Nr. 62

 

Kampf im Mondgehirn

 

Saboteure im Plasmasektor – Oberst Lemy Danger und sein Team greifen ein

 

von H. G. Ewers

 

 

Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Mitte Juni des Jahres 2841. Dieses 29. Jahrhundert ist eine Zeit, in der die solare Menschheit oder die Menschheit von den Welten der ersten Siedlungswelle wieder nach den Sternen greift und sich weiter im All ausbreitet. Es ist eine Zeit der großen Erfolge und großen Leistungen – es ist aber auch eine Zeit der Gefahren und eine Zeit, in der Rückschläge nicht auf sich warten lassen.

Ein solcher Rückschlag für die solare Menschheit scheint sich anzubahnen, als NATHAN, die lunare Biopositronik, falsche Programme und Daten zu liefern beginnt. NATHAN, auf dessen reibungsloses Funktionieren die ganze solare und zum Teil auch die extrasolare Wirtschaft und Versorgung angewiesen sind, richtet durch seine Fehlleistungen unermesslichen Schaden an.

Vielerorts kommt es zu Katastrophen – und es entbrennt der KAMPF IM MONDGEHIRN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Lordadmiral schickt eine Truppe siganesischer USO-Spezialisten in den Einsatz.

Oberst Lemy Danger – Ein berühmter Kämpfer von Siga.

Corto Padillo, Imsch Pyco und Kalass Otrinot – Lemy Dangers Begleiter.

Ocho Sardeece – Ein Opfer NATHANS.

Cachao Baneec – Kommandant der TITAN L.

Wer nicht bereit ist zu sterben, der wird niemals richtig leben.

Derbolav DeGrazia

 

1.

 

Als Ocho Sardeece mir im Freizeitsektor von Quinto-Center begegnete, wusste keiner von uns beiden, dass das unsere letzte Begegnung sein sollte.

»Hallo, Ez!«, sagte Ocho.

Seine Augen lachten, doch sein Blick schweifte bald von meinem Gesicht zu dem Omahees ab, meiner Freundin, die sich bei mir untergehakt hatte.

»Hallo, Ocho!«, sagte ich, wandte mich Omahee zu und erklärte: »Mein alter Freund Ocho Sardeece ...«, ich sah Ocho an, »... und das ist Omahee Broady.«

»Sehr erfreut«, sagte Ocho und schüttelte uns die Hände. Dann brachte er einen Witz vor, der eigentlich schon als Uralt-Kalauer angesehen werden musste. »Sind Sie auch Siganesin, mein Fräulein?«

Als ob jemand, der nicht größer als sechzehn Zentimeter war, von einer anderen Welt stammen könnte als von Siga!

Omahee erwies sich als schlagfertig.

Sie lächelte meinen Freund unschuldig an und antwortete:

»Nein, mein Herr, ich bin eine körperlich zurückgebliebene Ertruserin.«

Worauf wir alle drei in homerisches Gelächter ausbrachen.

Als wir uns einigermaßen beruhigt und die Tränen von unseren Wangen getupft hatten, kamen wir auf das Thema, das zur Zeit alle USO-Spezialisten beschäftigte.

Auf das brandheiße Thema namens NATHAN!

Wir alle waren mehr oder weniger genau über die Halbwahrheiten informiert, die in Quinto-Center kursierten. Offiziell wurde uns nur sehr wenig mitgeteilt. So wussten wir eigentlich nur, dass durch das Verschulden der lunaren Inpotronik NATHAN mehrere begrenzte Katastrophen eingetreten waren und dass – wenigstens vorübergehend – die Mehrheit der Solarier gefordert hatte, den Erdmond mitsamt NATHAN zu vernichten.

Das war natürlich ein völlig unvernünftiger Wunsch gewesen – und Perry Rhodan hatte ihn zurückgewiesen. Kurz danach sollte sich die Arbeit des Gigantgehirns wieder normalisiert haben.

Aber USO-Spezialisten lassen sich durch solche Beruhigungspillen nicht täuschen. Solange die Ursache nicht ermittelt und beseitigt war, konnte es jederzeit zu neuen Katastrophen kommen.

Darum beschäftigte uns das Thema, obwohl wir nicht unmittelbar damit konfrontiert wurden. Wir, Ocho, Omahee und ich, gehörten zu der ständig in der USO-Einsatzzentrale anwesenden Siganesen-Truppe, die unter dem Kommando des Ertruserfreundes Lemy Danger stand.

