Nr. 70

 

Das Traumgefängnis

 

Sein Geist wandert in die Vergangenheit – und die Gegenwart erlischt

 

von H. G. Ewers

 

 

Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der United Stars Organisation schreibt man Mitte September des Jahres 2841.

Dieses 29. Jahrhundert ist eine Zeit, in der die solare Menschheit oder die Menschheit von den Welten der ersten Siedlungswelle wieder nach den Sternen greift und sich weiter im All ausbreitet. Es ist eine Zeit der großen Erfolge und großen Leistungen – es ist aber auch eine Zeit voller Gefahren und unerwarteter Entwicklungen.

Eine solche unerwartete Entwicklung für das Solare Imperium setzt auf der Paradieswelt Poloa Hoa ein, die eigens für die Aufnahme von Angehörigen der Solaren Flotte, die ihr Pensionsalter erreicht haben, eingerichtet wurde. Aber viele Bewohner Poloa Hoas sind unzufrieden, obwohl ihre Lebensumstände nach galaktischem Standard die denkbar besten sind. Und so haben, von einem Demagogen angestachelt, 5000 Pensionäre die HYPERION-DELTA, ein nagelneues Superschlachtschiff der Solaren Flotte, gekapert und sind damit ins All gestartet.

Koet Peranat, der Anführer der Piraten, verfolgt einen bestimmten Plan. Um das seinen Gefolgsleuten gegebene Versprechen einzuhalten, baut er DAS TRAUMGEFÄNGNIS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Krish Palony und Koet Peranat – Zwei Jagdgenossen.

Firell Kytubashe – Ein »missratener« Ertruser.

LeShut und OnShan – Zwei Jäger von Tayvor.

Deshdamunh und Shak-Otshis – Zwei Blutdämonen von Tayvor.

1.

 

Er stand in einem fremden, unwirklichen Universum.

Um ihn herum waren lückenlos alle nur denkbaren geometrischen Körper angeordnet, angefangen von quadratischen und zylindrischen Säulen über Pyramiden, Kreiskegel und eine Fülle von Prismatoiden bis hin zu kugelförmigen Gebilden.

Ständige Lichtwechsel sorgten dafür, dass diese Umgebung immer neue Gestaltverschmelzungen annahm und teilweise Phantasiegebilde schuf, die dem Albtraum eines schizophrenen Künstlers zu entstammen schienen.

Er nahm alle Eindrücke begierig in sich auf, versuchte sie zu ordnen und aus ihnen herauszufinden, was mit ihm geschehen sein mochte.

Denn er wusste nichts – außer, dass er etwas war, das etwas aufnehmen konnte. Aber er wollte mehr wissen; er wollte alles wissen – und während er diesen Entschluss fasste, wusste er schon etwas mehr.

Erst kam die Anwendung, das bewusste Denken, dann der entsprechende Begriff.

Wahllose Reizaufnahme, gedankliche Verarbeitung, bewusste gezielte Reizaufnahme – die Beobachtung, Sortieren, Herstellung von Verbindungen und – als Fernziel – Anordnung der verarbeiteten Fakten zu einem Mosaik.

Unbewusste Bewegung.

Erkenntnis: Ich kann mich bewegen.

Versuche, dann – zielgerichtete Bewegungen.

Stocken.

Die Umgebung hatte sich verändert.

Erkenntnis: Die Umgebung verändert sich, wenn ich mich bewege.

Er ging zurück und stellte dabei fest, dass an einem bestimmten Punkt seines Weges, nämlich am Ausgangspunkt die Umgebung trotz aller Lichtwechsel ihr ursprüngliches Aussehen wiedergewann.

Erkenntnis: Die Umgebung verändert sich nur scheinbar; in Wirklichkeit verändert sich nur mein persönliches Wahrnehmungsbild, wenn ich mich in einer starren Umgebung fortbewege.

Trugschluss: Meine Umgebung ist unveränderlich, und ich bin ein Teil meiner Umgebung, folglich bin auch ich unveränderlich.

Plötzlich erlosch das Licht.

Es gab nur noch Finsternis.

Es gab nichts mehr – außer ihm.

Er dachte: Nichts existiert – außer mir. Folglich entstehen alle Wahrnehmungen aus mir heraus in mir, sind ein Teil in mir ablaufender Prozesse.

