dem tropischen Park und seiner Kunstsonne vergessen machen sollte, dass Sol an die vierzig Astronomische Einheiten entfernt war.
Pluto, äußerster Planet, etwas größer als die Erde, jedoch atmosphärelos, tot, kalt, war nicht nur ein wichtiger Stützpunkt der Solaren Flotte, sondern auch ein beliebtes Ausflugsziel für die Terraner.
Es kam jedoch öfters vor, dass Pluto zum Sperrgebiet erklärt wurde und für diese Zeitspanne den Touristen nicht zugänglich war. Der Ausnahmezustand wurde immer dann ausgerufen, wenn man Forschungsexpeditionen oder auch Militärkommandos aus den Tiefen des Alls zurückerwartete, bei denen von vornherein der Verdacht einer Verseuchung bestand.
Als Osmal Lavista mit den beiden Terranern das Restaurant betrat, ahnte er sofort, dass dieser Fall eingetreten sein musste. Schon in den Korridoren und Geschäftsstraßen war ihm aufgefallen, dass sie praktisch verlassen waren. Hier war es ähnlich. Er erblickte nur wenige Privatpersonen – eine zwanzigköpfige Springersippe, drei Blues und ein halbes Dutzend Ertruser, die man wahrscheinlich bei der Einreise ins Solsystem aus naheliegenden Gründen hier gestoppt hatte.
Obwohl auch einige Männer und Frauen der Mannschaft hier ihre Freizeit verbrachten, war das Lokal zu drei Vierteln leer. Zu anderen Zeiten konnte man sich glücklich schätzen, wenn man hier überhaupt einen Platz bekam.
»Sehr vorsorglich von dir, dass du einen Tisch hast reservieren lassen, Ard«, spottete Osmal, nachdem er zusammen mit den beiden Terranern an einem der rückwärtigen Tische Platz genommen hatte.
»Das ist so eine Angewohnheit von mir«, sagte Quentin.
»Warum habt ihr den Stützpunkt geräumt?«, fragte Lavista wie nebenbei.
Quentin und Pillard wechselten einen schnellen Blick, bevor der Kommandant der Station sagte:
»Pluto wurde vor zwei Wochen geräumt, weil für den fünften Mai ein Schiff erwartet wurde, das den Planeten Helderon angeflogen hatte. Jetzt ist es bereits zehn Tage überfällig.«
Der Imarter stieß einen Pfiff aus.
»Sprichst du von jenem Planeten, den Ewald Helderon von der EX-1604 im Januar vergangenen Jahres entdeckte – 24.311 Lichtjahre von Terra entfernt im Blues-Sektor?«
Quentin nickte.
»Wenn du soviel weißt, dann wird dir auch bekannt sein, dass Helderon damals gar nicht erst landete, weil ihm eine Untersuchung mit Robotsonden zeigte, dass die an und für sich atembare Atmosphäre mit gefährlichen Viren durchsetzt war. Nun wurde vor über drei Monaten, am 11. Februar, ein Robotschiff gestartet, das Helderon genauer unter die Lupe nehmen sollte. Die Rückkehr der ROPOS-1 war auf den 5. Mai festgesetzt, aber wir warten immer noch vergeblich auf sie. Du kannst dir denken, dass nicht nur unsere Station darüber in Aufruhr geraten ist.«
Lavista nickte zustimmend. Er tippte seine Bestellung in der Tastatur der Tischplatte ein. Dann fragte er:
»Habe noch nie von ROPOS-1 gehört. Etwas Neues?«
Jorn Pillard räusperte sich. »Ich fürchte, wir können Ihnen darüber keine näheren Auskünfte geben. Geheim – Sie verstehen?«
»Na, nun übertreiben Sie nicht gleich, Jorn«, meinte Quentin lachend. »Ein solches Geheimnis ist es auch wieder nicht. Schließlich weiß die gesamte Mannschaft Bescheid. Die ROPOS-1 ist ein vollrobotisches Forschungsschiff, das auf der Zelle eines Schweren Kreuzers aufgebaut wurde, also 250 Meter durchmisst. Es handelt sich dabei um den ersten Großversuch dieser Art, mit dem das terranische Experimentalkommando eine Pioniertat setzen wollte. Eine weitere Besonderheit ist es, dass sich fünfzig Posbis an Bord befinden – dazu noch eine Fülle erprobter und auch neuartiger Robotmaschinen aller Art. Eine rein robotische Forschungsexpedition dieser Größenordnung hat es vorher noch nie gegeben. Es muss irgend etwas schiefgegangen sein.«
Lavista hatte schweigend zugehört. Jetzt warf er Jorn Pillard einen belustigten Blick zu und sagte:
»Sprechen wir besser nicht mehr davon. Dein Stellvertreter wirkt bereits äußerst nervös. Wechseln wir lieber auf ein Thema über, das mich persönlich mehr interessiert. Zum Beispiel, meine Tiere. Ich habe schon in der Quarantäne erfahren, dass du sie noch eine Weile zurückhalten möchtest. Aus welchem Grund?«
Quentin lehnte sich zurück, als sich im Tisch eine Klappe öffnete und ein Gelenkarm die Getränke servierte. Er nippte an seinem Glas und seufzte:
»Das ist eine unangenehme Sache, Ossi.« Er nannte Osmal Lavista nur selten bei seinem Kosenamen – und immer nur dann, wenn unangenehme Dinge zur Sprache kamen.
