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Nr. 99

– Im Auftrag der Menschheit Band 96 –

 

Endstation Nemoia

 

Der Rächer erscheint – am Zufluchtsort des letzten MdI

 

von H. G. Ewers

 

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Die Ereignisse des Jahres 2842, die in den weltenzerstörerischen Aktivitäten des Redbone- und des Suddenly-Effekts ihren Niederschlag finden – und in der Entführung Lordadmiral Atlans, des Chefs der USO –, haben, so scheint es, ihren absoluten Höhepunkt erreicht oder sogar schon überschritten.

Jetzt, Mitte April, hat der Lordadmiral sein Duell mit dem zweiten »Grauen« siegreich beendet. Der Planet Tolvtamur, der Ausgangspunkt des »Raumzeit-Labyrinths«, ist zusammen mit den beiden Situationstransmittern explodiert, und die dort angesammelte Psi-Materie ist im Hyperraum verschwunden.

Atlan selbst wurde kurz vor dem Untergang Tolvtamurs von Ottac, dem mysteriösen Sternentramp und dem Gefährten des Arkoniden aus uralter Zeit, mit einem kleinen Raumschiff in Sicherheit gebracht.

Der Lordadmiral will sogleich den Planeten Nemoia anfliegen, von dem aus der Spuk des »Grauen« seinen Anfang nahm. Doch Ottac verwehrt es ihm fürs erste. Er will Atlan zunächst das Tefroder-Problem vor Augen führen.

Baggo Arnvill, der ehemalige USO-Agent, ist statt dessen am Zuge. Er, der noch eine offene Rechnung mit dem Grauen und dessen restlichen Duplos zu begleichen hat, erreicht als erster die ENDSTATION NEMOIA ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Baggo Arnvill – Ein Mann riskiert alles um der Rache willen.

Betsy Hampshire und Esther Taughn – Arnvills Freunde und Helfer.

Comden Partan – Der »Graue« fürchtet die Rache einer Toten.

Korgamur Agfen – »Vater« einer Serie von Duplos.

Atlan – Der Lordadmiral erscheint auf dem Planeten Nemoia.

1.

 

Baggo Arnvill schaltete das Visiphon aus und kämpfte gegen Übelkeit und Schwindelgefühl an. Nach einer Weile stand er auf und stellte sich schwankend auf die Füße.

Der Kampf in den Fabrikanlagen der Big Fish Company hatte ihn schwerer mitgenommen, als er sich eingestehen wollte. Außerdem arbeitete die Zeit gegen ihn. Er hatte die SolAb auf die verbrecherische Rolle der BFC aufmerksam machen müssen, um zu verhindern, dass die Helfer des Grauen ihn aufspürten. Sie würden sich allesamt verkriechen, sobald sie merkten, dass eine Großfahndung nach ihnen lief.

Gleichzeitig aber hatte er die Solare Abwehr durch seinen Anruf auf sich aufmerksam gemacht. Sie würden Nachforschungen darüber anstellen, wer sie informiert hatte und von wo.

Baggo musste daher so schnell wie möglich irgendwo untertauchen, denn wenn die Agenten der SolAb ihn fassten, konnte er seine Rachepläne gegen den Grauen nicht weiterverfolgen.

Und das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, da er sich im Besitz persönlicher Unterlagen des Grauen befand, aus denen hervorging, dass er auf dem Gelände der Big Fish Company nur einen Duplo dieses Verbrechers getötet hatte und dass das Original sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem Planeten Nemoia befand.

Baggo Arnvill wankte in die Nasszelle seines Hotelzimmers, ließ das Waschbecken voll kalten Wassers laufen und steckte den Kopf hinein. Das Schwindelgefühl verschwand. Dennoch gab sich Arnvill keinen Illusionen über seine Zukunftsaussichten hin. Nur Betsy Hampshire, seine ehemalige Erste Sekretärin, konnte ihm helfen. Ein Glück, dass er sie über Visiphon erreicht hatte und dass sie sofort zugesagt hatte, ihn aus dem Hotel zu holen.

Baggo trocknete sich ab und lächelte flüchtig dabei.

Auf Betsy war Verlass. Gutes Mädchen.

Als der Türmelder summte, kehrte der USO-Spezialist in den Wohnraum zurück. Auf einem Monitor kontrollierte er einen Ausschnitt des Flurs vor seinem Zimmer.

