Nr. 96

– ATLAN exklusiv Band 3 –

 

Hetzjagd durch das Blasse Land

 

Ihr Weg führt durch die Eisöde – vier Menschen auf der Flucht in eine andere Welt

 

von Hans Kneifel

 

 

Im Großen Imperium des Arkoniden schreibt man das Jahr 10.496 v.A. – eine Zeit, die dem Jahr 9003 v. Chr. entspricht, eine Zeit also, da die Erdbewohner in Barbarei und Primitivität verharren und nichts mehr von den Sternen oder dem großen Erbe des untergegangenen Lemuria wissen.

Arkon hingegen – obzwar im Krieg gegen die Maahks befindlich – steht in voller Blüte. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der, so geht das Gerücht, den Tod seines Bruders Gonozal VII. inszeniert haben soll, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können.

Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat – einen Mann hat der Imperator von Arkon zu fürchten: Atlan, den rechtmäßigen Thronerben, der kurz nach dem Tode Gonozals zusammen mit Fartuloon, dessen Leibarzt, spurlos verschwand.

Doch wohl nicht spurlos genug! Denn die Kralasenen, Orbanaschols private Söldner, erscheinen plötzlich auf dem abgelegenen Planeten Gortavor, wo Atlan unter Fartuloons Obhut zum Mann herangereift ist, ohne etwas von seiner wirklichen Herkunft zu ahnen.

Atlan und seine Gefährten ergreifen die Flucht vor den Häschern des Imperators – und damit beginnt die HETZJAGD DURCH DAS BLASSE LAND ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der junge Arkonide flieht durch das Blasse Land.

Fartuloon – Atlans Freund und Erzieher.

Eiskralle – Ein Chretkor.

Farnathia – Tochter des Regenten von Gortavor.

Umman – Herr eines Dorfes der Gesetzlosen.

1.

 

Ich hasste mich. Ich war zu jung, nicht gerissen genug und nicht annähernd so lebenserfahren wie Fartuloon. Selbstverständlich hatte ich mir immer und immer wieder gesagt, dass sich Lebenserfahrung nicht kaufen, sondern nur durch Erleben und Nachdenken erwerben ließ, aber das konnte mich nicht trösten. Ich war und blieb immer noch der junge, unerfahrene Freund des alten, dicken Fartuloon. Tagtäglich wurde ich mit der Tatsache meiner persönlichen Unreife konfrontiert; deswegen hasste ich mich und meine verdrießlichen Stimmungen. Und in den Tagen, seit wir den Rand der Spinnenwüste verlassen und den langen Marsch zu der vorgeschobenen Siedlung Seuders Weiße Zelte angetreten hatten, war meine Stimmung nicht besser geworden. Ich warf den Schraubenschlüssel zu dem anderen Werkzeug und richtete mich auf.

»Fertig, Atlan?«, fragte Fartuloon leise.

Ich zog die Schultern hoch und versetzte dem Spezialreifen des Fahrzeugs einen wütenden Tritt.

»Keine Ahnung«, sagte ich missmutig. »Ich habe plötzlich keine Lust mehr. Alles widert mich an.«

Die blasse Sonne schien sich auf Fartuloons Kahlkopf zu spiegeln. Sein Bart sträubte sich; ein sicheres Zeichen, dass ihn meine Worte aufgebracht hatten. Ich bückte mich wieder in das Werkzeugfach des alten, klapperigen Gerätes und zog vorsichtshalber den Schlüssel wieder hervor.

Fartuloon baute sich vor mir auf. Ich war mehr als einen Kopf größer, aber die gedrungene Gestalt in dem verbeulten, blankgescheuerten Brustpanzer flößte mir immer wieder Respekt ein. So auch jetzt. Fartuloon stemmte die Fäuste in die Seiten und sagte knurrend:

»Bei allen rothaarigen Göttinnen, die ich kannte – mein Sohn, du beginnst mich zu ärgern.«

Ich betrachtete die Verbindung, deren Muttern ich lustlos angezogen hatte. In der Siedlung war nur ein einziges Fahrzeug zum Verkauf gestanden: dieses hier. Mehr eine technische Ruine, von den pfadlosen Entfernungen des Blassen Landes zerbeult und halb zerschlagen.