Wir hatten mit Vorgängen im Solsystem nichts zu schaffen. Die Solare Abwehr unter der Regie des Halbmutanten Allan D. Mercant entledigte sich eventueller interner Schwierigkeiten mit der linken Hand – und ohne hinzusehen.

»Darf ich euch zu einem Drink einladen?«, erkundigte sich Ocho Sardeece.

Ich grinste.

Ocho war dafür bekannt, sich nach Kräften vor allen Geldausgaben zu drücken. Man munkelte, daran wären irgendwelche terrano-schottische Vorfahren schuld, ein Menschenschlag, der sich lange Zeit gegen den Kauf von Kühlschränken gesträubt haben sollte, weil man von außen nicht erkannte, ob das Licht darin ausging, wenn man die Tür schloss.

Wenn Ocho also etwas spendierte, dann nur mit Hintergedanken.

»Ich bringe dich um, wenn du auch nur versuchst, dich an Omahee heranzumachen, alter Schwerenöter!«, erklärte ich scherzhaft-drohend. »Einen Drink darfst du uns allerdings trotzdem spendieren.«

Ocho Sardeece machte ein saures Gesicht, zuckte die Schultern und entgegnete:

»Was du immer gleich denkst. Ich freue mich, dich wiederzusehen, deshalb will ich einen ausgeben.«

Ich nickte.

»Dann nur zu. Dort hinten ist eine gemütliche kleine Bar, wo man den Schnaps im Glas nicht nur riechen, sondern auch sehen kann.«

Er lachte.

Wir schlenderten am Ufer eines matt schwappenden Sees entlang und bestiegen dann die gewölbte Brücke über einen klaren Bach. Das Gute an der relativen Kleinheit von uns Siganesen war, dass alle Einrichtungen unserer gigantischen terranischen Verwandten uns fast immer mehr als ausreichend Platz boten.

So war das siganesische Freizeitzentrum von Quinto-Center für einen der terranischen Tölpel nicht viel größer als beispielsweise seine Wohnzelle – wenn er ein höherer Offizier war –, aber für einen Siganesen war es so riesig wie der Erholungspark einer Stadt auf seiner Heimatwelt.

Als wir die Bar betraten, schlugen die Wogen aufreizender elektronischer Musik über uns zusammen.

»Puh!«, machte Omahee. Sie war so etwas nicht gewöhnt.

Ich tätschelte ihren Rücken und schrie, um den Lärm zu übertönen.

»Es erinnert mich an die Hinrichtungszeremonie eines Primitivstammes auf Czaergow – und es würde mich nicht wundern, wenn man uns hier den Traum des Vergessens servieren würde.«

Ocho Sardeece lachte zum letzten Mal. Er drängte zu einem freien Sektor der positronischen Bar und tastete drei klare Schnäpse – ungefähr das Billigste, was man in dieser Bar erhielt. So war er eben.

»Prost!«, sagte er und kippte seinen Drink.

Ocho hatte nun einmal diese Angewohnheit. Ich mochte sie nicht – bis auf diesmal, als sie mir und Omahee Broady das Leben rettete.

Bevor wir ebenfalls trinken konnten, verzerrte sich Ochos Gesicht zu einer Grimasse der Todesangst und des Entsetzens.

Omahee und ich fingen den Kameraden an den Schultern auf.

Aber da war er bereits tot.

Zwanzig Minuten später sagte der Captain der Kriminalistischen Einsatzgruppe für Siganesen auf Quinto-Center zu mir:

»Die Todesursache wurde einwandfrei festgestellt, Major Padillo. Major Sardeece starb an einer Dosis Proletalyn, die ausgereicht hätte, dreitausend Terraner zu vergiften.«

»Aber wie ist das möglich?«, erkundigte ich mich erschüttert. »Wie kommt Proletalyn in die Ausschankautomatik einer Bar – noch dazu, wenn diese Bar sich in der geheimen USO-Zentrale befindet?«

Der Captain seufzte.

»Das frage ich mich auch.« Er wurde ernst und zog mich beiseite, so dass niemand unser Gespräch mit anhören konnte. »Wie ich hörte, stießen Sie kurz vor Major Sardeeces Tod eine Drohung gegen ihn aus, Sir?«

Mein Körper versteifte sich.