Er sah, dass vor der Tür eine Dame stand, eine Dame mit bronzefarbener Haut, lindgrünem Haar und fraulich-reifem Gesicht. Betsy Hampshire war älter geworden und dabei fast noch schöner als vor neun Jahren.

Arnvill betätigte den Türöffner.

Als Betsy eintrat, sagte er:

»Hallo, Süße! Danke, dass du gekommen bist.«

Betsy Hampshire schloss die Tür hinter sich und erwiderte:

»Lassen Sie den Unsinn, Mister Arnvill. Ich dachte, Sie hätten Ihre Albernheiten abgelegt.«

Im nächsten Augenblick sah sie, wie er zugerichtet war. Der ablehnende Ausdruck verschwand aus ihrem Gesicht. Sie eilte auf Baggo zu.

»Du lieber Himmel, wie sehen Sie denn aus!«, flüsterte sie erschrocken. »Hat jemand Ihre Haut mit einem scharfen Messer in Streifen geschnitten?«

»Eine Maschine hat versucht, mich zu entschuppen«, erwiderte Baggo. Er versuchte zu grinsen, doch es misslang kläglich. »Bringen Sie mich von hier weg, schnell! Die Solare Abwehr ist hinter mir her.«

Betsy erschrak.

»Die Solare Abwehr?«

»Stimmt, Betsy. Das kam so ...«

Sie unterbrach ihn.

»Nicht jetzt. Beeilen wir uns. Was müssen Sie mitnehmen? Ich bin mit einem Fluggleiter gekommen.«

Baggo hatte die erbeuteten Unterlagen des Grauen in einen seiner Koffer gepackt. Als er ihn anheben wollte, schob Betsy Hampshire ihn beiseite und nahm den Koffer in die Hand. Danach zog sie ihren früheren Chef hinter sich her. Der Flur war glücklicherweise leer.

Sie erreichten ohne Schwierigkeiten den nächsten Pneumolift und fuhren zum Dach hinauf. Auf der Gleiterplattform standen sechs Fluggleiter. Zwei Piloten saßen zusammen in der Kabine des einen, rauchten Zigaretten und unterhielten sich. Sie sahen neugierig herüber, als Betsy Arnvill zu ihrem Gleiter zog.

Baggo ließ sich in den Sitz neben dem Pilotensitz fallen und stöhnte dabei unterdrückt. Ihm tat alles weh. Betsy schwang sich in den Pilotensitz und schaltete die Antriebsaggregate ein.

»Die beiden Piloten werden sich an uns und an meinen Gleiter erinnern, sobald die Agenten der SolAb sie befragen«, meinte sie. »Wir müssen das Fahrzeug also bald wieder loswerden.«

»Kennen Sie ein Versteck?«, erkundigte sich Baggo.

»Hm!«, machte Betsy Hampshire nur, während sie den Gleiter startete und von der positronischen Fernsteuerungszentrale übernehmen ließ.

Der Gleiter überflog die nordaustralische Hafenstadt Cairns in einer Höhe von zweitausend Metern, nach dem eingetasteten Zielprogramm vom Rechner der regionalen Fernsteuerzentrale gelenkt. Südwestlich des Stadtgebietes erhöhte sich die Fluggeschwindigkeit. In weniger als einer halben Stunde war Georgetown erreicht. Betsy nahm das Fahrzeug in Handsteuerung und landete auf dem verunkrauteten Hof einer ehemaligen Farm, die vor langer Zeit einmal in eine Ferienpension umgebaut worden und schon vor Jahren sich selbst überlassen worden war.

Die Gebäude waren abbruchreif bis auf die Gleiter-Abstellboxen, die offenbar jüngeren Baudatums waren. Betsy bat Baggo, auf ihn zu warten. Sie stieg aus und öffnete mit Hilfe eines Impulskodeschlüssels das Tor einer Box. Ein schwerfällig wirkender Lastengleiter mit halbkugelförmiger Pilotenkabine wurde sichtbar.

Die Frau kletterte in die Kabine und steuerte das Fahrzeug vorsichtig ins Freie. Baggo Arnvill begriff, was sie beabsichtigte. Er rutschte auf den Pilotensitz des Fluggleiters und dirigierte ihn in die freigewordene Box. Danach stieg er aus und ging zu dem Lastengleiter. Er fühlte sich schon viel besser als in seinem Hotelzimmer.

»Sie sollten sich lieber nicht zu sehr anstrengen, Mister Arnvill«, rief Betsy ihm zu, während sie das Tor der Box wieder verschloss.