»Es war nicht meine Absicht!«, erwiderte ich steif.

»Und doch ist es geschehen. Hör zu, mein Lieber!« Fartuloon legte seine Pranke auf den Griff von Skarg, seinem Breitschwert. »Höre genau zu und merke dir, was ich sage. Wir haben den hohen Norden dieser Welt erreicht, den Rand des Blassen Landes. Wir sind hier nicht in einer Großstadt, sondern werden von den Kralasenen des Blinden Sofgart verfolgt. Du und ich und Eiskralle und deine Angebetete. Falls deine Unlust dazu führt, dass der Wagen hier ausfällt, kannst du am Tod von vier Wesen schuld sein. Bedauerlicherweise auch an deinem eigenen Tod. Vielleicht hebt das deine Laune ein wenig, Atlan!«

Er starrte mich herausfordernd an, als wollte er sich mit mir prügeln.

»Entschuldige!«, sagte ich. »Es tut mir leid. Ich bin in einer merkwürdigen Stimmung, seit dem Tag, an dem wir fliehen mussten. Ich kenne mich selbst nicht mehr, Fartuloon.«

»Ein Grund, dich selbst besser kennenzulernen!«, versicherte er. »Wir haben große Mühe, unsere Ausrüstung zusammenzustellen. Du brauchst uns das Leben nicht noch zusätzlich schwer zu machen.«

Ich bedauerte, dass ich mich zu einer Unbesonnenheit hatte hinreißen lassen. Natürlich hatte Fartuloon recht! Er hatte immer recht!

»Entschuldige«, sagte ich. »Wann werden wir aufbrechen?«

Er winkte; für ihn war der Zwischenfall erledigt. Der Bauchaufschneider, mein Freund und Lehrmeister, hatte Eile, seinen Gortavor-Stützpunkt zu erreichen, um uns alle zu retten. Aber der Weg dorthin war, wenn man ihm glauben durfte, voller unheimlicher Gefahren. Außerdem waren die Kralasenen hinter uns her, das wusste ich selbst sehr genau. Aber sie beunruhigten mich weit weniger als den fetten Mann vor mir, der mich und das schrottreife Gefährt aus seinen tiefliegenden Augen betrachtete.

»Morgen, übermorgen, wer weiß? Spätestens in drei Tagen!«, erwiderte er.

»Wie lange brauchen wir bis zu deinem geheimnisvollen Stützpunkt?«

»Das ist von den Fügungen des Schicksals abhängig. Und dieses ist, wie du inzwischen wohl weißt, nicht immer auf unserer Seite oder auf Seiten dieses Stück Rostes hier!«

Jetzt versetzte er dem Reifen einen Tritt, der das Fahrzeug erschütterte. Und mit diesem Wrack sollten wir den Weg bis zum Warmen Auge und darüber hinaus zurücklegen? Schon der Weg aus der Siedlung hinaus war ein Risiko.

»Wie wahr!«, sagte ich. »Wie weit ist Eiskralle mit den Nahrungsmitteln?«

»Einigermaßen gut!«, sagte Fartuloon.

Wir befanden uns in der Siedlung, die aus dreißig, vierzig Häusern aus weißem Holz bestand. Die Häuser hatten ausnahmslos die Form von verschieden großen Spitzkegeln. Aus den meisten ringelte sich Rauch aus den Spitzen heraus. Die Kegel umstanden, jeweils von einem starken Palisadenzaun auf Steinsockel abgegrenzt, einen runden Platz. Sämtliche verschließbaren Eingänge zu den kleinen, windstillen Innenplätzen gingen auf diesen Kreis hinaus, der von einer Straße in unbeschreiblichem Zustand durchschnitten wurde. Auf der einen Seite des Kreises waren wir vor Tagen hier aufgekreuzt, auf der anderen Seite, in nördlicher Richtung, würden wir Seuders Weiße Zelte wieder verlassen. Mit diesem ratternden und fauchenden Monstrum hier, so uns der Zufall gnädig war.

»Und ... wie fühlt sich Farnathia?«, erkundigte ich mich.

