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Nr. 48

 

Die Insel des dunklen Mondes

 

Sie kämpfen in der Maske von Barbaren – und erreichen das Versteck des Gottes

 

von Hans Kneifel

 

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Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Anfang Oktober des Jahres 2409 Standardzeit.

Die Condos Vasac, das galaxisweite Verbrechersyndikat, das der USO und dem Solaren Imperium für lange Zeit einen erbitterten Kampf lieferte, ist längst nicht mehr! Die Organisation wurde von Agenten der USO und Streitkräften des Solaren Imperiums und der Maahks vor geraumer Zeit endgültig zerschlagen.

Aber das Ende der CV bedeutete keineswegs, dass in der Galaxis Ruhe herrscht, und dass Lordadmiral Atlan und seine Mitarbeiter ihre Tätigkeit einstellen können. Im Gegenteil – die USO wird nach wie vor dringend benötigt. Und Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon, der Mann mit der »Vollprothese«, befinden sich längst wieder im gefährlichen Einsatz.

Als Barbaren maskiert, folgen die Agenten zusammen mit Big Ben Special, dem zumeist unsichtbaren kleinen Mann von Siga, der Spur des Unbekannten, der für eine lange Reihe von Morden an prominenten Bürgern des Solaren Imperiums verantwortlich ist.

Und die »Bombenpiloten« werden zu »Wasserpiloten«. Denn um den Unbekannten zu stellen, müssen sie auf DIE INSEL DES DUNKLEN MONDES ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Lordadmiral zieht Computer zu Rate.

T'aban Tenthredo – Ronald Tekener »erfindet« das Segel.

Scuson Hotkur – Sinclair M. Kennon wird zum Wasserpiloten.

Big Ben Special – Der Siganese kämpft im Verborgenen.

Imiral der Beobachter – Freund und Vertrauter des verstorbenen Yalo Patser.

1.

 

Das Leben ist ein Hospital, in dem jeder gern sein Bett wechseln möchte.

(Ständiges Sprichwort von Inizoina II., vorübergehend Leiter der »Schule der Bomber« auf Khaza)

 

Lordadmiral Atlan strich mit beiden Händen sein schulterlanges, weißes Haar von den Schläfen zurück. Er saß angespannt in seinem bequemen Sessel; vor ihm auf der Schreibtischplatte lagen Bandspulen, Bildlesegeräte, Aufzeichnungen und ein Haufen Computerpapier. Die kleine Quarzuhr, ein Geschenk von Rhodan mit der Aufschrift – Carpe diem, zeigte den 5. Oktober 2409.

Atlan seufzte auf und legte eine Spule in ein Gerät ein. Sie war vor wenigen Stunden von der Solaren Abwehr abgeschickt worden. Was beklagst du dich?, fragte der Extrasinn sarkastisch. Schließlich hast du deinen Beruf selbst gewählt, Chef der United Stars Organisation!

»Ja!«, sagte der Arkonide grimmig. »Aber als ich das tat, wusste ich nicht, was alles auf mich zukommt. Manchmal ist es zuviel!«

Oder so schien es jedenfalls.

Bisher war die USO unter seiner Leitung noch mit allem fertig geworden. Manchmal leicht, aber meistens schwer.

Auf dem kleinen Bildschirm sah Atlan plötzlich das vertraute Gesicht von Allan D. Mercant entgegen.

»Ich begrüße Sie, Atlan!«, sagte Mercant.

Die Bildwiedergabe und der Ton waren derart perfekt und natürlich, dass Atlan staunte. Es wirkte, als säße Mercant vor seinem Schreibtisch. Atlan war versucht, zurückzugrüßen, aber dann grinste er. Technische Spielerei der Perfektion.

Sinclair Marout Kennon in seiner Maske als barbarischer Wilder aus dem nördlichen Kontinent von Khaza wartete auf Nachrichten und Anweisungen aus Quinto-Center. Kennon alias Scuson Hotkur, verbesserte sich Atlan.

Mercant sagte mit seiner leisen, geschulten Stimme:

»Natürlich ist das Sonnensystem Ratos-Ebor auch bei uns in der Solaren Abwehr bekannt. Auch wir haben es nicht mehr überwacht, seit sich herausgestellt hatte, dass die Kultur eigenständig ist und Einmischungen unerwünscht sind.