»Mir geht es gut«, entgegnete Baggo. »Wohin fahren wir?«

»Zu einem Freund«, antwortete Betsy. »Er lebt in einer alten Hütte an der Halifax Bay, zwischen Ingham und Townsville. Dort findet uns so leicht niemand.«

Sie stieg zu ihm in die Pilotenkanzel und setzte sich hinter die Steuerung.

»Der Lastengleiter ist übrigens auf seinen Namen zugelassen, wir werden deshalb die Straße über Forsayth benutzen, was wesentlich unverdächtiger ist, als würden wir über freies Gelände schweben.«

Arnvill nickte.

Ein Lastengleiter, der sich längere Zeit abseits der Straßen über freies Gelände bewegte, hätte naturgemäß den Verdacht der SolAb-Patrouillen erregt. Ließen sie dagegen den Autopiloten mit dem Rechner der Regionalkontrolle zusammenarbeiten, so dass das Fahrzeug durch die in den Straßen eingelagerten Sensoren überwacht und durch die Fernsteuerimpulse der Zentrale geleitet wurde, so konnten sie keiner Patrouille auffallen. Voraussetzung dafür war allerdings, dass die Agenten der SolAb den Namen des Fahrzeugeigentümers nicht mit Baggo Arnvill und Betsy Hampshire in Verbindung brachten.

Doch in dieser Beziehung hatte Betsy sicherlich fehlerfrei gearbeitet, überlegte Arnvill.

Die Fahrt verlief denn auch ohne jeden Zwischenfall.

Baggo kannte die Arbeitsweise der Solaren Abwehr allerdings gut genug, um zu wissen, dass sich die Lage in absehbarer Zeit ändern würde. Sobald die SolAb ermittelt hatte, dass ihr anonymer Informant sein Hotel mit einem Fluggleiter verlassen hatte, der einer gewissen Betsy Hampshire gehörte, konnte es nicht mehr lange dauern, bis sie höheren Ortes die Genehmigung erwirkte, Individualtaster einzusetzen.

Falls die USO die Solare Abwehr darüber informierte, dass ihr Spezialist Baggo Arnvill auf Terra weilte, um nach dem Grauen zu suchen, würde man sie natürlich noch schneller finden.

Doch Baggo glaubte nicht, dass Ronald Tekener auf diese Art und Weise vorging. Der »Galaktische Spieler« arbeitete mit anderen Methoden. Außerdem wusste Tekener genau, dass er, Baggo Arnvill, sich nur für kurze Zeit verkriechen würde, sozusagen nur, um seine Wunden zu lecken. Danach würde er, getrieben vom Hass, wieder die Spur des Grauen aufnehmen.

Wahrscheinlich wartete Ronald Tekener nur darauf, dass Baggo ihn zu dem Verbrecher führte.

Baggos Augen verdunkelten sich bei dem Gedanken an den Mann, der die Ermordung seiner Frau Amjana befohlen hatte. Er ballte die Hände zu Fäusten.

Hinter Forsayth bog Betsy Hampshire auf eine neue Straße ab, die mitten durch gebirgiges Gelände geführt worden war. Baumaschinen waren dabei, eine Zufahrt zu einem planierten Areal zu schaffen, auf dem wahrscheinlich ein Hotel gebaut werden sollte.

Anderthalb Kilometer weiter vereinigte sich die neue Straße mit der breiten Küstenstraße. Betsy bog in der Höhe von Magnetic Island nach Norden ab und verließ wenige Kilometer weiter die Straße wieder. Sie steuerte das Fahrzeug in geringer Höhe über unebenes Gelände, auf dem einzelne Eukalyptusbäume ihre korkenzieherartig verdrehten Stämme in den Himmel bohrten. Hier gab es weder Gebäude noch Menschen.

Betsy steuerte den Lastengleiter um ein Wäldchen aus verfilzten, strauchartigen Bäumen herum – und plötzlich lag die Küste der Halifax Bay vor den beiden Menschen. Der Strand war leer bis auf einen kleinen Katamaran, der auf den Sand gezogen war.

Beinahe hätte Baggo die windschiefe Holzhütte übersehen, die sich auf dieser Seite gegen den Waldrand zu lehnen schien.

Betsy Hampshire setzte das Fahrzeug dicht neben der Hütte auf, schaltete die Antriebsaggregate aus und öffnete die Kanzel.