Ich bin alles!

Der Gedanke weckte den Schimmer einer Erinnerung, einen Hauch von Ahnung.

Etwas stimmte ganz und gar nicht.

Aber was?

Das Licht kam wieder, brach sich diesmal an irisierenden Prismatoiden.

Er ging vorwärts, bewegte sich auf einer Geraden auf die vor ihm glitzernden Gebilde zu, entschlossen, ihre Natur zu ergründen.

Der Anprall war heftig und schmerzhaft.

Er geriet in Panik, flüchtete – und prallte gegen andere Prismatoide.

Doch er war geschaffen, um aus Erfahrungen zu lernen und seine Emotionen zu beherrschen.

Er kämpfte die Panik nieder, zog sich langsam zurück, blieb stehen und dachte nach. Er betastete seine Gliedmaßen, entdeckte zwei Dinge in seinem Gesicht, die zusammenzuckten, wenn er sie berührte – und dann verschwand jedes Mal die Wahrnehmung seiner Umwelt, von der er angenommen hatte, sie entstünde nur in ihm.

Erkenntnis: Ich bin nicht alles. Es gibt reale Dinge außer mir, und ich kann sie auf verschiedene Arten wahrnehmen.

Die entsprechenden Begriffe fielen ihm ein: Sehen und Fühlen.

Er erkannte außerdem, dass Fühlen mit Schmerz verbunden sein konnte, wenn der Kontakt zu heftig war, dass es jedoch bei behutsamem Kontakt nicht mit Schmerz verbunden war.

Diesmal bewegte er sich langsam auf die vor ihm liegenden, sich in seinem Gesichtskreis befindlichen Prismatoiden zu, blieb dicht davor stehen, streckte die Arme aus und betastete die Gebilde behutsam mit den Fingern seiner beiden Hände.

Dabei wurde ihm bewusst, dass seine Handlungen und Erfahrungen ihm aus verborgenen Tiefen immer neue Begriffe zuführten. Es musste also in ihm etwas existieren, in dem die Antworten auf alle Fragen und die Lösungen aller Probleme verborgen lagen – und nur darauf warteten, ans Licht gezogen zu werden.

Dazu bedurfte es offenbar lediglich körperlicher und geistiger Aktivität.

Er versuchte, die vor ihm aufragenden Prismatoide mit den Händen wegzuschieben.

Vielleicht lag dahinter etwas Neues.

Die Prismatoide erwiesen sich als unverrückbar.

Vielleicht gab es nur sie.

Doch das würde bedeuten, dass dahinter nichts war, das absolute Nichts.

Er grübelte, strengte seine Vorstellungskraft an, versuchte, sich das absolute Nichts vorzustellen – und kam dabei immer wieder nur bis zur bildlichen Vorstellung eines lichtlosen unendlichen Raumes.

Aber das war nicht das, was man absolutes Nichts nennen konnte. Ein Raum war etwas – eine weite Leere. Und sein Verstand weigerte sich, die Vorstellung von einem riesigen leeren Raum anzuerkennen.

Ein leerer Raum wäre Verschwendung gewesen – Verschwendung von Raum. Es erschien unvernünftig, dass sich in einem riesigen Raum alle Dinge auf einem vergleichsweise und naturgemäß winzigen Teil zusammendrängten.

Er legte den Kopf in den Nacken und suchte über sich nach einer Lücke.

Doch die gegenständliche Umwelt war lückenlos geschlossen. Nur wo seine Füße auflagen – der Boden – gab es einen Unterschied. Der Boden war eben.

Er ging in die Hocke, schloss die Augen und dachte nach.

Und abermals tauchte der Schimmer einer Erinnerung auf, ein Hauch von Ahnung, huschte vorüber wie ein wehender Schleier, entzog sich dem Zugriff des Geistes.

Aber etwas blieb hängen, winzige funkelnde Stäubchen – wie glitzernder Sternenstaub.

Sternenstaub?

Sterne: zusammengeballter Staub eines Universums, eines Gebildes, das im Verlauf einer Ewigkeit einatmete, seinen Inhalt auf einen unsichtbaren Punkt vereinte und ihn während der nächsten Ewigkeit bis an die Grenze der Belastbarkeit ausdehnte.