Mit einigem Interesse hörte ich von der Vermutung Ihrer Spezialisten Kennon und Tekener. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich auf dem Planeten Khaza, auf dem Ihre beiden Männer im Augenblick eingesetzt sind, ein Zellaktivator befindet, ist nach unseren Ansichten sehr gering. Sie und ich wissen, dass das Lebewesen ES im März 2326 fünfundzwanzig dieser begehrten Geräte ausgesetzt hat.

Davon sind viele gefunden worden, einige noch nicht.«

Mercant lachte kurz und deutete auf Atlan.

Atlan griff unwillkürlich an seine Brust; dort hing sein Zellaktivator an seiner so gut wie unzerreißbaren golden schimmernden Kette. Atlans Hand schloss sich über dieser Garantie für ein potentiell sehr langes Leben – ihm hatte der Aktivator in den wilden Jahren der terranischen Frühkulturen vielmals das Leben gerettet. Und anderen Menschen ebenfalls; eines der Wunder dieses Gerätes. Mercants Stimme riss ihn aus seinen erinnerungsschwangeren Gedanken.

»Zwar sind technische Versager dieser winzigen Geräte nicht auszuschließen, auch das klingt sehr wahrscheinlich. Aber wie Sie bereits in der Anfrage mitteilten, zweifeln auch Sie daran, dass in einem so relativ nah gelegenen Sonnensystem wie dem von Ratos-Ebor ein Zellaktivator versteckt sein könnte. Ich schließe mich diesen Zweifeln voll an.

Sie baten um eine Wahrscheinlichkeitsberechnung des bio-positronischen Rechenzentrums NATHAN auf dem Erdmond. Hier ist sie!«

Atlan beugte sich vor, stellte die Vergrößerung ein und las den Text der Computerauswertung.

Er lautete:

 

 

Wahrscheinlichkeitsberechnung I des bio-positronischen Rechenzentrums NATHAN, Luna/Terra in Kooperation mit den Berechnungen der Maschinen auf Quinto-Center:

1. Anamnese:

Bei den bisher geborgenen und der Verwendung zugeführten Zellaktivatoren wurde übereinstimmend festgestellt, dass sie in sehr regelmäßigen Abständen funkten, also Positionsmeldungen abgaben. Sie wurden auf Hyperwelle ausgestrahlt, waren relativ weit und außerordentlich gut hörbar.

Diese beiden Umstände treffen offensichtlich bei dem vermuteten Gerät, das Tekener und Kennon gefunden, beziehungsweise dessen Existenz sie angemessen haben wollen, nicht zu. Die Impulse sind schwach, undeutlich und unkoordiniert.

Die Entfernung dieses fraglichen Sonnensystems von Terra ist zu gering, als dass nach einer intern angestellten Wahrscheinlichkeitsberechnung ein Aktivator dort verborgen sein könnte.

2. Analyse:

Die Möglichkeit, dass es sich bei dem fraglichen Objekt um eines handelt, dessen technischer Teil vorübergehend versagt (eine Art Wackelkontakt, der allerdings bei dieser Art von Präzisionsmaschinen höchst zweifelhaft ist!), wurde von vornherein nicht ausgeschlossen.

Die Art der Signale ist ebenfalls identisch mit denen, die man bei den früher aufgefundenen Exemplaren anmessen konnte.

3. Berechnung der Wahrscheinlichkeit:

Diese aufgeführten und einige andere Fakten lassen folgende Wahrscheinlichkeit zu: Bei dem fraglichen Objekt X, das Tekener und Kennon gefunden haben wollen, handelt es sich mit nur 68%iger Wahrscheinlichkeit um einen Aktivator. 32% sind demnach der Handlungsspielraum; es kann sich um die Reste eines Hypersenders handeln oder um andere, im Anhang näher verzeichnete Objekte mit dieser Wirkung.

Ende der Auswertung.

 

*

 

Atlan nickte; ausnahmsweise waren er und NATHAN einer Meinung. Falls Tekener wirklich einen Aktivator gefunden hätte, würde Atlan ihm diesen Fund von Herzen gönnen – aber er bezweifelte es.

Was er allerdings nicht bezweifelte, war folgendes:

Der zweite Anwärter auf diesen Aktivator, eine bisher noch nicht hundertprozentig identifizierte Person, suchte ebenfalls danach.