Arnvill griff unwillkürlich nach seinem Impulsstrahler, als eine krächzende Stimme rief:

»Feind gesichtet! Gebt Feuer, Jungs!«

Aber Betsy lachte und legte ihre Hand beruhigend auf Baggos Handrücken.

»Das ist nur King Arthur. Kein Grund zur Beunruhigung, Mister Arnvill.«

Baggo blickte sich suchend um, aber er konnte keinen Menschen entdecken. Nur ein großer Papagei mit rotem Kopf- und Nackengefieder und grün-bläulicher Flügelzeichnung saß auf dem Ast eines Baumes neben der Hütte und bewegte ruckartig den Kopf, während er von einem Bein aufs andere trat.

Betsy, die Baggos Blick mit den Augen gefolgt war, erklärte:

»Das ist King Arthur, Esthers Ara. Esther und er sind unzertrennliche Freunde.«

Baggo Arnvill wölbte die Brauen.

»Esther ...?«, fragte er gedehnt. »Ich dachte, Sie brächten mich zu einem Freund.«

Betsy Hampshire lächelte geheimnisvoll und schwang sich ins Freie. Baggo folgte ihr.

»Wach auf, alter Nussknacker!«, schrie King Arthur aufgeregt. »Räuber, Mörder!«

Die Tür der Hütte schwang knarrend auf. Zuerst erschien der Lauf eines archaischen Gewehrs, dann trat eine Gestalt durch die Öffnung.

Baggo starrte die Gestalt verwundert und misstrauisch an. Es handelte sich zweifellos um einen Mann, wie der ungepflegte Vollbart bewies.

Aber um was für einen Mann!

Er war mindestens zwei Meter groß, breitschultrig und grobknochig. Er war barfuß, trug eine verwaschene hellblaue Leinenhose und ein zerlumptes graues Hemd, aus dessen offenem Kragen braune Kräuselhaare quollen. Das Gesicht war kantig und wettergegerbt; aus ihm blickte ein Paar unwahrscheinlich hellblauer Augen zu den Ankömmlingen.

»Miss Hampshire?«, rief der Mann erstaunt. »Was wollen denn Sie hier? Noch dazu mit einem Fremden?« Sein Ton war unfreundlich, aber wenigstens senkte er seine Waffe.

Betsy ließ sich von seinem Ton nicht beirren.

»Darf ich vorstellen: mein früherer Chef, Baggo Arnvill – Raumkapitän Esther Taughn.«

Baggo musste sich beherrschen, um nicht zu grinsen. Es gab zweierlei, was ihn erheiterte, erstens die Tatsache, dass ein Mann einen terranischen Frauennamen trug und zweitens die Vorstellung, dass dieses verwahrloste Individuum ein Raumkapitän sein sollte.

»Lachen Sie nicht!«, schimpfte Taughn, obwohl Arnvill sich seine Erheiterung nicht hatte anmerken lassen. »Was kann ich dafür, dass meine Eltern mir den Namen Esther gaben!«

Er blickte wieder zu Betsy.

»Das soll Ihr früherer Chef sein, Miss Hampshire, der Superdetektiv mit dem unwiderstehlichen Charme?« Er lachte dröhnend. »Ich sehe nur einen heruntergekommenen Vagabunden, der offenbar einen Zweikampf mit einer Tigerkatze hinter sich hat.«

»Sie sollten mal einen Blick in einen Spiegel werfen«, riet Baggo ihm. »Ich bezweifle, dass Sie das verwahrloste Individuum darin für einen Raumkapitän halten würden.«

Esther Taughn lehnte seine Flinte an die Hüttenwand und kam drohend auf Baggo zu.

»Sie Strolch!«, schimpfte er. »Wenn Sie nicht so schwach wären, würde ich Sie verprügeln. Verschwinden Sie von meinem Grund und Boden!«

Arnvill lächelte kalt.

»Versuchen Sie, mich zu verjagen, Taughn. Ich bezweifle, dass Ihnen auch nur ein Quadratmeter dieses Bodens gehört. Wahrscheinlich sind Sie in dieser baufälligen Hütte untergekrochen, weil Sie sich keine Wohnung leisten können.«

»Hören Sie auf, sich gegenseitig zu beschimpfen!«, sagt Betsy Hampshire zornig.

»Er soll verschwinden, oder ich zerreiße ihn in der Luft«, erklärte Taughn.

Er hatte unterdessen Baggo erreicht.

»Verschwinde!«, sagte er und holte zu einer Ohrfeige aus.