»Sie ist ein durchaus mutiges und brauchbares Mädchen!«, versicherte Fartuloon. »Sie kümmert sich um unsere Kleidung.«

Unser Weg war vorbestimmt, denn keiner von uns konnte riskieren, zurückzugehen. Der Tato würde Fartuloon niemals verzeihen können, dass er dessen Tochter in den Wirbel der Ereignisse mit hineingerissen hatte. Also mussten wir zu der geheimnisvollen Station des geheimnisvollen Leibarztes von Armanck Declanter flüchten, auf geheimnisvollen Pfaden durch ein ebenso merkwürdiges Land. Und wir waren noch immer damit beschäftigt, unsere Ausrüstung zusammenzustellen. Ihre Menge und Güte und Zuverlässigkeit entschied darüber, ob uns die Kralasenen fassten oder ob wir den Planeten Gortavor verlassen konnten.

»Gut!«, sagte ich und blickte nach dem Stand der Sonne. »Ich werde mich noch einmal um den Motor dieser eisernen Zumutung kümmern.«

Plötzlich grinste Fartuloon.

»Die statistische Wahrscheinlichkeit sagt, dass nicht alle Teile eines Mechanismus gleichzeitig ausfallen können, außer bei einer Explosion. Vielleicht hält diese ehrwürdige Maschine tatsächlich eine Weile. Ich traue mir zu, einige Teile sogar während des Fahrens auswechseln zu können.«

Ich zog meine Handschuhe straff und schloss:

»Du solltest jetzt ins Haus gehen und Eiskralle helfen. Ich bringe dieses Gerät dazu, dass es uns willig trägt.«

Am Rand des Blassen Landes schien die Beschaffung selbst von einem Liter Wasser ein ernsthaftes Problem zu sein. Hier im Polargebiet, das zu weiten Teilen unter Schnee und Eis begraben war, hausten nur die härtesten und genügsamsten Männer – und wenige Frauen – dieses Planeten. Seuders Weiße Zelte war ein solcher Posten. Hier wohnten Jäger und Händler. Die Jäger waren augenblicklich auf der Jagd, und die Händler schienen alle ihre Ware verkauft zu haben. Mit Mühe und für teures Geld erstand Fartuloon diesen Wagen, der aus den ersten Tagen des Großen Imperiums der Arkoniden zu stammen schien. Fartuloon, dessen Reichtum allgemein bekannt war, und der selbst für mich pausenlos neue Überraschungen bereithielt, besorgte auch Pelzkleidung, Nahrungsmittel und einige Waffen. Mehr war hier nicht zu haben. Unsere Aufgabe war es, diese zufällig zusammengetragenen Dinge zu sortieren und zu unserer Ausrüstung zu machen. Die Zeit drängte, die Verfolger waren zweifellos hinter uns her, und wir waren noch immer nicht startbereit.

»Du musst noch die Schneesalbe von Sorlack drüben abholen!«, erinnerte mich Fartuloon.

»Wenn ich hier fertig bin!«

Er nickte mir zu und verschwand in dem Haus. Ich hatte viel Geheimnisvolles über das Blasse Land gehört. Viele Arkoniden und viele andere Wesen aus den Welten des Imperiums, die dorthin aufgebrochen waren, verschwanden spurlos. Um in solchen Siedlungen wie dieser hier, in der klirrenden Kälte und unter diesen harten Lebensbedingungen überleben zu können, musste man von einer ungewöhnlichen Härte des Körpers und Verstandes sein. Ich kontrollierte abermals mit größter Sorgfalt die einzelnen Antriebselemente des sechsräderigen Polarfahrzeugs; den Allesbrenner, den Dampfkessel und den Gleichlauf der Turbine, die den Generator antrieb. Die einzelnen Kabel, die breite, mit Zacken und Krallen bewehrte Raupenkette, die von Hand abgesenkt werden musste, den kleinen Laderaum, durch den der Abzug führte, die Sitze und die Haltegurte. Der Treibstofftank leckte, aber ich beseitigte das Leck mit einem Aststück, das ich zuspitzte, durch das Loch trieb und mit einem breiten Klebeband absicherte. Dann räumte ich alle Innenkästen auf, verstaute einen Teil der Ausrüstung und hoffte, dass alle meine Reparaturen sich als haltbar erwiesen. Als ich gerade den Werkzeugkasten abschloss, knarrte die Tür, und Farnathia kam die Leiter herunter.

»Ich habe dir heißen Tee gebracht!«, sagte sie.