Aber im Gegensatz zu Tekener versuchte der Mann, in dem man den mysteriösen Krata von Khaza vermutete, den Aktivator an sich zu bringen, indem er alle anderen potentiellen Finder ermordete.

Deswegen befand sich Tekener in der Maske von T'aban Tenthredo auf Khaza, hatte sich in einen schwarzhäutigen barbarischen Krieger verwandelt und setzte seine gesamte Intelligenz ein, um erstens den Krata zu finden und zweitens ihm, ehe es zu weiteren Morden kam, den Aktivator abzujagen. Der galaktische Spieler und Abenteurer musste durch Kennon, der in der Korvette UK-94 wartete, von den Erkenntnissen verständigt werden.

Atlan drückte auf eine Taste, und das Ampexband lief wieder an. Mercant nahm zu dem zweiten Teil von Atlans Anfrage Stellung.

 

*

 

Mercants Augen senkten sich. Er schien auf Nachrichten, Notizen oder Unterlagen zu blicken, die vor ihm lagen, außerhalb des Aufnahmebereiches der Linsen des Bildaufzeichners. Dann räusperte er sich und fuhr fort:

»Wir haben auch in unseren Archiven nachgesehen. Ihre Anfrage, Atlan, bezog sich auf Dr. Dr. Iseka Kamitara. Eine zweite, parallel erfolgende suchte nach einem Verbrecher, dessen Spur sich bis in die Nähe vom Sonnensystem Ratos-Ebor verfolgen ließ. Beide Anfragen ergaben schließlich als Fluchtpunkt das Sonnensystem Radekoe.

Zunächst die Person Kamitaras.

Vor elf Jahren, Mitte des Jahres 2398 nach der Zeitenwende, erregte ein Kriminalfall auf Terra weltweites Aufsehen. Man stellte fest, dass einer der besten Biochemiker und Transplantationschirurgen, nämlich eben dieser Iseka Kamitara, ein Zweiundsiebzigjähriger, gegen eines der fundamentalen Humangesetze unseres Zeitalters verstoßen hat.«

Mercants Gesicht zeigte nur wenig Empfindungen; aber jetzt, als er berichtete, verdunkelte sich seine Miene. Sein Abscheu vor den festgestellten Verbrechen war deutlich zu sehen. Er murmelte: »Der Professor und zweifache Doktor der Medizin ist aus einem alten terranischen Geschlecht, das seine Heimat in Japan hatte. Er ist untersetzt, mittelgroß – die Bilder finden sich im Anhang. Ein harter Geist, ein exzellenter Verstand, der durchaus unorthodox dachte, wie sich bald zeigte.

Nachdem er einige aufsehenerregende Operationen unternommen hatte, schien ihn die Hybris zu packen. Irgendein verbrecherischer Impuls brach durch und wurde immer deutlicher. Schließlich bemächtigte er sich einiger seiner Patienten, zumeist hoffnungsloser Fälle. Man sagte von ihm, dass er selten lachte. Aber bei den Operationen, die er allein unternahm, gab es auch wenig zu lachen.«

Atlan fühlte sich auf die Folter gespannt. Seine rötlichen Augen studierten das Gesicht Mercants. Die Worte gruben sich ihm ein; er wartete auf die nächsten Sätze. Wie passte dieser Chirurg in das Bild, das man sich vom Krata gemacht hatte? Es bestand allerdings nur aus einigen Legenden und einer Menge dunkler Schauergeschichten um den Krater des dunklen Mondes.

Die nächsten Sätze enthoben den Arkoniden fast aller Zweifel.

»Kamitara sagte bei seiner Verteidigungsrede – er verteidigte sich selbst, müssen Sie wissen –, dass er alle Versuche nur im Rahmen seines wissenschaftlichen Forschungsauftrages unternommen habe.

Er nahm Experimente mit Menschen vor. Er pflanzte ihnen Organe aller möglichen Tiere ein, die aus allen Teilen der Galaxis, aber nicht von der Erde stammten. Es kam zu den befürchteten Immunreaktionen – die Patienten wurden organisch verändert und starben nach Qualen. Mitten in der Verhandlung passierte eine sensationelle Sache. Man entdeckte, dass außer den eigenen Patienten noch mindestens fünf andere gestorben waren. Sie wurden entführt, aus anderen Krankenhäusern und von der Straße herunter. Wir haben Kamitara dies nicht beweisen können, aber er musste auch den Gegenbeweis schuldig bleiben.