»Unsinn!«

»Sie sagten wörtlich: ›Ich bringe dich um‹, Major. Stimmt das?«

Jetzt erinnerte ich mich.

Wenn die Erinnerung an den Tod meines Freundes nicht so frisch gewesen wäre, hätte ich vermutlich gelacht, aber so schüttelte ich nur müde und traurig den Kopf und klärte den Sachverhalt mit wenigen Worten auf.

Der Captain nickte.

»Danke, Major«, meinte er. »Natürlich verdächtige ich Sie nicht, denn Sie konnten der Täter unmöglich sein, aber der bewussten Zeugenaussage muss eine entsprechende Erklärung gegenübergestellt werden. Eine reine Formsache, weiter nichts.«

Er blickte auf, als sich die Tür öffnete und einer seiner Mitarbeiter die verödete Bar betrat, dann ging er ihm entgegen und tuschelte eine Weile mit ihm.

Als er zu mir zurückkam, wirkte er sehr nachdenklich.

»Der Schnaps stammt aus einer für den Eisplaneten Soogenoon bestimmten Lieferung, die irgendwie fehlgeleitet wurde. Unser Magazinverwalter hat sie äußerst preiswert angekauft.«

»Preiswert! Ist ein Toter nicht ein zu hoher Preis für eine Lieferung billigen Schnaps?«, fragte ich zornig.

Der Captain seufzte abermals.

»Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu, Sir.« Seine Stimme senkte sich zu einem heiseren Flüstern, so dass Omahee, die in Türnähe auf mich wartete, nichts verstehen konnte. »Aber menschliche Schuld liegt offenbar nicht vor. Es scheint, als ob der giftige Schnaps zu den Fehlleistungen von NATHAN gehört.«

Mir wurde kalt.

»Hoffentlich haben sich nicht noch mehr Menschen vergiftet«, sagte ich.

»Das glaube ich nicht«, erwiderte der Untersuchungsbeamte. »Da der Schnaps so billig war, hielten ihn wohl die meisten Menschen für Fusel und mieden ihn.«

Wir blickten uns stumm an – und unsere Blicke sagten uns genug. Wäre mein Freund nicht ein derartiger Geizkragen gewesen, würde er noch leben.

»Corto!«, flüsterte Omahee.

Ich wandte mich um und lächelte meiner Freundin beruhigend zu, und ein wenig dankbar, weil sie meinen richtigen Vornamen Corto verwandte und mich nicht Ez oder Ezechiel nannte wie meine meisten Freunde. Verleumder behaupteten, ich würde mit Vorliebe Unglück prophezeien, was allerdings nicht der Wahrheit entsprach. Ich stellte höchstens Vermutungen an, die hin und wieder eintrafen.

»Brauchen Sie mich noch?«, fragte ich den Captain.

»Nein, Sir, vorläufig nicht.«

Ich verabschiedete mich und verließ mit Omahee zusammen den Ort, an dem mein Freund Ocho einen schnellen Tod gestorben war.

Wir suchten uns eine Bank und starrten in das Wasser des Sees vor unseren Füßen. Wir schwiegen, denn wir brauchten Zeit, um das schreckliche Erlebnis geistig und seelisch zu verarbeiten.

Leider erhielten wir diese Zeit nicht.

Als mein Armbandgerät summte, winkelte ich den Arm an, drückte den Aktivierungsknopf ein und meldete mich vorschriftsmäßig.

Auf dem kleinen Bildschirm erschien das vertraute Gesicht von Oberst Lemy Danger.

Irgendwo in meinem Gehirn schlug eine Alarmglocke an. Es war nicht nur, weil der Name Danger wörtlich soviel wie »Gefahr« hieß, sondern auch im übertragenen Sinne. Wer sich bei Oberst Danger melden musste, dem stand normalerweise eine gefährliche Mission bevor.

Der Commander unserer Siganesen-Truppe schien meine Gedanken zu erraten, denn er lächelte hintergründig und sagte:

»Bitte, kommen Sie in meine Suite. Major Padillo. Es ist ein gewisser Befehl eingegangen.«

Damit schaltete er ab.

Ich schnaufte ärgerlich.

»Was war los?«, erkundigte sich Omahee.