Quentin fuhr fort: »Wir haben festgestellt, dass alle Tiere Träger einer unbekannten Bakterienart sind. Bei den Tieren, die du auf Lorio Traiser gefangen hast, zeigten die Bakterien keine Wirkung. Also dürften sie die Bakterien eingeschleppt haben und eine natürliche Immunität gegen sie besitzen. Ja, es gibt sogar Anhaltspunkte dafür, dass sie mit ihnen eine Symbiose eingegangen sind und ohne diese Parasiten nicht mehr existieren können. Die anderen Tiere jedoch zeigen besorgniserregende Krankheitssymptome. Ich will dich nicht beunruhigen, denn ich bin überzeugt, dass wir bald ein Mittel gegen die Bakterien gefunden haben und die kranken Tiere heilen können. Die Lorio-Traiser-Tiere dagegen können wir nicht heilen, denn sie sind nicht krank. Wenn wir bei ihnen die Bakterien abtöteten, würden wir auch sie töten. Ist das klar?«
»Vollkommen«, bestätigte Lavista. »Ich verstehe nur nicht, warum du nicht wenigstens die Lorio-Traiser-Tiere freigibst. Es sind Prachtexemplare, und die terranischen Zoos werden sie mir aus den Händen reißen. Im Vertrauen, Ard, ich benötige das Geld dringend. Die METHUSALEM hätte eine bitter nötig.«
Ard Quentin schüttelte bedauernd den Kopf.
»Ich habe dir gerade zu erklären versucht, dass du die Lorio-Traiser-Tiere wahrscheinlich abschreiben kannst. Wenn sie selbst immun sind, so infizieren sie jedoch die anderen Tiere. Einer dieser Bakterienträger könnte ausreichen, um die gesamte Tierwelt Terras anzustecken und im Endeffekt vielleicht sogar auszurotten. Menschen werden von den Bakterien nicht angegriffen, das haben wir an deinem Beispiel gesehen, aber Tiere jeder Art sind gefährdet. So, jetzt weißt du, wie die Dinge liegen.«
Osmal Lavista starrte schweigend auf das Glas, das vor ihm stand. Als er aufsah, blickte er Quentin fest in die Augen.
»Gibt es keine Hoffnung, Ard? Der Verlust der Lorio-Traiser-Tiere würde mich vierhunderttausend Solar kosten.«
»Ich sehe keine Möglichkeit, die Tiere zu retten. Wir werden versuchen, sie von den Parasiten zu befreien. Aber so wie ich es sehe, werden sie das nicht überleben. Rechne besser nicht mit ihnen.«
Lavista starrte düster vor sich hin. Er hatte mit einem Erlös von achthunderttausend Solar gerechnet. Sechshunderttausend hätte er dafür aufgewendet, um die METHUSALEM in den Docks von Luna überholen zu lassen. Mit dem Rest wollte er die Ausrüstung für seine nächste Expedition besorgen. Nun sah es so aus, als würde er nicht so schnell zu seiner nächsten Safari starten können. Sicher, es gab noch die Möglichkeit, irgendeinen reichen Sonntagsjäger zu finden, der die Reise finanzierte, aber davon wollte er nichts wissen.