Ich blickte sie begeistert an, wie immer, wenn ich sie sah. Sie war unvorstellbar lieblich. Besonders jetzt, in der engen Pelzkleidung und in dem dicken, weißen Fellkragen, der ihr Gesicht umrahmte wie ein Wall aus frischgefallenem Schnee, würde sich jeder Mann in sie verlieben müssen. Ich war bereits verliebt. Sie trug in den dicken Fausthandschuhen einen Tonbecher, aus dem eine aromatisch riechenden Dampffahne aufstieg. Ich nahm ihr den Becher ab und hielt ihre Hände fest.

»Danke!«, sagte ich. »Kommst du mit?«

»Die Schneesalbe, Atlan?«, fragte sie. Ich nickte.

»Natürlich komme ich mit. Ich habe den ganzen Tag an unseren Pelzen gesessen!«

Ich steckte den Schlüssel ein, trank den heißen Tee mit Alkohol und sah mich um. Zum ersten Mal schien ich die Umgebung richtig zu sehen, jetzt, im Licht des Sonnenunterganges. Eine melancholische Stimmung breitete sich aus. Das Land war baumreich, aber ohne besonders große Erhebungen. Aber Fartuloon hatte von Bergen und Gletschern erzählt, von baumlosen Steppen und von den Frostfelsen, den Schneegeistern und den erstickenden Dämpfen. Sagte er die Wahrheit, oder wollte er uns nur erschrecken? Andererseits: sein Stützpunkt war sicher vorhanden, denn sonst würde er niemals dieses Wagnis eingegangen sein. Wir hatten also alle Chancen, lebend den Planeten verlassen zu können. Ich stellte den leeren Becher auf einen Radschutz und nahm Farnathias Hand.

»Eiskralle fürchtet sich!«, lachte sie, als ich das schwere Tor nach außen aufdrückte. Nur zwei oder drei andere Palisadenkreise waren geöffnet, unter anderem der Zugang zu Sorlacks Laden. Wir kamen an im Schnee vergrabenen Schlittenzugtieren vorbei, an ausgespannten Großtierhäuten. Hinter den kleinen, fast zugefrorenen Scheiben schimmerte Licht.

Wir gingen Hand in Hand durch den knirschenden Schnee, vorbei an hochkant aufgestellten Schlitten und kleinen Stapeln von gebündelten, bretthart gefrorenen Fellen. Ich riss die Eingangstür nach außen auf.

»Tür zu! Ich heize nicht das ganze Blasse Land!«, schrie die dunkle Stimme von Sorlack aus dem Hintergrund. Wir schlüpften schnell hinein. Als sich die Tür knarrend geschlossen und sich unsere Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, sahen wir die sechs oder sieben Männer, die vor der überfüllten Theke standen, sich unterhielten, Schnaps tranken und um Waren feilschten. Als sie hinter mir das schmale Gesicht des Mädchens sahen, hörten die lauten Gespräche auf. Die Männer starrten Farnathia an, als sei sie ein Fabelwesen.

»Ich komme von Fartuloon«, sagte ich und schob mich durch die Reihen der Fässer, Gebinde und Männer. Ich zog das Mädchen hinter mir her. »Ich hole die Schneesalbe, Sorlack.«

Sorlack war ein stiernackiger Akone, verwahrlost und mit einem gewalttätigen Gesicht. Er langte, ohne sich umzudrehen, in ein roh gezimmertes Regal und knallte eine Spanschachtel auf die Platte.

»Hör zu, Junge«, quetschte einer der Männer zwischen den Zähnen hervor. Ich nickte ihm zu und fragte Sorlack, was ich ihm schuldete. Er nannte einen Betrag, aber er starrte an mir vorbei auf das Mädchen. Eine unheilvolle Stille breitete sich aus. Nur das brennende Holz im Kamin knisterte, die Atemzüge der Männer waren schwer. Es war mein Fehler gewesen, das Mädchen mitzunehmen. Ich langte in die Tasche und legte den Betrag neben die Salbenschachtel.

»Ich höre!«, sagte ich.

»Wie lange bleibt Ihr noch in ›Zelte‹?«

Die Männer bildeten, als wir uns halb zur Tür wandten, einen offenen Kreis um uns. Keiner sah mich an. Aber mit brennenden Augen starrten sie auf Farnathia, die von Sekunde zu Sekunde ängstlicher wurde.