Ich berichtete und schloss:

»So ein Geheimniskrämer! Ich möchte wissen, was er sich dabei gedacht hat, einen gewissen Befehl zu erwähnen und sonst nichts. Genauso gut hätte er schweigen können.«

»Vielleicht will er dir ein Erwartungserlebnis verschaffen, Liebling.«

Ich zog Omahee hoch und küsste sie auf die Stirn.

»Ich bewundere deinen Scharfsinn, mein Schatz. Wir treffen uns nach meiner Unterredung mit Danger bei dir, ja?«

Omahee sah mich ernst an.

»Ich würde mich freuen – falls der Oberst dir die Zeit dazu lässt. Danger ist bekannt dafür, dass er die für einen Einsatz ausgewählten Leute in Atem hält, bis der Einsatz beendet ist.«

»Dann treffen wir uns eben nach dem Einsatz«, erklärte ich bestimmt und umarmte sie.

Danach rückte ich den Waffengurt zurecht, zupfte an meinem Käppi und ging auf den nächsten Antigravschacht zu.

 

*

 

Oberst Lemy Danger gehörte zu einer der früheren großwüchsigen Generationen Sigas. Er war genau 22,21 Zentimeter hoch – wogegen die Angehörigen meiner Generation Körperhöhen um sechzehn bis siebzehn Zentimeter groß waren.

Diese körperliche Kleinheit störte mich nicht, denn je kleiner, desto langlebiger. Jede neue Generation war um ein Geringes kleiner als ihre Erzeuger – und etwas langlebiger.

Oberst Lemy Danger hatte bereits zwei Drittel seiner Lebenserwartung hinter sich, d.h. er war sechshundertsieben Jahre alt – gültige Solartime natürlich.

Wie gesagt, weder für Danger noch für meine Generation gab es Probleme wegen der Körpergröße. Jedenfalls war mir nichts davon bekannt. Aber Wissenschaftler hatten errechnet, dass der Zeitpunkt abzusehen sei, an dem Siganesen ihr Aussehen nicht erkannten, weil kein Spiegel sie mehr abzubilden vermochte. Ich hielt das für bloße Theorie, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand so winzig war, dass er zwischen den Molekülen einer Planetenoberfläche hindurchrutschen müsste, wäre er nicht gleichzeitig so leicht, dass er gleich einem Gasballon durch die Atmosphäre trieb.

Lemy Danger räusperte sich.

Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch und blickte in das von zahllosen harten Einsätzen gezeichnete Gesicht meines Vorgesetzten. Die Augen leuchteten darin wie zwei Sterne, und das schwarze Haar wallte bis auf die Schultern herab.

Ein kurzes Lächeln huschte über Dangers Gesicht, dann sagte er:

»Sie haben einen guten Freund verloren, wie ich hörte. Mein Beileid, Major.«

Wir schüttelten uns die Hände, dann fuhr er fort:

»Sie sind unter anderem als Mikroinstallateur ausgebildet, Major Padillo. Deshalb habe ich Sie für einen speziellen Einsatz ausgewählt.«

Er musterte mich lauernd.

Ich tat ihm nicht den Gefallen, Neugier zu zeigen, sondern lehnte mich mit verschränkten Armen in meinen Sessel zurück.

Vielleicht enttäuschte es unseren Commander, aber er ließ es sich nicht anmerken.

»Nun, gut«, fuhr er fort. »Es handelt sich um die rätselhaften Versager NATHANS, durch die großer Schaden angerichtet wurde. Die Imperiumsregierung wagt nicht, die lunare Inpotronik für lebenswichtige Berechnungen einzusetzen. Zu groß ist die Gefahr, dass ganze Völker Katastrophen zum Opfer fallen könnten.«

Er machte eine kurze Pause und faltete die Hände auf der Tischplatte. Seine Fingerknöchel wurden fast weiß und stachen gegen die normale lindgrüne Farbe der Haut ab.

»Der Lordadmiral befindet sich im Solsystem. Er hat Rhodan angeboten, seine siganesischen Spezialisten einzusetzen, um innerhalb NATHANS nach dem Rechten zu sehen. Die Solare Abwehr verfügt bekanntlich über kein Siga-Korps.«

Ich nickte.