Ebbe und Flut – und die Gezeiten als Maß!

Eine kugelförmige Woge mit vier, fünf, sechs geometrischen Dimensionen und ebenso vielen temporären.

Wozu?

Welcher Sinn lag darin?

Bewegung von Masse und Energie, von Materie und Geist, immerwährende Durchmischung eines aus sich selbst entstandenen und fortwährend neu gebärenden Organismus.

Wo liegt meine Stellung in diesem Universum, wo der Sinn meiner Existenz?

Eine vage Erinnerung sickerte in den brütenden Geist, ein Fingerzeig, der helfen könnte, dem Gefängnis zu entrinnen, das nur ein Teil des Universums sein konnte.

Er stand auf, ging langsam kreuz und quer über den Boden, der nicht zur Form der übrigen Umgebung passen wollte.

Und plötzlich hatte er das Gefühl, als kippte der Boden um hundertachtzig Grad und er mit ihm.

Das Gefühl war vorbei, kaum, dass es sich hatte einstellen können. Es wurde ihm erst nachträglich richtig bewusst.

Und er sah, dass es ihn nicht getrogen hatte.

Denn er befand sich in einer anderen Umgebung, als wäre er auf einer Art von Möbiusschem Band mit einem einzigen Schritt von einer Seite zur anderen gelangt, ohne den Rand der Fläche zu überschreiten.

So logisch das erschien, so erinnerte er sich doch gleichzeitig daran, dass ein derartiger Vorgang ohne Manipulierung mittels technischer oder parapsychischer Hilfsmittel praktisch unmöglich war.

Zwei Lösungen des Problems boten sich an.

Jemand oder etwas hatte für ihn den unmittelbaren Zugang zur vierten geometrischen Dimension geöffnet.

Oder er besaß eine bislang unbekannte parapsychische Begabung.

Jählings fiel ihm eine weitere Möglichkeit ein.

Er träumte.

Aber dann erinnerte er sich an den Schmerz, den ihm der Anprall gegen die Prismatoide zweimal bereitet hatte – und dieser Schmerz war real gewesen.

Er kniff sich in den Oberschenkel, drückte so fest zu, wie er konnte – und spürte keinen Schmerz.

Folglich träumte er.

Und alles, was er für das Sammeln von Erfahrungen, für Erkenntnisse eines logisch denkenden Geistes gehalten hatte, waren reine Traumerlebnisse gewesen, wahrscheinlich eine Mischung von irrealer Phantasie mit realen Erinnerungen.

Er nahm seine neue Umgebung in sich auf.

Eine in stumpfem Hellgrün gehaltene, leicht gewellte Ebene – und am Horizont Türme, die ihn an etwas zu erinnern schienen.

An einen früheren Traum?

An die Realität?

Der Kybernetische Turm von Terrania City!

Der Name durchzuckte ihn wie ein Stromstoß, trug sein Bewusstsein durch die trügerischen Wasser des Traumes nach oben, so dass er für den Bruchteil einer Sekunde einen Blick auf das erhaschen konnte, was er sehen würde, wenn er aus seinem Traum erwachte.

Doch er war nicht erwacht.

Eine brutale Kraft drückte seinen Kopf wieder unter Wasser, tiefer hinein in den See der Träume.

Wüste Phantasiegebilde, Dämonen der Finsternis, schossen auf ihn zu, um ihn zu verschlingen.

Aber der winzige Ausblick hatte ihm die Kraft verliehen, gegen die Fessel des Traumes zu kämpfen. Er wusste nun, dass sein Geist nicht in einem natürlich entstandenen Traum gefangen gehalten wurde, sondern in einem, der von Maschinen erzeugt wurde.

Von einer Hypnosug-Interdiktionsbatterie!

Er kämpfte unter Aufbietung aller erreichbaren Willenskraft, um aus dem Traum heraus seinem realen Körper in der realen Umwelt Befehlsimpulse übermitteln zu können.

Der Kampf wogte lange hin und her.

In seinem Verlauf erkannte er, dass er ein Mensch war, mehr nicht. Doch das brachte die Entscheidung.

Sein in hypnosuggestiven Kunstschlaf versenkter Körper bewegte sich träge, ohne zu erwachen. Die Finger krümmten und streckten sich, reckten sich Millimeter um Millimeter, bis sie sich um die Anschlusskabel schlossen.