»Tut mir leid, Ossi, aber das sind die Tatsachen«, sagte Quentin leise.
»Da kann man nichts machen«, seufzte Lavista. »Dann werde ich eine Weile im Solsystem bleiben müssen und Touristenreisen veranstalten, bis ich das Geld für eine neue Safari beisammen habe.«
»Ich wusste, dass du es mit Fassung tragen würdest.« Quentin war erleichtert. »Mit dem Erlös für die anderen Tiere kannst du immerhin die Reparaturarbeiten an deinem Schiff finanzieren. Ich werde alles tun, dass sie in einigen Tagen geheilt sind.«
»Sieh zu, dass es nicht zu lange dauert, Ard«, bat Lavista. »Ich werde inzwischen die METHUSALEM auf Luna überholen lassen und mit den irdischen Zoos Vorverhandlungen führen.«
»Wärest du interessiert, einen Frachttransport zum irdischen Mond zu übernehmen?«, fragte Quentin. »Du würdest damit einen beachtlichen Gewinn einstreichen. Seitdem der Ausnahmezustand verhängt wurde, dürfen auf Pluto keine Transportschiffe mehr landen, so dass sich hier allerhand angesammelt hat, das für Luna bestimmt ist. Übernimmst du den Transport?«
»Natürlich, Ard. Lasse alles auf die METHUSALEM verladen. Ich möchte so schnell wie möglich starten.«
Sie prosteten einander zu. Gerade als Quentin sein Glas wieder absetzte, erklang eine monotone Frauenstimme aus den Lautsprechern der Rufanlage.
»Major Dr. Ard Quentin bitte sofort in die Ortungszentrale kommen! Major Dr. Ard Quentin ...«
Der Afroterraner hatte schon nach dem ersten Auftrag zu dem Tischinterkom gegriffen und die Nummer der Ortungszentrale gewählt.
»Was gibt's?«, fragte er knapp, als der Ortungsoffizier auf dem kleinen Bildschirm erschien, der den Anruf entgegengenommen hatte.
»Wir haben das Raumschiff geortet, auf das wir seit dem 5. Mai warten. Es ist vor zwei Minuten aus dem Linearraum gekommen.«
»Ich komme sofort«, erklärte Quentin und unterbrach die Verbindung.
Er blickte Jorn Pillard kurz an und sagte erregt: »Die ROPOS-1 ist eingetroffen.« Dann wandte er sich an Osmal Lavista. »Tut mir leid, aber ich muss dich jetzt allein lassen. Ich werde sofort anordnen, dass man das Frachtgut auf dein Schiff bringt. Vielleicht sehen wir uns noch vor deinem Start. Kommen Sie, Jorn!«
Ard Quentin und Jorn Pillard erreichten die Halle, in der die Ortungs- und Funkgeräte untergebracht waren. Die Funker und Ortungsspezialisten waren auf ihren Posten. Es herrschte eine emsige Geschäftigkeit. Der Raum war erfüllt mit monotonem Stimmengewirr und den vielfältigen Arbeitsgeräuschen der mächtigen Maschinerie.
Der diensthabende Ortungsoffizier erwartete sie bereits.
»Die ROPOS-1 befindet sich noch vier Millionen Kilometer außerhalb der Planetenbahn, ist aber zweihundert Millionen Kilometer von Pluto entfernt«, berichtete er. »Sie wurde gleich nach dem Auftauchen von den außerhalb des Systems kreuzenden Wachraumschiffen geortet. Der Kommandant der Patrouille hat uns sofort informiert. Daraufhin haben wir versucht, mit dem Robotschiff in Funkkontakt zu kommen – bisher jedoch ohne Erfolg.«
»Sind Sie sicher, dass es sich um die ROPOS-1 handelt?«, erkundigte sich Quentin.
»Absolut!«
Quentin ging zu der Schaltwand, wo ein Dutzend Techniker vor den Ortungsgeräten saßen. Vor einem riesigen Bildschirm blieb er stehen. Darauf war ein Raumkubus mit einer Seitenlänge von 400 Millionen Kilometern erfasst und durch grüne Linien in kleinere Würfel von zehn Millionen Kilometern Seitenlänge unterteilt.