»Und das, obwohl ein Mann wie Allan D. Mercant die SolAb leitet. Das lässt eigentlich nur den Schluss zu, dass selbst der beste Mann seine lockeren Schräubchen hat.«

»Werden Sie nicht unverschämt, Major!«, sagte Danger ruhig.

»Wollen Sie mir das Denken verbieten, Sir?«

Der Oberst grinste.

»Selbstverständlich nicht, Major Padillo, aber man muss ja nicht jeden Gedanken äußern, auch wenn er sich förmlich aufdrängt. – Also, um zu Ihrem Einsatz zurückzukommen ...«

Ich hob die Hand.

»Einen Moment, Sir! Wissen Sie, wie groß NATHAN ist?«

»Hm, ungefähr schon, obwohl mir die Größe sonderbarerweise nicht als dreidimensionaler Wert übermittelt wurde, sondern nur als Flächenausdehnung. NATHAN ist auf eine Fläche von zweiundvierzig Quadratkilometer verteilt. Ich schätze jede Etage auf eine Höhe von sechs Metern, wodurch wir ein Volumen von zweihundertzweiundfünfzig Kubikkilometern annehmen müssten.«

Ich lächelte ironisch.

»Die gesamte Bevölkerung des Planeten Siga könnte sich dort verstecken – und zwar erfolgreich, Sir. Was soll da schon ein einzelner Mann wie ich ausrichten?«

»Sie werden drei Begleiter erhalten, Major«, erklärte Lemy Danger trocken, »und einer davon werde ich sein.«

Er hob den Zeigefinger.

»Da ich sogar solche tüchtigen ertrusischen Spezialisten wie Melbar Kasom selig in die Tasche gesteckt habe, dürfte ich das Minus wohl ausgleichen.«

»Im wörtlichen oder übertragenen Sinn, Sir?«, fragte ich.

Aber ein Mann wie Lemy Danger ließ sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Er grinste nur verstohlen und befahl mir, die vorbereitete Paramech-Hypnoschulungs-Kabine aufzusuchen und mich auf den Einsatz trimmen zu lassen.

Das tat ich auch.

Als ich die PH-Kabine anderthalb Stunden später verließ, war mein organischer Gedächtnisspeicher um eine Menge Erinnerungen bereichert worden. Das meiste davon lag still und würde erst aktiv werden, wenn ich es benötigte, aber der Teil, der an der Oberfläche meines Bewusstseins herumgeisterte, genügte mir völlig für die heftigsten Kopfschmerzen des Monats.

Nachdem ich drei Pillen genommen hatte, die ein Terraner mit bloßem Auge wohl kaum gesehen hätte, begab ich mich unverzüglich an Bord des Schnellen Kreuzers GARTS.

In der Kommandozentrale traf ich Kommandant Lakemee Ohmscher und Lemy Danger sowie meine beiden Leidensgefährten.

Es handelte sich um den Kybomathelogiker Captain Imsch Pyco und den Posibi-Modellierer Captain Kalass Otrinot.

Glücklicherweise brauchten wir Siganesen uns nicht lange bei dem Riesen Ohmscher aufzuhalten. Wie alle Riesen strömte er einen penetranten Körpergeruch aus, und sein Atem stank wie eine Trockenlatrine auf einer Primitivwelt. Natürlich wusste ich, dass nur wir kleinen Siganesen mit unseren hochfeinen Sinnesorganen den normalen Körpergeruch als Gestank auffassten, aber das änderte nichts an der subjektiven Tatsache.

Oberst Danger führte uns in einen Hangar der GARTS. Dort stand das Schiff, in dem wir unserem Einsatz entgegenfliegen sollten.

Es handelte sich um eine walzenförmige Konstruktion mit den stolzen Abmessungen von acht Metern Länge und 1,80 Metern Durchmesser. An der Bordwand prangte viermal der Name TITAN L.

Die TITAN L war, das wusste ich aus der Hypnoschulung, ein Einsatzfahrzeug mit umfangreichen technischen Einrichtungen, wie Labors, Werkstätten, Prüfständen und anderen. Die dreißigköpfige Besatzung gehörte zum siganesischen USO-Forschungs- und Sicherungskommando.

Wir nahmen allerdings keinen persönlichen Kontakt zu den einzelnen Besatzungsmitgliedern auf, sondern beschränkten uns mit der Begrüßung des Kommandanten Cachao Baneec.