Eine letzte Aufbietung aller verfügbaren Willenskraft – und ein Ruck.

Die Anschlüsse lösten sich und flogen davon.

Er war frei!

Aber die abrupte Lösung von der teuflischen Maschinerie hatte seinen Geist verwirrt, ihn fast alle Erkenntnisse vergessen lassen, die er während des Traumes so mühsam gesammelt hatte.

Eine übergroße Bestie in menschlicher Gestalt lief Amok, raste brüllend und tobend durch Räume und Gänge. Andere, kleinere Menschen flüchteten in heller Panik oder wurden niedergeschlagen, zur Seite gestoßen, überrannt.

Nicht alle.

Einige erhielten Zeit genug, sich zu besinnen – und sich zu wehren.

Sie hoben seltsam geformte Waffen, schickten unsichtbare Blitze zu dem Tobenden.

Der Amokläufer erstarrte in Paralyse und fiel steif zu Boden.

»Das reicht für mindestens dreißig Stunden«, sagte jemand.

Er, der Mensch aus dem Traumgefängnis, sagte nichts dazu, weil er unfähig war, zu sprechen.

Der Mann stand in einem mittelgroßen Raum mit kahlen Wänden. Er war nicht allein.

Wenige Meter vor ihm standen drei Männer, ähnlich gekleidet wie er, mit Gesichtern, die verrieten, dass sie erheblich älter waren als er.

Sie hielten Waffen in den Händen, mattglänzende Handwaffen, deren Mündungen auf ihn gerichtet waren.

Er kannte die Waffen.

Sie sandten keine tödlichen Impulsstrahlen aus, sondern Energie, die jedes Lebewesen mit einem Nervensystem paralysierte, lähmte, in eine Scheintodstarre versetzte.

Der Mann lächelte ironisch, denn die Bedrohung durch die drei Paralysatoren war eine überflüssige Maßnahme. Die beiden Kampfroboter, die je einen seiner Oberarme unlösbar in ihrem metallischen Klammergriff hielten, verhinderten wirksam jeden Flucht- oder Angriffsversuch.

Außerdem wollte der Mann gar nicht fliehen. Er beabsichtigte auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt keinen Angriff.

Aber das konnten seine menschlichen Bewacher nicht wissen.

Kühl und gelassen registrierte er das Flackern in ihren Augen und versuchte es zu deuten.

War es Furcht, Wut oder Gier?

Der Mann fand für keines der drei Gefühle eine Erklärung. Seine drei Bewacher konnten ihm gegenüber keinen Grund haben, Furcht, Wut oder Gier zu empfinden.

Dennoch verrieten die flackernden Augen eindeutig, dass die Männer von einer starken Emotion beherrscht wurden.

Im Blickwinkel des Mannes befand sich eine stählerne Wand mit einem runden Panzerschott.

Dieses Schott war bisher geschlossen gewesen.

Das änderte sich plötzlich.

In der Mitte des Panzerschotts öffnete sich zuerst ein senkrecht verlaufender Spalt. Rötliches Licht fiel heraus.

Dann glitten beide Schotthälften schnell weiter auseinander, verschwanden völlig in den stählernen Seitenwänden.

Ein Raum mit vorerst undefinierbaren Geräten und blinkenden Kontrollwänden wurde sichtbar. Er lag gänzlich in jenes rötliche Licht gebadet da, dessen Quelle nicht zu erkennen war und das in gewissen Abständen an Helligkeit zu- und abnahm.

Jenseits der runden Schottöffnung erschien die untersetzte, kräftig wirkende Gestalt eines anderen Mannes.

Sein Gesicht lag im Dunkeln für den Mann auf der anderen Seite der Schottöffnung. Dennoch glaubte jener, sein Gegenüber klar erkannt zu haben.

»Was soll die billige Komödie?«, fragte er.

Der untersetzte Mann hinter der Schottöffnung machte eine Gebärde, die Ungeduld ausdrückte, und sagte:

»Die Stunde der Wahrheit ist gekommen. Du bist zu jung für dein Alter.«

Er winkte die drei Bewacher zur Seite und befahl den Kampfrobotern:

»Bringt ihn herein!«

Die relativ einfach konstruierten Positronengehirne von Robotern hatten kein Gespür für Nuancen. Sie waren dafür ausgelegt, Befehle exakt gemäß dem Wortlaut auszuführen.