Die Patienten starben alle – ausnahmslos.

Wir fassten Kamitara 2398, brachten ihn vor ein Tribunal und verurteilten ihn zu lebenslanger Zwangsarbeit auf dem Strafplaneten.«

Offensichtlich mit geringem Erfolg, wie die Erfahrung zeigte, flüsterte das Extrahirn ironisch. Atlan lachte freudlos.

»Nach einiger Zeit auf diesem Strafplaneten Beseler, von dem auch Tekener und Kennon sozusagen ›entflohen‹ sind«, meinte Mercant weiter, »konnte auch Iseka Kamitara entfliehen. Diesmal war es kein taktischer Schachzug, den wir gestatteten – er entfloh mit Hilfe wohlausgerüsteter, geradezu mit wissenschaftlicher Akribie arbeitender Helfershelfer trotz strengster Bewachung und Kontrolle.«

Mercant machte eine Pause.

»Wir konnten seine Spur verfolgen; es gelang uns, sie aus winzigen Mosaiksteinchen zusammenzusetzen. Die Spur führte zu dem erwähnten Sonnensystem Radekoe. Dort wurde er zum letzten Mal gesehen. Wir stellten einen zweiten Versuch an und suchten nach Männern oder einem Mann, einem Verbrecher, dessen Spur sich bis in die Nähe von Ratos-Ebor verfolgen ließ. Dies war eine zusätzliche Sicherheit, denn außer dem Mediziner konnten ja noch andere Leute die Möglichkeit haben, sich dorthin zu flüchten.«

Mercant hob die Augen und schien Atlan direkt anzublicken.

»Wir fanden die Aussage eines Springers, dessen Schiff von einem terranischen Wachschiff geborgen wurde.

Man fand ihn tödlich verwundet in seinem Schiff, das durch das All trieb. Er wurde befragt, nachdem ihn die Männer des Schiffes versorgt hatten. Er gestand, dass er einem Mann geholfen hatte, von Beseler zu fliehen. Seine letzte Aussage, die er abgeben konnte, ehe er starb, beschäftigte sich mit Kamitara.

Der Mediziner habe versucht, sagte der Springer, ein ihm gut bekanntes Volk – kein primitives Volk, wie er sich ausdrückte – als König zu beherrschen. Er kannte auch sein Ziel, das aber nichts mit dem Sonnensystem Radekoe zu tun hatte.

Mehr konnte nicht festgestellt werden.

Der zurückverfolgte Kurs des Raumschiffes, das durch eine Bombe verwüstet war, zielte auf einen Planeten des Sonnensystems Radekoe. Die von uns berechnete Spur der Wahrscheinlichkeit zielt also auf den mythologischen Krata von Khaza, dem Ratos-Ebor-Planeten.«

Allan D. Mercant hob die Hand und sagte verabschiedend:

»Ich freue mich, mit Ihnen und Ihrer Organisation auch in diesem Fall gut zusammengearbeitet zu haben – auch auf ein nächstes, obwohl dies im allgemeinen nichts Gutes bedeutet. Ich grüße Sie, Atlan!«

Die Spule lief aus, das Bild verschwand. Atlan schaltete das Gerät aus und lehnte sich zurück.

Er besaß also zwei Faktoren, mit denen sich etwas anfangen ließ.

Einmal die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei dem ominösen Gegenstand nicht um einen Zellaktivator handelte.

Zweitens: Die sicherlich korrekten Angaben über den Krata, der identisch sein dürfte mit dem Professor Dr. Dr. Iseka Kamitara.

Wenn er der sagenhafte Herrscher, der Krata auf der Insel des dunklen Mondes war, dann mussten Kennon, Tekener und der Siganese damit rechnen, dass der Verbrecher auch dort Spuren seiner früheren Tätigkeit hinterlassen hatte.

Diese Fakten mussten beiden Männern vermittelt werden. Atlan drückte auf einen Summer, und Sekunden später saß ihm seine Sekretärin Decaree gegenüber.

»Was befehlen Euer Gnaden?«, erkundigte sie sich, leicht mit dem linken Fuß wippend, den sie über das rechte Knie gelegt hatte. Mit fachmännischem Interesse begutachtete Atlan die Fesseln des Mädchens.