»Einen oder zwei Tage!«, sagte ich. »Bitte, lasst mich durch.«

Ich steuerte auf die Lücke nahe der Tür zu. Die Männer wichen nicht zur Seite. Halb hinter mir hörte ich Farnathia erstickt aufkeuchen und rufen:

»Nimm deine Hände weg!«

Ich schob die Salbe in die Tasche meines pelzgefütterten Mantels und zog den langen Dolch aus dem Gürtel. Ich starrte die beiden Männer an, suchte den Blick ihrer Augen. Dann knurrte ich:

»Weg frei! Lasst das Mädchen los!«

Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Ich drehte mich herum, mein Arm schnellte hoch, dann führte ich durch die Luft einen kombinierten Stich und Schnitt. Der Pelzjäger, der Farnathia an sich zog und versuchte, ihr die Kapuze vom Kopf zu reißen, schrie auf. Über seine beiden Handgelenke zogen sich tiefe, blutige Schnitte. Ich zog Farnathia zu mir heran, hob den Stiefel und trat zu. Einer der beiden Männer, die die Tür versperrten, wälzte sich schreiend am Boden.

»Zur Seite! Du stirbst, Jäger!«, schrie ich und sprang nach vorn.

Der Jäger kam nicht mehr dazu, seinen Dolch zu ziehen. Ich rammte ihm meine linke Schulter in die Brust, setzte gleichzeitig einen Fußhebel an und stieß die Tür auf. Hinter uns erhob sich ein lärmendes Brüllen. Ich trat die Tür mit dem Fuß zu und stemmte mich mit dem Rücken gegen die Bretter und Balken. Farnathia lief zwei Schritte weiter, kam wieder zurück und sagte leise, aufgeregt:

»Komm zurück! Fartuloon wird uns helfen!«

Ich schüttelte eigensinnig den Kopf und sah die unruhig gewordenen Schlittenhunde an. Ich gab Farnathia die Salbe und erwiderte:

»Lauf hinüber zu Fartuloon und sag ihm, was passiert ist. Schnell, ich halte sie auf!«

Während sie losrannte, während die Absätze ihrer Stiefel im Schnee knirschten und die Hunde zu heulen begannen, durchzuckte ein Erinnerungsfragment meinen Verstand. Eine ähnliche Szene, in einem palastartigen Bauwerk, das kristallen schimmerte: Ich wurde von einer Meute Männer verfolgt und rettete mich hinter eine der vielen Türen und Portale des Palastes. Namen, die hier keine Bedeutung mehr hatten, tauchten schattenhaft auf ... Gonozal der Siebente ... ARKON ... der Große Methankrieg. Die Tür und mein Rücken erbebten unter wütenden Schlägen. Meine Hand umkrampfte den Griff der langschneidigen Waffe.

Wir mussten hier fort, so schnell wie möglich. Dieses schöne Mädchen war eine ständige Versuchung für die Männer dieses Landstrichs.

»Geh von der Tür weg, Grünschnabel!«, donnerte Sorlack.

»Ich denke nicht daran. Der erste, der ins Freie kommt, stirbt!«, schrie ich zurück.

»Wir tun dir nichts!«, schrie ein anderer Mann. Die Hunde gruben sich aus dem Schnee und kamen näher. Ich hörte auf der anderen Seite des Kreises, der hier den Dorfplatz darstellte, Schritte, Geräusche und Stimmen. Fartuloon? Langsam entfernte ich mich von der Tür, erkannte meine Umgebung und machte einen Sprung. Ich hielt Sekunden später ein Bündel scharf geschliffener Harpunen in den Händen. Die langen Lederriemen und die Kunstfasertaue daran schleiften durch den harten Schnee.

»Ihr habt das Mädchen belästigt. Ich warne euch!«, schrie ich. Vorsichtig und knarrend öffnete sich die Tür. Sorlack streckte seinen dunklen Kopf heraus und sah mich an.

»Du junger Narr!«, sagte er scharf. »Das war nur ein Spaß, und du hast dem Fallensteller beinahe die Handgelenke durchgeschnitten!«

»Das hier ist kein Spaß!«, drohte ich.