Und genau das taten die beiden Kampfroboter.

Sie beförderten ihren Gefangenen wie einen Gegenstand, schleiften ihn zum Schott, hoben ihn ohne viel Federlesens hindurch und schleiften ihn auf der anderen Seite weiter.

Bis ihr Herr befahl:

»Halt!«

Augenblicklich hielten die Roboter an. Ihre Greifarme hielten weiterhin die Oberarme des Gefangenen umklammert.

Der Mann sah sich neugierig um.

Verschiedene Geräte waren ihm bekannt, andere nicht. Doch er konnte sich auf Grund seiner langjährigen Erfahrung ein ungefähres Gesamtbild von der Einrichtung des rotbeleuchteten Raumes machen.

Er befand sich in einem kybernetisch gesteuerten biomedizinischen Labor, in dem sich offenbar das modernste an Geräten befand, was die Technik dieses Jahrhunderts hervorgebracht hatte.

Sieben Männer und eine Frau blickten ihn an.

Und auch bei ihnen entdeckte er jenes Flackern im Blick, das auf starke Emotionen hindeutete.

»Lasst ihn los!«, befahl der Untersetzte den Kampfrobotern.

Die Roboter lösten ihren Griff. Der Gefangene taumelte leicht und wäre beinahe gestürzt.

»Auf Distanz gehen!«, ordnete der Untersetzte an. »Der Gefangene ist zu beobachten! Bei Widersetzlichkeit oder Fluchtversuch sind manuelle Maßnahmen zu ergreifen. Notfalls leichte Paralyse. Gesundheitsgefährdende Verletzungen sind strikt untersagt!«

»Ich danke für die Fürsorge«, sagte der Gefangene sarkastisch.

Der Untersetzte reagierte nur mit einem Lächeln, dann wandte er sich an einen der anwesenden Männer.

»Führen Sie ihn zum SALVE und lassen Sie ihn auf der Konturliege Platz nehmen!«

Der Mann ging auf den Gefangenen zu, nahm ihn beim Ellbogen und führte ihn zu einem Gerät, das wie eine flache längliche Truhe aussah und ein selbstanpassendes Konturpolster enthielt.

»Legen Sie sich dorthin!«, befahl er.

Der Gefangene wandte den Kopf und sah den Untersetzten fragend an.

»Später«, erklärte der Untersetzte. »Es ist notwendig.«

Der Gefangene zuckte die Schultern und fügte sich ms Unvermeidliche. Das Polster passte sich seiner Körperform hervorragend an. Es war sogar geheizt.

Ein halbrunder Deckel klappte herab und schloss den Mann von der Außenwelt ab.

Minute um Minute verstrich, ohne dass etwas geschehen wäre. Aber die Luft blieb gut. Der Mann hatte es nicht anders erwartet.

Doch allmählich wuchs die Spannung auf das, was kommen würde. Der Mann fragte sich, weshalb er hier lag, wenn sich doch offenkundig gar nichts tat.

Aber es tat sich doch etwas.

Er merkte es nur nicht.

Ganz allmählich umnebelte sich der Geist des Mannes, während gleichzeitig eine monotone Stimme immer das gleiche wiederholte.

Ein Datum:

22. März 2810.

Ein Ort:

DeCrotscral, Planet Tayvor-DeCrot, Sonnensystem Aadlon-DeCrot.

Eine Stätte der Begegnung:

Das Wirtshaus Zur Geizigen Olga.

Wieder und wieder wurden diese Daten wiederholt, bis sie im vollkommen entspannten Geist dieses Mannes dominierten und eine komplizierte Schaltung des Zentralnervensystems hervorriefen. Die Aktivität bestimmter Gehirnregionen wurde gehemmt, die anderer verstärkt.

Der Mann schlief und atmete regelmäßig.

Sein Geist aber wanderte durch Raum und Zeit ...

 

*

 

Krish Palony stieß die Schwingtür des Lokals Zur Geizigen Olga auf und betrat die von Gesprächslärm, Tabakrauch und Bierdunst erfüllte Gaststube.