Baggo Arnvill duckte sich unter dem Schlag weg und versetzte Taughn einen kurzen Haken gegen die Rippen. Der verwilderte Hüne taumelte überrascht zurück, dann griff er mit dem Ungestüm eines gereizten Stieres an.

Arnvill fühlte sich dem Mann aufgrund seiner Spezialistenausbildung haushoch überlegen, deshalb verteidigte er sich anfangs nur passiv. Aber das Ungestüm, mit dem Esther Taughn angriff, zwang ihn, offensiv vorzugehen. Nachdem er einige harte Schläge eingesteckt hatte, überwältigte er seinen Gegner mit einem Dagor-Griff.

»Männer!«, sagte Betsy verächtlich.

Baggo zuckte die Schultern und betastete vorsichtig seine rechte Gesichtshälfte, die sehr schnell anschwoll.

»Was sollte ich tun!«, meinte er. »Seltsame Freunde haben Sie sich angeschafft, das muss ich schon sagen.«

»Ach, seien Sie bloß still!«, entgegnete Betsy heftig. »Esther Taughn ist zwar ein altes Raubein, aber unter der harten Schale schlägt ein goldenes Herz.«

Sie beugte sich zu Taughn, der gerade wieder die Augen aufschlug.

»Wie fühlen Sie sich?«

Taughn ächzte. Sein Blick fiel auf Baggo.

»Der Mensch ist ja immer noch da«, sagte er.

»Er braucht unsere Hilfe«, erwiderte Betsy.

Esther Taughn richtete sich mit ihrer Hilfe auf.

»Warum haben Sie das nicht gleich gesagt, Miss Hampshire?«, fragte er verwundert. »Hat er etwas angestellt?«

»Die Solare Abwehr sucht ihn«, antwortete Betsy.

Taughn pfiff unmelodisch durch die Zähne.

»Die Solare Abwehr? Da muss er ja allerhand auf dem Kerbholz haben. Was ist es denn?«

»Das weiß ich selber nicht.« Betsy Hampshire blickte Baggo fragend an.

»Ich habe die SolAb auf die Spur einer Verbrecherorganisation gebracht«, berichtete er. »Anonym. Natürlich will man nun wissen, wer ich bin und wie ich diese Organisation entlarvt habe.«

»Warum sagen Sie es ihnen nicht?«, fragte Taughn.

Arnvills Blick wurde geistesabwesend.

»Weil ich meine Bewegungsfreiheit behalten will, damit ich den Mörder meiner Frau finden und töten kann«, sagte er leise und mit tödlicher Drohung in der Stimme. Sein Blick kehrte in die Gegenwart zurück. »Er wird mir nicht entkommen.«

»Ich verstehe«, sagte Taughn mitfühlend. »Selbstverständlich helfe ich Ihnen. Bitte, kommen Sie in meine bescheidene Hütte, Baggo. Ich darf doch Baggo zu Ihnen sagen?«

Arnvill lächelte erleichtert.

»Selbstverständlich, Esther.«

Die Männer schüttelten sich die Hände, als hätten sie sich nicht wenige Minuten zuvor geprügelt. Betsy Hampshire schüttelte den Kopf, dann folgte sie ihnen in die Hütte.

 

*

 

Das Innere der Hütte unterschied sich nicht wesentlich vom Äußeren. Ein fleckiger Plastiktisch, eine Bank, zwei Hocker und vier zu einem Schrank umfunktionierte Kisten bildeten die Einrichtung. In einer Ecke stand ein hölzernes Rumfass. Auf dem Tisch standen eine halbvolle Rumflasche, ein dickwandiges Glas und ein Aschenbecher mit einer Pfeife darin. Daneben befand sich ein zu zwei Dritteln mit Erdnüssen gefülltes Einmachglas.

Esther Taughn ging zum »Schrank«, holte zwei Gläser heraus und fragte:

»Möchten Sie ein Gläschen Rum mit mir trinken? Es ist Qualitätsware; ein Freund von mit hat ihn selber gebrannt.«

Baggo Arnvill schüttelte den Kopf.

»Danke, nein.«

Betsy schaute ihn verwundert an.

»Was höre ich da? Trinken Sie keinen Alkohol mehr, großer Meister?«

Er tätschelte ihre Wange.

»Nicht mehr oft, Mädchen. Aber sag, was hast du eigentlich die ganzen Jahre über getan?«

Betsy lächelte.