In der linken unteren Ecke war der 14.400 Kilometer durchmessende Pluto als fingerkuppengroße, rote Kugel abgebildet. Zwanzig Würfel weiter, in der Bildschirmmitte, zeigte sich ein weiß blinkender Punkt, der von fünf gleichmäßig leuchtenden Punkten flankiert war.
»Zeigt das Blinklicht die Position der ROPOS-1 an?«, erkundigte sich Quentin.
»Jawohl«, bestätigte der Ortungsoffizier, der ihm zusammen mit Jorn Pillard gefolgt war.
Quentin wandte sich an den Techniker im Kontursessel.
»Wo ist die ROPOS-1 in den Normalraum eingetaucht?«, wollte er wissen. »Mit welcher Geschwindigkeit bewegt sie sich fort, welchen Kurs hat sie eingeschlagen?«
Der Techniker drückte die entsprechenden Knöpfe auf seinem Bedienungspult. Auf dem Bildschirm wurde ein zweiter blinkender Punkt sichtbar. Dann erschien eine Linie, die die beiden Punkte verband und bis an den Bildschirmrand führte. Darunter leuchtete eine Computerschrift auf.
Das erste Blinklicht zeigte die Eintrittsstelle der ROPOS-1 in den Normalraum an, die gestrichelte Linie gab die Flugbahn und den voraussichtlichen Kurs an. Demnach hatte das Robotschiff bisher zehn Millionen Kilometer zurückgelegt und besaß eine Geschwindigkeit von einem Drittel Lichtgeschwindigkeit. Wenn es den bisherigen Kurs beibehielt, würde es in 150 Millionen Kilometer Entfernung an Pluto vorbei ins Sonnensystem einfliegen.
»Haben Sie schon Funkkontakt bekommen?«, erkundigte sich Quentin.
Der Ortungsoffizier schüttelte den Kopf. »Seit dem Auftauchen des Robotschiffes sind wir dauernd auf Sendung. Wir funken auf einem breiten Spektrum, aber von der ROPOS-1 ist bisher noch keine Reaktion erfolgt.«
»Versuchen Sie es weiterhin«, befahl Quentin mit ausdruckslosem Gesicht. Zu seinem Stellvertreter sagte er: »Wir müssen die Vorbereitungen für die Landung der ROPOS-1 treffen, Jorn. Übernehmen Sie das. Veranlassen Sie, dass auf dem Raumhafen der Quarantänestation ein Planquadrat in Kuppelnähe geräumt wird. Die Wissenschaftler sollen sich mit den Desinfektionsstrahlern und der üblichen Ausrüstung bereithalten. Wir müssen blitzschnell handeln können, falls es die Situation erfordert. Denn es steht mit ziemlicher Sicherheit fest, dass die ROPOS-1 mit dem Helderon-Virus verseucht ist.«
Jorn Pillard zögerte. »Es scheint, als sei mit dem Robotschiff irgend etwas schiefgegangen. Befürchten Sie, dass wir Schwierigkeiten bekommen körnten?«
»Noch besteht kein Grund zur Besorgnis«, meinte Quentin. »Aber wenn eine so perfekte Robotmaschinerie wie die ROPOS-1 nicht hundertprozentig funktioniert, dann müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich für die Funkstille eine harmlose Erklärung finden wird.«
»Glauben Sie wirklich daran?«, fragte Pillard.
»Stehen Sie nicht unnütz herum«, herrschte Quentin ihn gereizt an, »sondern tun Sie endlich, was ich Ihnen aufgetragen habe.«
Der Kommandant der Quarantänestation blickte seinem Stellvertreter nach, als dieser zur gegenüberliegenden Funkstation ging. Er ärgerte sich, weil er sich hatte gehen lassen. Aus seinem Verhalten würde der andere leicht schließen können, dass er besorgter war, als er zugeben wollte.
Er machte sich selbst nichts vor. Wenn ein so vollkommenes Robotschiff wie die ROPOS-1 auch nur die geringste Abweichung von der Programmierung zeigte, dann musste das schwerwiegende Ursachen haben.
»Wir haben noch immer keine Antwort auf unsere Anrufe bekommen«, meldete der Ortungsoffizier.