»Ich habe ein Problem«, sagte er leise.

»Du hast meistens Probleme«, sagte sie. »Hin und wieder haben wir den Eindruck, dass du von Problemen und schwarzem Kaffee lebst, Freund Atlan.«

Atlan grinste und murmelte:

»Pechvögel lieben das Pech, sonst hätten sie es nicht so häufig zu Gast. Ich muss wichtige Informationen an die Besatzung der Korvette UK-94 übermitteln. Zu Scuson Hotkur, wie Kennon sich augenblicklich nennt.«

Decaree zeigte wieder einmal, dass sie hervorragend informiert war.

»Ein Richtstrahlfunk auf Hyperwelle, kodiert, gerafft und zerhackt ist deshalb sinnlos«, erklärte sie halblaut, »weil sich die Korvette in einer engen und daher ortungssicheren Umlaufbahn um die Sonne des Systems Ratos-Ebor befindet. Carybdea Acropis, der Vogel mit dem brennenden Auge, wie die Eingeborenen von Khaza die Sonne nennen, würde den Empfang so stark stören, dass der Text verstümmelt wird.«

»So ist es!«, sagte Atlan. »Bleibt also eine schnelle, fernflugtaugliche Space-Jet«, meinte er. »Drei Männer mit einer Nachrichtenkapsel. Kannst du das in die Wege leiten, ich lasse inzwischen die Informationen kopieren.«

Sie verzichteten also auf die Benutzung der Relaisbrücke, die aus einer Reihe kleiner Raumschiffe bestand, die man in bestimmten Entfernungen zwischen Quinto-Center und dem betreffenden Sonnensystem stationiert hatte.

Aber diese Brücke war wichtig ...

Schwieg der Funkkontakt auf längere Zeit, kamen auch vom Planeten Khaza selbst keine noch so dürftigen Nachrichten, konnten diese Schiffe sehr schnell eingreifen. Dafür waren sie auch ausgerüstet.

Atlan entschloss sich zu einem Kompromiss.

»Wir senden die Unterlagen für Kennon, der sie an Tekener weitergeben soll, per Transmitter bis zum vorletzten Glied der Kette. Von dort aus startet eine Jet und überbringt die Informationen.«

Decaree machte sich Notizen und schloss:

»Ein Richtstrahlfunk über den Hyperraum wäre auch schon deshalb sinnlos, weil man ihn nicht so genau ausrichten kann, dass man ihn nicht auf Khaza empfangen könnte. Und es liegt sicher nicht in unserem Sinn, dass Dr. Dr. Kamitara unsere Anweisungen an Tekener und Kennon mithört.«

»Sicher nicht«, murmelte der Arkonide.

Decaree stand auf.

»Ich leite alles in die Wege«, sagte sie. »Außerdem wünsche ich Tekener und Kennon in deinem Namen viel Glück.«

Atlan sagte düster:

»T'aban Tenthredo und Scuson Hotkur werden mehr Glück brauchen, als wir ihnen wünschen können.«

Decaree versuchte das Kunststück, ein automatisches Schott leise hinter sich zu schließen. Atlan gab die Informationen in die fast vollautomatisch arbeitende Kopierabteilung, besprach ein kurzes Band und beendete dann den Kontakt. Er stand auf, ging hinüber zu der riesigen gläsernen Trennscheibe und ließ sie heruntergleiten.

Dann erfreute er sich eine kleine Weile an dem Geruch und dem Anblick der exotischen Pflanzen des kleinen, in japanischer Art angelegten Gartens.

Damals ... in Japan, dachte er.

Eines seiner Abenteuer auf der Erde, als er nach einer Möglichkeit suchte, dem barbarischen Planeten zu entkommen, hatte auf dieser Insel stattgefunden – im japanischen Mittelalter.

Barbarisch ... auch T'aban und Scuson befanden sich in einer barbarischen Welt.

Hoffentlich endete ihr Versuch nicht so wie damals sein eigener!

Die Informationen verließen Quinto-Center, erreichten das letzte der stationierten Schiffe. Blitzschnell wurde eine Jet ausgerüstet, die mit drei Mann an Bord losraste und auf die Sonne Carybdea Acropis zuraste.

Die Korvette und die Jet orteten sich fast gleichzeitig.